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Editorial | Globalisierung - Gesellschaftspolitik | bpb.de

Globalisierung - Gesellschaftspolitik Editorial David gegen Goliath: Seattle und die Folgen Globalisierung und Wirtschaftswachstum Wohlfahrtsmerkantilismus Zum Verhältnis von Globalisierung und Sozialstaat Globalisierung als Chance für Wohlstand und Arbeitsplätze Frauen und Globalisierung

Editorial

Katharina Belwe

/ 2 Minuten zu lesen

Worin bestehen die Wechselwirkungen zwischen der Globalisierung und der Wirtschafts-, Sozial- sowie Arbeitsmarktpolitik? Und schließen Wohlfahrtsstaatlichkeit und Globalisierung einander nicht unbedingt aus?

Einleitung

Die "Globalisierung" gehört zu den Themen, die von der Redaktion in regelmäßigen Abständen aufgegriffen werden: Die B 33-34/97 etwa war der begrifflichen Klärung und den Folgen der Globalisierung für die nationalen Volkswirtschaften, Güter-, Finanz- und Arbeitsmärkte sowie die wohlfahrtsstaatlichen Aufgaben gewidmet. In der B 23/99 ging es um Chancen und Risiken der Globalisierung. Das Phänomen "Globaliserung" wurde in dieser Ausgabe unter ökonomischen, außen- und umweltpolitischen Aspekten ausgeleuchtet und auf seine tatsächliche Relevanz hin geprüft. Die B 49/99 hatte die Auswirkungen der Globalisierung auf den Sozialstaat zum Thema. Anliegen der B 37-38/2000 war es, die Zusammenhänge zwischen der Globalisierung und dem internationalen Finanzsystem aufzuzeigen.

Die Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe gehen den Wechselwirkungen zwischen der Globalisierung und der Wirtschafts-, Sozial- sowie Arbeitsmarktpolitik nach und kommen dabei u. a. zu dem Ergebnis, dass Wohlfahrtsstaatlichkeit und Globalisierung einander nicht unbedingt ausschließen. Vor dem Hintergrund des Essays von Claus Leggewie scheint das zumindest überraschend: Nichts sei gut an einer Globalisierung, bei der ein Sechstel der Weltbevölkerung hungere und (sogar in Deutschland) jedes siebte Kind in Armut leben müsse, deren Fortschritte beim nachhaltigen Umweltschutz durch die rasante Industrialisierung des Südens vernichtet würden und die elementare Rechte von Frauen und Minderheiten ignoriere.

Rainer Durth hält dem die Sichtweise jener Ökonomen entgegen, die vehement für die Globalisierung eintreten. Er zeigt auch, welche möglichen Gefahren sie benennen und welche Schlussfolgerungen nahe liegen. Der Autor sieht Wachstumschancen der Globalisierung - auch für die armen Länder - u. a. in der internationalen Verbreitung von neuem Wissen.

Elmar Rieger und Stephan Leibfried haben das erstaunliche Wachstum internationaler Organisationen als die andere Seite der wirtschaftlichen Globalisierung entdeckt. In der Arena der Wohlfahrtsdemokratie hätten sich die vielen Schwachen zu einer Gegenkraft formiert und sich die erforderlichen institutionellen Instrumente geschaffen. Dazu gehörten die Einrichtungen der internationalen Politik. Die wohlfahrtsdemokratische Reaktion auf big business sei bigger democracy - wenn sich das big business nicht als unverträglich mit der Wohlfahrtsdemokratie erweisen wolle.

Dass Globalisierung und Sozialstaat einander nicht ausschließen müssen, zeigt auch Harald Trabold. Den Schlüsselfaktor zur Nutzung der Vorteile und zur Reduzierung der Nachteile der Globalisierung sieht er in einer forcierten Bildungspolitik. Bildung und Ausbildung seien die beste Strategie, der gesunkenen Nachfrage nach gering Qualifizierten zu begegnen.

Wilhelm Bürklin sieht in der Globalisierung große Chancen für eine Mehrung des Wohlstandes und für neue Beschäftigung in Deutschland. Deren Wahrnehmung mache allerdings grundlegende Weichenstellungen in der Ordnungs- und Wirtschaftspolitik erforderlich. Das Modell der Sozialen Marktwirtschaft sei an die Bedingungen der Globalisierung anzupassen.

Weniger optimistisch beurteilen Ilona Ostner und Sigrid Leitner die Globalisierung und ihre Folgen für die Frauen. Globalisierung betreffe soziale Standards und mit diesen die Handlungschancen und letztlich die Würde der Schwächsten der Gesellschaft: nicht nur, aber insbesondere auch der Frauen. Am Beispiel des Frauen- und Mädchenhandels veranschaulichen die Autorinnen diesen Zusammenhang.