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Politik als Fiktion | Inszenierte Politik | bpb.de

Inszenierte Politik Editorial Politik als Fiktion Personalisiert und emotional: Strategien des modernen Wahlkampfes Politiker als Prominente - die Sicht der Zuschauer Politische Skandale in Deutschland und Großbritannien Politik und Inszenierung in der Römischen Republik

Politik als Fiktion

Andreas Dörner

/ 20 Minuten zu lesen

Unterhaltende Fernsehformate sind zu einem wichtigen Element der politischen Kommunikation geworden. Sie manifestieren politisch-kulturelle Traditionen und sind zugleich Medium von Veränderungsprozessen. Wie inszenieren Spielfilme, TV-Serien und Trash-Formate heutzutage Politik und Politiker?

Einleitung

Die "Hurricane-Saison" des Jahres 2005 hatte nicht nur verheerende Folgen für weite Landstriche des amerikanischen Südens. Sie offenbarte auch peinliche Schwächen des Präsidenten George W. Bush und seiner Administration beim Krisenmanagement. Am 1.November dieses Jahres konnte die amerikanische Fernsehöffentlichkeit darüber nachdenken, ob eine Frau im Oval Office besser mit solchen Krisen umgegangen wäre. An diesem Tag wurde die Folge "First Desaster" der neuen TV-Serie Commander in Chief ausgestrahlt - einer Serie, in der erstmals eine Frau das mächtigste Amt der Welt innehat. Mackenzie Allen, die als parteiungebundene Vizepräsidentin nach dem Tod des Amtsinhabers die Nachfolge im Weißen Haus antritt, führt der amerikanischen Nation anschaulich vor Augen, wie es sich anfühlt, eine Präsidentin zu haben.

Der Sender ABC hat die Serie mit prominenten Schauspielern wie Geena Davis und Donald Sutherland ins Rennen geschickt, und der Erfolg im "Prime Time"-Programm blieb nicht aus. Neben aktuellen Problemen wie Hurricanes und Umweltpolitik, Terrorismus und neuer Weltordnung sowie den üblichen innenpolitischen Querelen werden in der Serie die "Innenansichten der Macht" gezeigt: Dazu gehören etwa Einblicke in das schwierige Privatleben einer Präsidentin mit drei Kindern und in die vergleichsweise neuen Rollenprobleme eines beruflich erfolgreichen Mannes, der sich plötzlich in der Position eines "First Husbands" mit einem pinkfarben eingerichteten Büro wiederfindet. Solche Probleme stellen sich für die Amerikaner nicht mehr ganz so fiktiv dar, seit in der Öffentlichkeit über einen möglichen Präsidentschaftswahlkampf zwischen Hillary Clinton und Condoleezza Rice spekuliert wird.

Nun könnte man denken, wir Deutschen seien da schon viel weiter. Mit Angela Merkel im Kanzleramt und einem gestandenen Professor der Humboldt-Universität als Gatte ist hier längst das Realität, was die Amerikaner noch in einer fiktionalen Fernsehwelt vorgeführt bekommen. Andererseits sind die Formen, in denen hierzulande das Politische medial reflektiert wird, in starkem Maße geprägt durch amerikanische Vorbilder. Das wurde im Wahljahr 2005 noch einmal verstärkt deutlich: nicht nur im US-importierten Format des TV-Duells, das mit einer Reichweite von ca. 21 Millionen Zuschauern Einschaltquoten-Rekorde brach, sondern auch mit der ZDF-Serie Kanzleramt, die erstmals im deutschen Fernsehen das Geschehen der großen Politik in diesem Lande zum Gegenstand einer aufwändig produzierten TV-Serie machte.

Ist diese Serie, die deutlich dem amerikanischen Vorbild The West Wing verpflichtet war, das Anzeichen einer weitergehenden Amerikanisierung der deutschen Medienöffentlichkeit? Was bedeutet der beobachtbare Umbruch in den deutschen Unterhaltungsmedien für die politische Kultur des Landes? Sind wir Zeugen einer fortschreitenden Fiktionalisierung der Politik, und in welchem Verhältnis stehen die fiktionale und die reale politische Welt zueinander?

Im Folgenden sollen nach einer kurzen Reflexion über den Zusammenhang von politischer Kultur und Medienkultur einige Überlegungen angestellt werden, die den Stellenwert medialer Entwicklungen für das öffentliche Bild der Politik in Deutschland thematisieren und auch aufzeigen, wie scheinbar ganz "unpolitische" Sendeformate die politische Kultur des Landes prägen können.

Medienkultur und politische Kultur

Der Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen ist die Annahme einer engen Verzahnung von Medienkultur und politischer Kultur. Erst in dieser Perspektive kann deutlich werden, worin sich die enorme politische Bedeutung von Medienkommunikation begründet - auch und gerade dann, wenn es sich um fiktionale und unterhaltende Medienformate handelt. Fernsehsendungen, so die im Folgenden zu begründende These, sind ein wichtiger Bestandteil des politisch-kulturellen Prozesses in modernen Gegenwartsgesellschaften. Sie konstituieren eine politische Medienkultur.

