Mit der Eroberung Phnom Penhs durch den Khmer Rouge am 17. April 1975 begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte Kambodschas, über den in der westlichen Berichterstattung fast nur „apokalyptische'Meldungen verbreitet werden. Der Mord an angeblich 1, 2 Millionen Menschen, die Evakuierung der Dreimillionenstadt Phnom Penh und der „steinzeitliche” Masseneinsatz der Bevölkerung auf dem Land machten Schlagzeilen. Während die „Massaker“ -Berichte, die ausschließlich auf Flüchtlingsaussagen beruhen, sich weder bestätigen noch abstreiten lassen, geben die Meldungen von Radio Phnom Penh über andere Fragen genügend Material, um heute — gut zwei Jahre nach dem Umsturz — ein einigermaßen klares Bild von dem Zustand des südostasiatischen Staats entstehen zu lassen. Hinter den so oft zitierten Evakuierungsmaßnahmen sowie der (möglichen) Liquidierung und Mobilisierung der Einwohner des Landes stand die Absicht, die im Laufe der französischen Kolonialzeit, während der Sihanouk-Ära und in den „kapitalistischen Lon-Nol-Jahren” ungesund angeschwollenen Städte (fast die Hälfte der 7 Millionen Kambodschaner lebte Anfang 1975 in Phnom Penh) zu entflechten und damit zugleich jenen alles beherrschenden „Widerspruch“ zwischen Stadt und Land sowie zwischen den Bedürfnissen der kambodschanischen Bauern einerseits und den Verwertungsanforderungen der internationalen „Metropolen“ andererseits aufzuheben. Gesteuert wird dieser Umwandlungsprozeß von der sog. Revolutionären Organisation, der Angkar, die trotz ihrer Allgegenwart auch zwei Jahre nach dem Sieg noch als Verschwörergemeinschaft auftritt. Nach dem Erlaß der Verfassung vom 3. Januar 1976 wurden die Staatsorgane auf zentraler und lokaler Ebene errichtet. Massenorganisationen (Gewerkschaften, Jugendliga und Frauenverbände) sowie sog. Solidaritätsgruppen dienen — neben den Staatsorganen — als verlängerter Arm der Angkar. Die Ideologie des Demokratischen Kambodscha — hier „Khmer-Populismus“ genannt — ist ein Gemisch von spontan sozialistischen, terminologisch unmarxistischen und nationalen, von einer Art Angkor-Nostalgie geprägten Elementen. Nach außen hin hat Kambodscha nach wie vor Uberlebenspolitik zu treiben. Thailand und Vietnam gelten, auch wenn dies unausgesprochen bleibt, als Erbfeinde. China dagegen ist aus der Sicht auch der neuen Führung die eigentliche Garantiemacht für das Fortbestehen eines selbständigen Kambodscha. Als neutralitätsbestrebtes Staatswesen knüpft Kambodscha, wo immer dies möglich ist, Kontakte zur Dritten Welt und zu den Blockfreien an. Die USA, die Kambodscha fünf Jahre lang mit einem Bombenhagel belegt hat, und die Sowjetunion, die dem Lon-Nol-Regime bis zuletzt die Treue gehalten hat, werden dagegen mit tiefem Mißtrauen betrachtet.
Einleitung
Am 31. Januar 1977 brachte das ARD-Fernsehen in seinem Nachrichtenteil um 20. 10 Uhr einen Bericht aus der thailändischen Grenzregion Arnyaprathet, in der kambodschanische Truppen am 28. Januar drei Dörfer überfallen und insgesamt 30 unbewaffnete Bewohner, meist Frauen und Kinder, mit Bajonettstichen getötet und verstümmelt hatten. Fast gleichzeitig publizierten John Barron und Anthony Powell im Reader’s Digest eine . Dokumentation' mit dem Titel . Das Massaker", in dem die Behauptung aufgeste Uhr einen Bericht aus der thailändischen Grenzregion Arnyaprathet, in der kambodschanische Truppen am 28. Januar drei Dörfer überfallen und insgesamt 30 unbewaffnete Bewohner, meist Frauen und Kinder, mit Bajonettstichen getötet und verstümmelt hatten. Fast gleichzeitig publizierten John Barron und Anthony Powell im Reader’s Digest 1) eine . Dokumentation' mit dem Titel . Das Massaker", in dem die Behauptung aufgestellt wird, daß . zwischen dem 17. April 1975 und Dezember 1976 in Kambodscha mindestens 1, 2 Mio. Männer, Frauen und Kinder durch die Aktion von . Angkar Loeu ums Leben gekommen sind 2). Khieu Samphan, der politische Führer der »Roten Khmer*, habe der italienischen Wochenzeitschrift Famiglia Cristiana gegenüber erklärt, daß . Kambodscha heute 5 Mio. Einwohner hat, während es vor dem Kriege noch 7 Mio. waren.“ Eine Million sei im Krieg umgekommen. Was aus der restlichen Million geworden sei, wollte der Interviewer sodann wissen. Darauf Khieu: . Es ist unglaublich, wie besorgt Ihr Westler um Kriegsverbrecher seid! ” 3) Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) zitiert einen Khmer-Rouge-Kader, von dem der . grauenhafte Ausspruch überliefert sei, daß zur nötigen völligen Umgestaltung Kambodschas die Zahl von einer Million Menschen ausreiche“ 4). Der Spiegel nannte in einem Bericht , 2 Millionen’ 5).
Daß die westliche Presse mit den Ereignissen in Kambodscha auch sonst etwas großzügig umgeht, beweisen einige Artikelüberschriften: . Die jakobinische Bauernrevolution der Khmer Rouge; Haß auf alles, was fremd ist; Sinn der brutalen Evakuierung aller Städter aufs zerstörte Land bleibt unerfindlich — ein langer Marsch mit unbekanntem Ziel 6); . Unter den Roten Khmer lebt ein Kulturvolk von Wurzeln* 7); . Diplomat Teils of Vultures Feasting on Bodies of Cambodians'(. Ein Diplomat berichtet von Geiern, die sich an den Körpern von Kambodschanern weiden") 8).
Mit welcher Skepsis Urteile und Berichte dieser Art aufzunehmen sind, zeigt ein Bericht des ehemaligen Chefchirurgen des Calmette-Krankenhauses von Phnom Penh, Dr. Bernard Piquart, der nach Pressemeldungen am 10. Mai 1975 auf dem Zentralmarkt von Phnom Penh die Leichen von 300 Kambodschanern mit durchschnittenen Kehlen gesehen haben will 9). Im Krankenhaus habe er von Khmer-Rouge-Soldaten vergewaltigte Frauen behandelt, denen man Flaschen in die Scheide gestoßen und das Glas sodann zerbrochen habe. Der . Augenzeuge“ Piquart dementierte jedoch wenige Tage später solche Berichte als . total falsch* 10). In CIA-Meldungen war von . reihenweisen Enthauptungen“ und der . Erschießung von Zehntausenden Lon-Nol-treuer Kambodschaner'die Rede. Der ARD-Reporter Christoph Maria Fröhder, der in den entscheidenden Apriltagen zwei Wochen lang in Phnom Penh festgehalten wurde, berichtete dagegen im Spiegel: „Auch wir haben von den Gerüchten gehört. Ich bin zweimal an den Ort von angeblichen Exekutionen gefahren, habe aber weder Zeugen noch Spuren gefunden."
Einen besonders verheerenden Einfluß auf ie internationale Presseberichterstattung übt reit April 1975 die „Informationsbörse''Bangkok aus, die für das Kambodscha-„Watching" einen ähnlichen Rang einnimmt wie Hongkong für das China-„Watching”. Dafür ein besonders krasses Beispiel: Die Welt meldete unter Berufung auf solche thailändischen Quellen, daß Khieu Samphan „vor wenigen Tagen wegen mehrerer Verstöße gegen die Regeln des Kommunismus erschossen worden sei"
Die „linke" Berichterstattung andererseits neigt — vielleicht eine verständliche Gegenreaktion — dazu, den Horrormeldungen der westlichen Massenmedien die Jubelmeldungen Radio Phnom Penhs entgegenzuhalten.
Nach alledem kann man mit der französischen Zeitung Le Monde nur ernsthaft fragen: „Oü est la vrit?"
Gibt es zwischen den Extremen einen Weg zur Wahrheit? Der Autor glaubt, die Frage wenigstens teilweise bejahen zu können und möchte folgende Darstellungsmethode benutzen: zuerst gilt es die historisch gewachsenen „Herausforderungen“ darzustellen, wie sie von den Roten Khmer im April 1975 vorgefunden wurden. Daran anknüpfend sind die „Antworten“ zu beleuchten, die die Sieger nach dem 17. April 1975 gegeben haben.
Das Material, auf dem die nachfolgende Darstellung beruht, stammt fast ausschließlich aus kritisch behandelten Primärquellen, vor allem den Meldungen von Radio Phnom Penh, die die „Massaker“ -Frage allerdings tabuisiert haben. Der Autor muß sich in diesem Punkt darauf beschränken, Flüchtlingsaussagen wiederzugeben, wie sie in der westlichen Presse erscheinen. Jede dieser Aussagen ist mit einem großen Fragezeichen zu versehen.
I. Fünf Jahre Bürgerkrieg
Als die „revolutionären Streitkräfte“ (von Prinz Sihanouk „Rote Khmer" genannt) am 17. April 1975 die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh eroberten, endete ein fünfjähriger Bürgerkrieg, den schwere amerikanische Luftoperationen gegen die von den Roten Khmer „befreiten“ Gebiete noch zusätzlich begleitet hatten. Zwischen Januar und Mitte August 1973, also rd. 200 Tage und Nächte lang, legten die Amerikaner Bomben-teppiche auf und Feuerschneisen durch das Land. Die US-Piloten nannten dies „boxing", da ihre in Dreiergruppen fliegenden Bomber vom Typ B-52 „Kisten" in einer exakten rechteckigen Form von einer halben Meile Breite und eineinhalb Meilen Länge in die Landschaft „nagelten“ Obwohl nach dem August 1973 nur noch kleinere Flugzeugtypen zu Bombardements ohne Flächenwirkung eingesetzt wurden, entstanden nach kambodschanischen Angaben doch insgesamt folgende Verluste — In den Gebieten, die nur zeitweise unter Feindkontrolle standen, wurden — vor allem in Phnom Penh und in den Provinzstädten — nahezu 400 000 Menschen getötet. Mehr als 40 000 Personen wurden verstümmelt. Weitere 200 000 leicht verwundet. Die Gesamtzahl der Opfer beläuft sich auf über 1 Million Menschen , —-Mehr als 80 Prozent der Fabriken und Plantagen, die im Bereich der Schlachtfelder lagen, wurden beschädigt.
— Rund 65— 70 Prozent aller Gummiplantagen wurden in Mitleidenschaft gezogen.
— Über 80 Prozent der Reis-und Obstfelder im Kampfgebiet wurden beschädigt.
— 80— 85 Prozent der Wälder nahe oder im Umfeld des Kampfbereiches wurden vernichtet. — 70— 80 Prozent der Brücken, Verbindungswege und Hauptrouten, so die Nationalstraßen Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 13 wurden beschädigt, ebenso 50— 60 Prozent der Hafenanlagen und 80 Prozent der Eisenbahnlinien. — 90— 100 Prozent der Wohnunterkünfte, die im Bereich des Kampfgebietes lagen, sowie 40— 50 Prozent der Wohnungen außerhalb des Kampfgebietes wurden zerstört. — über 90 Prozent der Klöster in den verschiedenen Kampfgebieten, vor allem in den östlichen und südwestlichen Regionen, erlitten Schäden.
— In den Südwest-, Ost-und Nordregionen sowie in den Kampfgebieten gingen zwischen 50 und 60 Prozent des Viehbestandes verloren.
