Herrscherbilder
Herrscherbilder bezeugen die Allgegenwart der Macht – von den Cäsaren hin zu den Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Alexandra Dolezych beleuchtet die Geschichte der ästhetisierten Allmacht.Bildnisse fungieren als Stellvertreter realer Personen, bezeugen also in Abwesenheit deren Präsenz. Herrscherbilder repräsentieren vornehmlich die gesellschaftliche Stellung und Funktion des Dargestellten; psychologisierende Schilderungen des äußeren Charakters und die Visualisierung von Ausdruck und Emotionalität sind zweitrangig. Die Darstellungsmodi wechseln im Verlauf der Zeit, so dass das Bild des Herrschers in Form und Aussage variiert. Als wichtiges Prinzip der Darstellung eines Potentaten gilt die Erkennbarkeit seines Herrschaftsanspruchs anhand von Insignien wie Krone und Zepter; allerdings gehören Symbole nicht zu allen Zeiten notwendigerweise zum Ausdruck der Herrschaftslegitimation. Andere Parameter dienen dann als Chiffren der Macht.
Das klassische Cesarenbild
Die frühen römischen Potentaten wurden vor allem in Form von Plastiken dargestellt. Die Porträtbüste Caesars kennzeichnet den Ausklang republikanischer Porträtkunst. Der bis dahin vorherrschende individuelle Ausdruck des Dargestellten erfährt nun eine herrschaftliche Attitüde: die Gesichtszüge werden streng, um staatsmännische Klugheit und Überlegenheit zu vermitteln. Mit dem Beginn des römischen Kaiserreiches wurde die Kunst staatstragend. Das ursprünglich vielfarbige Standbild Augustus von Primaporta verdeutlicht das neue Verständnis von Herrschaft. Augustus begegnet dem Betrachter stehend, den rechten Arm zum Weisegestus erhoben, die linke Hand umfasste ursprünglich ein Zepter oder eine Lanze. Die Kopfpartie spiegelt, trotz individueller Gesichtszüge, stärker als bei Caesar den Idealtypus des Herrschers wider. Die Kleidung besteht aus einer kurzen Tunika, Feldherrenmantel und Muskelpanzer. Die Füße bleiben nackt, was als ein Hinweis auf den göttlichen Rang des Dargestellten zu lesen ist. Zu Füssen des Augustus reitet ein kleiner Amor auf einem Delfin, ein Hinweis auf die göttliche Abstammung des Hauses der Julier von der Venus. Hervorzuheben ist der bildreiche Muskelpanzer, auf dem neben einer Vielzahl von Göttern u.a. Personifikationen eroberter Provinzen zu sehen sind.Antike Herrscher

Einem weiteren Typus in der Herrscherdarstellung der römischen Zeit begegnet man im Reiterstandbild Marc Aurels, das nach 166 n. Chr. entstanden ist (Abb. 5). Der Kaiser wird auf einem Pferd sitzend gezeigt, was ihn im Vergleich zum Typus der stehenden Gestalt zweimal erhöht: durch den Sockel und das Pferd, das zugleich Symbol des ritterlichen Standes ist. Die majestätische Wirkung des Reiterstandbildes wurde durch die vergoldete Bronze verstärkt.
Kolossale Machtdemonstration

Unter den erhaltenen Fragmenten beeindruckt der strenge und in der Darstellung reduzierte Kopf von 2,95 m Höhe Ungefähr ein Jahrhundert später entstand der ca. 5 m hohe Koloss von Barletta, der wahrscheinlich den oströmischen Kaiser Marcianus zeigt. Die Figur drückt militärische Potenz und Reichtum aus und durch die Weltkugel den Anspruch auf Weltherrschaft.
Der byzantinische Herrscher im Dienst des Glaubens
Die byzantinische Kunst zeigt den Herrscher überwiegend im religiösen Kontext: Der Monarch tritt als Stifter und Mehrer des Glaubens auf. Ein hervorragendes Beispiel hierfür liefert die Darstellung Kaiserin Theodoras. Die Potentatin, in Begleitung höfischer und kirchlicher Würdenträger steht zentral unter dem Scheitelpunkt einer Apsisarchitektur. Der reich verzierte Kopfschmuck, die von Preziosen geschmückte Schulterpartie des faltenreichen Gewandes, die die übrigen Personen überragende Größe der Figur und der Ort der Szene verdeutlichen die Erhabenheit der Kaiserin.Der mittelalterliche Herrscher von Gottes Gnaden

Die Elfenbeintafel Kaiser Ottos II. und seiner aus Byzanz stammenden Frau Theophanu zeigt Christus erhöht zwischen dem frontal stehenden Kaiserpaar, in seinen Händen die Kronen der Monarchen haltend. Wie in den byzantinischen Vorbildern verzichtet die Darstellung auf weitere Machtinsignien.