Geld
Was es ist und wie es hergestellt wird
Geld ist zentral für unser Wirtschaftssystem. Dennoch herrscht Uneinigkeit darüber, was es im Wesentlichen ist. Welche Funktionen erfüllt Geld und wie ist es entstanden?Dass Geld wichtig ist, sowohl für den, der es hat, als auch für den, dem es fehlt, darüber herrscht Einigkeit. Was Geld wirklich ist, bleibt dagegen umstritten. Die Frage eignet sich schon deshalb für philosophische Dispute, weil die Beschreibung der physischen Erscheinung eines Geldstücks oder Geldscheins der Sache nicht gerecht wird. Geld taucht offensichtlich in vielerlei Formen auf, seit relativ kurzer Zeit zum Beispiel auch als in Computern gespeichertes Zeichen oder als Kreditkarte.
Obwohl Geld - besonders in unserem heutigen, hoch entwickelten Kapitalismus - ganz offensichtlich von großer Bedeutung ist, spielt es in der an Schulen und Hochschulen gelehrten Volkswirtschaftslehre eine erstaunlich geringe Rolle. In der vorherrschenden Lehre, der so genannten Neoklassik, tritt Geld als Voraussetzung dafür auf, dass der Markt überhaupt funktionieren kann. Geld ist nach dieser Theorie Tauschmittel, es erleichtert den Warentausch. Diese Auffassung ist sicher zutreffend. Dennoch hat Geld weitere, mindestens ebenso wichtige Eigenschaften. Zum Beispiel ist es Wertaufbewahrungsmittel, es kann verliehen werden, und es trägt dann in der Regel Zinsen. Diese Eigenschaften spielen in der meist gelehrten ökonomischen Theorie eine geringe Rolle. Wohl auch deshalb wirken viele Ökonomen ratlos, wenn es um den Umgang mit der seit 2007 wütenden globalen Finanzkrise geht.
Um ein wenig besser zu verstehen, wie Geld funktioniert, sollte man sich vor Augen halten, dass Geld
- verschiedene Formen annehmen kann und dennoch Geld bleibt. Scheine und Münzen, Kreditkarten, Bilanzeintragungen und Computersignale wurden bereits erwähnt; Gold und andere Edelmetalle können Geld sein; Geld sind auch Wechsel, Schecks, Zahlungsanweisungen, Schuldscheine, Anleihen und fast alle Arten von Wertpapieren.
- in unserer Geldverfassung fast überall zugleich Kredit ist. Geld drückt also eine Gläubiger-Schuldner-Beziehung aus.
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Es werde Geld: Wie aus Nichts Alles wird (26.02.2016)
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Dieser Podcast ist eine Produktion des Bayerischen Rundfunks. Die bpb veröffentlicht ihn mit freundlicher Genehmigung als verlinktes Angebot.
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Aufkommen von Geld und Zins
Auch die Entstehungsgeschichte des Geldes spricht dafür, dass Geld von Anfang an und seinem Wesen nach nicht nur Tauschmittel, sondern zugleich Medium der Kreditvergabe war, das Zins trägt. Vermutlich entstand Geld in der Geschichte zuerst in Mesopotamien, dem heutigen Irak. Als Geld fungierten - wohl nebeneinander - Gerste und Kupfer. Dabei wurde Kupfer vorwiegend im Fernhandel benutzt, Gerste im Kernbereich des babylonischen Städte- und Bauernstaates. Gleichzeitig trat damals - im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung - der Kredit auf, der von Banken oder bankähnlichen Institutionen vergeben wurde und Zins trug.Das Verleihen von Gegenständen, vorwiegend Arbeitsmitteln, Arbeitstieren, Arbeitskräften (Sklaven) oder Saatgut, dürfte in Gesellschaften, die noch wenig arbeitsteilig organisiert waren, bereits lebhafte Praxis gewesen sein. Ebenso war das Verleihen von nützlichen Gegenständen mit einer Gegenleistung durch den vom verliehenen Gut Begünstigten verknüpft. Dies geschah in agrarischen Gesellschaften häufig durch einen Anteil vom Ernteertrag, zu dessen effektiver Einbringung die Arbeitsmittel oder Arbeitskräfte geliehen wurden. Im Zweistromland scheint sich das Verleihen ganz gezielt auf das Verleihen des allgemeinen Äquivalents - Gerste - bezogen zu haben.
Die Gegenleistung erfolgte ebenfalls in diesem "Geld", sodass von einem regulären Kreditgeschäft und Zinsen gesprochen werden kann. Die verleihenden Institutionen waren demzufolge Banken, die allgemeines Äquivalent verliehen und im selben Äquivalent Zins und Tilgung kassierten.