Dem Bericht zufolge wurde „fast unser ganzes Land in Schutt und Asche gelegt und die Landschaft mit riesigen Bombenkratern übersät... Die Opfer dieses unvergleichlichen Gemetzels . . . sind unbeschreiblich und wurden von der Bevölkerung erbracht aus Patriotismus und in dem Bestreben, Land und Volk zu befreien und zu nationaler Würde, nationaler Souveränität, Demokratie, Unabhängigkeit, Frieden und territorialer Integrität zurückzufinden
Trotz des vernichtenden Bombenhagels konnten die „revolutionären Streitkräfte" schnell an Boden gewinnen. Schon kurz nach dem Sturz Sihanouks durch Lon Nol am März 1970 gelang es den Khmer-Rouge-Streitkräften, die „Außenländer" (das sind etwa 70 Prozent des kambodschanischen Territoriums) unter ihre Kontrolle zu bekommen. Nur das Herzland um den Tonle-See, ferner die Reis-provinz Battambang und die meisten Provinzstädte sowie der Unterlauf des Mekong wurden noch von den Lon-Nol-Truppen gehalten.
Bis 1975 gelang es den Roten Khmer, die Verkehrsarterien, vor allem die Nationalstraßen 1— 6, die allesamt auf Phnom Penh zulaufen, abzubinden und gleichzeitig die meisten Provinzhauptstädte einzukreisen und zu belagern 18). Nach schweren Bombardements wurde am 1. April 1975 die Mekong-Zufahrt nach Phnom Penh abgeschnitten und am 17. April 1975 fiel die ausgehungerte Hauptstadt in die Hände der Sieger.
II. Die Abrechnung der Sieger mit der Vergangenheit
1. Die Abrechnung mit der „kolonialistischen und neo-kolonialistischen" Vergangenheit: Phnom Penh wird entvölkert. Noch am 17. April 1975 begann jener in aller Welt bekanntgewordene Exodus von 3 Millionen Menschen aus Phnom Penh, das schon bald einer Geisterstadt glich. Manche Beobachter glaubten, die Schwierigkeiten der Versorgungslage oder ein befürchtetes amerikanisches Flächenbombardement seien für diese Maßnahmen bestimmend gewesen; inzwischen ist längst klargeworden, daß die Evakuierung Teil eines großen Planes zur grundlegenden Änderung der kambodschanischen Gesellschaft war. Zu einer „Entflechtung“ Phnom Penhs bestand jedoch in der Tat einiger Anlaß: In seinen Mauern lebten am Tage des Sieges — die Flüchtlinge eingerechnet — nicht weniger als drei der insgesamt sieben Millionen Einwohner Kambodschas Die Stadt war ferner mit Anti-Kommunisten vollgestopft. Es dürfte, schrieb Die Welt wenige Tage vor der Eroberung der Hauptstadt, „schwer für die Khmer Rouge sein, bei einer eventuellen Eroberung Phnom Penhs eine solche Menge unter Kontrolle zu halten"
Neben diesen unmittelbaren Evakuierungsanlässen waren es aber noch zwei langfristige Perspektiven, die bei den Siegern den Entschluß geweckt hatten, das Eisen zu schmieden, so lange es heiß war, d. h. schon in den ersten Wochen die Fundamente für ein „neues Kambodscha" zu legen. Der erste Grund war geopolitischer, der zweite sozialpolitischer Natur.
Geopolitisch gesehen bestand das Land schon seit der französischen Kolonialherrschaft eigentlich aus „zwei Kambodschas", nämlich dem Herzland, in dem etwa 90 Prozent der Bevölkerung um die Hauptstadt und den Tonle-See herum wohnten, und den bergigen, bewaldeten „Außenländern" im Norden, Nordosten und Süden, die von Minoritäten bewohnt werden. Es ist gewiß kein Zufall, daß zahlreiche Angehörige der Khmer Rouge aus den armseligen Gebieten dieser Minderheiten stammen; nicht wenige von ihnen waren durch die Staatsplantagen-und Khmerisierungspolitik Sihanouks in den Untergrund getrieben worden. Schon 1970 soll es rd. 1 000 Guerillas gegeben haben, die mit den nordvietnamesischen und NLF-Truppen zusam-menarbeiteten und diesen Rückzugsmöglichkeiten in das nordöstliche Kambodscha verschafften. Hanoi wußte diese Chance zu nutzen: Im April 1970 beispielsweise sollen 6 000 Vietnamesen und NLF-Soldaten in der Nordostprovinz Ratanakiri stationiert gewesen sein In diesem Gebiet konnten die Roten Khmer „wie Fische im Wasser schwimmen". Angesichts der ungleichen Bevölkerungsverteilung, vor allem aber auch angesichts der möglichen Verlockung, die ein so dünn besiedeltes Gebiet auf die benachbarten Vietnamesen ausübt, scheint es durchaus rational begründbar, die Bevölkerung von dem aus allen Nähten platzenden Phnom Penh abzuziehen und sie gleichmäßig über das Land zu verteilen, zumal das landwirtschaftlich orientierte Kambodscha, dessen Bevölkerung hauptsächlich von Reis, Kautschuk, Viehhaltung und Fischfang lebt, überall auf arbeitsintensive Bewirtschaftung angewiesen ist.
Noch wichtiger freilich als die geopolitischen Gründe waren sozialpolitische Überlegungen. Eine einzigartige Gelegenheit zum Einblick in die Denkansätze der Roten-Khmer-Führung bietet die selbstquälerische und von flammendem Patriotismus geprägte Dissertation Khieu Samphans, die dieser unter dem Titel „L’Economie du Cambodge et ses problemes d'industrialisation" am 13. Mai 1959 bei der Rechts-und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Sorbonne in Paris einreichte Diese Untersuchung beginnt bei der Darstellung der „gegenwärtigen Wirtschaftsstruktur" Kambodschas, deren Rückständigkeit darin liege, daß sowohl die Landwirtschaft als auch die junge Industrie ganz im Soge des auf die „Metropolen" hin ausgerichteten Außenhandels stünden, wobei Kambodscha als der schwächere Partner stets die passive Rolle spiele. Diese „Beherrschung" der kambodschanischen Wirtschaft durch das Ausland habe mit der französischen Kolonialherrschaft begonnen und sich dann, seit 1955, zunehmend auf die USA verlagert. Während in Europa der Übergang von der Selbstversorgungs-zur Tauschwirtschaft und schließlich zur kapitalistischen Wirtschaft über einen langen Zeitraum hin organisch habe verlaufen können, sei dieser Dreistufenprozeß den Kambodschanern innerhalb kürzester Zeit von außer her aufgezwungen worden. Kein Zoll und keine einzige nichttarifäre Schranke habe die einheimische Wirtschaft geschützt. Das Handwerk sei im Nu verkümmert und auch die junge Industrie habe sich nie nach den Bedürfnissen des kambodschanischen Volkes ausrichten können. Dem einzelnen Kambodschaner seien nur zwei Auswege offen geblieben: entweder „klammerte er sich als Bauer an die Erde fest", teilte das kleine Stück Familienland immer noch einmal auf und trug die ganze Last hoher Pachtzinsen und andere Lasten einer „mittelalterlichen Ausbeutung" oder aber er flüchtete sich in den Zwischenhandel und in unproduktive Tertiärberufe, die rundum auf die Bedürfnisse der „Metropolen" ausgerichtet waren Angesichts der Einbindung Kambodschas in die internationale „Arbeitsteilung" seien einerseits die „vorkapitalistischen" Elemente (40 Prozent des Reislandes befanden sich in der Hand von nur 10 Prozent Grundbesitzern) gestärkt und andererseits jene unproduktiven Schichten von Zwischenhändlern und Tertiär-berufen gefördert worden, die sich wiederum mehr um das Interesse des Auslands als um die Bedürfnisse des eigenen Volkes kümmerten. Die Last dieser Entwicklung hätten letztlich die verelendenden Bauernmassen tragen müssen.
Nur eine Lösung gebe es in dieser Situation, nämlich die Abkuppelung Kambodschas vom internationalen „Integrations" -Verband und die entschlossene Hinwendung des Landes zu einer „autonomen“ Entwicklung, wie sie den wahren Bedürfnissen des Volkes entspreche. Vor allem gelte es, die Grundbesitzer, die Zwischenhändler und die Arbeiter „in eine Klasse von landwirtschaftlichen oder industriellen Unternehmern zu transformieren" Im Interesse eines solchen Ziels schlägt Khieu Samphan eine Reihe von Maßnahmen vor, nämlich die Nationalisierung des Außenhandels, die Bildung von Genossenschaften im Bereich der Landwirtschaft und des Handwerks, die Gründung von Staatsunternehmen, die Diversifizierung der Landwirtschaft und die Einrichtung von Kreditsystemen, die einer langfristigen Wirtschaftspolitik unter die Arme greifen können.
So gesehen war die „Entflechtung“ Phnom Penhs nichts anderes als eine Antwort der Roten Khmer auf die „kolonialistischen und neokolonialistischen Herausforderungen" der jüngeren kambodschanischen Geschichte. Mit der Evakuierung Phnom Penhs wollten die Roten Khmer den ersten dicken Strich unter die koloniale Schmach einer seit 1863 andauern-den nationalen Demütigung und kolonialen Ausbeutung ziehen.
Die Einzelheiten des Auszugs wurden von dem New-York-Times Korrespondenten Sidney Shanberg geschildert: „Plötzlich bewegten sich Millionen von Menschen in beklemmender Stille zur Stadt hinaus: zu Fuß, auf Fahrrädern oder mit Autos, die sie schieben mußten, weil ihnen das Benzin ausgegangen war. Gebeugt unter ihren Säcken mit den letzten Habseligkeiten, die sie eilig zusammengerafft hatten, überzogen sie die Straße wie ein Teppich von Menschen. Jedermann war entgeistert und beklommen durch das Unbekannte, was vor ihm lag, und viele waren ganz einfach verzweifelt bei dem Gedanken, daß sie als verwöhnte Stadtbürger den bevorstehenden Marsch nicht überstehen würden."
Die Stadt hatte 81 unzureichende Flüchtlingslager und 6 überfüllte Krankenhäuser, deren Insassen unter den Raketenangriffen der vorhergehenden Tage ohnehin schon Blutzoll hatten entrichten müssen. Auch sie mußten geräumt werden. Shanberg: „Krankenhäuser, überfüllt mit Verwundeten, wurden bis zum letzten Patienten geleert. Die Kranken kamen heraus, hinkend, kriechend, auf Krücken, getragen auf dem Rücken von Angehörigen oder einfach auf ihren Krankenbetten daher-rollend. Die Kommunisten hatten nur wenige Ärzte und Medikamente zur Verfügung, so daß viele von den Patienten nur geringe Uberlebenschancen hatten." Fast alle Beobachter sind sich einig über das große Maß an Schonungslosigkeit, mit der diese Evakuierung durchgeführt wurde Möglicherweise wirkte hier noch etwas von jenem Bürgerkriegshaß nach, der gerade am Vorabend der Eroberung Phnom Penhs ausgebrochen war. Die Raketen-Terrorangriffe auf die Zivilbevölkerung in der überfüllten Stadt einerseits und jenes durch die Weltpresse gegangene — offensichtlich gar nicht so ungewohnte — Bild andererseits, das Regierungssoldaten mit einem Bündel abgeschlagener Köpfe gefangener Khmer-Rouge-Soldaten zeigte, waren noch überall in frischer Erinnerung. Zu bedenken ist ferner, daß die Soldaten des Roten Khmer bei der Räumung der Hauptstadt nicht gerade vor einer alltäglichen Aufgabe standen. Was sollte man mit 3 Mio. Menschen anfangen? Sicherlich, man konnte sie in Auffanglagern unterbringen. Wären damit aber die Ernährungs-und Hygieneprobleme gelöst gewesen? Oder sollte man die Menschen einfach „frei ausschwärmen" lassen? Man stelle sich vor, wie Hunderttausende von hungernden Städtern sich in den umliegenden, vom Krieg noch einigermäßen verschont gebliebenen Dörfern verhalten hätten!
