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Wolfgang Teckenberg Arbeitsbeziehungen und Produktivität in sowjetischen Betrieben | APuZ 13/1981 | bpb.de

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APuZ 13/1981 Die wechselvolle Kontinuität. Zu den jugoslawisch-sowjetischen Beziehungen nach 1945 Jugoslawien am Scheideweg. Eine Bilanz jugoslawischer Politik nach Titos Tod Wolfgang Teckenberg Arbeitsbeziehungen und Produktivität in sowjetischen Betrieben

Wolfgang Teckenberg Arbeitsbeziehungen und Produktivität in sowjetischen Betrieben

Wolfgang Teckenberg

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Zusammenfassung

Um hochgesteckte wirtschaftliche Ziele zu errreichen, muß die UdSSR Konflikte im Produktionsbereich beilegen. In dieser Studie werden vornehmlich die eher verdeckten Konflikte angesprochen, die etwa im „Bremsen" durch Senkung von Gruppennormen der Produktivität oder im vorzeitigen Verlassen des Betriebs (Fluktuation) zutage treten. Wenn auch in der UdSSR konfliktreiche Arbeitsbeziehungen nicht zu offenen Streiks werden, wie z. B. in Polen, so ziehen sich doch viele Arbeiter aus dem Produktions-ins Privatleben zurück. Dies drückt sich u. a. in hohen Fehlzeiten, im Alkoholismus am Arbeitsplatz oder in einer Minderung der Produktivität aus. Relativ „friedlich" erscheinende Arbeitsbeziehungen bedeuten noch nicht gleichzeitig gelungene Stimulierung der Werktätigen. Deren Kontrolle wird auch zunehmend schwieriger, weil die Betriebe als „Minigesellschaften''verschiedene Möglichkeiten haben, Plankennziffern zu manipulieren und z. B.den Lohnfonds weitgehend nach eigenem Gutdünken festzusetzen, so daß sich informell doch betriebliche und Belegschaftsinteressen gegenüber staatlichen Planinteressen durchsetzen.

I. Die sowjetische Macht und die Interessenorganisation der Arbeiter

Angesichts der politischen Streiks in Polen und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Sowjetunion stellt sich eindeutiger als zur Zeit Chruschtschows die Frage nach den Grenzen der Steuerbarkeit der „unten" ablaufenden Prozesse nach von „oben" gesetzten Zielen. Stellt man vor allem die Frage nach der Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung polnischer Streikerfahrungen in der UdSSR, so stößt man schon bei oberflächlicher Analyse auf ganz anders geartete Voraussetzungen:

In der UdSSR fehlten bisher jegliche kollektiven und klassenmäßigen Streikerfahrungen; sieht man von einer politisch bewußten Arbeiterschaft ab, die unter Anleitung von Gewerkschaftsgrößen in den zwanziger Jahren noch als „Arbeiteropposition''Aufsehen erregte, und deutet man mit gewissem Recht Nachrichten von auflodernden punktuellen Streiks z. B. im Baltikum als nicht sehr repräsentativ, so scheint das Konfliktpotential der Arbeitsbeziehungen in der UdSSR weitaus geringer zu sein als in Polen. Auch haben sich — historisch gesehen relativ „neue" — Teile der Arbeiterschaft in recht entlegenen Gebieten abgekapselt, und eine Aufrechterhaltung der Kommunikation zur kollektiven Koordination von Bewegungen scheint überaus schwierig. So erklärt sich, daß auch in den westlichen Nachrichtenmedien der Diskussion über die „Dissidentenbewegung" ein relativ weiter Raum eröffnet wurde, die Veränderungen in den Arbeitsbeziehungen und die strukturell bedingte Verschlechterung der Produktion sich dagegen weitgehend unbemerkt vollzogen. Anders als in Polen scheint auch eine Überbrückung der sozialen Distanz zwischen der weitgehend von der sogenannten Intelligenzija getragenen Dissidentenbewegung und der Masse der Arbeiterschaft heute unwahrscheinlich.

Dennoch: Neben der „Stimme der Stummen", wie Cornelia Gerstenmaier einmal die Bewegung der sowjetischen Kritiker genannt hat, ist heute ein anderes Störgeräusch zu hören: die Stiefel der Arbeiter, die ihren Betrieb verlassen und nicht mehr zurückkehren oder ihre volle Produktivitätsleistung nicht mehr erbringen. Fluktuation zwischen den Betrieben geringe Gruppennormen und informelle Senkung der Arbeitsproduktivität im Rahmen der betrieblichen Minigesellschaften ist auf dem Wege über Verwaltungsmaßnahmen kaum zu verhindern. Statt in Streiks schlagen sich Unzufriedenheit und Entfremdung in Betriebswechsel, häufigem Fernbleiben von der Arbeitsstätte und in Alkoholismus nieder — mit weitreichenden strukturellen Folgen für die hochgesteckten Entwicklungsziele.

Zum Teil wird sogar in sowjetischen sozialwissenschaftlichen Studien die „Legitimationskrise" des Systems, besonders des Systems der staatlichen Administration, angesprochen. Dies hängt sicherlich mit dem von staatlicher Seite langjährig gepflegten Glauben zusammen, man könne Ungleichheiten im Verteilungssystem und daraus resultierende Konflikte auf administrativem Wege beseitigen. Jetzt, da das Versagen staatlicher Globalsteuerung allgegenwärtig wird, macht die Bevölkerung besonders den Staat und dessen Vertreter in der Administration für die Diskrepanz zwischen zunächst geweckten Erwartungen und ihrer Einlösung verantwortlich. Dafür sind die Konflikte beispielhaft, die dadurch entstanden sind, daß einer zu großen Zahl gut ausgebildeter junger Leute keine angemessene Zahl von Arbeitsplätzen entspricht, auf der die erworbenen Qualifikationen einsetzbar wären. In einem System wie dem sowjetischen richtet sich auch Unzufriedenheit mit der Zuteilung von Lebenschancen in der staatlich organisierten Produktionssphäre direkt gegen die Organisatoren der Produktion, mithin gegen den Staat oder die Administration; sie bleiben nicht auf Konflikte in der privaten Sphäre beschränkt. Über die Ursachen des daraus folgenden direkten Legitimationsdruckes äußert sich der polnische Soziologe W. Wesolowski folgendermaßen: „Groups with unequal earnings have less resentment towards each other and more towards the state as regulator of their income. Paradoxically, the socialist state ... may appear more often as an ‘antagonist to the people than a state which does not watch at all over their interests.“ („Gruppen mit unterschiedlichen Einkommen hegen weniger Groll gegeneinander als gegen den Staat, der ja die ungleichen Löhne festlegt. Paradoxerweise mag der sozialistische Staat...den Leuten eher feindlich vorkommen als einer, der sich überhaupt nicht um ihre Interessen kümmert.")

Die wesentlichen Unterschiede zwischen den sozialen Systemen von UdSSR und Bundesrepublik Deutschland sind bekannt und spiegeln sich auch in unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Individuen wieder: Sowjetische Spätaussiedler stellen „gewohnheitsmäßig" höhere Anforderungen an den Staat und rügen die „Laissez-faire" -Haltung westlicher Administrationen und deren Unübersichtlichkeit. Auf etwas überspitzte, aber für die weiteren Betrachtungen aufschlußreiche Begriffe gebracht, herrscht im Westen das Leistungs-und im Osten das Versorgungsprinzip; die westlichen Gesellschaften können als Antrags-und die östlichen als Zuteilungsgesellschaften bezeichnet werden.

