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Guerillas in Nahost Aufstieg und Schicksal der palästinensischen Widerstandsorganisationen | APuZ 8/1972 | bpb.de

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APuZ 8/1972 Artikel 1 Guerillas in Nahost Aufstieg und Schicksal der palästinensischen Widerstandsorganisationen

Guerillas in Nahost Aufstieg und Schicksal der palästinensischen Widerstandsorganisationen

Rolf Tophoven

/ 106 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Nadi dem Sieg der Israelis im Sechs-Tage-Krieg von 1967 erschien eine neue Kraft auf der politischen Bühne des Nahen Ostens: die palästinensischen Widerstandsorganisationen. Diese fügten zeitweise den Spannungen zwischen Israel und den arabischen Staaten eine weitere Komponente hinzu und stellten einen nicht zu übersehenden Faktor im Nahen Osten dar. In den Fedayin der palästinensischen Guerilla-Organisationen sahen viele arabische Intellektuelle und die Massen der Flüchtlingslager das geeignete Instrument im Kampf gegen den Zionismus. Die revolutionären Bewegungen Chinas, Algeriens, Kubas und Vietnams waren den Freischärlern der Palästina-Araber bevorzugte Leitbilder, deren Ideologie und Taktik man auch im Nahen Osten anzuwenden versuchte. Die palästinensischen Guerillas wollten die Strategie des Volksbefreiungskrieges gegen Israel praktizieren. Durch spektakuläre Flugzeugentführungen gelang es den Freischärlern zwar, weltweites Aufsehen zu erregen, auch konnten sie sich eine Zeitlang im Libanon und in Jordanien als ein „Staat im Staat" etablieren, doch im September 1970 gerieten die Fedayin in einen kräftezehrenden Bürgerkrieg mit den Truppen König Husseins und wurden schließlich im Sommer 1971 aus ihren Bastionen in Jordanien vertrieben. Das vorläufige Ende der palästinensischen Revolution war damit gekommen. Ungünstige geographische Verhältnisse, ideologische Zersplitterung, fehlende Unterstützung durch die in den von Israel besetzten Gebieten wohnende Bevölkerung, Abneigung der arabischen Staaten, den Volksbefreiungskrieg weiterzutragen sowie die militärische und politische Überlegenheit der Israelis ließen die Guerillas vorerst scheitern. So stehen die Fedayin heute an einem Punkt, wo eine strategische und taktische Neuorientierung geboten scheint. Ob in Zukunft ihr Kampf Erfolg haben wird, kann im augenblicklichen Stadium noch nicht beantwortet werden. Fürs erste gelang es den palästinensischen Guerillas jedoch nicht, die für jede Widerstandsbewegung kritische Anfangsphase zu überwinden, und daher führte ihr Weg zunächst wieder zurück in den Untergrund.

Nach dem Junikrieg von 1967, in dessen Verlauf die israelischen Streitkräfte den arabischen Armeen eine schwere Niederlage zufügten, erschien eine neue Kraft auf der politischen Bühne im Nahen Osten: die Freischärler der palästinensischen Guerilla-Organisationen. Während die arabische Welt noch unter dem Schock der Katastrophe stand, versuchten die Fedayin, die „Opferbereiten", unter der palästinensischen Bevölkerung die Strategie des bewaffneten Volkskriegs gegen Israel zu propagieren. Durch zum Teil werbewirksame Methoden rückten sie das Palästinaproblem und die Lage der Flüchtlinge wieder ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit.

Für die Palästinenser wurden nach dem Sechs-Tage-Krieg „Revolution" und „Fedayin" Zauberworte, aus denen sie ihre Hoffnung auf Rückkehr nach Palästina und Vernichtung des zionistischen Staates Israel herleiteten. Heute, fast fünf Jahre nach ihrem spektakulären Aufstieg, scheint die revolutionäre Kraft der palästinensischen Befreiungsorganisationen fürs erste gebrochen zu sein.

Unabhängig aber vom Erfolg oder Mißerfolg ihrer „Revolution" gehören die Guerilla-Verbände der Palästinenser zum politischen Spektrum des Nahostkonflikts. Und wenn sie auch vielleicht nur für eine begrenzte Zeit für Schlagzeilen sorgten, allein schon als zeitgeschichtliches Phänomen verdienen die Widerstandsbewegungen Beachtung.

I. Arabischer Nationalismus und palästinensischer Widerstand vom Ersten Weltkrieg bis 1948

Abbildung 1

Erste Ansätze eines arabischen Nationalismus Die Wurzeln eines arabischen Nationalismus liegen zweifellos „im alten Gemeinschaftsgefühl der Umma, der Gemeinschaft der Gläubigen" 1). Der im Osmanischen Reich gebräuchliche Begriff für Nation, „milla", war ebenfalls gleichbedeutend mit der Religionsgemeinschaft. Entsprechend den zahlreichen religiösen Gruppen im arabischen Raum, gab es verschiedene „millas" (Moslems, Griechisch-Orthodoxe, Maroniten usw.). Da nach altislamischem Grundsatz die Gemeinschaft der Gläubigen die beste Gemeinschaft der Menschen darstellt, kam bei den Moslems kaum der Gedanke auf, „an den Grundprinzipien des islamischen Systems zu rütteln" Vor der Jahrhundertwende schlugen lediglich die arabischen Verfechter einer Reform des Islam nationalistische Töne an. Die im Istanbuler Parlament vertretenen Araber sowie die arabischen Offiziere der türkischen Armee befürworteten in ihrer Mehrheit „föderalistische Bestrebungen, die das Osmanische Reich nach dem Beispiel der österreichisch-ungarischen Monarchie umgestalten sollten"

Erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam es im Nahen Osten, sicherlich bedingt durch den verstärkten Kontakt arabischer In-tellektueller mit europäischen Ideen, zu den ersten spürbaren Regungen eines arabischen Nationalismus. Vorbereitend für nationalistische Strömungen im arabischen Lager wirkten die Revolution der Jungtürken (1908) und die in ihren Kreisen aufkommenden nationalistischen Tendenzen. Unter dem Druck der türkischen Besatzung und durch die Methoden ihres Vorgehens gegen die arabische Zivilbevölkerung erlangte der arabische Nationalismus dann im Ersten Weltkrieg seine Breiten-wirkung Die an den Zusammenbruch des türkischen Reiches geknüpfte Hoffnung der Araber auf Unabhängigkeit und politische Selbstbestimmung wurde nach Kriegsende durch die Politik der Großmächte jäh zerstört, die im Nahen Osten zwischen den beiden Weltkriegen eine neue Fremdherrschaft errichteten und die Einheitsbestrebungen der arabischen Völker weiter unterdrückten. Engländer und Franzosen teilten die Region unter sich, hielten sie als unter Kontrolle Mandatsmächte und betrieben eine Politik, die auf die Wahrung eigener Interessen abgestellt war. Es steht wohl außer Frage, daß beide Mächte gerade durch die Eindämmung arabischer Interessen dem aufkeimenden Nationalismus und den Emanzipationsbestrebungen der Araber neue Nahrung gaben.

Eine weitere Entscheidung der internationalen Politik reicherte in jener Zeit den politischen Zündstoff im Vorderen Orient noch an: Durch die Balfour-Deklaration von 1917 und ihre Übernahme in den Mandatstext 1922 war den Juden die Errichtung einer nationalen Heim-statt in Palästina versprochen worden, was nach dem Ersten Weltkrieg eine verstärkte jüdische Einwanderung nach Palästina zur Folge hatte. Dieser Vorgang unterschied Palästina von den anderen arabischen Gebieten unter Mandatsverwaltung, und die Ausklammerung Wünsche durch die Mandatsmächte, „die über das Gebiet verfügten und zugleich die arabischen Einheitshoffnungen frustrierten, konnte nur zu Reibungen führen"

Die Bewegung des politischen Zionismus, die „für das jüdische Volk die Schaffung einer rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina" zu sichern beabsichtigte, und das fast parallel einsetzende politische Erwachen der Araber, das auf Befreiung von fremder Vormundschaft zielte, standen sich mit zunehmender Dauer der Mandatszeit immer unversöhnlicher gegenüber. „So besteht der arabisch-israelische Konflikt im Kern aus diesem Zusammenprall zwischen dem jüdischen und arabischen, Nationalismus." 1914 lebten ungefähr 80 000 Juden in Palästina.

Durch die Balfour-Deklaration hatte sich Großbritannien darauf fesgelegt, das Projekt einer jüdischen Heimstätte auch durch seine offizielle Politik zu fördern. Die jüdische Immigration wuchs in den zwanziger Jahren an und nahm, verursacht durch die Judenverfolgung in Deutschland, seit 1933 noch stärker zu. Die Politik der zionistischen Kreise in Palästina ließ klares ein Konzept erkennen: „systematisch Land von den arabischen Grundbesitzern zu erwerben, mit dem deutlich sichtbaren Ziel, ein zusammenhängendes Jüdisches'Territorium in Palästina aufzubauen" Die Anbaumethoden und die Techniken der zionistischen Einwanderer waren denen der Araber überlegen. Die Furcht der Palästina-Araber, in ihrem Land die Rolle einer Minderheit spielen zu müssen, verhärtete die Fronten und führte zu erbitterten Reaktionen der arabischen Bevölkerung gegen die Zionisten. Träger dieser Entwicklung waren genau wie im Kampf gegen die britische Mandatsmacht „die erzogenen und halberzogenen Schichten der Mittel-klasse, die sich zu den Vorkämpfern der antizionistischen Bewegung aufwarfen" Gräbt man nach den Wurzeln der Guerilla-Tätigkeit im Nahen Osten vor 1948, so zeigt sich, daß die frühen Ansätze des Partisanenkampfes der Palästinenser bereits in der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges liegen. Ihren Höhepunkt fanden die Auseinandersetzungen in den zwanziger und besonders in den dreißiger Jahren. Jedoch fehlte damals, gemessen an der Situation nach 1948 und vor allem nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967, noch das „spezifisch palästinensische Bewußtsein" 2. Palästinensischer Widerstand vom Ersten Weltkrieg bis 1948 Erste Regungen eines palästinensischen Widerstandes zeigten sich bei einigen Überfällen gegen neu errichtete landwirtschaftliche Siedlungen der jüdischen Einwanderer. Im Krieg selbst waren die Palästinenser am Aufstand der Araber gegen die türkischen Kolonialherren im Jahre 1916 beteiligt. „Sie waren hierbei von der Hoffnung getragen, in einen groß-arabischen Staat integriert zu werden" Nach 1917 und vor allem seit der Übertragung des Mandats an Großbritannien 1922 versteifte sich der Widerstand erheblich, wobei die Aktionen der Palästina-Araber allmählich „politisch und militärisch organisierte Formen" annahmen. In den Jahren 1919, 1921, 1929 und 1936 bis 1939 richteten sich die Aufstände der Palästinenser gegen die Briten und die jüdische Kolonisation. Gleichzeitig mit dem Aufkommen des palästinensischen Widerstandes entwickelten auch die jüdischen Einwanderer spezielle Untergrundorganisationen, deren bekannteste die Gruppen „Haganah" (aus ihr ging später die israelische Armee hervor), „Irgun" und „Palmach" waren. Motivation und Organisation der arabischen Aufstände sind wegen fehlenden Materials nur schwer zu analysieren, jedoch kann aus dem dünnen Informationsmaterial geschlossen werden, daß die Erhebungen in Zusammenhang standen mit einer neuen Einwandererwelle und verstärkten Landkäufen durch die zionistische Bewegung.

In den Städten richteten sich die Aktionen der Palästina-Araber gegen die Mandatsmacht, auf dem Land dagegen wurden die jüdischen Siedlungen unmittelbar von den Gewaltmaßnahmen betroffen.

Hauptträger der Aufstandsbewegungen waren auf dem Land Bauern und Pächter, in den Städten die ärmsten Schichten der Bevölkerung. Die aus Großgrundbesitzern und religiösen Würdenträgern bestehende Oberschicht führte beide Gruppen der Aufständischen. Bei den Führern handelte es sich im wesentlichen um Mitglieder der einflußreichen Familien der Hussein! und Abd El-Hadi Die bereits in den dreißiger Jahren entwickelte Methode, straff organisierte, militärisch ausgebildete Kämpfer aus den Massen zu rekrutieren, wurde später, nach 1967, zum Leitbild der palästinensischen Widerstandsorganisationen. Entwickelt wurde dieses Prinzip von dem Prediger Scheich Izz al-Din al-Quassam, der schon 1922 im bewaffneten Kampf der Landbevölkerung die einzige Möglichkeit sah, die Probleme in Palä-stina zu lösen. 1935 entfachte seine kleine Organisation einen Aufstand, den jedoch die Engländer rasch zerschlugen. Auch 1936 war der Scheich Initiator der bewaffneten Über-griffe, und alle folgende Aktionen bis 1939 können ebenfalls auf seine Aktivität zurückgeführt werden

II. Die Gründung Israels und die Palästinaflüchtlinge

1. Der Krieg von 1948 und seine Folgen Am 29. November 1947 beschloß die UN-Vollversammlung die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat sowie die Errichtung einer neutralen Zone. In der Debatte, die der UN-Resolution vorausging, ließ der heutige Gegner Israels, die Sowjetunion, durch ihren Vertreter Andrej Gromyko verkünden: „Die Lösung des Palästinaproblems auf der Basis der Teilung in zwei separate Staaten wird von tiefer historischer Bedeutung sein, denn dieser Beschluß wird dem Begehren des jüdischen Volkes gerecht werden. ... Wir werden unsere Stimme abgeben in der Hoffnung, die heute noch phantastisch scheinen mag, daß die beiden Bevölkerungsteile schließlich einsehen werden, daß sie das Heilige Land nicht weiter durch Gewalttätigkeit entweihen können und daß ihre Pflicht und gleichzeitig ihre Rettung in Verständigung und Einigkeit liegt" Die Araber wiesen zunächst „das Teilungsprojekt als schroffe und unannehmbare Zumutung" zurück. Außerdem leugneten sie den moralischen Anspruch der von Deutschland verfolgten Juden auf Errichtung eines Staatswesens auf arabischem Boden und auf Kosten der an den Judenmassakern unbeteiligten Palästinenser

Die endgültige Antwort der Palästina-Araber auf den Teilungsplan und die israelische Unabhängigkeitserklärung am 15. Mai 1948 durch David Ben Gurion war der offene Aufstand. Sie forderten die Unabhängigkeit Palästinas als eines einheitlichen Staates. Die Erhebung der Palästinenser dauerte drei Monate, bevor im Mai 1948 die Armeen der — arabischen Nachbarstaaten eingriffen. „Die Folge dieser Intervention war, daß für lange Zeit der palästinensische Widerstand vom generellen arabisch-israelischen Konflikt nicht mehr zu isolieren war."

Im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1947/48 begann ein Massenexodus der Palästina-Araber in die umliegenden arabischen Staaten. Die größte Masse der Flüchtlinge nahm Jordanien auf, wo man versuchte, sie gesellschaftlich zu integrieren und als jordanische Staatsbürger zu betrachten. Die genaue Zahl der Geflüchteten ist nicht bekannt. Sie schwankt, je nach den Quellen, zwischen 600 000 und einer Million. Unter Arabern und Israelis gibt es heute kaum ein Thema, das so heiß umstritten ist wie die Diskussion über die Gründe der Flüchtlingsbewegung. Die arabische Seite behauptet, man fühle sich vom „zionistischen Terror bedroht" So ermordeten z. B. im April 1948 Mitglieder der jüdischen Untergrundorganisation „Irgun" im Dorf Deir Yassin über 250 Araber, was von Isral später „bedauert'wurde. Ferner, behaupten die Araber, seien sie von den Israelis systematisch aus Palästina vertrieben worden. — Israel dagegen bestreitet entschieden jede Vertreibung und gibt den arabischen Anrainer-Staaten die Schuld für die Massenflucht, weil die arabische Propaganda die Palästinenser „zur vorübergehenden Evakuierung der Kampfgebiete aufgefordert und baldige Rückkehr nach raschem Sieg versprochen hätte"

Seit den Tagen der israelischen Staatsgründung und der damit verbundenen ersten militärischen Konfrontation zwischen Arabern und Israelis ist das Flüchtlingsproblem in Nahen Osten akut und hat alle Bemühungen um eine Regelung des Konflikts, ganz gleich, von welcher Seite sie ausgingen, schwer belastet und bis heute unmöglich gemacht. Die Existenz der Palästina-Flüchtlinge führt immer wieder zu der Frage nach der Möglichkeit ihrer Integration in die arabischen Staaten. Diese taten wenig, die Not der Flüchtlinge zu lindern, und zwar oft gezwungenermaßen, weil, wie etwa in Jordanien, ihre schwache wirtschaftliche Position es nicht erlaubte. Gleichwohl hätte die Möglichkeit bestanden, mit finanzieller Unterstützung der reichen arabischen Erdölländer die Flüchtlinge zu integrieren. Dazu sagte im April 1957 der irakische Außenminister: „Der Irak allein ist fähig, alle arabischen Flüchtlinge zu absorbieren." Die Weigerung der arabischen Staaten, die Palästina-Flüchtlinge einzugliedern, war und ist weniger ein wirtschaftlicher als ein politischer Faktor. Mit der Zeit nämlich wurden die Flüchtlinge „in eine Art politische Manövriermasse verwandelt, in hilflose Figuren auf dem Brett des arabisch-israelischen Machtkampfes" Kein arabischer Patriot konnte es wagen, einer Neuansiedlung der Flüchtlinge zuzus men, weil ein solches Unterfangen einem eben des arabischen Anspruchs auf Palästiliu gleichzusetzen gewesen wäre. Das Elend in den Flüchtlingsquartieren sollte aller Welt ständig das an den Palästinensern begangene Unrecht vor Augen halten, zumal verschiedene UNO-Resolutionen, besonders die vom 11. Dezember 1949, das Recht auf Rückkehr oder Wiedergutmachung bekräftigten

Die UNRWA (United Nations Relief and Works Agency), die 1950 gegründete Flüchtlings-Hilfsorganisation der UNO, versorgt die Flüchtlinge mit den nötigsten Nahrungsmitteln, bemüht sich um die schulische Ausbildung der Flüchtlingskinder und kümmert sich um bessere Unterkünfte. Der starke Bevölkerungszuwachs in den Flüchtlingscamps erschwert allerdings ihre Maßnahmen, und die zur Verfügung stehenden Mittel der Organisation reichen bei weitem nicht aus, die Not spürbar zu lindern. Vor dem Junikrieg 1967 betrug die Zahl der amtlich registrierten Flüchtlinge 1 344 576 Sind die Palästina-Flücht-linge einerseits ein politisches Faustpfand der arabischen Regierungen gegen Israel („Laßt uns versuchen, die Flüchtlinge zu unserer Fünften Kolonne für den Tag der Rache und der Abrechnung zu machen", so die libanesische Zeitung „Al Sayad" im April 1950 so gibt es andererseits auch Meinungen, die diese Politik nicht akzeptieren. König Hussein von Jordanien, dessen Land durch den Massenzustrom der Flüchtlinge am stärksten betroffen ist, attackierte am 17. Juni 1960 die Palästina-Politik der arabischen Führer: „Sie haben das palästinensische Volk für selbstsüchtige Ziele mißbraucht. Dies ist ... verbrecherisch."

Es bleibt also festzuhalten: Seit der Staats-gründung Israels und dem mit ihr verbundenen Flüchtlingsproblem haben sich die arabischen Staaten zwar als „Gralshüter" der Rechte der Palästinenser gefühlt und diese Haltung wohl „konserviert", ohne andererseits aber für die Lösung des Palästina-Konflikts und die von ihren Massenmedien ständig propagierte „Befreiung" Palästinas klare Zielvorstellungen zu entwickeln. 2. Die Palästinenser im Exodus: Sozialstruktur und Mentalität Neben den politischen und wirtschaftlichen Fragen einer Integration der Palästina-Flüchtlinge in die Gesellschaft der arabischen Staaten „muß auch die sozialpsychologische Komponente des Integrationsproblems gesehen werden" Als gegen Ende des Jahres 1947 die Unruhen in Palästina einsetzten, gelang es einem Teil der begüterten palästinensischen Schichten in den Städten, sich in die benachbarten arabischen Länder abzusetzen und ihr Vermögen mitzunehmen. Die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel erlaubten es diesen Kreisen der palästinensischen Bourgeoisie (Großkaufleute, Großgrundbesitzer, Akademiker und hohe Beamte), in jenen Staaten ihr Kapital anzulegen, was zum Entstehen einer spezifisch palästinensischen Schicht von Großkaufleuten, Bankiers, Unternehmern und höheren Beamten, besonders in den arabischen Olländern, führte. Dieser Oberschicht fehlt schon längst jeglicher Kontakt zu den Flüchtlingsmassen in den Lagern. Auf wirt-24 schaftlichem und sozialem Sektor integrierte sich diese wohlhabende Schicht der Palästinenser in die Oberschicht ihrer Gastländer, und auch politisch unterstützte sie das jeweils herrschende Regime

Eine zweite Schicht rekrutiert sich aus der „zweiten Generation". Wegen des Verlustes des Bodens verloren viele Oberhäupter der palästinensischen Familien ihre Funktion als Ernährer ihrer Angehörigen, was eine andere Berufsausbildung der Kinder erforderte: Während früher im Gefüge der tradierten Ordnung der arabischen Welt Beruf und soziale Stellung in der Regel vom Vater auf den Sohn übergingen, mußte nach der Flucht aus Palästina zwangsläufig „diese erzieherische und sozialisierende Rolle der Familie wegfallen" Häufig wurden sogar die Mädchen in den Arbeitsprozeß mit eingespannt, um das Einkommen der Familie zu vergrößern Viele junge Palästinenser besuchten die Schulen der UNRWA und auch arabische, amerikanische oder europäische Fachschulen bzw. Universitäten; ein Teil von ihnen war später in den arabischen Olstaaten als Ingenieur, Angestellter, oder Facharbeiter tätig. Im Gegensatz zu der erwähnten Oberschicht halten die Mitglieder dieser Gruppe mit den Massen in den Flüchtlingslagern Verbindung, da ihre Familien zum großen Teil noch in den Lagern wohnen und von ihren Kindern finanzielle Hilfe empfangen

In dieser Generation von Palästinensern, die in Flüchtlingslagern geboren wurden, fand die sozialistisch-revolutionäre Literatur, die in den fünfziger und sechziger Jahren die Länder des Nahen Ostens überschwemmte, ein starkes Echo. Als Anfang der sechziger Jahre die Werke Mao Tsetungs, Che Guevaras, Ho Chi Minhs, Giaps und Castros ins Arabische übersetzt wurden, griffen revolutionäre Ideen, zusammen mit den Theorien Frantz Fanons, bei den palästinensischen Intellektuellen noch weiter um sich und regten sie zu intensiver Teilnahme an panarabischen Bewegungen an, wie sie sich beispielsweise im Nasserismus, in den Zielen der Baath-Partei und in der mehr konservativ-nationalen Bewegung der Moslem-bruderschaften artikulierten. Hinter diesem Engagement der Palästinenser stand stets die Hoffnung auf eine Lösung des Palästina-Problems durch diese Gruppen oder durch die arabischen Regime. Aus dieser Schicht der Palästinenser entstammen alle späteren Führungskader der Guerilla-Organisationen

Die größte Gruppe der Palästinenser bilden die Massen in den Flüchtlingslagern. Ihre Bewohner „haben einen sozialen und wirtschaftlichen Anpassungsvorgang an die untersten Schichten und die Slum-Bevölkerung der arabischen Länder hinter sich" Trotz der Bemühungen der Flüchtlings-Hilfsorganisation der UNO ist die Situation der meisten Lager-insassen hoffnungslos und bedrückend. Unterernährung, Hunger, Krankheiten und Analphabetentum kennzeichnen die soziale Misere dieser Menschen. Hinzu kommt, daß in vielen Fällen die Gastländer aufgrund ihrer wirtschaftlichen und politischen Stellung kaum zur Verbesserung des Flüchtlingsschicksals beitragen können oder aus den bereits gezeigten Gründen auch nicht wollen.

In einem Punkt unterscheidet sich die erwähnte unterste Schicht der Palästina-Flüchtlinge jedoch — trotz ihrer Anpassung — von den niedrigsten Schichten der einheimischen Bevölkerung in den arabischen Ländern: Gerade in dem Maße, wie die soziologischen und politischen Strukturen nivelliert wurden, „entstand ein außerordentliches Wir-Bewußtsein" Der Gedanke, das gleiche Schicksal zu haben, führte zu dem Wunsch, aus den Gastländern, wo man sich fremd fühlte, gemeinsam aufzubrechen und in die Heimat Palästina zurückzukehren. Träger dieses palästinensischen „Wir-Bewußtseins" ist jener Teil der Flüchtlinge in Jordanien, im Libanon, im Irak und auf der arabischen Halbinsel, der sich nicht gesellschaftlich eingliedern konnte oder wollte

Nach jahrelangen Vertröstungen mußte bei diesen Palästina-Flüchtlingen einmal ein Punkt erreicht werden, an dem sie nicht mehr gewillt waren, der Politik der arabischen Staaten und der UNO Glauben zu schenken. Beschleunigt wurde dieser Prozeß durch die Niederlagen der arabischen Armeen 1948 und 1956 sowie durch die Zersplitterung der verschiedenen panarabischen Bewegungen und Parteien. Aus den Enttäuschungen der Palästinenser resultierte schließlich Ende der fünfziger Jahre die Gründung der ersten Guerilla-Organisation. Das vergebliche Warten auf eine Lösung des Palästina-Problems war „in einen radikalen Glauben an die Tat umgeschlagen" der sich allerdings zunächst nur bei den Angehörigen der intelligenten Schicht der Araber festsetzte.