Zwischen kollektiver Kasernierung einerseits und der Aufforderung zur individuellen Initiative andererseits verblieb im Grunde genommen nur ein einziger schmaler Pfad, der im übrigen auch den angestrebten Umerziehungsintentionen des neuen Regimes am besten entsprach, nämlich die Kanalisierung der städtischen Arbeitskraft zu „produktiven Einsätzen" in die bäuerlichen Regionen. Diese Radikalkur sollte nicht nur der wirtschaftlichen Rekonsolidierung des kriegszerstörten Landes, sondern auch der politischen Angleichung zwischen „Stadt und Land, Kopf und Hand sowie zwischen Industrie und Landwirtschaft" dienen.
Die westlichen Kommentare zu diesen Vorgängen reichten von zurückhaltender Skepsis bis zu tiefster Ablehnung — eine Reaktion, die durchaus zu erwarten war: Was den westlichen Betrachter — übrigens auch im Zusammenhang mit Nordkorea, Vietnam und China — mit immer neuer spontaner Ablehnung erfüllt, ist der Anblick von Menschen, die in größeren Kollektiven auf den Feldern „begeistert" ihren Beitrag zum Aufbau des Landes leisten. Ohnehin vermag sich ein individualistisch erzogener Europäer nur schwer für die kollektiven Lebensformen „hydraulischer" Reisbauernkulturen, im Winde flatternde rote Fahnen und eine ritualisierte Begeisterung zu erwärmen. Welche Wahl freilich hatten die Roten Khmer? Sollten sie die evakuierten Städter einer dumpfen Kontemplation überlassen? War es dann nicht besser, sie nicht nur körperlich, sondern auch „geistig zu mobilisieren”, indem man Studienkurse durchführte und für eine offizielle Begeisterung sorgte? Auch den einzelnen Roten Khmer war anfangs ganz offensichtlich nicht wohl bei der „Landverschickung“. Ein französischer Augenzeuge, der in den Sog des kambodschanischen „Exodus" hineingeraten war, beurteilte die Wachsoldaten als „sehr sympathisch, wenn sie allein oder zu zweit auftraten, dagegen ziemlich ruppig, wenn sie in der Gruppe daherkamen" 2. Die Abrechnung mit fünf Jahren „KhmerRepublik": Liquidation der Anhänger des Lon-Nol-Regimes So mitteilsam die Propagandisten von Radio Phnom Penh sind, wenn sie über die Errungenschaften des neuen Kambodscha berich-ten, so schweigsam werden sie, sobald das Schicksal der Lon-Nol-Anhänger zur Sprache kommt.
Der vorliegende Bericht kann sich nicht auf Primärquellen stützen, sondern muß auf Flüchtlingsaussagen eingehen, wie sie von westlichen Medien verarbeitet wurden.
Obwohl die Mehrzahl der Behauptungen und Schlußfolgerungen über den Dies irae ungesichert sind, kann wohl kaum ein Zweifel daran bestehen, daß nach dem 17. April 1975 Massenhinrichtungen stattgefunden haben. Einige der führenden Repräsentanten des Lon-Nol-Regimes waren schon während der Kampfzeit vom Roten Khmer zum Tode verurteilt worden. Bei der Eroberung der Hauptstadt gerieten 54 kambodschanische Generale und Obristen in Gefangenschaft; ihre Hinrichtung ist verbürgt Ende April kam die „zweite militärische Garnitur" an die Reihe. Will man später nach Thailand entkommenen Opfern dieser Aktion Glauben schenken, so wurden Dutzende von Offizieren der ehemaligen Lon-Nol-Armee aufgefordert, sich zu versammeln, um, wie es hieß, dem zurückgekehrten Sihanouk zuzujubeln. Die Offiziere hätten gutgläubig dem Befehl Folge geleistet und seien dann, vor den Toren der Stadt, mit Maschinengewehren niedergemacht worden. Berichte dieser Art nehmen von Bangkok aus ihren Weg in die Welt. Fast täglich treffen neue Flüchtlinge in Thailand ein: die Berichte stützen sich auf ihre Aussagen. Einige Darstellungen deutschsprachiger Zeitungen, die als seriös gelten können, seien nachfolgend als Beispiele zitiert. So etwa schreibt die Neue Zürcher Zeitung: „Eine erdrückende Kette von Indizien zwingt zu dem Schluß, daß im Unterschied zu Vietnam, wo keine im Stile eines Blutbades durchgeführte physische Eliminierung eines ganzen Bevölkerungsteiles stattfand, in Kambodscha systematisch der Versuch unternommen wurde, praktisch das ganze Offizierskorps der früheren republikanischen Armee sowie einen Großteil des Beamtenapparats des Lon-Nol-Regimes mitsamt Ehefrauen in standrechtlichen Exekutionen umzubringen ... Wer den Stiernacken einer herrlichen Steinplastik von König Jayavarman VII. betrachtet, wird angesichts dieser geballten Kraft des Hauptes vom letzten großen Angkor-König des 12. Jahrhunderts unwillkürlich ans brutale Regime der neuen Khmer-Herrscher gemahnt. Nach Jahrhunderten des Zerfalls und des Niedergangs zwischen stärkeren Vietnamesen und Thai taucht hinter dem stets trügerisch-vieldeutigen Lä-cheln der Khmer wie ein Monster ein erneuerter blutiger Machtwille empor. Die soldatische Leistung der Roten-Khmer-Kämpfer, ihre sture Tapferkeit und Opferbereitschaft sucht — gemessen am Mangel materieller Mittel selbst im Vergleich zu den Vietnamesen — ihresgleichen. Aufs äußerste gereizt, fochten Khmer beider Seiten im Krieg grausamer als Vietnamesen; dem Gegner bei lebendigem Leib die Leber herausreißen und sie vor ihm zu verspeisen, war ein solcher Ausdruck schrankenloser Brutalität. Das gehört zum psychologischen Hintergrund der heutigen Herrschaftsapokalypse ... Unter der Bevölkerung scheinen Hunger-und Erschöpfung zu wüten. Nach einem Jahr Zwangsarbeit bei Unterernährung durch kärgliche Reiskuchen, Mais, Maniok, Bananen und diverse Wurzeln beginnt offenbar jetzt das Sterben vor Erschöpfung um sich zu greifen. Von einem höheren Khmer-Rouge-Kader wird mit Datum und Ortsangabe ein grauenhafter Ausspruch überliefert; danach soll er erklärt haben, daß zur nötigen völligen Umgestaltung Kambodschas die Zahl von einer Million Menschen ausreiche.
Die Zeit schreibt am 23. April 1976: „Kambodscha ist in dem Jahr seit der Befreiung durch die Roten Khmer zu einem riesigen Konzentrationslager geworden. 500 000 bis 1, 5 Mio. Menschen sollen bisher umgekommen sein, exekutiert oder verhungert. Die Zahlen mögen übertrieben sein, aber es steht fest, daß noch keine Revolution so rücksichtslos und kompromißlos durchgeführt wurde. Zu viele Menschen sind hingerichtet worden (mit Stöcken erschlagen, um die Kugeln zu sparen), zu häufig sind ganze Familien eines Geflüchteten oder sog. Volksfeindes umgebracht worden, als daß man heute noch daran glaubte, die Leute, die spurlos verschwinden, seien lediglich in einer anderen Arbeitsbrigade eingesetzt. Ganze soziale Schichten sollen ausgelöscht worden sein: die ehemaligen Soldaten und Milizen Lon Nols, Beamte, Lehrer, Ärzte, Intellektuelle."
Die Times spricht von 600 000 ermordeten Menschen Le Monde läßt Augenzeugen die Hinrichtung von 5 000 Menschen schildern Die Süddeutsche Zeitung bezieht sich auf „Beobachtungen", die von einer „Liquidierung der Bourgeoisie" berichten, die möglicherweise zwischen fünfhundert-und achthunderttausend Menschen das Leben gekostet habe. Systematisch würden auch Mön-ehe und Bauern, die sich offen zu ihrem buddhistischen Glauben bekennen, hingerichtet Zehntausende hätten auf diese Weise ihr Leben gelassen.
Die hier mitgeteilten Zahlen schwanken so sehr, daß — trotz aller verständlichen Empörung — Zurückhaltung geboten ist: sind es nun 500 000 oder 800 000 oder 1, 5 Mio. oder gar schon mehr, die ihr Leben lassen mußten?
Eines ist sicher: Manche als Zeugen antretende Flüchtlinge neigen nach durchlittenen Schrecken zur — subjektiv vielleicht unbewußten — Übertreibung. Der Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Carlos Widmann, schreibt zutreffend: „Es hat sich unter den Flüchtlingen ein ständiges Ensemble wetteifernder Kronzeugen gebildet, die immer wieder — und von Mal zu Mal detailfreudiger — erzählen, was an Schrecklichem sich ereignet hat. Die Zeugenauswahl wurde unwillkürlich von den Journalisten getroffen, da sie auf solche Flüchtlinge angewiesen sind, die sich als besonders mitteilsam und ergiebig erweisen. Vielleicht hat das berechtigte Gefühl über die Nachteile dieser Recherchen die Presse des Westens bisher bewogen, das Wort . Völkermord'entweder gar nicht oder nur mit Fragezeichen zu gebrauchen."
Ebensowenig wie man die schillernden Berichte und Flüchtlingsaussagen kritiklos übernehmen kann, darf man sie andererseits in den Wind schlagen. Immerhin haben sich auf thailändischem Gebiet bisher rd. 12 000 Kambodschaner eingefunden, die allesamt „mit den Füßen abgestimmt" haben und die unmöglich alle nur von Phantasmagorien befallen sein können. Tiefe Skepsis ist, was die Achtung der „Revolutionäre“ gegenüber dem Menschenleben anbelangt, deshalb sicher nicht unangebracht. 3. Die Abrechnung mit der „feudalistischen"
und „Khmer-sozialistischen" Vergangenheit: Sihanouk wird abgesetzt Ein weiteres Stück Vergangenheitsbewältigung war mit der Person Sihanouks verbunden, den die Chinesen systematisch als Führer der kambodschanischen Befreiungsfront und Anwärter auf das Amt des Staatspräsidenten im neuen Kambodscha aufgebaut hatten. Sihanouk, von den Franzosen 1941 unter japanischem Einfluß als Staatsoberhaupt Kambodschas eingesetzt, hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur verstanden, die Fesseln der französischen Kolonialherrschaft abzuschütteln, sondern auch bis 1968 souverän die Innenpolitik Kambodschas zu steuern und gleichzeitig sein Land aus dem Indochina-krieg herauszuhalten.
Um seinen Kontakt zur Masse des Volkes zu festigen, dankte Sihanouk im März 1955 als König ab und gründete die „Sozialistische Volksgemeinschaft", eine alle Stände umfassende Partei, die sich bei sämtlichen Wahlen für die Nationalversammlung durchsetzen konnte und schon bald zu einer Art Nadelöhr für alle höheren Positionen in Staat und Gesellschaft wurde. Den Gegnern Sihanouks standen schon bald nur noch zwei Möglichkeiten offen: sich entweder der Partei anzuschließen oder aber, wie u. a. Khieu Samphan es tat, in der Illegalität unterzutauchen.
