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Neue Medien und politische Bildung | APuZ 41/1984 | bpb.de

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APuZ 41/1984 Artikel 1 Geschichtsbewußtsein und menschliche Identität Gefahren und Chancen der Geschichtsschreibung Neue Medien und politische Bildung Der Begriff der „europäischen Dimension" im Unterricht Theoretische Begründungsversuche und Probleme

Neue Medien und politische Bildung

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Zusammenfassung

Der „Medienpessimismus" ist abgeflaut und alle tragenden politischen Kräfte wollen jetzt die elektronische Medienzukunft mitgestalten. Wichtigste These dieses Beitrags ist es, den Freiheitsgedanken stärker als bisher in die Diskussion um die Einführung der Neuen Medien einzubringen. Dabei wird das Prinzip Verantwortung als das Apriori dieses Freiheitsgedankens in dem Versuch einer Ethik für die Informations-und Medienkultur gesehen. Die Neuen Medien sind ein technischer Baukasten, der so oder so zusammengesetzt werden kann. Die Neuen Medien können die Entwicklungen zu einem immer dichter geknüpften Netz der kommunikativen Beziehungen in unserer Gesellschaft begünstigen. Hier gibt das Gesprächsmodell der Demokratie und ihrer Massenkommunikation das bestimmende Maß. e Die politische Bildung ermutigt und befähigt zur aktiven Mediennutzung. Die Menschen lernen vom Fernsehen. Eine bessere Vertrautheit mit den Strukturen und Wirkungsgesetzen dieses noch sehr jungen Mediums ist erforderlich. Eine Fernsehästhetik fehlt weithin. Die Herausforderungen für die politische Breitenbildung liegen vor allem auf der spielerisch-unterhaltenden Ebene; hier ist die Experimentierfreudigkeit jedoch noch gering.

Einleitung

Angst und Ratlosigkeit, ja „Dummheit“, wie Kant einmal formuliert hat, können die Menschen dazu bringen, daß sie ihre Freiheit im Namen der Freiheit aufgeben. Das Problem der Freiheit hat sich zur Aporie zugespitzt Die Freiheit wird zur erdrückenden Last, der man sich durch eine Flucht in einen Zustand der Ohnmacht und geistigen Lähmung zu entziehen sucht: Furcht vor der Freiheit wie Erich Fromm sie vor über vierzig Jahren auf die einfache Frage gebracht hat: „Was also bedeutet Freiheit für den heutigen Menschen?" In einer solchen Gefühlslage mangelt es vor allem an dem erforderlichen Mut, die „Provokationen der Freiheit“ anzunehmen, weil der Selbstbehauptungswille geschwächt ist In den Auseinandersetzungen um die Einführung der Neuen Medien während der letzten Jahre sind geradezu paradigmatische Fälle dafür geliefert worden, wie die Provokationen neuer Freiheiten und Möglichkeiten im Bereich der Individual-und Massenkommunikation nicht aufgenommen werden und zu Aporien „verkommen“ können. Während endlos viel geredet und Tinte verspritzt wurde, verharrten die Sachen selbst wie in einen Nebel eingetaucht, und es passierte eigentlich kaum etwas Nennenswertes, außer vielen Empfehlungen, programmatischen Reden und Grundsatzerklärungen, an prominentester Stelle der sogenannte KtK-Bericht, der 1976 vier Kabel-pilotprojekte empfiehlt Präzis auf Orwells Datierung „ 1984" sind die Entwicklungen nun auf breiter Front in Fluß geraten.

Die Situation der knappen Kanäle ist zu Ende; diese Erkenntnis zeigt jetzt Folgen. Neue Medien, was bedeutet das? Es fällt schwer, eine genaue Definition für die neuen Techniken der Information und Kommunikation zu geben; neuartig sind die bisher unbekannten „Verkehrswege“ in der Telekommunikation und Informatik. . Neue Medien ist „der einzig tragfähige Oberbegriff für alle die Verfahren und Mittel (Medien), die mit Hilfe neuer oder erneuerter Technologien neuartige, also in dieser Art bisher nicht gebräuchliche Formen von Informationserfassung und Informationsbearbeitung, Informationsspeicherung, Informationsübermittlung und Informationsabruf ermöglichen" Dietrich Ratzke, dessen Definition wir übernehmen, bringt noch eine engere Eingrenzung. Neue Medien bezeichnen dann jene neuen technischen Formen von Kommunikation und Information, die eine massenmediale Ausformung haben. Es sind aber gerade die neuen Techniken, die eine Durchdringung und Verschmelzung der herkömmlichen Begriffe wie Massenkommunikation und Individualkommunikation herbeiführen, und deshalb ist der umfassendere Sammelbegriff vorzuziehen.