Ganz entscheidend beeinflußt wurde die Bereitschaft zum Aufbegehren dann durch die Katastrophe der arabischen im Juni Staaten 1967, nach der die Guerilla-Organisationen einen großen Zulauf aus den Flüchtlingsquartieten erhielten. 3. Das Palästina-Problem in den fünfziger und sechziger Jahren a) Die Haltung der arabischen Staaten vor 1967 In den arabischen Staaten sind nach 1948 verschiedene politische Bewegungen gegründet worden, die auch bei den Palästinensern Anhänger fanden. Die wichtigsten Gruppen seien kurz genannt: die Baath Partei, von dem Christen Michael Aflaq ins Leben gerufen, die Islamische Bruderschaft von Hassan al-Banna, die Arabische Nationalistische Bewegung „Haraka" mit ihrem palästinensischen Zweig unter George Habbash, die muslimischen Nasseristen, die Syrische Nationale-Soziale Partei des Anton Sa'da sowie die Kommunistische Partei, die sich vor allem in Jordanien etablierte. Von der KP abgesehen, verfolgten alle Gruppen die Herstellung der arabischen Einheit, und obgleich nach 1948 vereinzelt schon Palästinenser nach Israel einsickerten und der Begriff „Fedayin" („Die Opferbereiten") bereits aufkam, fehlte es -da mals noch an einer Bewegung, die ein „spezifisch palästinensisches Bewußtsein" repräsentierte. Bis zum Sinai-Feldzug 1956 gab es auch keine Anzeichen für eine national-palästinensische Organisation. Der Suez-Krieg, die Besetzung der Halbinsel Sinai und des Gazastreifens durch Israel änderten jedoch die Situation: 1956 bildete sich bereits im Gaza-Streifen der erste Kern der späteren El Fatah

In den nächsten Jahren wurde die Absicht der Gründung einer palästinensischen Organisation jedoch nicht weiter verfolgt, weil im Nahen Osten alle Araber die Verwirklichung der arabischen Einheit unter Führung Nassers wünschten. Das Ziel der Einigung stand zunächst den Bemühungen der Palästinenser, eine eigene Widerstandsorganisation ins Leben zu rufen, im Wege und schränkte ihre Aktionen beträchtlich ein. War die arabische Einheit erreicht, sollte aus ihr auch die Lösung des Palästina-Problems hervorgehen. Die Parole lautete: „Die arabische Einheit ist der Weg zur Befreiung Palästinas." Diese von Ägypten stark forcierte Politik derVereinigung aller Araber gipfelte 1958 im syrisch-ägyptischen Zusammenschluß, der Gründung der V. A. R. (Vereinigte Arabische Republik). Im Grunde übertünchte zwar die groß aufgezogene Verbindung Syriens mit Ägypten nur die unter der Oberfläche schwelenden Spannungen zwischen den arabischen Führern; die Vertreter einer palästinensischen Nationalidee erlebten jedoch bittere Zeiten, denn die Behandlung des Palästina-Problems gehörte nun zum Aufgabenkatalog der die arabische Einheit anstrebenden Regierungen. Als einziges Land förderte der Irak unter Kassem die palästinensische Nationalidee, „da sie seiner Ansicht nach gegen die Interessen Nassers gerichtet war"

Als dann bereits nach drei Jahren 1961 der Traum von der arabischen Einheit zerbrach, als sich Syrien wieder von Ägypten löste, kam auch jene Strategie in eine Krise, die die panarabische Idee als Möglichkeit einer Lösung des Palästina-Problems angesehen und propagiert hatte. Jetzt hieß es umgekehrt, die Befreiung Palästinas sei der Weg zur arabischen Einheit In den einzelnen Ländern des Nahen Ostens schenkten nun die panarabischen Kräfte dem Palästina-Problem -wie der erhöhte Aufmerksamkeit. Fast jeder arabische Staat entwickelte sein eigenes Konzept für die Befreiung Palästinas, und manche Regierungen setzten ihre Palästina-Protektion als politische Waffe gegen die arabische Konkurrenz ein. Unmittelbar nach dem Scheitern der syrisch-ägyptischen Allianz brachten die Syrer das Palästina-Argument „propagandistisch gegen Nasser ins Spiel" Nasser habe, so hieß es, den Kampf gegen Israel vernachlässigt und den Amerikanern zuliebe Palästina für amerikanischen Weizen „ver-kauft" Als die Baath-Partei 1963 in Syrien wieder das Ruder ergriff, verfolgte sie eine neue politische Linie in der Palästina-Frage. Sie übernahm von palästinensischen Flüchtlingsgruppen die These, die Palästinenser selbst sollten Palästina zurückerobern, und die Infiltration der Flüchtlingsbevölkerung nach Israel stelle den ersten Ansatz zur Befreiung Palästinas von den Zionisten dar Die sich langsam wieder stabilisierende El Fatah, auf die noch ausführlicher einzugehen ist, propagierte durch ihre Aktivisten die Selbsthilfe und fand auch Gehör, wenngleich der große Zulauf zu dieser Organisation in jener Phase noch nicht einsetzte. Die Masse der Palästinenser wartete immer noch ab, in dem Glauben, daß die arabischen Staaten, unter diesen vor allem Ägypten, ihre Probleme lösen würden. Als jedoch die Macht-und Erfolglosigkeit Nassers immer offenkundiger wurde, verbreitete sich bei jener palästinensischen Führungsschicht, die heute an der Spitze der Guerilla-Organisationen steht, tiefes Mißtrauen gegen die offizielle arabische Politik. Beispiel und Erfolg der Widerstandsbewegungen in Kuba und Algerien stimulierten zudem die Schicht der jungen, revolutionär eingestellten palästinensischen Intellektuellen. Einen entscheidenden hatten sie durch den Sieg des Impuls algerischen Aufstandes über Franzosen die 1962 erhalten. Vom Beispiel Algeriens, einem arabischen Bruderland, das nach 7jährigem Partisanenkampf seine Unabhängigkeit von Frankreich gewann, „leiten die heutigen palästinensischen Guerilla-Organisationen sowohl ihre ideologische wie auch militärische Strategie ab" Nach der Befreiung Algeriens bildeten sich zahlreiche nationalistische palästinensische Gruppen, bevor sich die arabischen Staaten in der „Palästinensischen Befreiungsorganisation" ein Instrument schufen, das sie als Schwertträger ihrer Palästina-Politik einsetzten. b) Die Gründung der PLO und ihre Politik bis 1967 Im Januar 1964 kam es auf Initiative Nassers zur ersten arabischen Gipfelkonferenz in Kairo. Anlaß zu diesem Spitzentreffen arabischer Staatschefs und Könige (u. a. Nasser, Feisal, Ben Bella, Bourgiba) war der 1963'gefaßte Entschluß Israels, das Jordanwasser abzuleiten. Die Tagesordnung der Konferenz enthielt drei Punkte:

1. die Ableitung des Jordanwassers durch Israel 2. die militärische Lage der arabischen Staaten

3. die Palästina-Flüchtlinge und ihre Souveränität Voller Erwartung blickten die Araber auf die Ergebnisse dieses Gipfeltreffens. Auf die ersten beiden Punkte der Tagesordnung reagierten die Konferenzteilnehmer nur verbal, zu gemeinsamen Aktionen gegenüber Israel konnte man sich nicht aufraffen. Lediglich zum dritten Beratungspunkt kam ein konkretes Ergebnis zustande Man beschloß die Gründung einer „Palästinensischen Befreiungsorganisation" PLO (Palestine Liberation Organization) mit einer eigenen kleinen militärischen Truppe, der „Palästina-Befreiungs-Armee" PLA (Palestine Liberation Army). Treibende Kraft dieses Projektes einer Befreiungsorganisation der Palästinenser war Gamal Abdel Nasser. Seine Absicht war es, sich in der PLO einen palästinensischen Interessenverband zu schaffen, hinter dem er damalige militärische seine Schwäche verbergen konnte. Den versammelten arabischen Führern erklären, daß konnte er in dieser Phase des Konflikts an eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Israel noch nicht zu denken sei. Die PLO konnte der Zustimmung und Rückendeckung der arabischen Staatsoberhäupter sicher sein, was sich in der Geschichte dieser Organisation in ständiger Abhängigkeit von der offiziellen arabischen Politik ausdrückte und sich auch darin widerspiegelte, daß die PLO, ebenso wie die arabischen Staaten, niemals fähig war, „eine politische und militärische Strategie für die Lösung des Palästinaproblems zu entwickeln" Die Führungspositionen der PLO wurden mit Männern aus der traditionellen palästinensischen Oberschicht besetzt, jenen politischen Führern, die im Exodus von 1947/48 ihr Vermögen aus Palästina retten konnten und, wie schon erwähnt, in den. arabischen Nachbar-staaten z. T. beträchtliche wirtschaftliche Erfolge erzielten. Vieles spricht dafür, daß die Gründung der PLO hauptsächlich dem Zweck dienen sollte, „das wachsende palästinensische Bewußtsein zu kanalisieren" An die Spitze dieser Sonderorganisation stellte die Gipfelkonferenz der arabischen Machthaber Ahmed Schukeiri, ein Mitglied der gerade skizzierten Oberschicht der Palästina-Araber. Mit Schukeiri war ein Mann auf der politischen Bühne im Nahen Osten erschienen, der in der Folge durch sein schillerndes Auftreten und seine maßlosen Hetztiraden gegen Israel — von ihm stammt das Wort „Werft die Juden ins Meer!" — das politische Klim vergiftete und der Sache der Araber nur Schaden zufügte. Schukeiri, 1908 in Akko geboren, in Cambridge zum Anwalt ausgebildet und promoviert, hatte seine politische Laufbahn im Palästina der Mandatszeit begonnen. Später repräsentierte er zuerst Syrien, dann Saudi-Arabien bei den Vereinten Nationen. Danach stand er in ägyptischen Diensten Im Mai 1964 berief Schukeiri den ersten Palästinensischen Nationalkongreß in den arabischen Teil von Jerusalem ein. Die Versammlung nahm die Gründung der PLO offiziell vor und wählte den wortgewandten Schukeiri als Präsidenten der Organisation. Schukeiri ging darauf aus, „die Organisation zu seiner Gefolgschaft zu machen" und träumte von sich selbst als dem „ersten Präsidenten Palästinas“ Der Kongreß entwickelte ein Grundsatz-Programm, das „Palästinensische Manifest“ auf das sich fast alle künftigen palästinensischen Organisationen stützen sollten. Im September 1964 wurde Schukeiri von der Arabischen Liga mit der Interessenvertretung Palästinas bei der UNO beauftragt. Die PLO erhielt Sitz und Stimme in der Arabischen Liga, die ihrerseits von den Vereinten Nationen anerkannt war. Durch ihre Zulassung zu der von der UNO akzeptierten Liga der Arabischen Staaten hatte die PLO auch ihre rechtliche Bestätigung erhalten und galt in den Augen der Araber als Nachfolgerin „der auf Anregung der Arabischen Liga im Jahre 1949 mit dem fiktiven Regierungssitz Gaza zustande gekommenen und stets bedeutungslos gebliebenen Palästinaregierung"

Die PLO erfreute sich massiver finanzieller Unterstützung der Arabischen Liga, besonders Ägyptens, das in dieser Organisation die Vormachtstellung besaß. Dadurch war die Befreiungsfront Schukeiris eng an die arabischen Staaten gebunden. Die Einheiten ihres militärischen Zweiges, der PLA, rekrutierten sich aus Palästinensern und waren integrierter Bestandteil der regulären Armeen arabischer Staaten. Die PLA sollte die Funktion einer Vorhut für die Befreiung Palästinas übernehmen und an dem bevorstehenden Kampf gegen Israel teilnehmen. Im Gazastreifen, wo das Hauptkontingent der PLA stationiert war, bildeten ägyptische Offiziere die Palästina-Flüchtlinge in speziellen Panzer-und Artillerieeinheiten aus. Kleinere Truppenteile dieser Armeen waren in Syrien und im Irak stationiert. Nach der waffentechnischen Ausbildung sollte die PLA Israel durch ständige Grenzüberfälle beunruhigen, und später wollte man dann von diesen Aktionen in einen regelrechten Guerillakrieg übergehen.

Diese Strategie verteidigte Ahmed Schukeiri in einem Interview mit einem amerikanischen Korrespondenten: „Wir werden die Partisanenangriffe auf Israel weiterführen. Wir erwarten, daß unsere Aktionen in Israel Reaktionen hervorrufen werden — eine Kettenreaktion. Dies wird sicherlich zum Krieg führen. Wir wissen das, und wir akzeptieren das." Hinter solchen markigen Worten stand jedoch keinerlei politische oder militärische Substanz, zumal die Organisationsleitung der PLO im Innern außerordentlich korrupt war und der Vetternwirtschaft Tür und Tor offen stand Schukeiri bemühte sich dennoch, die Sache der Palästina-Araber voranzutreiben. Als erster arabischer Führer nahm er Kontakte mit dem kommunistischen China auf. Während eines Peking-Besuchs im Jahre 1965 versprachen ihm die Chinesen die Lieferung leichter Waffen. Nach dem Muster der bereits in vielen arabischen und europäischen Hauptstädten bestehenden Informations-und Propagandabüros wurde auch in Peking ein PLO-Büro eröffnet. Die Organisation sandte Palästinenser zur Guerillaausbildung nach China, und auch in Hanoi scheinen Angehörige der PLA militärisch geschult worden zu sein

Die „chinesische Orientierung" der PLO förderte jedoch die Entwicklung ihrer militanten Organisation PLA kaum. Vielmehr muß die Kontaktsuche im Fernen Osten vor dem Hin-tergrund der innerpalästinensischen Rivalitäten interpretiert werden. Es war nämlich in den Jahren unmittelbar vor dem Junikrieg von 1967 zu einem Konkurrenzkampf um die Gunst der Flüchtlinge zwischen der „offiziellen", besonders von Ägypten unterstützten PLO Schukeiris und der „geheim" im Untergrund mit syrischer Unterstützung arbeitenden El Fatah gekommen. Erschwerend für die PLO war, daß trotz aller laut tönenden demagogischen Reden Schukeiris keine erkennbaren Erfolge über Israel aufzuweisen waren. „Erfolgsmeldungen" präsentierte eine andere Gruppe von Palästinensern, eben El Fatah, die in ihrem ersten Kommunique mitteilte, daß sie bewaffnete Aktionen innerhalb Israels begonnen und am 1. Januar (1965) einen Anschlag auf eine israelische Pumpenstation durchgeführt habe

Unter dem Druck ihrer inoffiziellen Konkurrenten sah sich die PLO gezwungen, „auch ihrerseits eine aktivistische Politik zu entwikkeln" Schukeiri selbst war innerhalb und außerhalb der Organisation ins Kreuzfeuer der Kritik geraten; es wurde ihm vorgeworfen, „er rede zu viel und tue zu wenig" Seine Position wankte bedenklich, und nur mit Hilfe und Unterstützung Nassers gelang es ihm, seinen Posten zu retten. Den Befürwortern von Aktionen mußte er allerdings immer mehr Versprechungen und Zugeständnisse machen, was schließlich dann zur Verbindung mit China geführt hat.

Ebenfalls auf den Druck der Aktivisten in den eigenen Reihen dürfte der Bruch der PLO mit Jordanien zurückzuführen sein. Nach einer Reihe vergeblicher Verhandlungen mit dem Ziel, eine Zusammenarbeit zwischen König Hussein und der PLO zu erreichen, begann der Streit im Frühsommer 1966. Gegenstand der Auseinandersetzung waren die Palästinenser in Jordanien, denn sowohl Hussein als auch die PLO beanspruchten die Souveränität über diese Gruppe der jordanischen Bevölkerung. Die Gipfelkonferenzen der Araber-Staaten hatten nämlich Schukeiri und seiner Bewegung gewisse Souveränitätsrechte über die Palästinaflüchtlinge eingeräumt. So wurde es der PLO gestattet, in Syrien, Ägypten, dem Irak und Kuweit von den Flüchtlingen Steuern zu erheben und sie zum Militärdienst heranzuziehen.

König Hussein seinerseits sah in ihnen Untertanen und jordanische Staatsbürger. Diese „Kompetenzschwierigkeiten" führten schließ, lich nach gescheiterten Versuchen, die PLO bei der Ausbildung der jordanischen Palästinenser zu beteiligen, zu einem Propagandafeldzug der PLO gegen Hussein und seinen Staat. Uber ihre Sender in Damaskus und Kairo eröffnete die PLO ihren Propagandakrieg und versuchte, Hussein als „Verräter an der Sache der Araber" zu brandmarken und die jordanische Bevölkerung zum Aufstand gegen das Regime aufzustacheln. Zunächst war dieser Hetzkampagne in Jordanien kein Erfolg beschieden. Dem König gelang es, die Aktivitäten der Befreiungsorganisation in seinem Land einzudämmen, denn Hussein war offenbar sehr daran gelegen, unkontrollierbare Aktionen der Befreiungskämpfer zu vermeiden, um den Israelis keinen Vorwand zu bieten, einen Vergeltungsschlag gegen Jordanien zu führen. Im November 1966 wendete sich jedoch das Blatt plötzlich, als Israel einen überaus harten und offensichtlich politisch falschen, da überdimensionierten, Vergeltungsangriff gegen das jordanische Dorf Samu'südlich von Hebron in Westjordanien unternahm. Zwar dokumentierte die israelische Aktion eindeutig den mangelhaften Verteidigungszustand der jordanischen Grenze gegen Israel, sie bewirkte aber gleichzeitig einen Stimmungsumschwung bei den Palästinensern in Jordanien. Unter den Bewohnern des jordanischenWestgebietes, den Palästinensern, kam es zu erregten Demonstrationen, bei denen die Bewaffnung der Bevölkerung gefordert wurden. Das Propagandafeuer der PLO, durchsetzt mit Falschmeldungen über angebliche Unruhen in cisjordanischen Städten, bewirkte schließlich, daß tatsächlich Unruhen ausbrachen Hussein schloß darauf die PLO-Büros in Amman, und unter Einsatz seiner Beduinentruppen gelang es ihm, die Aufstände zu ersticken Die Bedeutung der Demonstration der Palästinenser liegt jedoch darin, daß zum erstenmal auf breiterer Basis verschiedene Befreiungsorganisationen kooperierten. Auch in den folgenden Monaten bis zum Sechstagekrieg gärte es in Jordanien, und Hussein stand weiter unter publizistischem Beschuß seiner arabischen Brüder. Als er wenige Tage vor Ausbruch der Kriegshandlungen in den Kreis der Gegner Israels zurückkehrte, indem er der Einheitsfront der arabischen Staaten beitrat, gehörte dieser Akt zu den wohl spektakulärsten und überraschendsten im Vorspiel des Junikrieges von 1967. Denn an Bord der königlichen Privatmaschine, mit der Hussein nach dem Bündnisabschluß von Kairo nach Amman zurückflog, befand sich Ahmed Schukeiri, der bis dahin schärfste Gegner der Haschemitischen Dynastie.

Die Vorgeschichte der Kontaktaufnahme zwischen der PLO und den chinesischen Kommunisten sowie die Aktionen der Palästina-Befreiungs-Organisation in Jordanien können als Beweis dienen, wie kraftlos im Grunde die Aktivitäten und Maßnahmen der Schukeiri-Truppe und ihrer Spitze waren. Trotz seiner flammenden Reden für die „Befreiung Palästinas" fehlte dem PLO-Chef die Resonanz in den Flüchtlingslagern. Von den palästinensischen Massen wurde Schukeiri nie ernst genommen, weil diese sich nicht mit den Führungskräften der PLO. identifizierten

Nadi der Katastrophe vom Juni 1967, bei der die PLA in keiner Phase über eine Statistenrolle hinauskam, schwieg seit Dezember 1967 auch die Stimme des größten Hetzers gegen Israel, denn Ahmed Schukeiri verlor seinen Posten als Vorsitzender der PLO. „Einer der Gründe für die Entlassung war zweifellos die Intervention der Sowjetunion gegen lautstarke Hetztiraden, die der arabischen Seite am meisten geschadet haben." Nachfolger Schukeiris wurde Yahia Hamouda, ebenfalls ein Mitglied der bourgeoisen Oberschicht der ersten Palästinaflüchtlinge. Hamouda schlug gemäßigtere Töne an, aber auch unter seiner Führung gelang es der PLO nicht, trotz eines stattlichen Truppenkontingents in Jordanien, den Kontakt zu den Lagerinsassen herzustellen. Innerhalb der PLO „tobte ein lautloser Kampf, und sie weigerte sich schließlich, am 5. Palästinensischen Kongreß im Februar 1969 teilzunehmen" Auf dieser Zusammenkunft der Palästinenser übernahmen die Partisanengruppen unter Führung der El Fatah mit Yassir Arafat an der Spitze die Führung; die Ära der von Schukeiri geprägten „alten“ PLO gehörte endgültig der Vergangenheit an.

Die PLO war letztlich nur ein Mittel einiger arabischer Staaten, besonders Ägyptens, gewesen, um das Palästinaproblem unter Kontrolle zu halten und mit Hilfe der Propaganda und Agitation dieser Organisation die Stimmung und die Emotionen gegen Israel anzuheizen. Uber die Phase eines „verbalen" Kampfes gegen die Zionisten ist die PLO niemals hinausgekommen. Das stets fehlende Echo in den Flüchtlingsquartieren trug ihr von den anderen Guerilla-Organisationen den Vorwurf ein, „Außenministerium ohne Staat zu sein", ein „Schwamm", der alle Palästinenser aussaugt

Von dieser Entwicklung waren besonders jene Palästinenser enttäuscht, die noch Kontakte zu ihren Familien in den Lagern hatten. Sie konnten die PLO-Funktionäre nicht als Sprecher der palästinensischen Sache anerkennen. Diese meist dem unteren Kleinbürgertum angehörenden Palästinenser, die zwar noch gesamt-arabisch dachten, ihre Aktivität jedoch auf Palästina begrenzen wollten, fanden schließlich auf der Suche nach einer „Organisation mit einem Minimum an politischer Ideologie" die El Fatah

III. Die Palästinensischen Guerilla-Organisationen

Ein charakteristisches Merkmal zeichnet alle palästinensischen Guerilla-Bewegungen — trotz zum Teil sehr gegensätzlicher ideologischer und methodischer Auffassungen — aus: Alle erstreben die Einheit des palästinensi-schenVolkes und die Befreiung Palästinas vom Zionismus Mögen Erfolg oder Mißerfolg der Guerillas dahingestellt sein, so haben es die Freischärler durch breit angelegte publizistische Maßnahmen doch verstanden, die Weltöffentlichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Für 100 Millionen Araber wurden die Fedayin Helden und Freiheitskämpfer. Linksorientierte Studentengruppen in der ganzen Welt sammelten und demonstrierten für die Kommandos der palästinensischen Revolution, und zeitweise verdrängte der Partisanenführer Yassir Arafat in der Popularitätsskala sogar das Idol der arabischen Massen, Gamal Abdel Nasser.

Die Palette der palästinensischen Befreiungsorganisationen weist über zehn verschiedene Gruppen auf, von denen jedoch nur vier aufgrund ihrer Zielsetzungen und Aktivität von Bedeutung sind. Folgende Organisationen sollen ausführlicher behandelt und analysiert werden: 1. El Fatah unter der Leitung von Yassir Arafat, 2. die „Volksfront zur Befreiung Palästinas"

unter Führung George Habbashs, 3. die „Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas" mit ihrem Generalsekretär Nayef Hawatmeh an der Spitze, 4. As Saika als Organ des syrischen Baath-Regimes. Neben diesen wichtigsten Bewegungen existiert noch die frühere PLO, die heute die Funktion eines Dachverbandes aller Freischärlergruppen ausfüllt und in ihren entscheidenden Gremien weitgehend von Mitgliedern der El Fatah besetzt ist. Gemessen an ihrer Größe, ihrer Resonanz und ihrer Entwicklung ist die El Fatah die bedeutendste Guerilla-Bewegung, wodurch ihr in der Darstellung auch ein größerer Raum zuzuordnen ist. 1. El Fatah a) El Fatah vor dem Juni-Krieg von 1967 Der Kern der späteren El Fatah formierte sich schon 1956. Nach dem Suez-Krieg bildeten Studenten und Kleinbürger im von Israel besetzten Gazastreifen die erste Zelle einer „Nationalen Befreiungsbewegung für Palästina". Der spätere Führer der Fatah-Freischärler, Yassir Arafat, spielte schon damals als Initiator eine Rolle. Historisch darf also El Fatah zu Recht für sich in Anspruch nehmen, als erste Bewegung das Nationalgefühl der Palästinenser in ihr politisches Kalkül einbezogen zu haben Der heutige Name „Fatah" tauchte erstmals 1959 auf. Das Wort setzt sich zusammen aus den rückwärts gelesenen Anfangsbuchstaben der arabischen Bezeichnung „Harakat al Tahrir al Falashtin", was „Bewegung zur Befreiung Palästinas" heißt. Die Umstellung der drei Wurzelkonsonanten von HTF zu FTH ergeben dann das Wort „Fatah". Fatah bedeutet „Öffnung", im islamisch-religiösen Sinn von ErÖffnung eines ungläubigen Landes für den Islam" was gleichzusetzen ist mit Eroberung. Die Bezeichnung „Fatah" enthält somit ein weitgespanntes Programm. 1956 hatten sich die ersten Kader zum Ziel gesetzt, einen Aufstand gegen die israelische Besatzung im Gaza-Streifen durchzuführen.

