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Toleranz — Intoleranz Anmerkungen zu Begriff, Bedingungen und Beeinflussung <fussnote> Persönliche Erfahrungen bei Entscheidungsprozessen in meinem Arbeitsbereich an der Hochschule dürften die Behandlung des Themas wesentlich beeinflußt haben. </fussnote> | APuZ 38/1977 | bpb.de

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APuZ 38/1977 Werbung für den Gemeinsinn — Erfahrungen und Probleme Toleranz und Konfliktfähigkeit. Konkurrierende Tugenden in der pluralistischen Demokratie? Toleranz — Intoleranz Anmerkungen zu Begriff, Bedingungen und Beeinflussung Persönliche Erfahrungen bei Entscheidungsprozessen in meinem Arbeitsbereich an der Hochschule dürften die Behandlung des Themas wesentlich beeinflußt haben.

Toleranz — Intoleranz Anmerkungen zu Begriff, Bedingungen und Beeinflussung <fussnote> Persönliche Erfahrungen bei Entscheidungsprozessen in meinem Arbeitsbereich an der Hochschule dürften die Behandlung des Themas wesentlich beeinflußt haben. </fussnote>

Bernd Schäfer

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Zusammenfassung

Toleranz ist in unserer Gesellschaft eir außerordentlich positiv bewerteter Begriff, dessen inhaltliche Bedeutungen vielfältig sind. Nach den vorliegenden Begriffsbestimmungen wird zwar . Erdulden'und . Akzeptieren'als charakteristisch bezeichnet, ein nur . passives Erleiden'allerdings häufig ausgeschlossen; es wird ein aktives, wertbegründetes Engagement vorausgesetzt. In der Regel werden damit auch Grenzen des toleranzspezifischen Akzeptierens festgestellt. Wir haben versucht, Toleranz als einen Begriff zur Beschreibung von Verhalten in sozialen Beziehungen zu kennzeichnen. Danach kann Verhalten in sozialen Situationen unter dem Aspekt von Toleranz/Intoleranz betrachtet werden, wenn eine asymmetrische Verteilung sozialer Macht zwischen den Teilnehmern der sozialen Beziehung gegeben ist: das Verhalten des . mächtigeren'Teilnehmers (eine Person, Partei) ist intolerant, wenn er negative Konsequenzen aus der Beziehung für den anderen Teilnehmer herbeiführt, weil er ihn ablehnt; er ist tolerant, wenn er trotz der Ablehnung des anderen auf die Ausübung schädigender Macht verzichtet, soweit dies Kriterien der Vernunft gemäß ist. Für die Erklärung (in) toleranten Verhaltens wurden einige theoretische Konzeptionen dargestellt, die Bedingungen angeben, unter denen . Andere'abgelehnt oder positiv bewertet, diskriminiert oder bevorzugt werden. Im wesentlichen werden dafür bestimmte Merkmale von Personen (der . Persönlichkeitsstruktur') und/oder Merkmale der sozialen Umgebung in Anspruch genommen. Aussagen dieser bedingungsanalytischen Ansätze werden schließlich herangezogen, um Möglichkeiten für eine Förderung toleranten Verhaltens aufzuzeigen. Dabei haben wir sozialen Normen als einem wesentlichen Einflußfaktor entscheidende Bedeutung auch für Strategien der Einflußnahme beigemessen.

I. Der Begriff der Toleranz

Verzicht auf die Ausübung von Macht Indifferenz Laissez-faire

Der Begriff . Toleranz" wird unter politischen Schlüsselwörtern wie Demokratie, Abrüstung, Mitbestimmung, Fortschritt, Wohlstand von der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland extrem positiv bewertet

die Übereinstimmung in der Hochschätzung des Toleranzbegriffs ist bei verschiedenen Personen und Gruppen in der Bevölkerung vergleichsweise stark ausgeprägt. Aber so, wie wir nicht deshalb gute Demokraten sind, weil wir „Demokratie" gut finden, so sind wir nicht tolerant, weil wir „Toleranz" positiv bewerten. Das zitierte Untersuchungsergebnis sagt nichts darüber aus, ob die befragten Personen (und die von ihnen repräsentierten Einwohner der Bundesrepublik Deutschland) sich tolerant verhalten. Entsprechende Schlußfolgerungen wären — auf der Grundlage der positiven Bewertung dieses Begriffs — gänzlich unberechtigt.

Wir können auch nicht davon ausgehen, daß dem hohen Konsensus bei der Bewertung des Wortes Toleranz eine ähnlich hohe Übereinstimmung hinsichtlich der Bedeutung des Begriffs Toleranz, d. h.der Begriffsinterpretation entspricht.

Begriffsbestimmungen Die „Encyclopaedia of the Social Sciences" enthält das Stichwort „Toleranz" nicht, wohl aber „Intoleranz". In der „International Ency-clopedia of the Social Sciences" findet sich unter dem Stichwort „tolerance" lediglich ein Verweis auf „prejudice" (Vorurteil) und „stereotypes" (Stereotype). Die damit gekennzeichnete Bedeutungseinengung entspricht der Verwendung des Begriffs in der empirisch orientierten sozialwissenschaftlichen Forschung. Auch der häufig verwendete Spezial-Terminus der „(In) Toleranz gegenüber Ambiguität" der die (Un) Fähigkeit, Sachverhalte nuanciert wahrzunehmen und zu beurteilen beschreibt, läßt sich als ein Konzept der Vorurteils-und Stereotyp-Forschung ansehen.

Seit Murphy & Likert und Hartley Ahnvätern der Vorurteilsforschung, wird bis heute der Gegenpol oder die Negation von Vorurteil mit dem Terminus Toleranz etikettiert. So stellt z. B. Martin fest: „Toleranz kann einfach als die Abwesenheit von Vorurteilen, seien sie positiv oder negativ, definiert werden." Toleranz wird damit durch einen Gegensatz-Begriff bestimmt, der selbst uneinheitlich verwendet und nur selten theoretisch präzisiert wird. In empirischen Untersuchungen wird Toleranz dann aus dem abweisenden oder akzeptierenden (Bewertungs) Verhalten gegenüber Personen erschlossen, die Gruppen oder Kategorien von Personen (z. B. Neger, Juden, Gastarbeiter, geistig Behinderte) repräsentieren (Vorurteils-Toleranz Dimension).

Demgegenüber hat die Diskussion des Toleranz-Begriffs im philosophischen, theologirsehen und pädagogischen Kontext mit einer solchen Konzeption — scheinbar — nur wenig gemeinsam. Sie bezieht sich vor allem auf begriffsinterne Differenzierungen, Manifestationsbereiche, Arten und Motive, Probleme der Legitimation von Toleranz als Wert und berücksichtigt auch historische Aspekte. Bei einem so wertbezogenen Konzept wie dem der Toleranz kann es nicht überraschen, daß die vorliegenden Begriffsbestimmungen z. T. er-heblich voneinander abweichen: es werden verschiedene Bestimmungsstücke gewählt und unterschiedliche Begründungen gegeben. Bedenklich erscheint allerdings der geringe Beitrag, den Toleranz-Definitionen in diesen Bereichen leisten, den beschriebenen Sachverhalt konkret identifizieren zu können. Bevor hier der Versuch gemacht wird, Toleranz als einen sozialwissenschaftlich relevanten Verhaltensbegriff zu konzipieren, sollen zwei häufig diskutierte, zentrale Aspekte der Begriffsbildung von Toleranz wenigstens erwähnt werden.

Die erste, sich mehr oder weniger explizit am lateinischen Ursprung „tolerantia" — Duldsamkeit — orientierende Bestimmung hebt die Duldung, das Ertragen oder „Geltenlassen fremder und andersartiger Gewohnheiten, Sit-ten und Anschauungen" hervor. „Das Dulden in der Zeit aber, das Warten und Ertragen in der Geschichte wollen wir Toleranz heißen, von der wir aber schon soviel voraussagen können, daß sie nur geleistet werden kann, wenn man Geduld zu üben vermag." „Toleranz ist das Ertragen der Andersheit in der Gemeinschaft." „Dies gilt für alle Lebensbezüge der Gemeinschaft, von der Kleidermode, der Lebensart, den Bildungssystemen, den künstlerischen und literarisdien Strömungen, den soziopolitischen Institutionen bis zu den ethischen, philosophischen und weltanschaulich-religiösen Systemen."

Bei vielen Autoren wird Toleranz als Duldsamkeit allerdings abgegrenzt von einer nur passiven Akzeptierung der Andersartigkeit von Umweltaspekten. Als Tugend wollen sie ein indifferentes laissez-faire nicht akzeptieren, sondern verlangen ein wertbegründetes Engagement für das Ertragen. „Im sittlichen Begriff der Toleranz gilt es daher, ein Verhalten zu bestimmen, das in seiner augenscheinlichen Passivität höchste Aktivität besitzt, das als Erleiden ein wirkliches Leiden, als Geduld ein wirkliches Dulden, als Ertragen ein wirkliches Ertragen erfordert."

Ob Toleranz mit dem Wert der Wahrheit, der Freiheit oder anderen Kategorien von Moral oder Ethik begründet wird, implizit oder explizit wird der Geltungsanspruch des Erduldens oder Akzeptierens begrenzt. Der zweite Aspekt betrifft das Problem, ob -die aktive oder passive Duldung uneingeschränkt gelten soll und mit Hilfe welcher Kriterien Grenzen der Toleranz formuliert werden können.

Es wird die Formel „Intoleranz der Intoleranz" vertreten: „Die Grenzen der Toleranz liegen da, wo die Intoleranz der anderen beginnt ..." Toleranz als Wechselgeld im sozialen Austausch? In einer Konfliktsituation wird beim Gegner allzu schnell „Intoleranz" entdeckt. Es besteht die Gefahr, daß die „Grenzen der Toleranz" als Alibi der Intoleranz dienen können: „Die Intoleranten haben zwar nicht das Recht, Toleranz zu verlangen, aber die Toleranten haben dann noch lange nicht die Pflicht, ihnen die Toleranz zu versagen."