Wenn hier von politischer Kultur gesprochen wird, dann zielt der Begriff auf "die für eine soziale Gruppe maßgebenden Grundannahmen über die politische Welt und damit verknüpfte operative Ideen (...). Diese Grundannahmen stellen so etwas wie Maßstäbe dar, an Hand derer Politik wahrgenommen, interpretiert und beurteilt wird." Es geht also um politische Denk- und Wahrnehmungsmuster sowie die damit verbundenen Werte einer Gesellschaft, um ein zu Handlungskonventionen geronnenes Wissen darüber, wie Probleme gelöst werden und welche Antworten sich in der Vergangenheit bewährt haben.

Moderne Gesellschaften sind in immer größerem Maße zu Mediengesellschaften geworden. Neueren Studien zufolge erstreckt sich in Deutschland der durchschnittliche Medienkonsum pro Tag auf etwa 600 Minuten. Dabei dominieren die Massenmedien Fernsehen und Radio, auf die insgesamt 441 Minuten des täglichen Zeitbudgets der Bürger entfallen. Das Fernsehen erweist sich nach wie vor als das Leitmedium der Gesellschaft - nicht nur, weil der Durchschnittsdeutsche pro Tag 3 Stunden und 40 Minuten vor dem Bildschirm verbringt, sondern weil das Fernsehen über die größte Reichweite aller Massenmedien verfügt: 89 Prozent der Bevölkerung schauen täglich fern, 95 Prozent zumindest mehrmals die Woche. Das Fernsehen und die anderen Massenmedien durchdringen allgegenwärtig den modernen Alltag.

Der Zeichen- und Wahrnehmungsraum, der durch die Medien umschrieben wird, definiert den Menschen ihre Selbstverständlichkeiten und Normalitäten. Das hat stets zugleich zwei mögliche Konsequenzen, die auch empirisch beobachtbar sind.

Erstens fungiert der Mediendiskurs als Befestigung des kulturellen Status quo. Mediensysteme sind heute in der Regel marktförmig organisiert, und die Anbieter müssen darauf achten, dass sie die Erwartungen des Publikums möglichst genau bedienen. Erwartungen, Normalitätsvorstellungen, Werte und Sinnkonstrukte werden somit stabilisiert und auf Dauer gestellt. Dies ist insofern wichtig, als die "Partitur" politisch-kultureller Vorstellungs- und Deutungsmuster einer ständigen "Aufführung" bedarf, wenn sie nicht verblassen oder zur bloßen Folklore verkommen soll. Die Medien führen uns - beinahe rituell - die geltenden Selbstverständlichkeiten in immer wieder neuer Form vor und halten sie somit im kulturellen Gedächtnis lebendig. Medien sind in diesem Sinne ein Moment der politischen Soziokultur. Sie dienen dazu, politische Kulturen auf Dauer zu stellen.

Zweitens werden Veränderungstendenzen unterstützt - wenn sie von einflussreichen Akteuren aufgegriffen werden oder aufgrund ihres Aufmerksamkeitswertes besonders mediengängig sind. Daher können Medien immer auch Verstärker von Wandlungsprozessen sein, indem sie etwas "Neues" - eine neue Wertpräferenz, einen neuen Way of Life - immer wieder in den öffentlichen Wahrnehmungsraum bringen, dadurch "normalisieren" und auch in anderen Teilen der Bevölkerung akzeptabel machen.

Solche Wandlungsprozesse können von Seiten einer politischen Deutungskultur auch bewusst vorangetrieben werden. Deutungskulturelle Aktivitäten sind dabei keineswegs auf den Informationssektor der Medienkultur beschränkt. In zunehmendem Maße wird der Unterhaltungssektor zum Forum politischer Kommunikation. An dieser Dimension von öffentlicher Auseinandersetzung und kulturellem Kampf um Einfluss und Anerkennung setzen vor allem die Arbeiten der "British Cultural Studies" an. Sie verweisen darauf, dass die mediale Unterhaltungskultur als Raum des populären Vergnügens zu einem wichtigen Forum des Kampfes um Identität, Anerkennung und Deutungshoheit geworden ist. Dabei geht es nicht nur um die "große Politik" von Kanzlern, Präsidenten und Parteien, sondern auch um die Mikropolitik des Alltagslebens: um all jene Macht- und Herrschaftsprozesse, die sich über die Achsen von Klassen- und Geschlechterverhältnissen, über ethnische und konfessionelle Abgrenzungen, über Altersunterschiede und Lebensstile konstituieren.

Die wichtigste Funktion der Massenmedien liegt also darin, politische Kultur und den Kampf um die Deutung von politischen Realitäten sichtbar zu machen. Vorstellungswelten, Werte, Normalitäten und Identitäten nehmen hier weithin wahrnehmbar sinnliche Gestalt an. Diese Visibilisierung des Kulturellen ist die Grundvoraussetzung für die Präsenz einer politischen Kultur im Wahrnehmungsraum der Bürger.