Unter den Anhängern der damals noch recht kleinen Bewegung, die in Kuweit von arabischen Intellektuellen gegründet worden und deren wichtigstes Rekrutierungszentrum Kairo war, verbreitete sich immer stärker das Bewußtsein, die Palästinenser müßten ihre Interessen selber vertreten, unabhängig von der offiziellen Politik der arabischen Staaten Unter diesem Aspekt leistete die heutige El Fatah bei der Belebung des palästinensischen Bewußtseins Pionierarbeit. Die Geschichte der El Fatah ist jedoch von ihren Anfängen bis fast zum Sechs-Tage-Krieg eingebettet in das Spannungsfeld der innerarabischen Rivalitäten. So verlief denn auch die weitere Entwicklung der Widerstandsgruppe zunächst schleppend, da das noch im Anfangsstadium sich befindende kleine Corps zwischen die Mühlsteine der großen arabischen Politik geriet. Einige arabische Staaten warfen den Mitgliedern der El Fatah sogar vor, als Agenten des CENTO-Paktes zu arbeiten, und in den Annalen der Bewegung steht, „daß ihr erster gefallener Widerstandskämpfer 1965 von einem jordanischen Soldaten getötet wurde" Durch das Schicksal der syrisch-ägyptischen Fusion 1961 und die Unabhängigkeit Algeriens im darauf folgenden Jahr gewann die bis zu diesem Zeitpunkt isolierte und ziemlich bedeutungslose El Fatah an Gewicht. 1962 wurde mit dem Ausbau einer militärischen Truppe begonnen, die sich den Namen „Al Assifa" (Der Sturm) gab.

Militärische Aktionen sollten den national-palästinensischen Gedanken — unabhängig von der Politik arabischer Staaten — neu beleben. Seit ihrem ersten Unternehmen gegen Israel im Januar 1965 erhielt die El Fatah auch von syrischen Stellen versteckte Unterstützung. Offiziell stellte sich die syrische Regierung jedoch nicht auf die Seite der El Fatah; andere arabische Staaten nahmen ihr gegenüber sogar eine feindliche Haltung ein Ägypten und Jordanien erschwerten die Ak08) tionen der Guerillas. Besonders Nasser setzte damals noch auf die „offizielle" PLO unter Schukeiri, die ihrerseits von El Fatah kritisiert und mit der eine Kooperation abgelehnt wurde. So vollzog sich die Arbeit der Fatah-Freischärler in jener Phase vorwiegend im Untergrund. Außerdem fehlte zunächst auch die Resonanz bei den palästinensischen Massen. Die Hoffnungen der meisten Palästinenser ruhten immer noch auf den arabischen Staaten unter Führung Nassers

Anfang des Jahres 1967 intensivierten „Al Assifa" und der militärische Zweig der „Arabischen Nationalistischen Bewegung" ihre Angriffe gegen Israel. Israel reagierte auf die Guerilla-Attacken, für die es die arabischen Staaten verantwortlich machte, mit der Strategie der Vergeltungsschläge, was dazu führte, daß die arabische Welt in immer stärkerem Maße auf die Widerstandsorganisationen aufmerksam wurde. Man forderte von den arabischen Regierungen Maßnahmen gegen die Fedayin, da sie der Anlaß für die israelischen Konterschläge seien. Entsprechend ihrer Strategie vom Volksbefreiungskrieg konnten die Operationen der israelischen Armee der El Fatah nur gelegen sein, denn jeder Schlag Israels, der die militärische Ohnmacht der arabischen Staaten demonstrierte, bestätigte die Richtigkeit ihrer Konzeption. So bedeutete denn auch der Ausgang des Sechs-Tage-Krieges für El Fatah und andere Guerilla-Organisationen einen entscheidenden Wendepunkt.

Als am 10. Juni 1967 die dritte militärische Auseinandersetzung zwischen Israel und den Arabern beendet war, hatten israelische Truppen die Sinaihalbinsel, den Gazastreifen, Westjordanien und die syrischen Golan-Höhen besetzt. Der „Blitzkrieg" der Israelis brachte zwar den arabischen Staaten und ihren Führern eine katastrophale Niederlage bei, leitete aber gleichzeitig den Aufstieg der palästinensischen Guerilla-Organisationen ein, „whose proliferation has been the most striking development in the Middle East" Nach der Niederlage wurde die Masse der Palästina-Flüchtlinge ihrer schon 20 Jahre dauernden Illusion beraubt, sie bräuchten nur in ihren Lagern zu sitzen und abzuwarten, bis ihre arabischen Brüder die Schande von 1948 auslöschen wür-den. Der von den arabischen Staaten, besonders von Ägypten jahrelang versprochenen Lösung des Palästina-Problems waren neues Flüchtlingselend, Besetzung statt Befreiung gefolgt. Nasser hatte seinen Ruf als Retter und Führer der Araber vorerst eingebüßt und einen schweren Prestigeverlust erlitten.

Der Junikrieg zerstörte die Träume der Palästinenser von arabischer Einheit und groß-arabischem Reich. Der frühere jordanische Außenminister Tukan, einer der führenden Palästinenser in Westjordanien, zog das Fazit: „Der Junikrieg brachte für uns einen wesentlichen Impuls. Die palästinensische Persönlichkeit entstand nach dem Krieg." So führte die Niederlage der arabischen Staaten zu einer tiefen Zäsur im politischen Bewußtsein der Palästinenser, die „zur psychologischen Emanzipation von den arabischen Staaten führte, weil man sich von ihnen im Stich gelassen fühlte" Yassir Arafat erklärte: „Unsere Massen erlauben nur den Kommandos, die zu den Waffen gegriffen Und ihr Leben riskiert haben, in ihrem Namen zu sprechen."

Der Zusammenbruch der arabischen Staaten schuf der bewaffneten Kerntruppe des palästinensischen Widerstandes eigentlich erst die Voraussetzungen, das Anliegen der Palästinenser von neuem, jetzt unter anderen Vorzeichen, vorzutragen. Während die arabische Welt noch vom Schock der Niederlage gelähmt war, entwickelten die palästinensischen Guerillas bereits kurz nach Kriegsende neue politische und militärische Initiativen gegen Israel. Als Speerspitze trat wiederum El Fatah in Erscheinung, um „als Sachwalter der arabischen Ehre" das schwer angeschlagene Selbstbewußtsein der Araber wieder herzustellen und Israel zu bezwingen. Die Palästinenser wollten nicht mehr „länger nur ein Kalkül in Nassers Rechnung sein" b) El Fatah nach dem Sechs-Tage-Krieg — Die Schlacht von Karameh Am 31. Juni 1967 beschloß El Fatah auf einer Geheimkonferenz die sofortige Aufnahme des Widerstandes. Die militärische Kerntruppe der Bewegung, „Al Assifa", rührte die Werbetrommel; der Zulauf von Freiwilligen verstärkte sich so sehr, daß El Fatah nicht alle aufnehmen konnte Die Aktivität der Guerillas kam den arabischen Staaten sehr gelegen, denn diese brauchten Zeit, um die militärische Schlappe und die damit verbundenen innenpolitischen Schwierigkeiten zu überwinden. So nutzte El Fatah die Gunst der Stunde und entwickelte eine Strategie, die in den besetzten Gebieten darauf abzielte, die israelischen Behörden in ständiger Alarmbereitschaft zu halten. Weiterhin versuchte El Fatah, die durch den Krieg zerstörte Infrastruktur der Organisation wieder aufzubauen. Die Durchführung dieser Pläne gestaltete sich jedoch schwierig, weil von der Bevölkerung in den besetzten Gebieten kaum Unterstützung zu erhalten war und die Wachsamkeit der Israelis jeden Widerstand schon im Keim erstickte. Das von Mao entwickelte Rezept, daß der Guerilla unter der Zivilbevölkerung „schwimmen müsse wie ein Fisch im Wasser", ließ sich in jenem Stadium nicht verwirklichen. Im Herbst 1967 scheiterte Arafats Versuch eines Aufstands in den besetzten Gebieten. Er entging nur knapp einer Verhaftung durch die israelischen Militärbehörden

El Fatah änderte daraufhin die Taktik und begann, Kommandounternehmen vom unbesetzten Teil Jordaniens aus zu unternehmen. Dort bauten El Fatah und andere Guerilla-Organisationen ihre Basen ständig weiter aus, was zu einem permanenten Spannungszustand mit der Regierung in Amman führen sollte. Das Echo auf Aktionen der Fedayin wurde bei den Palästinensern, besonders bei denen in den Lagern, immer stärker; der namenlose Guerilla, „der nächtens mit seinem Kalashnikow-Gewehr auf einem Floß aus Traktor-Reifen über den Jordan paddelte, wurde zum Symbol des Kampfes gegen Israel"

Dann kam es zu einem Ereignis, das El Fatah und anderen Widerstandsgruppen hohes Ansehen bei den Palästinensern und in der arabischen Welt eintrug. Am 21. März 1968 führte die israelische Armee ihre erste groß angelegte Anti-Guerilla-Aktion gegen das jordanische Dorf Karameh im unbesetzten Teil Jordaniens durch, wo eine der Hauptbasen der El Fatah lag. Die Israelis rückten mit starken Infanterie-und Panzereinheiten über den Jordan; Kampfflugzeuge schirmten den Luftraum ab. Entgegen den Gesetzen des Guerillakampfes zogen sich die Kommandos der El Fatah nicht zurück, sondern lieferten zusammen mit regulären jordanischen Streitkräften den israelischen Verbänden ein 24stündiges Gefecht. Zwar verzeichnete die militärische Bilanz der Israelis nach der Schlacht die völlige Zerstörung Karamehs und eine erfolgreiche Durchführung des Auftrags, doch waren die israelischen Truppen zum erstenmal nicht uneingeschränkt Sieger geblieben. Tote israelische Soldaten und ein Panzer blieben auf dem Schlachtfeld zurück.

Fortan war für die Araber ein Mythos geboren, einen anderen glaubten sie zerbrochen. „Vor allem aber verloren sie (die Israelis) den Arabern gegenüber ihren Ruf der Unverwundbarkeit und vor der Welt den Mythos des kleinen, tapferen, unterdrückten Volkes. Die Legende vom kleinen David hatte ausgelebt“, heißt es in einer Schrift des palästinensischen Widerstandes Wenn eine solche Interpretation sicherlich übertrieben ist und die wahre Situation bei weitem verkennt, ebenso wie die arabischen Meldungen über die Verluste der Israelis so muß doch die große psychologische Auswirkung der Schlacht von Karameh auf die Palästinenser und die arabische Welt in Rechnung gestellt werden. Denn obwohl die Guerillabasis völlig zerstört wurde, feierten die Palästinenser das Ergebnis wie einen Sieg nach vielen demütigenden Niederlagen. Die Fedayin der El Fatah, von denen 400 in Karameh gekämpft haben sollen, so hieß es, hätten die Israelis am Marsch nach Amman gehindert In den Augen vieler Araber hatten die Guerillas der El Fatah den Beweis erbracht, daß sie der überlegenen israelischen Armee Widerstand bieten konnten. In Karameh „räumten sie mit der Legende vom feigen Araber auf, an die sie schon selbst zu glauben begannen" Seit dem Gefecht von Karameh verstärkte sich der Zulauf zu den Guerilla-Organisationen erheblich. Viele junge Palästinenser kamen von weit her, um den Kampf der Fedayin zu unterstützen.

In Jordanien wurden die Guerillas Arafats nach der eintägigen Schlacht wie Volkshelden gefeiert. Hatten die Beduinentruppen des Kö-nigs vor Karameh die Mitglieder der El Fatah manchmal noch verfolgt, weil Hussein israelische Strafaktionen nicht nur gegen die Partisanen, sondern auch gegen den unbesetzten Teil Jordaniens befürchtete, so sah er sich jetzt unter dem Druck der palästinensischen Massen gezwungen, der El Fatah gegenüber feindlich eingestellte Minister zu entlassen und öffentlich zu erklären: „Wir sind alle Fedayin" Seit Karameh waren die Guerillas in Jordanien zu einem Ferment des innenpolitischen Lebens geworden. An der Spitze der Fedayin stand jener Mann, „der stets in werbewirksamer Montur auftritt" Yassir Arafat, für viele im arabischen Raum nach den Ereignissen um Karameh die Verkörperung des palästinensischen Widerstandes. c) Yassir Arafat und die El Fatah Um die Person Yassir Arafats oder Abu Ammar, wie er auch genannt wird, hat sich, je länger er auf dem vordersten Posten der Palästinensischen Revolution steht, eine Legende gebildet, die es erschwert, gesicherte Fakten aus seinem Leben aufzuführen. Er selbst hüllt seine Vergangenheit gerne in Dunkelheit und lehnt, obgleich die Tatsachen dagegen sprechen, einen Personenkult ab: „Unser Führer ist Palästina" Wenn auch die Kenntnisse über seine Person nicht so profund sind, so weiß doch jeder in der arabischen Welt, wer Arafat ist. Mit zunehmendem Wachstum der EI’ Fatah-Bewegung benötigte man einen Sprecher und Repräsentanten. Arafat „became its ambassador extraordinary to the Arab world, its chief fund raiser and its field Commander in Jordan"

Trotz bewußter Verschleierung bestimmter Etappen seines Lebens läßt sich ein Porträt des Guerillaführers in groben Zügen zeichnen: Yassir Arafat wurde in Jerusalem geboren. Nadi seinem Alter gefragt, antwortet er: „ 40 — weil der israelische Geheimdienst das sagt“ In Wirklichkeit scheint er jedoch einige Jahre älter zu sein. Arafats Eltern waren schon vor ihrer Flucht wohlhabend. Ihr Reichtum hat es ihm ermöglicht, sich seine Position aufzubauen, ohne finanziell von irgendeiner Seite abhängig zu sein. Arafat gehört eher zum arabischen Geldadel als zur alten arabisehen Aristokratie Als Jugendlicher verdingte er sich 1948 im ersten Krieg mit Israel als Waffenschmugglef. Anschließend studierte er Elektrotechnik in Kairo. Hier wurde er der Führer der palästinensischen Studentenorganisation. Nach dem Ingenieurexamen arbeitete er in Kuweit und wurde als Bauunternehmer sehr wohlhabend. Nebenberuflich gab er ein ultranationalistisches Magazin heraus. 1955 kehrte er wieder nach Kairo zurück und besuchte die Offiziersschule; er erhielt eine Spezialausbildung als Sprengstoffexperte. Als Leutnant der ägyptischen Armee nahm er am Krieg von 1956 teil. Die Niederlage bestärkte seine Überzeugung, daß die Araber Israel niemals mit konventionellen Waffen besiegen könnten Deshalb versuchte er, im besetzten Gaza-Streifen eine Widerstandsorganisation aufzubauen. Nach der Räumung der besetzten Gebiete durch Israel hat Arafat 1957 kurze Zeit an der Technischen Hochschule in Stuttgart studiert, wo er die zweite entscheidende Keimzelle der künftigen EI Fatah geschaffen haben soll Nach seiner Rückkehr ging er nach China, um in Peking Erfahrungen über die Guerillakriegführung und Partisanen-strategie zu sammeln

Nach der Katastrophe von 1967 unternahm Arafat alles, um der arabischen Jugend klar-zumachen, „daß es eine Beendigung des Kriegszustandes nicht geben dürfe" In der Ubergangsphase nach Schukeiris Sturz, als der Rechtsanwalt Yahia Hamouda die PLO leitete, straffte Arafat sein militärisches und ideologisches Programm, indem er unter Anpassung an die Verhältnisse im Nahen Osten die Ideen Maos, Castros und Che Guevaras vom nationalen Befreiungskampf zu übernehmen versuchte.

Das Jahr 1969 brachte Yassir Arafat den bisherigen Höhepunkt seiner Laufbahn. Auf dem V. Palästinensischen Kongreß, der im Februar in Kairo stattfand, wurde er zum Vorsitzenden des Palästinensischen Nationalrats gewählt und somit offizieller Nachfolger Schukeiris und Hamoudas an der Spitze der PLO. Arafat begann sofort mit der Reorganisation der PLO. Allmählich bekam El Fatah die Dachorganisationen aller palästinensischer Gruppen ganz in die Hand und schuf sich so ein Mittel, die verschiedenen Befreiungsorganisationen zu beherrschen. Als sich dann im September 1969 die Delegierten zum VI. Palästinensischen Kongreß wiederum in Kairo einfanden, war es El Fatah nach langen Vorverhandlungen gelungen, fast alle Guerilla-Gruppen an einen Tisch zu bringen. Die Sitzverteilung des Kongresses gibt einen Überblick über die Machtverhältnisse der einzelnen Organisationen: El Fatah 33, As Saika 12, Demokratische Volksfront 8, Syndikate 5, Studenten 3, Ahmed Jibril mit der F. P. L. P. (Direction Generale) 3, Frauenorganisation 2, die „Front des Palästinensischen Volkskrieges" unter Abu Ghariba 2, die „Arabische Bewegung zur Befreiung Palästinas" mit ihrem Führer Ahmed Zahrur 1 und die Schriftstellerorganisation ebenfalls 1 Sitz. Hinzu kamen 30 Unabhängige, von denen 15 mit El Fatah, 8 mit der As Saika-Gruppe und 4 mit der „Demokratischen Volksfront" sympathisierten Die „Volksfront" Habbashs lehnte die ihr angebotenen 12 Sitze ab, weil sie sich unterrepräsentiert fühlte. Bis heute ist die „Volksfront" neben der „Arabischen Befreiungsfront Palästinas", die von der irakischen Baath-Partei unterstützt wird, die einzige bedeutende Guerilla-Organisation, die nicht Mitglied der PLO ist

Eine weitere Stärkung seiner Position erfuhr Yassir Arafat auf dem gleichen Kongreß durch seine Wahl zum Vorsitzenden des Exekutivkomitees der PLO. Seither füllt Arafat eine Doppelfunktion als Sprecher der El Fatah und als Vorsitzender der neuorganisierten PLO aus

El Fatah und die anderen Guerilla-Organisationen konnten von nun ab den gesamten Propagandaapparat der PLO für ihre Zwecke nutzen. Von den PLO-Büros in den Hauptstädten der arabischen Welt, Europas und den USA aus starteten sie eine gezielte und erfolgreiche Propagandakampagne. Als die arabischen Führer im Dezember 1969 in Rabat zum Gipfeltreffen zusammenkamen, war Yassir Arafat der meist beachtete Politiker. Sie hatten, so schien es, einen neuen, in seinen Forderungen nicht immer bequemen Partner in ihren Kreis bekommen. Ebenfalls 1969 wurde in Am-man ein militärischer Dachverband gegründet: die „Führung des bewaffneten Kampfes" (C. L. A. P.), der die verschiedenen Aktionen der Freischärler-Gruppen koordinieren und die bestehenden Differenzen unter den einzelnen Organisationen ausschalten sollte Die „Volksfront zur Befreiung Palästinas" trat der „Führung des bewaffneten Kampfes" erst später bei. Gegen den Willen der Habbash-Gruppe wurde Yassir Arafat Anfang Juni 1970 in Kairo zum „Oberkommandierenden des Palästinensischen Widerstandes" gewählt. Yassir Arafat hatte den Höhepunkt seiner Macht erreicht. d) Zielsetzungen und Ideologie der El Falah Nach dem Juni-Krieg von 1967 bildete El Fatah Tausende von Palästinensern aus den Flüchtlingslagern in Jordanien, Syrien und im Libanon in Kaderschulen politisch und militärisch aus. Die angegebenen Zahlen schwanken zwischen 15 000 und 25 000. Auch bemühte sich El Fatah, eine soziale und administrative Infrastruktur in den Flüchtlingslagern aufzubauen. Nach Angaben der Organisation verfügt El Fatah über sieben Kliniken, sieben Sozialzentren und ein Rekonvaleszenten-Zentrum, in denen Behandlung und Medikamente kostenlos sind. In Amman befindet sich eine Schule für die Waisen gefallener Fedayin In jeder Flüchtlingsregion gibt es ein Komitee mit einem politischen Büro, einer Informationsstelle und einem militärischen Amt. An den Universitäten, in den Flüchtlingslagern und Fabriken befinden sich Zellen der El Fatah zur politischen Indoktrinierung der Studenten, Flüchtlinge und Arbeiter. Ein Zentralkomitee steht über den einzelnen Regionalkomitees. Die Exekutivgewalt wird von einem Politbüro ausgeübt. In beiden Institutionen sitzen Vertreter der militärischen Organisation der El Fatah, „Al Assifa"

El Fatah hat es verstanden, bei der Jugend das Interesse an revolutionärer Aktivität zu wecken. Sogar viele Frauen zwischen 18 und 30 Jahren meldeten sich bei den Guerilla-Organisationen für den Sanitäts-, Büro-und Schuldienst. In der Jugendorganisation der El Fatah, „Ashbal" (Junge Löwen), wurden Jungen im Alter zwischen 10 und 15 Jahren systematisch rekrutiert und ausgebildet, bevor sie in die Kampfverbände übernommen wurden. Die „Ashbal" -Einheiten befinden sich in Jordanien, Syrien und im Libanon. Überall in der Welt und im arabischen Raum leisteten reiche Palästinenser ihren Beitrag zur Unterstützung der Fedayin. Der Scheich von Kuweit erhob eine zweiprozentige Sondersteuer auf Treibstoff und Kinokarten zugunsten der Fedayin, König Feisal von Saudi-Arabien ließ sich die Förderung der El Fatah jährlich 12 Millionen Mark kosten, und nach seinem Putsch in Libyen überwies Staatspräsident Ghadafi den Partisanen eine Million Mark

Diese Mittel setzten El Fatah in die Lage, die Kommandoeinheiten waffentechnisch gut auszustatten. Das automatische Kalashnikowgewehr russischer Bauart gehört zur Standard-

ausrüstung der Guerillas. Die Katjusha-Rakete mit ihrer Reichweite von 5000 Metern hat die Feuerkraft der Kommandos außerordentlich erhöht Die Waffen, besonders das Kalashnikowgewehr, sind für die Fatah-Kämpfer Statussymbole und sollen Nationalstolz, Revolution und Kampfbereitschaft repräsentieren.

Das ideologische Angebot der El Fatah ist sehr eklektizistisch. Dazu Arafat: „Wir lernen von allen Revolutionen und Revolutionären der Welt. Von Algerien haben wir sehr viel übernommen, aber auch von China, Kuba und Vietnam.“ Vom Ideologen des algerischen Aufstandes, Frantz Fanon, wurde aus dessen Buch „Die Verdammten dieser Erde" die Lehre von der Notwendigkeit der Gewaltanwendung übernommen, von Che Guevara die Theorie des bewaffneten Kampfes, von Mao Tse-tung das Konzept des „langen Marsches" und die These, der Revolutionär müsse unter der Zivilbevölkerung schwimmen „wie ein Fisch im Wasser", schließlich bot Regis Debray den Leitsatz, daß die Volksarmee der Kern der Parteien sei — und nicht umgekehrt. Trotz dieses breiten Fächers revolutionärer Lehren und Theorien ist die ideologische Struktur El Fatahs von Grund auf konservativ und bietet so einen „Spiegel der Ideologien des arabischen Orients" Abgesehen von der radikalen Lehre des Sozialismus ist die Organisation ideologisch nach allen Seiten offen und hat sich stets betont un-politisch gegeben. Ihre Doktrin ist einzig und allein die Befreiung Palästinas. Somit ist El Fatah als eine rein national orientierte Bewegung ausgewiesen. Den Mitgliedern der El Fatah wird jede politische Tätigkeit untersagt

El Fatah hat es stets verstanden, sein politisches Programm zu verschleiern. Arafats Organisation schreibt zwar den Sozialismus auf ihre Fahnen, erklärt aber nicht, welche der arabischen Spielarten des Sozialismus sie unterstützt. In einer solch indifferenten ideologischen Haltung liegt sicherlich Absicht, weil die konservativen arabischen Staaten wie Saudi-Arabien und Kuweit bei einer offenen Stellungnahme für den Marxismus der Guerilla-Gruppe ihre Gelder versagen würden. Von Anfang an verfolgte El Fatah eine neutrale Haltung gegenüber allen arabischen Ländern und erklärte, sich aus deren Angelegenheiten herauszuhalten, solange ihre eigenen Interessen nicht betroffen seien. „Revolution bis zum Sieg" ist die Parole El Fatahs. Dieser Begriff einer Revolution meint jedoch nicht eine Sozialrevolution und bedeutet keine Veränderung bestehender Gesellschaftsordnungen, sondern die in Europa geschulten Kräfte der Führungsspitze wollen die Denkweise, die Mentalität der Palästina-Araber ändern. Der Fatalismus soll überwunden werden. In den Vorstellungen der El Fatah-Kader bedeutet Revolution also in erster Linie, „die nicht traditionsgebundene Mobilisierung aller Kräfte der Palästinenser für die Eroberung der Heimat"

Von Kuba übernahm der palästinensische Wi -derstand das „Focus" -Modell als strategische Grundlage. Diese Strategie sieht den Einsatz einer bewaffneten Kerntruppe vor, „die bewaffnete Gewalt anwendet, ohne die Bevölkerung, die sie mitreißen will, politisch darauf vorbereitet zu haben" Mit diesem -strate gischen Konzept verbindet El Fatah folgende ideologischen Grundsätze:

Die revolutionäre Gewalt ist der einzige Weg zur Befreiung Palästinas.

Dieser Kampf muß den -von Volksmassen ge tragen werden.Die revolutionäre Gewalt im gesamten besetzten Gebiet Palästinas (gemeint sind die Grenzen des ehemaligen britischen Mandats) zielt auf Zerschlagung des Zionismus in seiner politischen, wirtschaftlichen und militärischen Form.

Die revolutionäre Aktion hat ohne Kontrolle durch Parteien oder Staaten zu geschehen und wird von langer Dauer sein.

Die Revolution ist dem Ursprung nach palästinensisch, aber auf die Dauer eine gesamtarabische Angelegenheit, denn die Palästinenser sind Teile der arabischen Nation

Mit diesen Sätzen ist das ganze Programm der El Fatah umrissen.