So entsteht aufgrund der Mikroelektronik und der Entwicklungen in der optischen übertragungs-und Satellitentechnik ein neues umfassendes Netzwerk der Verbindungen für viele Formen der Individual-und Massenkommunikation, und damit verändert sich die informationeile Umwelt radikal. Im folgenden wird vor dem Hintergrund der einschneidenden Entwicklungen im Informations-und Kommunikationsbereich die zugehörige Freiheitsproblematik erörtert und hierbei das Verhältnis der Neuen Medien zur politischen Bildung mit einigen Kommentaren und Anmerkungen versehen. Als erfreuliches Plus ist zu verbuchen, daß jetzt alle tragenden politischen Kräfte in unserem Land die elektronische Medienzukunft mitgestalten und nicht länger verhindern wollen. Der Medienpessimismus ist abgeflaut, mehr als ein Quentchen Optimismus ist wieder erlaubt, und selbst die dritten Programme der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, so meinte kürzlich etwas bissig ein Kommentator, hätten sich von der No-future-Mentalität zu lösen begonnen

Thesen 1. Die politische Bildung sucht nachdrücklich den Freiheitsgedanken in die Diskussion um die Neuen Medien einzuführen. Das Prinzip Verantwortung ist gewissermaßen das Apriori des Freiheitsgedankens in dem Versuch einer Ethik für die Informations-und Medienkultur. 2. Das Stichwort von der „Elektronischen Revolution“ verleitet zu falschen Hoffnungen und Befürchtungen. In der politischen Bildung ist den historischen und anthropologischen Fragestellungen, die aus der Evolution der Kommunikation und ihrer Medien abgeleitet werden können, mehr Aufmerksamkeit einzuräumen. 3. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Wirkungsforschung in der Kommunikationswissenschaft müssen für die politische Bildung stärker aufgearbeitet werden.

4. Die Präsenz der Neuen Medien erstreckt sich auf viele Lebensbereiche. Deshalb gehört die Mikroelektronik in die Lern-und Bildungsprogramme, um Grundkenntnisse zu vermitteln und „Computer, Wertewandel und Demokratie" auf ihre Verhältnisbestimmung zu befragen.

5. Die Neuen Medien können die Entwicklungen zu einem immer dichter geknüpften Netz der kommunikativen Beziehungen in unserer Gesellschaft begünstigen. Die politische Bildung sieht Medienzukunft und Gesellschaftsentwicklung in ihren Zusammenhängen und interpretiert sie zugunsten einer verstärkten „Dialogisierung" der Massenkommunikation. 6. In der Herausforderung durch die Neuen Medien richtet sich die besondere Aufmerksamkeit der politischen Bildung auf die Wert-und Sinnkomponenten im Journalismus. Die Mediensysteme dürfen sich nicht totalisieren und gegen den Menschen kehren. Die philosophisch-hermeneutische und praktisch-ethische Verarbeitung des Journalismus im Sinne einer verpflichtenden Freiheitskultur darf nicht länger vernachlässigt werden.

7. Das Gesprächsmodell und ein verständigungsorientiertes Handeln sind für die Demokratie und ihre Massenkommunikation das bestimmende Ethos. In dieser Hinsicht ermutigt und befähigt die politische Bildung zur aktiven Mediennutzung.

I. Vernunft der Freiheit — Das Prinzip Verantwortung in der Medienkultur

1. Kabel und Kultur Die Bürger müssen sich tatsächlich „verkabelt und verkauft“ vorkommen; lange genug hat man es ihnen fürsorglich eingeredet. Die intellektuellen Kritiker irritiert es, daß die vermeintlichen Opfer eines Orwell’schen Fernsehtotalitarismus partout nicht vom Fernseher wegzubringen sind, und so wird eine düstere Medienzukunft gezeichnet: „Noch ist jener Große Bruder nicht in Sicht. Doch die potentiellen Zuarbeiter — allen voran der Bundespostminister und etliche Landesministerpräsidenten — haben sich ans Werk gemacht. Das Land wird verkabelt." So hat man Kabel und Kultur zu unvereinbaren Größen erklärt, und in den Feuilletons sind die Neuen Medien als Synonym für kulturellen Niedergang gehandelt worden.

