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"Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990" | Presse | bpb.de

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"Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990" Grußwort bei der Buchpräsentation von Eckhart Gillens Werk am 17.09.2009 in Berlin

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Grußwort zur Buchpräsentation von Eckhart Gillens Werk "Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990" am 17.09.2009 in Berlin.

Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Flacke, sehr geehrter Herr Gillen, sehr geehrter Herr Bisky, sehr geehrte Damen und Herren,

vor wenigen Wochen erreichte uns die Nachricht, dass die neue Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen entschieden hat, die dort befindliche umfassende Kollektion von Malerei aus der DDR dem Leipziger Museum für bildende Künste zu übergeben. Leider scheint damit erneut einer Aufsplitterung der deutschen Nachkriegskunst Vorschub geleistet worden zu sein, die sich zuletzt auch in Berlin in der Ausstellung "60 Jahre 60 Werke" im Martin-Gropius-Bau durch die absichtsvolle, demonstrative Abwesenheit von Kunstwerken, die in der DDR entstanden sind, manifestiert hat.

Eckhart Gillen, dessen neues Buch "Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990" wir heute vorstellen, hat einer solchen Verdrängung von Kunst aus der DDR aus dem Wahrnehmungshorizont der deutschen Kulturgeschichte stets entgegengewirkt. Ich erinnere dabei vor allem an die von ihm konzipierte und kuratierte Ausstellung "Deutschlandbilder" 1997, denke aber auch an eine erste wichtige Kooperation des Autors mit der Bundeszentrale: 2002 wurde im Leipziger Museum der Bildenden Künste und im Essener Folkwang Museum die Ausstellung "Wahnzimmer" gezeigt. Sie hat die Kunst der jüngeren Generation, die in den 1980er Jahren im Osten und Westen Deutschlands entstanden war, miteinander in Beziehung gesetzt.

Die Ausstellung hat bewusst gemacht: Das Jahrzehnt einer fortschreitenden politischen Delegitimierung der DDR war gleichzeitig eine Periode zunehmender intergesellschaftlicher Kommunikation, in die viele Künstler nachhaltig eingebunden waren. In diesem grenzüberschreitenden Feld kreativer Interaktion ist eine Kunst entstanden, die nicht mehr vom politischen Systemantagonismus bestimmt war oder durch Kunstdoktrinen reglementiert wurde, sondern vielfältige Berührungspunkte zwischen Ost und West sichtbar werden ließ.

Seit dieser Zeit ist der Kontakt zur Bundeszentrale nicht abgerissen. 2005 hat Eckhart Gillen seine Studie "Das Kunstkombinat DDR. Zäsuren einer gescheiterten Kulturpolitik" in Kooperation mit unserem Haus und dem DuMont Buchverlag vorgelegt, und jetzt haben wir die Freude, ein grundlegendes Werk des Autors zu präsentieren, das die Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland seit 1945 in einer neuen Perspektive beleuchtet, indem es die komplexen Wechselwirkungen zwischen den politischen Rahmenbedingungen und der Entwicklung künstlerischer Ausdrucksformen in Malerei und Skulptur der beiden Deutschländer sichtbar werden lässt. Das anschließende Gespräch zwischen Jens Bisky und Eckhart Gillen wird über Konzeption und Inhalt des Buches näheren Aufschluss geben, dem will ich nicht vorgreifen.

Wir freuen uns sehr, dass diese Buchvorstellung im DHM stattfindet, mit dem wir schon seit vielen Jahren erfolgreich kooperieren. Sie bildet gleichsam das Vorspiel zu einer Ausstellung, die am 2. Oktober, am Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit, hier, in diesem Haus eröffnet wird. Gemeinsam mit Stephanie Barron hat Eckhart Gilllen in einer transatlantischen Kooperation die Ausstellung "Art of TwoGermanys/Cold War Cultures" realisiert, die zuerst Anfang des Jahres mit großer Resonanz im Los Angeles County Museum of Art gezeigt worden ist und anschließend unter dem Titel "Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945-1989" im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Station machte, bevor sie in zwei Wochen in diesem Haus Premiere hat.

Wer Eckhart Gillens Buch liest, das die Bundeszentrale, einer bewährten Tradition folgend, in Kooperation mit dem Nicolai-Verlag publiziert, wird rasch feststellen, dass es keinesfalls nur den Horizont der Ausstellung erweitert, sondern ein grundlegender Beitrag zum Projekt einer gesamtdeutschen Kulturgeschichte ist.

Wir danken dem Autor für eine fruchtbare Zusammenarbeit und dem DHM für die Gastfreundschaft.

Pressekontakt

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