Politik im "Kanzleramt"

Über lange Zeit hinweg zeigte das deutsche Fernsehen - ganz ähnlich wie der deutsche Kinofilm - eine weitgehende Abstinenz gegenüber den Themen und Figuren der "großen Politik". Erst im Herbst des Wahljahres 1998 machte bemerkenswerterweise der Privatsender Sat.1 den Anfang, indem ein deutscher Kanzlerkandidat zur Hauptfigur eines Polit-Thrillers avancierte.

In der hochkarätig besetzten Produktion Macht wurde vorgeführt, wie ein moralisch fragwürdig agierender Spitzenpolitiker entführt und letztlich nur durch das couragierte Handeln seiner Ehefrau gerettet wird. Er begreift, dass er zum Opfer jenes Intrigenspiels wurde, das er selbst über lange Jahre aktiv mitgestaltet hat. Moralisch geläutert tritt er am Ende des Films von allen seinen Ämtern zurück. Ein solches Szenario bleibt letztlich, auch wenn es im Format eines spannenden Thrillers nach amerikanischem Zuschnitt dargeboten wird, der alten deutschen Tradition einer tiefgreifenden Politik-Skepsis verbunden, in der das politische Geschäft als schmutziges Geschäft erscheint und folglich nur der Unpolitische seine Integrität dauerhaft bewahren kann.

Ungeachtet dieser spezifischen Ausrichtung hat der Sat.1-Film 1998 doch einer neuen Entwicklung den Weg bereitet, die den thematischen Focus immer häufiger auf die "große Politik" setzt, dabei jedoch gleichsam einen anderen, insgesamt positiveren Zugang zu einer Welt wählt, die dem Erfahrungshorizont der meisten Bürger ziemlich fern ist. Im Wahljahr 2005 erreichte diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt. Mit der aufwändig produzierten Serie Kanzleramt, die von März bis Juni des Jahres 2005 in 12 Folgen jeweils am Mittwoch im Hauptabendprogramm gesendet wurde, traten renommierte deutsche Fernsehschauspieler an, um einen Blick auf die inneren Mechanismen der Macht in der Hauptstadt Berlin zu eröffnen.

Im Mittelpunkt der Serie steht die Figur des Bundeskanzlers Andreas Weyer, gespielt von Klaus J. Behrendt. Behrendt hatte seit 1993 in der actionbetonten Krimiserie A.S. auf Sat.1 mitgewirkt. Seit 1997 verkörpert er erfolgreich den impulsiven und tatkräftigen Kölner "Tatort"-Kommissar Max Ballauf. Diese durch den Schauspieler hergestellte intertextuelle Semantik eines Menschen, der sich nicht primär durch taktische Brillanz, Weltgewandtheit oder Feinsinnigkeit, sondern durch Erdung und (mitunter auch körperliche) Durchsetzungskraft auszeichnet, passt gut in den Rollenzuschnitt des fiktiven Bundeskanzlers hinein. Der Berufspolitiker erscheint hier nicht als glatter Machtmensch, sondern als handfeste Type mit Ecken und Kanten, der man grundsätzlich auch an der Theke in der Eckkneipe begegnen könnte. Die Figur dieses instinktsicher agierenden Politikers, der zunächst eine Lehre absolviert und dann erst studiert hatte und dessen Sprache die Herkunft aus einfachen sozialen Verhältnissen nicht leugnet, lässt durchaus Parallelen zum damaligen Kanzler Gerhard Schröder erkennen.

Ihm zur Seite agieren in der Serie Kanzleramtschef Norbert Kraft (Robert Atzorn), Büroleiterin Birte Schmitz (Rita Russek), Regierungssprecher Conny Bergmann (Herbert Knaup), Redenschreiber Alexander Nachtweih (Heikko Deutschmann) und die außenpolitische Beraterin Edith Lambert (Claudia Michelsen). Diese Mannschaft im Zentrum der Macht bildet die Figurenkonstellation, um die sich der politische Prozess im Kanzleramt dreht. Hinzu kommen private Figuren: allen voran Nina, die halbwüchsige Tochter des verwitweten Kanzlers, die alterstypische Bedürfnisse und Probleme weiblicher Teenager vorführt; eine Ärztin, mit der Kanzler Weyer zarte Bande knüpft; der Ex-Mann der Büroleiterin, der seine Beziehung nutzen will, um Aufträge für die eigene Firma an Land zu ziehen; und schließlich die schwangere Ehefrau des Redenschreibers, die an der permanenten Abwesenheit ihres Mannes zu verzweifeln droht. Die einzelnen Folgen bieten also eine Mischung aus Politik und "Human Interest", die dazu dient, den Unterhaltungsbedürfnissen der Zuschauer gerecht zu werden und das politische Personal als Menschen "wie du und ich" mit je spezifischen Schwächen erscheinen zu lassen. Zudem werden Anleihen bei anderen Genres gemacht, beispielsweise beim Agententhriller in der Folge "Schattenkrieger".