Der Khmer-Sozialismus des Prinzen Sihanouk orientierte sich an den sozialen Traditionen des alten Angkor-Königtums (die bedeutendsten Könige Angkors hatten sich durch Sozialeinrichtungen wie Krankenhausbauten und Wegestationen sowie durch Straßenprojekte um das Volk verdient gemacht), dem Buddhismus des Kleinen Fahrzeugs und den bäuerlichen Traditionen der gegenseitigen Hilfe und Zusammenarbeit. Sihanouk ließ zentrale Wirtschaftspläne ausarbeiten und größere Wirtschaftsbetriebe, vor allem Banken und Versicherungen, nationalisieren. Bei all seinen Plänen ging er von der Vorstellung einer „harmonisierenden" Rolle des Staates aus. Die von ihm gehegten Erwartungen einer „Solidarität aller gesellschaftlichen Klassen" innerhalb der Staatspartei erwiesen sich jedoch angesichts des wachsenden Widerstands der einflußreichen, z. T. mit dem Militär verklammerten städtischen Bourgeoisie — die von Khieu Samphan als „Zwischenhändler" bezeichnet wurde — als von Tag zu Tag brüchiger. Je tiefer der Khmer-Sozialismus mit seinen idealistischen Zielsetzungen in den Sumpf von Bürokratismus und Korruption geriet, um so energischer meldete die „neue Klasse" in Phnom Penh ihre Herrschaftsrechte an. Wichtigster Repräsentant dieser aus „Kompradoren" sowie aus pro-amerikanisch eingestellten Offizieren bestehenden Gruppe war Lon Nol, unter dessen Führung Sihanouks System im März 1970 politisch liquidiert wurde. Die nun betriebene kapitalistische Wirtschaftspolitik brachte dem Land allerdings noch geringeren Nutzen als der gescheiterte Khmer-Sozialismus, zumal die neue ausgerufene „Khmer-Republik* von der bis dahin geübten Neutralität Sihanouks Abschied nahm und auf der Seite der USA und Südvietnams in den Indochinakrieg eingriff. Das Land war damit nicht nur in den Strudel eines drohenden Bürgerkrieges geraten, sondern wurde jetzt auch noch in einen konventionellen Krieg hineingezogen. erprobte Kampfverbände Selbst beseh idenste Reformen mußten solcher Ausgangsbedingungen
in den Ansätzen stecken bleiben. Schon 1972 war denn auch die kambodschanische Wirtschaft praktisch zusammengebrochen; die Inflationsrate lag monatlich bei 8— 10 Prozent. Die Fabriken stellten ihre Produktion ein, in den Häfen und auf den Eisenbahnstrecken starb der Verkehr und die kaum gestarteten Wirtschaftsprojekte verfielen. So wurde die Khmer-Republik zum Empfänger amerikanischer Wirtschaftshilfe.
Sihanouk, durch den Staatsstreich Lon Nols auf einer Auslandsreise überrascht, fand in Peking eine politische Heimat. Unter dem Patronat Tschou En lais begann er im Exil mit dem Aufbau einer „Nationalen Befreiungsfront" („FUNK" — nach dem französischen „Front Uni National du Kampuchea"), unter deren Dach sich Monarchisten, Antimonarchisten, Kommunisten und Nationalisten zu einem Zweckbündnis vereinten; die Lon-Nol-Regierung sollte mit politischen und militärischen Mitteln gestürzt und ein neues Kambodscha aufgebaut werden. Am 5. Mai konstituierte sich innerhalb der FUNK eine 12köpfige „Königliche Regierung", die sog. „GRUNK" („Gouvernement Royal d'Union Nationale du Kampuchea"). Sihanouk wurde „kambodschanisches Staatsoberhaupt" und „Vorsitzender der FUNK"
Die GRUNK wurde schon wenige Stunden nach ihrer Bildung von Peking, Pjöngjang und Hanoi anerkannt. Auch die „kambodschanischen nationalen Befreiungskräfte" wurden nun — nachträglich! — offiziell gegründet. Sie setzten sich aus zwei Kräftegruppierungen zusammen, den „bewaffneten Kräften der Khmer" (Khmer-Rouge-Angehörige) und aus den „loyalen und patriotischen Khmer-Einheiten" genannt FAPLN (Force Armee Populaire de Liberation Nationale). Oberbefehlshaber wurde Khieu Samphan. Die Streitkräfte sollten einen dem maoistischen Modell angepaßten Volkskrieg führen, indem sie „befreite Stützpunkte auf dem Lande" bilden und versuchen sollten, von den Dörfern her die Städte einzukreisen.
Am 24. /25. April 1970 fand am Rand der südchinesischen Stadt Kanton die „Indochinesische Gipfelkonferenz" statt; die Anregung zu dieser Konferenz war von Sihanouk -ausge gangen, um eine Koordinierung der Absichten der drei indochinesischen Befreiungsbewegungen gegen den „US-Imperialismus und seine Lakaien" zu erreichen
Mit ihren militärischen Operationen hatte die FUNK eine glückliche Hand: Schon Anfang Oktober 1972 war das Stadium der allgemeinen „strategischen Offensive" erreicht. Verhandlungen mit der Lon-Nol-Regierung kamen von jetzt an für sie nicht mehr in Betracht. Wer allerdings erwartet hatte, daß Sihanouk den siegreichen Kampftruppen bei der Eroberung Phnom Penhs am 17. April 1975 auf dem Fuße folgen würde, hatte sich vertan. Die Rückkehr des Prinzen verschob sich bis zum September 1975, und selbst zu diesem späten Gang nach Canossa hatten ihn die chinesische Regierung und Khieu Samphan, der eigens nach Peking gekommen war, nachdrücklich bitten müssen. Bereits am 1. Oktober kehrte Sihanouk jedoch wieder nach China zurück. Fünfzig seiner Mitarbeiter, die ihn seinerzeit in das fünfjährige Exil nach Peking begleitet hatten, setzten sich nach Frankreich ab. Sie begründeten diesen Schritt damit, daß der neue Kurs mit dem Programm der FUNK vom 5. Mai 1970 „absolut nichts zu tun” habe. Als Sihanouk dann schließlich endgültig nach Kambodscha zurückkehrte, begann der systematische Abbau seiner politischen Position. Im Stile asiatischer Courtoisie wurde eine neue Verfassung ausgearbeitet, in der sowohl der Prinz als auch die bisherigen Institutionen, u. a. die FUNK und die GRUNK, keinen Platz mehr fanden. Man zwang Sihanouk damit indirekt zur Abdankung. Diese erfolgte dann auch tatsächlich am 2. April 1976. Die Verfassung des Landes war bereits am 3. Januar 1976 proklamiert worden; sie umfaßt 16 Kapitel und 21 Paragraphen.
In Artikel 1 wird Kambodscha als ein unabhängiger, einheitlicher, friedliebender, neutra-ler, blockfreier und demokratischer Staat bezeichnet. Das „Demokratische Kambodscha“ — so heißt der neue Staatsname — sei ein Staat der Arbeiter und Bauern. Artikel 2 bestimmt, daß die Produktionsmittel dem Staat und dem Volk gehören. Nur die Konsumtionsmittel blieben Eigentum des einzelnen Bürgers. Artikel 3 plädiert für eine populäre nationale Kultur, die der Verteidigung und dem Aufbau des Landes dient. In Artikel 5 wird die Volksversammlung, bestehend aus 250 gewählten Abgeordneten, darunter 150 Bauern, 50 Arbeitern und 50 „Kämpfern", als das höchste Staatsorgan mit Gesetzgebungsbefugnissen bezeichnet.
Khieu Samphan erwiderte bei der Rücktritts-feier des Prinzen, daß man ihn gerne hoch länger als Staatschef im neuen Kambodscha gesehen hätte; da aber der Samdeh (Ehrentitel) nach 35 Jahren verständlicherweise Ruhe verdiene, wolle man dem verdienten Ruhestand nichts in den Weg legen Noch 1974 hatte Sihanouk den Wunsch geäußert, wenigstens im außenpolitischen Bereich nach wie vor „Public Relations'Nr. 1" zu bleiben Selbst diese bescheidene Rolle ist ihm inzwischen verwehrt worden. Die Abrechnung des Khmer Rouge mit seinem einstigen Widersacher und späteren Verbündeten folgte einer eisernen Logik.
III. Der Weg in die Zukunft
1. Kambodscha — eine Bauerngesellschaft Am Vorabend des Sieges der „Revolutionären Streitkräfte" hatte Kambodscha rund 7 Mio. Einwohner, von denen nicht weniger als 85 Prozent in der Landwirtschaft arbeiteten. Diese zerfiel in einen „vorkapitalistischen Sektor", in dessen Rahmen 1, 5 Mio. ha Reisland — also etwa drei Viertel des Kulturbodens — nach traditionellen Verfahren bebaut wurden, und in einen „kapitalistischen" Kautschuk-plantagen-Sektor, der größtenteils von ausländischen Firmen kontrolliert wurde.
Innerhalb des traditionellen Sektors befanden sich rd. 40 Prozent des Reislandes in der Hand von nur etwa 10 Prozent der grundbesitzenden Bevölkerung. Die wirtschaftliche und politische Ordnung in diesem Bereich war durch eine selbstgenügsame Naturalwirtschaft geprägt, d. h., die landwirtschaftlichen Produkte wurden von den Bauern hauptsächlich zu ihrem persönlichen Gebrauch sowie für Pachtzinszahlungen und nur in zweiter Linie für den Austausch angebaut. Angesichts der ungleichen Bodenverteilung waren etwa 30 Prozent der Bauern gezwungen, Boden zu pachten und dafür Zins an den Grund-herrn zu zahlen, der manchmal die Hälfte der Ernten „auffraß". Daneben waren noch zusätzlich Steuern zu zahlen und unentgeltliche Frondienste zu verrichten. Angesichts dieser Verhältnisse konnte man die Bauern nur bedingt, d. h. unter formalen Gesichtspunkten, als „freie Bauern" bezeichnen.
Dem „Widerspruch" zwischen „feudalistischen" Verpächtern und Pachtbauern entsprach im „kapitalistischen Sektor" der kambodschanischen Landwirtschaft das Spannungsverhältnis zwischen den Bedürfnissen des kambodschanischen Bauernvolks einer-seits und den Verwertungsanforderungen der „Metropolen" andererseits, wobei die im Dienst der „Metropolen" entstandene „Neue Bourgeoisie" in den Städten (Zwischenhändler und Tertiärberufe, die nur wenig mit der bäuerlichen Gesellschaft zu tun hatten) für einen zusätzlichen „Widerspruch zwischen der ausgebeuteten Bauernschaft und der Bourgeoisie“ sorgte
Aufgabe einer neuen „revolutionären" Regierung mußte es sein, die Grundbesitzer zu enteignen, den Plantagenbesitz zu verstaatlichen und die „Neue Bourgeoisie” in den Städten „politisch zu liquidieren". Gleichzeitig galt es, im ganzen Lande Genossenschaften nach jenem Schema aufzuziehen, wie es in den „befreiten Gebieten" schon während des Bürgerkriegs entwickelt worden war.
Drei Arten von Arbeitsorganisationen, die zugleich als umfassende Sozialisationsagenturen verstanden werden, lassen sich im heutigen Kambodscha unterscheiden, nämlich Fabriken, „Einsatzplätze“ (vor allem entlang der großen Nationalstraßen) und „Genossenschaften" auf den Dörfern
Eine zentrale Position nehmen angesichts der Schlüsselstellung der Landwirtschaft die Genossenschaften ein. Sie hätten sich, wie von offizieller Seite immer wieder betont wird, schon während des Krieges militärisch, politisch und wirtschaftlich bewährt: Militärisch seien sie „über das ganze befreite Land hinweg verbreitete Bollwerke gewesen“, aus denen sich die Befreiungstruppen nicht nur rekrutiert hätten, sondern in die sie sich notfalls auch hätten zurückziehen können. Auch seien die Genossenschaften für die Soldatenfamilien aufgekommen und hätten die Frontkämpfer dadurch von einer schweren Verantwortung befreit. (In Kambodscha war es üblich, daß die Familien gemeinsam mit den Soldaten unmittelbar an die Front mitzogen. Die Soldaten Lon Nols blieben diesem Brauch bis in die Apriltage 1975 hinein treu.) Ferner hätten die Genossenschaften die Grundlagen für das Entstehen einer wirklich vom Volk getragenen Verwaltung geschaffen und dadurch das Gefühl der Mitverantwortung unter den Bauern gestärkt. In wirtschaftlicher Hinsicht schließlich hätten sie durch ihre Aufbauleistungen eine autarke Kriegführung von den „befreiten Gebieten" aus ermöglicht.
