Politisches Verhalten Jugendlicher in Europa
Sind junge Menschen wirklich in geringerem Ausmaß politisch aktiv oder wählen sie nur andere Formen der politischen Beteiligung? Junge Europäer ergänzen ihre Teilnahme an Wahlen und Wahlkämpfen durch unkonventionelle Formen der politischen Partizipation.Einleitung
Die Wahlbeteiligung bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2004 war in der Mehrzahl der EU-Mitgliedsstaaten so enttäuschend niedrig wie vorhergesagt. Unter den jungen Wählerinnen und Wählern blieb sie sogar noch hinter dem Durchschnitt zurück: Mehr als zwei Drittel der 18- bis 24-Jährigen nahmen nicht an der Wahl teil (67 Prozent im Vergleich zu 54 Prozent der Gesamtpopulation).[1]Diese niedrige Wahlbeteiligung nährte in der Folge einen Großteil der Diskussionen über das mangelnde politische Interesse und die sinkende politische Beteiligung der "neuen Generation" junger Europäer. Dies wurde einerseits als eine ernste Bedrohung der repräsentativen Demokratie und somit der Zukunft Europas gewertet. Auf der anderen Seite gab es jedoch auch die Stimmen jener, die der jungen Generation sehr wohl politisches Interesse und politische Beteiligung zusprachen - junge Menschen würden dafür andere Wege und Formen der politischen Beteiligung wählen. Sie seien an politischen Fragen sehr wohl interessiert, stünden dem politischen Prozess aber entfremdet gegenüber.[2]
Der vorliegende Beitrag, der auf den Ergebnissen des im 5. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission finanzierten Forschungsprojekts "Political Participation of Young People in Europe (EUYOUPART)"[3] basiert, zeigt, dass sich Jugendliche in Europa durchaus an den Prozessen der repräsentativen Demokratie beteiligen. Die Teilnahme an Wahlen ist für sie die wichtigste Möglichkeit der Mitbestimmung. Diese ergänzen sie, indem sie von alternativen und neueren Formen der partizipativen Demokratie Gebrauch machen.
Darüber hinaus beschäftigt sich der Beitrag mit Einflussfaktoren auf das politische Verhalten Jugendlicher: mit der Sozialisation durch das Elternhaus und den Freundeskreis, der Aktivierung durch die Schule und der Auswirkung der Mitarbeit in politischen Organisationen auf das weitere Partizipationsverhalten. Empfehlungen zur Steigerung der politischen Beteiligung unter Jugendlichen runden die Darstellung der Ergebnisse ab.