18 Parteien und Wählervereinigungen wollten in den Landtag in Erfurt einziehen.Rund 1,73 Millionen Wahlberechtigte waren am 27. Oktober aufgerufen, die Abgeordneten für den Thüringer Landtag zu wählen – darunter auch 75.000 Erstwählerinnen und Erstwähler. Zur Wahl traten 18 Parteien und Wählervereinigungen mit einer Landesliste an, sechs Parteien gelang dem vorläufigen Wahlergebnis zufolge der Einzug in den Landtag.
Landtagswahl in Thüringen
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Am 27. Oktober hat Thüringen einen neuen Landtag gewählt. Die Linkspartei wurde stärkste Partei, ihre rot-rot-grüne Koalition hat jedoch ihre Mehrheit verloren. Es steht eine schwierige Regierungsbildung bevor.
Die Linke erhielt 31,0 Prozent der Zweitstimmen und wird künftig die stärkste Fraktion im Thüringer Landtag stellen (2014: 28,2 Prozent). Die AfD hat mit 23,4 Prozent der Stimmen deutlich dazugewonnen (2014: 10,6 Prozent). Starke Verluste erlitt die CDU. Mit 21,8 Prozent der Stimmen stellt die Partei künftig nur noch die drittstärkste Fraktion (2014: 33,5 Prozent). Die SPD kam auf 8,2 Prozent der Stimmen (2014: 12,4 Prozent). Die Grünen schafften mit 5,2 Prozent nur knapp den Einzug in den Landtag (2014: 5,7 Prozent). Die FDP gelang mit 5,0 Prozent der Stimmen voraussichtlich der Wiedereinzug (2014: 2,5 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 64,9 Prozent und damit deutlich höher als 2014 (52,7 Prozent).
Zuletzt wurde der Thüringer Landtag im
Wer könnte nach der Wahl regieren?
Im Landtag werden künftig 90 Abgeordnete vertreten sein – und damit zwei mehr als in der Verfassung vorgesehen. Für eine absolute Mehrheit im Landtag braucht es daher 46 Sitze.
Nach der Wahl steht eine schwierige Regierungsbildung bevor. Das bisherige Regierungsbündnis aus Linken, SPD und Grünen hatte im Vorfeld der Wahl Interesse signalisiert, die Zusammenarbeit fortzusetzen, kann mit 42 Sitzen allerdings keine absolute Mehrheit mehr im Landtag bilden.
Für eine Zusammenarbeit der Linken mit der CDU müssten große inhaltliche Differenzen überwunden werden, außerdem wäre sie innerhalb der Parteien sehr umstritten. Eine Koalition mit der AfD hat die Spitze der Thüringer CDU ausgeschlossen. Denkbar wäre noch die Bildung einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung unter Führung des aktuellen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow.
Wie wird gewählt?
Wahlberechtigt zu Landtagswahlen in Thüringen sind alle deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz oder Lebensmittelpunkt in Thüringen haben.
Die mindestens 88 Abgeordneten des Thüringer Landtags werden alle fünf Jahre gewählt. Dafür können die Wahlberechtigten zwei Stimmen vergeben: eine Direktstimme für eine Kandidatin oder einen Kandidaten in einem der 44 Wahlkreise ("Erststimme") sowie eine Listenstimme für die Landesliste einer Partei ("Zweitstimme"). Ähnlich wie bei Bundestagswahlen wird die eine Hälfte der Landtagssitze durch Mehrheitswahl, die andere durch einer Verhältniswahl vergeben.
Wer ist gewählt?
In den 44 Wahlkreisen ziehen jeweils diejenigen Kandidatinnen oder Kandidaten direkt in den Landtag ein, die die relative Mehrheit der abgegeben Wahlkreisstimmen erhalten haben (Mehrheitswahl). Ausschlaggebend für die Zahl der Mandate, die eine Partei im Landtag insgesamt erhält, ist aber in erster Linie deren Anteil an den gültigen Zweitstimmen (Verhältniswahl).
Falls eine Partei mehr Direktmandate gewonnen hat, als ihr durch die abgegebenen Zweitstimmen zustehen, behält sie die Sitze jedoch (Überhangmandate). In diesem Fall wird die Gesamtzahl der Sitze des Landtags so lange erhöht, bis das Verhältnis der Parteien im Landtag wieder hergestellt ist (Ausgleichsmandate). Dadurch soll sichergestellt werden, dass die endgültige Sitzverteilung das Zweitstimmenergebnis der Landtagswahl wiedergibt.
Erreicht eine Partei in Thüringen nicht mindestens fünf Prozent der Zweitstimmen, wird sie bei der Verteilung der Sitze nicht berücksichtigt (Fünfprozenthürde). Erworbene Direktmandate in einem Wahlkreis verbleiben einer Partei aber auch dann, wenn sie an der Sperrklausel scheitert.
Wer stand zur Wahl?
Zur Wahl am 27. Oktober traten insgesamt
Die
Die Partei
Die
Der
Die
Die
Darum stehen Umfragen in Kritik
Umfragen treffen keine exakten Voraussagen des Wahlausgangs: In Deutschland werden Wahlumfragen in der Regel von privaten Meinungs- und Marktforschungsinstituten im Auftrag von Medienhäusern durchgeführt. Die Firmen weisen jedoch ausdrücklich darauf hin, dass ihre Erhebungen nicht den Wahlausgang vorhersagen könnten.
So schreibt Infratest Dimap zu den Werten der sogenannten Sonntagsfrage: "Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten." Sie ermittle nur einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen sei. "Rückschlüsse auf das tatsächliche Wahlverhalten sind nur bedingt möglich." Das Institut verweist darauf, dass sich ein großer Teil der Wähler erst kurzfristig vor einer Wahl festlege. Umfragewerte unterliegen zudem Schwankungsbreiten – in der Regel zwischen einem und drei Prozent.
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