Das Staatsmodell, das El Fatah in Palästina anstrebt, ist ein palästinensischer Staat, „in dem Juden, Moslems und Christen in Gleichheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit Zusammenleben" Das Mitglied des Polit-Büros von El Fatah, Abu-Hassan, erklärt dazu: „Selbstverständlich stelle ich mir vor, daß das Palästina der Zukunft vom Zionismus befreit sein wird. Aber ebensowenig kann sich ein Mitglied von El Fatah Palästina ohne Juden vorstellen“ Sollte sich der Wunsch Arafats und seiner Fedayin jemals erfüllen, so ist heute schwer vorstellbar, wie die emotionsgeladene Atmosphäre jahrelanger Feindschaft durch ein friedliches Nebeneinander ersetzt werden kann.

Strategisches Konzept der Guerilla-Gruppe sind die Lehrsätze des nordvietnamesischen Generals Vo Nguyen Giap: „Unser Krieg beweist, daß eine schlecht ausgerüstete Volksarmee, die für eine gerechte Sache kämpft, durch angemessene Taktik und Strategie die Grundlage legen kann für den Sieg über eine moderne Armee, die für den aggressiven Imperialismus kämpft" Aus den Richtlinien der Theoretiker des modernen Volkskrieges leitet El Fatah die verschiedenen Phasen der strategischen ab. Entwicklung Vom Vietcong wird eine sich stufenweise vollziehende Eskalation der militärischen Ereignisse übernommen:

Die erste Stufe ist das Stadium der indirekten Konfrontation, die sich nach der „hit and run" -Methode vollzieht (losschlagen und absetzen). Hierzu heißt es in den Anweisungen El Fatahs für den Partisanenkrieg: „Dieses Stadium dient dem Aufbau einer Volksarmee, gibt ihr Sicherheit; zugleich werden die Kräfte des Gegners abgenützt"

Die zweite Stufe sieht eine koordinierte Aktion vor, indem ein Hinterhalt für die gegnerischen Verstärkungen gelegt wird, die nach einem Anschlag an den Angriffsort strömen und dann ebenfalls angegriffen werden.

Auf der dritten Stufe blockieren die Guerillas nach einem Anschlag die Zufahrtswege für den Feind zum angegriffenen Objekt und halten die angegriffene Stellung.

Die vierte Stufe schließlich zielt auf die Schaffung aufständischer Zonen, nach deren Errichtung dann das Stadium der entscheidenden Schlachten folgt

Manche Kommuniques der El Fatah sprechen jetzt schon vom Erreichen der zweiten oder gar dritten Stufe. In Wirklichkeit sind die Guerillas des Nahen Ostens bis heute nicht über das Stadium der indirekten Konfrontation hinausgekommen. Eher kann von einem Rückfall von Stufe eins auf Stufe Null gesprochen werden So geriet denn auch El Fatah aufgrund der dürftigen militärischen Bilanz gegen Israel auf die Dauer mehr und mehr ins Kreuzfeuer der Kritik der konkurrierenden Guerilla-Gruppen. Durch die zahlreichen Gelder aus den arabischen Olländern blähte sich der Verwaltungsapparat der Fatah-Gruppe ständig auf, was der Organisation vor allem von den linken Freischärlern den Vorwurf einbrachte, sie sei überbürokratisiert, überorganisiert und in ihrer Aktionsfähigkeit eingeschränkt. Als das sowjetische Politbüro-Mitglied Alexander Schelepin im Februar 1968 Nasser besuchte, bezeichnete er die Guerillas, die ja in erster Linie durch El Fatah repräsentiert wurden, als „Folklore-Partisanen“ Im darauf-folgenden Jahre wurde Arafat zwar in Moskau von Breschnew und Kossygin empfangen und erhielt die Zusage verstärkter sowjetischer Waffenhilfe, doch war das Verhältnis von El Fatah zur Sowjetunion nie besonders gut. Für die Russen sind die Fedayin nur ein Mittel, die Spannung im nahöstlichen Raum hoch zu halten, denn die Sowjetunion setzt auf eine politische Lösung des Nahostkonflikts. Einst Befürworter der Staatsgründung Israels, fordert sie von den Israelis lediglich den Rückzug aus den 1967 eroberten Gebieten. Für die Palästinenser ist das zu wenig, zumal sie befürchten müssen, bei einem friedlichen Arrangement auf der Strecke zu bleiben. Anders ist das Verhältnis zu China. Hierzu Arafat: „Wir sind unseren chinesischen Freunden dankbar, sie verstehen unseren Befreiungskampf" Diese Einstellung mag darin begründet sein, daß die Chinesen Arafat bei seinen Besuchen in Peking mehr hofierten als die Machthaber im Kreml und El Fatah von den Rivalitäten zwischen China und der Sowjetunion für sich auf längere Sicht einen Vorteil erhofft. Das blasse politische Profil El Fatahs und die militärische Ohnmacht der Guerillas ließen die Argumente der stärker ideo-

lögisch orientierten Gruppen unter den Fedayin an Attraktivität gewinnen. Sammelbecken der linken Kreise unter den Guerillas, die zuerst einen sozialrevolutionären Umsturz in den arabischen Ländern, die Errichtung von Volksdemokratien und dann einen verschärften Volkskrieg gegen Israel fordern, sind die beiden marxistisch-leninistisch indoktrinierten „Volksfronten zur Befreiung Palästinas". 2. Die „Volksfront zur Befreiung Palästinas"

(PFLP — Populär Front for the Liberation of Palestine)

Nach El Fatah ist die „Volksfront zur Befreiung Palästinas" unter ihrem Führer George Habbash die älteste palästinensische Widerstandsorganisation. Durch Flugzeugentführungen und Attentate auf die zivile Luftfahrt erregte diese zahlenmäßig kleine Gruppe (ca. 4000 Mitglieder) Aufsehen in der ganzen Welt. Die Entwicklung der Volksfront ist geprägt durch Spaltungen, wobei die wichtigste Absplitterung sich im Februar 1969 vollzog. a)

die Geschichte der „Volksfront“

Die Keimzelle der späteren „Volksfront" bildete sich 1959/60 in Syrien. Die Mitglieder kamen aus der „Bewegung der Arabischen Nationalisten" von George Habbash. Anfangs setzten die Anhänger der „Arabisch Nationalistischen Bewegung" auf den Panarabismus als die einzige Möglichkeit, das Palästina-Problem zu lösen. Man war zunächst durchaus bereit, den Nasserismus als Leitbild zu akzeptieren. Im Verlauf der Entwicklung erkannte die Bewegung jedoch, daß Stillhalten und Abwarten keine Chance auf Erfolg hatten. Im August 1965 führte die Organisation, damals noch unter der Bezeichnung „Front zur Befreiung Palästinas" (FLP = Front for the Liberation of Palestine), ihr erstes Kommandountemehmen gegen Israel durch Wie der El Fatah fiel es auch dieser Gruppe zunächst schwer, in den Flüchtlingslagern Kontakte zu knüpfen. Der Aufschwung kam auch für diese Befreiungsbewegung erst nach dem Juni-Krieg 1967.

Nachdem sich bereits 1966 die kleine Gruppe der „Helden der Rückkehr" mit dem palästinensischen Zweig der „Arabisch Nationalistischen Bewegung" zur „Volksfront" zusammengeschlossen hatte, umfaßte nach dem Sechs-Tage-Krieg die „Volksfront" drei Organisationen: 1. Die „Helden der Rückkehr" mit Ahmed Jibril an der Spitze, 2. die „Arabisch Nationalistische Bewegung" mit ihrem palästinensischen Flügel unter Führung George Habbashs und 3. die militärische Organisation des Habbash-Flügels, die „Jugend der Rache"

Als führender Kopf dieses Zusammenschlusses profilierte sich George Habbash. Die Niederlage von 1967 brachte ihm die Einsicht von der Unfähigkeit der arabischen Staaten, Israel militärisch zu besiegen und Palästina zu befreien.

„Statt Nasser wurde Mao sein Idol, an Stelle revolutionärer Reden wählte er die revolutionäre Aktion" Zuerst nur eine militärische Truppe mit geringer Schlagkraft, entwickelte sich die „Volksfront" nun zu einer politischen Organisation mit dem Ziel, unter den palästinensischen Massen Basisgruppen zu gründen In der neuen Orientierung zeichnete sich schon eine differenziertere Haltung gegenüber El Fatah ab. Im Gegensatz zum ausschließlich auf die Befreiung Palästinas abgestellten Programm der Arafat-Guerillas propagierte die „Volksfront" nicht nur den Kampf gegen Israel, sondern Habbash erklärte: „Unser Feind heißt Israel plus Zionismus plus Imperialismus plus alle reaktionären Kräfte." George Habbash sah also den Konflikt überregional, was die politische und militärische Stoßrichtung der „Volksfront" eindeutig auch auf die konservativen arabischen Feudalstaaten lenkte, und so ist beispielsweise Jordanien, das bedeutendste Aktionsfeld der Guerillas, für den Führer der „Volksfront" die „Fünfte Kolonne des Weltimperialismus" Um einen Frieden im Nahen Osten zu verhindern, sehnte Habbash sogar einen dritten Weltkrieg herbei: „If this should be the only possibility to destroy Israel, Zionism and Arab reactionism, then we wish for it. The entire world except us has something to lose." b) George Habbash, der „Lenin des Nahen Ostens“

George Habbash, „ein kultivierter, gebildeter Palästinenser westlichen Zuschnitts, der eher gefaßt als fanatisch wirkt" wurde 1926 in Lydda, dem heutigen Lod bei Tel Aviv, als Sohn eines Getreidehändlers griechisch-orthodoxen Bekenntnisses geboren. Sein gutes Abschlußzeugnis vom Gymnasium in Jerusalem verschaffte ihm 1946 ein Stipendium an der Amerikanischen Universität von Beirut. Während des Krieges von 1948 floh Habbash mit seiner Familie aus Lydda. Der 22 Jahre alte Medizinstudent betätigte sich in der Flüchtlingskarawane als ärztlicher Betreuer. Nach Kriegsende ging Habbash nach Beirut zurück und promovierte zum Dr. med. Anfang der fünfziger Jahre gründete er die Bewegung der „Arabischen Nationalisten" (Haraka). Es gelang ihm, einen Kreis junger Intellektueller aus Palästina an der Universität in Beirut um sich zu scharen. In Amman eröffnete er eine Arztpraxis. Bei einer Razzia der jordanischen Geheimpolizei 1957 gegen Anhänger der syrischen Baath-Partei und gegen Nasseristen wurde Habbash verhaftet und ein Jahr interniert. Zur Begründung der Inhaftierung diente Habbashs angebliche Beteiligung an einem Komplott gegen König Hussein, wofür jedoch nie ein Beweis erbracht wurde. 1958 zog Habbash als Arzt nach Damaskus und wandte sich nach der Gründung der V. A. R. durch Syrien und Ägypten von der Politik ab.

Als 1961 die Verbindung zwischen Syrien und Ägypten wieder auseinanderbrach, konnte sich Habbash der Verhaftung durch die neue syrische Regierung durch Flucht in den Libanon entziehen. In den folgenden Jahren vermochte sich die „Arabische Nationale Bewegung" in allen arabischen Ländern rasch zu entwickeln. Hatte Habbash ursprünglich nur an einen Kampf gegen den Zionismus zur Befreiung Palästinas gedacht, so schuf seine Bewegung jetzt ein panarabisches Programm, das auf eine Revolution in allen arabischen Ländern zielte. Den Mitgliedern der Volksfront drohte daher Verfolgung, weil sie in Gegnerschaft zu den anderen politischen Richtungen standen; jeder arabische Führer hatte eigene Pläne zur Einigung aller Araber unter seiner Herrschaft Daher mußte Habbash „zum Feind jeder etablierten Macht werden" 1968 setzten die syrischen Machthaber Habbash unter dem Vorwand, einen Putsch geplant zu haben, für acht Monate in Damaskus fest. Von seinen Anhängern schließlich befreit, kehrte er nach Jordanien zurück und rief zum Kampf auf: „Wir wollen einen Vietnamkrieg nicht nur in Palästina, sondern in der ganzen arabischen Welt" c) Doktrin und politische Praxis der „Volks-

front“

„Che Guevara und Mao lehren uns: Amerika ist der Kopf der Schlange, Palästina und Vietnam sind ein Kampf.

Das Volk von Vietnam hat uns gelehrt:

Der Volkskrieg allein führt zur Befreiung. Du Bauer, mein Bruder, kämpfst gegen die Reichen, Gegen den Imperialismus, Gegen die reaktionären Herrscher.

Unsere Front ist die Front des Volkes:

Ich schwöre bei unseren Toten:

Ich befreie dich, Palästina, Von Wasser zu Wasser."

Dieses Kampflied der „Volksfront" enthält die Kernthesen der Guerillas. Zur Erhärtung seiner Strategie münzt George Habbash die Lehren und Ideen Mao Tse-tungs auf arabische Mentalität, arabische Verhältnisse und auf die Soziologie der Palästina-Flüchtlinge um. Seine Strategie wertet Habbash als Ergebnis wissenschaftlicher Überlegungen und formuliert daraus die Vorwürfe gegen El Fatah: „Um den Sieg zu gewinnen, genügt es nicht, einfach die Gewehre zu ergreifen; wir müssen mit revo-lutionärer wissenschaftlicher Mentalität die Tatsachen untersuchen. Nur der wissenschaftliche Gedanke kann eine Revolution leiten und die siegreiche Strategie vorausplanen. Durch diesen wissenschaftlichen Gedanken lernen die Mässen, ihren Feind zu erkennen, seine Schwächen und seine Stärken; durch wissenschaftliche Überlegung lernen sie sich selbst kennen, ihre Kräfte und die Möglichkeit, diese Kräfte zu mobilisieren. Der wissenschaftliche Gedanke leitet das Volk, seine Kräfte zu steigern, bis es den Feind zerschmettern kann."

Seit 1968, wohl als Konsequenz der ideologischen Streitigkeiten mit der ultralinken Minderheit Bewegung unter Hawatmeh hatte sich das Vokabular der „Volksfront" zusehends radikalisiert; der früher eher konservativ orientierte Habbash rückte sich den Marxismus-Leninismus als ideologisches Leitbild für die „Volksfront" zurecht. In ihm sieht er den Motor im Kampf um Palästina; sich selbst hat er die Rolle eines „Lenin des Nahen Ostens" zugedacht. Gern zitiert er das Lenin-Wort: „Es gibt keine revolutionäre Bewegung ohne revolutionäre Ideologie."

Imperialismus, Zionismus und arabische Reaktion sind die Gegner der palästinensischen Revolution. In dieser weit gefaßten Interpretation liegt die Wurzel zur Gegnerschaft mit El Fatah, die den Kampf auf Palästina beschränkt wissen will und deshalb von Habbash als „bourgeoiser Verein" abgetan wird Habbashs „wissenschaftliche Denkweise” hat auch zur Folge, daß viele arabische Intellektuelle der „Volksfront“ beitreten, die im Unterschied zu El Fatah ihre Kader intensiver ideologisch schult, wobei das breite Angebot revolutionärer Schriften von Marx bis Che Guevara reicht. Ein weiteres Moment der Gegnerschaft zu El Fatah mag auch darin begründet sein, daß die „Volksfront" nicht dem Dachverband der PLO beigetreten ist, in dem El Fatah heute die Schlüsselpositionen besetzt hält.

Die feindselige Haltung der „Volksfront" gegenüber den reichen, „reaktionären" arabischen Olstaaten Kuweit und Saudi-Arabien führte zur Sperrung jeglicher finanzieller Unterstützung durch diese Länder, die ihre Gelder lieber der ideologisch indifferenten El Fatah zufließen lassen. Hilfsgelder bezieht die „Volksfront" aus privater Hand und dem ultralinken Irak, dessen Baath-Partei schon aus Feindschaft zu den Baathisten Syriens, mit denen wiederum Habbash in Fehde liegt, die „Volksfront" unterstützen. Habbash kommentiert die Weigerung Kuweits und Saudi-Arabiens, ihn zu subventionieren, mit den Worten: „Wir würden niemals Geld annehmen, das nach amerikanischem öl stinkt." Neben der Ablehnung durch die konservativen arabischen Staaten leidet das Ansehen des marxistischleninistisch indoktrinierten Habbash in der arabischen Welt sicher auch dadurch, daß er Christ ist, obgleich nur wenige Araber bereit sein dürften, das öffentlich zuzugeben

Lediglich die Volksrepublik China, der Vietcong, Nordkorea und Kuba kommen für die „Volksfront" als Freunde in Betracht. Der „lange Marsch" Maos ist das Vorbild; Amman soll das Hanoi der Guerillas, der Nahe Osten ein zweites Vietnam werden. Auf diese Phase will Habbash die Palästinenser ideologisch vorbereiten. Israel soll in diesem Stadium zunächst in eine Eskalation des Guerillakrieges verwickelt werden, der in einem totalen Volks-krieg endet: „Für einige Zeit werden die konventionellen arabischen Armeen noch eine Rolle spielen. Sie mögen sogar manchmal bedeutender erscheinen als unsere eigene in diesem Kampf. Auf die Dauer entscheidet nur die revolutionäre Streitkraft diesen Krieg gegen den Weltimperialismus."

Diesen Kampf gegen den Weltimperialismus, als dessen Speerspitze die „Volksfront" die USA ansieht, eröffnete Habbash im Frühjahr und Spätsommer 1970 durch eine Reihe von Flugzeugentführungen, die ihren Höhepunkt in der durch Freischärler der „Volksfront" erzwungenen Landung dreier Verkehrsmaschinen westlicher Fluggesellschaften (Swissair, TWA, BOAC) auf dem früheren britischen Flugfeld „Dawsons's Eieid" bei der jordanischen Garnisonsstadt Zerka, 25 Kilometer nordöstlich von Amman, erreichten. Für einige Tage richteten sich die Augen der ganzen Welt auf die Fedayin der „Volksfront". Waren den Guerillas bis dahin durchschlagende Erfolge gegen Israel versagt geblieben, so hatte die Befreiungsorganisation Habbashs nun zwar einen „optischen Erfolg" verzeichnet, der jedoch nur dazu beitrug, den Bürgerkrieg inJordanien zu beschleunigen und die Palästinenser in der internationalen Öffentlichkeit zu diskreditieren.

Yassir Arafat und die Mehrheit der Mitglieder im Zentralkomitee der Palästinensischen Befreiungsorganisationen lehnten die Aktionen gegen die Luftfahrt entschieden ab. „Irrsinn, diese Gangstermethoden! Mit solchen Mitteln macht man keine Revolution" Dieses Urteil sprach einer der konsequentesten Gegenspieler Habbashs, Nayef Hawatmeh, Generalsekretär der „Demokratischen Volksfront zur Befreiung Palästinas". 3. Die „Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas" (PDFLP = Populär Democratic Front for the Liberation of Palestine)

Die „Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas" ist die ultralinke Gruppe der Widerstandsorganisationen, die sich aufgrund ideologischer, religiöser und ethnischer Gegensätze von der „Volksfront" Habbashs abgespalten hat. Unter Nayef Hawatmeh vollzog der extrem linke Flügel der marxistischen „Volksfront" im Februar 1969 die Spaltung und nannte sich fortan „Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas".

Die „Demokratische Volksfront" unter Hawatmeh ist mit der „Volksfront" George Habbashs stark verfeindet und beansprucht für sich das Recht, die einzig wirklich marxistische Gruppe zu sein Und in der Tat kann diese Organisation insofern als einzige Fedayi-Truppe revolutionär genannt werden, „als sie nicht nur nationalistisch argumentiert” Neben den ideologischen Differenzen trug wahrscheinlich auch die unterschiedliche Herkunft der beiden Führer mit zur Spaltung bei. Während Habbash die Palästinenser des Küstenstreifens repräsentiert, entstammt Hawatmeh der palästinensischen Schicht transjordanisch-beduinischen Ursprungs.

Die Guerillas der „Demokratischen Volksfront" kämpfen unter dem Zeichen von Hammer und Sichel, und obgleich ihre Mitgliederzahl sehr klein (ca. 1000 — 3000) und der politische Einfluß gering sind, so bietet doch das ideologische Programm und seine Um

Setzung in die Praxis die vielleicht interessanteste Perspektive aller Widerstandsorganisationen. a) Der Kampf der Linken — Von der „Volksfront" zur „Demokratischen Volksfront'Auf dem Kongreß der „Volksfront" im August 1968 hatten sich zwei rivalisierende Flügel gebildet. Die linksextremen Kreise scharten sich um Nayef Hawatmeh und nannten sich Marxisten, während die rechtsgerichteten sich um den Sprecher der „Volksfront", Georges Habbash, gruppierten. Die „Marxisten" konnten, obwohl sie in der Minderheit waren, ihr Programm durchsetzen. Das Konzept enthielt folgende wichtige Punkte: — Wesen der nationalen demokratischen Revolution in einem unterentwickelten Land. Unfähigkeit des Kleinbürgertums, eine Revolution bis zum Ende durchzuhalten. — Kritik an der nationalpalästinensischen Bewegung mit allen ihren Gliederungen. Kritik an ihrem Verhältnis zu den palästinensischen sowie zu den arabischen Massen. Kritik an der Haltung der arabischen Staaten in der national-palästinensischen Frage. — Vorschlag, eine auf einem Minimalprogramm basierende nationale Front zu schaffen, die völlig unabhängig von jeder Art von Kontrolle ist Trotz ihres Erfolges auf dem Kongreß gelang es der Hawatmeh-Gruppe nicht; ihre Thesen in der Gesamtorganisation der „Volksfront“ durchzusetzen. Die Spaltung der Organisation im Februar des folgenden Jahres war die notwendige Konsequenz. Die Führer der „Demokratischen Volksfront" haben fast alle ein Pseudonym. Doch der Generalsekretär nennt sich bei vollem Namen. Der heute 36 Jahre alte Nayef Hawatmeh ist Jordanier palästinensischer Herkunft. Er mußte sein Studium in Kairo zunächst aus finanziellen Gründen aufgeben. 1958 verurteilte ihn ein jordanisches Gericht wegen „panarabischer Untergrundtätigkeit" zum Tode -Hawatmeh gehörte nämlich der „Haraka“ an, der „Nationalen Arabischen Bewegung", die später in die „Volksfront" Habbashs aufging und anfangs den Panarabismus zu ihrer Parole erhoben hatte. Es gelang Hawatmeh jedoch. nach der Verurteilung zu fliehen und auf dem Umweg über Syrien illegal in den Libanon einzureisen. Nach dem Sieg der Anti-Nasser-Kräfte bei der libanesischen Rebellion von 1958 ging Hawatmeh in den Irak, wo er von der Regierung Kassem unter der Anklage, einen Putsch zu inszenieren, inhaftiert wurde. Als andere Kreise in Bagdad schließlich einen Putsch durchführten und Kassem stürzten, wurde Hawatmeh zunächst freigelassen, erneut festgesetzt und schließlich amnestiert. In Beirut studierte er dann Philosophie und Soziologie. Nach dem Sechs-Tage-Krieg kämpfte Hawatmeh in Aden gegen die abziehenden Engländer und kam anschließend nach Amman, wo er Exponent des linken Flügels unter den Guerillas der „Volksfront" Habbash wurde b) Theorie und Praxis der „Demokratischen Volksfront" Hawatmeh gibt offen zu, daß die Palästinenser Israel aufgrund seiner technischen und organisatorischen Überlegenheit niemals besiegen könnten. Die Freischärler würden immer ein Instrument der orthodoxen arabischen Armeen bleiben, wenn nicht im ganzen arabischen Raum eine volksdemokratische Revolution durchgeführt und das gesamte arabische Hinterland in der Dienst Fedayin den gestellt würde Die einzige Möglichkeit, ihre Vorstellungen zu verwirklichen, sieht die „Demokratische Volksfront" im Volkskrieg. Nur die „Arbeiter-und Bauernklasse" mit ihrer Ideologie des Marxismus-Leninismus sei fähig, das Palästina-Problem zu lösen. Parallel dazu müsse die soziale Revolution in den arabischen Ländern entzündet werden. Bei ihren Überlegungen sieht die Organisation ihr ideologisches Vorbild eher in Vietnam und Kuba als in Algerien „Der einzige Weg zur Befreiung der Israelis und Araber, bei dem ihre Rechte und Menschenwürde wiederhergestellt werden, ist der von uns begonnene bewaffnete Kampf. Wir sind der Überzeugung, daß in unseren unterentwickelten Ländern die imperialistischen und konterrevolutionären Kräfte nur nach dem Beispiel Vietnams besiegt werden können, und die palästinensische Bewegung hat diesen Weg eingeschlagen im Gegensatz zu den bürokratischen kleinbürgerlichen arabischen Nationen, die die klassische Form des Krieges weiterführen und dort weitere Niederlagen erleiden werden."

Leitfaden der „Demokratischen Volksfront" ist also der Marxismus-Leninismus, mit dessen ideologischem Lehrgebäude die eigene Situation der Guerillas und die der Araber analysiert und eine erfolgversprechende Strategie entwickelt werden. Ein Punkt dieser Strategie ist die Zerschlagung des Staates Israel und die Errichtung eines neuen Staates Palästina. Die Struktur des künftigen palästinensischen Staates soll nach den Vorstellungen der „Demokratischen Volksfront" demokratisch sein mit gleichen Rechten für Juden und Araber. Die klassenlose Gesellschaft werde dann die Unterdrückung von Minderheiten ausschließen. Um dieses Ziel zu erreichen, fordert die Guerilla-Gruppe die Auslöschung der wichtigsten Merkmale Israels, worunter sie 1. die jüdische Vorherrschaft in Palästina, 2.den Einfluß des Imperialismus und 3. die Diskriminierung der orientalischen Juden und der Araber versteht

Nach Palästinas politisch-nationalen Befreiung soll der Sozialismus verwirklicht werden, indem Araber und Juden gemeinsam einen sozialistischen, volksdemokratischen Staat aufbauen. Das Land soll dann von Arbeiter-und Bauernräten regiert werden, wobei „Kritik und Selbstkritik" als Kontrollinstanzen dienen Hinsichtlich des Zusammenlebens von Juden und Arabern in diesem sozialistischen Staat zieht die „Demokratische Volksfront" das Modell eines Viel-Nationalitätenstaates in Jugoslawien heran Mögen die Zielsetzungen der „Demokratischen Volksfront" auch nicht auf eine große Resonanz im arabischen Raum stoßen, so ist doch die Idee eines „demokratischen Staates Palästina", wie sie die Fedayin Hawatmehs definieren, die am weitesten gefaßte Vorstellung.

