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Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz | Themen | bpb.de

Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz

Der Hausvogteiplatz östlich des Berliner Gendarmenmarktes mit seinem umliegenden Straßen bildete einst das Zentrum der Berliner Mode- und Bekleidungsbranche. Anfang des 19. Jahrhunderts war die Berliner Konfektionsindustrie vor allem von jüdischen Textilhändlern und Kaufleuten aufgebaut worden. Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen der Stadt. Ab 1933 erließen die Nationalsozialisten Gesetze und Verordnungen, die darauf zielten, jüdische Konfektionäre, Stofffabrikanten, Schneider und Näherinnen aus der Modebranche herauszudrängen. Die in diesem Wirtschaftszweig tätigen Juden durften ihre Berufe nicht mehr ausüben und waren von Krediten und Zulieferungen wie auch von publizistischen Tätigkeiten ausgeschlossen; die Eigentümer wurden zu Zwangsverkäufen genötigt und flohen ins Ausland. Zahlreiche im Modesektor beschäftigte Juden, die nicht mehr rechtzeitig hatten emigrieren können, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet.

Die meisten Gebäude am Hausvogteiplatz wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute erinnern nur noch drei Häuser an das Mode- und Textilzentrum: Am Hausvogteiplatz 1 und 12, sowie in der Oberwallstr. 6-7.

Eine Inititativgruppe um den Verleger Gerhard Hentrich und den Journalisten Uwe Westphal hat sich jahrelang um die Errichtung eines Denkmals bemüht. Seit Juli 2000 erinnert das "Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz" von Rainer Görß an die jüdischen Inhaber und Beschäftigten der Berliner Mode- und Bekleidungsbranche und die Zerstörung einer hundertjährigen Tradition. Wer aus der U-Bahn Station Hausvogteiplatz aussteigt und die Treppen mit dem Blick nach unten hinaufsteigt, erblickt an den Stirnseiten der Stufen die Namen von jüdischen Textilfabrikanten, Hausnummern und Jahreszahlen Die letzte obere Stufe trägt den Hinweis: "Aus dem Adressbuch der Berliner Konfektionsfirmen". Die insgesamt 19 Stufen erinnern an jüdische Textilfabrikanten, die bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten hier ansässig waren. Auch wer die Treppen zur U-Bahn Station hinuntergeht, bemerkt die Namenstafeln. In einer großen Spiegelwand sieht man sich selbst und die Stufen.

Auf dem Hausvogteiplatz, direkt am Ausgang der U-Bahn-Station stehen drei schmale 2,70 Meter hohe doppelseitige Spiegel, welche an die Ankleidespiegel in Modegeschäften erinnern. Einander leicht zugeneigt, deuten sie einen Raum an. Die Spiegelungen zeigen bruchstückhaft Ansichten auf den Platz.

Auf Initiative eines Investors und des Centrum Judaicum kam 1997 eine Gedenktafel für die deportierten jüdischen Modemacher zustande. Die zweiteilige Tafel, gestaltet von Christian Rothmann, befindet sich im Hausflur der Markgrafenstraße 36 zwischen Gendarmenmarkt und Hausvogteiplatz. Auf einer Aluminiumplatte sind Häuserfronten, Angestellte der Konfektionsfirmen und eine Schnittmuster abgebildet. Ihr gegenüber hängt eine spiegelnde Platte, die die Namen derer verzeichnet, die in Konzentrationslagern ums Leben kamen.

Kontakt
Berliner Kulturverwaltung Senatskanzlei Kulturelle Angelegenheiten, Pressestelle
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Telefon: +49 (0)30-90 228 206
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Lage
Hausvogteiplatz, Markgrafenstraße
10117 Berlin