Die politischen Geschichten sind durchaus realitätsnah angelegt - was nicht heißt, dass die Serie durchweg "realistisch" gemacht wäre: Ein Unterhaltungsfilm kann und will die komplexen, langwierigen, teilweise unsichtbaren und mitunter auch langweiligen Mechanismen der Macht nicht wirklich abbilden, aber er kann sie andeuten. Es geht um Machtkämpfe zwischen Regierung und Parlamentsfraktion, um die Besetzung von hohen EU-Ämtern, um Tabaksteuer, Beutekunst und Rentenloch, um "schwierige" Kabinettskollegen und anstößige Staatsgäste, die zwar im Sinne der Außenhandelsbilanz gerne gesehen sind, aus der Perspektive der Menschenrechte jedoch eigentlich keine Ehrerweisung verdienten. Die Anlehnung an die Realität der Schröder-Ära ging so weit, dass reale Ereignisse wie die Holzmann-Intervention oder die Ohrfeige für den Kanzler durch einen Arbeitslosen leicht verfremdet als Handlungselemente eingebaut wurden. Das Kanzleramt versuchte also durchaus, ein realitätsnahes Politik-Bild und keine politischen Märchen zu vermitteln.

Die Hauptfiguren sind allerdings grundsätzlich positiv gezeichnet. Schurken und reine Machtmenschen erscheinen nur an der Peripherie. Es handelt sich um verantwortungsbewusste, dem Gemeinwohl verpflichtete Akteure, die zwar jeweils ihre persönlichen Schwächen haben, insgesamt jedoch die für eine solche Serie erforderlichen Identifikationspotentiale im Sinne einer Wir-Gemeinschaft mit dem Zuschauer aufbauen. Wenngleich dies unrealistisch anmutende Züge aufwies, so wurde doch die "Erdung" des Szenarios dadurch erreicht, dass die Akteure bei der Wahl ihrer Mittel keineswegs reine Gutmenschen waren. Die Realpolitik des Kanzleramts sieht auch Intrigen, Täuschungen, ja Formen der Erpressung als legitime Mittel vor, wenn es zur Organisation einer parlamentarischen Mehrheit oder zur Durchsetzung eines Wunschkandidaten in einem politischen Amt erforderlich ist. Und es wird gezeigt, dass häufig nicht einfach zu bestimmen ist, was jeweils im Sinne des Gemeinwohls als richtig gelten soll: Ist es die moralische Verpflichtung zur Wahrung der Menschenrechte oder ist es der lukrative Handelsvertrag, der wiederum heimische Arbeitsplätze sichert? Zu einfache Antworten werden dabei vermieden, es bleibt Raum für jene Ambivalenz, die oft auch reales politisches Handeln kennzeichnet.

Die Bildgestaltung der Serie transportiert visuell jenen Glanz und den partiellen Monumentalismus, wie er in der neuen Hauptstadtarchitektur Berlins präsent ist. Die Gebäude sind groß, modern, architektonisch interessant gestaltet. Der Einrichtungsstil der Räumlichkeiten ist schick, die Akteure bewegen sich in der Regel gut gekleidet durch die Szene.

Es ist interessant, dass die Serie Kanzleramt in der Zuschauergunst nicht so erfolgreich war, wie es sich zu Beginn abzeichnete und wie es von den Machern auch erwartet worden war, die nach dem zunächst guten Start schon von weiteren Staffeln sprachen. Hatte die mit großem Werbeaufwand vorbereitete erste Folge der Serie am 23. März noch fast fünf Millionen Zuschauer und damit etwa 15 Prozent Marktanteil, fiel die Reichweite in den folgenden Wochen stetig ab. Am letzten Sendetag im Juni erreichte die ausgestrahlte Doppelfolge nur noch knapp über eine Million Zuschauer. Für diese schlechte Entwicklung lassen sich vielfältige Ursachen benennen, etwa die eines ungünstigen Sendeplatzes mit häufiger Konkurrenz zu Fußballübertragungen und Polit-Talks wie Hart aber fair. Vielleicht waren große Teile des Publikums auch nicht bereit, dieses vergleichsweise positive Bild der politischen Akteure anzunehmen in einer Zeit, in der das Image der Politiker eher schlecht war. Oder aber das politisch-kulturell verankerte Misstrauen gegenüber dem "schmutzigen Geschäft" der Politik wirkt noch immer nach und man macht sich lieber im Stil von Kabarett und Comedy lustig über die Politiker, als in ihnen heldenhafte Vorkämpfer für das Wohl der Gemeinschaft zu sehen. Hier zeigt sich eine deutliche Differenz zum amerikanischen Kontext: Auch die US-Zuschauer wissen, dass Politiker in der Regel keine Helden sind; aber als symbolische Form, als inszenierte Wirklichkeit des Politischen und auch als positives Bild dessen, wie es in der Politik sein sollte, wissen sie solche fiktionalen Welten durchaus zu schätzen.