Nach dem Sieg vom 17. April 1975 sei die Rolle der Genossenschaften eher noch wichtiger geworden. Es habe gegolten, „nahezu 3 Millionen Menschen, die in Phnom Penh und in einer Reihe von erst jüngst befreiten Provinzstädten lebten”, Nahrung und Unterkunft zu verschaffen. „Aus diesem Grunde mußten alle diejenigen, die Phnom Penh und die Provinzstädte verließen, nicht Hungers sterben, unterbeschäftigt oder aber alleine bleiben. Im Gegenteil: sie erhielten angenehme Lebensbedingungen und wurden aufs wärmste in der großen Familie der neuen kambodschanischen Gemeinschaft begrüßt." Was die Produktionsleistung in den Genossenschaften anbelangt, so gab Radio Phnom Penh Anfang 1977 bekannt, die kollektiv getragene Landwirtschaft habe nicht nur den Nahrungsmittelengpaß überwunden, sondern sogar schon „einen Überschuß von rd. 150 000 t Reis erzielt", der allerdings „zum Wohl des Volkes exportiert" werden müsse
Ebenso wie die Landwirtschaft steht der Bauer im Mittelpunkt der kambodschanischen Aufbaupolitik. Wenn die Kommunikationsmittel auf die „armen Bauern" zu sprechen kommen, stimmen sie geradezu hymnische Töne auf die Opferbereitschaft dieses „Standes" an
Insgesamt sind es „sechs bedeutsame Pflichten", die den Genossenschaften auferlegt werden, nämlich:
1. Anleitung der Bauernschaft zur Produktionsarbeit auf dem Gebiet der Landwirtschaft und im Handwerk.
2. Transport der erzeugten Güter zu den verschiedenen Staatsorganisationen, 3. „Sorge für Lebensunterhalt, Kultur, Wohlfahrt und Gesundheitswesen der Bauern in eigener Verantwortung. Es gibt genaue Stundenpläne für das Studium von Politik, Kultur, Arithmetik, 'für den Unterricht im Lesen und Schreiben und für die Verbesserung des allgemeinen Wissensstands der Erwachsenen, der Jugendlichen und der Kinder. Während der Arbeitspausen hören die Mitglieder unserer Genossenschaften Rundfunkmeldungen und erfreuen sich an revolutionärer Kunst. Jede Genossenschaft verfügt auch über eine medizinische Erste-Hilfe-Einheit, die in Eilfällen für die brüderlichen Patienten sorgt, die traditionelle Medizinen herstellt und Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit überwacht." 4. Lösung der Handels-und Tauschprobleme zur Versorgung der Genossenschaften.
5. Milizaufgaben.
6. „Ganz besonders aber sorgen die Genossenschaften auch für das Wohl der Genossenschaftsbauern." Die Genossenschaften umfassen „jetzt" bereits ganze Dörfer
Die Frage liegt nahe, ob hier erste Ansätze für die Herausbildung kambodschanischer „Volkskommunen" nach chinesischem Vorbild gegeben sind.
In China waren zwischen 1953 und 1957 zunächst landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften gegründet worden, die dann 1958 durch Vereinheitlichung von Landwirtschaft, Industrie und Handel, von politischen, militärischen, wirtschaftlichen, finanziellen und kulturellen Kompetenzbündeln, durch Kollektivierung ferner des dörflichen Lebens und schließlich durch Umgestaltung des Verteilungssystems zu Volkskommunen ausgebaut wurden, wobei man oft mehrere Dutzend Genossenschaften in einer Kommune vereinigte. Die „Vereinheitlichung des Willens" ist im Demokratischen Kambodscha — zumindest nach Darstellung der Propaganda — schon weit vorangetrieben worden: Landwirtschaft, Handel, Transport, Milizangelegenheiten, Gesundheit und Kulturelles gehören heute bereits zum kambodschanischen Genossenschaftsalltag. Allerdings sind die Produktionsmittel, die eine großflächige Bewirtschaftung überhaupt erst möglich machen, wie Traktoren, moderne Maschinen und Instandsetzungsbetriebe, noch viel zu rückständig, um mit dem chinesischen Vorbild Schritt halten zu können. In den übrigen Bereichen aber, etwa der Kollektivierung des Lebens und Verteilung eher nach politischen als nach Leistungsgesichtspunkten, kommen die kambodschanischen Genossenschaften der Volkskommune schon wieder näher. Solange allerdings nicht nachgeprüft werden kann, inwieweit die Praxis der nach außen verkündeten Theorie entspricht, wird man mit Vergleichen solcher Art vorsichtig sein müssen.
Auch den Plantagen ist auf inzwischen die normale Arbeit wieder aufgenommen worden. Die wichtigsten Kautschukpflanzungen liegen im Osten, Norden und Nordosten des Landes. Nach dem 17. April 1975 mußten zunächst zahlreiche Kriegsschäden beseitigt werden, normale unsere Brüder ehe die Arbeit „durch und Schwestern, die nunmehr Herren der Plantagen geworden sind... und die sich nach Gruppen, Mannschaften und Sektionen gliedern", wiederaufgenommen werden konnte
Die Pflanzungen sollen, ähnlich wie die Produktionsgenossenschaften, einen weiteren Aufgabenbereich abdecken und sich dadurch dem Kommunemodell anpassen. In einer Plantage beispielsweise besetzten die Arbeiter eine Schmiede und fertigten dort die von ihnen bei der täglichen Arbeit benötigten Werkzeuge selbst an. Sie haben auch Experimentierstationen aufgezogen, um bessere Pflanzensorten und Schädlingsbekämpfungsmittel zu gewinnen. Auch für eine Milizorganisation und für einen bescheidenen Gesundheitsdienst ist gesorgt.
Kambodscha ist ein Land der Bauern; die Zahl der Arbeiter fällt kaum ins Gewicht. Nach Angabe von Radio Phnom Penh existieren im ganzen Land „über 70 kleine und mittlere Industrieanlagen, von denen 50 auf Phnom Penh konzentriert sind". In der Hauptstadt befinden sich u. a. 13 staatseigene Textilfabriken, die zusammen lediglich 2 700 Arbeiter beschäftigen. In anderen Fabriken werden Tücher, Moskitonetze, Fischernetze usw. hergestellt. In der Aufzählung kommt ferner eine Spinnerei, ein Bekleidungswerk und eine Gummifabrik vor, in der insgesamt 200 Arbeiter beschäftigt sind. 500 Arbeiter gehören zu einer Autoreifenfabrik, 140 zu einer Fahrradreifenfabrik. In zwei Trockenzellenbatteriefabriken sind 350 Arbeiter beschäftigt. Außerdem werden noch Herstellungsstätten für Farben, Glas, Papier, Milchprodukte, Sojasoße sowie für die Nahrungsmittelverarbeitung erwähnt. Die Arbeiterschaft Phnom Penhs wird auf insgesamt 10 000 Personen beziffert. Da es sich bei den genannten Betrieben nicht um Neugründungen, sondern um übernommene Anlagen handelt, muß man die Beschäftigten-zahl noch zur Gesamtbevölkerungszahl Phnom Penhs, wie sie bis zur Evakuierung vom April 1975 bestanden hat, in Relation setzen. Die mit Abstand wichtigste Industriestadt des Landes, in der sich über zwei Drittel der kambodschanischen Industrie konzentrierten, hatte demnach nur eine Arbeiterschaft von 0, 4 Prozent (2, 5 Mio.: 10 000!) aufzuweisen. Dieser ungemein niedrige Anteil der Industriearbeiterschaft an der Gesamtbevölkerung macht übrigens auch deutlich, warum Kambodscha — soweit von Industrie die Rede ist — nicht jenes Gefälle aufweist, wie es die chinesischen Kommunisten im Jahre 1949 zwischen den hochentwickelten Küstenstädten und dem rückständigen Hinterland vor-fanden. Wenn in Kambodscha gleichwohl ein Stadt-Land-Problem besteht, so ergibt sich dieses aus der tiefen Kluft zwischen tertiären Berufen und der Landwirtschaft (erinnert sei hier an die Ausführungen in Khieu Samphans Dissertation).
Fabrikbetriebe können heute entweder im Staatseigentum oder im Genossenschaftseigentum stehen. Unter die letztere Kategorie fallen allerdings nur Klein-und Kleinstbetriebe, wie sie sich in der jungen Entstehungsgeschichte der Genossenschaften haben entfalten können. Alle größeren Betriebe sind Staatseigentum und werden von staatlichen Kadern geleitet. Ob in den einzelnen Betrieben Rotationssysteme bestehen, durch die einerseits leitende Kader für längere Zeit „hinunter an die Arbeitsbank" und andererseits Arbeiter „hinauf in die Büros" versetzt werden, läßt sich den bekanntgewordenen Informationen nicht entnehmen.
Offiziell werden — wie bei den Wahlen vom März 1976 — zehn Arbeiter-Gruppierungen unterschieden, nämlich „Phnom-Penh-Fabrikarbeiter", Eisenbahnarbeiter, Uberland-und Wassertransportarbeiter, Dockarbeiter, Arbeiter in Provinzfabriken, Gummiplantagenarbeiter, Bergwerksarbeiter, Salzbergwerksarbeiter, Fischereiarbeiter und Arbeiter im Energiebereich
Im Geist der Selbsthilfe ist in den Dörfern seit der „Befreiung" eine Art Kleinindustrie entstanden, die vor allem den lokalen Bedürfnissen entsprechen soll und die „auf eigenen Beinen" zu stehen hat. Als hochwillkommene Materialquelle dienen nicht zuletzt die Metallhalden, die der Zerstörungskrieg rings um Phnom Penh aufgetürmt hat. Aus Schwertern entstehen hier Pflugscharen! 2. Produktionsschlachten und Kampagnen-wesen
Die vier wichtigsten Ziele, denen sich das neue Regime nach dem Endsieg vom April 1975 widmete, waren erstens die umgehende Nahrungsbeschaffung für die erst zuletzt „befreiten"
31/2 Mio. Menschen in Phnom Penh und in den Provinzhauptstädten, zweitens die Bekämpfung von „Subversion und Sabotage", wie sie von „CIA-Spionen" betrieben worden sei, drittens die reibungslose Wiederaufnahme der Landwirtschaftsproduktion und viertens die Beseitigung der unmittelbaren Kriegsfolgen
Neben diesen kurzfristigen Zielsetzungen galt es, eine Bewegung zur „Verteidigung und zum Aufbau des Landes” sowie zur „Erhöhung der Produktion" anzukurbeln. Drei Programmpunkte wurden der Bevölkerung durch pausenlose Wiederholung eingehämmert. Sie lauten: Autarkie, „Krieg gegen die Natur" und Produktionserhöhung. Diese Dreierformel könnte man als eine Art Magna Charta der neuen kambodschanischen Wirtschaftspolitik bezeichnen.
Autarkie heißt im Verständnis der Regierungspropaganda nicht nur grundsätzlicher Verzicht auf Entwicklungshilfe gegenüber dem Ausland, sondern auch prinzipielle Eigenständigkeit der einzelnen Wirtschaftszellen im eigenen Land. Der bewußte Einsatz des ökonomischen Dualismus, wie er in China betrieben wird (gleichzeitige Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft, von Schwerindustrie und Leichtindustrie etc.), wird mit dieser Konsequenz von Kambodscha nicht befolgt. Auch findet man, anders als in China, auch der Verteidigung dienen soll.