II. Betriebe als „Minigesellschaften

Betriebe in der UdSSR sind vergleichsweise groß und werden durch Zusammenschlüsse zu Betriebsvereinigungen noch größer. So gab es 1970 ungefähr 600 Großbetriebe, die ca. 7 Prozent der Produktion erwirtschafteten, Ende 1977 dagegen 3 600 Großbetriebe mit 43 Prozent der Produktion und 13 Mill. Beschäftigten Einige sowjetische Soziologen haben inzwischen auf die verschlechterten sozialen Kontakte in den Großbetrieben hingewiesen und empfehlen als Gegenstrategie eine gewisse Selbstorganisation der Untereinheiten. Daß dies ohnehin geschieht wenn auch auf dem Wege informeller Gruppenbildung, wird noch zu zeigen sein.

Sozial relevant ist noch eine andere Feststellung über das Infrastruktursystem der Großbetriebe: Die normalerweise von der Gemeinde übernommenen Dienstleistungs-und Verteilungsaufgaben werden meist dem Betrieb übertragen. So gehörten 1977 in der RSFSR 50% der gesamten zur Verfügung stehenden Wohnfläche zu den Betrieben. Das Stadt-Exekutivkomitee (ispolkom) hatte oft im Vergleich zum Betrieb gar keine Macht, die Belange auf dem eigenen Gebiet zu regeln. Produktions-und Standorterwägungen waren für die Planung neuer Städte ausschlagge-bend; die Städte ähnelten, um eine sowjetische Quelle zu zitieren, „Schlafplätzen in der Nähe der Betriebe"

Wird auf der gesamtgesellschaftlichen Seite, wie erwähnt, die Produktion der politisch-staatlichen Administration unterstellt, so wird auf der Ebene des Betriebs der kommunale Sektor quasi der Produktion zugeteilt Dies begünstigt natürlich die Herausbildung von teil-autarken Minigesellschaften, die um „ihren“ Betrieb und dessen Sozialleistung herum gruppiert sind. Aus diesem Grunde schließen betriebssoziologische Studien in der UdSSR häufig einzelne Aspekte der westlichen „Gemeindesoziologie“ mit ein. Vor allem bewirkt die Übernahme von sozialfürsorgerischen Dienstleistungen durch die Betriebe eine hohe Verknüpfung von Sozialbeziehungen innerhalb der Produktion mit denen außerhalb der Produktion. Untersuchungen in Leningrad und Kazan'zeigten, daß Arbeiter, die schon zehn Jahre und länger dem Betrieb angehörten, ihre Freunde zu 70— 75 % unter Arbeitskollegen wählten Dies wirkt sich oft ungünstig auf die Produktion aus: Die informellen Kontaktsysteme werden als Korrektiv der öf[entlichen Steuerung verstanden. Innerhalb der Kontaktsysteme wird mit der Münze gegenseitigen Vertrauens getauscht.

In der sowjetischen Soziologie ist es durchaus kontrovers, welche Aktivitäten an den Betrieb gebunden sein sollen (Sport in Verbindung mit dem Betrieb oder dem Wohnort, Diskutierzirkel etc.) und inwiefern sich die „schöpferischen“ Aktivitäten auch außerhalb des Betriebes entfalten sollen. Dahinter steht, überspitzt formuliert, die Konzeption der Gesellschaft als ^Betrieb" mit dem vorrangigen Ziel der Produktion und der Unterordnung aller Bedürfnisse unter rationale Betriebsziele, wie es auch in neueren Versuchen der Erstellung eines „rationalen Zeitbudgets" als normativer Vorgabe für den „werktägigen Menschen" zum Ausdruck kommt.

Eine andere Richtung kritisiert diese Ingenieurperspektive des technokratischen Verständnisses von Gesellschaft und weist darauf hin, daß sich nicht alle Entwicklungen im Betrieb abspielen müssen. Diese Richtung versteht Gesellschaft schon eher als Ensemble von Individuen mit unterschiedlichen Interessen. So zitieren die Soziologen Gordon und Klopov ihren Kollegen Schubkin und betonen, daß die Leninsche Formel für das Ziel des Kommunismus nicht nur die allseitige, sondern auch die freie Entfaltung aller Mitglieder der Gesellschaft betont

Persönliche Bezugssysteme und informelle Kontakte In ihrer Funktion als theoretische Basis rationaler betrieblicher Planung betont die „Leitungswissenschaft" zwar den negativen Aspekt informeller Netzwerke, doch erfüllen diese durchaus eine positive Funktion. Spätestens seit R. K. Merton wissen Gesellschaftswissenschaftler, daß Dysfunktionalität auf der einen Ebene durchaus zur Stabilität auf anderen Ebenen führen kann. So sind diese informellen Systeme vor allem in dem Bereich wirksam, der von der staatlichen Planung nur ungenügend oder in einer nicht allen individuellen Wünschen gerecht werdender Weise organisiert werden kann. Der Versorgungsstaat Sowjetunion stößt dort an die Grenzen seines Systems, wo völlige Planung zu kostspielig oder aufgrund zu vieler Unbekannter in der Gleichung nicht durchführbar ist. Das ist vor allem bei der Anpassung individueller Wün-sehe und Erwartungen an ein vorgeplantes ökonomisches System der Fall.

Sowjetische Studien zeigen z. B., daß die Vermittlung von individuellem Qualifikationsangebot und betrieblicher Nachfrage eher nach einem arbeitsmarktähnlichen Modell verläuft als nach geplanter Zuweisung, weil die Mehrzahl der Arbeitskräfte individuell angeworben wurden und die staatliche Arbeitsvermittlung eine geringere Rolle spielt als vergleichbare Institutionen im Westen

Die Wahl des Betriebes war bei den meisten der Befragten einer anderen Studie nach dem Rat der Freunde und Eltern getroffen worden (35%).

Im Betrieb bleiben die Kontakte zu Arbeitskollegen auf die unteren, überschaubaren Einheiten des Betriebes beschränkt — sogar bei den wissenschaftlich-technisch interessierten Arbeitern und Technikern oder Ingenieuren (ITR).

Das mangelnde Interesse der Leitungsebene gegenüber Anregungen aus der Vollzugs-ebene oder deren internen Problemen fordert die Entwicklung informeller Gruppierungen heraus. So ergab eine Befragung, daß man der Berücksichtigung von Vorschlägen auf der Ebene der Zeche noch eine gewisse Chance einräumte, die Befragten aber skeptisch waren hinsichtlich des Einflusses ihrer Vorstellungen auf Betriebsebene Die Arbeiter verlassen sich hinsichtlich der Lösung ihrer Probleme im wesentlichen auf ihren räumlich und statusmäßig engeren Bereich. Offenbar wird von ihnen die Möglichkeit, übergeordnete Stellen der Administration des Betriebes zu beeinflussen, als besonders gering angesehen. Auch zwecks Vermeidung „unnötiger" Komplexität bleibt man an seinem informellen Freundschaftsbereich orientiert. Außerdem ist der Informationsstand über Prozesse, die den gesamten Betrieb betreffen, nicht groß. Ca. drei Viertel der Arbeiter wissen nicht einmal, ob ihr Betrieb mit Gewinn oder Verlust arbeitet

Erstaunlich gering wird auch die Möglichkeit effizienter Partizipation in den Organen der Selbstverwaltung eingeschätzt, die auch in Betriebsuntersuchungen meist nur im Zusam-menhang mit der Disziplinierung von Arbeitern genannt wird. -1 Häufig wird der Wunsch nach größerer Publizität der administrativen Maßnahmen geäußert. Es interessieren vor allem Fragen des Lohns und der Arbeitsorganisation, weniger propagandistische Artikel über Bestleistungen, wie eine Untersuchung von zehn Zeitungen im Moskauer Gebiet 1976 zeigte. Vor allem wollte man etwas über den eigenen Betrieb erfahren (24%) und auch das Betriebsleben in den Nachbarbetrieben kennenlernen (19%)

In der laufenden Produktion wird von Seiten der Administration und auch von den leitenden Ingenieuren und Technikern wenig Hilfe erwartet; die soziale Distanz wird als zu groß angesehen

In schwierigen Situationen reichen die Kontaktnetze bis zum Brigadier der eigenen Arbeitsgruppe; eventuell werden noch Leiter öffentlicher Organisationen einbezogen, wobei aus der Untersuchung nicht hervorgeht, ob es sich dabei vor allem um Gewerkschaftsvertreter handelt.