Nein, das Fernsehen ist kein Dämon; mindestens seine Zuschauer sind anderer Auffassung. Bei der Masse der Bevölkerung erfreut sich das Fernsehen nach wie vor einer großen Beliebtheit. Die Beschäftigung mit den Massenmedien steht an der Spitze aller Freizeit-betätigungen, und hierbei läuft das Fernsehen allen anderen Formen der Mediennutzung den Rang ab Vor allem sind es die unteren Gruppen in der Sozial-und Bildungspyramide, die als ausgeprägte Vielseher hervortreten. Auf diese Gruppen mit ihren schichten-spezifischen Mustern der Fernsehnutzung blicken die Anhänger der „Wissenskluft“ -Hypothese mit besonderer Besorgnis. Die Wissenskluft, das ist der wachsende Abstand «zwischen denen, die die Medien vorwiegend zu ihrer Unterhaltung nutzen, und jenen, die Zeitungen durcharbeiten, Bücher wälzen und Fernsehen und Radio so gezielt nutzen, daß ihr Wissensvorsprung gegenüber den anderen immer größer wird". Das Fernsehen verblödet nicht nur, sondern vergrößert das Wissensgefälle und stiftet dazu noch politisches Unheil: „Klafft die Wissenskluft immer weiter auseinander, entsteht eine neue Zwei-Klassen-Gesellschaft. Auf der einen Seite die viel-wissenden Allesversteher und auf der anderen Seite die verständnislosen Nichtswisser." Ob das ganz so einfach ist mit den Kommunikationsarmen und Kommunikationsreichen, sei dahingestellt. Eine Binsen-wahrheit wird zur Hypothese hochstilisiert.

Welches „Wissen“ ist denn hier überhaupt gemeint? Und welche Gleichheit hinsichtlich der bestehenden Ungleichverteilungen soll denn angestrebt werden, damit jedem medienpolitische Gerechtigkeit widerfährt?

An dieser Stelle ist an eine wichtige Maxime des journalistischen Arbeitens zu erinnern:

Du sollst dein Publikum nicht unterschätzen.

Die Rede vom „Glotzkasten" tut dies fortwährend; einerseits rühmt sie die Vorzüge des öffentlich-rechtlichen Programms, das es zu erhalten und vor kommerziellem Wettbewerb zu schützen gilt; andererseits macht sie das Medium Fernsehen schlechthin madig und, was noch schlimmer ist, unterstellt sie seinem Publikum eine hohe Manipulierbarkeit. Die Rede vom „Glotzkasten“ ist auch nicht ganz frei von bildungsbürgerlicher Arroganz. Die „Wissenden“ ziehen zwischen sich und den anderen einen Trennstrich, und in Wahrheit halten sie das Fernsehen schlechthin für eine volksverdummende Einrichtung, die abgeschafft werden sollte. Damit erübrigt sich alle weitere Medienpolitik, sofern sie eine auf den freien Bestand der Medien gerichtete Politik ist. Unter den Prämissen der Medienpessimisten wird sie zur Blockade-und Verhinderungspolitik. Video, Kabel oder Satellit mögen nicht frei sein von nivellierenden und kommerzialisierenden Wirkungen. Aber ist das die einzige und zwingende Alternative? Die Neuen Medien sind eine kulturpolitische Herausforderung ersten Ranges. Mit vollem Recht ist darauf hingewiesen worden, daß die Informationssysteme, die diese Neuen Medien ermöglichen, lediglich ein technischer Baukasten sind, der so oder so zusammengesetzt werden kann , 2. Fernsehunterhaltung und Negativismus der Medien Der Soziologe Kurt Lüscher schreibt:, Anders als der Umgang mit dem gedruckten Wort gilt häufiges und ausgiebiges Fernsehen nicht als bildend. Schließlich ist, bis jetzt, der Bildschirm für die meisten ein Freizeitgerät geblieben.“ Diese Feststellung ist nicht gerade eine Ermutigung für die politische Bildung. Das Unbehagen vieler richtet sich darauf, daß die Neuen Medien den ausgesprochenen Zerstreuungs-und Unterhaltungscharakter des Fernsehens verstärken, während die Bildungsprogramme auf dem elektronischen Markt abnehmen.

