Geschichte, kulturelle Tradition, Ideologie
Die Periode ab 1949 bildet nur eine kurze Zeitspanne innerhalb einer langen Entwicklungsgeschichte, für das Verständnis des heutigen China ist sie gleichwohl entscheidend. Der Umgang mit der jahrtausendealten kulturellen Tradition ist wichtiger Teil eines von der Kommunistischen Partei gelenkten Diskurses. Ideologisch vertritt sie einen Sozialismus chinesischer Prägung, der ihre Macht festigen soll.
Zeittafel (1949–2018)
Daniel Leese1. Oktober 1949
Ausrufung der Volksrepublik China durch Mao Zedong; nach dem Sieg der Kommunisten fliehen Chiang Kai-shek und seine Guomindang-Truppen nach Taiwan, Bildung einer nationalistischen Exilregierung der Republik China
14. Februar 1950
Abschluss des sino-sowjetischen Freundschaftsvertrags; Orientierung am Vorbild der Sowjetunion in vielen Politikfeldern
1. Mai 1950
Neues Heiratsgesetz bricht mit patriarchalischer Tradition
1950–1953
Chinesische "Freiwilligenverbände" verhindern nordkoreanische Niederlage im Korea-Krieg; außenpolitischer Prestigegewinn der jungen VR China
23. Mai 1951
17-Punkte-Abkommen bestätigt Anschluss Tibets an VR China
1952
Landreform endet mit Neuverteilung des ländlichen Besitzes; Hinrichtung ehemaliger Eliten
1953
Erster Fünf-Jahres-Plan nach sowjetischem Vorbild tritt in Kraft
20. September 1954
VR China erhält erste Verfassung
1954–1955
Teilnahme an der Genfer Indochina-Konferenz und der Bandung-Konferenz; Formulierung der "Fünf Prinzipien friedlicher Koexistenz"
25. Februar 1956
Geheimrede Nikita Chruschtschows auf 20. Parteitag der KPdSU leitet Entstalinisierung ein
1956–1957
Versuch Mao Zedongs mit Hundert-Blumen-Kampagne Fehlentwicklungen zu korrigieren; öffentliche Kritik führt im Juni 1957 zum Abbruch
1957–1958
Verfolgung von Kritikern und Andersdenkenden in Kampagne gegen "Rechtsabweichler"
1958
Beginn des "Großen Sprungs nach vorn"; Kollektivierungen erreichen mit Errichtung der Volkskommunen ihren Höhepunkt
Frühjahr 1959
Aufstände in Tibet; Flucht des Dalai Lama nach Indien
1959–1961
"Drei bittere Jahre": Hungerkatastrophe mit über 30 Millionen Toten als Konsequenz der verfehlten Wirtschaftspolitik
August 1959
Verteidigungsminister Peng Dehuai nach Kritik auf Lushan-Konferenz entlassen und durch Lin Biao ersetzt
1960
Politische Spannungen führen zum Abzug sowjetischer Wirtschaftsberater
Anfang 1962
Scharfe Kritik an Großem Sprung auf 7000-Kader-Konferenz; kurzzeitiger ökonomischer Kurswechsel folgt
September 1962
Mao Zedong betont die Notwendigkeit, den Klassenkampf fortzuführen
Herbst 1962
Sino-indischer Grenzkrieg
1963–1964
Offener Bruch zwischen VR China und Sowjetunion
1963–1965
Sozialistische Erziehungskampagne zur Bekämpfung "revisionistischer" Tendenzen
1964
VR China wird Atommacht; Volksbefreiungsarmee unter Lin Biao forciert Kult um Mao Zedong
1966–1969
Kulturrevolution; Massenmobilisierung gegen Reste "alter Kultur" und "alten Denkens" sowie gegen "Personen, die den kapitalistischen Weg gehen"; Staatspräsident Liu Shaoqi, Parteisekretär Deng Xiaoping u. a. werden gestürzt
August 1966
"Roter August": Massentreffen der Rotgardisten mit Mao Zedong in Beijing; Zerstörungen von Kulturdenkmälern und Terror gegen "reaktionäre Autoritäten"
Januar 1967
Ausrufung der Shanghai-Kommune und Beginn lokaler Machtergreifungen
1967 – September 1968
Landesweite Etablierung von Revolutionskomitees; Einfluss der Armee steigt; Rotgardisten werden zwangsweise landverschickt
März 1969
Militärische Konflikte zwischen VR China und Sowjetunion am Grenzfluss Ussuri
April 1969
9. Parteitag beendet Massenphase der Kulturrevolution und benennt Verteidigungsminister Lin Biao als Mao Zedongs Nachfolger
November 1969
Staatspräsident Liu Shaoqi wird prominentestes Opfer der Kulturrevolution
13. September 1971
Tod Lin Biaos bei Fluchtversuch mit Flugzeug über der Äußeren Mongolei
25. Oktober 1971
VR China ersetzt Republik China (Taiwan) im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
Februar 1972
China-Besuch von US-Präsident Richard Nixon; im Shanghai-Kommuniqué wird die Ein-China-Politik betont
1973–1974
Kampagne zur Kritik an Lin Biao und Konfuzius; Rehabilitierung Deng Xiaopings
5. April 1976
Inoffizielles Gedenken auf Tiananmen-Platz an verstorbenen Zhou Enlai mündet in Protesten gegen kulturrevolutionäre Politik; Zweiter Sturz Deng Xiaopings
Juli 1976
Erdbeben in nordchinesischer Stadt Tangshan fordert rund 250.000 Todesopfer
9. September 1976
Tod Mao Zedongs; Nachfolger wird Hua Guofeng, Beginn erster Reformbestrebungen
6. Oktober 1976
Verhaftung der "Viererbande" um Maos Frau Jiang Qing
Juli 1977
Zweite Rehabilitierung Deng Xiaopings
Dezember 1978
Drittes Plenum des Elften Zentralkomitees beschließt offiziell Reform- und Öffnungspolitik; "Vier Modernisierungen" als Kernprogramm
Ende 1978–1979
Demokratiemauer-Bewegung
Frühjahr 1979
Auf vietnamesische Besetzung Kambodschas folgt sino-vietnamesischer Krieg
März 1979
Deng Xiaoping definiert "Vier Grundprinzipien"
1979–1982
Agrarreformen und Aufgabe der Volkskommunen
1979–2015
Ein-Kind-Politik verpflichtend für städtische Bevölkerung
Mai 1980
Erste Sonderwirtschaftszone in Shenzhen eröffnet
1980/81
"Viererbande" von Sondergerichtshof für Verbrechen der Kulturrevolution verurteilt; Geschichtsresolution definiert Fehler Mao Zedongs
September 1980
Zhao Ziyang ersetzt Hua Guofeng als Ministerpräsident
Juni 1981
Hu Yaobang ersetzt Hua Guofeng als Parteivorsitzender (ab 1982 Generalsekretär)