Die Migrationsgeschichte aus diesen Regionen ist komplex. Sie ist unter anderem geprägt durch:
(Spät)Aussiedler/-innen mit deutscher Abstammung, die vor allem aus Russland, Kasachstan, der Ukraine und anderen Ländern kamen,
jüdische Kontingentflüchtlinge, die zwischen 1991 und 2005 nach Deutschland einreisen konnten, mit dem Ziel, jüdisches Leben wieder zu stärken,
sowie durch Geflüchtete aus der Ukraine, insbesondere seit Beginn des russischen Angriffskriegs 2022.
(© bpb, Mosaik e.V. Heidelberg/ bpb)
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Hinter diesen Gruppen stehen Menschen mit sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, politischen Einstellungen und Lebensgeschichten. Die vereinfachenden Begriffe, mit denen sie oft beschrieben werden, verdecken diese Vielfalt. Auch innerhalb der Gruppen zeigen sich Spannungen, etwa zwischen verschiedenen Generationen oder politischen Haltungen – von queer-feministischen Perspektiven bis hin zu konservativen Strömungen.
Das Verhältnis zwischen den Communitys sowie ihr Kontakt zur Mehrheitsgesellschaft ist von teils belasteten Dynamiken geprägt. Eine Rolle spielen dabei auch gesellschaftliche Hierarchien, rassistische Vorurteile und abwertende Zuschreibungen. Der Begriff „antiosteuropäischer Rassismus“ beschreibt ein Bündel von Stereotypen und Diskriminierungen, die sich auf Herkunft, Sprache oder Aussehen beziehen und Menschen aus Osteuropa betreffen – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus oder ihrer Einwanderungsgeschichte. Die Erfahrungen dieser Menschen bleiben in der öffentlichen Wahrnehmung häufig unsichtbar. Besonders die jüngeren Generationen setzen sich zunehmend mit der eigenen Herkunft und den Geschichten ihrer Familien auseinander – oft im Spannungsfeld zwischen Schweigen der älteren Generation und dem Wunsch nach Aufarbeitung.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Jahr 2014 – und besonders mit der Eskalation 2022 – rücken Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Verantwortung erneut in den Fokus. Alte Deutungsmuster wie die Gleichsetzung von „sowjetisch“ mit „russisch“ oder politische Etikettierungen der ukrainischen Geschichte als „faschistisch“ wirken bis heute nach und erschweren einen differenzierten Dialog – sowohl innerhalb migrantischer Communitys als auch in der Gesamtgesellschaft.
Das Projekt Lokal Dekolonial möchte diese Debatten aufgreifen und zu einem bewussten Umgang mit Geschichte und Gegenwart beitragen. Im Zentrum stehen die Erfahrungen von Menschen, die aus osteuropäischen Kontexten stammen und deren Perspektiven bislang kaum Gehör finden. Ziel ist es, die historischen und politischen Hintergründe ihrer Herkunftsländer sichtbar zu machen, imperiale Kontinuitäten zu benennen und einen lokalen, dialogorientierten Austausch mit Communitys in Heidelberg und Leipzig zu ermöglichen.
Unsere Veranstaltungen finden zunächst in Heidelberg in Kooperation mit dem Verein Externer Link: „Mosaik Deutschland e.V.“ und in Leipzig in Zusammenarbeit mit dem Externer Link: Referat „Internationales“ der Leipziger Stadtverwaltung statt.
(© Mosaik Deutschland)
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(© Stadt Leipzig)
(© Stadt Leipzig)