Immerhin werden auf dem Markt der Print-medien wöchentlich über sechzig Millionen Exemplare der sogenannten Regenbogen-presse abgesetzt. Der Umgang mit dem gedruckten Wort hat weitgehend auch einen Freizeit-und Unterhaltungscharakter. Aber weil die älteren Medien uns in ihrer Unterschiedlichkeit vertrauter sind, differenzieren wir stärker, während das Fernsehen als sehr junges Medium auf seine Differenzierung und Individualisierung noch wartet Jerry Mander, der mit dem verrückten Plädoyer für die Abschaffung des Fernsehens aufgetreten ist, nennt das Fernsehen die „Unity-Machine"; er hält diese Maschine für „gemeingefährlich", weil sie das Wissen kollektiv „enteignet" und die Erfahrungen „kolonialisiert" Das Fernsehen als „Megatrend" als „gewaltsame Lenkung“ mit seinen Konformitäts-und Denkzwängen bringe etwas Molochartiges hervor, das Gefühle der Ohnmacht erzeugt.

Die politische Bildung wird im Auge behalten müssen, daß Bildung und Kultur in der elektronischen Aufmerksamkeitsskala ganz unten liegen. In einem internationalen Vergleich bewegt sich die Nachfrage-und Nutzungsstruktur gegenüber kulturellen Fernsehsendungen um folgende Zahlen: Unterhaltung um 70 Prozent, Informationen um 22 Prozent, Kultur und Bildung um fünf Prozent. Dabei sind Länder zum Vergleich herangezogen worden, deren Fernsehen sowohl nach privatwirtschaftlich-kommerziellem Modell wie nach öffentlich-rechtlichem organisiert ist, aber der Anteil kultureller Sendungen unterscheidet sich kaum. Allerdings bleibt die Problematik offen, wie fließend die Übergänge zwischen Unterhaltung und Kultur sind; eine noch weitergehende Frage ist diejenige nach dem bildend-kulturellen Gehalt von Unterhaltung und deren öffentlicher Legitimation. Die weltweite Ausstrahlung der „Holocaust" -Serie vor einigen Jahren hat leider nur eine kurzzeitige Nachdenklichkeit hervorgerufen, die neuen Kultur-und Bildungsformen wahrzunehmen, die im Umfeld des Fernsehens entstehen. Die politische Bildung zeigt sich wenig experimentierfreudig in der Öffnung für spielerisch-unterhaltsame Kommunikationsformen, die in Amerika als „Populär Culture“ gelten und sich deutlich abheben Von der Intellektuellenkultur mit ihrer ästhetischen Exklusivität. Die spezifischen „Kunstformen" der Massenmedien im elektronischen Bereich sind für die politische Bildung noch weitgehend eine „terra incognita“.

Im Fernsehen wird Kultur als Massenprodukt rezipiert. Von der „Tagesschau" bis zur TalkShow erzielt das Fernsehen seine hervorstechendste Wirkung als eine Zerstreuungs-und Unterhaltungsmaschine par excellence. Unterhaltung gilt aber in Deutschland als etwas Negatives, sie ist nicht das „Eigentliche", und wie alles, was im Duden mit „Unter" beginnt — Unterdrückung, Untermensch, Unterhose —, kommt sie vom Ruch des Minderwertigen und Platten nicht los. Der „homo ludens" und der „homo politicus" bleiben zwei getrennte Welten.