Dennoch zeigt die Serie und zeigen zahlreiche andere Filme, in denen die neue Hauptstadtarchitektur immer mehr in den visuellen Mittelpunkt der Politikinszenierung rückt, eine Veränderung an. Der Blick auf die große Politik "amerikanisiert" sich. Die politische Ordnung bekommt ein charismatisches Zentrum, eine symbolisch verdichtete Sinnstruktur, über die sich zunehmend die kollektive Identifikation der Bürger mit dem Gemeinwesen organisieren wird. Die Filme popularisieren dieses charismatische Zentrum, indem sie es von der physischen Präsenz ablösen und in Millionen Wohnzimmer hineintragen. Diese politische Ästhetik und Ikonographie bewegt sich in Richtung dessen, was "Washington" für die politische Symbolik der USA bedeutet. Allerdings haben wir es, wie in der Architektur auch, niemals mit ungebrochenem Pathos und Monumentalität zu tun, sondern mit symbolischen Formen, die in der Demonstration neuen Selbstbewusstseins stets das Bewusstsein für das Problematische der eigenen Geschichte bewahren. Sowohl der umgestaltete Reichstag als auch das Holocaust-Denkmal stehen für diese neue Identität, die das Charismatische mit vielfachen Brüchen durchaus zu vereinbaren weiß. Und so sind auch die Helden der neuen Polit-Unterhaltung im Fernsehen nie wirklich strahlende, sondern immer etwas gebrochene und leicht ambivalente Helden.

Große und kleine Politik

Ungeachtet der Schwierigkeiten von Kanzleramt ist zu prognostizieren, dass es mit der unterhaltenden Thematisierung der "großen Politik" weitergehen wird; und diese Visualisierungen werden zu einer weiteren Umgestaltung der öffentlichen Wahrnehmung der Politik und damit der politischen Kultur des Landes beitragen. Ein Symptom dafür sind zwei ARD-Produktionen, die Amt und Person des Bundeskanzlers aus ganz unterschiedlicher Perspektive beleuchtet haben. Auf der einen Seite die Romanze Küss mich, Kanzler (2004), auf der anderen Seite das Drama Spiele der Macht (2005). Während der letztgenannte Film durchaus noch starke Bezüge zur politik-kritischen Tradition aufweist und die Ambivalenzen der Macht in den Mittelpunkt stellt, weist die Romanze in eine andere Richtung. Die Liebesgeschichte zeigt Anklänge an die Hollywood-Produktion The American President (1995), in der Michael Douglas als verwitweter Präsident Shepherd eine Liebesbeziehung zu einer Umweltaktivistin aufnimmt. Nach einigen Turbulenzen findet er sein privates Glück, und darüber hinaus gelingt ihm auch die Arbeit als Politiker besser. In der deutschen Variante ist es der attraktive Bundeskanzler (Robert Atzorn), der sich von seiner untreuen Frau trennt und statt dessen in eine polnische Migrantin verliebt, die im Kanzleramt putzt, obwohl sie studierte Zahnärztin ist. Die Machart des Films mit der Hauptstadtarchitektur als Kulisse und einem attraktiven Darstellerpaar, das nach vielen (komischen) Verwicklungen zueinander findet, schließlich das Einhergehen von privatem Glück und politischer Moral - all dies sind Zutaten aus der Tradition des politischen Films in den USA von Frank Capras Mr. Smith Goes to Washington bis zu Ivan Reitmans Dave, die das Politische im Modus des Feel-Good, der guten Laune und der Hoffnung auf ein Happy End rahmen. Dass heutzutage nicht nur der britische Premierminister, sondern auch der deutsche Bundeskanzler so dargestellt wird, lässt sich durchaus als Anzeichen einer weitergehenden Verwestlichung der politischen Kultur Deutschlands lesen.

Das alltägliche Erscheinungsbild des Politischen im Unterhaltungsfilm sieht in Deutschland jedoch noch immer anders aus. Nicht Kanzler und Minister, sondern allenfalls kommunalpolitische Größen, Polizeipräsidenten und korrupte Amtsträger auf niederer Ebene bevölkern die Szenerie. Politik findet hier vor allem statt als Kampf um Anerkennung, der zwischen verschiedenen sozialen Schichten, ethnischen Gruppen, Geschlechtern und Generationen, zwischen "Ossis und Wessis" sowie immer wieder zwischen Mehrheiten und Randgruppen ausgefochten wird. Das prominenteste und reichweitenstärkste Forum einer solchen Konstruktion ist nach wie vor die 1970 mit "Taxi nach Leipzig" gestartete ARD-Reihe Tatort. Die ermittelnden Kommissare agieren hier als Protagonisten einer mitunter jenseits der Legalität liegenden Gerechtigkeit. Sie decken politische und soziale Missstände sowie administrative Funktionsstörungen auf, und sie kämpfen immer wieder zuverlässig gegen neonazistische Umtriebe.

Die Gegenwart der Vergangenheit

Damit ist das Stichwort für ein weiteres Merkmal der Kontinuität gegeben. Wie oben bereits angedeutet, liegt ein spezifischer Unterschied zwischen der medialen Politikinszenierung in Deutschland und den USA noch immer darin, dass die Differenz in den historischen Erfahrungen zum Tragen kommt. Die politische Kultur ist hierzulande nach wie vor ohne den identitätsstiftenden Bezug zur nationalsozialistischen Vergangenheit nicht vorstellbar, und dies schlägt sich auch im medialen Bild des Politischen nieder.

Populäre Dokumentationen über die NS-Zeit erfreuen sich einer ungebrochenen Nachfrage. Nahezu alle Aspekte der Zeit, von Hitlers Frauen und dem Privatleben seiner engsten Vertrauten über die Außenpolitik bis hin zu Detailfragen des Alltags unterm Hakenkreuz werden aufbereitet, und die unterhaltenden Dimensionen kommen dabei nicht zu kurz: Neu entdeckte Aufnahmen vom Obersalzberg sind hier ebenso zu nennen wie die gezielte Inszenierung des monströs Bösen, das noch immer ein Gutteil der negativen Faszination des Nationalsozialismus ausmacht.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nur plausibel, dass mit fiktionalen oder zumindest teilfiktionalen Formen der Aufarbeitung dieser Thematik große Zuschauerzahlen erzielt werden. Das gilt etwa für Speer und Er (2005), ein zweiteiliges Dokudrama des renommierten Autors und Regisseurs Heinrich Breloer. Durch die Montage von dokumentarischem Material und hochkarätig besetzten Spielszenen erreicht diese Realitätskonstruktion der politischen Vergangenheit eine ästhetische und emotionale Intensität, wie sie über rein dokumentarische Formen kaum möglich wäre. Gleichzeitig wird die Fiktion durch das Dokumentarische jeweils beglaubigt und auf den harten Boden historischer Tatsachen zurückgeholt.

Noch einen Schritt weiter ging die Kino-Produktion Der Untergang (2004), die auch international große Aufmerksamkeit erregte und im vergangenen Jahr in einer verlängerten Fassung im Fernsehen zu sehen war. Unter der Regie von Oliver Hirschbiegel wurden der "Führer" und sein personelles Umfeld zum Gegenstand eines abendfüllenden Kinofilms. Der renommierte Schauspieler Bruno Ganz brillierte in der Rolle Hitlers, der sich mühsam und doch voller negativer Energie durch seine letzten Tage schleppt. Dieses Kinoereignis zeigt zugleich Kontinuität und Wandel an. Einerseits markiert der Film Kontinuität, weil der Nationalsozialismus noch immer im Zentrum der massenmedial vermittelten, politisch-kulturellen Ordnung steht. Andererseits ändert sich die Zugangsweise. Berührungsängste, sich dem Thema in leicht zugänglichen - und das heißt eben immer auch unterhaltend angelegten - Spielfilmen zu nähern, sind offenbar überwunden. Die Rezeption Oscar-prämierter internationaler Produktionen wie Schindlers Liste oder Das Leben ist schön hat hier offenbar neuen Entwicklungen die Tür geöffnet. Vermutlich werden sich diese Tendenzen weiter fortsetzen und das politisch-kulturelle Selbstverständnis auch in den kommenden Generationen prägen.

Politik im Trash-Format

Neben der "großen Politik", der neuartigen Behandlung der NS-Vergangenheit und den vielfältigen politischen Dimensionen im Bereich von Tatort-Krimis und anderen Unterhaltungsfilmen darf ein neues Feld der medialen Politikinszenierung nicht übersehen werden. Es ist verortet im Bereich der so genannten "Trash-Formate", die gerade aus einer konsequenten Absage an die Normen des guten Geschmacks und des guten Benehmens heraus so etwas wie Kultstatus gewinnen. Formate wie Ich bin ein Star, holt mich hier raus! (RTL) oder Die Burg (Pro Sieben) spielen auf einer Klaviatur der kulturellen Negation, bieten dabei jedoch gleichzeitig auch zugespitzte Szenarien, in denen in einer ganz neuartigen Form über soziale Probleme von Solidarität und Gerechtigkeit sowie über Macht- und Anerkennungsfragen reflektiert werden kann.

Die RTL-Dschungel-Show, die es in bislang zwei Staffeln nach angelsächsischem Vorbild auf immens hohe Einschaltquoten brachte, zeigt diesen Zusammenhang besonders deutlich. Eine Gruppe von "B-Prominenten" wird in einem Lager im Dschungel interniert und dort unter Dauerbeobachtung gestellt. Neben dem Voyeurismus und einem nach Aufmerksamkeit heischenden Ekel-Faktor (in der Show wurden Maden, Kakerlaken und Mehlwürmer verspeist) ist es die soziale Konstellation, die das Format für die Zuschauer interessant macht.

