Dieser Aufsatz nimmt die Wandelbarkeit politischer Ängste in der Bundesrepublik von 1945 bis in die Gegenwart in den Blick.
Erstens die Nachkriegsperiode, die gekennzeichnet war von der Spannung zwischen einer vielfach angstbehafteten Gesellschaft einerseits und der weitgehenden Unmöglichkeit andererseits, diese Ängste offen zu artikulieren. Zweitens eine Umbruchsperiode in den 1960er und 1970er Jahren, während der sich das gegenwärtige expressive Emotionsregime herauskristallisierte. Dies umfasste auch neue Möglichkeiten zur öffentlichen Artikulation, ja gelegentlich auch zur Performanz der Angst. Der Angst kam dadurch eine neue politische Signifikanz zu, sie wirkte mobilisierend und wurde selbst Teil des politischen Diskurses, etwa in der Friedens- und Umweltbewegung. Gleichzeitig prägte die Erfahrung und Auseinandersetzung (mit) der Angst auch eine neue, die eigenen Emotionen kultivierende Subjektkultur. Schließlich veränderte sich, drittens, seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts das Wesen der Ängste. Sie sind kaum mehr, wie noch in der alten Bundesrepublik, in einem nationalen Erfahrungsraum verankert, das heißt durch eine spezifische deutsche Katastrophenerfahrung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedingt. Die Ängste der Gegenwart sind vielmehr entterritorialisierte Globalisierungsängste, die nicht mehr von einem konkreten Ort ausgehen. Emotionshistorisch ist der rechtspopulistische Versuch einer Politik der Angst eine Antwort auf diese neue Art von Globalisierungsängsten. Denn der Rechtspopulismus versucht, diesen entteritorialisierten Ängsten ein konkretes Objekt zu geben: Flüchtlinge und Migranten.
Nachkriegsängste
In der Frühzeit der Bundesrepublik war die Angst allgegenwärtig, konnte jedoch kaum artikuliert werden. Ein Zitat des Historikers Hans-Ulrich Wehler bringt diese Spannung auf den Punkt: „Für diejenigen Generationen, die den Zweiten Weltkrieg, die Flucht und die Nachkriegszeit bewusst miterlebt haben, war Affektkontrolle eine unabdingbare Voraussetzung des physischen und psychischen Überlebens. Gefühlen wurde nur im Kreis der Familie, unter engen Freunden und Freundinnen offen nachgegeben, in vermittelter Form gingen sie natürlich auch in politisches und wissenschaftliches Arbeiten ein.“
Die Reaktion hierauf war emotionshistorisch eine dezidiert intendierte Kultur der Sachlichkeit und der performativen Rationalität, eine Art „Pathos der Nüchternheit“, insbesondere im öffentlichen und politischen Raum.
Problematisch war diese Kultur der Nüchternheit, weil sie im Widerspruch stand zu den gefühlten Emotionen der Nachkriegsdeutschen, insbesondere der Angst. In der unmittelbaren Nachkriegszeit stand hier die Angst vor der Vergeltung durch die Siegermächte im Vordergrund. Dies schloss auch die Angst vor der Rache von jüdischen Überlebenden oder osteuropäischen Zwangsarbeitern ein. Diese Ängste sind heute vielfach vergessen, aber in den subjektiven Zeugnissen der Zeit außerordentlich stark präsent. Sie verweisen indirekt auch auf ein kollektives Schuldeingeständnis vieler Deutscher, die sich der nationalsozialistischen Verbrechen – und teilweise ihrer eigenen Mitwirkung daran – durchaus bewusst waren und daher guten Grund hatten, die Vergeltung oder gar „Rache“ der ehemaligen Opfer zu fürchten.