Der angestaute Überdruß angesichts der neuen Medienentwicklungen findet eine weitere Ursache in einem wachsenden Unmut der dem Negativismus der Medien gilt Enzensberger sieht die „Katastrophe" der Pressefreiheit heraufziehen, die, „zu Ende gedacht mit der Menschenwürde unvereinbar ist"; er zitiert den öffentlichen Betrug mit den Hitler-Tagebüchern und jene Blätter, die uns „Tag für Tag mit Null-Ereignissen“ konfrontieren. Gemeinsam sei allen journalistischen Medien heute bei allen Unterschieden im Informations-und Gebrauchswert „das Gesetz, nach dem sie antreten: ihr objektiver Zynismus“ Diese scharfe, gnadenlose Verurteilung der Pressefreiheit ist ungerechtfertigt. Die Kritik, daß „Brandstifter sich an den Fundamenten demokratischer Kommunikation zu schaffen machen“ kommt aber heute nicht nur von „linker" Seite. Die Neuen Medien werden zum Sündenbock gemacht für den Überdruß an der journalistischen Gegengesellschaft mit ihrem „Verlust an Sensibilität und Selbstdisziplin“ 3. Imperialismus der instrumentellen Vernunft John Milton war es, 1644 in einer fiktiven der Rede vor dem englischen Parlament dem Furcht-und Angstgefühl vor der Macht des gedruckten Wortes ein neues Freiheitsgefühl an die Seite gestellt hat Heute scheint manchen, in Öffentlichkeit und Sagen Politik das haben, beim Stichwort Neue Medien nichts anderes einzufallen als die erfindungsreiche Vermehrung von Reglementierung und Kontrolle. Medienvielfalt und Medien-pluralismus gelten als „gefährlich", und damit wird allerdings die demokratische Ordnung auf den Kopf gestellt. Miltons „Areopagitica" bedarf einer Neufassung im elektronischen Zeitalter.

Ithiel de Sola Pools jüngste Buchveröffentlichung zum Thema „Technologies of Freedom“ ist ein beachtenswerter Schritt in diese Richtung. Pool, der am Massachusetts Institute of Technology viele Jahre gearbeitet hat, befürchtet vor dem Hintergrund der technologischen Konvergenz von Printmedien und elektronischen Medien ein überschwappen der regulatorischen Tendenzen, die den Bereich des gedruckten Wortes bisher weitgehend ausgespart haben, auf den gesamten Informations-und Kommunikationsbereich. „All media are becoming electronic", lautet seine Prämisse Die Technik ist es nach Pools Auffassung jedoch nicht, die freiheitsbedrohend wirkt, sondern er macht die „policy" dafür verantwortlich und meint damit eine alles reglementierende Medienpolitik, die sich als Sozialpolitik mißversteht und alle Freiheit „organisiert“. So wird die Freiheit, die alte „Preßfreiheit“ und die neue Medienfreiheit, von ihren normativ-anthropologischen Wurzeln abgeschnitten und obrigkeitlich „zugeteilt".

Pool steht nicht auf der Seite der „free marke-teers“, die auf dem monopolkapitalistischen Auge blind sind und die Marktfreiheit absolut setzen. Dem Spannungsfeld von Technologie und Demokratiegedanken gilt sein besonderes Interesse als Politik-und Kommunikationswissenschaftler, damit die elektronischen Instrumente, die mit ihren digitalen Vermittlungs-und Übertragungstechniken demnächst die letzte Zeitungsredaktion erreicht haben werden,'freiheitsfördernde Technologien bleiben Die Elektronik wird zur „universal language" der Kommunikation. „Electronics takes Command" lautet eine der Kapitelüberschriften bei Pool, und mit De Tocqueville erinnert er daran, daß despotische Strukturen in der Demokratie auf Schleichpfaden kommen. Pools Sorge ist es, daß die Entwicklungen dem letzten Vertreter der freien Rede und des offenen Meinungsmarktes bald nur noch eine Art von exzentrischer „Hyde Park Corner" zubilligen möchten, unseres mangelnden Mutes und unserer mangelnden Wachsamkeit wegen.

Nicht die Technik ist zu bekämpfen, sondern der Imperialismus der instrumenteilen Vernunft, der die „Ratio technica“ von der „Ratio ethica“ abspaltet. Die Massenmedien sind ein Teil jener Maschinenwelt, in die der Mensch seinen eigenen Geist übertragen hat. Das Zeitalter der Naturwissenschaft hat sie hervorgebracht und als technische Systeme der Massenkommunikation hergestellt, mit der Tendenz, aus der einmal auf den Apparat festgelegten Folgerichtigkeit zu funktionieren. Die Fähigkeit zur freien, eigenen Entscheidung ist der Maschine nicht mitgegeben. Sie ist das, worauf sie programmiert wurde. Wir können uns nicht blindlings dem Funktionieren der Systeme anvertrauen Noch sind wir, was menschliches Handeln betrifft, in die Beliebigkeit entlassen, solange der Mensch bedürftig ist und sich entscheiden muß, so und nicht anders zu handeln. In seinem Buch über die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft spricht sich Joseph Weizenbaum für „die Einführung eines ethischen Denkens in die naturwissenschaftliche Planung" aus Ebenso argumentiert Hans Jonas: „Der endgültig entfesselte Prometheus, dem die Wissenschaft nie gekannte Kräfte und die Wirtschaft den rastlosen Antrieb gibt, ruft nach einer Ethik, die durch freiwillige Zügel seine Macht davor zurückhält, dem Menschen zum Unheil zu werden.“