Auch in den Freizeit-und Kulturinteressen sind Arbeitskollegen für die Meinungsbildung relevant und werden in diese individuellen Sphären einbezogen. Neben Mitarbeitern aus dem Betrieb gewinnen Verwandte und Familienangehörige verstärkten Einfluß

Hieran mag sich die Frage anschließen, die nur vergleichend beantwortet werden kann, ob nicht erst die Zusammenlegung von Freizeitinteressen und Produktion zu einer Überhandnahme von Freizeitkommunikation in der Produktion führt, die die Durchsetzung betrieblicher Normen teilweise oder völlig verhindert. Die Arbeitsproduktivität wird dadurch nicht erhöht, während man ursprünglich hoffte, sie durch die betriebliche Organisation von Freizeitinteressen anzuheben. Dies scheint nicht in befriedigender Weise gelungen zu sein, denn man hat bei einer soziologischen Untersuchung in Estland festgestellt, daß besonders unzufriedene Arbeiter häufig mit Freunden zusammen sind und mit ihnen über ihre Situation im Betrieb sprechen — wodurch sie jedoch keineswegs zufriedener werden

Die Einbeziehung von Bezugssystemen des Alltags in die Produktion führt nicht, so könnte man zusammenfassend salopp formulieren, zu gestiegenem Produktionsbewußtsein während der Freizeit, sondern führt eher Elemente freizeitlicher Kommunikationsformen in die Produktionswelt ein. Bezeichnenderweise sind dann Ansprechpartner für Diskussionen über Filme, Bücher etc. weniger Nachbarn oder Personen, die mit der eigenen Arbeit wenig zu tun haben, sondern vor allem Arbeitskollegen und auch Familienmitglieder, die aber, wie wir sehen werden, auch dann häufig im selben Betrieb arbeiten.

Traditionelle Elemente in den Sozialbeziehungen Verschiedene Versuche, durch kommunistische Jugendverbände und organisierte Freizeitangebote die zwischenmenschlichen Primärbeziehungen umzugestalten, z. B. die Bindungen an die Eltern oder an die Jugendfreundschaftsgruppen (peer groups) aufzulösen, haben keine deutlichen Erfolge gehabt. Das Zusammentreffen in Clubs bleibt weitgehend auf die 18-bis 23jährigen beschränkt (20% dieser Altersgruppe), wobei auch in dieser Altersgruppe Treffen mit Freunden in häuslicher Umgebung bevorzugt werden (ca. 40%). Mit zunehmendem Alter geht dann das Interesse an den Clubs ganz zurück Treffen mit Freunden zu Hause werden trotz der beengten Wohnverhältnisse bevorzugt. Die Wohnverhältnisse sind sicher mitbestimmend für die starke Beeinflussung der Kinder durch die Eltern, weil sie mit ihnen in der Regel zusammenwohnen. Im Vergleich zum Elterneinfluß und dem Einfluß der engeren Freunde kommt den Jugendorganisationen und gesellschaftlichen Clubs also nur wenig Bedeutung zu.

Neuere Daten zeigen, daß auch der Sozialisation in Arbeiterwohnheimen keine große Bedeutung zukommt; ein längerer Aufenthalt in Wohnheimen hat sogar einen negativen Ein-fluß auf die 20— 30jährigen zur Folge. Je nach Art der vorherrschenden Industrie in der Stadt leben jeweils ein Viertel bis zur Hälfte der arbeitenden Jugendlichen in Heimen. Bei einer Untersuchung in Pskov stellten Heimbewohner und Personen, die ein Zimmer auf Zeit nahmen, 6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Das machte 40% der ledigen jungen Leute in Pskov 1965 (im Alter von 20— 30 Jahren) aus In dieser Studie wird auch darauf hingewiesen, daß der übermäßige Alkoholkonsum unter den Jugendlichen in Arbeiter-wohnheimen sehr verbreitet ist und die Entfernung von den Eltern die Anpassungsprobleme der Jugendlichen noch verstärkt. Tatsächlich zeigt eine andere Studie, daß 51, 5% der befragten Heimbewohner unmittelbar aus dem Elternhaus kamen, 20, 7 Prozent aus anderen Heimen (meist aus Heimen der Schulen), 11, 9% aus der Armee und 4 % aus Kinderheimen Unzufrieden sind mit dem Wohne 7 Prozent aus anderen Heimen (meist aus Heimen der Schulen), 11, 9% aus der Armee und 4 % aus Kinderheimen 18). Unzufrieden sind mit dem Wohnen im Arbeiterheim vor allem die besser gebildeten jungen Leute, von denen sich 53 Prozent (mit 9— 10 Klassen) bzw. 64, 5 % (mit höherer Bildung) negativ äußern.

So kann man sagen, daß die Gruppe der Gleichaltrigen ebenso wie die Familie ihre Integrationsfunktionen nicht verloren hat und in den Arbeiterheimen alternative Formen der Anpassung an das Berufsleben noch nicht gefunden worden sind.

Vor diesem Hintergrund wird die positive Bewertung der Berufsarbeit der Eltern verständlich, die sich in verschiedenen Studien ausdrückt 19). Mangels anderer funktionierender Orientierungshilfen sind die Eltern Bezugspunkt für eine Integration im Betrieb.

Die Umfrage über den Einfluß der Eltern auf Einstellungen und Verhaltensweisen der nachwachsenden Generationen im Sverdlovsker Oblast'1974/75 wird noch mit den Worten kommentiert, daß die Entwicklung von Arbeiterdynastien die Integration der Betriebskollektive fördert — eine Forderung, die allen Angleichungstendenzen der Lebenschancen und damit auch den Prinzipien der Mobilität widerspricht. Tatsächlich wird aber nicht nur die Schichtzugehörigkeit in fast gleich starkem Ausmaß wie in westlichen Industriegesellschaften „vererbt", wie bereits nachgewiesen wurde 20), sondern auch der Arbeitsplatz, was vermutlich am Fehlen eines wirklich funktionierenden Systems überregionaler Arbeitsvermittlung liegt

Durch den starken Einfluß der Eltern, der meist einhergeht mit fehlender räumlicher Trennung, wird die Tradierung von informellen und hergebrachten Normen des Verhaltens wesentlich erhöht.

Fassen wir die vorliegenden zwei Abschnitte kurz zusammen, so läßt sich sagen, daß informelle Beziehungen gegen und in Konkurrenz zu — oft nur ungenügend funktionierenden — staatlichen Steuerungsmechanismen entstehen und wirksam sind. Sie werden außerdem in den Großbetrieben für den einzelnen und seine informellen Bezugsgruppen besonders wichtig wegen der mangelnden Überschaubarkeit der gesamten Produktionseinheit und wegen der großen Distanz zu den nächsthöheren Ebenen, von denen die Arbeiter im übrigen recht wenig Hilfe erwarten. Reglementierung und Vorschriften über Freizeit auf der einen Seite und mangelnde Attraktivität des Freizeitangebots außerhalb der betrieblichen Sphäre andererseits veranlassen den Arbeiter zur Festlegung von informellen Gruppennormen. „Kollektivismus" wird dann von ihnen eher als komplizenhaftes Zusammenhalten gegen die Forderungen der Administration gesehen und nicht, wie von der Propaganda beabsichtigt, als besonderer Wert der „neuen sozialistischen Lebensweise".

Die beschriebenen traditionellen Bindungen an die Familie und die Beachtung persönlicher Ratschläge und Verhaltensempfehlungen für den Eintritt ins Berufsleben können zur Erhaltung solcher informellen Normen über Generationen hinweg führen.

