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Eröffnungsrede von Thomas Krüger zum 10. Zukunftsforum Islam am 18. September 2015 im Audimax der Fachhochschule des Bundes in Brühl | Presse | bpb.de

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Eröffnungsrede von Thomas Krüger zum 10. Zukunftsforum Islam am 18. September 2015 im Audimax der Fachhochschule des Bundes in Brühl

/ 3 Minuten zu lesen

Sehr geehrter Herr Charchira, sehr geehrter Herr Rosenbrock, sehr geehrter Herr Azizi, meine sehr geehrten Damen und Herren,

Ich begrüße Sie sehr herzlich zum 10. Zukunftsforum Islam. Ihnen allen meine Glückwünsche zum 10. Geburtstag des Zukunftsforums.

Aus einer kleinen Initiative der bpb mit zunächst nur 40 Teilnehmern, die im April 2006 startete, ist heute ein großes zivilgesellschaftliches Treffen für politisch und gesellschaftlich engagierte Bürger muslimischen und nichtmuslimischen Glaubens geworden. Die gut gefüllten Reihen hier im Audimax zeigen: das Zukunftsforum Islam ist heute nachgefragter denn je. Woran liegt das? Mir scheint, das liegt im Wesentlichen an den drei Haupteigenschaften des Zukunftsforums: Offenheit, Partizipation und Vielfalt.

1. Ist das Zukunftsforum Islam eine überparteiliche Plattform, die offen ist: für muslimische und nichtmuslimische Bürger, für Studierende, für Akademiker, die sich austauschen und vernetzen wollen. 2. Wird das Zukunftsforum Islam partizipativ mit den Teilnehmenden geplant und durchgeführt wird. Das wollen wir im nächsten Jahr weiter ausbauen und verbessern. 3. Und last but not least zeichnet sich das Zukunftsforum durch eine wirklich beeindruckende Vielfalt der beruflichen und fachlichen Kompetenzen aus: hier kommen Islamwissenschaftler, Studierende und Dozenten islamischer Theologie, Politik- und Sozialwissenschaftler, Sozialpädagogen, Mediziner, Mitarbeiter staatlicher Behörden und vor allem viele Praktiker aus Initiativen und Trägern kommunaler politischer Bildung in einem Raum zusammen. Ebenso vielfältig und bunt sind die religiösen Orientierungen und die Einwanderungsbiographien: hier, finde ich, zeigt sich unser Einwanderungsland mit seinen besten Potentialen. Und so ein Format finden Sie selten in der politischen Bildung.

Lassen Sie mich an dieser Stelle allen, die dieses Forum in den letzten 10 Jahren immer wieder neu erfunden und weiter entwickelt haben, die auch Konflikte immer wieder konstruktiv gelöst haben, die viel ehrenamtliches Engagement und Zeit in dieses Projekt gesteckt haben, einmal persönlich danken: Sie haben sich einen großen Applaus verdient!

Meine Damen und Herren, die Nachrichten über die noch längst nicht beendete Wanderungsbewegung nach Europa und Deutschland aus den Krisen und Kriegsgebieten vor unserer Haustür zeigen: vor uns steht, wie Frank Walter Steinmeier sagte, eine 'Jahrhundertaufgabe' nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Noch ist völlig unklar, ob die Europäische Union diesen Test für ihre Werte und Ideale auch wirklich bestehen wird oder ob sich die nationalen Egoismen weiter durchsetzen werden.

Nur eines können wir einigermaßen sicher voraussagen: Zivilgesellschaftliche Initiativen wie das Zukunftsforum werden weiter an Bedeutung gewinnen. Denn eins ist klar und inzwischen auch anerkannt: das, was mit 'Willkommenskultur' sicher nur unzureichend beschrieben ist, werden die Politik und die staatlichen Einrichtungen alleine nicht 'schaffen': Dazu braucht es die Initiative, den Sachverstand und die Erfahrungen der Zivilgesellschaft, die sich ja hier trifft – gerade weil es um höchst komplexe Aufgaben geht, für die es keine einfachen Lösungen gibt. Ganz sicher trifft dies auch für das Thema 'islamische Wohlfahrtspflege' zu, das Sie in den nächsten Tagen bearbeiten werden. Sie haben sich eine große und enorm wichtige Baustelle ausgesucht, die ja auch in der Deutschen Islamkonferenz in diesem Jahr ganz oben auf der Tagesordnung steht. Wir stehen hier vor fundamentalen und konzeptionellen Fragen aber auch sehr praktischen und drängenden Problemen:

Wie kann das enorm wichtige, gesellschaftlich und wirtschaftlich enorm wichtige Handlungsfeld der Wohlfahrtspflege in Deutschland den Anforderungen einer kulturell und religiös pluralen Einwanderungsgesellschaft angepasst werden? Welche Rolle können islamische Gemeinden und Initiativen spielen? Wie werden religiöse Identitäten in einem christlich und säkular geprägten (und verrechtlichten) Umfeld, das über Jahrzehnte gewachsen ist, neu verhandelt? Welche praktischen Initiativen und lokalen Modelle gibt es, die nicht nur ehrenamtlich basiert sind, sondern professionelle und tragfähige Lösungen generieren können? Dies sind zentrale Zukunftsfragen unserer Gesellschaft, die auf die Agenda der politischen Bildung gehören. Denn politische Bildung dient nicht nur der Bestandsaufnahme des Bestehenden, sondern sollte auch Anleitungen zur Veränderung liefern. Ich bin daher gespannt auf unseren Auftakt heute Abend und auf die Ergebnisse der Workshops morgen. Ich wünsche Ihnen anregende Tage und Abende hier in Brühl. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

- Es gilt das gesprochene Wort -

Fussnoten