Für den Journalismus in der Computergesellschaft ist die Technik konstituierend. Dennoch bleibt sie als nachgeordnete Größe des zu vermittelnden Richtigen zu fassen. In dem Szenario einer monopolisierten und völlig kommerzialisierten Kommunikationsindustrie „mit entfremdeten Medienarbeitern“ würde der Journalist zum „Mann ohne Eigenschaften“ Ein solcher Journalismus ist weder menschendienlich noch freiheitsfördernd. Das ethische Denken in unserer Gesellschaft ist ein Freiheitsdenken in der Vernunft und aus ihr heraus. Darin steckt seine Moralität, nämlich aus freien Stücken Verantwortung zu übernehmen in den jeweiligen Entscheidungen für das Gute und Erstrebenswerte, das in den Möglichkeiten — hier: der Neuen Medien — steckt. 4. Die produktive Kraft der Freiheit Vom rechten Gebrauch der Freiheit hat Bundespräsident Richard von Weizsäcker gesprochen, als er in seiner Rede zur Amtsübernahme der elektronischen Medienentwicklung einen eigenen Abschnitt widmete. Ob die Neuen Medien „eine Industrialisierung des Bewußtseins, eine neue, tiefgehende Entfremdung“ herbeiführen würden oder ob sie mehr Menschlichkeit, mehr Verstehen stifteten, das bringt der Bundespräsident in Verbindung zur Freiheitsfrage Ähnlich sieht es der ehemalige Bundesminister Bruno Heck, der anläßlich eines Fachkongresses bei der letzten Funkausstellung ausführte: „Der Freiheit stehen mit dem Fortschritt der Kommunikationstechnik nicht nur neue Möglichkeiten zur Verfügung; der Freiheit haben sich auch neue Chancen eröffnet. Die Freiheit ist mit ihren moralischen Potenzen neu gefordert. Wir dürfen uns deswegen nicht darauf zurückziehen, zu überlegen, wie wir den Menschen vor den neuen Möglichkeiten der Freiheit am besten beschützen können. Nein, es geht uns darum, wie wir die neuen Chancen bewahren und die neue Herausforderung produktiv für den ganzen Menschen bestehen können." Eine Bejahung der produktiven Kraft der Freiheit sei erforderlich, so meinte Heck, und im Zusammenhang mit der Medienentwicklung sprach er von einem „neuen großen Abenteuer moderner Freiheit“

Das Thema lautet: Vernunft der Freiheit. Mit Kant zu sprechen: „Übergang aus der Rohigkeit eines bloß thierischen Geschöpfes in die Menschheit, aus dem Gängelwagen des Instinkts zur Leitung der Vernunft, mit einem Worte, aus der Vormundschaft der Natur in den Stand der Freiheit.“ Die Moral der Freiheit ist der entscheidende Legitimationsgrund des journalistischen Handelns in der öffentlichen Kommunikation. Somit ergeht die eigentliche Provokation der Neuen Medien an die moralische Adresse der Massen-kommunikation. Im Umgang mit ihr muß das Ereignis der Freiheit im Bewußtsein immer wieder „real" erscheinen. Ich muß mich allerdings schon auf diese Freiheit „eingelass*en haben, sonst können Bewußtsein und Gefühl von ihr nicht betroffen werden; diese pädagogische Maxime ist entscheidend. Nur wer die Erfahrung der Freiheit macht, vermag zu erkennen, daß Freiheit nicht durch sich selbst bestimmbar ist, sondern nur aus dem, was sie begrenzt. Die Verantwortung, die ich für mein Handeln als ein rechenschaftspflichtiges übernehme, begrenzt sie. Die Verantwortung ist gewissermaßen das Apriori der Freiheit, der Appell nämlich, der meinem Willen gegenübertritt und Gehör verlangt, gemäß der Einsicht zu handeln. Die Verantwortung kommt aus dem Unbedingten der moralischen Natur des Menschen.

