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COP30: Weltklimakonferenz in Brasilien | Hintergrund aktuell | bpb.de

COP30: Weltklimakonferenz in Brasilien

Redaktion

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Vom 10. bis 21. November trifft sich die Weltgemeinschaft zur 30. Weltklimakonferenz. Wie steht es um den Klimaschutz? Was sind die Themen der COP30? Einige Fragen und Antworten im Überblick.

Eine indigene Frau protestiert am Dienstag, 14. Oktober 2025, in Brasilia vor dem Gebäude, in dem die Teilnehmer des Vorbereitungstreffens für die COP30 tagen, die im November in Belém stattfinden wird. (© picture-alliance/AP, Eraldo Peres)

In Belém, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Pará, treffen sich vom 10. bis 21. November 2025 Vertreterinnen und Vertreter aus über 190 Staaten zur Externer Link: 30. UN-Weltklimakonferenz (COP, Conference of the Parties). Es werden Tausende Teilnehmende erwartet. Neben Staats- und Regierungschefs und -chefinnen und Ministerinnen und Ministern werden auch Vertreterinnen und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, der Wissenschaft sowie der Wirtschaft anreisen.

Debatten im Vorfeld

Debattiert wird unter anderem, dass die Vereinigten Staaten, die zu den größten Verursachern von Treibhausgasen gehören, in Belém nicht vertreten sein werden. US-Präsident Donald Trump hatte bereits kurz nach seiner Amtsübernahme Anfang dieses Jahres deutlich gemacht, dass auf seiner politischen Agenda der Klimaschutz keine große Rolle mehr spielen wird. Entsprechend reduzierten die USA Klimaschutzmaßnahmen im eigenen Land und in anderen Ländern. Anfang des Jahres haben die USA das Pariser Klimaschutzabkommen (s.u.) gekündigt – es gilt dabei eine Kündigungsfrist von einem Jahr, der Austritt wird also im Januar 2026 wirksam.

Auch Belém als Austragungsort der COP30 ist Teil der öffentlichen Diskussion. Der brasilianische Präsident Lula wählte mit Belém einen symbolträchtigen Ort für die Klimakonferenz im Jahr 2025 aus, da der Schutz des Amazonas-Regenwaldes als wichtiger Faktor für die Bekämpfung des Klimawandels gilt. Allerdings wird kritisiert, dass die Stadt auf eine derartige Veranstaltung infrastrukturell nicht vorbereitet sei und für die Baumaßnahmen zu viele Grünflächen vernichtet wurden. Kritik gab es auch, weil Hotel- und Reisekosten insbesondere für Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft aus weniger wohlhabenden Ländern unverhältnismäßig teuer seien.

Brasilien nahm immer wieder aktiv an multilateralen Klimakonferenzen teil. Bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 hatte die Weltgemeinschaft einst einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaschutz unternommen: Unter anderem wurde damals nachhaltige Entwicklung⁠ als internationales Leitbild anerkannt, die „Agenda 21⁠“ mit sozialen, wirtschaftlichen und umweltpolitischen Zielen ins Leben gerufen – und man einigte sich auf die völkerrechtlich verbindliche Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) – die Grundlage für die späteren Weltklimakonferenzen selbst.

Was sind Weltklimakonferenzen?

Bei den Weltklimakonferenzen treffen sich die Mitglieder der Externer Link: UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC einmal im Jahr um zu besprechen, wie die Staatengemeinschaft im Sinne der UNFCCC politisch gegen den Klimawandel vorgehen kann. Dabei geht es nicht nur darum, Klimaziele zu beschließen und die Bilanz der kollektiven Anstrengungen auszuwerten. Auch deren Finanzierung wird diskutiert. Zudem sollen die Konferenzen einen Beitrag dazu leisten, Strategien zu entwickeln, um Gesellschaften an das veränderte Klima anzupassen.

Internationale Klimakonferenzen gibt es mittlerweile seit über drei Jahrzehnten: Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro einigte sich die Staatengemeinschaft 1992 auf die UNFCCC. Darin verpflichteten sich 154 Staaten auf das Ziel, Treibhausgasemissionen auf einem Niveau zu halten, auf dem eine „gefährliche anthropogene [d.h. vom Menschen verursachte] Störung des Klimasystems verhindert wird“. Konkrete Ziele wurden ab 1995 auf den jährlich stattfindenden Weltklimakonferenzen ausgehandelt. Erstmals wurden völkerrechtlich verbindliche Emissionshöchstwerte im Interner Link: Kyoto-Protokoll bei der COP3 im Jahr 1997 festgelegt.