Die Grenzen der Toleranz werden aber nicht nur enger oder weiter gezogen. Sie werden auch inhaltlich von Kriterien der Begründung von Toleranz abhängig gemacht. Als einer der schärfsten Kritiker gegen die „reine“, unparteiische Toleranz stellt Marcuse fest: „... Toleranz kann allerdings nicht unterschiedslos und gleich sein hinsichtlich der Inhalte des Ausdrucks in Wort und Tat, sie kann nicht falsche Worte und unrechte Taten schützen, die demonstrierbar den Möglichkeiten der Befreiung widersprechen und entgegenwirken. Solche unterschiedslose Toleranz ist gerechtfertigt in harmlosen Debatten, bei der Unterhaltung, in der akademischen Diskussion, sie ist unerläßlich im Wissenschaftsbetrieb, in der privaten Religion. Aber die Gesellschaft kann nicht dort unterschiedslos verfahren, wo die Befriedigung des Daseins, wo Freiheit und Glück selbst auf dem Spiel stehen: hier können bestimmte Dinge nicht gesagt, bestimmte Ideen nicht ausgedrückt, bestimmte politische Maßnahmen nicht vorgeschlagen, ein bestimmtes Verhalten nicht gestattet werden, ohne daß man Toleranz zu einem Instrument der Fortdauer von Knechtschaft macht." Wer definiert „Befriedigung des Daseins", „Freiheit", „Glück"? Nach Marcuse kann die gesellschaftliche Funktion der Toleranz, die Beförderung des Fortschritts durch die „wahre" und der „Regression durch die „falsche Toleranz" von jedermann bestimmt werden, „der gelernt hat, rational und autonom zu denken" Marcuses Hilfestellung zur Interpretation von toleranzspezi-fischer Rationalität erscheint dann aber eben-so schlicht wie bedenklich: „Befreiende Toleranz würde mithin Intoleranz gegenüber Bewegungen von rechts bedeuten und Duldung von Bewegungen von links.“

Demgegenüber versteht Moore Rationalität formal als „diesseitige“, „wissenschaftliche Weltansicht", die uns sagen kann, „wann man tolerant sein muß und wann Toleranz zu intellektueller Feigheit und Ausflucht wird“ „Nach wissenschaftlicher Einstellung verdient jede Idee, einschließlich der gefährlichsten und offenkundig absurden, daß überprüft wird, was für sie spricht. Aber das ist auch alles. Die Überprüfung bedeutet nicht, daß die Idee akzeptiert wird. Toleranz unterstellt, daß ein unterscheidendes Verfahren zur Überprüfung der Ideen — ähnlich dem ordentlichen Verfahren im Rechtsbereich — vorhanden ist." „Die Wissenschaft ist tolerant gegenüber der Vernunft, rücksichtslos intolerant gegenüber Unvernunft und Trug."

Eine ähnliche Bestimmung, mit einer inhaltlichen Akzentsetzung gibt Robinson „Die beste Bestimmung des Toleranzprinzips scheint die folgende zu sein: Wir dürfen das schlechte Verhalten anderer Menschen nicht unterdrücken, bis daß eine angemessene Untersuchung es sehr wahrscheinlich macht, daß der Versuch, es zu unterdrücken, das menschliche Elend insgesamt in hohem Maße verringert."

Es ist nicht die Aufgabe dieses Beitrags, die Funktionalität des Toleranzprinzips für die sozialen Beziehungen der Menschen aufzuweisen, sie als sozialen Wert zu legitimieren, noch nach „einer neuen Philosophie des Gemeinwesens jenseits von Pluralismus und jenseits von Toleranz" Ausschau zu halten. Wir wollen hier auch keine begrifflichen Differenzierungen von Toleranzarten und -motiven versuchen sondern Toleranz als eine Beschreibungsdimension für Verhalten zwischen Individuen, Gruppen und Gesellschaften konzipieren.

Toleranz im Rahmen der Analyse sozialer Beziehungen

In den meisten Toleranzdefinitionen wird davon ausgegangen, daß Toleranz sich im Verhalten einer Person (oder einer Gruppe oder Institution) manifestiert. Das Verhalten dieses Handlungsträgers richtet sich auf einen anderen Akteur (eine andere Person, Gruppe/Kategorie von Personen, Institutionen) oder des-sen Attribute (Ideen, Einstellungen, Verhaltensweisen, physische Merkmale).

Wir sind der Auffassung, daß der Toleranz-Begriff durch eine nähere Bestimmung der Beziehung zwischen einem Handlungsträger A und einem anderen Akteur B präzisiert werden kann. Die Art der toleranzspezifischen Beziehungen zwischen A und B kann u. E. folgendermaßen gekennzeichnet werden:

a) A verfügt über soziale Macht gegenüber B, die geeignet ist, B’s Verhaltensalternativen schädigend einzuschränken, b) B oder Attribute von B werden von A negativ bewertet, c) A verzichtet auf die Ausübung seiner Macht, B zu schädigen, soweit dies Kriterien der Vernunft gemäß ist.

Zu a)

Wir gehen davon aus, daß Verhalten im Sin-ne von Toleranz oder Intoleranz durch die Art sozialer Einflußnahme eines Handlungsträgers gegenüber einem anderen Akteur beschrieben werden kann. In der sozialpsychologischen Forschung wird die Grundlage sozialen Einflusses als „soziale Macht" bezeichnet. Wenn ein Handlungsträger A einen anderen Akteur B veranlassen kann, sein Verhalten in einer von A gewünschten Weise zu verändern, dann ist der von A ausgehende Einfluß Ausdruck sozialer Macht in dieser Beziehung: Macht von A gegenüber B läßt sich durch das Ausmaß beschreiben, in dem A die Konsequenzen kontrollieren kann, die sich für B aus der Beziehung mit A ergeben.

Soziale Macht ist nicht eine stabile Eigenschaft bestimmter Handlungsträger; sie ist vielmehr „eine Eigenschaft einer Beziehung zwischen zwei oder mehr Personen" Dabei kann es sich um interpersonale Beziehun-gen, Beziehungen zwischen Gruppen oder um Beziehungen zwischen Personen und Gruppen handeln.

In einer sozialen Beziehung ist soziale Macht von den Ressourcen abhängig, über die die Teilnehmer verfügen (Güter, Merkmale der individuellen und sozialen Erscheinung, z. B. Fähigkeiten, Status). Der Wert von Ressourcen für die Ausübung von Macht läßt sich nicht generell, unabhängig von der spezifischen sozialen Beziehung zwischen A und B bestimmen. A's Ressourcen sind nur relativ wertvoll, soziale Macht über B ausüben zu können, und zwar in Hinblick darauf — wie sehr B von A’s Ressourcen in einer gegebenen Situation abhängig ist, — welche Alternativen B zur Verfügung ste-hen, auch außerhalb der Beziehung zu A positive Ergebnisse zu erreichen.

French & Raven haben Grundlagen sozialer Macht klassifiziert; sie unterscheiden: Macht durch Belohnung oder Zwang, durch Identifikation, durch Legitimation, durch Sachkenntnis und Macht durch Information

Für unsere Begriffsanalyse ergibt sich aus a), daß der Toleranz-Begriff nur zur Kennzeichnung von Verhalten in einer sozialen Situation zu verwenden ist, die durch eine asymmetrische Verteilung sozialer Macht charakterisiert werden kann. In einer solchen Situation geht es um das Verhalten eines mächtigen Teilnehmers: relevant ist sein Verhalten unter dem Aspekt, ob er seine Macht zum Schaden des anderen Teilnehmers verwendet. Macht in sozialen Beziehungen kann häufig durch gesellschaftliche Strukturmerkmale, wie z. B. Merkmale des sozialen und ökonomischen Status beschrieben werden. Es ist jedoch wesentlich, zu beachten, daß der verwendete Begriff sozialer Macht hier nicht primär als eine Kategorie der Analyse gesellschaftlicher Struktur verwendet wird, mit der etwa soziale Klassen oder Schichten unterschieden werden können. Soziale Macht eines Handlungsträgers ist vielmehr situationsspezifisch konzipiert; sie ist über verschiedene Situationen labil, weil die sozialer Macht zugrunde liegenden Ressourcen in diesen in verschiedener Weise relevant oder verfügbar sind.

Wenn Macht als die Möglichkeit zu effektiver Einflußnahme fehlt, kann Verhalten nicht am Maßstab von Toleranz oder Intoleranz beurteilt oder bewertet werden. Auch für andere Begriffsbestimmungen der Toleranz, die das Konzept sozialer Macht nicht beanspruchen, läßt sich zeigen, daß dem Träger toleranten Verhaltens in ähnlicher Weise wertvolle Ressourcen zugeschrieben werden: der Tolerante hat die Möglichkeit, sich auch intolerant, zum Nachteil eines anderen, zu verhalten. Wer in einer sozialen Beziehung nur über geringe Ressourcen verfügt, „machtlos" ist, ist nicht tolerant, weil er dulden muß. Die Möglichkeit für ihn, auf die Ursache seines Duldens Einfluß nehmen zu können, ist eine wesentliche Bedingung dafür, sein Verhalten im Sinne von Toleranz/Intoleranz beurteilen zu können. Eine Konsequenz dieser Begriffsfassung ist folgende: Toleranz als ein Gebot sozialen Verhaltens richtet sich jeweils an den mächtigeren Akteur in einer sozialen Beziehung. Die Forderung nach Toleranz läßt sich auf dieser Basis kaum noch mit einer „repressiven" Politik verbinden. Der „schwächere" Akteur wird allerdings dann zum Adressaten dieses Gebots, wenn er durch Veränderung der Situation soziale Macht erlangt.

Zu b)

Nach den eingangs gegebenen Begriffsbestimmungen ist für Toleranz u. a. die Duldung und das Ertragen anderer Personen oder ihrer Attribute charakteristisch. In solchen Feststellungen wird eine spontane Ablehnung des anderen Akteurs durch den Handlungsträger vorausgesetzt; als Grundlage der negativen Bewertung werden vom Handlungsträger wahrgenommene Merkmale der Andersartigkeit angenommen.

Verhalten angesichts eines abweichenden, an deren Akteurs dürfte deshalb so bedeutsam für Toleranzdefinitionen sein, weil hier in der Regel Reaktionstendenzen negativer Bewer tung und diskriminierender Art beobachte 1 können. werden Für die Kennzeichnung der hier betrachteter Beziehungen erscheint uns der Sachverhal einer negativen Bewertung von B durch A wichtig; seine Bedingungen werden später zi erörtern sein.

Zu c)

A s Verzicht auf den Einsatz seiner Mach zum Schaden von B erscheint uns im wesent liehen als eine Umschreibung des Aspekts des „Duldens" in anderen Begriffsbestimmungen der Toleranz. Wir haben diesen Sachverhalt unserem Ansatz der Begriffsanalyse entsprechend formuliert.

