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MITEINANDER REDEN Festival, Königswinter am 20. und 21. Oktober 2025 | Presse | bpb.de

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MITEINANDER REDEN Festival, Königswinter am 20. und 21. Oktober 2025

/ 6 Minuten zu lesen

Grußwort/Inhaltlicher Impuls von Cemile Giousouf, Leiterin der Abteilung Förderung und ständige Vertreterin des Präsidenten.

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Engagierte, Projektverantwortliche und Mitstreiter/-innen,

wir sind heute hier, weil wir eines gemeinsam haben: die feste Überzeugung, dass Demokratie nicht irgendwo weit oben gemacht wird – sondern dort, wo Menschen zusammenleben, sich einbringen, mitgestalten. Demokratie beginnt vor der eigenen Haustür. In Gemeinden, in Nachbarschaften, in Begegnungsräumen, die wir oft selbst erst schaffen müssen. Und genau deshalb verdient das, was Sie in den vergangenen Monaten und Jahren mit dem Programm MITEINANDER REDEN auf die Beine gestellt haben, nicht nur Applaus – sondern Anerkennung und echte Aufmerksamkeit. Denn Sie führen nicht nur Projekte durch: Sie öffnen Räume: für Begegnung, für Dialog, für Debatte – gerade dort, wo politische Teilhabe keine Selbstverständlichkeit ist, wo Strukturen dünn, Wege weit und Ressourcen oft begrenzt sind. Sie haben gezeigt, was möglich ist, wenn Engagement auf Unterstützung trifft. Wenn Ideen nicht versanden, sondern wachsen dürfen. Wenn Menschen ernst genommen werden – mit ihren Sorgen, mit ihren Meinungen, mit ihrer Lust, etwas zu verändern.

Politische Beteiligung im ländlichen Raum – kein Luxus, sondern Notwendigkeit

Wir erleben es täglich: Ländliche Räume sind im Wandel. Strukturell, demografisch, kulturell. Und dort, wo Wandel geschieht, entsteht Orientierungslosigkeit – und manchmal auch Frust. Wenn Menschen das Gefühl haben, nicht gehört zu werden, nicht gemeint zu sein, dann wachsen Misstrauen, Rückzug, manchmal sogar Radikalisierung. Dies wurde uns vom Deutschlandmonitor 2023 nochmal eindrucksvoll vor Augen geführt: Insbesondere im ländlichen Raum „erweisen sich die Wahrnehmung von Abwanderungsbewegungen und individuelle Abstiegsängste als starke Triebkräfte für das »Gefühl des Abgehängtseins«.“ (Deutschlandmonitor ‘23) Mit diesem Gefühl verbunden, auch das wird in der Studie deutlich, ist ein höhere Tendenz zu populistischen Einstellungen sowie einer höheren Unzufriedenheit mit dem Funktionieren unserer Demokratie. Politische Beteiligung ist deshalb kein Luxus. Sie ist eine zentrale Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für Demokratie. Für Resilienz gegen rechtsextreme Tendenzen, gegen Vereinfachungen, gegen Ausgrenzung. Was es braucht, ist also nicht weniger, sondern mehr politisches Engagement – mehr Beteiligung, mehr Austausch, mehr Räume, mehr Mut. Und vor allem: Menschen wie Sie, die das mit Leben füllen. Nicht umsonst stellte der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen kürzlich in unserem Podcast „Aus Politik und Zeitgeschichte“ zunächst fest, „[w]enn Menschen sich Zeit nehmen, Augenkontakt haben […], dann regieren tendenziell zivilere Formen der Kommunikation“, um dann wenig später dazu aufzurufen, „die Zonen des Dialogischen, das Miteinanderreden so oft und so intensiv wie möglich [zu] versuchen.“

Projekte im Programm

Immer wieder beeindruckend sind dabei die Vielfalt und Kreativität, mit der Sie an diese Aufgabe herangehen. In diesem Jahr werden in MITEINANDER REDEN 100 Projekte gefördert, alle mit eigenem Fokus, aber vereint in der Zielsetzung, ins Gespräch zu kommen, eine konstruktive Streitkultur zu fördern und Begegnungen jenseits der ausgetretenen Pfade zu schaffen. In Pappenheim in Bayern beispielsweise durchlaufen Jugendliche verschiedene Escape-Rooms, die auf realen Konfliktsituationen basieren, damit sie lernen, wie sie Konflikte erkennen, verstehen und lösungsorientiert bewältigen können. In Letschin in Brandenburg dagegen entsteht der „Horror im Oderbruch“! Dabei handelt es sich um jugendgerechte Horrorfilme, die sich lokalen Geschichten bedienen und bei denen die Teilnehmenden selbst die Regie übernehmen. Anhand der Filme kommen drei Generationen ins Gespräch über die Ängste, Sorgen und Wünsche der Beteiligten. Und in Augustusburg in Sachsen wird die lokale NS-Geschichte künstlerisch aufgearbeitet, um die dortige Bevölkerung zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihren aktuellen Bezügen anzuregen. Die Veranstaltungen überwinden dabei verhärtete Diskurse und versuchen, einen wertschätzenden Dialog auf einem gemeinsamen Wertefundament zu etablieren. Natürlich könnte ich noch viel mehr herausragende Beispiele Ihres Engagements und Ihres Ideenreichtums nennen, aber das würde den Rahmen hier sprengen. Wir sind jedenfalls froh und dankbar über die Resonanz, die das Programm jedes Jahr aufs Neue erfährt.

