Vorbemerkung
Von Luther zu Hitler – so lautete die These einer Arbeit, die 1960 die Wirkungen der Reformation aus angloamerikanischer Sicht interpretierte (William Shirer, The Rise and the Fall of the Third Reich, New York 1960) und auch in anderen europäischen Ländern rezipiert wurde. Diese Verknüpfung wird von der Forschung inzwischen nicht mehr aufrechterhalten. Außerdem widerspricht sie in ihrer Einlinigkeit einem Grundsatz jeder Geschichtsschreibung: Kein Ereignis kann auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden.
Unter dieser Voraussetzung können die Wirkungen der Reformation skizziert werden: Ausgangspunkt ist dabei zunächst die Identifikation dessen, was die gegenwärtige Forschung als "Ereignis Reformation" bezeichnet. Auf dieser Grundlage werden dann die beabsichtigten Folgen der Reformation beschrieben – beabsichtigt durch jene, die im Kontext von 1517 als Theologen, Politiker, Juristen beteiligt waren. Schließlich geht es um die unbeabsichtigten, epochenübergreifenden Folgen der Reformation.