Auf dem VI. Palästinensischen Kongreß im September 1969 vertrat denn auch die „Demokratische Volksfront" als einzige der Befrei-ungsorganisationen die These vom palästinensischen Staat, „in dem Juden gleiche nationale Rechte genießen sollten" Die Mehrheit der Kongreßteilnehmer forderte allerdings einen arabischen Staat, in dem der jüdischen Bevölkerung lediglich im religiösen und kulturellen Bereich Rechte eingeräumt werden sollten.

Unter allen Guerilla-Organisationen ist unter diesem Aspekt die „Demokratische Volksfront"

wohl die einzige Gruppe, mit der Israel zu sprechen bereit wäre. Obwohl machtpolitisch kaum bedeutend, bieten die Fedayin Hawatmehs in ihren ideologischen Zielsetzungen für Israel das diskutabelste Programm an. Aber nicht nur in den ideologischen Zielen unterscheidet sich die „Demokratische Volksfront" von ihren linken Konkurrenten unter Führung Habbashs, vor allem in der Methode laufen die Bemühungen der beiden marxistischen Gruppen eindeutig auseinander. Die „Demokratische Volksfront" präsentiert nicht nur das geschlossenere und konsequentere ideologische Programm, sie ist vielleicht die einzige sozialrevolutionäre Organisation, die nicht nur sozialistische Slogans verbreitet, sondern auch versucht, danach zu handeln. Während Hawatmeh den Guerillas der „Volksfront" mangelnde Konsequenz vorwirft, sind seine eigenen Leute bemüht, in den jordanischen Dörfern Zellen zu bilden und die Lehren des Marxismus-Leninismus zu verbreiten. Nach chinesischem Vorbild helfen die Fedayin den Bauern bei der Ernte und benutzen diese Gelegenheit, die Landbevölkerung politisch zu indoktrinieren und folgen damit der Forderung Maos, daß es zwischen dem Revolutionär und der Zivilbevölkerung keinen Unterschied geben dürfe Die Kontaktaufnahme mit den Bauern und den Flüchtlingen in den Lagern dient der „Demokratischen Volksfront" nicht nur zu einer verbalen Propaganda gegen Imperialismus und Zionismus, sondern die Guerillas wollen der Bevölkerung ein politisches Selbstverständnis vermitteln, durch das „die Bekehrung eines jeden einzelnen von der islamisch-traditionell plus nationalistisch gefärbten diffusen Ideenwelt, die im Nahen Osten vorherrscht, zum Dogma des Klassenkampfes bewerkstelligt werden sollte"

Im Gegensatz zur „Volksfront" ist die „Demokratische Volksfront" Mitglied in der Dachorganisation der Widerstandsgruppen (PLO) und auch im „Kommando des bewaffneten palästinensischen Widerstandes" (C. L. A. P.)

vertreten. Trotz ihrer radikalen Thesen lebt die Guerilla-Bewegung Hawatmehs mit den anderen Freischärler-Organisationen im allgemeinen in gutem Einverständnis — mit Ausnahme der „Volksfront“ Habbashs, zu der die Beziehungen seit der Spaltung sehr gestört sind. So verurteilte denn auch Hawatmeh die von Habbash und seiner Gruppe durchgeführten Aktionen gegen die internationale. Luftfahrt. Der Grund für die Mißbilligung der Aktionen lag nicht so sehr in einer grundsätzlichen Ablehnung von Anschlägen, sondern richtete sich vielmehr gegen „die symbolische Auflehnung" die häufig eine wirksame Erhebung verhindere oder sie zumindest aufhalte. In symbolischen Handlungen sieht die „Demokratische Volksfront" ein Abreagieren von Emotionen, die so ungenützt für die echte Revolution verpufften. Daher wurden die Flugzeugattentate der marxistischen Konkurrenz-gruppe als oberflächlich und letztlich unpolitische Emotionalpropaganda abqualifiziert, weil sie eine für die Befreiungsbewegung ungünstige internationale Reaktion geschaffen hätten. Im Zuge dieser Argumentation ist die „Volksfront" für Hawatmeh kleinbürgerlich, weil sie an die nationalistisch-kleinbürgerlichen Instinkte der Massen appelliert, statt deren politisches Bewußtsein im Marxschen Sinne zu schulen und zu fördern Die Folgen dieser Differenzen zwischen den beiden Linksgruppen zeigten sich in der Vergangenheit in häufigen Schießereien unter den Anhängern beider Organisationen.

Die „Demokratische Volksfront" betrachtet sich als den „revolutionären Sauerteig", der mit der Zeit die anderen pseudorevolutionären Gruppen durchdringen müsse Als kleinste unter den großen Befreiungsorganisationen hat es die Bewegung jedoch schwer, die finanziellen Mittel aufzutreiben, um ihr revolutionäres Konzept durchzusetzen, da den Massen der Palästinenser durch die nationale Gruppe der El Fatah, deren Ziel ausschließlich auf die nationale Befreiung Palästinas abgestellt ist, ein Programm angeboten wird, das sie vorerst befriedigt. Von entscheidender Bedeutung für die ideologisch sehr anspruchsvolle „Demokratische Volksfront" ist fernerhin das Verhalten der revolutionären Kreise unter den arabischen Intellektuellen. Von ihrer praktischen Unterstützung hängen die Weiterentwicklung und der Erfolg der Freischärler Hawatmehs ebenso ab wie vom Zulauf der Massen. Aber bisher, so scheint es, bevorzugen jene sozialrevolutionären Intellektuellen eher die Cafe-und Salondiskussionen als den Kampf in der Wüste 4. As-Saika Die vierte Guerilla-Organisation, die noch Erwähnung verdient, ist in Syrien unter dem Namen „As-Saika“ (Blitzstrahl) gegründet worden und steht dem Baath-Regime in Damaskus ideologisch und politisch nahe. As-Saika ist der militärische Zweig einer Organisation, die sich als „Avantgarde des Volksbefreiungskrieges' 1 bezeichnet Die syrische Kommando-Truppe wurde offiziell erst nach dem Sechs-Tage-Krieg ins Leben gerufen, jedoch dürften ihre Anfänge bis auf den 9. Baath-Partei-Kongreß im Jahre 1966 zurückreichen. Nadi syrischer Darstellung galt As-Saika zunächst nur als Hilfstruppe der El Fatah, die sich dann nach den Ereignissen von 1967 selbständig machte. Jedoch scheint die Annahme richtiger, daß As-Saika Guerilla-Bewegung die der El Fatah mit Parteianhängern der Baath-Partei unterwandern sollte, um El Fatah ideologisch auf den Kurs der Regierung in Damaskus einzuschwören, was indes fehlschlug. Die Folge war die Trennung beider Gruppen und eine zweijährige Fehde zwischen El Fatah und As-Saika. El Fatah wurde bis zum Frühjahr 1969 in Syrien nicht anerkannt und ihre Mitglieder zeitweilig sogar verfolgt und verhaftet

Die Guerillas der As-Saika sind als Miliztruppe voll in die syrische Armee eingegliedert. Einsatzbefehle sowie militärische und politische Richtlinien erhält die Einheit vom Baath-Regime in Damaskus. Die Kader der As-Saika gelten als sehr gut ausgerüstet und zeigen die disziplinierteste Haltung aller Fedayin. Syriens Armee liefert den Freischärlern Waffen, Lebensrnittel, Uniformen und stellt Transportmittel zur Verfügung. Militärinstruktoren der syrischen Armee bilden die Kommandos in eigens zu diesem Zweck errichteten Lagern aus. Die Angehörigen der As-Saika sind Palästinen156) ser aus den Flüchtlingslagern Syriens, Jordaniens und des Libanon. Nach der Gründung gelang es der Organisation schnell, in Jordanien Fuß zu fassen und in den Lagern der Palästina-flüchtlinge Rekrutierungserfolge zu verzeichnen. Einer der Führer dieser Organisation definierte das Selbstverständnis der Truppe wie folgt: „Wir sind fast genauso organisiert wie eine reguläre Armee. Nur: wir sind politisch gebunden. Die Offiziere sind Mitglieder der Baathpartei" So ist denn auch das Programm der Baathisten, die sich als militante Elite und als Vorkämpfer der arabischen Einheit verstehen (Wahlspruch: „Einheit, Freiheit, Sozialismus"), für die Mitglieder As-Saikas verpflichtend. Die enge Verknüpfung dieser Partisaneneinheit mit der syrischen Armee schafft für die militärische Ausbildung und die Zusammenarbeit der Kommandos mit den Militärs im Vergleich zu Guerilla-Gruppen in anderen arabischen Ländern geradezu ideale Voraussetzungen. Da As-Saika fester Bestandteil der syrischen Armee ist, sind Differenzen zwischen Armeeführung und Fedayin fast ausgeschlossen. As-Saika kann als politische Armee bezeichnet werden, die vielleicht das ist, „was einst Hitlers Stabschef Röhm aus der SA machen wollte: eine Armee der permanenten Revolution" Im Oberkommando der palästinensischen Befreiungsorganisationen in Amman ist As-Saika mit Sitz und Stimme vertreten. Als verlängerter Arm der Baathisten soll sie deren Interessen in den internen Auseinandersetzungen der Fedayin um Einflußzonen in den Flüchtlingslagern Jordaniens und im Libanon wahrnehmen. Und so scheinen die Vereinbarungen As-Saikas mit El Fatah und der Demokratischen Volksfront letztlich nur den eigenen Zielen zu dienen, denn der elitäre Maditanspruch dieser politischen Armee ist beispielsweise im Libanon, im Gegensatz zu El Fatah, die dort eine Revolution als wenig nützlich ansieht, darauf abgestellt, das revolutionäre Klima anzuheizen und einen Umsturz vorzubereiten. Unruhen im Libanon werden in der Regel von As-Saika angezettelt, denn „die syrische Baathpartei denkt immer an das Ziel, den Libanon einem großsyrischen Reich anzugliedern"

Im ideologischen Spektrum der verschiedenen Freischärler-Gruppen steht As-Saika der „Demokratischen Volksfront" Hawatmehs nahe, die ja im Gegensatz zu Habbashs „Volksfront"ein positives Verhältnis zu den Baathisten in Damaskus hat. Gegenüber El Fatah hält sich As-Saika für „arabischer“, weil bei El Fatah das ideologische Konzept mit der straffen politischen Organisation dieser Gruppe nicht Schritt gehalten habe. Im August 1969 durchlief der erste Jahrgang der As-Saika-Fedayin eine politische Kader-Schule in Syrien. Auf dem

Lehrplan standen die revolutionären Modelle und Erfahrungen des Partisanenkampfes in Kuba, Vietnam, China und Jugoslawien. Die As-Saika strebt die Errichtung eines demokratischen Staates in Palästina an, „der, arabisch und zentralistisch orientiert, auf ein sozialistisches arabisches Großreich im Orient ausgerichtet sein soll"

IV. Die Charta der Palästinenser — das „Palästinensische Manifest"

Die Palette der Widerstandsorganisationen weist neben der Vielzahl der Guerilla-Gruppen auch zahlreiche Meinungsverschiedenheiten und interne Machtkämpfe innerhalb der einzelnen Verbände auf. Läßt man einmal die divergierenden ideologischen, politischen und militärischen Interessen der Fedayin beiseite, so scheint allein die Forderung nach der Errichtung eines „demokratischen Staates in Palästina auf der Grundlage der Gleichberechtigung für alle Rassen und Religionen" Bestand zu haben. Diese Formel ist wohl die einzige Plattform, auf der die verschiedenen Gruppen bereit sind zusammenzuarbeiten Jede Organisation, die den bewaffneten Volkskrieg als Mittel zur Verwirklichung ihrer politischen Vorstellungen einsetzt, muß zugleich Vorschläge präsentieren für die Zeit nach dem Sieg. So sahen sich auch die Palästinenser genötigt, „konkrete Alternativen für die Menschen selbst" vorzulegen, denn „militärische Aspekte können keinesfalls primär sein" Ein echter und dauerhafter Friede muß den Partisanenkampf krönen Vorschläge hierzu bieten die Organisationen der Freischärler und die Führer der palästinensischen Massen im „Palästinensischen Manifest" an, das als Grundsatzprogramm der Guerilla-Organisationen bezeichnet werden kann und „sich ausschließlich an die arabische Öffentlichkeit wendet" Das „Palästinensische Manifest" ist der gemeinsame Nenner, „der von den einzelnen Gruppen akzeptiert wird und auch die Grundlage der Fedayin-Aktionen bildet"

Die heute gültige Fassung des „Manifestes” wurde auf dem vierten Treffen des Palästinensischen Nationalrates vom 10. — 17. Juli 1968 in Kairo verabschiedet. Bereits auf dem ersten Palästina-Kongreß 1964 in Jerusalem und nach der Gründung der PLO mit Ahmed Schukeiri an der Spitze war ein politisches Grundsatzprogramm der Palästinenser angenommen worden, das jedoch nach dem Juni-Krieg von 1967 beträchtlichen Veränderungen unterzogen wurde, zumal der Sturz Schukeiris und die Folgen des Krieges „nicht ohne Auswirkungen auch auf die politische Programmatik der palästinensischen Bewegungen bleiben konnten" Die vorliegende verbindliche Fassung des „Palästinensischen Manifestes" wurde dann auf der erwähnten Zusammenkunft des palästinensischen Nationalrates ausgearbeitet. Dem Nationalrat kommt als oberstem palästinensischem Gremium die Funktion einer Vorstufe für ein Parlament Palästinas zu. An den Beratungen um die Endfassung der „PalästinaCharta", wie das Manifest auch genannt werden kann, nahmen besonders die Delegierten der El Fatah regen Anteil. Ihrem Einfluß sind die einschneidenden Änderungen gegenüber der älteren Form aus dem Jahre 1964 zuzuschreiben. Während beispielsweise in der ersten Fassung noch das Wort „kumi“, das in der modernen arabischen Sprache die Bedeutung „arabische, ethnische Nationalität" hat, verwandt wurde, stand im neuen Text das Wort „wutni", das — im „engen, territorialen“ Sinn — „als Patriotismus des jeweiligen Landes verstanden" wird. Diese bedeutsame Veränderung sollte vor allem das National-108) gefühlt und den Nationalismus der Palästinenser unterstreichen. Das „Palästinensische Manifest" von 1968 enthält 33 Paragraphen, von denen die wesentlichen genannt seien : § 1 Palästina ist die Heimat des arabisch-palästinensischen Volkes und ist ein integrierter Bestandteil der großen arabischen Heimat, und das palästinensische Volk ist ein Teil der arabischen Nation. § 2 Palästina ist in den Grenzen, wie sie zur Zeit des britischen Mandates bestanden, eine integrierte territoriale Einheit. § 3 Das arabisch-palästinensische Volk hat das legitime Recht auf seine Heimat, und es wird sich nach der Befreiung seiner Heimat formieren, entsprechend seinem Willen, und zwar ausschließlich seinem Willen und seiner Wahl nach. § 5 Die Palästinenser sind die arabischen Bürger, die ihren dauernden Wohnsitz in Palästina bis zum Jahre 1947 hatten. Es ist einerlei, ob sie dort blieben oder weggingen. Wer als Sohn eines arabischen Palästinensers nach diesem Datum geboren ist, sei es in oder außerhalb Palästinas, ist Palästinenser. § 6 Die Juden, die ihren dauernden Wohnsitz in Palästina vor Beginn der zionistischen Invasion hatten, werden als Palästinenser akzeptiert § 9 Der bewaffnete Kampf ist der einzige Weg zur Befreiung Palästinas; er ist daher eine Strategie und keine Taktik. Das palästinensische Volk bestätigt seine endgültige und unwiderrufliche feste Entschlossenheit, den bewaffneten Kampf fortzusetzen und der bewaffneten Volksrevolution zur Befreiung Palästinas, seiner Heimat, entgegenzuschreiten . . . § 10 Die Aktionen der Fedayin bilden den Kern des palästinensischen Volksbefreiungskampfes. Diese Tatsache verpflichtet sie, sich zu erheben, sich auszudehnen, sich zu schützen, das ganze palästinensische Können in Menschenmassen und Wissenschaft zu organisieren und sie an der bewaffneten palästinensischen Revolution zu beteiligen. Die Verwirklichung der Vereinigung des nationalen Kampfes zwischen den verschiedenen Gruppen des arabisch-palästinensischen Volkes und den arabischen Massen (in den arabischen Staaten), um den Fortbestand, die Erweiterung und den Sieg der Revolution zu gewährleisten. § 16 Vom geistigen Gesichtspunkt wird die Befreiung Palästinas dem Heiligen Land eine Atmosphäre des Friedens und der Ruhe verleihen, in deren Schatten alle Heiligen Plätze bewacht werden und religiöse Freiheit und der Zugang zu den Heiligen Stätten ohne Unterschied von Rasse, Sprache und Religion gewährleistet ist. Aus diesem Grunde erhoffen die Palästinenser die Unterstützung aller geistigen Kräfte der Welt. § 19 Die Teilung Palästinas aus dem Jahre 1947 und die Gründung Israels sind von Grund auf nichtig. Denn sie wurden gegen den Willen des palästinensisch-arabischen Volkes und seinem natürlichen Recht auf seine Heimat durchgeführt; sie widersprechen den Grundsätzen der Vereinten Nationen, vor allem dem Recht auf Selbstbestimmung. § 20 Die Balfour-Deklaration, der Text des Mandates und was daraus entstand, sollen als nichtig angesehen werden. Die Behauptung der historischen und geistigen Bindung der Juden an Palästina ist nicht mit der historischen Wahr-heit oder mit den Gründen des Staates in ihrer wahren Bedeutung zu verbinden; das Judentum als himmlische Religion ist keine Nationalität mit eigener Existenz, und dementsprechend sind die Juden kein einheitliches Volk mit eigenem nationalem Charakter, sondern sie sind Bürger der Staaten, in denen sie sich befinden. § 21 Das arabische palästinensische Volk findet seinen Ausdruck in der bewaffneten palästinensischen Revolution und weist alle Lösungen, die einen Ersatz für die vollständige Befreiung Palästinas darstellen, zurück, ebenso wie alle Pläne, deren Ziel es ist, das palästinensische Problem zu internationalisieren. § 24 Das arabisch-palästinensische Volk glaubt an die Grundsätze der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Selbstbestimmung, der Würde des Menschen und das Recht der Völker, diese Grundsätze für sich in Anspruch zu nehmen

V. Israel und die Guerillas — politische und militärische Aspekte

Nach dem von Israel gewonnenen Sechs-Tage-Krieg schien den Siegern von 1967 in der rapide anschwellenden Bewegung der palästinensischen Widerstandskämpfer ein neuer, gefährlicher Gegner zu entstehen. Die militärische und politische Haltung Israels zu diesem Problem läßt ein klares Konzept erkennen. Der frühere Brigadegeneral und heutige Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem, Y. Harkabi, unternahm die vielleicht bedeutendste Analyse der Guerilla-Bewegung aus israelischer Sicht Nach Harkabi neigt die Propaganda der Palästinenser stets dazu, ihre Taten zu übertreiben und selbst kleine Anschläge gegen jüdische Siedler zu heroischen Akten der Guerillakriegführung her-aufzuspielen. Der bewaffnete Kampf habe für die Palästinenser nicht nur eine besondere Attraktivität wegen der einzigen Möglichkeit erfolgreicher Auseinandersetzung eines unterentwickelten Volkes mit einer technologisch überlegenen Macht, sondern auch aus psychologischen und soziologischen Gründen. Denn die Palästinenser litten unter der Schmach der Niederlage, unter der Enteignung, dem Flüchtlingsstatus und dem Lagerleben, besonders aber unter der Verachtung durch die anderen Araber, die sich aus der Einstellung herleite, daß der Verlust von Land und Eigen-tum ein Schlag gegen Würde und Ansehen sei. Daher habe der bewaffnete Kampf die psychologische Funktion des Ausgleichs für vergangenes Versagen und für Prestigeverluste; zugleich werde er aber auch als Gegenkraft zum Fatalismus, der sprichwörtlich sei für die arabische Gesellschaft, verstanden

Nach seiner Meinung über El Fatah gefragt, antwortet der israelische Verteidigungsminister Moshe Dayan: „Das ist eine Terroristen-gruppe, die wir bekämpfen müssen und mit der wir fertig werden. . . . Sie sind nicht die Hauptakteure.... Wir haben ein sehr wichtiges nationales Problem vor uns. Seine Lösung hängt nicht von El Fatah ab. Es handelt sich um den Kampf zwischen Ägypten und uns, und zweifelsohne auch um das Verhältnis zu den Großmächten. Das ist der Kern der Sache.... El Fatah ist kein entscheidender Faktor"

Man könnte die Aussage Dayans für einen Ausdruck der Arroganz militärischer Macht halten, gäben ihm die Tatsachen nicht recht. Denn die Effektivität der Fedayin in den besetzten Gebieten und in Israel ist, als Ganzes betrachtet, bis heute gering geblieben, auch wenn „Der Spiegel", sicherlich unter dem Eindruck des von den Kommandos lautstark geforderten und spektakulär propagierten „Volkskriegs", feststellte, die Freischärler Arafats zermürbten den Juni-Sieger von 1967 „in einem Krieg, der bereits mehr Opfer gefordert hat als der ganze damalige Feldzug" Israelische Stimmen dagegen weisen darauf hin, daß es in der Zeit vom Juni 1967 bis zum 2. Mai 1969 zehnmal soviel Todesfälle durch Selbstmord oder Verkehrsunfälle gegeben habe als durch Guerilla-Aktionen

Gemessen an den Erfolgen existiert der „Volkskrieg" der Befreiungsorganisationen nur in der Theorie, denn die Guerillas waren nicht in der Lage, bedeutende Operationsbasen in dem von Israel besetzten Gebiet auf dem Westufer des Jordans zu errichten. Eine von den Israelis entlang dem Fluß errichtete Barriere aus Minenfeldern, Stacheldraht und elektrischen Warnanlagen läßt die Guerilla-Raids vom Ostufer des Jordans aus zu einem verlustreichen und fast unmöglichen Unterfangen werden. Zwar gelangen den Freischärlern Anschläge auf militärische und zivile Einrichtungen — es gab Tote und Verwundete, in der Regel unter der Zivilbevölkerung, und auch Araber, besonders im Gazastreifen, fielen den Bomben ihrer arabischen Brüder zum Opfer —, jedoch brachte diese Strategie den Widerstandskämpfern nur „punktuelle Erfolge", die ohne Wirkung blieben und die Schlagkraft der israelischen Armee in keiner Phase schwächen konnten. Mit zunehmender Dauer des Guerillakampfes kam es zu einer Verschärfung und Perfektionierung der israelischen Sicherheitsvorkehrungen, was Fedayin-Aktionen immer mehr erschwerte und den Kommandos selbst hohe Verluste einbrachte.

Nach Angaben des israelischen Militärgouverneurs im besetzten Westjordanien werden mehr als 80 % der Guerillas, die über den Jordan kommen, gefangengenommen oder erschossen Auch geographisch sind die Bedingungen für die Kommandos denkbar ungünstig, denn die kahlen Höhenzüge westlich des Jordans und der Negevwüste bieten keine natürliche Deckung wie beispielsweise der Dschungel Vietnams dem Vietcong. Im Unterschied auch zu den Partisanen auf dem südostasiatischen Kriegsschauplatz finden die Guerillas der palästinensischen Befreiungsorganisationen unter den Palästinensern Westjordaniens nur wenig Unterstützung und Ermutigung.

Das Zögern der arabischen Bewohner in den besetzten Gebieten, mit den Freischärlern zu kollaborieren, ist sicherlich auch mit einer gewissen Angst vor den Vergeltungsschlägen der Israelis zu begründen. Aufgrund ihres reibungslos und glänzend funktionierenden Nachrichtenwesens gelingt es den Besatzern in den meisten Fällen, Partisanennester auszuheben und zu zerschlagen. Diese Maßnahmen der israelischen Behörden werden blitzartig und mit Härte durchgeführt. Häufig werden die Häuser, die Sympathisanten der Guerilla-Bewegung gehören, gesprengt und die Bewohner umgesiedelt. Im Gazastreifen ist dagegen die Situation der palästinensischen Kommandos besser. Hier arbeiten die Flüchtlinge in den größern Lagern mit den Fedayin zusammen, unterstützen sie und gewähren ihnen Unterschlupf. Dennoch ist auch im Gazastreifen der durchschlagende Erfolg für die Widerstands-organisationen ausgeblieben. Uber die Aussichten eines erfolgreichen Volkskrieges der Palästinenser schrieb selbst der Herausgeber der Kairorer Zeitung „AL AHRAM", Mohammed Heikal: „Die Palästinenser können einen Volksbefreiungskrieg nicht allein führen. Palästina ist nicht Algerien oder Vietnam. Allein handelnd können die Fedayin Israel nur belästigen, mehr nicht"

Den nach dem Juni-Krieg von 1967 anfangs von einer ungeheuren Begeisterung der arabischen Welt getragenen palästinensischen Guerilla-Organisationen ist es bis heute nicht gelungen, gegen Israel einen weitreichenden Erfolg zu erzwingen.

