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NATO-Gipfel 2025 in Den Haag | Hintergrund aktuell | bpb.de

NATO-Gipfel 2025 in Den Haag

Redaktion

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In Den Haag findet am 24. und 25. Juni 2025 ein NATO-Gipfel statt. Themen werden vor allem die militärische Aufrüstung der NATO-Mitglieder und die weitere Unterstützung der Ukraine sein.

Vertreterinnen und Vertreter der 32 NATO-Mitgliedstaaten werden zum Gipfeltreffen in Den Haag erwartet. (© picture-alliance)

Am 24. und 25. Juni 2025 treffen sich die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der Staaten des Nordatlantikpakts (Interner Link: NATO) im niederländischen Den Haag. Bei dem Gipfel stehen insbesondere eine bessere finanzielle Ausstattung des Verteidigungsbündnisses und die künftige Abschreckungs- und Krisenstrategie auf der Tagesordnung. So sollen die Möglichkeiten einer besseren Absicherung der sogenannten Interner Link: NATO-Ostflanke gegenüber einer möglichen Aggression Russlands besprochen werden.

Das sind die Ziele eines NATO-Gipfels

Bei NATO-Gipfeln handelt es sich um Treffen des Interner Link: 1949 gegründeten Interner Link: Nordatlantikrats auf höchster Ebene. Hier kommen die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs aller Mitgliedstaaten zusammen. Auch Vertreterinnen und Vertreter von NATO-Partnerstaaten können eingeladen werden. Bei den Gipfeln besprechen die Teilnehmenden, welche Ziele zukünftig für das Bündnis gelten sollen und wie die Zusammenarbeit gestaltet wird. Zentral ist dabei die Frage, mit welcher Strategie die NATO ihr Ziel der gemeinsamen Verteidigung weiterhin verfolgen kann. In der Vergangenheit wurde bei den Gipfeln beispielsweise die Aufnahme neuer Staaten und die Stationierung von Truppen in bestimmten Regionen beschlossen oder über die Höhe der Verteidigungsausgaben der Mitgliedstaaten debattiert.

Das waren einige Meilensteine in der Geschichte der NATO-Gipfel

NATO-Gipfeltreffen finden nicht in einem festen Rhythmus statt. Der erste NATO-Gipfel erfolgte 1957 in Paris. In den mehr als 40 Jahren des Interner Link: Kalten Kriegs gab es nur zehn solcher Gipfeltreffen.

Viele Gipfel waren Meilensteine in der Entwicklung des Bündnisses. So wurde etwa 1990 in London beim ersten Gipfel nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges das Verhältnis zu den mittel- und osteuropäischen Ländern neu justiert. Die Staaten des sozialistisch geprägten Ostblocks galten vor dem Interner Link: Zerfall des Warschauer Pakts jahrzehntelang als systemische Gegner, sollten nun aber in die europäische Sicherheitsarchitektur eingebunden werden. Ein Jahr später beschlossen die Interner Link: NATO-Mitglieder ein komplett überarbeitetes strategisches Konzept, das auf die veränderte Sicherheitslage durch das vorläufige Ende des Ost-West-Konflikts reagierte. Da keine direkte Bedrohung mehr bestand, trat an die Stelle der atomaren Abschreckung eine neue flexible Strategie auf den Pfeilern Verteidigungsfähigkeit, Dialog und – neu – Zusammenarbeit mit Partnern. 1997 wurden auf einem Gipfeltreffen mit Polen, Tschechien und Ungarn die ersten Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts eingeladen, Beitrittsverhandlungen mit der NATO aufzunehmen.

Nach dem Angriff Russlands auf die gesamte Ukraine im Februar 2022 nahm die Häufigkeit der Treffen zu: Die NATO hielt seither fünf Gipfel ab. In Madrid wurde im Juni 2022 nach zwölf Jahren ein Interner Link: neues strategisches Konzept verabschiedet. Die Mitgliedstaaten reagierten damit etwa auf zentrale Verschiebungen der globalen sicherheitspolitischen Lage durch den russischen Angriffskrieg, aber auch auf die Bedrohung der Interessen der NATO-Staaten durch China und Auswirkungen von Konflikten und Instabilität in der südlichen und südöstlichen Nachbarschaft. Im Juli 2023 bekräftigten die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der NATO-Mitglieder in Interner Link: Vilnius ihre Solidarität mit der Ukraine und koordinierten Militärhilfen für das angegriffene Land. Im Rahmen einer neuen Abschreckungs- und Verteidigungsstrategie wurde zudem besprochen, wie die osteuropäischen Mitglieder, etwa die baltischen Staaten oder Polen im Falle eines russischen Angriffs verteidigt werden können. Auch die mittlerweile vollzogene Aufnahme Schwedens und Interner Link: Finnlands wurde bei den Gipfeln nach dem russischen Überfall vorangetrieben.

Im Juli 2024 fand ein Jubiläumsgipfel zum 75-jähirgen Bestehen der NATO in Washington, D.C., USA statt.

Diese Staaten nehmen am Gipfel teil

Die NATO hat derzeit 32 Mitgliedstaaten. Neben Deutschland sind das die Mitglieder der Europäischen Union außer Österreich, Irland, Malta und Zypern, aber auch andere europäische Staaten (Großbritannien, Norwegen, Island, Albanien, Nordmazedonien und Montenegro) sowie die Türkei, Kanada und die Vereinigten Staaten. Aus allen 32 Ländern sollen die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs sowie die für die Außen- und Verteidigungspolitik zuständigen Ministerinnen und Minister anreisen. US-Präsident Donald Trump hatte seine Teilnahme anders als andere Staatschefinnen und -chefs wegen des Streits um die Höhe der Verteidigungsausgaben erst Anfang Juni zugesagt.

