Ost-West-Migration nach Deutschland im Kontext der EU-Erweiterung
Deutschland ist das wichtigste Zielland für Migranten und Migrantinnen aus Osteuropa. Die EU-Erweiterung wird früher oder später auch zur Aufhebung aller Migrationsbarrieren führen.Einleitung
Die Erweiterung der Europäischen Union wird nicht nur zu freien Kapital- und Handelsbewegungen zwischen den west- und osteuropäischen Mitgliedsstaaten führen, sondern früher oder später auch zur Aufhebung aller Migrationsbarrieren. Dies wird es osteuropäischen Bürgerinnen und Bürgern erlauben, sich unbeschränkt in den anderen Staaten der EU niederzulassen. Obwohl westliche Politiker seit Jahrzehnten Reisefreiheit für Osteuropäer einfordern, sehen sie die Realisierung dieses Persönlichkeitsrechtes nun mit Besorgnis. Die großen Einkommensdifferenzen zwischen West und Ost, die wachsende Arbeitslosigkeit in den Transformationsländern und die dort immer wieder aufflammenden politischen und ethnischen Konflikte konfrontieren Westeuropa, vor allem Deutschland, mit einem beachtlichen Migrationspotential.
Tatsächlich entwickelte die Ost-West-Wanderung mit der politischen Transformation in Osteuropa Ende der achtziger Jahre eine neue Dynamik.[1]Seit diesem Zeitpunkt stieg die Migration aus Osteuropa in den Westen deutlich an. Das mit Abstand wichtigste Zielland ist Deutschland, das, ohne die Rückwanderung von Aussiedlern einzurechnen, etwa 60 Prozent aller Ost-West-Migranten aufnahm. Dies mag überraschen, setzt sich die deutsche Politik doch nachdrücklich für eine weitgehende Begrenzung der Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten ein. Vor dem Hintergrund politischer Entscheidungsprozesse und der geltenden Zuwanderungsbestimmungen lässt sich aber die dominante Position Deutschlands im Kontext der Ost-West-Wanderungen unschwer nachvollziehen.
Dieser Aufsatz untersucht den Hintergrund und die Entwicklung der Ost-West-Wanderung nach Deutschland seit dem Ende der achtziger Jahre.[2]