Bei der Wahl zum Europäischen Parlament am 26. Mai 2019 erreichte die CDU den relativ größten Anteil der gültigen Stimmen. Mit 22,6 Prozent errang sie etwas mehr als die zweitplatzierten GRÜNEN, die 20,5 der gültigen Stimmen auf sich vereinten. Ebenfalls zweistellige Werte erreichten die SPD (15,8 %) und die AfD (11,0 %). Bei der Wahl zum Europäischen Parlament 2019 wurde keine Sperrklausel (z.B. Fünf- oder Dreiprozenthürde) angewendet. Daher zogen neben den genannten nicht nur die CSU (6,3 %), DIE LINKE (5,5 %) und die FDP (5,4 %) in das Parlament ein, sondern weitere sieben Parteien: Die PARTEI (2,4 %), FREIE WÄHLER (2,2 %), Tierschutzpartei (1,4 %), ÖDP (1,0%), FAMILIE (0,7 %), Volt (0,7 %) und die PIRATEN (0,7 %).
Betrachtet man jedoch die Gewinne und Verluste der Parteien im Vergleich zur Wahl zum Europäischen Parlament 2014, dann erscheinen die GRÜNEN mit einem Plus von 9,8 Prozentpunkten als deutliche Sieger der Wahl. Auch die AfD (+3,9 %), die FDP (+2,1 %), Die PARTEI (+1,8 %) und die CSU (+1,0 %) konnten erkennbar zulegen. Am anderen Ende verlor die SPD 11,4 Prozentpunkte und die CDU immerhin 7,5 Prozentpunkte. Ebenfalls einen klaren Rückgang musste DIE LINKE (-1,9 %) hinnehmen.
Neben der Wahl einer Partei gibt es für die Wähler - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - noch andere Möglichkeiten der Verwendung ihrer Stimme. Betrachtet man alle verfügbaren Wählerstimmen, war die größte Gruppe der Wahlberechtigten mit 38,6 Prozent die der Nichtwähler. Die größte Partei-Wählergruppe lag etwa bei einem Siebtel aller Wahlberechtigen (CDU: 13,7 %). 0,7 Prozent der Wahlberechtigten gaben eine ungültige Stimme ab.
Betrachtet man das Stimmenergebnis der Parteien nach Geschlecht und Jahrgängen, so ergeben sich Schwerpunkte der Parteien. Die CDU erzielt demnach überdurchschnittliche Ergebnisse bei den Frauen (23,5 %) und vor allem in den Jahrgängen 1949 und früher (37,0 %). In den Jahrgängen 1995 bis 2001 bleibt sie dagegen unter 10 Prozent der Stimmen (8,8 %), auch die Werte der Jahrgänge von 1960 bis 1985 sind unterdurchschnittlich (zwischen 13,5 % und 19,9 %).
Sehr unterschiedlich fallen auch die Ergebnisse der GRÜNEN in den verschiedenen Gruppen aus. Frauen (23,2 %) haben sie häufiger als Männer (17,7 %) gewählt. Am stärksten sind sie in den Jahrgängen von 1995 bis 2001 mit 34,9 Prozent, überdurchschnittlich aber auch bei den Jahrgängen zwischen 1960 und 1985 (zwischen 17,3 % und 26,7 %). Dagegen wird die Partei von den älteren Jahrgangsgruppen deutlich seltener gewählt: Bei den Jahrgängen 1949 und früher erreicht sie nur 8,6 Prozent der Stimmen.
Die Ergebnisse der SPD ähneln auf niedrigerem Niveau denen der CDU: Sie erzielt ebenfalls in den älteren Jahrgängen überdurchschnittliche Werte. Ihr Spitzenwert liegt bei 23,2 Prozent in den Jahrgängen 1949 und früher. Dagegen bleiben ihre Werte bei den 1995 und früher Geborenen einstellig (8,5 %).
Die AfD erzielt bei den Männern (14,6 %) deutlich höhere Werte als bei den Frauen (7,6 %). Auch in den Altersgruppen sind ihre Erfolge sehr unterschiedlich verteilt. Während sie in den Jahrgängen zwischen 1950 und 1984 hohe Werte erreicht (zwischen 12,7 % und 13,2 %), sinkt ihr Ergebnis bei den jüngeren und älteren Wählerinnen und Wählern auf Werte unter zehn Prozent.
Die Wählerschwerpunkte der CSU wiederum sind denen ihrer Schwesterpartei CDU sehr ähnlich: Die leichten Vorteile bei den Frauen (6,4 % gegenüber 6,2 %) fallen weniger ins Gewicht als ihre hohen Werte (9,7 %) bei den Wählerinnen und Wählern aus den Jahrgängen 1949 und früher. Dagegen sind die jüngsten Jahrgänge mit 2,8 Prozent (1995 - 2001) und 3,8 Prozent (1985 - 1994) die Gruppen mit den niedrigsten Werten für die CSU.
Bei DIE LINKE liegt das Ergebnis bei den Männern über dem der Frauen. Auffälliger sind jedoch die hohen Werte in den Jahrgängen zwischen 1995 und 2001 (6,9 %), 1985 und 1994 (6,5 %) sowie 1950 und 1959 (6,2 %).