Für Israels Außenminister Abba Eban sind „die Terroristen militärisch impotent. Sie sind unfähig, auch nur eine einzige militärische Gegebenheit zu verändern. Sie könnten niemals die Existenz Israels bedrohen, nur die Sicherheit einzelner Israelis"

Nicht nur militärisch, auch in der politischen Argumentation grenzt sich Israel eindeutig von den Forderungen des Palästinensischen Widerstandes ab. Regierungsstellen und Poliker haben niemals die Existenz der Palästinensischen Bewegung offiziell anerkannt. Für die Israelis waren die Guerillas stets „Terroristen", „Infiltratoren" und „Saboteure" Als solche werden auch Freischärler behan-delt, die in die Hände der israelischen Armee fallen. Israels Behörden sehen in den Fedayin weniger eine Vorhut der Palästinensischen Befreiungsbewegung als vielmehr ein Instrument der gesamtarabischen Strategie. Das israelische Außenministerium bezeichnete in einer offiziellen Erklärung die Guerillas als terroristische Organisationen, die sich selbst als Palästina-Befreiungsfront präsentierten, in Wirklichkeit jedoch nichts anderes seien als eine Waffe, die alle arabischen Staaten gegen Israel benutzen, „um dahinter ihren regulären Truppen neue militärische Niederlagen zu ersparen oder sie als Machtinstrument in den interarabischen Rivalitäten und Auseinandersetzungen zu verwenden" Den Vergleich der arabischen Guerilla-Organisationen mit afrikanischen Freiheitsbewegungen lehnt Israel scharf ab. So erklärte Außenminister Abba Eban in einem „Spiegel" -Interview: „Die algerischen Widerstandskämpfer vertrieben die Franzosen aus Algerien, die Afrikaner jagten die Engländer aus Kenia. Die arabischen Terroristen aber wollen Israel aus Israel vertreiben. Ihr Ziel ist irreal." Ebenso verwirft Israel eine palästinensische Nationalität und billigt den Palästinensern nicht das Recht zu, als eine beteiligte Partei im israelisch-arabischen Konflikt bei einer künftigen Friedensregelung eine Rolle zu spielen Von palästinensischer Seite wird an diesem Punkt in der Diskussion eine Äußerung von Ministerpräsident Frau Golda Meir in einem Gespräch mit der „London Times" vom 15. Juni 1969 als typisch für Israels Haltung zum Palästina-Problem angeführt. „Es gab nie so etwas wie die Palästinenser, als die Juden nach dem Ersten Weltkrieg nach Palästina kamen. Es war nicht so, daß da ein palästinensisches Volk war und wir kamen und es hinauswarfen und ihm das Land Weg-nahmen. Sie existierten gar nicht." Unter diesem Gesichtspunkt werden die Palästinenser nur als „Flüchtlinge", nicht als Palästinensische Nation anerkannt. In den Augen der Israelis sind nämlich die arabischen Staaten verantwortlich für die Schaffung des Flüchtlingsproblems und daher auch für dessen Lösung. Der einzige Anspruch, den Israel den Palästina-Flüchtlingen gestattet, ist der auf humanitäre Hilfe im Falle einer Friedensregelung.

Die oben dargelegte Haltung Israels kann bis zum jordanischen Bürgerkrieg im September 1970 als offiziell gelten. In den Monaten nach der Auseinandersetzung in Jordanien und erst recht nach der Vertreibung der Fedayin durch die Truppen Husseins im Sommer 1971 scheint es in Israel langsam zu einer neuen Fixierung der Standpunkte gegenüber den Palästinensern zu kommen. Federführend bei dieser neuen Entwicklung sind besonders Kreise in der Arbeiterbewegung. Zwar sind die Ansätze einer veränderten Beurteilung noch zaghaft, jedoch wäre für die Verfechter einer Neuorientierung gegenüber dem Palästina-Problem ein palästinensischer Staat auf dem Boden des noch besetzten Westjordanien durchaus denkbar. Inwieweit solche Vorstellungen in breiten Kreisen der israelischen Öffentlichkeit Raum gewinnen, muß die Zukunft zeigen.

Trotz der manchmal aufgestellten Behauptung, in Israel gäbe es Sympathisanten mit den palästinensischen Freischärlern, muß gesagt werden, daß es sich hierbei um eine unbedeutende politische Gruppe handelt. Im ganzen bezieht die israelische Seite politisch und militärisch gegenüber den palästinensischen Forderungen und Aktionen wohl einheitlich und eindeutig Stellung. Dagegen weist das Verhältnis der arabischen Staaten zur Palästinensischen Revolution viele Schattierungen auf.

VI. Die Arabischen Staaten und die Fedayin

Nadi der Niederlage von 1967 wurden die Freischärler der Palästinensischen Guerilla-Organisationen anfangs zu einem Hauptfaktor nahöstlicher Machtbalance. Die Fedayin, die für viele neben Israel die eigentlichen Sieger des Junikrieges waren, verstärkten ihren Einfluß zunächst in zwei Richtungen: Neben den regulären arabischen Armeen wurden die Freischärler immer stärker Träger des Kampfes gegen Israel, zumal sie auch als erste wieder zu den Waffen griffen, um den Zionismus zu bekämpfen. Zum Zweiten hatte diese Entwicklung die Guerillas in einigen arabischen Staaten in Konkurrenz zur legitimen Staatsmacht gebracht, denn Mythos und wachsende Popularität der Befreiungsbewegung zwangen die arabischen Regierungen, die Ziele und Interessen der Palästinenser vorrangig in ihr politisches Kalkül mit einzubeziehen.

Die Politik der Vergeltungsschläge Israels bis zum Sommer 1970 hatte die Fedayin zu einer moralischen Kraft unter den Massen der Araber werden lassen und die Möglichkeiten der arabischen Regierungen beschnitten, die Guerilla-Verbände zu kontrollieren oder in Friedensverhandlungen einzutreten. Für die Fedayin ist jede politische Lösung mit Israel „Verrat am palästinensischen Volk", und Yassir Arafat, der Vorsitzende des Zentralkomitees der PLO, konnte erklären: „Die Groß-mächte können beschließen, was wollen, sie wir haben uns bereits entschieden — für die Gewehre." Die Stellung der Freischärler-Gruppen zu den einzelnen arabischen Staaten und deren Reaktion auf die Guerillas spiegelt Macht und Einfluß der Fedayin im arabischen Raum wider. 1. Kuweit — Saudi-Arabien — Libyen — Irak Die reichen Ölländer Kuweit und Saudi-Arabien, in denen viele Palästinenser Beschäftigung gefunden haben, waren die bedeutendsten Finanziers der Befreiungsorganisationen. Aufgrund ihrer indifferenten politischen Zielsetzung profitierte in erster Linie El Fatah von den Zuschüssen. Vielleicht erhielt Arafat die großzügige Hilfe aus diesen Staaten nur deshalb, weil die Länder sich „freikaufen und Arafat als ernsthaften Rivalen ihres Intim-feindes Nasser" aufbauen wollten. Außerdem mußten die Herrscher der arabischen Feudalstaaten bei einem Versiegen ihrer finanziellen Hilfsquellen fürchten, daß auch in ihren Ländern palästinensische Freischärler aktiv würden.

In Libyen versetzte Staatschef Ghadafi nach seinem Putsch die Bevölkerung in einen Taumel der Begeisterung für die Palästina-Guerillas und stellte diesen erhebliche Finanzmittel zur Verfügung. Als Ghadafi, der sich gerne zum Führer aller Araber aufspielen möchte, jedoch versuchte, die zerstrittenen Gruppen miteinander zu versöhnen, hatte er keinen Erfolg; die Sympathie der Libyer für die Fedayin kühlte merklich ab

Der Irak und sein extrem linkes Baath-Regime unterstützten zwar die Guerillas in Jordanien, indem die dort stationierten irakischen Truppen in Stärke von 12 000 Mann den Freischärlern unterstellt und ihr Einsatz bei Kämpfen gegen die militärischen Verbände König Husseins zugesagt wurde, doch im jordanischen Bürgerkrieg griffen die irakischen Einheiten nicht in das Kampfgeschehen ein Im Irak selbst kontrollierte die Regierung arg -wöhnisch jede Aktion der El Fatah-Guerillas und verbot im März 1969 aus „Sicherheitsgründen", wie die offiziöse Erklärung lautete, der die Rundfunksendungen Arafat-Gruppe. Kurz darauf bauten die Iraker in Gestalt der vom Regime kontrollierten „Arabischen Befreiungsfront" ihre eigene Guerilla-Truppe auf die jedoch in der Praxis bedeutungslos blieb. Der Aufbau einer regierungseigenen Guerilla-Organisation und die permanente Kontrolle dieser Freischärler durch die Baath-Regierung in Bagdad ähneln dem Vorgehen der syrischen Baathisten in Damaskus. 2. Syrien Syrien, in den frühen Anfängen der El Fatah Protektor und Förderer dieser Bewegung, hat es stets verstanden, die Tätigkeit der Freischärler unter Oberaufsicht zu halten. Dabei ist die geographische Lage Syriens als eines wichtigen Durchgangs-und Nachschublandes für die Befreiungsorganisationen von Bedeutung. Von Syrien aus wurden Partisanen über Jordanien oder den Libanon nach Israel geschleust. Durch diese Maßnahme vermied es das Regime in Damaskus weitgehend, selbst den israelischen Gegenschlägen ausgesetzt zu werden. Die Guerilla-Gruppen akzeptierten im ganzen die Wünsche der syrischen Behörden in Damaskus, denn sie konnten der stillschweigenden Unterstützung der Baath-Regierung sicher sein, wenn sie sich in Syrien nicht allzu bemerkbar machten und darauf verzichteten, ohne Erlaubnis der syrischen Machthaber das von Israel besetzte Gebiet der Golan-Höhen zu infiltrieren In der streng von der eigenen Armee überwachten Guerilla-Organisation „As Saika" zogen die syrischen Machthaber außerdem ihre eigene Kampftruppe auf, deren Existenz es ihnen jederzeit erlaubte, gegen unliebsame Konkurrenzgruppen einzuschreiten und diese zu zügeln. In Syrien haben die Guerillas niemals einen bestimmenden Einfluß auf die Politik gewonnen. Andererseits hat sie die Kontrolle über die Freischärler in ihrem Land nicht daran gehindert, in den Nachbarstaaten die Guerilla-Arbeit kräftig zu unterstützen und zu schüren. Das gilt besonders für den Libanon, wo die Fedayin ständig Verstärkungen aus Syrien erhielten und wo sie die politische Szenerie zeitweise als „Staat im Staate" beherrschten. 3. Libanon Der Libanon, das Land mit der heterogensten Gesellschaftsstruktur aller arabischen Staaten, war immer darum bemüht, im arabisch-israelischen Konflikt eine möglichst neutrale politische Haltung einzunehmen. Da das Land am Juni-Krieg von 1967 nicht beteiligt war, ist die Südgrenze der Libanesischen Republik die Stelle mit dem engsten Kontakt zum israelischen Territorium unter allen arabischen Anrainerstaaten Israels geblieben. Diese besonders günstige geographische Situation bot den Guerillas ein vorzügliches Aktionsfeld für ihre Unternehmungen. Die auf der Grundlage des Proporzes von Christen und Moslems aufgebaute Regierung in Beirut gestattete den Guerilla-Organisationen zwar die Errichtung von Propagandabüros in der Hauptstadt, zahlte auch jährlich 400 000 Mark in die Kasse der Palästina-Befreiungsorganisation (PLO), wollte aber keine Guerilla-Basen dulden. Dabei stand die Angst vor israelischen Vergeltungsschlägen, denen das kleine Land mit seiner Armee kaum gewachsen wäre, Pate. Als aus Beirut eingeflogene palästinensische Guerillas im Herbst 1968 in Athen einen Anschlag auf eine israelische Verkehrsmaschine der El AL unternahmen, antwortete Israel mit einem Helikopterangriff auf den internationalen Flughafen von Beirut, wobei fast die gesamte zivile Luftflotte des Libanon zerstört wurde. Die Guerillas wollten daraufhin die Südflanke des Landes vor einer angeblich drohenden israelischen Invasion schützen Die Regierung schloß jedoch mit Yassir Arafat einen Kompromiß, wonach die Fedayin sich mit Duldung der libanensischen Armee an den westlichen Hängen des Hermon-Berges festsetzen sollten. Arafat versprach dagegen eine neutrale Haltung der Befreiungsbewegungen gegenüber der Politik des Landes. Hinter dem Plan, die Guerillas ins Gebirge abzuschieben, steckte die Absicht, sie unter Kontrolle der Armee zu halten. Doch in den Lagern der 160 000 Palästina-Flüchtlinge im Libanon wuchs die Unruhe. Die PLO, seit dem Frühjahr 1969 mit El Fatah identisch, übernahm faktisch das Kommando in den Unterkünften der Flüchtlinge, und auch an der libanesisch-israe-lischen Grenze traten die Guerillas, entgegen den Abmachungen, provokativ auf. Im April 1969 erschütterte eine innenpolitische Krise den Libanon. In Beirut kam es zu schweren Ausschreitungen und Demonstrationen für die Freilassung von palästinensischen Partisanen, die von der Armee angeblich festgesetzt und gefoltert wurden. Es drohte die Gefahr einer Spaltung der Bevölkerung in eine christlichprowestliche und eine moslemisch-proarabische Hälfte. Erst Anfang November 1969 beruhigte sich das überhitzte Klima, als der Oberkommandierende der libanesischen Armee, Emile Boustani, mit Arafat in Kairo ein Abkommen schloß. Danach bekam die Armee folgende Zusagen: a) die Fedayin räumen die Dörfer, b) sie unterhalten im Südlibanon keine festen Basen und c) untersteht ihre Aktivität theoretisch der Kontrolle des arabischen Ober-kommandos. Als Gegenleistung erhielten die Guerillas „freien Durchgang" durch den Libanon für ihre Aktionen gegen Israel, wobei es ihnen allerdings untersagt sein sollte, vom Libanon aus israelisches Gebiet zu beschießen. Die Kontrolle sollte auch weiterhin den libanesischen Behörden zustehen; auch in den Flüchtlingslagern sollte die Souveränität des Staates nicht angetastet werden

In der Praxis änderte sich jedoch wenig. Die Guerillas beherrschten weiter die Lager der Flüchtlinge, die sie zu sicheren Basen und Schlupfwinkeln ausbauten, und waren nicht bereit, sich irgendwelchen Kontrollmaßnahmen der Behörden zu unterziehen. Die Abmachungen von Kairo hatten sogar die Voraussetzungen für ein langsames Anwachsen der Macht der Freischärler geschaffen, weil durch die direkten Verhandlungen der Regierung mit den Guerillas die Fedayin in die Stellung eines gleichrangigen Partners der Armee gerückt waren. Diese Vorgänge im Libanon waren ein getreues Spiegelbild der Verhältnisse im benachbarten Jordanien.

Die latenten Spannungen zwischen den christlichen Maroniten und der größten arabischen Bevölkerungsgruppe, den Sunniten, wirkten sich zunächst zugunsten der Freischärler aus, da sich der islamische Teil des libanesischen Volkes mit den Guerillas solidarisch erklärte. Als jedoch Gamal Abdel Nasser im Sommer 1970 der Friedensinitiative des amerikanischen Außenministers Rogers zustimmte und dabei von den Freischärlern offen kritisiert wurde, wandte sich auch der größte Teil der sunnitischen Bevölkerung im Libanon gegen die Fedayin In der Folgezeit gelang es den libanesischen Behörden, das Problem der Fedayin mehr und mehr in den Griff zu bekommen. Im Augenblick scheinen die Freischärler im Libanon keinen „Staat im Staat" mehr zu bilden, wenngleich sie ihre Aktivitäten vom Südlibanon aus gegen israelisches Gebiet nicht einstellten. Die christlichen Araber des Landes, allen voran Staatspräsident Frangieh, sind bemüht, die Fedayin unter Kontrolle zu halten; denn viele Christen in den Schlüsselpositionen der Politik, die ihnen aufgrund des ausgeklügelten demokratischen Proporzsystems zustehen, befürchten bei einem Übergewicht der Guerillas den Verlust ihres Einflusses und ein Zerbrechen des Staates.

Im übrigen ist den Partisanen im Libanon in der betont nationallibanesisch und prowestlich ausgerichteten christlichen Falangisten-Partei des Beiruter Apothekers Pierre Gemayel ein unerbittlicher Gegner erwachsen. Die Partei besitzt eine paramilitärische Organisation, die gut ausgerüstet und den Guerillas militärisch überlegen ist. Diese Privatarmee Pierre Gemayels ist jederzeit bereit, den Kampf mit den Guerillas aufzunehmen, wenn deren Aktionen der Neutralitätspolitik, die die Falangisten weitgehend anstreben, im Wege stehen sollten 4. Ägypten Größte und bedeutendste Macht im arabischen Lager war bis zum Sechs-Tage-Krieg Ägypten unter Nasser. Nach der schweren Niederlage und dem damit verbundenen Prestigeverlust brauchte Nasser zunächst einige Zeit, um sein Volk und die militärische Potenz Ägyptens wieder aufzurichten. In jener Phase des Wiederaufbaus entstand allerdings dem „Rais" in Yassier Arafat sehr bald ein Nebenbuhler, der ihn im Kampf um Publizität bei den arabischen Massen auszustechen drohte. So fanden denn auch die Guerillas in ägyptischen Publikationen unmittelbar nach Kriegsende viel Beachtung, und es fehlte nicht an der entsprechenden Würdigung des Kampfes der Palästinenser, der als „eine der heroischsten Reaktionen der arabischen Nation, die auf die Niederlage von 1967 hin erfolgte" verstanden wurde. Allerdings ging die Sympathie der Ägypter für die Guerillas nie so weit, daß die Befreiungsorganisationen in Ägypten selbst beherrschenden Einfluß auf die politischen Ereignisse hätten nehmen können.

Die anfängliche Resonanz der palästinensischen Freischärler konnte Nasser im Stadium der Reorganisation und Wiederaufrüstung seiner Armee indes nur recht sein. Mit zunehmender Stärke der ägyptischen Einheiten und nach der Proklamierung der Abnützungsstrategie gegen Israel am Suezkanal rückten dann für Nasser die Interessen der ägyptischen Politik wieder stärker in den Vordergrund. Im Grunde war das Verhältnis zwischen Nasser und den Guerillas nie ganz frei von Spannungen. Unterschwellige Rivalität um die Führungsrolle in der arabischen Welt trübte die Beziehungen zwischen Nasser und Arafat. Belastend kam wohl auch hinzu, daß Nasser die El Fatah erst verhältnismäßig spät unterstützte und bis kurz vor Kriegsausbruch auf die PLO unter Ahmed Schukeiri setzte. Erst als sich die Kraft-und Machtlosigkeit der PLO offenbarte, vollzog er die Schwenkung zur El Fatah.

Das Selbstverständnis der palästinensischen Freischärler, die sich nach dem Versagen der nasseristischen Politik als die neue Kraft zur Befreiung Palästinas verstanden, erschwerte ebenfalls die Beziehungen zwischen den beiden Partnern. Nasser konnte es sich nicht erlauben, der emotionsgeladenen Propadanda der Guerillas bedingungslos zu folgen. Für ihn galt es, auch die Interessen seiner sowjetischen Bündnispartner, die eine politische Lösung des Konflikts anstreben, zu berücksichtigen. Als Nasser im Juni 1970 der Friedensinitiative des US-Außenministers Rogers zustimmte entluden sich die angestauten Spannungen in heftigen Reaktionen der Guerillas. Durch geschickte Beeinflussung konnte Nasser allerdings weite Kreise der arabischen Welt für die Neuorientierung seiner Politik gewinnen, wodurch er bewies, daß sein Ansehen dem des Partisanenführers Arafat doch überlegen war. Die palästinensischen Freischärler mußten dagegen Nassers Politik ablehnen, da ihre Bestrebungen ganz auf die Befreiung Palästinas ausgerichtet sind. „Jede Anerkennung der Lebensberechtigung Israels, wie sie die amerikanische Friedensinitiative zur Voraussetzung macht, hätte ihre Aktivität sinnlos gemacht."

Doch die scharfe Kritik der Befreiungsorganisationen, die Nasser als Verräter beschimpften, verpuffte wirkungslos. Der ägyptische Staatspräsident reagierte auf die Vorwürfe der Fedayin souverän mit der Stillegung der beiden in Kairo von den Palästinensern betriebenen Rundfunksender. Die „Stimme des Sturms" und die „Stimme Palästinas" verstummten. Damit hatten die Widerstandsgruppen ihr wichtigstes Propagandamedium verloren, und George Habbash, Führer der „Volksfront", erklärte: „Die palästinensische Revolution macht die gefährlichste Phase ihrer Existenz durch" Die Kritik der Palästinenser, die sich Nasser zugezogen hatte, richtete sich in der Praxis dann weniger gegen ihn selbst als gegen König Hussein von Jordanien, den Nasser dazu bewogen hatte, dem Rogers-Plan ebenfalls zuzustimmen. Im Ha-schemitischen Königreich Jordanien hatte sich durch die Etablierung der Guerillas der politische Zündstoff bis zum Sommer 1970 so angehäuft, daß es nur noch eine Frage der Zeit sein konnte, wann es zum offenen Bruch zwischen Hussein und den Kommandos der Guerillas kommen würde. 5. Jordanien Jordanien, das vom Sechs-Tage-Krieg am härtesten betroffene Land im Nahen Osten, ist das größte Aktionsfeld aller Guerilla-Organisationen. Hier hatten sich die Freischärler seit dem Krieg vom Juni 1967 Zug um Zug zu einem „Staat im Staate" etabliert. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die Tatsache, daß zwei Drittel der jordanischen Bevölkerung palästinensischer Herkunft sind. Die Beziehungen der Palästinenser zu Jordanien waren in der Geschichte des Staates stets zwiespältig, denn seit 1948, als Husseins Großvater Abdallah das heutige Westjordanien annektierte und die Palästinenser vom Westufer des Jordans seinem Staat „hinzufügte", lag die Macht in Jordanien trotz der palästinensischen Mehrheit von zwei Dritteln weiterhin in den Händen der alteingesessenen Beduinen Ostjordaniens. Daran hatte sich auch bis 1967 nichts geändert. Das Ergebenis des Sechs-Tage-Krieges verstärkte die innenpolitischen Spannungen zwischen Beduinen und Palästinensern in Jordanien, weil neue palästinensische Flüchtlingsmassen nach der Besetzung Westjordaniens durch Israel in die bereits seit 1948 bestehenden Flüchtlingslager kamen.

Die wachsende Popularität der Befreiungsorganisationen in Jordanien, besonders nach der Schlacht von Karameh, drängte Hussein immer weiter in die Isolierung. Die Fedayin spielten ihre Macht offen aus. Ihre Milizen patrouillierten in den Straßen von Amman, ihre Fahrzeuge versahen sie mit eigenen Kenn-zeichen und an den Grenzen zu den arabischen Nachbarländern bestimmten die Grenz-" achen der Fedayin statt der jordanischen Zöllner über Ein-und Ausreise. Als am 21 August 1968 das dritthöchste islamische Heiligtum, die El Aksa-Moschee in Jerusalem, brannte und die arabische Welt in den Ruf nach einem „Heiligen Krieg" gegen Israel ausbrach, waren es paradoxerweise Ordner der Guerillas, die die US-Botschaft in Amman vor Demonstranten schützten Besser hätte die Machtposition der Fedayin in Jordanien kaum demonstriert werden können. Versuche Husseins, die Guerillas zu entmachten, führten im November 1968 zur ersten Kraftprobe zwischen der jordanischen Armee und den Freischärlern.

Der König verhängte ein Ausgehverbot über die Flüchtlingslager, in denen die Partisanen ihre Hauptstützpunkte angelegt hatten. Die geplante Festnahme einiger Guerilla-Führer scheiterte jedoch an der Solidarität der Palästinenser. Hussein war zu einem Kompromiß gezwungen, durch den die Fedayin Aktionsfreiheit zugesichert bekamen und ihrerseits versprachen, auf innenpolitische Einflußnahme und den Versuch zu verzichten, den König zu stürzen „und Westjordanien in einen Partisanen-Staat umzufunktionieren" Nach diesem ersten Stillhalte-Abkommen beruhigte sich die Lage in Jordanien nie mehr völlig. Im Sommer 1969 zerstörten Freischärler den Ost-Ghor-Kanal, der parallel zum Jordan verläuft. Die Israelis sicherten der jordanischen Regierung zu, die Reparierungsarbeiten nicht zu beeinträchtigen, wenn die Fedayin ihre Aktionen über den Kanal hinweg einstellten. Der Plan scheiterte, da die auch von Anhängern der Befreiungsorganisationen infiltrierte Armee Husseins nicht in der Lage war, Aktionen der Guerillas zu verhindern Im Februar und dann im Juni 1970 brachen die Zusammenstöße zwischen den im allgemeinen königstreuen Beduinentruppen und den Kampfverbänden der Guerillas erneut aus, diesmal in verschärfter Form, und seit August kam Jordanien nicht mehr zur Ruhe. Anlaß waren die „Versuche der jordanischen Regierung, die Guerilla-Gruppen stärker zu kontrollieren, und die Subversion der radikalen Palästinenser" Husseins Beduinen-Armee gelang es nicht, Amman, die Hauptbasis der Guerillas, einzunehmen, denn der König scheute noch vor dem Ausbruch eines Bürgerkrieges zurück. Das innenpolitische Klima verschlechterte sich jedoch zusehends. Ein Attentat auf Hussein schlug fehl. Ein Militärattache der amerikanischen Botschaft wurde erschossen. Die „Volksfront" Habbashs hielt tagelang zahlreiche Europäer als Geisel im Intercontinental-Hotel von Amman gefangen und gestaltete diese Aktion vor den Kameras des Fernsehens zu einem spektakulären Schauspiel für die ganze Welt. Die Ohnmacht Husseins wurde weltweit publiziert, doch der König, der die Folgen eines Bürgerkriegs mit Massakern in den Flüchtlingslagern vorausahnte, zögerte die endgültige Entscheidung jedesmal wieder hinaus. Da die größte Guerilla-Gruppe, El Fatah, die Aktionen der radikalen Gruppen nicht unterstützt hatte, kam es wiederholt zu Abmachungen mit Arafat, in denen der König Konzessionen einräumte. Schließlich entließ Hussein (im Juni 1970) sogar den Oberbefehlshaber der Armee, seinen Onkel Ben Jamil, sowie weitere scharfe Gegner der Befreiungsorganisationen im Offizierkorps seiner Streitkräfte. Husseins Konzessionsbereitschaft gipfelte im August 1970 in der Ernennung Hadithas, eines erklärten Freundes der Palästinenser zum Generalstabschef.