Aber auch nachdem sich diese Vergeltungsängste allmählich als unbegründet erwiesen hatten, stand die bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft lange unter dem Signum der Angst. Teilweise geheim gehaltene Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach für die Adenauer-Regierung verweisen auf ein weitverbreitetes Gefühl der Zukunftsunsicherheit, ja der Angst, in den 1950er Jahren. Im Vordergrund standen hier die Kriegsängste. So erwarteten zu Jahresbeginn 1950 53 Prozent der Bundesbürger/-innen einen neuen Weltkrieg „noch in diesem Jahr“. Zwar ging diese Zahl im Hinblick auf die unmittelbare Erwartung eines Krieges in der nahen Zukunft bis 1958 auf 20 Prozent zurück. Doch einen Krieg für generell möglich hielten im Jahr 1956 immerhin fast zwei Drittel der Bundesbürger/-innen (63 Prozent).
Die Spannung zwischen einem repressiven Emotionsregime einerseits, das die Artikulation von Emotionen nur sehr eingeschränkt billigte, und einem weitverbreiteten Angstgefühl andererseits war konstitutiv für die Nachkriegsgesellschaft. Sie produzierte eine ebenfalls weitverbreitete Sprachlosigkeit oder – in der Terminologie des Emotionshistorikers William Reddy – eine Form des „emotionalen Leidens.“
Ganz im Gegensatz zu dieser Alltagserfahrung mit psychischem Leiden negierte nicht nur die westdeutsche, sondern auch die internationale Psychiatrie lang anhaltende psychologische Folgewirkungen von aktiven und passiven Gewalterfahrungen. Gesunde Individuen, so die Annahme, würden diese nach einer gewissen Erholungszeit unbeschadet überwinden. Anhaltende psychische Störungen erschienen in klassisch eugenischer Sichtweise als anlagebedingt oder erblich verursacht. Rentenansprüche beispielsweise ließen sich auf dieser Grundlage kaum durchsetzen. Erst gegen Ende der 1950er Jahre, im Kontext der Behandlung von Holocaust-Überlebenden, aber auch infolge der Konfrontation mit den letzten Heimkehrern aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1955/56 wurde das Konzept der „erlebnisbedingten Persönlichkeitsveränderung“ entwickelt.
Das neue Emotionsregime der 1960er und 1970er Jahre
Seit Ende der 1950er Jahre verschoben sich in der Bundesrepublik die normativen Regeln für den Ausdruck und die Erfahrung von Angst und Emotionen. Ein expressives Emotionsregime ersetzte zusehends das bis dahin dominierende repressive Emotionsregime. Die Gründe dieser wichtigen soziokulturellen Verschiebung waren vielfacher Art. Auf normativer Ebene lässt sich eine Neubewertung der Angst feststellen, die nicht mehr als nur negativ und pathologisch, sondern als durchaus funktional und „gesund“ porträtiert wurde.
Politisch war die Verschiebung hin zu einem expressiven Emotionsregime äußerst folgenreich. Denn dieses wurde zentral für die wichtigsten sozialen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre, die Umwelt- und Friedensbewegung. Beide basierten zumindest teilweise auf einer offenen Artikulation der Angst. Diese wurde nun keinesfalls mehr als irrational, pathologisch oder negativ bewertet, sondern erschien als angemessene, ja rationale Reaktion auf eine tatsächlich existierende Bedrohung. Angst wurde zu einer höheren Form der Vernunft.
Sie erwies sich ebenso als ein äußerst wirksames Mittel der politischen Massenmobilisierung. Bis heute ist die Friedensbewegung der 1980er Jahre die größte politische Protestbewegung der Nachkriegszeit, international möglicherweise nur übertroffen von den globalen Protesten gegen den Irakkrieg 2003. Die durch das atomare Wettrüsten verursachte Angst vor einer nuklearen Eskalation trieb Hunderttausende Bundesbürger/-innen in Mitteleuropa auf die Straße.