Die Ergebnisse der FDP sinken in den älteren Jahrgängen ab. Wählten 8,0 Prozent der zwischen 1995 und 2001 Geborenen die Partei, so waren es bei den 1949 und früher Geborenen nur 4,2 Prozent. Die Männer (6,1 %) wählen gegenüber den Frauen (4,8 %) häufiger die Partei.
Bei den FREIEN WÄHLERN sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern minimal. Die Jahrgänge zwischen 1960 und 1985 haben mit 2,6 und 2,7 Prozent deutlich überdurchschnittliche Werte, während vor allem die 1949 und früher Geborenen mit 1,0 Prozent hinter dem Durchschnittswert der Partei zurückbleiben.
Auch ohne Sperrklausel ziehen nicht alle Parteien in das Europäische Parlament ein, da durch die Anzahl der Mandate eine faktische Untergrenze für die Mandatsverteilung bei etwa 0,45 bis 0,65 Prozent der Stimmen existiert. Mit klarem Abstand zu dieser Schwelle war die DiEM25 mit 0,348 Prozent der Stimmen die größte unter den sonstigen Parteien. Auch die NPD (0,270 %), TIERSCHUTZ hier! (0,267 %), PARTEI FÜR DIE TIERE (0,229 %), BP (0,219 %) und Graue Panther (0,204 %) erreichten über 0,2 Prozent der Stimmen. Weitere zehn Parteien erreichten mehr als 0,1 Prozent der Stimmen und elf Parteien blieben unterhalb dieses Wertes.
Betrachtet man die Wahlergebnisse der nach der Wahl 2019 im Europäischen Parlament vertretenen deutschen Parteien im Zeitverlauf, so ergeben sich Auffälligkeiten: Die CDU erreichte nur 22,6 Prozent der gültigen Stimmen, was für sie den niedrigsten Wert aller Europawahlen bedeutet. Den höchsten Wert hatte sie mit 39,3 Prozent bei der Wahl 1999 erreicht, seitdem sind die Zahlen rückläufig. Die GRÜNEN dagegen sind mit ihrem besten Ergebnis von 20,5 Prozent der Stimmen erstmals zweitstärkste Partei. Ihr höchster Wert lag zuvor bei 12,1 Prozent aus dem Jahr 2009. Abgesehen von einem Anstieg zwischen 2009 und 2014 sind die Ergebnisse der SPD seit 1979 kontinuierlich gesunken. Mit 15,8 Prozent sinkt sie erstmals auf einen Wert unter 20 Prozent und ist nur noch drittstärkste Partei.
Die AfD erreicht bei ihrem zweiten Wahlantritt erstmals einen zweistelligen Prozentwert (11,0 %), während sich die CSU nach ihrem schlechtesten Wert bei der Wahl 2014 leicht auf 6,3 Prozent verbessert. Von ihren Spitzenwerten (1979: 10,1 %; 1999: 9,4 %) bleibt sie jedoch weit entfernt. DIE LINKE, 1994 erstmals zur Europawahl angetreten, sinkt deutlich ab und erreicht mit 5,5 Prozent ihren zweitschlechtesten Wert. Ihren bisherigen Höhepunkt hatte sie bei der Wahl 2009 mit 7,5 Prozent. Die Kurve der FDP ist von mehreren Konjunkturen gekennzeichnet: 1999 erreicht sie mit 3,0 Prozent der Stimmen ihren niedrigsten Wert, zwei Wahlen später 2009 mit 11,0 Prozent den höchsten. Nach einem erneuten Tief erreicht sie nun 5,4 Prozent.
Die Parteien, die erst durch das Entfallen der Sperrklausel in das Europäische Parlament einziehen konnten, haben eine unterschiedlich lange Geschichte zur Europawahl. Für Die PARTEI (2,4 %, Wahlteilnahme seit 2014), die FREIEN WÄHLER (2,2 %, seit 2009), die Tierschutzpartei (1,4 %, 1999), und die ÖDP (1,0 %, seit 1984) ist das aktuelle Ergebnis das bisher beste. Die FAMILIE (0,7 %, seit 1994) erreichte 2004 und 2019 bessere Ergebnisse, für die PIRATEN (0,7 %, seit 2009) ist das aktuelle Ergebnis das bisher schlechteste. Die Volt trat 2019 erstmals bei der Europawahl an.
Ist ein abgegebener Stimmzettel nicht amtlich hergestellt, für einen anderen Wahlkreis gültig, enthält einen Zusatz oder Vorbehalt oder lässt den Wählerwillen nicht zweifelsfrei erkennen, so ist der Stimmzettel ungültig. Auch im Rahmen der Briefwahl ergeben sich durch falsche Anwendung ungültige Stimmzettel.
Bei der Europawahl 2019 waren 1,1 Prozent Stimmen ungültig. Der bisher höchste Wert ungültiger Stimmen lag 2004 bei 2,8 Prozent. Die wenigsten ungültigen Stimmen wurden bei der Europawahl 1979 abgegeben (0,9 %). Seit der Wahl 2004 ist die Zahl ungültiger Stimmen konstant rückläufig.