Die Mediensysteme als Teile der Maschinen-und Computerwelt reflektieren die gegenwärtige Krisensituation der Menschheit und die Situation des Menschen überhaupt: „Die Situation des Menschen ist ein ethisches Problem für den Menschen", meint Karl-Otto Apel. Der „homo sapiens" müsse nun erkennen, daß der „homo faber" ihm weit voraus sei mit dem, was er schon angerichtet habe und noch anrichten könne, und daß ihm nun — vielleicht in letzter Stunde — die Aufgabe zufalle, die entstandene Kluft auszugleichen und mit Hilfe der praktischen Vernunft eine Antwort zu geben auf eine Lage, die er aufgrund der technischen Ratio im wesentlichen selbst geschaffen habe. „An die Stelle eines gewissermaßen instinkt-residualen Sündenbewußtseins muß jetzt definitiv die Verantwortung der Vernunft treten." 5. Phänomen der Verantwortung Robert Oppenheimer sagte nach Hiroshima, der Naturwissenschaftler habe Bekanntschaft mit der Sünde gemacht. Heute ist es zu spät, die Frage zu stellen, ob die Macht der Technologien für den Menschen zu groß ist. Kein Meister vermag den Besen des Zauberlehrlings wieder in den Schrank zu verbannen. Sind wir denn überhaupt noch frei angesichts der Utopien der Machbarkeit, die uns über Großsysteme wie Gen-Technologie oder Neue Medien im Griff zu haben scheinen und jede personale Verantwortungszuweisung erschweren, wenn nicht unmöglich machen? Haben wir eine Theorie der Verantwortung im Angesicht unserer Utopien?

Orwell glaubt nicht an eine Ethik der Intellektuellen und legt ihnen auf dem zeithistorischen Hintergrund der dreißiger Jahre den Verrat an der Geistesfreiheit zur Last. Es ist merkwürdig, wie Orwell in seinem „ 1984" die Humanität der einfachen Leute, die er mit Stichworten wie „Common Man“ oder „Common Decency" belegt, als Hoffnungszeichen wertet. Die Intellektuellen Ozeaniens beten die Macht an, sie befinden sich fest in der Hand des Großen Bruders. Das Volk, geringschätzig als „proles“ abgetan, bildet die Mehrheit von 85 Prozent. Die Proleten und Arbeiter und einfachen Leute sind der Unsicherheitsfaktor in Orwell’s Ozeanien, weil sie sich aus ihrer Lebenswelt nicht ganz herauslösen lassen; sie widerstehen dem System auf ihre Art. „Wenn es Hoffnung gibt", schreibt Orwell, „liegt sie bei den Proles" Orwell argumentiert, wenn man es mit einer Kurzformel ausdrücken will, verantwortungsethisch und charakterisiert die Intellektuellen als wohlfeile Gesinnungsethiker. Der Typus der Gesinnungsethik orientiert sich an der Reinheit der Handlungsabsichten; dabei wird ausgeblendet, ob und wie sich solche Absichten realisieren lassen und insbesondere: was deren Folgen sind. Verantwortungsethik geht hingegen von den Zusammenhängen des praktischen Handelns aus und bezieht die (voraussehbaren) Handlungsfolgen ins Kalkül ein

Max Weber, dem wir diese Unterscheidung verdanken, hat sich schon selbst gegen die vereinfachende Gegenüberstellung der beiden Ethiktypen gewandt; vielmehr durchdringen sich beide Typen und ergänzen sich wechselseitig Über die Eigenart des Sittlichen, über Ethik und ethische Vernunft enthalten sie jedoch die fundamentale Aussage, daß die Begrifflichkeit der Verantwortung unverzichtbar ist. Darum geht es uns im Zusammenhang mit den neuen Medientechnologien, wenn wir die Einführung eines ethischen Denkens als aktuelles Aufgabenfeld der politischen Bildung in diesem Bereich gekennzeichnet haben; die Phänomenologie der Verantwortung in der Medienkultur bedarf einer neuen und geschärften Aufmerksamkeit.

