In den vergangenen Jahren wurde heftig über die Herausforderungen für “unseren westlichen Lebensstil” in der und durch die Migrationsgesellschaft diskutiert. Im Fokus standen unter anderem fehlende Anerkennung des Individuums, mangelnde Selbstbestimmungsrechte von Frauen, Homophobie unter Migrantinnen und Migranten oder auch delinquentes Verhalten Jugendlicher mit Zuwanderungshintergrund.
Als Ursachen dieser Probleme wurden oftmals anhaltende Einflüsse der “Herkunftskultur” identifiziert. Doch für das Verständnis sozialen Handelns ist “die Kultur” lediglich ein Puzzleteil. Stattdessen gilt es, soziales Handeln stets im Zusammenhang mit wirtschaftlichen, politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und sozialpsychologischen Einflüssen zu interpretieren.
Rudolf Leiprecht
Sozialisation in der Migrationsgesellschaft und die Frage nach der Kultur
Bei der Thematisierung von Sozialisation und Kultur gilt es, Reduktionismen zu vermeiden. Situative Faktoren, strukturelle Voraussetzungen oder individuelle Verantwortlichkeiten können leicht aus dem Blick geraten.
Auszug: Sozialer Wandel. Wohin geht die Entwicklung?
"Sozialer Wandel", das heißt nachhaltige Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen, kann schneller oder langsamer vor sich gehen und bleibt den Gesellschaftsmitgliedern mitunter über längere Zeit mehr oder weniger verborgen. Viele dieser Veränderungen berühren lediglich begrenzte Teilbereiche der Gesellschaft, etwa das Familienleben oder die Kunst; andere betreffen tendenziell die gesamte Gesellschaft, wie zum Beispiel die Transformation der staatssozialistischen Gesellschaften Mittel- und Osteuropas nach 1990.
Peter Franz
Normkonformität durch soziale Kontrolle: Gesellschaftlicher Umgang mit "Unehelichen"
Verschiedene Instanzen sozialer Kontrolle gewährleisten die Durchsetzung wichtiger Normen. Doch auch sie verändern sich durch sozialen Wandel. Dies wird am Beispiel des gesellschaftlichen Umgangs mit “Unehelichen” aufgezeigt.
Désirée Waterstradt
Sozialisierung oder Zivilisierung der Eltern?
Der lebenslange Sozialisationsprozess jedes Menschen beinhaltet auch die Sozialisierung zum jeweiligen Elternschaftsideal. Die sozialhistorischen Veränderungen von Elternschaft erklärt das aber noch nicht. Hierfür brauchen wir dringend mehr Wissen über Elternschaft.
Haci-Halil Uslucan
Familiale Einflussfaktoren auf delinquentes Verhalten Jugendlicher
Delinquenz und Fehlanpassungen gelten als typische Symptome der Jugendphase. Der erste Beitrag untersucht familiale Einflussfaktoren auf jugendliche Delinquenz. Der zweite benennt Herausforderungen im Hinblick auf deren politische Steuerung.
Bernd Dollinger
Risiken politischer Steuerung am Beispiel der aktuellen Jugendkriminalpolitik
Delinquenz und Fehlanpassungen gelten als typische Symptome der Jugendphase. Der erste Beitrag untersucht familiale Einflussfaktoren auf jugendliche Delinquenz. Der zweite benennt Herausforderungen im Hinblick auf deren politische Steuerung.
Jutta Hartmann
Institutionen, die unsere Existenz bestimmen: Heteronormativität und Schule
Heterosexualität ist ein in der Regel nicht als Institution wahrgenommenes Erwartungsmuster, dem soziale Ordnungsfunktion zukommt. Am Beispiel Schule wird erörtert, mit welchen Mechanismen es erzeugt, aber auch verschoben wird.
Käthe Schneider
Bildung zur Selbstbestimmung im Erwachsenenalter
Selbstbestimmung heißt, sich als Wesen zu begreifen, das sich durch die Erkennbarkeit von Objekten der Normen des eigenen Handelns bewusst wird, diese anerkennt und dadurch individuelle Autonomie erlangt.
Auszug: Politische Sozialisation
Politische Sozialisation (PS) ist in engem Zusammenhang mit politischer Kultur, politischer Meinungs- und Werteforschung und mit politischer Bildung zu sehen. Nimmt man die klassische Definition politischer Kultur als die "jeweilige Verteilung von Orientierungsmustern gegenüber politischen Gegenständen“ in einer Gesellschaft, dann bezeichnet PS den Erwerb dieser Orientierungsmuster durch das Individuum.
Harald Schoen
Persönlichkeit, politische Präferenzen und politische Partizipation
In politischem Engagement und politischen Vorlieben kommen auch langfristig stabile Persönlichkeitseigenschaften zum Ausdruck. Persönlichkeitseinflüsse können zu Verzerrungen in Prozessen politischer Interessenvermittlung beitragen.
Auszug: Werte, Milieus und Lebensstile. Zum Kulturwandel unserer Gesellschaft
In den 1970er Jahren hat der amerikanische Soziologe Ronald Inglehart (1989) in der westlichen Welt einen einschneidenden Wertewandel von materialistischen (Vermögen und Besitztum) zu postmaterialistischen Werten (Selbstverwirklichung und Kommunikation) ausgemacht.
Stephan Lessenich
Der Sozialstaat als Erziehungsagentur
Der Sozialstaat ist eine Erziehungsagentur und Schulungsinstanz sozialen Handelns. Als solche wird er kenntlich gemacht. Typische Erziehungsmethoden werden charakterisiert und die erzieherischen Ansprüche beschrieben.