III. Integration und Konflikt im Betrieb

Anhand von Sverdlovsker Industriebetriebsuntersuchungen lassen sich einige der bisher angestellten Vermutungen bekräftigen und weitere Aussagen über die Konfliktstruktur erläutern. Die Belegschaften kritisierten vor allem die Hektik bei der Planerfüllung. Auch ungünstige Arbeitseinrichtungen und das Fehlen von Werkzeug wurden bemängelt.

Die eingespielten Gruppennormen werden durch die plötzlich einsetzenden besonderen Anstrengungen des Betriebes zur Planerfüllung natürlich besonders strapaziert. Viele Konflikte resultieren auch aus schlecht abgestimmten Interessenkonkurrenzen zwischen den Brigaden, die durch das System des sozialistischen Wettbewerbs eher noch gefördert werden, wie auch häufige Klagen über das ungerechte und undurchschaubare System der Prämierung beweisen

In einer Untersuchung aus dem Jahre 1974 wurde das Stimulierungs-und Prämierungssystem von ca. 45 % der Befragten als bei weitem nicht gerecht eingestuft Auch werden die Klagen über Konflikte infolge ungünstiger Arbeitsorganisation oft mit dem dahinter stehenden Wunsch nach mehr Pausen und Freizeit während der Arbeit erklärt

Wie bei den Forderungen der westlichen Gewerkschaften, so erweist sich auch in der UdSSR das Eintreten für mehr Lohn als wichtigster integrierender Faktor und allgemeinster Nenner der Interessen der Arbeitenden: Ein integratives Klima wird nach Meinung von 80% der Befragten durch eine Verbesserung des Einkommens herbeigeführt. Arbeitsbedingungen und ein gerechteres System der Arbeitsstimulierung (Prämie) stehen an zweiter und dritter Stelle

Nur darf man bei diesen Angaben — ähnlich bei vergleichbaren westlichen — nicht davon ausgehen, daß die Einkommenshöhe die allein oder immer bestimmende Variable bei der Beeinflussung von Arbeitsbeziehungen sei. So werden z. B. die Zufriedenheit mit der Arbeit oder die allgemeine Haltung zur Arbeit eher durch die Arbeitsinhalte beeinflußt und die Resultate (Produktivität) häufig durch eine über berufliche Qualifikation vermittelte Selbständigkeit bei der Arbeit verbessert, die durch zu starke Reglementierung eher beeinträchtigt wird, wie jetzt auch neuere sowjetische Studien zeigten

Für den Grad der Solidarität in der Brigade wurde aber auch in einer neueren Studie wiederum die Zufriedenheit mit dem Einkommen als bestimmender Faktor bei der Analyse ermittelt Subjektive Zufriedenheit mit dem Einkommen, so wurde gesagt, sei allerdings noch wichtiger als die objektive Höhe des Gehalts. Die solidarischeren Kollektive zeichneten sich dann durch eine höhere Arbeitsdisziplin und weniger Fluktuation aus. Bei einer anderen Untersuchung stellte man fest, daß die Arbeiter bei Fehlverhalten ihrer Kollegen eher dazu neigten, dies lediglich dem Vorgesetzten zu melden. Allenfalls sprach man sich dafür aus, persönlich eine helfend eingreifende Bemerkung zu machen

Sowjetische Arbeiter sind im großen und ganzen mit den allgemeinen Zielen der Entwicklung einverstanden; so werden z. B. die Erhöhung der Arbeitsproduktivität und die Verbesserung der Qualität der Produktion auf die Frage nach den wichtigsten Zielen der sozioökonomischen Entwicklung in einer großen Untersuchung allgemein anerkannt Für die Durchsetzung wird allerdings vor allem die Administration verantwortlich gemacht und nicht so sehr der Arbeitskollege, mit dem man durch gemeinsame Gruppennormen verbunden ist; ein Ausscheren einzelner Kollegen würde zum einen von der Gruppe nicht geduldet, wie wir auch aus den traditionellen westlichen Studien über informelle Gruppen wissen, zum anderen unter den besonderen Bedingungen des sowjetischen Systems vermutlich mit einer Erhöhung der allgemeinen Arbeitsnormen quittiert werden — bei gleichbleibendem Lohn. Veränderung der Arbeitsproduktivität wird durch Gruppennormen abgebremst.

So überlassen Arbeiter auch gerne die Sanktion bei Verstößen gegen die Arbeitsdisziplin der Administration, statt sie selbst zu übernehmen

In einer anderen Untersuchung — im Minsker Traktorenwerk — wurde zunächst eine Beurteilung während der Versammlung des Arbeitskollektivs befürwortet -Auf die Frage, was das wirksamste Mittel sei, variierten die Antworten je nach Art des Verstoßes, legten aber einen Verlust der Prämie allgemein nahe

Beim Betrachten anderer Studien wird klar, wieso die um ökonomische Effizienz bemühte Richtung in der sowjetischen Soziologie die Entwicklung von freundschaftlichem Beisammensein oft mit Mißtrauen verfolgt: Der gemeinsame „Frust" des Arbeitslebens wird häufig entsprechend begossen und die so verbrachte Freizeit als Kompensation angesehen. Dies war besonders bei denjenigen der Fall, die häufig die Arbeitsdisziplin verletzten

Ganz allgemein sind jedoch Arbeit und Beruf auch nach sowjetischem Selbstverständnis zentral für die Lebensgestaltung. Arbeit wird nicht gänzlich als „Zwang“ angesehen. Auf die Frage an Arbeiter in Perm: „Wenn man ihnen jetzt regelmäßig eine Summe in Höhe ihres Gehaltes zahlen würde, was würden Sie dann vorziehen?" antworteten: „arbeiten“ 61, 6 %, „nicht mehr arbeiten“ 12, 2 % und „schwer zu sagen" 26, 2 %. Hier spielen auch die im ganzen positiv erlebten Verhältnisse zu den Kollegen eine große Rolle.

Diese Einstellungen lassen sich gut mit einer Befragung in der Bundesrepublik vergleichen: Hier stimmten 33 % der Arbeitnehmer dem Ausspruch zu: „Wenn ich genug Geld hätte, würde ich nicht mehr zur Arbeit gehen"

Die in der UdSSR etwas größere Zahl derjenigen, die weiter arbeiten wollen, läßt sich auf die unterschiedliche Fragestellung zurückführen: Offenbar bedeutet für die sowjetischen Befragten eine Summe in Höhe des Gehalts noch nicht „genug Geld“, wie es in der deutschen Formulierung hieß. In der westdeutschen Untersuchung zeigten sich große Zustimmungen zu den Aussagen: „Ohne Arbeit wäre mir das Leben langweilig" (78 %) und „Ohne Arbeit wäre das Leben sinnlos für mich" (71 %).

In drei sowjetischen Städten (einschließlich Moskau) beurteilten Werktätige auf einer Fünf-Punkte-Skala die Bedeutung der Arbeit „als Bedürfnis des Menschen, als Basis seiner Selbstbestätigung" und „als Quelle des nationalen Reichtums und des persönlichen Wohlergehens“, wobei der zentrale Stellenwert von Arbeit und Beruf wieder deutlich wurde; generell wurden in Moskau noch höhere Werte erzielt als in den Provinzstädten

Interessant erscheint in diesem Zusammenhang, daß offenbar in der UdSSR die Bedeutung der Arbeit für das Leben mit steigender Professionalisierung nicht zunimmt, wie das im Westen der Fall ist, sondern eher etwas sinkt, wenn auch Genaues wegen der jeweils wechselnden Fragestellung nicht zu sagen ist.