Am 12. Dezember 2015 beschloss die Weltgemeinschaft das Interner Link: Pariser Klimaabkommen, das bis heute gültig ist. Es ersetzte das Interner Link: Kyoto-Protokoll. 197 Staaten und die EU haben das Abkommen unterschrieben. 195 Unterzeichner haben das Vertragswerk auch ratifiziert, also völkerrechtlich bindend unterzeichnet. Sie haben sich damit verbindlich verpflichtet, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, möglichst auf unter 1,5 Grad Celsius, und hierfür vor allem die CO₂-Emissionen abzusenken. In der Forschung galten das 2- bzw. 1,5-Grad-Ziel als ein möglicher Richtwert, um die Auswirkungen des Klimawandels wie Extremwetter auf ein noch beherrschbares Maß einzudämmen; gleichzeitig wurde auch hervorgehoben, dass es einen positiven Effekt hat, sich international auf einen Wert zu verständigen und Anstrengungen gemeinsam zu koordinieren.

Klimaschutzziele für die Staatengemeinschaft

Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, dass neben den Industrie- auch sogenannte Schwellen- und Entwicklungsländer nationale Selbstverpflichtungen ausarbeiten müssen. Die Vertragsstaaten sind völkerrechtlich zwar nicht verpflichtet, diese Klimaschutzziele tatsächlich zu erreichen. Jedoch müssen die Länder sich mit entsprechenden Gesetzen darum bemühen. Diese „nationally determined contributions (NDCs)“, also nationale Beiträge zum Klimaschutz, sollen alle fünf Jahre überprüft und von den Staaten gegebenenfalls durch neue, strengere Maßnahmen ersetzt werden.

Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms (UNEP) vom Oktober 2024 steht es global betrachtet nicht gut um das Erreichen der nationalen Beiträge zum Klimaschutz. Der Bericht untersuchte, welche Maßnahmen die Länder zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bereits umgesetzt hatten und welche weiteren zugesagt waren. Die bis zu diesem Zeitpunkt beschlossenen Maßnahmen hätten demnach zur Folge, dass die Welt im Laufe dieses Jahrhunderts im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf einen Temperaturanstieg von 3,1 Grad zusteuert. Selbst wenn man die damals bereits abgegeben, aber noch nicht umgesetzten, Versprechen sämtlicher Regierungen miteinrechne, würde der Anstieg noch 2,6 Grad betragen. Dieses Maß an Erwärmung hätte laut UNEP schwerwiegende Auswirkungen auf Mensch, Ökosysteme und Wirtschaft. Es drohten kollabierende Eiskappen, ein unkontrollierbarer Anstieg des Meeresspiegels sowie eine Zunahme extremer Wetterphänomene. Um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, müssten die Staaten der Erde gemeinsam die jährlichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2019 bis zum Jahr 2030 um 42 Prozent senken – für 2 Grad um 28 Prozent.

Wie steht es um die Ziele der EU und Deutschlands?

Innerhalb der EU wurde zuletzt heftig über die Klimaschutzziele gestritten. Fünf Tage vor der Klimakonferenz hat sich die EU dann nach zähen Verhandlungen auf ein gemeinsames Klimaziel für 2040 geeinigt. Die EU stand unter Zeitdruck für ihr neues Klimaziel, um nicht mit ohne NDCs zum Weltklimagipfel in Brasilien zu fahren. Zwei Fristen, im Februar und zuletzt im September, wurden schon gerissen, weil sich die Mitgliedsstaaten nicht einig geworden waren. Nun soll der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Davon sollen ab 2031 aber bis zu fünf Prozentpunkte durch den Kauf von Klimagutschriften in Drittstaaten eingespart werden können. Die EU selbst müsste ihre Emissionen also faktisch nur um 85 Prozent verringern. Davon abgeleitet sollen die Emissionen bis 2035 zwischen 66,25 Prozent und 72,5 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im vergangenen Jahr dem Umweltbundesamt zufolge um 3,4 Prozent auf 649 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente gegenüber 2023 gesunken. Ihr selbst gestecktes Ziel hat die Bundesrepublik damit erreicht. Seitens der EU gilt die Vorgabe, die Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2005 um die Hälfte zu senken. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist noch offen.

Was sind die Themen der COP30?

