Amerikanisierung oder Internationalisierung?
Populärkultur in beiden deutschen Staaten
Der Vergleich der Populärkultur zeigt erstaunliche Überschneidungen, etwa in Formen der Ablehnung amerikanischer Kultur, aber auch wichtige Unterschiede. Amerikanische Stileinflüsse blieben in der DDR subversiver.Einleitung
In den fünfziger und sechziger Jahren herrschte in der Presse der Bundesrepublik kein Mangel an Berichten über amerikanische Filme, Musik und Moden und deren Einfluss auf Jugendliche. Die amerikanische Populärkultur machte nicht am Eisernen Vorhang Halt: Amerikanische Einflüsse waren in der DDR spürbar und wurden von der SED bekämpft. Doch gab es auch andere internationale Bezugspunkte, zum Beispiel die Musik der Beatles aus Großbritannien. Und Ende der sechziger Jahre gelangten Stile aus der Dritten Welt auf unterschiedlichen Wegen in beide deutsche Staaten.
Es stellt sich die Frage, wie die Kulturgeschichte der Bundesrepublik und der DDR während des Kalten Krieges sinnvoll im internationalen Rahmen zu verorten wäre. Gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen in der Bundesrepublik sind vielfach unter dem Blickwinkel der Amerikanisierung, der "Westernisierung" oder der Modernisierung diskutiert worden.[1] Gleichzeitig haben die Globalisierungsdebatten der letzten zehn Jahre die Frage nach dem Verhältnis von Globalisierung und Amerikanisierung aufgeworfen.[2] Meist sind die Staaten des Warschauer Pakts außerhalb des Blickwinkels dieser Debatten geblieben.[3]
Im Folgenden will ich zunächst die vielfältigen, kontroversen Reaktionen auf amerikanische Kulturimporte, insbesondere in Mode und Musik, in Ost und West in den sechziger Jahren aufzeigen, um danach zwei weitergehende Fragen stellen: Ist für die sechziger Jahre eine Amerikanisierung der Populärkultur in beiden deutschen Staaten festzustellen? Inwiefern wurden auch andere Länder zu Bezugspunkten für den (gesamt)deutschen Alltag?