Ähnliches läßt sich der Studie von 1. 1. Tschangli entnehmen. Sie untersucht die Einstellung zu den Bewegungen des „sozialistischen Wettbewerbs" und der „kommunistischen Haltung zur Arbeit". Von den in verschiedenen Städten befragten Arbeitern beteiligten sich etwa 8797 % auf unterschiedliche Weise. Mit steigender Bildung scheint das Interesse eher rückläufig zu sein. In den 1975/76 untersuchten wissenschaftlichen Forschungsinstituten eines Moskauer Rajons nahmen nur 66 % an den propagandistisch geförderten Bewegungen teil

Insgesamt dürfte heute in Industriegesellschaften eine Haltung vorherrschend sein, bei der Arbeit zumindest nicht rein instrumentell beurteilt wird; insofern müssen auch Studien über relativ hohe Disziplinlosigkeit und geringe Arbeitsmotivation in der UdSSR relativiert werden. Bei den meisten Menschen herrscht wohl die Einsicht vor, individuelles Wohlergehen könne nur durch individuelle Arbeitsbeiträge zu allgemeinen gesellschaftlichen Zielen erreicht werden. Offenbar spielt dabei in der UdSSR die reine Existenzsicherung noch eine größere Rolle als in westlichen Gesellschaften, was auch aus folgender Überlegung ersichtlich werden mag: In einer soziologischen Studie in Kazan stellte man eine wesentlich höhere Korrelation der Arbeitsintensität mit dem Familienstand (und dem Vorhandensein von Kindern) fest als mit der Zufriedenheit im Beruf (0. 83 gegenüber 0. 62)

An diesem Beispiel erkennt man die Wichtigkeit der Lebensplanung und Lebensperspektive für die Erklärung der Variation der Arbeitsmotivation. Offenbar bleibt in Anbetracht der Einkommen, die kaum für den Unterhalt einer Familie ausreichen — geht man von neueren sowjetischen Familienbudgetstudien aus, die etwa 200 Rubel pro Kopf als angenehmen Lebensstandard der Familie ansetzen —, gar nichts anderes als harter Arbeitseinsatz übrig. So ergab auch eine Arbeiterstudie keinen klaren Zusammenhang zwischen tatsächlicher Arbeitsleistung (beurteilt nach Normerfüllung und Produktivität) und übergeordneten Motiven für die Arbeit, die sich in der Wertschätzung der schöpferischen Seiten der Tätigkeit und deren Wert für das Gemeinwohl ausdrücken sollten Erst reale Notwendigkeiten wirken sich arbeitssteigernd aus.

Bei der Berufswahl allerdings oder in bezug auf die Erwartungen eines neuen Berufs herrschten eher nicht-materielle Bewertungen vor. Hier ist aber aus den oben geschilderten Gründen besonders zu betonen, daß es sich bei den Befragten um Jugendliche handelt, die noch nicht für den Unterhalt einer Familie sorgen müssen. Bei ihnen tritt der materielle Aspekt der Erwerbstätigkeit noch nicht so in den Vordergrund, da sie häufig noch bei den Eltern leben oder von deren materiellem Status zehren

Schulabsolventen, Studenten und Arbeiter wurden auch gefragt, was bei der Berufswahl besonders beachtet werden solle. In unspezifischer Weise wurde dabei dem allgemeinen Interesse an der Arbeit der Vorzug gegeben. Arbeiter tendierten eher als die soeben von der Schule Entlassenen dazu, auch noch den eigenen Fähigkeiten und Kenntnissen Rechnung zu tragen. Natürlich ist für die Wahl eines Lebensentwurfs, als ein Teil dessen der Beruf angesehen wird, auch ein spezifisches Interesse von Bedeutung. Leider wurde die Bedeutung des Einkommens in dieser Umfrage nicht geprüft -Sie spielte aber bei der Berufsbewertung, die die Eltern für ihre Kinder vornahmen, eine gewichtige Rolle

Eine geringe Bedeutung wurde von den Befragten in diesen Studien der Demokratisierung der Produktion zugesprochen: Die Möglichkeit zur Partizipation wird nur von 3, 3 Prozent der Befragten für relevant bei der Wahl des Arbeitsplatzes angesehen. Es ist zu vermuten, daß sich hier — historisch bedingt — Unterschiede z. B. zu Polen ergeben; aber das Ergebnis ist auch für westliche Soziologen nicht weiter verwunderlich, die schon des öfteren feststellten, daß für die subjektive Bewußtseinslage der Arbeiterschaft eher konkrete Bedingungen der materiellen Situation oder der direkt arbeitsrelevant werdenden Gestaltung des Arbeitsplatzes ausschlaggebend sind. Auch sei angemerkt, daß mangelnde Demokratisierung vom sowjetischen Arbeiter vermutlich solange nicht als handlungsrelevant erlebt wird, wie ein gewisses Lebensniveau und Arbeitsplatzsicherheit gewährleistet bleiben.

Unter den Bedingungen des gegenwärtigen Arbeitskräftemangels besitzen die Arbeiter in der Drohung, den Betrieb zu verlassen, ein Druckmittel.

Der Entschluß zum Betriebswechsel wird von Erwartungen beeinflußt, die sich auf den Lebensstandard und die Arbeitsorganisation beziehen. V. A. Jadov hat das einmal gezeigt, indem er auf die hohen Bewertungen der Arbeitsinhalte während der Tätigkeit hinwies und sie einer „Konfliktsituation" gegenüberstellt, die den Arbeiter motiviere, den Betrieb zu verlassen. Der Betriebswechsel sei häufig Folge eines zu niedrigen Einkommens oder des Gefühls, unter Wert zu arbeiten So verwundert es nicht, daß Betriebswechsler vor allem materielle Erwartungen mit ihrer neuen Arbeitsstelle verknüpften Auch die Dringlichkeit von Wohnungsbauprojekten in Verbindung mit der spezifischen Attraktivität eines Betriebes und seinen Bestrebungen, die Fluktuationsrate möglichst gering zu halten, wird in anderen Studien erhärtet

Im Hinblick auf die Bewertung der eigenen sozialen Lage sind auch Umfragen interessant, die die Einschätzung der Möglichkeiten zur Veränderung der eigenen Lebensbedingungen erkunden. Unqualifizierte Arbeiter meinen, besonders wenig Möglichkeiten für den sozialen Aufstieg zu haben

In der UdSSR wünscht ein Großteil der Beschäftigten vor allem einen Wechsel des Berufs. Vermutlich wegen der ungesicherten Wohnverhältnisse, der Notwendigkeit, den Wohnort zu wechseln und damit vor allem auch die für das alltägliche Leben so wichtigen Kontaktnetzwerke zu verlieren, stellt sich allerdings die Mehrzahl der Arbeiter dies als einen Wechsel innerhalb des Betriebes vor. Ähnliche Beweggründe zum Wechsel der Tätigkeit konnten in der Bundesrepublik laut Umfragen von INFAS nicht festgestellt werden. Hier wollten nur 38 % der an-und ungelernten Arbeiter und nur 20 % der Angestellten eine andere Tätigkeit vorziehen

Offenbar fordern sowjetische Arbeiter vor allem eine stärkere Bemühung der Behörden zur Verbesserung der Arbeitsplätze. Auch richten sich die Erwartungen derjenigen, die schon eine relativ hohe Schulbildung haben, zunächst auf Qualifikations-und Positionsverbesserungen, die die Administration vornehmen soll. Die mehr oder weniger monotonen Tätigkeiten in der Produktion erfordern bisher im Grunde genommen keine Qualifikationserhöhungen

Da diese Vorbedingungen noch nicht gegeben sind, die Umwandlung der Arbeitssphäre hinter den durch Allgemeinbildung gestiegenen Ansprüchen der Arbeiter zurückbleibt, wendet man sich lieber der Familie zu, anstatt die zeitaufwendige (35-40 Stunden pro Woche — laut Gordon/Klopov) Möglichkeit einer Verbindung von weiterem Studium und Arbeit aufzugreifen.

