„Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Ignoranz ist Stärke!“
Verkehrungen ins Gegenteil als Desinformation
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Die autokratische Regierung in Russland rechtfertigt Repressionen und einen Angriffskrieg mit „Entnazifizierung“ der Ukraine. Verkehrungen ins Gegenteil sind aktueller denn je und dienen vor allem dem eigenen Machterhalt, sagt die Slawistin Sylvia Sasse.
So lauten Losungen des Ministeriums für Wahrheit in George Orwells dystopischem Roman 1984. In ihrem Vortrag am 22. November in der bpb Berlin ging Sylvia Sasse der Geschichte solcher Verkehrungslogiken nach und zeigte u.a. am Beispiel des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, wie sie funktionieren und wirken. Grundlegend ist dabei die Erkenntnis, dass wir es bei Verkehrungen mit einem globalen Phänomen zu tun haben, das unsere gesellschaftlichen Wirklichkeiten nachhaltig prägt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden verzerrt und Verschwörungserzählungen entworfen, um die Auseinandersetzung mit Herausforderungen wie der Corona-Pandemie oder dem Klimawandel zu verweigern. In den USA hat Donald Trump alternative Fakten zum politischen Geschäftsmodell erhoben, um demokratische Regeln für seine Interessen zu missbrauchen. In vielen anderen Ländern sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen legte Sylvia Sasse auf Russland. Sie zeichnete nach, wie das russische Regime seinen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als angebliche „Entnazifizierung“ und „Demilitarisierung“ tarnt. An ausgewählten Beispielen gab Sasse Einblicke in die mediale und politische Erschaffung verkehrter Welten im heutigen Russland. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass Desinformation durch Verkehrungen das Fundament von politischer Meinungsbildung untergräbt und so als Instrument zum Machterhalt genutzt wird.
Den ganzen Vortrag von Sylvia Sasse können Sie sich hier ansehen:
Up to East #3
Prof. Dr. Sylvia Sasse
Prof. Dr. Sylvia Sasse lehrt Slavische Literaturwissenschaft an der Universität Zürich. Sie ist unter anderem Mitbegründerin und Mitglied des Zentrums Künste und Kulturtheorie (ZKK) und Herausgeberin des online-Magazins „Geschichte der Gegenwart”. In ihren Forschungsarbeiten beschäftigt sie sich intensiv mit politischer Sprache und politischen Sprechakten, z.B. in der stalinistischen Sowjetunion. Seit 2022 leitet sie das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Forschungsprojekt „Kunst und Desinformation“. 2023 erschien bei Matthes und Seitz ihr Essay „Verkehrungen ins Gegenteil. Über Subversion als Machttechnik“.
Prof. Dr. Susanne Strätling
Prof. Dr. Susanne Strätling lehrt Slavistische Literatur- und Kulturwissenschaft am Osteuropa-Institut sowie am Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende der Freien Universität Berlin. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit gehören Theorien der Rhetorik sowie die Frage, wie Literatur, Schrift und Sprache als Medien und Werkzeuge gedacht und beschrieben werden. In ihrem aktuellen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit einer interdisziplinären Begriffsgeschichte der Energie.
Die dritte Veranstaltung der Reihe "Up to East" fand in Zusammenarbeit mit dem Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin statt. In den Vortrag führte Prof. Dr. Susanne Strätling ein.
(© Osteuropa-Institut)
(© Osteuropa-Institut)
(© Freie Universität Berlin)
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