Das Autarkiepostulat wird durch immer neue Sparsamkeitsaufrufe flankiert. Eine charakteristische Parole vom April 1976 lautet etwa: „Arbeite hart und versuche, bei einem Minimum an Investitionen ein Maximum an Ergebnissen zu erzielen."
Der Aufruf zum „Krieg gegen die Natur“ soll vor allem der Infrastruktur — und damit letztlich auch der sozialen Umwandlung — zugute kommen. „Unser Volk arbeitet im Kollektiv und freut sich über das kollektive Eigentum an Reisfeldern und Obstgärten. Es kämpft darum, die alten Feldanlagen niederzureißen und sie durch neue, hohe und gerade ausgerichtete Feldstrukturen zu ersetzen, die sich wie ein riesiges Schachbrettmuster durch das ganze Land ziehen." Auf solchen Feldern soll künftig nur noch eine kollektive Bewirtschaftung möglich sein.
Im Hinblick auf die dritte Parole scheint die neue Führung von einem Produktionsfetischismus befallen zu sein. „Reis, Reis und nochmals Reis" lauten die Aufrufe. Angesichts einer solchen Forderung ist die Wirtschaft nicht zu vorsichtigem Tasten und Experimentieren aufgerufen, sondern zu großen Sprüngen. Die gleichsam institutionalisierte Ungeduld hat vor allem auf den Infrastruktur-bau übergegriffen. Alleine in der Zeit zwischen dem 18. März 1970 (Staatsstreich Lon Nols) und dem 17. April 1975 (Eroberung Phnom Penhs), also in nur fünf Jahren, sollen in den „befreiten Gebieten" Erfolge errungen worden sein, die alle Ergebnisse der letzten 500 Jahre bei weitem übertreffen. Dieses einmal eingeschlagene Tempo sei auch nach dem 17. April beibehalten worden. In nur einem einzigen Jahr habe das kambodschanische Volk die Arbeit von zehn Jahren verrichtet
Erstaunlicherweise spielen „politische“ Gesichtspunkte bei all diesen Aufrufen nur eine untergeordnete Rolle. Dies wird besonders deutlich, wenn man die kambodschanische Redeweise mit der chinesischen vergleicht. Auch politische Studienkurse werden kaum erwähnt. Die ideologische Erneuerung wird offenbar durch den körperlichen Einsatz bei der Arbeit erwartet. 3. Das Organisationswesen im Demokratischen Kambodscha Die „Revolutionäre Organisation" (Angkar) — eine leninistische KP? Auch zwei Jahre nach dem Sieg in Kambodscha hat die alles beherrschende „Revolutionäre Organisation" (Angkar) den Schleier des Geheimnisses, der seit Jahren über ihr liegt, noch nicht gelüftet. Die Partei ist offensichtlich nach leninistischem Muster aufgebaut; die Verflechtung mit den Staatsorganen, wie sie zumindest beim Ministerpräsidenten und seinen drei Stellvertretern gegeben ist, ferner die Monopolisierung der Richtlinienkompetenz und die Durchdringung aller Grundorganisationen mit Angkar-Zellen legen diesen Schluß nahe. Auch der „demokratische Zentralismus" (mit Betonung auf Zentralismus) und die Kollektivführung scheinen von der Angkar übernommen worden zu sein. übrigens war seinerzeit auch die chinesische KP bis 1949 in ihren Strukturen und Besetzungen so geheim geblieben, daß ihre führenden Repräsentanten, wie Mao Tse-tung und Chu Teh, manchmal für eine einzige Person („Mao-Chu") gehalten (und mehrere Male sogar für tot erklärt) wurden. Angesichts der Verschwommenheit der Persönlichkeitsprofile haben westliche Beobachter zu gewissen Klischees gegriffen: Khieu Samphan gilt z. B. als „Nationalkommunist", Verteidigungsminister Son Sen als „prosowjetischer Altkommunist”, Pol Pot als „Vietminh-Veteran“ etc.
Es ist eins der großen Rätsel, warum die Angkar, ohne deren Willen sich im Kambodscha von heute kein Rad dreht, ihre Identität noch immer nicht preisgegeben hat. Der Autor möchte hier die These aufstellen, daß die Angkar keine einheitliche Organisation, sondern eher so etwas wie ein Dachverband ist, in dem mehrere rivalisierende Gruppen um die Macht kämpfen. Am Anfang der Khmer„Befreiungs" -Geschichte standen ja mehrere sozialrevolutionäre Organisationen, wie die 1951 gegründete „Revolutionspartei des Volkes von Kambodscha" und vor allem die 1955 etablierte „Volkspartei" (Pracheachon), die, wie der amerikanische Reiseschriftsteller und Kommunist Burchett betont, Mitte der sechziger Jahre als eigentliche KP Kambodschas gelten konnte Die Pracheachon, die von Anfang an unter dem Einfluß Hanois stand, darf auch im Jahre 1977 noch als ein Sammelbecken der „Vietminh-Veteranen" gelten. Möglicherweise haben Khieu Samphan und die anderen Intellektuellen, die mit ihm 1967 in den Widerstand gingen, sich der provietnamesischen Pracheachon nicht unterordnen wollen und statt dessen voll von glühendem Patriotismus eine eigene — „kambodschanische" — Organisation aufgezogen.
diese Träfe Annahme zu, so wäre es nach dem Sieg im April 1975 unter dem gemeinsamen Dachverband der „Revolutionären Organisation" zu einem noch immer unentschiedenen Tauziehen zwischen Pracheachon und der nennen — wir sie — „Neo-KP" gekommen. Die Angkar verfügt über ein Zentralkomitee, das aus rund 20 Mitgliedern besteht, allen voran das Quartett Khieu Samphan, leng Sary, Saloth Sar und Son Sen Die Mitglieder der Neo-KP haben vielfach Ausländserfahrungen und können z. T. als „Heimkehrer" aus dem Westen bezeichnet werden; zu den „bodenständigen* Pracheachon-Anhängern mit ihrer in die fünfziger Jahre zurückreichenden Tradition stehen sie vermutlich in einem ähnlich kritischen Verhältnis, wie seinerzeit die 28 chinesischen Moskau-Heimkehrer zu den „autochthonen Kommunisten“ um Mao Tsetung standen. In China kam es bekanntlich Anfang der dreißiger Jahre zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Gruppen und schließlich zur Ausschaltung der „heimgekehrten Wang Ming-Clique". Sollte sich ein ähnlicher Vorgang in Kambodscha wiederholen? Der Aufstieg Pol Pots im Jahre 1976 würde gut in das Bild einer solchen Auseinandersetzung passen. Im April 1976 wurde Pol Pot zum Ministerpräsidenten gewählt; er bekleidet vielleicht sogar das Amt des Angkar-Vorsitzenden. In seinen ersten Reden stellte er die Lage in Kambodscha überraschend ungeschminkt dar: Das riesige Deich-und Kanalsystem, das die Bewässerung für 11/2 Millionen ha liefern soll, sei erst zu 30 Prozent fertig — es fehle an Maschinen. Man habe noch keine „nennenswerten Ergebnisse erzielen können, außer der wirklich gelungenen revolutionären Massenbewegung"
Staatliche Zentralorgane Schon während des Bürgerkriegs, und zwar im Jahre 1973, fand — unter dem Hagel amerikanischer Bombardements — der Erste Nationale Kongreß statt, bei dem die Fundamente für die am 3. Januar 1976 verkündete Verfassung gelegt wurden
Nach Erlaß der Verfassung kam es am 20. März 1976 zu „allgemeinen demokratischen Wahlen", aus denen die „Vertreterversammlung des kambodschanischen Volkes" hervorging. Die neue Versammlung sorgte für die Auflösung der alten GRUNK und besetzte die drei durch die Verfassung neugeschaffenen Staatsorgane: das Staatspräsidium (Vorsitzender wurde Khieu Samphan), die Regierung mit ihren drei Stellvertretern und ihren acht Ministern (Äußeres, Wirtschaft, Nationale Verteidigung, Propaganda und Information, Gesundheitswesen, Soziales, öffentliche Arbeiten und Kultur/Erziehung) sowie ein „Gerichtskomitee" Alle wichtigen Schaltstellen wurden mit Angkar-Leuten besetzt.
Lokale Organisationen Unterhalb der Zentralregierung hat sich inzwischen eine vierstufige Verwaltungsorganisation herausgebildet, die von den „Regio-nen" über die „Sektoren" und die „Distrikte" bis hinunter in die Dörfer verläuft.
Das ganze Land ist in fünf „Regionen" gegliedert (Osten, Südwesten, Nordwesten, Norden und Westen), die ihrersets in drei bis neun „Sektoren" unterteilt sind. Die den Sektoren unterstehenden „Distrikte" bestehen aus mehreren Dörfern. Die Dörfer (thum), die nach Gruppen von je zehn Familien (krom) strukturiert sind, spielen als Kristallisationspunkte der Vergenossenschaftlichung und der Solidaritätsgruppenbildung eine hervorragende Rolle. Auf der Ebene der Dörfer — und manchmal auch der Distrikte — stehen die sog. „Einsatzplätze", die entweder von Armeesoldaten, landverschickten Städtern oder aber von den Bewohnern der nahegelegenen Dörfer bewirtschaftet werden.
Die Regionen und Sektoren besaßen zumindest bis Mitte 1976 ein erhebliches Eigengewicht. Die Aufsplitterung in viele „kleine Königreiche", die den örtlichen Kommandanturen weitestgehende Zuständigkeiten — aber auch Möglichkeiten des Machtmißbrauchs — gab, mag die Übergriffe erklären, die sich innerhalb des ersten Jahres nach der Eroberung Phnom Penhs ereigneten. Erst im Gefolge der 3. Nationalen Vertreterversammlung vom April 1976 begann eine Politik der Zentralisierung, die allerdings noch lange nicht abgeschlossen zu sein scheint.
Massenorganisationen Die Gewerkschaften sind nicht etwa nach Einzelbetrieben („Betriebsgewerkschaften"), sondern landesweit nach Tätigkeitsbereichen („Berufsgewerkschaften") ausgerichtet: Es gibt beispielsweise Gewerkschaften der Nahrungsmittelbetriebe, Gewerkschaften der Transportkorps, Dockarbeitergewerkschaften und Gewerkschaften für öffentliche Arbeiten
Hohes Ansehen genießt die am 5. Februar 1961 gegründete Kambodschanische Jugendorganisation; ihre Mitglieder hatten sich während der Sihanouk-Zeit, d. h. vor allem in den Jahren zwischen 1961 und 1967, als Agitatoren und Flugblattverteiler in den Städten verdient gemacht. Während des Kriegs gegen die Lon-Nol-Truppen kämpfte die Organisation als paramilitärischer Verband. Wegen ihres politischen Kredits sind ihre Mitglieder auch heute noch bewaffnet und üben sowohl Sicherheitsais auch Stoßbrigadenfunktionen aus; sie gelten als „Kern der revolutionären Kräfte“
Die „Revolutionären Streitkräfte’ Die Streitkräfte der Khmer Rouge sind seit 1970 gleichsam im Schneeballsystem angewachsen. Hatte man zur Zeit des Sturzes von Sihanouk am 18. März 1970 nur etwa 3 000 organisierte Guerillas im Land vermutet, die in Gruppen von 50— 90 Mann operierten, so war ihre Zahl bis Ende 1972 bereits auf 50 000 angestiegen Zur Zeit der Eroberung Phnom Penhs im April 1975 zählte die „Befreiungsarmee" rund 80 000 Mann, die in 4 Divisionen und 3 unabhängige Regimenter gegliedert war; die Ausrüstung bestand aus sowjetischen, chinesischen und amerikanischen Waffen Bei der Einnahme Phnom Penhs fiel der „Befreiungsarmee" ein wohlsortiertes Arsenal von Waffen und Munition in die Hände u. a. sogar Panzerwagen, Flugzeuge und Helikopter, so daß sich die Ausrüstungsqualität schlagartig verbesserte.