Wenn der Verzicht der Ausübung von Macht an Kriterien der Vernunft gebunden ist, so soll durch diese vage Bestimmung gewährleistet werden, daß Toleranz nicht jede Ausübung von Macht und Einfluß (die B's Verhaltensalternativen i. S. eines Schadens reduziert) ausschließt. Bloßes laissez-faire und Indifferenz gehören damit nicht in den Geltungsbereich des Toleranz-Begriffs.

Wir wollen hier nicht versuchen, Kriterien der Vernunft, die den toleranzspezifischen Verzicht auf die Ausübung sozialer Macht kennzeichnen, theoretisch-systematisch zu legitimieren. In welcher Weise könnten sie in diesem Zusammenhang aber dennoch konkretisiert werden?

Für eine erste, empirisch relevante Orientierung kann eine von Schuman & Harding für die Analyse vorurteilsvollen Verhaltens verwendete Konzeption herangezogen werden. Diese Autoren haben vorgeschlagen, vorurteilsvolles Verhalten als Abweichung von folgenden „Ideal-Normen" des Verhaltens aufzufassen: der Nprm der Rationalität, der Gerechtigkeit und der Mitmenschlichkeit (vgl. dazu die von Moore und Robinson zitierten Bestimmungen). Die von Harding u. a. gegebenen Erläuterungen und Hinweise für die Erfassung dieser Konzepte erscheinen uns hier allerdings nur mit Einschränkungen brauchbar.

Bei der Bestimmung von Verhaltensweisen, die einen vernunftgemäßen Verzicht auf die Ausübung sozialer Macht anzeigen, wird zwischen solchen zu unterscheiden sein, die „objektiv-allgemeingültige“ und jenen, die „subjektiv-erlebte" Toleranz betreffen.

Die gewählte Perspektive der Begriffsanalyse führt uns zu der folgenden begrifflichen Eingrenzung:

Toleranz/Intoleranz beschreibt Merkmale des Verhaltens eines Handlungsträgers A in einer sozialen Beziehung mit einem anderen Akteur B. Der Geltungsbereich der Begriffe Toleranz und Intoleranz ist dabei auf soziale Situationen begrenzt, in denen A über soziale Macht verfügt, B als Ergebnis der Beziehung einen Schaden erleiden zu lassen; weiterhin wird vorausgesetzt, daß B von A negativ bewertet wird.

A verhält sich tolerant oder intolerant nach dem Ausmaß, in dem sein Verzicht auf Ausübung dieser Macht Kriterien der Vernunft gemäß ist, bzw. die Ausübung dieser Macht Kriterien der Vernunft widerspricht

Indifferenz und laisser-faire-Verhalten ist durch „unbedingten“ Verzicht auf den Einsatz von Vorteilen an Ressourcen gekennzeichnet.

Für die beschriebene Situation („Schädigungsmacht" von A; negative Bewertung von B durch A) lassen sich die Dimensionen „Macht-Ausübung vs. Nicht-Ausübung" und „Vernunftgemäßheit" mit den Verhaltensklassifikationen Toleranz und Intoleranz sowie ihren Negationen schematisch so abbilden:

II. Theoretische Bezugssysteme zur Analyse der Bedingungen toleranten/intoleranten Verhaltens

Wenn tolerantes/intolerantes Verhalten erklärt werden soll, d. h. wenn die Bedingungen seines Auftretens angegeben werden sollen, dann kann dies in systematischer Weise nur durch die Entwicklung und im Rahmen theoretischer Bezugssysteme erfolgen. Für die Begründung von Sozialtechniken, d. h. Verfahrensweisen, auf dieses Verhalten Einflüß zu nehmen, es zu fördern bzw. zu hemmen, sind solche Theorien von erheblicher Bedeutung. Eine brauchbare Theorie der Bedingungen von Toleranz/Intoleranz liegt u. E. bislang nicht vor. Wir werden deshalb versuchen, theoretische Konzeptionen aus sozialpsychologischen Forschungsbereichen heranzuziehen, die für die Analyse der Bedingungen toleranten/intoleranten Verhaltens als Grundlage dienen können. Die gewählten Perspektiven stammen im wesentlichen aus dem Bereich der Vorurteilsforschung Wir wollen vorausschicken, daß diese Begründungsansätze sich nicht wechselseitig ausschließen, sondern Erklärungsbeiträge auf verschiedenen Ebenen oder unter verschiedenen Gesichtspunkten bieten.

Erklärungsansätze, die Merkmale von Personen als Bedingungen von „Intoleranz" betonen

Autoritarismus und seine Bedingungen

Adorno u. a. verwenden die Begriffe Toleranz und Intoleranz entsprechend dem schon erwähnten Sprachgebrauch i. S. von Vorurteilsfreiheit und Vorurteilsbehaftetheit. Die Autoren haben Intoleranz i. S.der Vorurteilshaftigkeit als Bestandteil eines breiten Syndroms nachzuweisen versucht, das durch Merkmale wie politisch-ökonomisch konservativ (gegenüber liberal), antidemokratisch, faschistisch charakterisiert ist. Die Identifizierung der durch ein derartiges Einstellungsmuster gekennzeichneten „Autoritären Persönlichkeit" basiert auf dem Anspruch der Autoren, u. a.: „rigides Festhalten an konventionellen Mittel-Klasse-Werten", „Tendenz, nach Leuten Ausschau zu halten, die konventionelle Werte verletzen, sie zu verurteilen, zurück-zuweisen,und zu bestrafen', „Identifikation mit Mächtigen — übertriebene Betonung von Stärke und Härte", „verallgemeinerte Feindseligkeit, Herabsetzung des Menschlichen" als zentrale, tief in der Persönlichkeit verwurzelte Tendenzen zu erfassen.

Die Persönlichkeitsdynamik wird dabei als Erklärungsprinzip intoleranten Verhaltens aufgefaßt, soziale Einflüsse werden über die Persönlichkeit vermittelt.

Die Konzeption des „autoritären Charakters* ist psychoanalytisch orientiert; entsprechend werden seine Entwicklungsbedingungen in der Kindheit lokalisiert. Wesentliche Bestandteile des von den Autoren zusammengestellten „Gemäldes" sind: distanzierte, disziplinierende Athmosphäre im Elternhaus, in dem interpersonelle Beziehungen streng hierarchisch durch Rollen dominierender oder unterordnender Art organisiert sind mit dem Vater als der gefürchteten Hauptfigur. Die Eltern sind „intolerant gegenüber jeder Manifestation von Impulsen auf Seiten des Kindes, die sie von ihren Zielen ablenken oder ihnen entgegengesetzt sind" „Tatsächlich gibt es guten Grund anzunehmen, daß der Tolerante mehr Befriedigung seiner zentralen Bedürfnisse erfährt."

Die Untersuchungen zur „Autoritären Persönlichkeit" haben eine umfangreiche Forschungstradition begründet. Die Konzeption hat ihre anregende Faszination inzwischen jedoch weitgehend eingebüßt. Gründe dafür scheinen nicht nur — nach den derzeitigen Standards sozialwissenschaftlicher Forschung — Mängel methodologischer und theoretischer Art zu sein, sondern auch die Entwicklung von Forschungsperspektiven, die zum einen andere und direkter wirksame soziale Bedingungen vorurteilsvoll-intoleranten Verhaltens betonen, zum anderen die Bedeutung kognitiver Prozesse gegenüber den dynamischmotivationalen für die Erklärung menschlichen Verhaltens hervorheben.

Wie offen das psychoanalytische Bezugssystem für Begriffsbestimmungen und Erklärungen toleranten/intoleranten Verhaltens ist, belegt die von Mitscherlich vorgetragene Variante: . Toleranz ... ist kritische Selbständigkeit in Konkurrenz-und Konfliktsituationen, wozu noch die Fähigkeit kommt, den Gedanken und Gefühlen des anderen verstehend folgen zu können." Wie bei Adorno u. a. wird dieser weitere Toleranzbegriff durch Konstellationen von Ich, Es und Über-Ich als Leistung des Ich, die Entstehung aber noch vager durch Umweltbedingungen begründet.

. Toleranz entsteht nicht auf mythische Art, durch moralische Willensakte, sondern durch Eindämmung des Elends, des ökonomischen, des neurotischen und des psychotischen Elends.“

Allport lehnt die Lokalisierung der Bedingungen von (ethnischer) Toleranz in der frühen Kindheit speziell durch den Faktor Familienatmosphäre als einseitig ab. Der „Grundton'im Leben der toleranten gegenüber den vorurteilsvollen Kindern wird durch „Sicherheit statt Bedrohung" gekennzeichnet. „Toleranz ist selten, wenn jemals, das Ergebnis einer einzigen Ursache, sondern eher das Ergebnis von mehreren Kräften, die, in die gleiche Richtung drängen. Je größer die Anzahl der Kräfte, die in diese Richtung drängen (Temperament, Familienatmosphäre, spezifische Lehren der Eltern, mannigfaltige Erlebnisse, Einflüsse von Schule und Gemeinde), desto toleranter wird die sich entwickelnde Person sein."

Wir wollen hier die Beschreibung der toleranten Persönlichkeit, wie sie von Allport und ausführlich von Martin vorgenommen worden ist, nicht nachvollziehen. Die verwendeten Beschreibungsmerkmale fügen sich leicht zu einem impressionistischen Bild, des-sen Ästhetik in seiner stereotypen Plausibilität liegt

Eine Gruppe von Beschreibungsmerkmalen, die das Verhalten der toleranten von dem der vorurteilsvollen Persönlichkeit unterscheidend kennzeichnen, ist allerdings zur Grundlage von Konzeptionen gemacht worden, die alternativ zum dynamisch-motivationalen Erklärungschema entwickelt worden sind: „Die kognitiven Prozesse von vorurteilsvollen Menschen sind allgemein anders als die von toleranten Menschen."