Als Fazit hatten wir schon aus einigen Studien festgehalten, daß durch eine Verbesserung der Arbeitsinhalte die Zufriedenheit steigt. Außerdem wirkt allein schon die Wahrnehmung, daß es überhaupt Aufstiegsmöglichkeiten gibt, Frustrationen entgegen, die aus der Konfrontation beruflicher Ideale relativ hoch gebildeter Jugendlicher mit der Wirklichkeit des Arbeitslebens entstanden. Anreiz für weitere Leistung und damit tatkräftigen Einsatz für die Ziele der Organisation „Großbetrieb" kann aber nur über das generalisierte Belohnungsmedium „Geld" erfolgen, wie die Antworten auf die Frage „Wenn Sie unter Aufwendung aller Kräfte arbeiten wollen, höchsten Output erzielen wollen und bestens ihre Arbeitsverpflichtungen erfüllen wollen, was treibt Sie dazu?" zeigen. Das „Streben, viel zu verdienen“, nannten die meisten (27, 6 Prozent) als Motiv, gefolgt von der Antwort „das Gefühl der Verantwortung vor dem Kollektiv und der Gesellschaft" (17, 8 Prozent)

Im Gegensatz zu westlichen Gesellschaften, wo die Entlohnung in stärkerem Maße einen „Sprung" zwischen manueller und geistiger Arbeit macht, wenn auch hier ungefähr das obere Drittel der Arbeiterschaft mehr verdient als das untere Drittel der Angestellten, sind es in der UdSSR vor allem die Angestellten, Techniker und Ingenieure, die sich durch die staatliche Einkommenssteuerung benachteiligt fühlen. Eindeutiger als die Arbeiter nannten die Mitglieder von Forschungsinstituten vor allem die Notwendigkeit, die materielle Stimulierung zu erhöhen, wenn die Bewegung für den sozialistischen Wettbewerb Früchte tragen soll Die wissenschaftlich-technische Effizienz wird durch diese weitverbreitete Unzufriedenheit unter den Kadern nicht gerade gefördert.

Vorläufig bemühen sich Techniker und Ingenieure auch verstärkt um . Arbeit nach Feierabend". Die Skala reicht von Institutsberichten bis zur Schwarzarbeit, und da diese besser bezahlt wird als die Lohnarbeit im Betrieb, können die Kader oft dadurch ihren Einkommens-vorsprung vor den Arbeitern wieder wahren. Neuere Studien über diese „informellen Nischen“ des Systems können damit auch einen Schlüssel liefern für die für westliche Beobachter oft erstaunliche Kaufkraft Moskauer oder Leningrader Bürger bei Monatsdurchschnittseinkommen um die 170 Rubel. 1966 schon hatte man festgestellt, daß ca. 8 % einen Nebenerwerb hatten, in den Städten statistisch ausgeprägter als auf dem Lande, da die ländliche Privatwirtschaft nicht hinzugezählt wurde.

Im Gegensatz zu einer früheren Freizeitstudie von Gordon und Klopov erwies sich wieder die Arbeitsbeschäftigung in der Freizeit keineswegs als gleichverteilt. Unter der Intelligenz fand sich ein Viertel mit Nebenverdiensten beschäftigt, unter den Kolchozniki 19%, den Angestellten 17 % und den Arbeitern 16 %. Etwas andere Zahlen, aber die gleiche Tendenz, ergab eine Untersuchung von Gruschin 1967, die für die UdSSR eher repräsentativ war. Überstunden von mehr als 60 Minuten machten dabei täglich 6, 5 % der Arbeiter, 17, 3 % der technischen Intelligenz und 12, 1 % der Angestellten Die Arbeiter erwarben ihren Nebenverdienst in der Mehrzahl durch Leistungen, die sie Privatleuten erbrachten (39 %), die Intelligenz hat häufig Nebenverträge mit den Instituten (ca. % der Nebenerwerbstätigen). In großen Arbeitsgruppen war der Anteil der Nebenverdiener geringer (18 %) als in kleinen Arbeitsgruppen mit nur zwei Arbeitern (24 %). Die Nebenverdienstler beteiligten sich insgesamt weniger an politischen und gesellschaftlichen Aktivitäten. Befragt, ob ein ihren Betrieb kritisierender Artikel in der Zeitung sie persönlich berühren würde, fühlten sich diejenigen, die sowohl Nebenverträge hatten als auch für Privatleute arbeiteten, weniger betroffen (55 % im Gegensatz zu 68 % der Arbeiter ohne Neben-verdienst). Besonders signifikant waren die Unterschiede bei den Arbeitern mit nur geringer Bildung: Hier fühlten sich 73 % der betrieblich stärker Abhängigen betroffen und nur 48 % der Nebenerwerbstätigen 52).

Durch die Mehrarbeit steigt das Einkommen von Arbeitern, Angestellten, Technikern durchschnittlich um 22 bis 31 Rubel (1 Rubel = 3, 50 DM). Dabei zahlten Privatleute für die Arbeitsstunde mehr (1, 4 Rubel) als Institute und Institutionen (0, 8 Rubel). Allerdings wird dieser Durchschnitt durch eine Gruppe von Spitzenverdienern beträchtlich angehoben. Die meisten Erwerbstätigen mit Nebenbeschäftigung, nämlich 55 %, konnten monatlich nicht mehr als 20 Rubel dazuverdienen und verwandten darauf 8, 3 Stunden wöchentlich

Es liegt sicherlich auch an dem z. T.sehr schlecht funktionierenden Dienstleistungsund Handwerksbereich in der UdSSR, daß sich dort eine Art „Do-it-yourself" -Bewegung erkennen läßt, die in vielem Ähnlichkeit mit westlichen Entwicklungen hat, zusätzlich aber noch eine materielle Unterstützungskomponente aufweist.

Was sind nun zusammengefaßt die Aussagen über Integration und Konflikt im Produktionssektor? Für junge Arbeiter ist zunächst die Bedeutung des Einkommens bei Eintritt ins Berufsleben noch nicht ganz klar, zumal die Informationen über die zu erwartende Lohnhöhe recht diffus sind. So konnten in einer Studie 79 % der Befragten nicht einmal annähernd die Lohn-höhe angeben, die sie erwartete Die Ein-, trittsmotivation ist also gekennzeichnet durch recht verworrene Vorstellungen über eine „interessante" Arbeit. Dies ist der kleinste ge.

meinsame Nenner, auf den sich die Vorstellungen bei vorauszusetzender weitgehender Uninformiertheit bringen lassen. Die Motivation wandelt sich dann im Verlauf des Berufslebens einmal durch die Konfrontation mit realen Arbeitsbedingungen, die jenseits der durch die Allgemeinbildung geprägten Erwartungen liegen, zum anderen durch die Notwendigkeit des Lebensunterhalts, die besonders akut bei der Familiengründung wird. Im weiteren Verlauf des Arbeitslebens spielen dann informelle Kanäle der Meinungsbildung und persönliche Beziehungen für den Grad des Dispositionsspielraums am Arbeitsplatz, für die Chance, die eigene Soziallage etwa durch Betriebswechsel zu verbessern, und nicht zuletzt für die kleinen individuellen Freiheiten des Alltags eine entscheidende Rolle, besonders da staatliche Lenkungsmechanismen in diesem Bereich entweder ganz fehlen, zu schwerfällig sind oder an den Bedürfnissen der Arbeitenden vorbei planen. Für einen stärkeren Einsatz im Sinne der betrieblichen Ziele fordern die Erwerbstätigen zusätzlich materielle Anreize. Ist dies im eigenen Betrieb nicht zu erreichen, so versuchen viele ihr Einkommen durch Nebentätigkeiten (um den hier auch nur für einen Teil gültigen Ausdruck „Schwarzarbeit" zu vermeiden) zu erhöhen, was der betrieblichen Integration und Identifikation mit dem Betrieb nicht gerade zugute kommt.