Ein Rückblick auf die letzten beiden Jahre: Bei der COP28, die 2023 in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfand, ging es im Wesentlichen um eine Bestandsaufnahme des Pariser Klimaabkommens. Bei der Interner Link: Klimakonferenz 2024 im aserbaidschanischen Baku einigten sich die Teilnehmerstaaten darauf, die Finanzhilfen für Klimaschutz und die Anpassung an die Folgen der Erderwärmung aufzustocken. Als unverbindliches Gesamtziel wurde festgehalten, dass die Klimafinanzierung für Entwicklungsländer bis 2035 1,3 Billionen US-Dollar pro Jahr aus öffentlichen und privaten Quellen betragen soll. Festgelegt davon ist ein kleinerer Teil von Interner Link: mindestens 300 Milliarden Dollar, die bis zum Jahr 2035 als Klimahilfen an Entwicklungsländer fließen sollen, die vom Klimawandel besonders betroffen sind.

Nun, bei der COP30, sollen zum dritten Mal die nationalen Beiträge zum Klimaschutz (NCDs) ausgewertet werden. Eigentlich müssen alle Vertragsstaaten deshalb im Vorfeld ihre Klimaziele für 2035 einreichen – nicht alle Staaten sind dieser Verpflichtung nachgekommen.

Ein weiteres zentrales Thema der Klimakonferenz ist die internationale Klimafinanzierung. Stark vom Klimawandel betroffene und weniger wohlhabende Staaten kritisierten nach der letzten Weltklimakonferenz, dass die beschlossenen Klimahilfen zu gering und zu unverbindlich gewesen seien. Auch die Anpassung an den Klimawandel und deren Kosten wird ein Thema beim Gipfel sein. Es wird erwartet, dass um die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen hart gerungen wird. Diverse Industriestaaten wie Deutschland hatten zuletzt mit einer schwierigen wirtschaftlichen Situation zu kämpfen. Auch die Forderungen nach dem Ende fossiler Energieträger wie Öl und Gas könnten wie in der Vergangenheit für Auseinandersetzungen und Blockaden sorgen.

Um weitere eigene Akzente in der globalen Klimapolitik zu setzen, hat Brasilien für die Verhandlungen eine „Action Agenda“ vorbereitet, die sechs Themenblöcke und 30 Kernziele umfasst. Dazu gehört der Waldschutz genauso wie die Energiewende, eine nachhaltige Landwirtschaft und eine umweltfreundliche Wassernutzung. Der Schutz der Tropenwälder, aber auch anderer Wälder, soll ein Schwerpunktthema der COP30 sein. Brasilien hat unter der Präsidentschaft von Lula da Silva seine Anstrengungen zum Schutz des Amazonas massiv ausgeweitet. Brasilien möchte auf der Konferenz einen Fonds zum weltweiten Schutz von tropischen Regenwäldern vorstellen. Er soll mit 125 Milliarden US-Dollar (108 Milliarden Euro) ausgestattet werden – das Geld für die „Tropical Forest Forever Facility“ soll sowohl aus öffentlichen als auch privaten Quellen stammen.

Vor der Weltklimakonferenz haben indigene Organisationen in Brasilien zudem ihren eigenen Klimaschutzplan vorgestellt. Sie gelten als wichtiger Schlüssel im Kampf gegen die Abholzung der Regenwälder. In ihren Gebieten werden weit weniger Flächen gerodet als anderswo. Obwohl sie nur fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung ausmachen, verwaltet die indigene Bevölkerung nach Angaben der Weltbank rund 80 Prozent der weltweiten biologischen Vielfalt.

Wo steht die Weltgemeinschaft beim Klimaschutz?

Der weltweite CO₂-Ausstoß steigt seit vielen Jahren kontinuierlich – einen kurzen Rückgang gab es nur während der Corona-Pandemie, u.a. weil Lockdowns indirekt auch Industrien betrafen, der Transportsektor Einbrüche verzeichnete und viele Menschen auch privat weniger flogen und Auto fuhren. 2024 hat der globale Ausstoß an Kohlendioxid einen neuen Höchstwert von 39,6 Milliarden Tonnen erreicht. Mehr als vier Fünftel dieser Emissionen ging auf die G20- Staaten zurück (ein Zusammenschluss von Industrie- und Schwellenländern, aktuell 19 Staaten plus EU und Afrikanische Union). Der mit Abstand größte Kohlenstoffdioxidemittent ist China – gefolgt von den Vereinigten Staaten, Indien, der EU und Russland.

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zweifeln daran, dass das 1,5-Grad-Ziel langfristig gehalten werden kann. Bereits im Jahr 2024 hatte die Erderwärmung erstmals kurzfristig ein Niveau von mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht.

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