Dogmatismus

Else Frenkel-Brunswik eine der Autoren der „Autoritären Persönlichkeit", hatte bereits gefunden, daß hoch und gering ausgeprägte Varianten von Autoritarismus sich nicht nur in Merkmalen der „dynamischen Charakter-Struktur", sondern auch solchen der „kognitiven Persönlichkeits-Organisation" unterscheiden. Für Rokeach ist der Kognitionsprozeß, d. h. die Art, in der eine Person Informationen aus der Umwelt aufnimmt und verarbeitet, die entsdieider.de Bedingung interpersonellen Verhaltens. Das zentrale Konstrukt in Rokeachs Theorienbildung ist das der „ÜberzeugungsSysteme": sie werden gebildet von „beliefs" und „disbeliefs", d. h.der Einstellungen, Erwartungen oder Hypothesen über die Welt — bewußt oder unbewußt —, die ein Individuum zu einem bestimmten Zeitpunkt als wahr anerkennt (beliefs) oder mehr oder weniger als falsch zurückweist (disbeliefs). Uberzeugungssysteme variieren nach Struktur und Inhalt. Von Erklärungswert ist der strukturelle Aspekt, wobei die Gesamtstruktur auf einem Kontinuum von offen bis geschlossen beschrieben wird. Offenheit oder Geschlossenheit wird definiert als „das Ausmaß, in welchem eine Person fähig ist, relevante Informationen aus der Umgebung ihrem wirklichen Gehalt nach aufzunehmen, zu bewerten und zur Grundlage von Verhalten zu machen, ohne daran von irrelevanten Faktoren der Situation, die von innerhalb der Person oder aus der Umgebung kommen können, gehindert zu werden" Geschlossene Überzeugungssysteme sind im Unterschied zu offenen gegenüber neuen Ideen nicht aufnahmefähig und ordnen neue Informationen in feste Bezugssysteme ein. „Offenheit von Überzeugungssystemen" wird hier auf der Basis von Vorstellungen über Rationalität konzipiert.

Dogmatismus schließlich wird von Rokeach als Abweichung von derartiger „Rationalität" definiert, als „a) relativ geschlossenes kognitives System von , beliefs'und . disbeliefs'bezüglich der Realität, das b) um den zentralen Gesichtspunkt des Glaubens an eine absolute Autorität organisiert ist, der wiederum 45 c) einen Bezugsrahmen darstellt für Verhaltensmuster der Intoleranz und bedingten Toleranz gegenüber anderen"

Toleranz „als das Ausmaß, in dem andere unabhängig davon akzeptiert werden, ob sie uns zustimmen oder widersprechen" ist Ausdruck des offenen Überzeugungssystems. Demgegenüber tritt Intoleranz aufgrund eines geschlossenen kognitiven Systems (Dogmatismus) in der Form der Akzeptierung derjenigen, die gleiche Überzeugungen besitzen und Zurückweisung derer, die andere Überzeugungen vertreten, auf.

Die Kategorisierung von Menschen und Gruppen von Menschen nach dem Ausmaß, in dem ihre Überzeugungen den unseren kongruent oder inkongruent sind, ist nach Rokeach ein generelles Prinzip der Organisation von Überzeugungssystemen. Dem „Prinzip der Überzeugungs-Kongruenz" wird auch in bezug auf „die Welt der Ideen" und ihrer Beziehung zu Menschen Geltung zugesprochen. Positive Bewertung und Akzeptierung, negative Bewertung und Diskriminierung basieren auf diesem Organisationsprinzip; es wird anderen Kategorisierungskriterien wie z. B. ethnischer Gruppenzugehörigkeit übergeordnet. Nach Rokeach gilt:

„Je geschlossener das Einstellungssystem einer Person ist, um so mehr werden andere Personen entsprechend ihrer positiven und negativen Einstellungen und Autoritäten akzeptiert oder abgelehnt.

Je offener das Einstellungssystem einer Person ist, um so weniger wird Einstellungskongruenz ein Kriterium für die Bewertung anderer sein, und um so mehr werden Personen und Gedanken um ihrer selbst willen akzeptiert, unabhängig von der Einstellungskongruenz.“

Rokeach versteht Dogmatismus als eine Verallgemeinerung des Autoritarismuskonzepts, unabhängig von der (dort vorhandenen Affinität zu politisch „rechter") Ideologie seines Trägers. Durch die Analyse struktureller Aspekte der Organisation von Uberzeugungs-Systemen statt ihrer Inhalte glaubt er, eine Theorie allgemeiner Intoleranz und nicht nur ethnischer Intoleranz vorgelegt zu haben. Es erscheint allerdings fraglich, ob und in welcher Form Rokeach empirisch tatsächlich die Struktur von Uberzeugungssystemen erfaßt und seine Theorie angemessen empirisch begründet hat. In einer Kontroverse mit Triandis über die Relevanz des Kriteriums der Uberzeugungskongruenz gegenüber dem der ethnischen Gruppenzugehörigkeit für die Akzeptierung/Ablehnung von Angehörigen fremder ethnischer Gruppen hat Rokeach überdies die entscheidende Bedeutung sozialer Einflüsse zur Erklärung von Diskriminierung festgestellt. Auch Mezei hat „wahrgenommenen sozialen Druck", Einflüsse durch Freunde und Bekannte, die besonders im Falle ethnischer Inkongruenz wirksam werden, als eine wesentliche Bedingung abweisender Verhaltensintentionen belegt.

Rokeach widmet dem Problem der Entstehung geschlossener Überzeugungssysteme relativ geringe Aufmerksamkeit. Wie Adorno und Mitarbeiter stellt er Angst und Bedrohung als wichtige Korrelate von Dogmatismus vor und vermutet, daß eine weitergehende Analyse der Kindheits-Bedingungen nicht zu wesentlich anderen Ergebnissen führen würde als sie von Frenkel-Brunswik für die „Autoritäre Persönlichkeit" gefunden wurden.

Soziale Bedingungen

Mit Hilfe der Konzepte Autoritarismus, Dogmatismus sowie den hier nicht dargestellten Varianten der Frustrations-Aggressions-Hypothese wird — bei unterschiedlicher Definition des zu erklärenden Verhaltensbereiches — vorurteilsvolles, intolerantes, aggressives Verhalten primär aufgrund von Bedingungen der Person als Handlungsträger erklärt. Es gehört zu den Basisannahmen der Verhaltenswissenschaften, daß Verhalten als eine Funktion von Merkmalen der Person und ihrer Umwelt aufzufassen ist. Auch die behandelten Ansätze haben soziale Bedingungen des (individuellen) Verhaltens nicht ne-giert. Andere legen gerade auf diese das Schwergewicht bei ihrer Erklärung.

Die Zugehörigkeit von Personen zu Gruppen und Kategorien von Personen kann als ein wesentlicher Einflußfaktor auf individuelles Verhalten angesehen werden. Bettelheim und Janowitz haben bei der Untersuchung der (ethnischen) Intoleranz von 150 Kriegsveteranen (im Alter bis zu 36 Jahren) zwar keine oder nur geringe Beziehungen zu Alter, Bildungsniveau, Religionszugehörigkeit, Parteizugehörigkeit und Einkommen feststellen können. Die Autoren sehen jedoch eine Hypothese bekräftigt, wonach ethnische Intoleranz in Termini der Position eines Individuums innerhalb der sozialen Struktur gesehen werden kann: abwärtsgerichtete soziale Mobilität ging mit Intoleranz einher. Stouffer der die Bereitschaft zur Toleranz gegenüber nonkonformen Gruppen oder Individuen zu erfassen versuchte, fand die Jüngeren tole-ranter als die Älteren. Dieser Unterschied war auf die bessere Schulausbildung der Jüngeren zurückzuführen; jedenfalls erwiesen sich in allen Altersgruppen die besser Ausgebildeten als die Toleranteren. Dieser Befund ist in der Vorurteilsforschung vielfach belegt (vgl. auch Selznick und Steinberg — allerdings kann nicht als geklärt gelten, ob „Gebildetere" nicht nur geschickter grobe Manifestationen von Vorurteilen vermeiden und subtiler diskriminieren.

Die Bedeutung von Gruppenzugehörigkeiten kann mit der Geltung gruppenspezifischer Verhaltensnormen begründet werden. Allerdings ist es schwierig, ihre Auswirkungen auf das Verhalten gegenüber speziellen Sachverhalten ohne weitergehende Analyse vorherzusagen. Hahn und Modigliani beispielsweise konnten zeigen, daß eine Position der Unterstützung harter, aggressiver Politik der USA im Korea-und Vietnam-Krieg keineswegs vorzugsweise von Personen mit geringer Schulbildung und allgemein niedrigem sozioökonomischen Status unterstützt wurde.

Ihre Befunde stützen im Gegenteil die Annahme, daß dies eher bei Personen der Fall war, die durch höheren sozialen Status charakterisiert waren. Modigliani verweist darauf, daß die empirisch breit belegte und mit spezifischen Sozialisationstechniken theoretisch wohlbegründet erscheinenden Erklärungen Lipsets des „working-class authoritarianism", also des Vorherrschens feindseliger, intoleranter und extremistischer Einstellungen bei Personen der „niederen" sozialen Schicht gerade zu gegenteiligen Ergebnissen führen müssen.

Die erhebliche Bedeutung sozialer Normen für ethnische Vorurteile und Diskriminierung hat Pettigrew belegt. Er erklärt dieses Verhalten durch Anpassung an Normen, die in einer Gesellschaft, einer Gruppe oder einer Region herrschen. Bei einem Vergleich von Nordstaatlern und Südstaatlern in den USA stellte er z. B. keine Unterschiede hinsichtlich Autoritarismus, wohl aber hinsichtlich der Negerfeindlichkeit fest. Südstaatler zeigten sich wesentlich „intoleranter" gegenüber Negern; sie waren dabei aber nicht in gleicher Weise vorurteilsvoll gegenüber anderen Minoritäten (Juden) Ähnliche Ergebnisse der Konformität mit sozialen Normen hatte Pettigrew bei einer vorangegangenen Untersuchung gefunden, in der Vorurteile gegenüber Negern in den Nord-und Südstaaten der USA und in der Südafrikanischen Republik verglichen wurden.

Normative Einflüsse auf soziales Verhalten sind ihrerseits sozial bedingt; ihre Bedingungen können in Umwelt-Faktoren, seien sie historischer, ökonomischer, gesellschaftlicher oder gruppenspezifischer Art gesucht werden. Im Rahmen dieser sozialen Einflußprozesse können Persönlichkeitsmerkmale als die individuell unmittelbaren Bedingungen des Verhaltens gesehen werden. Allport spezifiziert die Vermittlung zwischen persönlichkeitsspezifischen und sozialen Bedingungen: „Kon61 formität ist das Bindeglied, das erklärt, warum und wie soziale Kräfte Muster der Akzeptierung oder der Diskriminierung hervorbringen — soweit sie in dieser Weise wirksam sind.“

In welchem Ausmaß das interpersonelle Verhalten von Personen als Mitgliedern von Gruppen durch die Art der Beziehung zwischen den Gruppen beeinflußt werden kann, belegen die Untersuchungen von Sherif u. a. und Blake und Mouton In einer berühmten Serie von Ferienlager-Experimenten demonstrierten Sherif und Mitarbeiter, daß der Wettbewerb zwischen Gruppen um Ziele, die nur von einer Gruppe auf Kosten der anderen erreicht werden konnten (z. B. in Sportwettkämpfen) zu erheblichen konflikthaften Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen führte. Diese waren gekennzeichnet durch W ahrnehmungsverzerrungen, stereotypisierte Beurteilungen, negative Bewertungen und offene Feindseligkeiten zwischen den Mitgliedern der beiden Gruppen und einem Zuwachs an Solidarität innerhalb der Gruppen. Der Konflikt zwischen den Gruppen mit allen diesen „Nebenerscheinungen" konnte erst durch die Einführung von gemeinsamen Zielen, die von keiner der beiden Gruppen allein, sondern nur durch den Einsatz der Ressourcen beider Gruppen erreichbar erschienen („übergeordnete Ziele") in Kooperation gewandelt werden, d. h. ih Verhaltensweisen, die Feindseligkeit und Diskriminierung zugunsten von akzeptierendem Verhalten verschwinden ließen.