Sowohl die Erwartungen der Arbeiter als auch die der sich häufig unterprivilegiert fühlenden technisch-wissenschaftlichen Intelligenz sind vor allem durch materielle Ansprüche an die Administration geprägt; und diese gerät nur solange nicht in Legitimationsschwierigkeiten, wie sie die gesamtgesellschaftlichen Ziele der Produktivitätssteigerung mit individuellen Zielen der Steigerung des Lebensstandards harmonisieren kann.

Gewiß wird nicht nur des Geldes wegen gearbeitet; ähnlich wie in westlichen Gesellschaften ist auch in der Sowjetunion durchaus eine Arbeitsmoral verbreitet, die der Arbeit einen zentralen, lebensbestimmenden Wert zuweist.

IV. Handeln unter den Bedingungen unvollständiger Information

Bei alledem ist zu beachten, daß die Rationalität des jeweiligen Verhaltens auch von der zur Verfügung stehenden Information abhängig ist. Diese ist mitunter sehr gering oder durch das Netz persönlicher Beziehungen gefiltert. Staatlichen Informationsabgaben mißtraut man oder sieht sie als unvollständig an. In den informellen Netzwerken, die als alternativer Informationsfluß etabliert werden, sind staatliche Maßnahmen häufig kein Thema, solange nicht ein direkter Nutzen der Maßnahmen für die informellen oder partikularistisch (im Sinne von gruppenspezifisch, vereinzelt) orientierten Gruppen ersichtlich wird. Das zeigt sich auch bei der Befragung von Neuankömmlingen in Betrieben. Man weiß zwar einiges über die Bedingungen des eigenen Berufs, aber sehr wenig über die Arbeitsbedingungen und den Lohn in der Organisation, in die man sich hineinbegibt. Hinsichtlich der vorzufindenden Arbeitssituation ist man auf Vermutungen oder Kontakte angewiesen

Man darf annehmen, daß die Möglichkeiten meistens noch zu gut beurteilt werden, wie die Unzufriedenheitsäußerungen von Berufsneulingen häufig gezeigt haben; wichtiger ist aber, daß man die Karriere offenbar so betrachtet, daß ihr Verlauf von einer Reihe zunächst nicht durchsichtiger Faktoren beeinflußt wird, wozu vor allem wohl inoffizielle Informationsnetz-werke zählen.

Staatlichen Maßnahmen wird bei der informellen Meinungsbildung am Arbeitsplatz offensichtlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Sonst ließe es sich nicht erklären, daß propagandistisch groß angelegte Bewegungen wie der „sozialistische Wettbewerb" auf einen so mangelnden Bekanntheitsgrad stoßen, wie aus der Studie von Tschangli ersichtlich wurde. Außerdem wird klar, daß informelle Gruppennormen für die zu erbringende Leistung sich nicht auf die Dauer durch die Propagierung von Erfahrungswerten der Besten erhöhen lassen. Das ist allerdings eine Erkenntnis, die in der westlichen Industriesoziologie seit der Human-Relations-Bewegung der 20er Jahre nichts Neues darstellt.

Sehr aufschlußreich sind die Ergebnisse von Safarov, der vor allem nach der Effizienz der Informationstätigkeiten der lokalen Administration in der allgemeinen Wahrnehmung fragte. Zwischen 1970 und 1972 führte das Institut für Staat und Recht eine Befragung über die öffentliche Meinung zu den lokalen politischen Organen (Sowjets, Parteikomitees, Exekutivkomitees) durch. Befragt wurden 1438 Personen, darunter auch die Angestellten der politischen Organisationen, um Unterschiede in der Wahrnehmung der Arbeit der Organisationen zwischen diesen Angestellten und der Bevölkerung aufzuspüren

Die Umfragen deuten auf ein recht hohes Problembewußsein hin und vor allem auf eine latente Unzufriedenheit über die Informationsverweigerung. Dabei wird besonderes Gewicht auf die Informationen über den Bereich der Gestaltung und Planung der Produktion gelegt. Rechenschaftsberichte an der Arbeitsstätte werden den Erörterungen am Wohnort vorgezogen. Allgemein soll die Information in Rundfunk, Presse und Fernsehen verbessert werden, vor allem, wenn es um Kritik der Administration selbst geht. Offenbar ist man auch nicht mehr bereit, sich mit rein formalen Partizipationsmöglichkeiten oder Versprechungen zufriedenzugeben; vielmehr will man jetzt auch genaueres über die tatsächliche Durchführung der einzelnen Maßnahmen und über die von den Versammlungen initiierten Kampagnen wissen; Probleme der Anwendung von Gesetzen und Bestimmungen rücken in den Vordergrund. In diesem Zusammenhang werden die Soziologie und die Erforschung der öffentlichen Meinung verstärkt wichtig, um Rückmeldungen aus Bereichen zu bekommen, die ansonsten immer stärker informellen Eigengesetzlichkeiten folgen und bei denen die Möglichkeit einer fast subkulturellen Abkopplung vom offiziellen System besteht. Daß dies teilweise von sowjetischen Soziologen gesehen wird, zeigen die vorgelegten Umfrageergebnisse.

Im Bereich der Produktion ergeben sich die größten Schwierigkeiten für die sowjetische Entwicklung. Zwar herrscht generell eine Einstellung vor, die sowohl die Arbeit wie auch die Produktionsziele grundsätzlich bejaht, da sie dem Wohle aller dienen. In toto wird die Arbeit nicht als „entfremdet" empfunden, aber auf Appelle zu stärkerem Arbeitseinsatz reagieren die Arbeiter zunehmend mit der Forderung nach Hebung des Lebensstandards. Da-bei fällt der betrieblichen Administration nicht nur die Aufgabe zu, die Prämien und das Einkommen zufriedenstellend zu verteilen, sondern auch noch die Versorgung mit Wohnraum, Kindergärten u. ä. zu leisten.

Sind Möglichkeiten zur Verbesserung der sozio-ökonomischen Situation im Betrieb nicht sichtbar, dann steigt die Fluktuation und die Nebentätigkeit nimmt zu. So strebt der einzelne Arbeiter immer nur nach Integration in überschaubaren Arbeitsbereichen, wie den der eigenen Brigade oder der Gruppe der Arbeitskollegen in gleicher Soziallage mit ähnlichen partikularen Interessen; gesamtbetriebliche oder gar gesamtgesellschaftliche Belange berücksichtigt der einzelne dabei kaum. Statt altruistischer Motive läßt sich eher eine „Selbstbedienungsmentalität" konstatieren. Im Betrieb besteht das Mißverhältnis zwischen individuellen Ansprüchen, die sich direkt an die Administration oder das „System“ wenden, und der notwendigen Verwirklichung gesamtgesellschaftlicher Ziele am deutlichsten. Dabei ist nur unklar, ob der einzelne Arbeiter ohne allzu großen finanziellen Aufwand zu höherer Produktivität motiviert werden kann. Umgekehrt scheint festzustehen, daß das System, in dem die Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre aufgehoben ist, direkt von Legitimationsentzug bedroht wird, wenn die Ansprüche an das Lebens-und Existenzsicherungsniveau der Erwerbstätigen nicht befriedigt werden können. Sollte das nicht gelingen, so kann sich mangelnde Loyalität auch in Unmutsäußerungen über mangelnde Informationsdurchlässigkeit manifestieren. Dann ist es besonders wichtig, daß die soziale und ökonomische Planung nicht weiterhin an den Bedürfnissen und an den — mittlerweile schon starke autonome Tendenzen entwickelnden — informellen Gruppen und Subsystemen vorbeigesteuert wird. Dazu bedient man sich immer stärker soziologischer Umfragen. Die inzwischen überholte Methode westlicher Emigrantenbefragungen ist angesichts der vorliegenden eigenen sowjetischen Untersuchungen ein fragwürdiges Verfahren. In den sowjetischen Studien sind strukturelle Schwächen angesprochen, die zumindest informell die Verhandlungsmacht der Arbeiter erhöhen. In diesem Zusammenhang wird vor allem die Möglichkeit der Selektion und Filterung von Informationen, die nach oben weitergegeben werden, hervorgehoben. Andererseits nimmt dieses informelle System der betrieblichen Administration Arbeiten ab, wenn z. B. die Arbeitsvermittlung über persönliche Bekanntschaften verläuft. Integration ist auf der Ebene der Brigade und eventuell noch der Zeche oder Abteilung über die Einbindung in ein Kontaktnetzwerk möglich; Informationen und daran anknüpfbare Interessen für größere Zusammenhänge sind beim Arbeiter spärlich. Motivation zur Leistungssteigerung wird vor allem durch Einkommenssteigerung erreicht, obwohl dies nicht unbedingt schon auch zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit führt. Aber angesichts der Tatsache, daß der Arbeitsprozeß nur auf lange Sicht und selten im Interesse der Arbeiter verändert wird, sind Forderungen nach höherem Einkommen kurzfristig die realistischere Strategie zur Verbesserung von „Lebensqualität".