Hauptaufgaben der Streitkräfte sind die Verteidigung sowie die Hilfe beim Aufbau des Landes Die Soldaten helfen, wie es heißt, beim Bau von Bewässerungsanlagen, bei der Reparatur von Brücken und von Straßen sowie von Eisenbahnen mit; sie standen mit an vorderster Front, als es galt, das von zahlreichen versenkten Schiffen versperrte Strom-bett des Mekong zu räumen; sie verwandelten „Minenfelder in Reisfelder" und leisteten nicht zuletzt bei der Übernahme von Administrativfunktionen unschätzbare Hilfe Zwar lassen sich in den Meldungen von Radio Phnom Penh keine „chinesischen" Formulierungen finden, wie die Parole, daß die Armee eine „Kampf-, Produktiv-und Massenerziehungs-Kraft" sei, jedoch die tägliche Praxis läuft auf eine solche Aufgabenkumulierung hinaus. Seit April 1975” ist die Armee sogar hauptsächlich mit der „Massenarbeit" beschäftigt, d. h. ihre Einheiten überwachen den Arbeitseinsatz in den Dörfern.
Auch bei der politischen Willensbildung kommt der Armee ein überproportionales Gewicht zu. Obwohl Arbeiter und Bauern nach offizieller Schätzung nicht weniger als 95 Prozent der Bevölkerung ausmachen, erhielten sie nicht etwa 95 Prozent der Sitze in der Volksvertreterversammlung. Vielmehr wurden 20 Prozent der Sitze —gewissermaßen als Vorschuß — bereits der Armee zugegestanden. Kambodschanische Sonderentwicklungen: die „Arbeitseinsatzplätze" und die „Solidaritätsgruppen“
Terrassierungs-und Bewässerungsnetzwerke werden im allgemeinen von größeren Arbeitseinheiten mit 2 000— 3 000 Mann erledigt, die bestimmten „Einsatzplätzen" zugewiesen werden. Organisiert sind diese Gruppen „nach dem Modell der Revolutionären Armee". Das Gesamtkommando für die einzelnen Gliederungen steht unter einem „gemeinsamen verantwortlichen Komitee", dem wiederum besondere Ausschüsse unterstellt sind, die sich um die „geistigen, politischen, organisatorischen und tagtäglichen Sorgen kümmern" Offensichtlich handelt es sich hier um eine Art von Politkommissariaten.
Kollektivierung, Militarisierung und Unitarisierung — in China im Zusammenhang mit den Volkskommunen immer wieder als vor-bildhaft hervorgehoben —, sind an den kambodschanischen „Einsatzplätzen" bereits heute ungleich stärker ausgeprägt als in China. Mitglieder der Einsatzgruppen sind zumeist ehemalige Einwohner Phnom Penhs und demobilisierte Soldaten der alten Lon-Nol-Armee sowie Jugendliche aus den Provinzstädten. Manchmal werden solche Einsatzplätze auch mit Bauern aus der näheren Umgebung „aufgefüllt", soweit sie nicht in ihren Genossenschaften benötigt werden Einsatzplätze werden aber auch ausschließlich von Soldaten bewirtschaftet
Uber die Lebensbedingungen auf den „Arbeitseinsatzplätzen" berichtet Radio Phnom Penh: „Heutzutage befinden sich die Arbeitseinsatzplätze über das ganze Land verstreut. In sämtlichen Regionen, Sektoren und Distrikten breitet sich die Bewegung zum Bau von Deichen, Kanalisationsanlagen und Dämmen in einer Atmosphäre der Freude und Begeisterung aus. Nur die älteren Leute und die . Schwestern'mit Kleinkindern bleiben zu Hause. Ansonsten nimmt jeder Arbeitsfähige teil an der Bewegung zum Bau der Bewässerungsanlagen .. .“
Die „Solidaritätsgruppen" gelten als Schlüssel zur Lösung aller Probleme. Schon während des Bürgerkriegs waren sie eine Art Kindermädchen für die Front. Nach dem Sieg scheint ihr Aufgabenbereich noch erweitert worden zu sein, wie folgender Zuständigkeitskatalog zeigt „Die bedeutsamste Aufgabe der Solidaritätsgruppen zur Produktionserhöhung besteht heutzutage darin, Kräfte zu mobilisieren und sie in die Produktion einzuschleusen. Sie fassen die Arbeitskräfte zusammen und weisen ihnen, je nach ihren Fähigkeiten, einen Arbeitsplatz zu. Sie mobilisieren Arbeitskräfte für den Bau von Dämmen, für das Graben von Kanälen, für das Ausheben von Weihern und von Wasserreservoiren. Sie mobilisieren Arbeitskräfte zum Pflügen, Eggen, Säen, Umpflanzen, Ernten und Dreschen des Reises und entsenden Arbeitskräfte zur Ausbesserung von Dämmen und Kanälen, zum Bau neuer Bewässerungsanlagen, zur Neubestellung alter Reisfelder und zur Gewinnung neuen Reislandes. Die Solidaritätsgruppen wachen über Versammlungen, bei denen Erfahrungen ausgetauscht werden, wie z. B. über Bewässerungs-, Düngungs-und Insektenbekämpfungsfragen. In Wahrnehmung ihrer Mobilisierungsaufgaben führen sie das Volk auf demokratische Weise. Neben den Aufgaben der politischen und produktiven Erfassung von Arbeitskräften sorgen sie auch für die Sicherheit in ihren Zuständigkeitsbe-'reichen. Sämtliche Mitglieder der Solidaritätsgruppen zeichnen sich durch Feuer, Kampfbereitschaft und revolutionäre Wachsamkeit aus ... Sie machen sich auch auf dem Gebiet der sozialen Wohlfahrt nützlich, indem sie Ärzte und Krankenschwestern ausbilden und indem sie die Leute zu körperlicher Hygiene, anhalten. Gleichzeitig geben sie Anweisungen zu einem moralischen und ehrlichen Leben. Vor allem unsere Brüder, die gerade die Städte verlassen haben und zu ihren Geburtsplätzen auf dem Lande zurückgekehrt sind, fühlen sich durch die umfassende Unterstützung von seifen der Solidaritätsgruppen ermutigt."
Die Solidaritätsgruppen wirken als die Stoßtrupps des Angkar. Sie sind Aktivisten, • Agitatoren, Propagandisten und Politkommissare in einem und erfüllen im kambodschanischen Umfeld eine ähnliche Rolle wie die Kernmilizen in der VR China. 4. Die Ideologie der kambodschanischen Revolution
Auf den ersten Blick zeigt die Gesellschaft des Demokratischen Kambodscha echt marxistische Züge: die „Ausbeuterklassen" wurden beseitigt, das Eigentum verstaatlicht oder kollektiviert und das Volk — unter Führung der leninistisch organisierten Angkar — mobilisiert.
Auch einige sino-marxistiche Tupfer sind vorhanden, so das Prinzip der wirtschaftlichen Autarkie, das egalitäre Entlohnungsprinzip, die Politik der Großen Sprünge und der auf Maximierung aller verfügbaren Kräfte ausgerichteten Generallinie.
Demnach wäre das Demokratische Kambodscha ein typisch marxistisch-leninistisch geprägtes Staatswesen mit „maoistischen" Einschlägen? Eine nähere Untersuchung zeigt jedoch, daß eine Bejahung dieser Frage voreilig wäre. Schon im Text der neuen Verfassung vermißt man die in den Grundgesetzen anderer sozialistischer Staaten gepflegte verbale Standardausrüstung. Von der Schaffung einer Gesellschaft ist nicht Rede. klassenlosen die Die Massenpartizipation nur an Eigentum und Besitz, sondern auch an den einzelnen Entscheidungsvorgängen wird höchstens indirekt angesprochen; auch zwischen Kollektiveigentum und Volkseigentum wird nicht unterschieden. Nicht einmal die KP als „Vorhut des Proletariats" findet mit einem Wort Erwähnung. Warum die ostentative Ersetzung des Begriffs „KP" durch „Revolutionäre Orga-, nisation"?
Es fehlen Hinweise auf typische Führungsprinzipien wie auf den sonst gängigen „demokratischen Zentralismus", auf die „Diktatur des Proletariats" oder auf die „Massenlinie“. Ebenso wird man vergeblich nach einer Charakterisierung des gegenwärtigen Stadiums der kambodschanischen Revolution suchen: Ist es eine „neudemokratische" Revolution im Sinne etwa Mao Tse-tungs oder bereits eine sozialistische Revolution?
Denselben unmarxistischen Charakter zeigt die kambodschanische Außenpolitik: Auch dort ist beispielsweise vom „proletarischen Internationalismus" nicht die Rede, wie er einem sozialistischen Staatswesen im Verhältnis zu einem anderen sozialistischen Staat doch eigentlich teuer sein müßte.
Vorerst gibt es — außer in der offiziellen Propaganda — keine Hinweise darauf, daß die großen Kollektivunternehmungen wirklich „von unten her" getragen werden. Es kann aber andererseits wohl kein Zweifel daran bestehen, daß die Führung letztlich auf eine „Fundamental-Demokratisierung" hinaus will. Möglicherweise denken die Führer der Angkar in diesem Punkt genau wie Sihanouk, der die bäuerlichen Traditionen der gegenseitigen Hilfe und Zusammenarbeit — neben dem Buddhismus und der Monarchie allerdings — für die tragfähigste Basis gehalten hatte. Schon der Prinz hatte betont, daß „die ländliche Gesellschaft die gesündeste Grundlage unseres Volkes abgibt. Sie ist die egalitärste und demokratischste Gesellschaft, die sich denken läßt“ Wer häufig in Kambodscha und insbesonders in kambodschanischen Dörfern war, wird einem solchen Urteil spontan zustimmen. Wohl nirgendwo in Asien läßt sich ein sanfteres, uneigennützigeres, gast-freundlicheres und egalitäreres Volk finden als in Kambodscha. Gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit — und somit auch „Demokratie von unten“ — war nur von den Dörfern, nicht aber von den Städten zu erwarten. Die kambodschanischen Revolutionäre hatten deshalb nicht nur aus der Not eine Tugend gemacht, wenn sie sich von vornherein auf die Bauern stützten, sondern sie taten das einzig Richtige, wenn ihnen die „Demokratisierung” ein wirklich echtes Anliegen war.
Angesichts dieser Haltung mag es auf den ersten Blick etwas paradox erscheinen, wenn die neuen Herren in der Propaganda so großen Wert auf die „Angkor-Tradition" legen.
Allerdings scheint man hierbei weniger den Theokratismus dieser Zeit im Auge zu haben, sondern einen Abglanz der kulturellen Blüte des alten Kambodscha für die neue Nation erhaschen zu wollen.
Wie nun soll man dieses eigenartige Gemisch von spontan sozialistischen, terminologisch unmarxistischen und nationalen Elementen bezeichnen? Der Ausdruck „Khmer-Sozialismus", der vielleicht hilfreich sein könnte, muß hier vermieden werden, weil er bereits von Sihanouk geprägt und mit bestimmten Bedeutungsinhalten „besetzt" wurde.
Selbstverständlich sind auch die blumenreichen Bezeichnungen westlicher Berichterstatter wie „jakobinische Bauernrevolution der Khmer Rouge" oder „Steinzeit-Sozialismus der Khmer Rouge" wenig hilfreich.