Erklärungsansätze für die negative Bewertung und Diskriminierung „anderer“

Warum Werden „andere", die von uns als andersartig, als von uns abweichend wahrgenommen werden, von uns in der Regel negativ bewertet? Eine Antwort darauf hat Rokeach mit dem bereits dargestellten „Prinzip* der Überzeugungs-Kongruenz“ gegeben. Zwei weitere, neuere Erklärungs-Konzeptionen werden hier vorgestellt.

Attraktivitäts-Forschung

Im Unterschied zu den bisher behandelten Erklärungsansätzen, die sich weit stärker auf die Intoleranz-als die Toleranz-Variante interpersonellen Verhaltens beziehen, legt die Attraktivitätsforschung den Akzent auf die Bedingungen positiver Bewertung (Attraktivität).

Byrne hat in einer Reihe von Experimenten das Kriterium der Ähnlichkeit/Unähnlich. keit insbesondere von Einstellungen eines anderen als grundlegende Bedingung positiver bzw. negativer Bewertung festgestellt. Er konstatiert eine weitgehend lineare Beziehung zwischen dem Ausmaß von Einstellungs-Ähnlichkeit und Attraktivität; d. h. einem bestimmten Anstieg im Ausmaß der Ähnlichkeit entspricht ein ebensolcher Anstieg im Ausmaß der Attraktivität. Byrne gibt dafür eine lerntheoretische Erklärung: Ähnlichkeit von Einstellungen wird als positiv, Unähnlichkeit als negativ verstärkend, d. h. wie Belohnung bzw. Strafe wirkend aufgefaßt. Die Attraktivität eines anderen wird als Funktion der Gesamtbilanz positiver und negativer Verstärkungen dieser Art gesehen.

Die Forschungen der letzten Jahre zeigen, daß dieser Erklärungsansatz für interpersonelles Bewertungsverhalten nur unter eingeschränkten (Untersuchungs-) Bedingungen angemessen ist. Die wichtigste Erklärungsalternative basiert auf Befunden, denenzufolge Informationen darüber, daß eine Person von einem anderen gemocht wird, die Attraktivität des anderen bedingen, unabhängig vom Ausmaß ähnlicher Einstellungen. Danach gilt die Hypothese, daß Ähnlichkeit die Erwartung begründet, daß eine Person von einer anderen als attraktiv bewertet wird und Unähnlichkeit die gegenteilige Erwartung. Die Annahme, von einem anderen als attraktiv angesehen zu werden, erzeugt ihrerseits eine positive Wertschätzung des anderen. Diese Interpretation unterstellt nicht primär ein Bedürfnis nach Bestätigung der Richtigkeit der eigenen Interprepation der sozialen Umwelt (durch soziale Einstellungen, Überzeugungen etc), sondern vor allem ein Bedürfnis nach Bestätigung einer positiven Selbst-Einschätzung. Campbell und Levine haben im Rahmen eines kulturvergleichenden Forschungsprojekts die Bedeutung des Ähnlichkeitskriteriums auch für die Beziehungen zwischen Gruppen so zusammengefaßt: „Vom Standpunkt jeder ingroup wird eine outgroup um so mehr geschätzt, je ähnlicher sie in ihren Sitten und Gebräuchen, Werten, Überzeugungen und der allgemeinen Kultur ist."

Die Ergebnisse der Attraktivitätsforschung bekräftigen die Annahme, daß die Wahrnehmung von Ähnlichkeit oder Verschiedenheit im sozialen Verhalten mit positiven bzw. negativen Bewertungen einhergeht. Wenn andere Informationen nicht verfügbar sind, werden unähnliche Meinungen (und andere Attribute) anderer in der Regel als Kriterium verwendet, diese zu akzeptieren bzw. abzulehnen.

Soziales Kategorisieren

Ein neuerer Ansatz, der auf einem experimentellen Forschungsprogramm, d. h. unter relativ strenger Kontrolle der Untersuchungsbedingungen durchgeführten Versuchsanordnungen beruht, und sich auf Wahrnehmungsund Kognitionsprozesse bezieht, ist das Konzept des sozialen Kategorisierens Die Analyse des Prozesses der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen aus der Umwelt wird in funktionalistischer Betrachtungsweise u. a. als Grundlage für die Erklärung von Bewertung und Favorisierung/Diskriminierung anderer gesehen. Tajfel kennzeichnet Kategorisieren als den. Prozeß, „in dem die Um-welt nach Kategorien, also Personen, Objekten und Ereignissen (oder deren ausgewählten Attributen) geordnet wird, die in bezug auf ihre Relevanz für die Handlungen, Absichten oder Einstellungen eines Individuums ähnlich oder äquivalent sind". Kategorien unterteilen „objektiv" kontinuierliche Informations-Dimensionen in voneinander abgehobene Zustände: das physikalisch kontinuierliche Spektrum von Wellenlängen z. B. wird in eine Reihe „verschiedener" Farb-Zustände aufgeteilt. Kategoriensysteme vereinfachen als „Schubladensysteme" die Orientierung in der Umwelt und erleichtern ihre Bewältigung durch Handeln.

Für Kategorien, die für soziale Sachverhalte verwendet werden, gilt (in besonderer Wei-se), daß sie mit Werten verbunden sind: Soziale Sachverhalte werden als gut oder schlecht/böse, angenehm oder unangenehm, nützlich oder schädlich bewertet. Durch die Verbindung mit Wertsystemen sind Kategoriensysteme gegen Veränderungen stabilisiert: alle eingehenden Informationen müssen für das verfügbare Kategoriensystem passend, durch Auswahl und Veränderung vor allem mit den vorhandenen Wertdifferenzierungen in Deckung gebracht werden können.

Die mit der Kategorisierung von Sachverhalten verbundene Bewertung hat Tajfel für das interpersonelle und Gruppen-Verhalten empirisch nachgewiesen. Ausgehend von der Charakterisierung von Intergruppen-Verhalten durch die Kategorisierung von „uns" und „den anderen", von ingroup und outgroup, ha-ben Tajfel u. a. gezeigt, daß der bloße Akt der Kategorisierung Ursache für eine Begünstigung von ingroup-Mitgliedern und eine Benachteiligung von outgroup-Mitgliedern bei der Verteilung von (monetären) Belohnungen war. Im Unterschied zu den von Sherif u. a. gesetzten und interpretierten Bedingungen standen für die Kategorisierung nur höchst belanglos erscheinende Zuordnungskriterien zur Verfügung sie war weder durch individuelle Interessen noch durch vorher bestehende feindliche Einstellungen beeinflußt. Die Versuchspersonen hatten von ihrem Verhalten keinen Vorteil. Das Ergebnis wurde mehrfach bestätigt.

Für die Interpretation der Befunde von Tajfel u. a. könnte auch die vorher diskutierte Konzeption von Byrne herangezogen werden: der Kategorisierung lag ein Ähnlichkeitskriterium zugrunde. Billig und Tajfel haben deshalb die Auswirkungen von sozialer Kategorisierung „per se" im Vergleich zu denen von „Ähnlichkeit" abzugrenzen und isoliert einzuschätzen versucht. Dabei erwies sich das „reine Kategorisieren“ (Gruppeneinteilung nach dem Zufall) als wesentlich stärkere Be-dingung dafür, daß Personen der Eigengruppe vorgezogen werden als eine Gruppeneinteilung aufgrund von Ähnlichkeit ihrer Mitglieder.

Tajfel und Mitarbeiter erklären also begünstigendes und benachteiligendes Verhalten in sozialen Beziehungen durch die Einteilung von Personen in Gruppen oder Kategorien, die auch wertmäßig voneinander abgehoben werden. Der Prozeß der Kategorisierung wird als hinreichende Bedingung für die Bevorzugung bzw. Diskriminierung von Personen angesehen. Es wird allerdings nicht ausgeschlossen, daß diese Prozesse durch die Art einer konkreten sozialen Beziehung beeinflußt werden können. Besonders die verwendeten Kategoriensysteme werden als sozial bedingt angesehen: in der Art von Informationen, die Menschen über andere suchen und der Art des Gebrauchs, die sie von diesen Informationen machen, spiegelt sich nach Tajfel die normative Struktur einer Gesellschaft oder einer sozialen Gruppe. „Unsere Ergebnisse lassen sich im Sinne sozialer Normen des Verhaltens gegenüber Mitgliedern der Gruppe und Personen außerhalb interpretieren, die hinter diesem Verhalten stehen und die Entscheidungen der Probanden beeinflußten. Das liegt daran, daß sie bei der Einordnung der sozialen Situation, in der sie sich befanden, davon ausgingen, daß in ihr diejenige Norm relevant sei, nach der soziales Kategorisieren zu einem Verhalten dec Diskriminierung nach Gruppen führen sollte ..

Theorie des Ausgleichs von Interaktions-Ergebnissen (equity-theory)

Auch die „Ausgleichs-Theorie" enthält Aussagen über Bedingungen, unter denen andere akzeptiert oder abgelehnt, favorisiert oder diskriminiert werden. Sie basiert dabei einerseits auf Feststellungen über kognitivmotivationale Grundlagenprozesse; im Unterschied zu den bisher behandelten Erklärungsansätzen bezieht sie sich andererseits explizit auf Situationen sozialer Beziehungen. Bei diesen handelt es sich vor allem um solche Si-tuationen, in denen ein Teilnehmer durch einen anderen geschädigt (oder übervorteilt) Wird. Soziales Verhalten wird auf der Grundlage psychischer Spannungen erklärt, die der (oder die) Handlungsträger durch Herstellung „ausgleichender Gerechtigkeit" zu reduzieren suchen.