Während in Polen sich die Stimmen der Arbeiter direkt erhoben haben, ist in der UdSSR eher die Beilegung von verdeckten Konflikten notwendig, wie sie in informellem „Bremsen“ durch Senkung von Gruppennormen der Produktivität und in der Fluktuation zutage treten. Ohne stärker auf die Belange der Arbeitenden einzugehen, werden aber auf die Dauer auch in der UdSSR die hochgesteckten wirtschaftlichen Ziele nicht zu verwirklichen sein.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Vgl. W. Teckenberg, Labour turnover and job satisfaction: Indicators of industrial conflict in the USSR, in: Soviet Studies 30 (1978) Nr. 2, S. 193— 211. Vgl. hierzu auch ders., Arbeitsbeziehungen, informelle Kontakte und Produktivität in sowjetischen Betrieben. Neuere Umfrageergebnisse. Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien Nr. 19/1980. (Hier werden auch die vollständigen Originalfassungen der für diese Arbeit übersetzten und gekürzten Titel aufgeführt.)

  2. Zit. nach W. Teckenberg, Die soziale Struktur der sowjetischen Arbeiterklasse im internationalen Vergleich, München/Wien 1977, S. 137.

  3. K. von Beyme, Sozialismus oder Wohlfahrtsstaat?, München 1977, v. a. S. 30— 61 und 72— 77.

  4. O. I. Schkaratan, Der Industriebetrieb, Moskau 1978, S. 60f.

  5. Ebd„ S. 122f.

  6. Ebd., S. 81.

  7. L. A. Gordon, E. V. Klopov, Skizzen der sozialistischen Lebensweise, Moskau 1977, S. 116.

  8. E. G. Antosenkov u. a., Tendenzen der Arbeitskräftefluktuation, Novosibirsk 1977, S. 206. Nur knapp ein Prozent der Arbeitskräfte wurden über die staatliche Arbeitsvermittlung verteilt.

  9. A K. Orlov, Der sowjetische Arbeiter und die Produktionsleitung, Moskau 1980, S. 181 f.

  10. E. V. Andreev u. a., Das Produktionskollektiv und die Sozialplanung, Moskau 1976, S. 115f.

  11. V. D. Vojnova u. a„ Die Erforschung der Rolle von Versammlungen im Leben der Arbeitskollektive, in: V. S. Korobejnikov, Soziologische Probleme der öffentlichen Meinung und die Massenkommunikationsmittel, Moskau 1975, S. 160— 169, hier S. 163f.

  12. O. Ja. Kolesnitschenko, Der Einfluß der Presse auf das moralische Klima in den Produktionskollektiven, in: Fragen der Theorie und Methode der ideologischen Arbeit, Moskau, Band 7 (1977), Bd. 7, S. 204— 218.

  13. AK. Orlov, a. a. O., S. 180.

  14. M. T. Iovtschuk, L. N. Kogan, Das sozialistische Arbeiterkollektiv — Probleme des geistigen Lebens, Moskau 1978, S. 269 und 164f.

  15. T. A Kitvel, Soziale Normen, Haltung zur Abeit und Freizeit, in: Ju Ja. Kachk, Sozialstruktur, Abeit, Freizeit Tallin 1975, S. 104 und 109.

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  17. Gordon, Klopov, a. a. O., S. 145.

  18. V. Zajkin, Arbeiterwohnheime, Moskau 1976, S. 9.

  19. W. Teckenberg 1977, a. a. O., Kapitel 4. 2.

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  27. O. V. Romaschov, Der Einfluß der Informiertheit der Arbeiter über die Produktion auf ihre gesellschaftliche Aktivität und Arbeit, in: Soziologische Forschungen 1976 Nr. 4, S. 70.

  28. Tschangli, a. a. O., S. 189.

  29. Orlov, a. a. O., S. 176f.

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  31. V. P. Kotschikjan, Planung der sozialen Entwicklung der Betriebe in den Maschinenbaubranchen, Moskau 1976, S. 147.

  32. G. M. Podorov, Erfahrungen mit der soziologischen Erforschung der Arbeitsdisziplin in den Betrieben des Gorkij Gebietes, in: Soziologische Forschungen 1976 Nr. 4, S. 74.

  33. E. Ballerstedt, W. Glatzer, Soziologischer Almanach, Frankfurt 1975, S. 271.

  34. Tschangli, a. a. O„ S. 185.

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  36. M. A. Nugaev, Die Arbeitsaktivität der Arbeiterklasse der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, Kazan 1975, S. 240.

  37. Gordon, Klopov, a. a. O., S. 109.

  38. V. A. Smirnov u. a., Erfahrungen bei der Typologisierung von Arbeitern aufgrund des Zusammenwirkens objektiver und subjektiver Faktoren ihrer Arbeitsaktivität, in: Soziologische Forschungen 1977 Nr. 1, S. 31— 39.

  39. Ebd., S. 36.

  40. M. Ch. Titma, Die Wahl des Berufs als soziales Problem, Moskau 1975, S. 173— 175.

  41. B. N. Kolodish, Das Prestige des Betriebs in der öffentlichen Meinung der Stadtbewohner, in: Soziologische Forschungen 1978 Nr. 3, S. 116.

  42. V. A. Jadov, Über die Frage des Verhältnisses der Arbeitsstimuli, in: Politische Fortbildung 1976 Nr. 4.

  43. Antosenkov, a. a. O., S. 209.

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  48. Ju. Ja. Tschervjakov, Das Gefühl, „Herr der Produktion“ zu sein beim sowjetischen Arbeiter, in: Wissenschaftliche Arbeiten des Sverdlovsker pädagogischen Instituts, Band 264, 1976, S. 34f.

  49. Tschangli, a. a. O., S. 170— 173 und 214.

  50. B. F. Slavin u. a., Die Freizeit des Produktionskollektivs, in: Die wissenschaftliche Leitung der Gesellschaft. Moskau 1977, Bd. II, S. 226.

  51. Chansen, a. a. O., S. 125 f.

  52. Ebd., S. 123.

  53. Teckenberg 1978, a. a. O., S. 208.

  54. Antosenkov, a. a. O., S. 207.

  55. R. A. Safarov, Die öffentliche Meinung und die staatliche Leitung, Moskau 1975.

Weitere Inhalte

Wolfgang Teckenberg, Dr. phil., geb. 1948; Studium der Soziologie, Geschichte und Slawistik in Köln; seit 1978 wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie, Universität Kiel. Veröffentlichungen u. a.: Die soziale Struktur der sowjetischen Arbeiterklasse im internationalen Vergleich — Auf dem Wege zur industrialisierten Ständegesellschaft?, München, Wien 1977 (erscheint 1981 in überarbeiteter Fassung auch in den USA). Verschiedene Publikationen zur Sozialstruktur sowjetsozialistischer Gesellschaften in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie.