Spuren und Erinnerungen hundert Jahre nach der deutschen Kolonialzeit in Kamerun
Im ausgehenden 19. Jahrhundert erlebte die Welt ein Wettrennen europäischer Mächte um Kolonialbesitz, den viel zitierten "Scramble for Africa". In diesem Hochimperialismus genannten Zeitalter ging es um Weltmachtansprüche, wirtschaftspolitisches Dominanzstreben, nationales Prestige, billige Rohstoffe und Absatzmärkte für industrielle Produkte. Auf der Berliner Afrika-Konferenz (oder Kongo-Konferenz), die zur Jahreswende 1884/85 in Berlin stattfand, beschlossen die Vertreter von zwölf europäischen Staaten, der USA und des Osmanischen Reichs die Modalitäten für die Aufteilung Afrikas sowie den freien Zugang für den Handel und Missionstätigkeiten auf dem Kontinent. Obgleich sich die Aufteilung Afrikas unter den Kolonialmächten keineswegs allein auf die Berliner Afrika-Konferenz zurückführen lässt, gilt sie heute unter Afrikanern als Menetekel für die Fremdbestimmung und Ausbeutung ihres Kontinents.Kamerun wurde offiziell am 12. Juli 1884 zum deutschen "Schutzgebiet" erklärt, nachdem kurz zuvor einige Verträge mit den Herrschern am Kamerunfluss unterzeichnet worden waren.[1] Die rund dreißigjährige koloniale Fremdherrschaft des deutschen Kaiserreichs endete während des Ersten Weltkrieges im Jahre 1916. Obwohl in der Forschung die Tendenz besteht, die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun im Vergleich zu der französisch-englischen in ihren Folgen zu unterschätzen,[2] ist nicht zu übersehen, dass auch dieses "Kolonialabenteuer" Spuren im Land hinterlassen hat, die heute aufgearbeitet werden müssen. Hier wird danach gefragt, wer die Akteure waren und über welche Medien sich die Erinnerungsarbeit vermittelt. Das Augenmerk wird dabei zum einen auf die deutsche Kolonialarchitektur und zum anderen auf die geteilte deutsch-kamerunische Geschichte als Erinnerungstopos in der Literatur gerichtet.