Die Rolle der bpb – Partnerin für politische Bildung im ländlichen Raum

Die Bundeszentrale für politische Bildung versteht sich dabei nicht nur als Fördermittelgeberin, sondern als Partnerin. Eine Partnerin, die zuhört, die ermöglicht, die Impulse setzt – und die sich ihrer Verantwortung für die Demokratie auch in ländlichen Regionen bewusst ist. Mit dem Programm MITEINANDER REDEN hat die bpb gezielt Räume für politische Bildung im ländlichen Raum geschaffen. Es ist ein Programm, das nicht über die Menschen spricht, sondern mit ihnen. Ein Programm, das Brücken baut – zwischen Menschen, Meinungen, Milieus. Das gelingt natürlich nur dank der stets vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit mit Labconcepts. Als Programmbüro haben Sie nicht nur dieses Festival organisiert, sondern begleiten und unterstützen die Projekte auf ihrem Weg mit vielfältigen Angeboten. Neben Vernetzungs- und Qualifizierungsveranstaltungen organisieren Sie auch die Prozessbegleitung, die von vielen erfahrenen Menschen mit unheimlich viel Herzblut umgesetzt wird und den Projekten eine so unerlässliche Orientierungshilfe an die Hand gibt. Unser Dank gilt deswegen auch allen Prozessbegleiterinnen und -begleiter, die am Programm mitwirken!

Zukunft der Förderung

Leider können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine verlässliche Aussage zu Fortsetzung von MITEINANDER REDEN treffen. Wie Sie wissen, stehen wir in den kommenden Jahren in Deutschland vor vielen Herausforderungen, die uns finanziell einiges abverlangen werden. Der Bundeshaushalt 2026 wird voraussichtlich erst in November verabschiedet, bis dahin müssen wir uns mit Prognosen zurückhalten. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass sowohl im Bundesinnenministerium als auch in der bpb die Relevanz niedrigschwelliger Dialog- und Begegnungsformate für den gesellschaftlichen Zusammenhalt erkannt und über entsprechende Fördermöglichkeiten bereits intensiv diskutiert wird. Und selbst wenn keine direkte Fortsetzung von MITEINANDER REDEN möglich sein sollte, möchte ich heute eines betonen: Die Tür bleibt offen. Die bpb hält ein breites Portfolio an Förder- und Qualifizierungsprogrammen bereit – von Modellprojekten über Förderlinien bis hin zu Bildungsangeboten und Partnerschaften. Engagement im ländlichen Raum bleibt ein zentrales Anliegen.

Ländlicher Raum im Fokus

Und das nicht nur bei uns in der bpb. In den letzten Jahren sind ländliche Regionen als wichtige Orte des zivilgesellschaftlichen Engagements generell stärker in den Fokus gerückt. Es wurde eine Vielzahl an Förder-, Qualifizierungs- und Vernetzungsangebote etabliert, die Akteur/-innen auf dem Land passgenau in ihrer wertvollen Arbeit unterstützen. Beispielhaft wäre hier die Neulandgewinner vom Thünen-Institut für Regionalentwicklung, das Programm Engagiertes Land von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE), das Programm Aller:Land des Bundeslandwirtschaftsministeriums, „Vor Ort vereint“ der Robert-Bosch-Stiftung und und und. Ich kann Sie nur ermutigen, die Möglichkeiten, die diese Programme mit sich bringen, zu nutzen, sich zu vernetzen, Ihre Erfahrung einzubringen und vom Know-How anderer zu profitieren.

Mut zur Kontinuität – auch ohne formale Förderung

Natürlich ist uns bei aller Unterstützung bewusst: Projekte enden. Förderphasen laufen aus. Aber die Demokratie darf nicht pausieren. Die Verantwortung – und auch der Mut – bleibt. Gerade jetzt, gerade in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung, wachsender Ungleichheit und zunehmender rechtsextremer Mobilisierung. Deshalb möchte ich Ihnen heute – ganz persönlich – Mut machen:

• Mut, weiterzumachen. • Mut, neue Wege zu gehen. • Mut, unbequem zu bleiben, wo es nötig ist.

Die Erfahrungen, die Sie gemacht haben – die Netzwerke, die Sie aufgebaut haben, die Impulse, die Sie gesetzt haben – all das bleibt. Und es lohnt sich, daran anzuknüpfen. Auch wenn es vielleicht in einem anderen Rahmen geschieht.

Danke – und weiter gemeinsam

Zum Schluss bleibt mir vor allem eines: Danke zu sagen. Danke für Ihre Ideen, Ihre Energie, Ihre Geduld – und manchmal sicher auch Ihren langen Atem. Sie sind nicht allein. Weder in Ihrer Region noch in Ihrer Verantwortung. Die Bundeszentrale für politische Bildung bleibt Ihre Ansprechpartnerin – und Ihre Unterstützerin.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Demokratie nicht da aufhört, wo der Bus nur noch zweimal am Tag fährt. Sondern dass sie gerade dort resilient bleibt, sich entwickelt und weiterwächst – mit Ihrer Hilfe.

Vielen Dank!

Fussnoten

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