Die zentralen Aussagen der „equity-theory'werden von Walster u. a. so zusammengefaßt:

1. Individuen versuchen, die Ergebnisse sozialer Beziehungen zu maximieren (wobei das Ergebnis einer sozialen Beziehung der Differenz von Nutzen und Kosten entspricht).

2. Gruppen können den kollektiven Nutzen maximieren, indem akzeptierte Systeme für eine ausgleichende Verteilung von Nutzen und Kosten unter den Mitgliedern entwickelt werden. Gruppenmitglieder entwickeln deshalb solche Ausgleichs-Systeme und versuchen, andere anzuhalten, sie zu akzeptieren und zu befolgen. Der einzige Weg, Gruppen-mitglieder zu ausgleichendem Verhalten zu bewegen besteht darin, dieses gegenüber nicht-ausgleichendem Verhalten als nützlicher zu belegen. Gruppen belohnen deshalb allgemein Mitglieder, die andere ausgleichend behandeln und bestrafen allgemein (erhöhen die Kosten für) Mitglieder, die andere nicht-ausgleichend behandeln.

3. Wenn Individuen feststellen, daß sie an nicht-ausgeglichenen Beziehungen teilnehmen, fühlen sie sich unbehaglich. Je nicht-aus-geglichener die Beziehung ist, um so unbehaglicher fühlen sie sich.

4. Individuen, die entdecken, daß sie sich in einer nicht-ausgeglichenen Beziehung befinden, versuchen ihr Unbehagen durch die (Wieder) Herstellung von Ausgleich zu reduzieren. Je größer die Ungleichheit der Ergebnisse ist, um so unbehaglicher fühlen sie sich und um so stärker versuchen sie, Ausgleich (wieder) herzustellen.

Ein Individuum, das absichtlich höhere relative Ergebnisse aus einer sozialen Beziehung erzielt, wird als „Ausbeuter" oder „Schädiger" bezeichnet, der relativ deprivierte Teilnehmer als „Opfer". Obwohl — wie Homans kritisch bemerkt — die Beziehung zwischen „Ausgleich" und „Macht" nicht hin-* reichend präzisiert wird, läßt sich die von uns dem (In) Toleranz-Begriff zugrunde gelegte Situationsbeschreibung als Spezialfall der hier beschriebenen (un) ausgeglichenen Interaktionssituation auffassen.

Ausgleich und Unausgeglichenheit werden im Rahmen dieser Theorie sozialen Verhaltens empirisch, als Bewertung durch die Teilnehmer oder (. letztlich ) einen externen Beobachter definiert, und zwar aufgrund von Beobachtungen darüber, ob die Teilnehmer gleiche relative Ergebnisse erzielen oder nicht (Relation der Nutzen/Kosten-Bilanzen).

Die Reduktion der durch die Wahrnehmung unausgeglichener Beziehung ausgelösten Spannung (und der mit ihr — auf beiden Seiten — einhergehenden . unbehaglichen'Gefühle wie Schuld resp. Ärger) durch (Wieder) Herstellung von Ausgleich erfolgt nach Walster u. a.

Durch Verhalten des Schädigers im wesentlichen auf zwei Wegen a. (Wieder) Herstellung tatsächlichen Ausgleichs durch Kompensation (Verhalten, die Ergebnisse des Opfers zu erhöhen)

oder b. (Wieder) Herstellung psychologischen Ausgleichs durch Rechtfertigung der Deprivation des Opfers, z. B. durch — Abwertung, Verächtlichmachung des Opfers — Verharmlosung des Leidens des Opfers — Ablehnung der Verantwortlichkeit für die Unausgeglichenheit Das Opfer stellte Ausgleich (wieder) her durch a. Vergeltung b. Vergebung Unausgeglichene Beziehungen können weiter durch Intervention externer Instanzen beeinflußt werden (z. B. gesellschaftliche Institutionen). Die von der Theorie beanspruchte und geleitete empirische Forschung beschäftigt sich vor allem mit den Bedingungen, unter denen die verschiedenen Reaktionsweisen der Interaktionsteilnehmer vorhergesagt werden können. In unserem Zusammenhang interessieren weniger die Bedingungen sozialen Verhaltens im Bereich der Geltung des Ausgleichsmotivs, als vielmehr die Bedingungen des Ausgleichs-motivs selbst. Walster u. a. stellen persön-lichkeitsspezifische Differenzen fest und konstatieren: „Man kann also erwarten, daß ein Individuum mit hoher Selbsteinschätzung größere Anstrengungen zur Wiederherstellung von Ausgeglichenheit nach Schädigung eines anderen unternimmt — sei es tatsächliche oder psychologische — als ein Individuum mit geringer Selbsteinschätzung."

Von einer wesentlichen, sozialen Voraussetzung der Ausgleichsmotivation wird in Feststellung 2 ausgegangen: es wird angenommen, daß das Ausgleichsmotiv sozial bedingt ist und zwar auf einer gruppen/kulturspezifischen Etablierung einer Ausgleichs-Norm beruht, deren Funktion die Maximierung kollektiven Nutzens ist. Leventhai relativiert in bezug auf diese Voraussetzung die Theorie. Er stellt fest, daß die Zuweisung von Belohnungen in einer Gruppe oder Organisation durch verschiedene Normen geregelt wird. Der . Zuteiler'(allocator) von Belohnungen (der nach Leventhai in der Regel über hohen Status und Macht verfügt) kann alternativen Zuweisungs-Normen folgen: „Er kann z. B. einer Ausgleichs-Regel folgen und Belohnungen und Ressourcen nach Maßgabe der Beiträge der Empfänger verteilen-, einer Norm der Gleichheit folgen und allen Empfängern, unabhängig von ihren Beiträgen, das gleiche geben; einer Norm der Gegenseitigkeit folgen und die Empfänger so behandeln, wie sie ihn behandeln; Normen des . verständnisbereiten Eingehens'(responsiveness) auf Bedürfnisse folgen und Empfängern mit höherem Bedarf mehr oder Norm geben; einer . getroffenen Festlegungen (commitments) treu bleiben'folgen und in Übereinstimmung mit früheren Verständigungen zwischen ihm selbst und den Empfängern zuweisen."

Soziale Normen werden also auch hier als wesentliche Bedingungen dafür aufgefaßt, wann und wie eine Person in einer als asymmetrisch wahrgenommenen Beziehung die Ergebnisse der Interaktion beeinflußt. Soziale Normen implizieren (positive oder negative) Sanktionierung dieses Verhaltens; ihre Befolgung ist wegen der dafür zu erwartenden Belohnung (oder Vermeidung von Bestrafung) für die Mitglieder einer Gruppe/Kultur attraktiv (. profitabel'), . Zuwiderhandlungen werden verfolgt’ und deshalb in der Regel vermieden.

III. Zur Entwicklung von Strategien zur Beeinflussung toleranten/intoleranten Verhaltens

Akzeptiert man die dargestellten Konzeptionen und die Interpretation der herangezogenen Ergebnisse empirischer Forschung als relevante Bezugssysteme zur Erklärung von Verhalten, wie es durch das Begriffspaar Toleranz-Intoleranz beschrieben werden kann, so können für die Entwicklung von Sozial-techniken zur Förderung von Toleranz einige grundlegende Feststellungen getroffen werden.

a) Tolerantes/intolerantes Verhalten läßt sich i. S.der Wirksamkeit von kognitiven und motivationalen Grundlagenprozessen eines Handlungsträgers in Beziehung zu Merkmalen der Situation (Attribute des anderen Akteurs; Machtrelation) erklären. Dies gilt sowohl für die Analyseebene, in der Personen, wie die, in der Gruppen als Handlungsträger fungieren. Die Wahrnehmung von Personen oder Gruppen als andersartig in bezug auf Einstellungen, Überzeugungen, Merkmalen der physischen Erscheinung oder der Gruppenzugehörigkeit geht — zumindest in unserer Kultur — mit Reaktionstendenzen in Richtung negativer Bewertung und Dispositionen zu offener Diskriminierung einher.

b) Die Form sozialer Interaktion (z. B. Kooperation — Wettbewerb) beeinflußt das Ausmaß von Akzeptierung oder Diskriminierung ebenso wie der Inhalt sozialer Normen. Soziale Normen können als eine wesentliche Determinante aufgefaßt werden, ob und wie wahrgenommene Ungleichheit von Interaktionsergebnissen durch Verhalten bewältigt wird.

c) Zwischen verschiedenen Handlungsträgern gehen unterschiedliche Ausmaße der Akzeptierung oder Diskriminierung anderer Akteure einher mit Merkmalen der Selbsteinschätzung (aufgrund von Sicherheit vs. Angst/Bedrohung) und der Komplexität der Informationsverarbeitung. Die Feststellungen b) und c) beinhalten ein für die Entwicklung von Sozialtechniken wichtiges Problem: c) legt nahe, daß die Bedingungen des Verhaltens im Handlungsträger lokalisiert werden können, und zwar derart, daß sie zu Verhalten führen, das über verschiedene Situationen hinweg konsistent ist; b) läßt Raum für die Annahme, daß das Verhalten entsprechend den aktuellen externen Bedingungen als situationsspezifisch anzusehen ist. „Die historisch wiederkehrende Kontroverse über die Existenz von Verhaltens-Konsistenzen über Situationen hinweg wird durch die Diskrepanz zwischen unserer Intuition, die ihre Existenz bestätigt und der Forschungsliteratur, die dies nicht tut, in Gang gehalten.“

Bem illustriert die Bedeutung sozialer Normen für nicht verhaltenskonsistente Beziehungen zwischen der schwarzen und weißen Bevölkerung der USA mit Beispielen von Bergarbeitern in West-Virginia, die unter Tage Integration, über Tage jedoch fast völlige Rassentrennung praktizierten, von Bürgern in Nashville, die Integration in der Schule akzeptiert und in der Kantine abgelehnt haben, Für den Bereich vorurteilsvollen Verhaltens wird häufig die Ansicht vertreten, dieses Verhalten richte sich weitgehend unterschiedslos auf verschiedene Vorurteils-, Objekte 1 (Wer Antisemit ist, hat auch Vorurteile gegenüber Negern, Ostasiaten etc.'). Auch diese Annahme kann nur mit erheblichen Einschränkungen aufrechterhalten werden

Es erscheint angemessen, Verhalten unter dem Aspekt von Toleranz/Intoleranz als situativ variabel anzusehen. Spezifischen sozialen Normen dürfte dafür, wie eine Überlegenheit an Ressourcen (d. h. soziale Macht) in der Auseinandersetzung mit Personen der sozialen Umwelt eingesetzt wird, erheblicher Erklärungswert zukommen Entsprechend der Unterscheidung von Bedingungen toleranten-intoleranten Verhaltens können verschiedene Perspektiven seiner Beeinflußbarkeit voneinander abgehoben werden.