Die Akteure müssen jeweils nicht nur die gruppendynamischen Prozesse aushalten und sich beim Zuschauer beliebt (oder auch gerade unbeliebt) machen, sondern so genannte "Dschungelprüfungen" bestehen, durch die das Abendessen der Gruppe beschafft werden kann. Dadurch werden wie in einem Mikrokosmos Funktionsmechanismen und Spannungslinien der Gesellschaft fassbar, die sonst viel abstrakter blieben. Eine komplexe Struktur aus Konkurrenz- und Kooperationsbeziehungen ist hier angelegt, die sorgsam aufgebaut wurde und wie in einer spieltheoretisch konstruierten Laborsituation ein ganzes Potpourri rationaler Handlungsalternativen aufspannt, die hinsichtlich des möglichst großen Spielerfolgs ausgewählt werden müssen. Hinzu kommt, dass die spezifische Konstellation im Dschungelcamp mit Leistungsdruck und Ressourcenverknappung durchaus Fragen der Verteilungsgerechtigkeit aufwirft, die in der ökonomisch geschwächten Gesellschaft dieser Tage von hohem Wiedererkennungswert sind. Wer bekommt was wofür? Wer übt Solidarität mit wem? Wer hat das Sagen und verteilt die zu erledigenden Aufgaben unter den Beteiligten nach welchen Regeln - allesamt zutiefst politische Fragen.

Ein entscheidendes Moment, das sich schon bei Big Brother kommerziell bewährt hat, ist die Zuschauerbeteiligung. Das Publikum kann per Telefon darüber abstimmen, welcher Kandidat jeweils zur Prüfung gehen soll und darüber, wer das Camp schließlich zu verlassen hat. Diese "plebiszitäre Wende" des Fernsehens macht das Publikum in noch höherem Ausmaß zum Entscheider, als es dies durch die Quotenorientierung auf dem Medienmarkt ohnehin schon ist. Politisch findet sich der Mediennutzer daher in der Position des Souveräns wieder. Er kann seine Kandidaten wie bei einer politischen Wahl küren oder abwählen.

Entscheidend aber ist - hier hilft der Blick der Cultural Studies weiter -, was die Zuschauer im Prozess der Aneignung konkret aus dem Angebot machen. Sicher, man empfindet Vergnügen an den Missgeschicken der Kandidaten und an den Kämpfen und Intrigen, die im Lager ausgefochten und gesponnen werden. Aber die Zuschauer nutzen das Trash-Format auch dazu, über den Umgang der Generationen miteinander, über Respekt und Anerkennung zu diskutieren, weil sich zum Beispiel der jugendliche Kandidat Daniel Küblböck in einem heftigen Streit respektlos gegenüber dem älteren Kandidaten Costa Cordalis benommen hat.

In nächtelangen Diskussionen erörterte ein Teil des Publikums, wie Alter, Achtung und Respekt sinnvollerweise miteinander gekoppelt sein sollten. Das populäre Vergnügen verbindet sich mit einem Transfer auf die eigene Lebenswelt und der Möglichkeit, ernsthafte Themen mit gleichgesinnten Fans zu diskutieren.

Der Trash wird gleichsam unverhofft und unbeabsichtigt zum Forum der politischen Kommunikation und Werteerziehung. Während Politiker und Medienwächter noch über den sittengefährdenden Zynismus derartiger Shows diskutierten, nutzten die jungen Zuschauer die Sendungen als Plattform, um lebensnah und orientiert an ihren eigenen Problemen und Bedürfnissen identitätsbildende Diskurse zu führen. Auch das ist hinter der grellen Fassade der Medienunterhaltung eine höchst politische Angelegenheit, die nicht verdummend wirkt, wie es das Vorurteil will, sondern Materialien bietet, die Mediennutzer konstruktiv nutzen können.

Politik als Fiktion markiert also keineswegs eine Abkehr von der politischen Wirklichkeit, sondern einen unterhaltend gestalteten Raum der Reflexion und der Diskussion, der wertvolle Beiträge zum Prozess der politischen Kultur leisten kann.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Die Serie läuft bereits in der siebten Staffel. Im Mittelpunkt stehen hier die Geschichten um den fiktiven amerikanischen Präsidenten Josiah Bartlet und seinen Stab im Weißen Haus.

  2. Vgl. Andreas Dörner, Politische Kultur und Medienunterhaltung. Zur Inszenierung politischer Identitäten in der amerikanischen Film- und Fernsehwelt, Konstanz 2000.

  3. Karl Rohe, Politische Kultur: Zum Verständnis eines theoretischen Konzepts, in: Oskar Niedermayer/Klaus von Beyme (Hrsg.), Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland, Berlin 1994, S. 1 - 21.

  4. Vgl. Karl Rohe, Politische Kultur und der kulturelle Aspekt von politischer Wirklichkeit - konzeptionelle und typologische Überlegungen zu Gegenstand und Fragestellung der politischen Kultur-Forschung, in: Dirk Berg-Schlosser/Jakob Schissler (Hrsg.), Politische Kultur in Deutschland, Opladen 1987, S. 39 - 48, und Andreas Dörner, Politische Kulturforschung, in: Herfried Münkler (Hrsg.), Politikwissenschaft. Ein Grundkurs, Reinbek 2003, S. 587 - 619.