Auch die Ukraine und andere Partnerstaaten wie Japan, Südkorea und Australien wurden zum diesjährigen Treffen hinzugebeten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt seit der russischen Invasion 2022 regelmäßig an den Treffen des Bündnisses teil.

Das sind die aktuellen Themen der NATO

Einige Themen stehen aktuell im Zentrum der Debatte um die weitere strategische Ausrichtung der NATO und werden voraussichtlich auf dem Gipfel eine Rolle spielen:

  • Die Verteidigungsbudgets der Mitgliedstaaten sollen auf fünf Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöht werden; auf diese Zielvorgabe bis 2035 einigten sich die NATO-Mitglieder Medienberichten zufolge kurz vor dem Gipfel Ende Juni. So sollen künftig 3,5 Prozent des BIP für Verteidigungsmaßnahmen im eigentlichen Sinn wie Rüstungsgüter oder Gehälter für Soldatinnen und Soldaten verwendet werden. Weitere 1,5 Prozent sollen in Infrastruktur wie den Ausbau militärisch nutzbarer Straßen und Brücken oder Cyberschutz fließen. Die gemeinsame Erklärung der 32 Staats- und Regierungschefinnen und -chefs zur Erhöhung der Verteidigungsaufgaben soll auf dem NATO-Gipfel verabschiedet werden. Die Erhöhung der Verteidigungsausgaben erfolgt auch aufgrund der Bedrohung durch Russland. Zudem besteht die Sorge, dass die USA sich vom Bündnis abwenden könnte, wenn europäische Staaten nicht mehr Verantwortung für konventionelle Abschreckung und Verteidigung auf ihrem Kontinent übernehmen.

    Die neuen Zielvorgaben dürften für einige Staaten zur Herausforderung werden. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez lehnte die Erhöhung vorerst öffentlich ab, lenkte dann aber unter der Bedingung eines Kompromisses ein. Demzufolge dürfen die Staaten den Anstieg unter anderem flexibel und gemäß eines nationales Plans gestalten.


    Wie hoch der Anteil der Rüstungsausgaben am jeweiligen BIP sein soll, wurde seit Jahren kontrovers diskutiert. Seit 2006 gilt das Interner Link: Zwei-Prozent-Ziel, zunächst als freiwillige Bestrebung, später als Mindestanforderung. Diese Zielvorgabe wurde von einer Reihe von Mitgliedsstaaten, so auch Deutschland, regelmäßig nicht erreicht. Vor dem Gipfel in Den Haag gab der NATO-Generalsekretär Mark Rutte bekannt, dass 2025 zum ersten Mal alle NATO-Mitglieder das festgelegte Mindestziel von zwei Prozent erreichen. Einige Staaten, besonders an der NATO-Ostflanke, rüsten derweil besonders stark auf: Polens Verteidigungsetat lag bereits in diesem Jahr bei 4,7 Prozent und soll 2026 die Fünf-Prozent-Marke erreichen. Litauen will etwa seine Verteidigungsausgaben bis 2030 von knapp drei Prozent im Jahr 2024 auf bis zu sechs Prozent fast verdoppeln.

  • Spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs ist die Verteidigungsfähigkeit insbesondere an der NATO-Ostflanke in den Fokus der NATO-Mitglieder gerückt. Deutschland hat zuletzt eine Brigade, also eine größere militärische Einheit, fest in Litauen stationiert. Medienberichten zufolge will die NATO beim Gipfel das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten beschließen. Schwerpunkte bilden unter anderem die Luft- und Raketenabwehr sowie die Produktion von Langstreckenwaffen. Transportkapazitäten, Luftverteidigung, weitreichende Waffensysteme sowie eine adäquate Drohnentechnologie – jeder Staat bekommt abgestimmte Planungsziele. Für manche Staaten wie Deutschland ist auch eine Heraufsetzung der Heeresstärke im Gespräch.

  • Ein Thema sind auch die militärischen und wirtschaftlichen Hilfen für die Ukraine, die zum Teil im Rahmen der NATO koordiniert werden. Ohne westliche Unterstützung wäre Kiew kaum in der Lage, sich gegen die russischen Angriffe zu verteidigen. Insbesondere osteuropäische Staaten sprechen sich überdies weiterhin für eine möglichst baldige Aufnahme der Ukraine in die NATO aus. Zumindest solange der Krieg andauert, ist jedoch beinahe ausgeschlossen, dass ein formaler Beitrittsprozess eingeleitet wird.

  • US-Präsident Trump gilt als schwer berechenbar. Deswegen wird unter Beobachterinnen und Beobachtern diskutiert, wie die europäischen NATO-Staaten unabhängiger für ihre eigene Sicherheit sorgen könnten, ohne das Militärbündnis zu schwächen. Bereits unter dem von 2009 bis 2017 regierenden demokratischen US-Präsidenten Barack Obama ließ das geostrategische Interesse der USA an Europa nach. Der republikanische Nachfolger Trump machte frühzeitig klar, dass er im Fall eines russischen Angriffs nur zur Unterstützung der europäischen NATO-Staaten bereit sei, falls diese selbst deutlich mehr Geld in ihre Verteidigung investieren. Nach einer Annäherung unter Nachfolger Joe Biden hat sich Trump nach seiner erneuten Wahl aus Sicht von Expertinnen und Experten von dem bis dahin uneingeschränkten Beistandsversprechen endgültig verabschiedet. Der Aufbau europäischer Streitkräfte, die innerhalb der NATO auch ohne die Unterstützung von US-Truppen und US-amerikanischer Expertise schlagkräftig handlungsfähig wären, dürfte allerdings aufgrund langer Vorlaufzeiten in der Rüstungsproduktion Jahre dauern.

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