Soweit nicht soziale Normen oder andere soziale Einflußfaktoren, sondern unmittelbar Merkmale von Personen als die bedeutsamsten Bedingungen von tolerantem oder intole-rantem Verhalten angesehen werden, müssen Versuche zur Beeinflussung an diesen Personen ansetzen. Psychotherapie individueller Konflikte und Training von . Einsicht in die Ich-Verteidigungs-Funktion' intoleranter Einstellungen erscheinen dann als geeignete Maßnahmen. Die Bewußtmachung psychischer Konflikte soll ein Umlernen’ in der Art ihrer Bewältigung ermöglichen. Abgesehen von der technischen Undurchführbarkeit massenhafter Psychotherapie, die zudem gewiß nur durch den kaum zu rechtfertigenden Einsatz von Machtmitteln realisierbar wäre, kann Aussicht auf Erfolg nicht angemessen belegt werden.

Nach dem Ausmaß, in dem sich die Aufmerksamkeit auf die sozialen Bedingungen toleranten/intoleranten Verhaltens richtet, müssen diese selbst zum Gegenstand der Veränderung gemacht werden. Autoritarismus-und Dogmatismus-Konzeption legen nahe, elterliche Erziehungspraktiken so zu beeinflussen, daß egozentrische Kontrolle und strafende Disziplinierung unterlassen und statt dessen verständnisvolles, akzeptierendes, . tolerantes'Erziehungsverhalten ausgeübt werde. Es ist deutlich, daß hier die Strategie das erreichte Ziel voraussetzen würde.

Der sozialen Lerntheorie Banduras zufolge wird Verhalten durch Beobachtung eines Mo-dells d. h.des Verhaltens einer anderen Person gelernt. Die Wahrscheinlichkeit der Ausführung des so gelernten (d. h. potentiell ausführbaren) Verhaltens hängt wesentlich davon ab, ob mit positiven oder negativen Konsequenzen dieses Verhaltens zu rechnen ist. Hinweise darüber liefert nach Bandura auch die Beobachtung von positiver oder negativer Verstärkung der Modellperson (stellvertretende Verstärkung). Die aus dieser Konzeption ableitbare Empfehlung, in den Massenmedien Protagonisten toleranten Verhaltens erfolgreich darzustellen oder wenigstens zu belobigen, ist als Konzept des positiven Beispiels oder Vorbilds altbekannt. Seine Wirkung ist ebenso wie die von Ermahnungen, Belehrungen, Predigten (zumindest zeitlich) begrenzt, wenn es an Entsprechung und Erfolgswahrscheinlichkeit toleranten Verhaltens in Situationen konkreter sozialer Beziehungen mangelt.

Die Hauptanstrengungen beim Versuch, tolerantes Verhalten zu fördern, sollten u. E. auf das Ziel gerichtet sein, Verhaltensnormen zu etablieren und zu festigen, nach denen tolerantes Verhalten positiv und intolerantes Verhalten negativ sanktioniert wird. Dies gilt für Verhalten der verschiedensten Handlungsträger (also Personen, Gruppen, Institutionen) ebenso wie für Verhalten gegenüber den verschiedensten anderen Akteuren, wie in den verschiedensten Verhaltensbereichen. Wenngleich alle Handlungsträger vom Versuch der Beeinflussung betroffen sein müssen, sind diejenigen von besonderer Wichtigkeit, die einen gesteigerten Einfluß auf die Bildung gesellschaftlicher Normen ausüben, etwa Inhaber statushoher Positionen, Journalisten, Pädagogen im Bereich der Schulen und der Erwachsenenbildung. Ihr Beitrag, den Einsatz überlegener Ressourcen gegenüber anderen gemäß Kriterien der Vernunft zu sanktionieren und dazu anzuregen, dürfte von erheblicher Bedeutung sein dafür, ob Toleranz als soziale Verhaltensnorm(en) gefestigt und durch ihre Internalisierung auch die individuellen Bewertungs-sowie Kategorisierungs-Grundlagenprozesse in toleranzspezifischer Weise beeinflußt werden können. Ziel sollte also nicht primär die Zügelung affektiver Bewertungen anderer (schon gar nicht die Enthaltsamkeit in der ggf. auch harten Auseinandersetzung um Standpunkte, Interessen und Ziele) sein, auch nicht eine bloße Propagierung der Toleranzidee, sondern die Förderung der Bereitschaft, den Einsatz sozialer Macht hinsichtlich seiner Legitimation zu reflektieren und zu sanktionieren.

Die Erklärung toleranten/intoleranten Verhaltens auf der Ebene der Wirksamkeit sozialer Normen läßt auch ein Problem der Toleranz-Diskussion, das den faktischen Geltungsbereich des Toleranzprinzips betrifft, klarer betrachten. Unabhängig von der Weise, in der die Grenzen der Geltung von Toleranz begründet werden, läßt sich in unserer Gesellschaft relativ leicht Übereinstimmung erreichen, wo sie in den . privaten'interpersonalen Beziehungen liegen, nicht jedoch darüber, wo diese Grenzen in der politischen Auseinandersetzung festzustellen sind. In diesem Be-reich, in dem sich Verhaltensmaximen in der Regel an Rechtsnormen orientieren, herrscht Unsicherheit, wenn diese fragwürdig (geworden) sind, fehlen oder nicht anwendbar erscheinen. Vor allem hier mangelt es an toleranzspezifischen sozialen Verhaltensnormen.

Zum Verhältnis von Recht und Toleranz schreibt Biedenkopf: „Toleranz und garantiertes Freiheitsrecht haben die gleiche Wurzel. Aber Toleranz geht weiter als die normierten Garantien der Freiheit. Sie beginnt dort, wo das Recht endet. Sie beschreibt die Randzone des individuellen und gesellschaftlichen Freiheitsraumes." Unsere Konzeption von Toleranz/Intoleranz bedarf keiner Abgrenzung alternativer Geltungsbereiche von Recht und Toleranz. Recht als Verhalten von Organen der Staatsgewalt, also auch der gesetzgebenden und rechtsprechenden Körperschaften, läßt sich nach den hier entwickelten Kriterien ebenso im Sinne von Toleranz/Intoleranz beurteilen wie das Verhalten anderer Handlungsträger auch. Im übrigen sind gesellschaftliche Handlungsträger, die in besonderer Weise über soziale Macht verfügen, hervorragend geeignet, in ihrem Verhalten gegenüber Minoritäten, Außenseitern, Abweichlern etc. an Kriterien der Vernunft gemessen zu werden.

Allerdings geht Toleranz über das Recht hinaus. Hier, wo sie nicht durch Rechtsnormen garantiert werden kann, muß sie durch die . Garantien'sozialer Normen gesichert werden.

Die — relative — Abwesenheit konkreter toleranzspezifischer Verhaltensnormen im poli tischen Raum läßt sich durch die partikularen Ziele und Werte der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen, Parteien und Interessenvertretungen begründen. Das Problem einer Förderung gesellschaftlicher Toleranz kann vor allem darin gesehen werden, daß die Bindung des Einsatzes von Macht, von Vorteilen der Ressourcen, an Kriterien wie Rationalität, Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit gerade dort am schwersten durch die Konventionen sozialer Normen gesichert werden kann, wo dies am nötigsten erscheint: dort, wo mächtige und weniger mächtige Interessengruppen konkurrierend ihre Ziele verfolgen. Der kompetitive Charakter dieser machtbetonten sozialen Beziehungen gefährdet erheblich die Reflexion und Legitimierung sozialer Machtausübung. Wenn wir daran festhalten, daß gesellschaftlicher Fortschritt dennoch nur durch den Wettbewerb von Ideen und Interessen gewährleistet werden kann, bedarf es der Herausarbeitung übergeordneter gesellschaftlicher Zielvorstellungen und der Konkretisierung dessen, was . Minimalkonsens'ist. Aktivitäten dieser Art sind eine Grundlage für die Entwicklung von Verhaltensnormen im rechtlichen und außerrechtlichen Bereich, die eine Überprüfung des Einsatzes von Macht an den genannten Kriterien nicht nur erlauben, sondern auch begünstigen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. B. Schäfer, Durchführung der Erhebungen, Fragenkatalog und Grundauszählung, in: C. C. Schweitzer/H. Feger (Hg.), Das deutsch-polnische Konfliktverhältnis seit dem Zweiten Weltkrieg, Boppard 1975 (S. 224— 248), S 237.

  2. E. R. A. Seligman/A. Johnson (Hg.), Encyclopaedia of the Social Sciences, New York 1932, Vol. 8, S. 242— 245.

  3. D. L. Sills (Hg.), International Encyclopedia of the Social Sciences, New York 1968, Vol. 16, S. 95.

  4. Else Frenkel-Brunswik, Intolerance of ambiguity as an emotional and perceptual personality variable: in: Journal of Personality 18, 1949, S. 108—143.

  5. G. Murphy/R. Likert, Public opinion and the individual, New York 1938.

  6. E. L. Hartley, Problems in prejudice, 1946 (Nachdruck New York 1969).

  7. J. G. Martin, The tolerant personality, Detroit: Wayne State University Press 1964, S. 11.

  8. H. Schmidt, Toleranz, in: H. Schmidt (Hg.), Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 1951.

  9. W. Rest, Toleranz. Eine Bildungsaufgabe und eine Gewissensfrage, Warendorf 1948, S. 9.

  10. J. W. Hauer, Toleranz und Intoleranz in den nichtchristlichen Religionen, Stuttgart 1961, S. 11.

  11. Ebd.

  12. W. Rest, a. a. O., S. 40.

  13. G. Mensching, Toleranz und Wahrheit in der Religion, Heidelberg 1957, S. 181.

  14. R. Schottlaender, Der Gedanke der Toleranz und seine Geschichte, Studium Generale II, 1949, 1S

  15. 34H 1.. Marcuse, Repressive Toleranz, in: RR Wolff, B. Moore, H. Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt 1968 (5 Aufl., S 91— 128), S. 991

  16. Ebd., S. 117.

  17. Ebd., S. 120.

  18. B. Moore, Toleranz und wissenschaftliche Einstellung, in: R. P. Wolff, B. Moore, H. Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt 1968 (5. Aufl., S. 61— 69), S. 64.