  5. Diese und die folgenden Daten sind der neuesten Welle der Langzeitstudie "Massenkommunikation" entnommen, die seit 40 Jahren Nutzungsdaten der Massenmedien in Deutschland erfasst; vgl. Christa-Maria Ridder/Bernhard Engel, Massenkommunikation 2005: Images und Funktionen der Massenmedien im Vergleich, in: Media Perspektiven, (2005) 9, S. 422 - 448.

  6. Vgl. Ulrich Sarcinelli, Politische Kommunikation in Deutschland. Zur Politikvermittlung im demokratischen System, Wiesbaden 2005, S. 146.

  7. Vgl. zur Unterscheidung von politischer Soziokultur und politischer Deutungskultur Karl Rohe, Politik. Begriffe und Wirklichkeiten. Stuttgart u.a. 1994(2), S. 171.

  8. Vgl. John Fiske, Media Matters. Race and Gender in U. S. Politics, Minneapolis/London 1994(2), und zum Normalisierungsdiskurs in modernen Gesellschaften: Jürgen Link, Versuch über den Normalismus, Opladen u.a. 2002(2).

  9. Vgl. John Street, Politics and Popular Culture, Philadelphia 1997; Andreas Dörner, Politainment. Politik in der medialen Erlebnisgesellschaft, Frankfurt/M. 2001, und Liesbet van Zoonen, Entertaining the Citizen: When Politics and Popular Culture Converge, Boulder 2005.

  10. Vgl. Dominic Strinati, An Introduction to Theories of Popular Culture. London, New York 1995, und Rainer Winter/Lothar Mikos (Hrsg.), Die Fabrikation des Populären. Der John Fiske Reader, Bielefeld 2001.

  11. Vgl. dazu schon Thomas Manns 1918 erstmals erschienenes Werk, Betrachtungen eines Unpolitischen, Frankfurt/M. 1993.

  12. So ist an vielen Stellen bemerkbar, dass mit Martin E. Süskind ein durchaus sachkundiger Journalist der "Süddeutschen Zeitung" und früherer Redenschreiber von Willy Brandt (1975 - 1979) beteiligt war. Süskind war für die Serie beratend tätig und verfasste insgesamt fünf Drehbücher.

  13. Die komischen Momente sind hier jedoch anders gelagert als im Polit-Märchen Der Job seines Lebens (2003, Fortsetzung 2005), wo der "kleine Mann" den Politikern zeigt, wie man "richtige" Politik macht. In diesen Filmen erscheint die etablierte Politik als negative Karikatur, als Gegenbild zum guten Leben, und das Publikum goutiert den Triumph des kleinen Mannes nach dem Muster des "Hauptmanns von Köpenick".

  14. Siehe die erfolgreiche Romanze Love Actually (2003) von Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis; in der Rolle des Prime Minister, gleichsam Tony Blair als Junggeselle, agiert der britische Schauspielerstar Hugh Grant.

  15. Die politisch-kulturelle Ost-West-Thematik ist noch immer relativ häufig in Unterhaltungsfilmen zu finden. Der Kinoerfolg Good Bye, Lenin ist hier nur das auffälligste Beispiel einer Vielzahl von Produktionen wie zum Beispiel Die Nachrichten (ZDF), wo die vermeintliche Stasi-Vergangenheit eines Nachrichtensprechers im Mittelpunkt steht.

  16. Der WDR-Tatort Minenspiel etwa thematisierte das internationale Problem der Landminen, und im Umfeld dieses Films traten die Schauspieler Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt bei politischen Bildungsveranstaltungen auf. Das Prominenz- und Vertrauenskapital der Filmfiguren sollte hier genutzt werden, um die Ächtung von Landminen voranzutreiben.

  17. Vgl. A. Dörner, Politainment (Anm. 9), S. 189ff.

  18. Vgl. dazu auch Peter Zimmermann, Hitler & Co. als Fernsehstars. Das "Dritte Reich" in Film- und Fernsehdokumentationen. Vortrag im Haus des Dokumentarfilms, Stuttgart 2005.

  19. Die beiden Teile erzielten eine Reichweite von etwa 7 Millionen Zuschauern und damit einen Marktanteil von über 21 Prozent.

  20. Vgl. Knut Hickethier, Trashfernsehen und gesellschaftliche Modernisierung, in: Ulrike Bergermann/Hartmut Winkler (Hrsg.), TV-Trash, Marburg 2000, S. 23 - 37.

  21. Bei den letzten Folgen erzielte man eine Reichweite von über 8 Millionen Zuschauern und einen Marktanteil von etwa 43 Prozent.

  22. Vgl. Hans-Georg Soeffner, Die Inszenierung von Gesellschaft - Wählen als Freizeitgestaltung, in: ders., Die Ordnung der Rituale, Frankfurt/M. 1992, S. 157 - 176.

  23. So während der ersten Dschungel-Staffel zu beobachten im Internet-Diskussionsforum des Fan-Portals www.danielsuperstar.de. Hierzu wird in Kürze vom Autor eine ausführliche Analyse veröffentlicht.

Dr. phil., geb. 1960; Professor für Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg, Wilhelm-Röpke-Str. 6a, 35039 Marburg.
E-Mail: E-Mail Link: doerner@staff.uni-marburg.de