Die Debatte um den Wert und die Inwertsetzung von hauptsächlich durch Frauen geleistete "Care-Arbeit" ist nicht neu. Früher ein Thema vor allem der Frauenbewegungen, wird es heute in einem gesellschaftlich breiteren Kontext und unter veränderten (gleichstellungs)politischen Vorzeichen diskutiert. Neben unbezahlter Arbeit im eigenen Haushalt werden auch die Arbeitsbedingungen ausgelagerter und (unter)bezahlter Tätigkeiten im Pflegesektor, in der Kinderbetreuung oder im Reinigungsgewerbe in den Blick genommen.
Wie lässt sich diese für Gesellschaft und Wirtschaft unverzichtbare Arbeit aufwerten? Erwogen werden beispielsweise Arbeitszeit- und Sozialversicherungsmodelle, die die Aufwendung für diese Arbeit durchgehend berücksichtigen. Gleichzeitig sollen auch die professionellen Kräfte in diesen Feldern durch mehr Geld und mehr Zeit pro Person bessergestellt werden.
Teresa Bücker
Zeit, die es braucht. Care-Politik als Zeit-Politik - Essay
Care-Arbeit ist die Grundlage des Lebens. Können wir das erkennen, solange sie nicht oder schlecht bezahlt wird? Ein erster Schritt wäre, die Zeit anzuerkennen, die Care-Arbeit braucht. Viel Zeit.
Philipp Krohn
Retraditionalisierung? Care-Arbeit und Geschlechterverhältnisse in der Corona-Krise - Essay
Als die Corona-Pandemie das öffentliche Leben in Deutschland lahmlegte, wurde die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit gestellt. Viel wurde über eine "Retraditionalisierung" gesprochen. Das aber ist die falsche Krisenerzählung.
Éva Fodor, Anikó Gregor, Júlia Koltai, Eszter Kováts
Wer betreut die Kinder, wer pflegt die Alten? Corona-Krise und häusliche Arbeitsteilung in Ungarn
Während der Corona-Krise hat sich der Gender Care Gap bei der Kinderbetreuung in Ungarn deutlich vertieft, vor allem bei Akademikerinnen. Bei der Pflegeverantwortung für Ältere haben die Männer hingegen leicht aufgeholt.
Marc Gärtner, Elli Scambor
Caring Masculinities. Über Männlichkeiten und Sorgearbeit
Auch Männer* leisten Care-Arbeit; meist deutlich weniger als Frauen* und mit Barrieren. Verändern sich Männer*rollen mit und durch Care-Arbeit? Warum sollten Männer* mehr Sorgearbeit übernehmen?
Uta Meier-Gräwe
Wirtschaft neu ausrichten. Wege in eine care-zentrierte Ökonomie
Nicht erst seit der Corona-Krise stecken wir auch in einer tiefen Care-Krise. Diese lässt sich nur durch eine grundlegende Neuausrichtung unseres Wirtschaftssystems lösen, in dem die Kosten der (Re-)Produktion nicht länger externalisiert werden.
Zuzana Uhde
Das europäische Care-Grenzregime in einem "Europa ohne Grenzen"
Reichere europäische Länder können die Illusion von familiärer Pflege und Sorge oft nur mithilfe von Kräften aus dem Ausland aufrechterhalten. Freizügigkeit fungiert als Mittel, um die Mobilität der pendelnden Migrantinnen auszunutzen.
Kerstin Wolff
Hausarbeit als Nebenwiderspruch? Die internationale "Lohn für Hausarbeit"-Debatte der 1970er Jahre in der Bundesrepublik
In den 1970er Jahren wurde das Thema unbezahlte Hausarbeit in verschiedenen Ländern politisiert. Anders als in der DDR fand die Kampagne "Lohn für Hausarbeit" in der Bundesrepublik fruchtbaren Boden.
Sylvia Schraut
Soziale Frage, Sozialarbeit und Frauenbewegung (1800–1960)
An das gesellschaftlich akzeptierte soziale Betätigungsfeld für Frauen knüpfte die bürgerliche Frauenbewegung Ende des 19. Jahrhunderts erfolgreich an. Nach 1945 gelang es damit nicht mehr, Handlungsspielräume zu erweitern.