Obgleich die Guerilla-Organisationen nun eigentlich das Nervenzentrum der Staatsmacht besaßen, stellten sie ihre Aktivität nicht ein. Beeinflußt wurde ihr Verhalten durch die Annahme des Rogers-Plans, dem die jordanische Regierung am 28. Juli 1970 zustimmte. Hussein bekannte sich dadurch zur Waffenruhe zwischen Israel und Jordanien. Die Kommandos der Fedayin, einschließlich El Fatah, sabotierten dagegen den Beschluß und setzten ihre Anschläge gegen Israel fort, das mit Vergeltungsangriffen seiner Luftwaffe auf Guerilla-Basen antwortete. Die Schwäche der jordanischen Regierung dokumentierte sich in dem Unvermögen, die vereinbarte Einhaltung der Waffenruhe gegen die Befreiungsorganisationen durchzudrücken Die extremen Gruppen unter den Guerillas forderten in den Straßen Ammans lautstark die Übernahme der gesamten Macht in Jordanien durch die Freischärler.

Parolen wie „Alle Macht den Fedayin" pinselten die Mitglieder der „Demokratischen Volksfront" an die Häuserwände der Hauptstadt Amman sollte zum Hanoi, der Nahe Osten in ein zweites Vietnam verwandelt werden. Die konzentrierte Aktion der Flugzeug-entführungen und die Geiselnahme durch die „Volksfront" Habbashs am 6. September 1970 spitzten die Lage abermals zu. Der massive Anschlag der Guerillas auf die Zivilluftfahrt sollte vor der Welt die geringe Möglichkeit aller arabischen Staaten, einschließlich Ägyptens, demonstrieren, ohne Einverständnis der Guerillas irgendwelche Friedensgespräche führen zu können. König Hussein distanzierte sich in einem Interview für den Pariser „Le Figaro“ von den Aktionen der Flugzeugentführer: „Dies ist die Schande der arabischen Welt." Für ihn selbst war die Situation ausweglos geworden. Seine Beduinentruppen aus Ostjordaniern standen ohnmächtig Gewehr bei Fuß und warteten auf den Befehl zum Losschlagen. In ihren Kreisen hatte das Zögern Husseins, das Angriffskommando zu geben, die Wut bis an den Rand der Meuterei gesteigert. Bei Inspektionsreisen des Königs rissen sich die Offiziere die Schulterstücke von den Uniformen

Am 16. September fällte Hussein die Entscheidung. Er bildete eine Militärregierung mit dem Beduinenführer Marschall Habes Madschali als Oberbefehlshaber und Militärgouverneur an der Spitze. Ultimativ forderte Madschali von den Guerillas die Niederlegung der Waffen und den Rückzug aus Amman. Die Befreiungsorganisationen wußten, daß mit der Ernennung Madschalis die Stunde der Abrechnung gekommen war und schlossen sich unter dem Kommando des El Fatah-Führers Yassir Arafat zusammen. Einen Tag nach Madschalis Ernennung brach am 17. September 1970 der Bürgerkrieg in Jordanien aus. Husseins Beduinen waren angetreten, um monatelange Demütigungen durch die Guerillas auszulöschen; die Fedayin kämpften um den Fortbestand ihrer „Revolution". „Besiegte oder Sieger wird es nicht geben", schrieb die Kairoer Zeitung „Al Ahram", „wohl aber eine arabische Katastrophe" Auch auf die internationale Politik warf die Kraftprobe in Jordanien ihre Schatten. Die Groß-mächte, besonders die USA, deuteten eine Intervention für den Fall an, daß andere Staaten sich dem Kampf gegen Hussein anschließen sollten, und Israels Ministerpräsident Frau Golda Meir sagte: „Wenn die Regierung des Königs Hussein stürzt, könnte Israel gezwungen sein, zum Schutze seiner Grenzen einzugreifen" Derweil tobten um Amman, Salt, Zerka und Irbid schwere Kämpfe zwischen jordanischen Truppen und Partisanen. Nach dreitägigen verbissenen Straßenkämpfen gewann die Armee in Amman die Oberhand. Die Verluste unter der Zivilbevölkerung waren groß, denn die Truppen Husseins beschossen die dichtbesiedelten Flüchtlingslager mit Artillerie. Im Norden des Landes wurde die Stadt Irbid, wo die Guerillas eine „befreite Zone" gebildet hatten, von den Truppen Husseins eingeschlossen. Das plötzliche Vorstoßen von 200 syrischen Panzern über die Grenze nach Ramthaund Irbid hielt den Vormarsch der jordanischen Armee zunächst auf, bis Hussein seine Luftwaffe einsetzte und weitere Panzereinheiten als Verstärkung in den Kampf warf, denen es nach zwei Tagen gelang, die Syrer über die Grenze zurückzuschlagen.

Die syrische Luftwaffe griff dabei nicht ein, was einmal auf Rivalität in der syrischen Regierung, zum anderen aber auch durch den Respekt der syrischen vor der israelischen Luftwaffe und durch den von Moskau auf Syrien ausgeübten Druck zurückzuführen ist. «Die sowjetische Haltung wiederum war bedingt durch die recht deutlich vorgenommene Bereitstellung der Amerikaner für eine mögliche Intervention und durch die dringenden Vorstellungen der britischen und amerikanischen Diplomatie."

Nach dem Rückzug der syrischen Einheiten besaß die jordanische Armee die strategische Übermacht, doch dauerte der Widerstand der Guerillas, besonders im Norden Jordaniens, weiter an. Unter dem Druck der anderen arabischen Staaten unter Führung Nassers sah sich Hussein veranlaßt, am 25. September in Kairo in Verhandlungen über einen Waffenstillstand einzutreten. Zwischen Hussein und Arafat als Vertreter der PLO wurde ein Vertrag abgeschlossen, der vorsah, daß beide Parteien, die Armee und die Guerillas, Amman räumen sollten. Irbid im Norden blieb der Hauptstützpunkt der Fedayin. Der König sicherte die Aufhebung des Kriegsrechts zu und versprach, die innenpolitische Kontrolle durch eine Zivil-behörde ausüben zu wollen.

Durch diesen Pyrrhussieg hatte Hussein zwar kommen, das am 27. September in Kairo unterzeichnet wurde, vermeiden, wie es die jordanische Regierung wünschte, sich auf bestimmte Regionen festlegen zu lassen, von denen sie Operationen gegen Israel ausführen könnten. Uber die Einhaltung der Abmachungen wachte ein oberstes Untersuchungskomitee unter Führung des tunesischen Ministerpräsidenten Bah Lagdham mit arabischen Offizieren und jeweils zwei Vertretern der jordanischen Regierung und der Palästinensischen Widerstandsbewegung. Durch den Pyrrhussieg hatte Hussein zwar seinen Thron und die Oberherrschaft über die Armee gerettet, wurde aber gleichzeitig in vielen Ländern der arabischen Welt als „Totenkönig", als „Henker von Amman", als der „neue Nero" verschrien. Die Anklagen gegen Hussein täuschten jedoch nicht darüber hinweg, daß die Schläge der jordanischen Truppen die Guerillabewegungen erheblich geschwächt hatten. Yassir Arafat sprach in seiner Bilanz von hohen Verlusten und nannte über 3400 Tote und 10 800 Verwundete. Die erste echte Machtprobe war zugunsten Husseins ausgefallen und hatte das Selbstbewußtsein seiner Armee gestärkt. Der König erklärte: „Die Fedayin haben das Recht, um ihr Land zu kämpfen. Aber sie sollten ihre Kämpfe in den besetzten Gebieten austragen. ... Wir wollen nicht mehr als Recht und Ordnung in diesem Land. Dafür wird die jordanische Armee sorgen".

Die Intervention der arabischen Staaten unter Nassers Führung rettete die Guerillas noch einmal und verschaffte ihnen eine Atempause, die sie zur Reorganisation dringend brauchten. Die Haltung der vermittelnden arabischen Länder erklärt sich vor dem Hintergrund, daß sie nicht bereit waren, eine Liquidierung der Fedayin zu dulden; denn die Freischärler werden trotz ihrer Versuche, die Annahme des Rogers-Plans zu boykottieren, von den meisten arabischen Staaten doch „als die legitime Vertretung und Verkörperung des . palästinensischen Volkes angesehen, und einer der Faktoren des arabischen Kampfes gegen den Zionismus sind ja gerade die „Rechte der Palästinenser". Am 28. September 1970 erschütterte die Nachricht vom plötzlichen Tode Gamal Abdel Nassers die gesamte arabische Welt. Der Waffenstillstand zwischen Hussein und den Fedayin war seine letzte politische Tat gewesen. Nachdem die arabische Welt ihren Führer und Sprecher verloren hatte, konnte es auch nur noch eine Frage der Zeit sein, bis jenem trügerischen Händedruck, den Hussein und Arafat vor den Augen Nassers ausgetauscht hatten, neue Kämpfe in Jordanien folgen würden.

Schon bald nach dem Abkommen gingen dann auch die Reibereien zwischen der Regierung und den Guerillas mit militärischen und politischen Mitteln weiter. Im Frühjahr 1971 drohte die jordanische Armee erneut die Beschießung Ammans an, wenn die Fedayin ihre „regulären" Kräfte, die entgegen den Abmachungen doch in der Stadt geblieben waren, nicht abzögen. Nach dem Abzug aus der Stadt führten Beduinentruppen eine systematische Säuberungsaktion durch, bei der große Mengen an Waffen und Munition entdeckt wurden. Nach der Austreibung der Guerillas aus Amman ging die Armee auch dazu über, die Zufluchtstätten der Fedayin in den Bergen von Ajloun auszuheben. Als Argumente für dieses Vorgehen galten der Regierung in Amman „allerhand Ressentiments, die die Gegenwart der Bewaffneten (Guerillas) unter den lokalen Bauern hervorgerufen hatten" Das Gebiet im Norden war den Guerillas allerdings vertraglich zugesichert, was wohl auch der Hauptgrund für die Nutzlosigkeit von Drohungen seitens der jordanischen Behörden gewesen sein dürfte. Daher griffen Regierungstruppen die Fedayin im Juli 1971 mit Waffengewalt in ihren Hügelstellungen an, und unter dem erneuten, doch von wenig Effektivität begleiteten Protestgeschrei der arabischen Welt, zerschlug die Armee Husseins in dreitägigen Gefechten die letzten Bastionen der Guerillas. Das militärische Schicksal der Freischärler in Jordanien war besiegelt. Der König kündigte den Kairoer Waffenstillstand und erklärte: „Das ist das Ende, die Fedayin sind kein Problem mehr" Der „Staat im Staate" hatte endgültig aufgehört zu existieren, denn kein arabisches Land hatte den Palästinensern aktive Hilfestellung geleistet. Es folgten verbale Attacken gegen Hussein und die Versuche arabischer Länder (z. B. Syriens, das seine Grenze zu Jordanien schloß), die Regierung in Amman politisch und wirtschaftlich unter Druck zusetzen, damit die Befreiungsorganisationen wieder zugelassen werden.

Nach ihrem Aufstieg vielerorts in der arabischen Welt als Guerillabewegung „par exellence" gepriesen, ließ man die Fedayin über Nacht fallen und rührte keine Hand für sie, denn in das politische Kalkül der arabischen Staaten, besonders in das der stärksten Macht Ägypten und Nassers Nachfolger Anwar el Sadat, paßten die Freischärler zum Zeitpunkt ihres letzten Gefechts schon nicht mehr hinein. Die Interessen Ägyptens liegen vordergründig am Suezkanal und auf der Sinai-Halbinsel, erst in zweiter Linie in Palästina. Präsident Sadat erkennt zwar die Ansprüche der Palästinenser an, verbittet sich jedoch jegliche Einmischung in ägyptische Angelegenheiten.

Die Haltung der offiziellen arabischen Politik beweist, daß die 1967 schwer geschlagenen arabischen Staaten inzwischen ein neues Selbstbewußtsein entwickelt haben. Wohl ist man noch immer bereit, bei einer eventuellen Friedenslösung im Nahen Osten auch auf eine Regelung des Palästina-Problems zu pochen, andererseits sind die maßgeblichen arabischen Staatschefs zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr gewillt, sich das Gesetz des Handelns von den palästinensischen Guerillas vorschreiben und womöglich ihre Souveränität in Frage stellen zu lassen.

So mutete es fast tragikomisch an, als etwa hundert Fedayin vor den ostjordanischen Beduinentruppen im letzten Sommer über den Jordan nach Israel flohen — „in die rettenden Arme jener, von denen sie ihre palästinensische Heimat befreien wollten" Es gibt zwar in Jordanien noch einige hundert Freischärler, denen die Regierung feste Standorte im Jordantal zugewiesen hat. Doch stehen diese Guerillas, wie in anderen arabischen Ländern, unter strikter Kontrolle der Armee und sind kaum mehr als eine Hilfstruppe regulärer jordanischer Einheiten Die Regierung fühlt sich als Sieger in diesem Ringen mit den palästinensischen Befreiungsorganisationen, und Hussein hat die volle Souveränität in seinem Land wiedererlangt. Die Revolution fand nicht statt, „Che Guevara kam nur bis zu den Berghöhlen am Jordan"

VII. Möglichkeiten und Grenzen des Guerilla-Krieges

Bei der Frage nach den Zukunftsaussichten der Palästina-Guerillas ist davon auszugehen, daß sich das Phänomen der palästinensischen Partisanenformationen dem Beobachter sehr komplex darstellt. Daher läßt sich aus den mosaikartigen Eindrücken, die die Fedayin vom Beginn ihrer konzentrierten bewaffneten Aktivität im Januar 1965 bis zu ihrer Vertreibung aus Jordanien im Sommer 1971 hinterließen, noch kein ausgewogenes Urteil abgeben, geschweige denn eine abschließende Einordnung in die Reihe der modernen Guerillabewegungen vornehmen. Allerdings haben sich in dem genannten Zeitabschnitt bestimmte strukturelle Umrisse der palästinensischen Guerillaorganisationen abgezeichnet, die eine vorläufige Beurteilung ihrer Möglichkeiten und Grenzen zulassen.

Guerilla-Bewegungen sind heute zu einer militärischen und politischen Kraft geworden, und für viele Menschen, besonders in der Dritten Welt, ist Revolution Zauberwort und Hoffnung zugleich. So war denn auch der Aufstieg der palästinensischen Freischärler-Organisation nach dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 im arabischen Raum das Ereignis, in dem die Intellektuellen wie die Massen der Palästinenser den Beginn einer neuen Ära ihrer Geschichte erblickten; zumal das Ergebnis, der Ausgang des Krieges mit der Besetzung arabischer biete durch Israel, den Boden bereitete, auf dem die Strategie eines Volksbefreiungskrieges Anwendung finden konnte, „denn Volks-krieg bedeutet Guerilla von innen" Angetreten mit dem Anspruch auf Befreiung Palästinas vom Zionismus und mit der Forderung nach sozialrevolutionärer Veränderung durch Umsturz in einigen Feudalstaaten der arabischen Welt, mußten die Guerillas nach den Kämpfen mit den Truppen König Husseins im jordanischen Bürgerkrieg und im Sommer 1971 ihr vorläufiges Scheitern eingestehen. Die Freischärler der Palästinenser glaubten, in den revolutionären Bewegungen in China, Algerien, Vietnam und Kuba geeignete Vorbilder gefunden zu haben, die ihnen das Rezept für eine erfolgreiche Entfaltung ihres Kampfes geliefert hätten. Doch scheinen die Führer des palästinensischen Widerstandes die. Theoretiker des modernen Partisanenkampfes nicht genau genug studiert zu haben, denn von Mao bis Regis Debray fordern jene das Vorhandensein bestimmter Gegebenheiten für das Gelingen eines Aufstandes. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist das intensive Durchdringen der Volksmassen mit revolutionären Ideen in den zu befreienden Gebieten, in denen sich die Guerillas der Interessen des Volkes annehmen und sich die Masse mit ihnen solidarisiert. Mao Tse-tung hat diese Entwicklung in dem Bild ausgedrückt: „Der Fisch muß schwimmen können." Treten in der nächsten Phase dann auswärtige Mächte mit gleichen Interessen zur Unterstützung des Partisanenkampfes hinzu, können Guerillabewegungen unschlagbar werden und nach langem zähen Kampf „ihr Ziel durchaus erreichen. Dieses Ziel kann und soll nicht darin bestehen, den bewaffneten Kampf ad infinitum zu führen; vielmehr wird man nach dem Durchgangs-stadium des bewaffneten Kampfes zu einer echten politisch-sozialen Friedensgestaltung gelangen müssen, die auf Dauer gerechnet ist und neue Verhältnisse im gesellschaftlichen und staatlichen Leben schafft." Legt man diese Richtlinien bei der Beurteilung der Verhältnisse im Nahen Osten als Maßstab zugrunde, so zeigt sich die ganze Problematik von Erfolg und Scheitern moderner Guerillabewegungen, weil „Guerillabewegungen dort allgemein Grenzen finden, wo es ihnen nicht gelingt, in intimen Kontakt mit den Volks-massen nach Breite und Tiefe zu kommen; wo der . Fisch nicht schwimmen'kann, wo es nicht gelingt, eine echte Solidarität zwischen Guerillabewegung und Bevölkerung herzustellen. Einheit muß herrschen und kein Parteienzwist, keine Richtungskämpfe. Auch sollten entsprechende geographische Voraussetzungen gegeben sein."

Allen Solidaritätserklärungen zum Trotz ist es den Fedayin im Nahen Osten kaum gelungen, bei der Masse der Bewohner in den von Israel besetzten Gebieten breitere Resonanz zu finden und die entsprechende Unterstützung zu erhalten. Zwar gab es in den Flüchtlingslagern ein lautes Echo auf die Bemühungen der Guerillas. Aber diese Lager stehen, abgesehen von denen im Gaza-Streifen, in „gesicherten Räumen", nicht in der für den Partisanenkampf vorgesehenen geographischen Region. Als Grund für die Trennung der Guerillabewegung vom Volk muß wohl die militärische Überlegenheit Israels angesehen werden, dessen Sicherheitsapparat die Kollaborationswilligkeit der Bevölkerung in den besetzten Gebieten — vor allem in Westjordanien — lähmt. Hinzu kommt noch die sehr bald nach Auftauchen der Guerillas entwickelte spezielle Anti-Guerilla-Schulung der israelischen Armee, die mit zunehmender Dauer die Fedayin wirkungsvoller zu bekämpfen vermochte. Die von Israel praktizierte liberale Besatzungspolitik dürfte ein weiterer Faktor sein, der das Entstehen von Aufstandszonen erschwerte. Ferner sind die israelischen Behörden mehr und mehr dazu übergegangen, den Arabern der benachbarten Staaten zu gestatten, ihre Verwandten in den besetzten Gebieten zu besuchen und umgekehrt. Sollte es den Israelis gelingen, durch diese Maßnahmen die gereizte Atmosphäre zwischen ihnen und den Arabern zu entkrampfen, wäre das ein empfindlicher Schlag für alle Ansätze kommender Guerillatätigkeit.

Die erfolgreiche Durchführung eines Partisanenkampfes bedingt die Einheit der kämpfenden Gruppen. Auch diese Voraussetzung können die Palästinensischen Befreiungsorganisationen nicht erfüllen, da sie aufgrund politischer und ideologischer Meinungsverschiedenheiten außerordentlich zersplittert sind. Durch diese Differenzen haben sie ihre Schlagkraft selbst ausgehölt und erheblich reduziert.

Das Vorhandensein günstiger Geländeverhältnisse für den Guerillakampf fehlt im Nahen Osten ebenfalls, es fehlt die Weite des Landes wie in China oder der Dschungel wie in Vietnam, denn die kargen Höhenzüge Jordaniens geben den Partisanen keine natürliche Deckung.

Ein wichtiger Faktor, um den Erfolg einer Guerillabewegung zu gewährleisten, ist auch das Hinzukommen mächtiger auswärtiger Anlehnungsmächte, „die vom Gegner nicht ausgeschaltet werden können und die der Guerillabewegung fortgesetzt Unterstützung leihen" Propagandistische und finanzielle Hilfe der arabischen Staaten sowie Waffenlieferungen aus der Sowjetunion und China haben die Fedayin zwar in ausreichendem Umfang erhalten, doch hat keine ausländische Macht aktiv in den Kampf eingegriffen, denn die arabischen Staaten sind nicht bereit, die Strategie des Volksbefreiungskrieges zu über-223) nehmen, und weiterzutragen, wie beispielsweise Nordvietnam. Der Sowjetunion ist nichts an einer militärischen Eskalation im Nahen Osten gelegen, und China tastet sich erst langsam auf dem Wege der politischen Einflußnahme in jenen Krisenherd der Weltpolitik vor. Was also das Eingreifen einer auswärtigen Macht in einen Guerillakrieg angeht, gestalteten sich die Verhältnisse im Nahen Osten gerade umgekehrt, denn hier scheiterten die Widerstandsgruppen ja letztlich nicht nur an Israel, sondern auch an der mehr oder weniger stark artikulierten Abneigung der arabischen Staaten, eben jener Kräfte, die als „potentielle" Anlehnungsmächte in Frage kämen, die aber „sich ihre Interessen nicht auf die Dauer von den Guerillas definieren lassen wollten"

Der Erfolg der Partisanenkriege beispielsweise in Algerien und Indochina lag in einer vom Gegner kaum erwarteten Kraftentfaltung der Guerillas, die es verstanden, „mit ihren politischen, sozialen und ökonomischen Zielsetzungen tatsächlich die Völker anzusprechen und eine Übereinstimmung der beiderseitigen Interessen und Ziele herzustellen" Daran gemessen trugen die Guerillaorganisationen der Palästinenser als Ganzes doch dilettantische Züge, und jenes Stadium zielstrebiger Partisanentätigkeit, in dem nämlich die Bewegungen „als politisch soziale Macht, aber auch als ökonomischer und militärischer Kräftefaktor vom Gegner ernst genommen werden" ist auf dem nahöstlichen Aktionsfeld der Fedayin vorerst nur ein Wunschtraum geblieben und niemals auch nur annähernd erreicht worden.

Es wäre jedoch falsch zu glauben, das Ende der Guerillas im Nahen Osten sei schon gekommen. Die Ermordung des jordanischen Ministerpräsidenten Wasfi Teil am 28. November 1971 durch die kleine Freischärler-gruppe „Schwarzer September" die Bom30) benpakete, die im Januar 1972 in Israel entdeckt worden sind, sowie die vom Libanon aus durchgeführten Anschläge auf israelisches Territorium haben bereits angekündigt, daß auch künftig Aktionen der Freischärler die Öffentlichkeit aufhorchen lassen werden. Israel und die arabischen Staaten, vor allem Jordanien, müssen auch weiterhin mit Einzelaktionen der Fedayin rechnen. Auf breiter Basis hingegen ist den Guerillas vorerst das Operationsfeld entzogen, denn nach Husseins Schlägen werden die Palästinensischen Widerstandsgruppen in naher Zukunft kein sozial-revolutionäres Ferment in der arabischen Welt und ihrer Gesellschaft sein. Eine entscheidende Komponente für das Versagen lag gewiß auch in dem Konflikt, der sich im Aufeinander-prallen der Lehre des Marxismus-Leninismus, vertreten von den radikalen Volksfronten, mit der festgefügten Ordnung der islamischen Ideenwelt darstellte. „Die Antwort auf die sozialistischen Ideen innerhalb der Widerstandsbewegung ist die . Zurück zum Islam’-Tendenz, die neuerdings von Libyen genauso propagiert wird wie von Saudi-Arabien."