Dennoch hatte die Friedensbewegung der 1980er Jahre noch einen anderen Langzeiteffekt. Ihre erneute Mobilisierung als Reaktion auf die Irakkriege von 1991 und 2003 provozierte eine konservative Kritik innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland, die die deutsche militärische Zurückhaltung nun als eine pathologische Form der Angst, als German Angst denunzierte. In der Folgezeit postulierten populärwissenschaftliche Studien das Konzept der German Angst als eine Art kollektivpsychologische Beschädigung der deutschen Seele.
Globalisierungsängste
Das seit den 1960er Jahren entstandene expressive Emotionsregime prägt die politische Kultur der Bundesrepublik bis heute. Eine Rückkehr in eine angeblich bessere Zeit rationaler Auseinandersetzung erscheint angesichts der medial vielfach verstärkten Emotionalisierung über soziale Medien kaum möglich. Statt einer kaum zu realisierenden Entemotionalisierung der Politik das Wort zu reden, wäre es wichtiger, die genaue Funktion von Emotionen in der Politik zu analysieren. Dazu zählt die Frage, ob Angst in der Politik auch eine positive Rolle spielen kann. Oder anders gefragt: Wie ließe sich eine demokratische Politik der Angst unterscheiden von einer demagogischen, populistischen Politik der Angst, die nicht selten umschlägt in Hass und Gewalt? Was wären die Konturen einer demokratischen Gefühlspolitik?
Seit der Jahrtausendwende hat sich das Wesen der Ängste deutlich verändert. Die Angstgeschichte der alten Bundesrepublik war geprägt von Ängsten mit einem konkreten Ort, einem spezifischen Ausgangspunkt – die Angst vor Vergeltung, vor „den Russen“, vor einer autoritären Wende, vor einer Umweltkatastrophe oder einem (Atom-)Krieg. Sie konnten daher entweder mit einer nationalstaatlich bestimmten Politik eingedämmt werden oder ließen sich an spezifischen Orten lokalisieren, die selbst zu Chiffren der westdeutschen Protestgeschichte wurden: Wyhl, Brokdorf, Wackersdorf, Mutlangen. Dieser eindeutige Ausgangspunkt der Gefahren verlieh den Ängsten der alten Bundesrepublik eine konkrete Gestalt und ließ die damit verbundenen Gefahrenszenarien potenziell kontrollierbar erscheinen.
Für die dominierenden Ängste der 2000er Jahre war dies nicht mehr der Fall. Sie waren globalisierte, entterritorialisierte Ängste, die nicht mehr von einem konkreten Ort ausgingen und daher auch schwieriger einzudämmen waren. So zeichnete sich der internationale Terrorismus seit den Anschlägen vom 11. September 2001 gerade dadurch aus, dass er nicht mehr räumlich beschränkt war (wie es im Fall der irischen IRA, der baskischen ETA oder selbst dem westdeutschen und italienischen Linksterrorismus der 1970er Jahre der Fall gewesen war), sondern prinzipiell überall und jederzeit zuschlagen konnte. Dem entsprach, dass der von der US-Regierung unter George W. Bush propagierte „Krieg gegen den Terror“ ebenfalls räumlich, zeitlich und juristisch entgrenzt war.
Die in der alljährlichen Studie der R+V Versicherung genannten größten Ängste der Deutschen der vergangenen 15 Jahre gehörten allesamt in diese Kategorie der Globalisierungsängste: Eurokrise (2011–15), Terrorismus (2016–17), gefährlichere Welt durch die Politik Donald Trumps (2016, 2018), Überforderung durch Geflüchtete (2019), Coronapandemie (2020).