Der Autor schlägt den Terminus „Khmer-Populismus" vor. Er versteht den „Populismus"
als eine spezifische Form des Verhältnisses zwischen Führung und Massen, bei der weniger Disziplin und Autorität der Partei „von oben her" als vielmehr die — zumindest angestrebte — Massen-Selbsterziehung im Vordergrund stehen soll. Historisch kommt der Populismus aus dem Milieu von Agrargesellschaften. Er geht von den „Vorzügen der Rückständigkeit" aus (man denke etwa an Maos Wort, daß das chinesische Volk ein weißes Blatt Papier sei, auf dem sich die schönsten Schriftzeichen schreiben ließen).
Für den Populisten sind Staat und Bürokratie inhärent böse. Seine Einstellung ist antiurban und er zeigt eine ausgeprägte Abneigung gegen warenerzeugende „Arbeitsteilung" und Spezialisierung, die letztlich doch nur auf die eine oder andere Form der Technokratie hinausliefen. Der Populist zeigt eine fast romantische und emotionale Einstellung gegenüber dem einfachen Leben der Bauern und erwartet von dorther die Heilung der — unter dem Einfluß des Westens korrumpierten — städtischen Gesellschaft. Die Stadt gilt als Brutstätte neuer, den Volksmassen entfremdeter Elemente und als Quelle der Korruption.
Diese populistische Haltung widerspricht im Grunde dem Leninismus, der weniger auf die „schöpferische Spontaneität der Massen“ als vielmehr auf die „ultrazentralistische Schuriegelung der Massen" — wie Rosa Luxemburg es ausdrückt — vertraut. Auf einen echten Leninisten muß das Postulat von den „Vorzügen der Rückständigkeit" mindestens ebenso befremdend wirken wie das antistädtische, antitechnische und antiintellektuelle Vorurteil der Populisten.
Obwohl man zugeben muß, daß die seit dem Sieg im April 1975 vollbrachte wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufbauleistung gewiß nicht von den „Volksmassen selbst“ ausgeht, sondern von „oben herab" anbefohlen wurde, liegen doch zahlreiche Anzeichen dafür vor, daß der „kambodschanische Weg“ auf einen Sozialismus hinausläuft, der weniger marxistisch-leninistisch als vielmehr populistisch inspiriert ist. 5. Die Außenpolitik des Demokratischen Kambodscha Die Geschichte des Khmer-Reiches ist die Geschichte einer ständigen Schrumpfung, die bereits mit dem Ende der Blütezeit des Angkor-Reichs (10. — 12. Jhdt.) begann. In der Mitte des 19. Jahrhunderts schien das einst so mächtige Kambodscha nur noch die Wahl zu haben, sich entweder von Siam oder aber von Annam, einem der Vorgängerstaaten Vietnams, annektieren zu lassen. Die französische Intervention von 1863 enthob Kambodscha dieser Entscheidung. Das Land stand von da an bis 1941 unter französischer Kolonialherrschaft, wurde in den Jahren zwischen 1941 und 1945 von den Japanern, nach Kriegsende, im September 1945, von britischen Truppen besetzt und geriet dann erneut unter französische Kontrolle, von der es sich erst durch den gemeinsam mit den Vietnamesen und Laoten geführten Indochinakrieg losreißen konnte. Allerdings begann — aus kambodschanischer Sicht — bereits 1955 die „Aggression" einer neuen Macht, der USA, die das Land durch Zwischenschaltung der SEATO und mit Hilfe ihrer „Lakaien", vor allem der „Lon-NolClique“, zu entmündigen versuchte. Der in der Nixon-Doktrin von 1969 angestrebte Plan einer „Kambodschanisierung des Krieges", in dessen Verlauf „Kambodschaner gegen Kambodschaner" eingesetzt wurden, habe erst in einem blutigen fünfjährigen Krieg „zur Befreiung des Landes" vereitelt werden können
Seit 1955 hatte Kambodscha theoretisch drei Möglichkeiten, sein Hauptanliegen — die Wahrung der nationalen Souveränität — zu verteidigen:
— enge Zusammenarbeit mit Thailand und Südvietnam sowie deren Schutzmacht USA — Anlehnung an Hanoi, die VR China sowie an den Pathet Lao und — Neutralität.
Während Sihanouk im Laufe der Jahre mit allen drei Optionen spielte, ohne sich definitiv festzulegen, hatte Lon Nol sich ganz auf die erste Alternative versteift. Das Demokratische Kambodscha scheint demgegenüber fest entschlossen, den dritten Weg zu gehen und auf die „Blockfreiheit" zu pochen. Vor allem legt man Wert darauf, bei allen Großversammlungen der Dritten Welt präsent zu sein. Kambodscha beteiligte sich bereits an der Konferenz der Blockfreien in Lima (Juli 1975), es war anwesend bei der VII. UN-Versammlung im September desselben Jahres und nahm im August 1976 an der Blockfreien-Konferenz in Colombo teil. Besonders tritt die enge, fast herzliche Kooperation mit Jugoslawien hervor
Vom Geist der „Blockfreiheit" erfüllt, möchte Kambodscha insbesondere keinem südostasiatischen Regionalbündnis, also weder der ASE-AN noch einer in Zukunft möglicherweise entstehenden Indochina-Republik, betreten Besonders heikel für Phnom Penh sind seine Beziehungen gegenüber den beiden „Erbfeinden" Thailand und Vietnam.
Thailands Interessen in Kambodscha lassen sich in zwei Punkte darstellen: Zum einen geht es um die nationale Sicherheit, die aus der Sicht Bangkoks vor allem durch die revolutionären Umwälzungen in Kambodscha und durch die von dort ausgehende •— angebliche — Infiltration gefährdet scheint; zum andern stehen gewisse territoriale Ansprüche zur Debatte, die immer noch nicht endgültig zwi-sehen den Nachbarn geklärt sind Der eingangs erwähnte blutige Zwischenfall vom 28. Januar 1977 war eine weitere Manifestation jenes unseligen Grenzkonflikt-Erbes, das beide Staaten aus der Geschichte übernommen haben.
Vietnam andererseits ist den Kambodschanern suspekt, weil man von dort den Impuls zur „Vietnamisierung" des eigenen Landes befürchtet. Heißester Konfliktstoff innerhalb der Angkar ist denn auch nicht etwa die Strategie des inneren Aufbaus, sondern das Verhältnis zum mächtigen Nachbarn Vietnam.
Gerade wegen solcher Annexionsängste nähert sich Kambodscha immer wieder den Chinesen an, von denen es glaubt, daß sie an einem unabhängigen Khmer-Staat interessiert seien. Niemand hat dies treffender zum Ausdruck gebracht als Sihanouk: „Kambodscha ist nicht dazu verurteilt, Hanoi in den Rachen zu fallen. Sicher, wir sind wie Kätzchen angesichts des vietnamesischen Löwen . . . Aber die Kleinen haben große Freunde . .. Das trifft für uns im Hinblick auf die Chinesen zu ... Uber das Haupt des vietnamesischen Löwen hinweg wird das kambodschanische Kätzchen den Blick auf den chinesischen Drachen richten!"
Sihanouk Peking hatte in die erste Führungskraft seines Landes für die Zeit nach dem Siege gesehen. Obwohl die chinesische Führung enttäuscht war, daß ihr „Kandidat" so wenig zum Zuge kam, hat sie ihre Beziehungen zum neuen Kambodscha „konstruktiv" gestaltet. Die Chinesen leisten Entwicklungshilfe, stellen für den des Aufbau Landes, unterhalten seit dem 23. Januar 1976 eine regelmäßige Peking und Flugverbindung zwischen Phnom Penh und haben am 2. Januar 1977 Abkommen über wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit sowie über die Lieferung „ganzer Anlagen" geschlossen
Während sich die kambodschanischen Beziehungen zu Peking nach dem 17. April 1975 organisch weiterentwickelten, blieben die Spannungen zur Sowjetunion bestehen. Moskau hatte es nicht über sich gebracht, die Beziehungen zu Lon Nol abzubrechen — eine Tatsache, die von der chinesischen Propaganda nach allen Regeln der Kunst ausgeschlachtet wurde Sihanouk bezeichnete — ganz im Sinne der Roten Khmer — die Sowjetunion und die osteuropäischen Staaten, die treu an der Seite Moskaus geblieben waren, als „unsere Freunde der 22. Stunde", die nur noch übertroffen würden von Frankreich als dem „Freund der 23. Stunde" und den USA als „Freund der 25. Stunde“.
Solange Moskau das Ziel eines vietnamesisch beherrschten Indochina aufrechterhält, das eo ipso antichinesisch sein müßte, wird Kambodscha, auf dessen Kosten eine Verwirklichung dieser Absicht letztlich ginge, kaum eine pro-sowjetische Haltung einnehmen wollen.
Als Hauptfeind aber gilt in Phnom Penh nach wie vor der „US-Imperialismus", der, obwohl er sich neuerdings ganz aus Indochina — ja sogar aus Thailand — zurückgezogen hat, mit seiner Bombenpolitik, vor allem aber mit seiner Unterstützung des Lon Nol-Regimes noch allzu bedrückend in Erinnerung ist. Der Mayagüez-Zwischenfall von Anfang Mai 1975, in dessen Verlauf das US-Handelsschiff Mayagüez von kambodschanischen Küstenschiffen aufgebracht, dann aber von der US-Flotte wieder zurückerobert wurde, zeigt, daß die Wunden noch offen sind.
Der Durchschnittskambodschaner wird das Eingreifen der USA wohl nie begreifen: Warum mußte ein Land, das — auch psychologisch — so unendlich weit entfernt liegt, Kambodscha und seine Bevölkerung auf so grauenvolle Weise heimsuchen? Hatte etwa vorher eine kambodschanische Flotte Amerika bombardiert? Fragen dieser Art stellen sich für den politisch weitsichtigeren Kambodschaner auf einer etwas höheren Ebene: Wie konnte die amerikanische Führung je einem Trugbild wie der „Domino-Theorie" verfallen? Warum hat Washington Lon Nol unterstützt und ihn einen „Stellvertreterkrieg" gegen die Nord-vietnamesen führen lassen? Die den Pentagon-Papers zu entnehmende amerikanische Doppelantwort, daß es beim Engagement in Indochina sowohl um die amerikanische Glaubwürdigkeit als auch um die Aufrechterhaltung einer regionalen Teilbalance im Interesse des politischen Weltgleichgewichts gegangen sei, wird diesem Fragesteller wohl kaum einleuchten. Es wird daher von der US-Politik kommender Jahre — und nicht von den Kambodschanern — abhängen, wie sich das Verhältnis zwischen dem amerikanischen Riesen und dem südostasiatischen Zwerg weiterentwickelt.
Oskar Weggel, Dr. jur., geb. 1935 in Passau; Studium der Rechtswissenschaften in München (1954— 1958); 1962 Zweites Juristisches Staatsexamen in München; 1963— 1965 Studium des Chinesischen an der Universität Bonn und anschließend’ (1965— 1967) zwei Jahre Sprachausbildung in-Taiwan; seit 1968 China-Referent am Institut für Asienkunde in Hamburg; Reisen in Ost-und Südostasien. Veröffentlichungen u. a.: Die chinesischen Revolutionskomitees, Hamburg 1968; Massenkommunikation in der VR China, Hamburg 1970; Band V der „Verträge der Volksrepublik China mit anderen Staaten“ (Mitübersetzer und Mitherausgeber), Wiesbaden 1971; China und die Staaten Südostasiens, zehnteilige Serie in: CHINA aktuell, Hamburg 1973; Die Alternative China: Politik, Gesellschaft, und Wirtschaft der VR China, Hamburg 1973; Das Außenhandelsrecht der VR China, Baden-Baden 1976; Miliz, Wehrverfassung und Volkskriegsdenken in der VR China, Boppard 1977; in Vorbereitung: Die Außenpolitik der VR China, Stuttgart 1977; regelmäßige Mitarbeit in der vom Institut für Asienkunde Hamburg herausgegebenen Monatszeitschrift „CHINA aktuell“.
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