Die anfängliche Faszination ihres Aufstiegs verstellte den Führern der Befreiungsgruppen, allen voran Yassir Arafat, den Blick für eine nüchterne Einschätzung der militärischen und politischen Verhältnisse im gesamten nahöstlichen Raum. Diese Haltung trieb die Guerillas schließlich in die offene Auseinandersetzung mit der etablierten Macht in Jordanien, was ihre Kräfte überstieg. Und auch die israelische Wirklichkeit wurde durch die Propaganda der Freischärler, besonders von El Fatah, den palästinensischen Massen gegenüber verschleiert. So stehen denn alle Guerilla-Organisationen an einem Punkt, wo eine Neuorientierung ihrer Strategie und Taktik notwendig erscheint. Schon bald nach dem jordanischen Bürgerkrieg vom September 1970 erkannte denn auch El Fatah die kritische Situation: „Wir müssen ernsthafter arbeiten, besser geschulte Kader einsetzen. Nicht die demagogischen Erklärungen geben den Ausschlag, sondern die Praxis, die mit einer langfristigen Strategie in Einklang steht ..." Doch scheint El Fatah „ausgelebt". Die zahlenmäßig größte Guerillagruppe bietet unter streng revolutionären Maßstäben wohl keine Alternative mehr für den Befreiungskampf. El Fatah ist mit der Zeit an ihrem Wohlstand und ihrem aufgeblähten Verwaltungsapparat erstickt. Diese Entwicklung unterminierte die Kampf-moral zusehends, denn „in den Nachtklubs und Straßencafes von Beirut waren die gut-verdienenden Fatah-Funktionäre häufig zu Gast. Viele Kämpfer, selbst der unteren Ränge, konnten sich mit Visitenkarten ausweisen." Mitschuldig an dieser Entwicklung war Yassir Arafat, der durch sein „Exterieur" weltweites Aufsehen erregte. Arafat „praktizierte" Revolution, aber nicht dort, wo es nach den Prinzipien des Guerillakampfes erforderlich gewesen wäre, in den besetzten Gebieten, sondern von außen, von den Basen in Jordanien und im Libanon. Er stieg in seinem Ansehen zu den Staatschefs der arabischen Welt auf und glaubte, ohne Staat mit ihnen Politik machen zu können. Dabei war Arafat im Grunde nur ein Mittel der arabischen Regierungen, mit dessen Hilfe die etablierten Staaten die palästinensische Revolution jederzeit kontrollieren konnten, um somit Schwierigkeiten im eigenen Lande durch die Fedayin weitgehend auszuklammern. Je höher Arafat auf der Leiter der Popularität emporklomm, um so mehr mußte er den sachlichen Beobachtern, auch unter den Palästinensern, schon für die Revolution verloren sein, weil er in den Kreis jener Männer geraten war, die trotz aller Drohungen noch kein wirksames Mittel im Kampf gegen Israel gefunden haben. Das Anschnellen seiner Popularitätsskala ließ Arafat am Ende sein wirkliches Machtpotential verkennen. „Arafat ist niemals ein Revolutionär gewesen, denn er hat nie an eine grundsätzliche Umgestaltung seiner Umwelt gedacht. Er ist ein palästinensischer Nationalist -— wie Moshe Dayan israelischer Nationalist ist."

Das weitere Schicksal der Fedayin wird auch davon bestimmt sein, wieviel Kredit sie bei den Massen in den Flüchtlingslagern noch besitzen. Militärisch und politisch sind die Möglichkeiten der Palästina-Guerillas im Augenblick hoffnungslos. Dabei sind die Guerillabewegungen noch ständig von einer weiteren Gefahr, vielleicht der größten, bedroht: einer friedlichen Regelung des Nahostkonflikts, zumal beide Seiten, Israel und die Araber, erkannt zu haben scheinen: „Ein neuer Krieg lohnt sich für keinen." Sollte es, wann auch immer, zu einer politischen Lösung des Konflikts kommen, wäre wahrscheinlich der Fedayin-Bewegung ein tödlicher Schlag versetzt.

Lassen wir den letztgenannten Aspekt einmal unberücksichtigt, so hat der palästinensische Widerstand dennoch eine Chance. „Sie ist unattraktiver als das fröhliche Spektakel mit der geliebten Kalaschnikow im Arm, das El Fatah bis zum September 1970 in Jordanien veranstaltet hat. Sie liegt in langer, geduldiger Untergrundarbeit der jungen Marxisten." Die Leitung des „langen Marsches" fiele demnach den Mitgliedern der radikalen „Volksfronten" George Habbashs und vor allem Nayef Hawatmehs zu. Sie präsentieren jedoch Programme, die auf Veränderung durch Umsturz zielen und daher vielen arabischen Regierungen unbequem sind. Der Erfolg wird dabei wesentlich davon abhängen, ob es den marxistisch-leninistischen Theoretikern gelingt, die breiten Massen der arabischen Welt aus ihrem immer noch stark verbreiteten fatalistischen Denken herauszureißen, sie auf die bestehenden Spannungen und Widersprüche in der arabischen Gesellschaft hinzuweisen und für den Kampf zu aktivieren.

Ein Grundsatz des modernen Guerillakrieges hat, sich jedoch schon heute im Nahen Osten bewahrheitet: „Es gibt kein Patentrezept, um den Erfolg einer Guerillabewegung in jedem Fall zu gewährleisten." Wie das bolivianische Abenteuer Che Guevaras zeigte, ist Revolution kein Exportartikel, denn die Verhältnisse in einem Land gelten nicht unbedingt auch in einem anderen, und die Regeln des Partisanenkampfes in Algerien und Vietnam können nicht einfach auf den Nahen Osten übertragen werden, da alle Guerillabewegungen „jeweils unter besonderen Umständen ihre eigenen praktischen Erfahrungen machen müssen" Amman wurde kein zweites Hanoi, der Nahe Osten kein zweites Vietnam, denn im Vorderen Orient fehlte mehr als nur der Atlas Algeriens und der Dschungel Südostasiens. Es gelang den Fedayin nicht, „die konspirative Anfangsphase, wo für die Guerillas die Existenzfrage gestellt ist" zu überwinden. Daran scheiterte Che Guevara in Bolivien, und für die Kommandos der palästinensischen Revolution führte der Weg dorthin zurück, woher sie kamen — in den Untergrund. „Das Leid der Flüchtlinge aber ist geblieben, ihre Not, ihre Verzweiflung. Geblieben ist auch die Hoffnung auf einen gerechten Frieden in einem Land, in dem er vor 2000 Jahren verkündet wurde für alle Welt." Nur für kurze Zeit beeinflußte das Zwischenspiel der Freischärler die Szenerie im Nahen Osten. So mag das Verdienst der Palästina-Guerillas letztlich darin liegen, das Nationalbewußtsein der Palästinenser entfacht und für einen Augenblick das Los der palästinensischen Flüchtlinge aus der Vergessenheit heraus wieder in das Bewußtsein der Weltöffentlichkeit gerückt zu haben. Doch der Versuch der Guerillas, das Schicksal der Palästinenser aus eigener Kraft zu bestimmen, ist vorerst gescheitert — er scheiterte nicht nur an der Präsenz Israels.

Fussnoten

Fußnoten

  1. A. Hottinger, „Revanche an Israel". Die Triebra te einer Zuspitzung der Krise im Nahen Osten, S. i 3%ort und Wahrheit, 22. Jg„ 1. Halbj., 1967,

  2. K. A. Ammann, Der palästinensische Widerstand. Entwicklung des Nationalbewußtseins und der neuen Führungsschicht, in: Emuna-Horizonte, VI. Jg., Nr. 3, Juni 1971, S. 175.

  3. Ebenda, S. 175 f.

  4. Vgl. Z. N. Zeine, Arab-Turkish Relations and the Emergence of Arab Nationalism, Beirut 1958; vgl. bei A. Hottinger, Die Araber, Zürich 1960, S. 259.

  5. K. A. Ammann, a. a. O., S. 176.

  6. H. Jendges, Der Nahostkonflikt, Berlin 1968, S. 6.

  7. A. Hottinger, Die Araber, Zürich 1960, S. 291.

  8. Ebenda, S. 291.

  9. K. A. Ammann, a. a. O., S. 177.

  10. R. Younes, Die palästinensischen Guerilla-Or-Sanisationen. Von der konventionellen Kriegsfüh-nng zum Volkskrieg, in: Internationales Europa Forum 2, 4. Jg., Juni 1970, S. 142.

  11. Ebenda, S. 142.

  12. Ebenda.

  13. Vgl. K. A. Ammann, a. a. O., S. 177.

  14. Zit nach G. Sebesteyen, Anatomie eines Sieges, Wien/Hamburg 1967, S. 75.

  15. H. Jendges, a. a. O., S. 16.

  16. Vgl. ebd. S. 18; vgl. auch Younes, a. a. O., S. 142.

  17. R. Younes, a. a. O., S. 142.

  18. H. Jendges, a. a. O., S. 31.

  19. Vgl. ebd. S. 31.

  20. Zit. nach W. Laqueur, Nahost — Vor dem Sturm, Frankfurt a. M. 1968, S. 60.

  21. H. Jendges, a. a. O., S. 30.

  22. Vgl. UNO-Beschluß Nr. 194 (111).

  23. Vgl. g . Chaliand, Kann Israel noch besiegt wer-den? oder die Kommandos kämpfen weiter, Hamburg 1971, S. 32.

  24. Zit. nach W. Laqueur, a. a. O., S. 61.

  25. Zit ebd. S. 61.

  26. R. Younes, a. a. O„ S. 143.

  27. Vgl. ebd. S. 143.

  28. K. A. Ammann, a. a. O., S. 179.

  29. Vgl. ebd. S. 179.

  30. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 143.

  31. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  32. Ebenda, S. 144.

  33. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  34. K. A. Ammann, a. a. O., S. 180.

  35. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  36. K. A. Ammann, a. a. O., S. 180.

  37. Vgl. G. Chaliand, a. a. O„ S. 58 f.

  38. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  39. G. Chaliand, a. a. O., S. 59.

  40. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  41. A. Hottinger, Der Kampf der Araber gegen Israel. Die Entstehung des Nahost-Konflikts aus dem Wechselspiel interarabischer Politik, in: Europa-Archiv, Folge 12, 1967, S. 418.

  42. Ebenda, S. 418.

  43. Ebenda.

  44. R. Younes, a. a. O., S. 144.

  45. Vgl. bei R. Younes, a. a. O., S. 144.

  46. Ebenda, S. 145.

  47. K. A. Ammann, a. a. O., S. 180; vgl. hierzu auch G. Chaliand, a. a. O., S. 57.

  48. Vgl • W. Laqueur, a. a. O., S. 63.

  49. A. Hottinger, 10mal Nahost, München 1970, S. 132.

  50. Vgl. hierzu Kapitel „Die Charta der Palästinenser — Das Palästinensische Manifest".

  51. Vgl. H. L. Kaster, Naher Osten. Ein Zwischen-Kontinent in Aufruhr, Düsseldorf/Köln 1969, S. 117.

  52. Zit. nach W. Laqueur, a. a. O., S. 63.

  53. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 57.

  54. Vgl. W. Laqueur, a. a. O., S. 63.

  55. Vgl. The Guerilla Threat in The Middle East, in: Time, 13. Dezember 1968, S. 27.

  56. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 12, 1967, S. 419.

  57. Ebenda, S. 419.

  58. Ebenda.

  59. Vgl.ders. in: Wort und Wahrheit, a. a. 0„ S. 45.

  60. Vgl. ebd. S. 45.

  61. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 145.

  62. G. Wagenlehner, Eskalation im Nahen Osten, Stuttgart. 1968, S, 101.

  63. G. Chaliand, a. a. O., S. 57.

  64. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 145.

  65. K. A. Ammann, a. a. O., S. 180.

  66. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 145.

  67. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 58.

  68. A. Hottinger, El Fatah oder die Grenze des Opferwillens, in: Der Monat, Heft 267, Dez. 1970, 22. Jg„ S. 49.

  69. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 59.

  70. Ebenda, S. 60.

  71. Vgl. W. Laqueur, a. a. O., S. 64.

  72. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 60.

  73. Vgl. hierzu Kapitel über die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“.

  74. Newsweek, 13. Januar 1969, S. 19 — das Zitat bezieht sich auf den Aufstieg der Guerillas seit dem sechs-Tage-Krieg bis zum Januar 1969.

  75. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 92.

  76. I. Geiss, in: Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert, hrsg. v. C. Stern, Th. Vogel-sang, E. Klöss, A. Graff, Zweiter Band, Köln 1971, S. 600.

  77. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 83.

  78. Ebenda, Nr. 3, 1971, S. 64.

  79. H. v. Kuenheim, El Fatah — die unheimliche Armee, in: Die Zeit, Nr. 15, v. 11. April 1969, S. 5.

  80. Vgl. Time, 13. Dezember 1968, S. 28.

  81. Vgl. Ch. v Imhoff, Der Minenleger im Nahen Osten. Yassir Arafat und die palästinensische Revolution, in: Christ und Welt, Nr. 1, v. 2. Januar 1970, S. 8.

  82. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 82.

  83. R. Coudroy, Widerstand in Palästina, o. O. u. J. S. 38.

  84. Vgl. H. v. Kuenheim, in: Die Zeit, a. a. O., S. 5.

  85. Vgl. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 85.

  86. H. v. Kuenheim, in: Die Zeit, a. a. O., S. 5.

  87. Der Spiegel, Nr. 25, 1968, S. 90.

  88. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 86.

  89. Time, 13. Dezember 1968, S. 27.

  90. Ebenda, S. 27.

  91. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 85.

  92. Vgl. Ch. v. Imhoff, a. a. O., S. 8.

  93. Vgl. Time, 13. Dezember 1968, S. 27.

  94. Vgl. Ch. v. Imhoff, a. a. O„ S. 8.

  95. Vgl. ebd. S. 8.

  96. Ebenda.

  97. Vgl. A. Hottinger, lOmal Nahost, a. a. O., S. 133; vgl. auch Chaliand, a. a. O., S. 89 f.

  98. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 56.

  99. Vgl. A. Hottinger, lOmal Nahost, a. a. O„ S. 133.

  100. Vgl. ebd. S. 134; vgl. zum Aufbau der PLO audi die übersichtliche Darstellung bei Hisham Sharabi, Palestine Guerillas. Their Credibility and Effectiveness, in: Middle East Forum, 1970, Vol. XLVI No. 2 & 3, S. 55.

  101. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 17 f.

  102. Vgl. ebd. S. 66.

  103. Vgl. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 83.

  104. Vgl. Sharabi, a. a. O„ S. 39.

  105. Der Spiegel, Nr. 25, 1968, S. 92.

  106. G. Chaliand, a. a. O., S. 69.

  107. Vgl. A. Hottinger, Die Rolle der Fedayin in der arabischen Politik, in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 863.

  108. G. Konzeimann, Vom Frieden redet keiner, Zwischen den Fronten im Nahen Osten, Stuttgart 1971, S. 46.

  109. G. Chaliand, a. a. O., S. 61.

  110. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 66; vgl. auch R. Younes, a. a. O., S. 146; vgl. ebenso G. Konzelmann, a. a. O., S. 45, und H. Sharabi, a. a. O., S. 59.

  111. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 92.

  112. Der Kampf in Palästina, Veröffentlichung des Palästina-Komitees, Hamburg o. Jg.

  113. Zit. nach G. Konzeimann, a. a. O., S. 59.

  114. Zit. ebd. S. 59.

  115. Vgl. A. Hottinger, in: Der Monat, a. a. 0., S. 49; vgl. ebenso Konzeimann, a. a. O., S. 59.

  116. Vgl. A. Hottinger, in: Der Monat, a. a. O., S. 49

  117. Der Spiegel, Nr. 22 u. Nr. 52, 1969, S. 114 bzw. S. 77.

  118. Der Spiegel, Nr. 22, 1969, S. 114.

  119. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 78.

  120. Vgl. ebd. S. 79.

  121. D. Strothmann, in: Die Zeit, Nr. 38, v. 18. November 1970, S. 3.

  122. Vgl. G. Chaliand, a. a. O„ S. 79.

  123. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 84.

  124. Ebenda, Nr. 25, 1970, S. 98.

  125. Time, 28. September 1970, S. 26.

  126. Der Spiegel, Nr. 38, 1970, S. 103.

  127. Vgl. G. Konzeimann, a. a. O., S. 78.

  128. Der Spiegel, Nr. 38, 1970, S. 103.

  129. Zit. nach G. Konzeimann, a. a. O., S. 84.

  130. Ebenda, S. 85.

  131. Vg], Kapitel über die „Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas".

  132. Der Spiegel, Nr. 38, 1970, S. 103.

  133. Vgl. ebd. S. 103.

  134. Ebenda, S. 104.

  135. Vgl. Newsweek, 21. September 1970, S. 23.

  136. Zit. nach G. Konzeimann, a. a. O., S. 95.

  137. Vgl. Kapitel über den Bürgerkrieg in Jordanien.

  138. Der Spiegel, Nr. 38, 1970, S. 116.

  139. Vgl. A. Hottinger, 10mal Nahost, a. a. O., S. 135.

  140. G. Chaliand, a. a. O., S. 81.

  141. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 82, u. R. Younes, a. a. O„ S. 147.

  142. G. Konzeimann, a. a. O., S. 21.

  143. Vgl. ebd. S. 21.

  144. Vgl. A. Hottinqer, in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 864 f.

  145. Vgl. R. Younes, a. a. O., S. 147.

  146. Zit. nach: Zur Lage im Nahen Osten, hrsg. v. Delegiertenrat der Aachener Sozialistischen Gruppen, Asta der RWTH, Aachen, Verantwortlich: Jürgen Balk, Selbstdruck im Eigenverlag, o. J.

  147. G. Konzeimann, a. a. O., S. 23.

  148. Vgl. diesen Hinweis auf den Marxismus-Leninismus in einem Interview Konzeimanns mit einem Vertreter der „Demokratischen Volksfront". G. Konzeimann, a. a. O., S. 24.

  149. Vgl. N. Hawatmeh, Pour une solution democratique aux problemes Palestiniens et israelien. Le Monde vom 27. Januar 1970, bei Younes, a. a. O., S. 147.

  150. G. Chaliand, a. a. O„ S. 91.

  151. Vgl. G. Konzeimann, a. a. O., S. 18; vgl. ebenso A. Hottinger in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 865.

  152. A. Hottinger, in: Der Monat, a. a. O., S. 50.

  153. Ebenda, S. 52.

  154. Vgl. ebd. S. 52.

  155. Vgl.ders. in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969. S. 865.

  156. Vgl. G. Chaliand, a. a. O., S. 87; vgl. ebenso Younes, a. a. O„ S. 147.

  157. Vgl. R. Younes, a. a. O„ S. 147.

  158. Vgl. G. Konzeimann, a. a. O., S. 108.

  159. Zit. nach G. Konzeimann, a. a. O., S. 107.

  160. Ebenda, S. 123.

  161. Ebenda, S. 124.

  162. G. Chaliand, a. a. O„ S. 77 f.

  163. vgi Das Palästinensische Manifest, Dokumente und Materialien zum Nahostkonflikt, Nr. 1, hrsg. vom Arbeitskreis für Nahostfragen, Frankfurt a. M., April 1970, S. 2.

  164. Ebenda.

  165. W. Hahlweg, Der Krieg ohne Fronten. Grenze und Möglichkeit moderner Guerillabewegungen, in: Christ und Welt, Nr. 38, v. 18. September 1970, S. 8.

  166. Ebenda.

  167. Palästinensisches Manifest, a. a. O., S. 3.

  168. Ebenda.

  169. Ebenda.

  170. Ebenda.

  171. In der zitierten Ausgabe sind die einzelnen Paragraphen des „Manifests" von dem israelischen Professor Y. Harkabi von der Hebräischen Universität in Jerusalem kommentiert und mit der ersten Fassung von 1964 verglichen.

  172. In den Beschlüssen des Nationalrats wird der Zeitraum der „zionistischen Invasion" näher um-grenzt: „Außerdem bestätigt das Gremium, daß der Angriff auf die palästinensische Nation und deren Land mit der zionistischen Invasion nach Palästina im Jahre 1917 begonnen hat. Aus diesem Grund bedeutet die Beseitigung der Spuren der Aggression die Beseitigung der Spuren der zionisti-Schen Invasion vor dem Jahr 1917 an, dem Zeitpunkt, an dem die zionistische Invasion begonnen hat, und nicht erst seit dem Junikrieg 1967". Zit. nach „Manifest", a. a. O„ S. 6.

  173. Alle Paragraphen des „Palästinensischen Manifestes" wurden der Ausgabe, a. a. O., entnommen und nach ihr zitiert.

  174. Y. Harkabi, Fedayeen Action and Arab Strategy, Adelphi Papers 53, Institute for Strategie Studies, London 1968.

  175. Vgl. ebd. S. 14 ff.

  176. Zit. nach H. Jendges, Der israelisch-arabische Konflikt, in; Kontrovers, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn o. J., S. 41.

  177. Der Spiegel, Nr. 52, 1969, S. 77.

  178. Vgl. Y. Harkabi, Das Irrationale im israelisch-arabischen Konflikt, in: Beiträge zur Konfliktfor-schung, 3, 1971, S. 115.

  179. Vgl. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 92.

  180. Zit. nach Newsweek, 17. August 1970, S. 15.

  181. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 88.

  182. Vgl. die Schrift „Der Arabische Terrorismus", hrsg. vom Auswärtigen Amt Israels, Informationsabteilung Jerusalems, April 1970.

  183. Ebenda, S. 12.

  184. Der Spiegel, Nr. 8, 1970, S. 89.

  185. Vgl. Außenminister Abba Eban in Le Monde, 20. Januar 1969, zit. nach H. Sharabi, a. a. O., S. 26.

  186. London Times, v. 15. Juni 1969, zit. nach Resistentia-Schriften, Studien-Reihe Nr. 4, Michael Scott, Das Recht, Israel und die Palästinensische Revolution, o. J., S. 22.

  187. 1 Der Spiegel, Nr. 22, 1969, S. 144.

  188. D. Strothmann, in: Die Zeit, Nr. 8, v. 20. Februar 1970, S. 5; in diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, daß zwischen Feisal von Saudi-Arabien und Nasser immer ein gespanntes Verhältnis bestanden hat; ursächlich spielte dabei auch die unterschiedliche Auffassung des Islams und die praktische Interpretation dieser Lehre eine Rolle.

  189. Vgl. A. Hottinger, Die arabischen Freischärler und der jordanische Bürgerkrieg, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 740.

  190. Vgl. P. Meyer-Ranke, Die arabischen Staaten Vorderasiens, Hannover 1970, S. 85.

  191. Vgl. Der Spiegel, Nr. 20, 1969, S. 118.

  192. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 738.

  193. Vgl. Der Spiegel, Nr. 20, 1969, S. 118.

  194. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 868.

  195. Vgl.ders., in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 741.

  196. Vgl. R. Meyer-Ranke, a. a. O., S. 34.

  197. Zit. nach A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 745.

  198. Der von US-Außenminister W. Rogers vorgelegte Plan (Mitte Juli 1970) sah die Zustimmung Ägyptens und Jordaniens zu Friedensgesprächen unter Vermittlung des UNO-Bevollmächtigten Gunnar Jarring vor. Dabei sollte entsprechend der UNO-Resolution vom 22. November 1967 eine Anerkennung des Staates Israel angestrebt werden Israel sollte in eine mindestens 90tätige Feuerpause einwilligen, während der Jarring auch über die besetzten Gebiete verhandeln konnte. Bis heute ist diese Waffenruhe mehrmals stillschweigend verlängert worden.

  199. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 741.

  200. Der Spiegel, Nr. 38, 1970, S. 104.

  201. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 868.

  202. P. Meyer-Ranke, a. a. O., S. 48.

  203. Vql. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 24, 1969, S. 865 f.

  204. P. Meyer-Ranke, a. a. O., S. 49.

  205. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 742.

  206. Vgl. P. Meyer-Ranke, a. a. O., S. 50.

  207. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 742.

  208. Zit. nach Die Zeit, Nr. 39, v. 25. September 1970, S. 3.

  209. Vgl. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 743.

  210. Der Spiegel, Nr. 39, 1970, S. 124.

  211. Zit. nach Die Zeit, Nr. 39, v. 25. September 1970, S. 3.

  212. A Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970,

  213. Text des Kairoer Abkommen in: Resistentia Schriften, Nr. 11, 1970, S. 22, vgl. auch A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 745, vgl. ebenso P. Meyer-Ranke, a. a. O., S. 51 f.

  214. D, Strothmann, in: Die Zeit, Nr. 40, v. 2. Oktober 1970, S. 3.

  215. Der Spiegel, Nr. 49, 1970, S. 156; zu den Angaben über die Verluste der Fedayin im jordanischen Bürgerkrieg vgl. Resistentia Schriften, Nr. 12, 1971, S. 5.

  216. A. Hottinger, in: Europa-Archiv, Folge 20, 1970, S. 745.

  217. Neue Zürcher Zeitung v. 24. September 197h S. 5.

  218. Der Spiegel, Nr. 31, 1971, S. 78.

  219. Ebenda, S. 76.

  220. Vgl. Neue Zürcher Zeitung v. 24. September Ge-2181971, S. 5.

  221. D. Strothmann, Helden ohne Kurswert, in: Zeit-magazin, Nr. 34, 4. Juni 1971, S. 2.

  222. F. Ansprenger, Israel und die Dritte Welt, in:

  223. W. Hahlweg, in: Christ und Welt, a. a. O., S. 8.

  224. Ebenda.

  225. Ebenda.

  226. Der Spiegel, Nr. 31, 1971, S. 78.

  227. Hahlweg, in: Christ und Welt, a. a. O., S. 8.

  228. Ebenda.

  229. Die sehr kleine Guerilla-Gruppe „Schwarzer September" war bis zur Ermordung Wasfi Teils nicht bekannt. Es handelt sich allem Anschein nach um eine Absplitterung von einer der großen Organisationen. Ihren Namen gab sich die Gruppe in Er-innerung an den jordanischen Bürgerkrieg vom September 1970.

  230. E. Thomas, Ein langer Marsch durch tiefen Sand, in: Publik, Nr. 41, v. 8. Oktober 1971, S. 6.

  231. Die Bilanz der Revolution, in: Resistentia Schriften, Nr. 11, 1970, S. 24.

  232. Der Spiegel, Nr. 3, 1971, S. 64.

  233. E. Thomas, in: Publik, a. a. O., S. 6.

  234. D. Strothmann, in: Die Zeit, Nr. 1, v. 7. Januar 1972, S. 1.

  235. E. Thomas, in: Publik, a. a. O., S. 6.

  236. W. Hahlweg, in: Christ und Welt, a. a. O., S. 8.

  237. Ebenda.

  238. Ebenda.

  239. D. Strothmann, in: Zeitmagazin, a. a. O., S. 2.

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Rolf Tophoven, geb. 1937 in Krefeld, Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Münster, nach dem Staats-examen Tätigkeit im Höheren Schuldienst, Mitarbeiter an verschiedenen Institutionen der Erwachsenenbildung.