Auch wenn die mit diesen Krisenerscheinungen verbundenen Ängste sich deutlich unterscheiden und sehr unterschiedliche politische Perspektiven reflektieren – die Klimakrise ist eher eine „linke“, die Flüchtlingskrise eher eine „rechte“ Angst –, weist ihre Phänomenologie doch auch wichtige Gemeinsamkeiten auf. Beiden fehlt ein konkreter Ausgangspunkt, beide lassen sich kaum auf ein konkretes Ereignis verdichten oder zurückführen, auch wenn einzelne Ereignisse – beispielsweise das verstärkte Ankommen von Flüchtlingen im Sommer 2015 oder außergewöhnliche Wetterereignisse – auf den größeren Krisenzusammenhang verweisen. Beide Ängste stehen in der Kontinuität eines expressiven emotionalen Ausdrucksregimes, das bis in die 1960er und 1970er Jahre zurückreicht, und beide mobilisieren gezielt Emotionen bei der Verfolgung politischer Ziele. Sie scheinen damit auch in einem dialektischen Wechselverhältnis zu stehen, das heißt, die Mobilisierung eher „linker“ Ängste verstärkt „rechte“ Ängste und andersherum.
Allerdings beruht die Mobilisierung beider Großängste auch auf sehr verschiedenen politischen Dynamiken, die wiederum divergierende politische Folgewirkungen nach sich ziehen. Der Aufstieg der AfD in Deutschland seit 2015 sowie der globalen Rechten anderswo ist untrennbar mit einer neuen Politik der Angst verbunden. Während der spezifische historische Kontext für neue rechte Bewegungen sehr unterschiedlich war, teilt der neue Rechtspopulismus eine gemeinsame, apokalyptische Sicht auf die Zukunft.
Die politische Rechte stützt sich nicht nur auf Angst, sondern mobilisiert eine ganze Reihe von Emotionen, die typischerweise männlich codiert sind – Wut, Stolz, Empörung –, um gegen die Forderungen von Frauen und Minderheiten vorzugehen.
Die mobilisierende Funktion der Angst liegt auch der modernen Umweltbewegung zugrunde. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2019 ermahnte die damals 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg die Staats- und Regierungschefs der Welt, nicht „hoffnungsvoll“ zu sein, sondern „in Panik zu geraten“ und „die Angst zu spüren, die ich jeden Tag spüre.“
Schließlich reaktivierte der Aufstieg des Rechtspopulismus in Deutschland und anderswo auch eine Art demokratische Angst. Der Angriff der Rechten auf demokratische Normen und Verfahren hat die Sensibilität und das Bewusstsein für die Fragilität der Demokratie geschärft. Diese Art der Angst ist in der Geschichte der (alten) Bundesrepublik vor 1989 tief verankert. Sie fungierte paradoxerweise als eine der entscheidenden emotionalen Grundlagen des Erfolges der liberalen Demokratie in Westdeutschland nach 1945. Denn die Gewalterfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verliehen den Deutschen ein Gespür für die Möglichkeit politischer Katastrophen und für die Fragilität der Demokratie. Diese Sensibilisierung wirkte als eine Art politisches Frühwarnsystem. Gerade weil beide innenpolitischen Lager – also Mitte-rechts und Mitte-links – während der gesamten Nachkriegszeit die jeweils andere Seite verdächtigten, eine „andere Republik“ zu wollen, erwies sich die bestehende politische und gesellschaftliche Ordnung der alten Bundesrepublik als überraschend stabil.
Angesichts des Aufstiegs der AfD wie auch existierender rechtspopulistischer Regierungen, insbesondere in den USA, erscheint eine Reaktivierung dieser demokratischen Ängste und damit eine erneute Sensibilisierung für die Fragilität der liberalen Demokratie durchaus funktional. Demokratische Ängste können somit auch in der Gegenwart Teil einer demokratischen Gefühlspolitik sein. Denn die Emotionen werden sich so schnell nicht wieder aus der Politik zurückdrängen lassen. Vielmehr ist von einer Kontinuität und Weiterentwicklung des expressiven Emotionsregimes auszugehen. In diesem Sinne ist es wichtig, Emotionen zum Schutz und zur Verteidigung der Demokratie zu mobilisieren und damit der demokratiezerstörenden Politik der Angst vonseiten der Rechtspopulisten entgegenzuwirken.
Der 22. Februar 2022 und die Rückkehr der alten Ängste
Mit der russischen Invasion in die gesamte Ukraine änderte sich die Angstdynamik in der Bundesrepublik grundlegend. Anders als bei den vorangegangenen Globalisierungsängsten ließ sich tatsächlich wieder ein konkreter Ausgangspunkt der Bedrohung festmachen: das autokratische Regime des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Insofern ist die seitdem existierende Angst vor einer russischen Expansion eher eine Retro-Angst, die mehr an die Ängste des Kalten Krieges als an die der 2000er Jahre erinnert. Die Analogie zum Kalten Krieg ist auch in anderer Hinsicht weiterführend: Die wirklich gefährlichen Konflikte im Kalten Krieg gab es genau in jenen Gegenden, in denen die Einflusssphären der Supermächte, ähnlich wie heute in der Ukraine, nicht eindeutig geklärt waren und kollidierten – Korea, Berlin bis 1961, Kuba, Vietnam. Auch die Reaktionsmuster auf den Krieg in der Ukraine glichen in vielerlei Hinsicht dem Kalten Krieg – Aufrüstung als Abschreckung einer weitergehenden russischen Aggression. Allerdings löste dieses Vorgehen zumindest bei einigen der ehemals friedensbewegten Aktivistinnen und Aktivisten der 1980er Jahre Unbehagen aus. Insofern wiesen die Reaktionen auf den 22. Februar 2022 einen gewissen Generationenunterschied auf: Die etwas älteren, darunter der ehemalige Bundeskanzler Olaf Scholz, hatten immer auch die Eskalationsgefahr im Blick und vertraten auch im Kontext einer massiven militärischen Unterstützung für die Ukraine eine eher vorsichtige Vorgehensweise. Im Gegensatz dazu waren diese Bedenken von jüngeren Politikerinnen und Politikern, deren Sozialisation vor allem durch die humanitären militärischen Interventionen seit den 1990er Jahren geprägt war, eher selten zu hören. Die Ängste des Kalten Krieges, die selbst wiederum in der Nachfolge der Gewalterfahrungen des Zweiten Weltkrieges standen, verblassten hier zunehmend.
Resümee
Obwohl Angst eine der universalen menschlichen Grundemotionen ist, erweist sie sich aus emotionshistorischer Perspektive als ein politisch äußerst polyvalentes Gefühl. Ängste können, je nach Kontext, ganz unterschiedlichen, ja gegensätzlichen politischen Zielen dienen. Ihre Rolle in der Politik lässt sich nicht allgemein bestimmen, sondern hängt von vielen unterschiedlichen Einflussfaktoren ab, einschließlich des jeweils dominierenden Emotionsregimes. Auch die Erscheinungsformen der Angst haben sich im Verlauf der Geschichte der Bundesrepublik massiv verändert. Die Angst suchte sich immer wieder neue Objekte und rückte diese damit auch ins Zentrum öffentlicher und privater Aufmerksamkeiten. Schließlich verschob sich das Wesen der Nachkriegsängste massiv – von den konkreten, oft auf der Erinnerung an eine gewaltsame Vergangenheit beruhenden Ängsten der alten Bundesrepublik hin zu den Globalisierungsängsten der Berliner Republik.
Empirisch lässt sich zeigen, dass die Personalisierung der Ängste, der Versuch, entterritorialisierte Ängste auf bestimmte Gruppen zu projizieren, das Potenzial birgt, Angst in Hass und Gewalt zu verwandeln. Eine demokratische Gefühlspolitik sollte sich nicht nur auf die Eindämmung von solchen Ängsten fokussieren, sondern auch produktive, demokratische Ängste mobilisieren. Denn die von sich verschiebenden kollektiven Ängsten geprägte Geschichte der Bundesrepublik war und ist – bis jetzt – auch eine Geschichte der ausgebliebenen Katastrophen.