Die Roma in Ungarn
Obwohl die Roma in Ungarn Bestandteil der nationalen Kultur sind, erfahren sie alle Formen von Exklusion. Sollte sich ihre Situation weiter verschlechtern, könnten bürgerkriegsähnliche Zustände drohen.Einleitung
Der populäre ungarische Schriftsteller Sándor Márai schrieb im Jahr 1938: "Zigeuner. Ist es wirklich so übel, am Rande der Landstraße zu leben, in armseligen Katen, (...) außerhalb jeder gesellschaftlichen Verpflichtung und verkrochen in der zwielichtigen, dumpfen Lehmhütte (...) - ein bisschen auch Geige fiedelnd, hühnerklauend, (...) in Rauch und Lehm und sich dabei an Indien erinnernd (...)? Ist es tatsächlich ein so übles Schicksal, abseits der Welt zu stehen, (...)?"[1] Um die hier klischeehaft beschriebene Situation der Roma[2] in Ungarn soll es im Folgenden gehen.Auf Nationalitätenkarten des 19. und 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des heutigen Ungarns und der Slowakei[3] fehlen die Roma. Erst Ende der 1990er Jahre verwendete ein ungarischer Geograph gelbe Punktsignaturen, die auf diese Bevölkerungsgruppe verweisen.[4] Im heutigen Ungarn bilden die Roma die größte ethnische Minderheit mit einer Bevölkerungszahl von rund 700 000 (sieben Prozent der Gesamtbevölkerung).[5] Die Arbeitslosenquote liegt, abhängig von der Region, zwischen 50 und 90 Prozent, in einzelnen ausschließlich von Roma bewohnten Dörfern im Grenzgebiet zur Slowakei sogar bei 100 Prozent.[6]