  19. Ebd., S. 72 f.

  20. Ebd., S. 89.

  21. R. Robinson, An atheist's. values, Oxford 1964, S. 201.

  22. R. P. Wolff, Jenseits der Toleranz, in: R. P. Wolff, M. Moore, H. Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt 1968 (5. Aufl., S. 7— 59), S. 59.

  23. Vgl. A. Diemer, Grundriß der Philosophie, Bd. II: Die philosophischen Sonderdisziplinen, Meisenheim 1964, S. 111 ff.G. Mensching, a. a. O.E. G. Rüsch, Toleranz. Eine theologische Untersuchung und eine aktuelle Auseinandersetzung, Zürich 1955.

  24. P. F. Secord/C. W. Backman, Social Psychology, Tokyo 1974 (2. Aufl.), S. 246.

  25. J. P. R. French/B. Raven, The bases of power, in: D. Cartwright (Hg.), Studies in social power, Ann Arbor 1959.

  26. B. E. Collins/B. H. Raven, Group structure: attraction, coalitions, communication, and power, in: G. Lindzey/E. Aronson (Hg.), The Handbook of Social Psychology, Vol. 4, Reading (Mass.) 1969, S. 102— 204.

  27. Vgl. dazu Marcuses Kritik der Toleranz I Anm. 16). .

  28. H. Schuman/J. Harding, Prejudice and the 39rm of rationality. Sociometry 27, 1964, S. 353—J. Harding, J. Proshansky, B. Kutner, I. Chein, Prejudice and ethnic relations, in: G. Lindzey/E. Aronson (Hg.), The Handbook of Social Psycholo-SY, Vol. 5, Reading (Mass.) 1969, S. 1— 76.

  29. B. Moore, a. a. O. R. Robinson, a. a. O.

  30. J. Harding u. a., a. a. O., S. 5.

  31. Die Vernunftgemäßheit kann anhand von Kriterien mit dem Anspruch objektiver Allgemeingültigkeit oder Kriterien des subjektiven Erlebens bestimmt werden. Außerhalb eines theoretischen Zusammenhangs halten wir eine Entscheidung darüber, ob Kriterien dieser oder jener Art vorzuziehen sind, nicht für sinnvoll.

  32. Vgl. B. Schäfer/B. Six, Sozialpsychologie des Vorurteils, Stutgart 1977 (in Druck).

  33. T. W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, D. J. Levinson, R. N. Sanford, The autheritarian personality, 1950 (Zit. nach New York 1969).

  34. Ebd. S. 228 ff.

  35. Ebd. S. 385.

  36. Ebd. S. 976.

  37. A. Mitscherlich, Zwischen konstruktiver und verstiegener Ideologie, in: U. Schultz (Hg.), Tole-ranz, Hamburg 1974 (S. 22— 34).

  38. EM. S. 32.

  39. EM. S. 33.

  40. G. W. Allport, The nature of prejudice, 1954 Zit. nach: Die Natur des Vorurteils, Köln 1971).

  41. Ebd. S. 429.

  42. J. G. Martin, a. a. O.

  43. I G. W. Allport, a. a. Q., S. 184,

  44. Else Frenkel-Brunswik, Dynamic and cognitive Personality Organization as seen through the Interviews, in: Adorno u. a., a. a. O., S. 442— 467.

  45. M. Rokeach, The open and the closed mind, New York 1960.

  46. Ebd. S. 57.

  47. M. Rokeach, The nature and meaning of dogmatism; in: Psychological Review 61, 1954, (S. 194— 204), S. 195.

  48. M. Rokeach, a. a. O., S. 394.

  49. Formulierung nach: K. Roghmann, Dogmatismus und Autoritarismus, Meisenheim 1966, S. 95.

  50. H. C. Triandis, A note on Rokeach's theory of prejudice, in: Journal of Abnormal and Social Psy-chology 62, 1961, S. 184— 186.

  51. M. Rokeach, Belief vs. race as determinants of social distance: comment on Triandis'paper, in: Journal of Abnormal and Social Psychology 62, 1961, S. 187— 188.

  52. L. Mezei, Perceived social pressure as an explanation of shifts in the relative influence of race and belief on prejudice across social interactions, in: Journal of Personality and Social Psychology 19, 1971, S. 69— 81.

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  58. H. Hahn, Correlat. es of public sentiment about war: local referenda on the Vietnam-issue, in: American Political Science Review 64, 1970, S. 1186— 1198.

  59. A. Modigliani, Hawks and doves, isolationism and political distrust: an analysis of public opinion on military policy, in: American Political Science Review 66, 1972, S. 960— 978.

  60. Ebd.

  61. S. M. Lipset, Democracy and working-class authoritarianism, in: American Sociological Review 24, 1959, S. 482— 501. S. M. Lipset, Political man, Garden City (N. Y.) 1960.

  62. T. F. Pettigrew, Regional differences in anti-Negro prejudice, in: Journal of Abnormal and Social Psychology 59, 1959, S. 28— 36.

  63. T. F. Pettigrew, Personality and socio-cultural factors in intergroup attitudes: a cross-national comparison, in: Journal of Conflict Resolution 2, 1958, S. 29— 42. Vgl. dazu auch die „normative Theorie des Vorurteils“ von F. R. Westie, Race and ethnic relations, in: R. E. L. Faris (Hg.), Handbook of modern sociology, Chicago 1964, S. 576—618.

  64. G. W. Allport, Prejudice: is it societal or personal? Journal of Social Issues 18, 1962 (S. 120— 134), S. 133.

  65. M. Sherif, O. J. Harvey, B. J. White, W. R. Hood, C. W. Sherif, Intergroup conflict and Cooperation: the robbers cave experiment, Norman (Okla.) 1961.

  66. R. R. Blake/J. S. Mouton, The intergroup dynamics of win-lose conflict and problem-solving collaboration in union-management relations, in: M. Sherif (Hg.), Intergroup relations and leadership, New York 1962. R. R. Blake, H. A. Shepard/J. S. Mouton, Managing intergroup conflict in industry, Houston (Texas) 1964.

  67. D. Byrne, Attitudes and attraction, in: L Be kowitz (Hg.), Advances in Experimental Socia Psychology, Vol. 4, New York 1969, S. 35— 89. D. Byrne, The attraction paradigm, New Yor 1971.

  68. D. T. Campbell/R. A. Levine, Ethnocentrism and intergroup relations, in: R. P. Abelson, E. Aronson, W. J. McGuire, T. M. Newcomb, M. J. Rosenberg, P. H. Tannenbaum (Hg.), Theories of cognitive consistency: a source-book, Chicago 1968 (S. 551— 564), S. 522.

  69. H. Tajfel, Soziales Kategorisieren, in: S. Moscovici (Hg.), Forschungsgebiete der Sozialpsychologie 1, Frankfurt 1975, S. 345— 380.

  70. Ebd. S. 345.

  71. H. Tajfel, C. Flament, M. G. Billig, R. P. Bundy, Social categorization and intergroup behaviour, in: European Journal of Social Psychology 1, 1971, S. 149— 178.

  72. M. Sherif u. a., a. a. O.

  73. Informationen über angebliches Unter-oder überschätzen von kurzzeitig dargebotenen Punktmengen, über gute oder schlechte Leistung beim Punktmengenschätzen, über ästhetische Präferenzen.

  74. H. Tajfel u. a., a. a. O.

  75. M. G. Billig/H. Tajfel, Social categorization and similarity in intergroup behaviour, in: European Journal of Social Psychology, 3, 1973, S. 27— 52.

  76. H. Tajfel u. a., a. a. O., S. 175.

  77. J. S. Adams, Inequity in social exchange, in: L. Berkowitz (Hg.), Advances in Experimental Social Psychology, Vol. 2, New York 1965, S. 267- 299. Elaine Walster, Ellen Bersdieid, G W. Walster, New directions in equity research, in: Journal of Personality and Social Psychology 25, 1973, S. 151- 176.

  78. Elaine Walster u. a., a. a. O.

  79. G. C. Homans, Commentary, in: L. Berkowitz'Elaine Walster (Hg.), a. a. O. (S. 231- 244), S. 242

  80. Elaine Walster u. a., a. a. O.

  81. Ebd.

  82. Zitiert nach dem Abdruck in: L. Berkowitz/Elaine Walster (Hg.), a. a. O., S. 23.

  83. G. S. Leventhai, The distribution of rewards and resources in groups and organizations, in: L. Berkowitz/Elaine Walster (Hg.), a. a. O., S. 91— 131.

  84. Ebd. S. 94.

  85. D. J. Bem/Andrea Allen, On predicting some of the people some of the time: the search for crosssituational consistencies in behavior, in: Psycholo-gical Review 81, 1974 (S. 506— 520), S. 506.

  86. D. J. Bem, Meinungen, Einstellungen, Vorurteile, Zürich 1974, S. 99 f.

  87. B. Schäfer, Klassifikation vorurteilsvoller versus xenophiler Personen, in: C. C. Schweitzer n. Feger (s. Anm. 2), 1975, S. 314— 346.

  88. Bei aller Wertschätzung, die wir dem Konzept „sozialer Normen“ durch seine Verwendung als relevantem Erklärungsmerkmal angedeihen lassen, wollen wir nicht versäumen darauf hinzuweisen, daß es möglichst sparsam beansprucht werden sollte. Einerseits beschreibt es häufig eher Gleich-förmigkeiten sozialen Verhaltens als sie zu erklären; andererseits verdeckt es leicht den Mange nicht hinreichend analysierter sozialer Einflußpro zesse.

  89. D. Katz, I. Sarnoff, C. McClintock, Ego defense and attitude change, in: Human Relations 9, 1956, S. 27-45. D. Katz, C. McClintock, I. Sarnoff, Measurement of ego-defense reiated to attitude change, in: Journal of Personality 25, 1957, S. 465— 474.

  90. A.Bondura, Social lerning theory, Morristown (N) . AJ..)

  91. K. Biedenkopf, Toleranz in der Demokratie, in: U. Schulz (Hg.), Toleranz, Hamburg 1974 (S. 162— 174), S. 167.

Weitere Inhalte

Bernd Schäfer, geb. 1943, Dr. phil., Dipl. -Psych.; Ordentl. Professor für Psychologie (Sozialpsychologie) an der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe, Münster. Publikationen zu Problemen der Einstellungs-und Vorurteilsforschung sowie politisch-ideologischer Orientierungen; Forschungsprojekte: Einstellungen gegenüber West-Deutschen in der CSSR; Sozialpsychologische Aspekte der deutschpolnischen Beziehungen.