Wir tun uns heute schwer mit einer Theorie der Verantwortung. Max Weber klärt den Begriff nicht. Hans Jonas spricht vom „Prinzip Verantwortung" 34), aber auch er läßt viele Fragen offen, wenn er an den Beispielen der Eltern gegenüber einem hilflosen Kind sowie an aber auch er läßt viele Fragen offen, wenn er an den Beispielen der Eltern gegenüber einem hilflosen Kind sowie an der selbstgewählten Aufgabe des Politikers und Staatsmanns die Urbilder der Verantwortung nachzuweisen sucht. Für irgend-wen irgendwann irgendwelche Verantwortung de facto zu haben, ja selbst nur zu fühlen, gehört nach Jonas untrennbar zum Sein des Menschen. Aber was ist das? Aus der Subjektivität des Menschen können die Imperative der Verantwortung nicht gewonnen werden, sondern sie stammen nach Jonas aus dem Sein und den Sachen, das Zutuende und die Natur erheben Anspruch auf unser Handeln, die Dinge rufen den Menschen, der sich auf den Weg der Freiheit begibt, zur Verantwortung. Jeder Ansatz einer Theorie der Verantwortung läßt uns heute mit mehr Fragen als Antworten zurück. Verantwortung vor etwas, Verantwortung für etwas: Vor welcher Instanz rechtfertigen wir uns? Ist alle Verantwortung im Grunde Selbstverantwortung? Die Wurzeln dieses säkularisierten Begriffs liegen im Dialogisch-Personalen. Verantwortung, so läßt sich neuzeitlich definieren, ist möglichkeits-und freiheitsorientiert, es tritt jenes rätselhafte Sollen hinzu, das im Menschen liegt, schließlich ein Gegenüber, das Ant-Wort gibt, ein Wort der Verantwortung schuldig ist.

Entfernen wir uns mit solchen Überlegungen nicht weit von den Neuen Medien und prakti

II. Medienkompetenz — Einführung in die politische Kultur

1. Die Menschen lernen vom Fernsehen Erfolgreiche Fernsehserien wie „Dallas" muß man unter ihrem wertevermittelnden Aspekt betrachten. In der gekonnten Machart übertrifft „Dallas" die meisten der 218 Programme, die seit 1946 im amerikanischen Fernsehen als Familien-Serien gelaufen sind, und das erstreckt sich auf den unterschwelligen Transport von Einstellungen und Werthaltungen. Die „Dallas" -Lebensmuster werden weltweit exportiert und gelernt. Wirklich positive Beziehungen unter den Menschen sind in dieser schen Fragen, was zu tun sei? Es wäre ein Irrtum, die Fragen nach dem Zulässigen und Vernünftigen im Journalismus für überflüssig oder theoretisch zu erklären. Welchen Sinn hat das journalistische Handeln? Auf diese Frage sind wir eine Theorie des Journalismus schuldig, und gerade mit der Telekommunikation ist etwas in unser Zeitalter eingetreten, das eine Zusammenschau der Phänomene unverzichtbar macht. Kommunikation als hermeneutisches Problem ist das Thema, es geht um eine philosophische Verarbeitung des Journalismus. Die journalistische Vernunft ist freiheits-und verantwortungsbedürftig, sonst wird sie zur instrumenteilen und selbstzerstörerischen Vernunft 35). Wir müssen wissen, was wir wollen.

Die Nähe zum Totalitären läßt uns heute vor den Folgen der neuen Technologien zurückschrecken. Wir überwinden die Furcht aus der Wahrheit der Antwort, für alles, was menschliches Denken und Handeln betrifft ein Wort schuldig zu sein. Das Entsetzen des Menschen liegt darin, niemandem etwas schuldig zu sein. „Er war allein", heißt es in Orwells Roman. „Er hatte das Gefühl, als wandere er in den Wäldern auf dem Meeresgrund, verirrt in einer monströsen Welt, in der er selbst das Monster war... Welche Gewißheit hatte er denn, daß auch nur ein einziger Mensch auf seiner Seite stand? 1')

Fernsehserie — und in vielen anderen — eher die Ausnahme; man sticht einander aus, setzt sich über alle Normen hinweg, Neid und ein brutaler Egoismus mischen sich mit banaler Sentimentalität.

Es sind die langfristigen, durch andauernde Wiederholung erhärteten Fernsehwirkungen, die heute in der empirischen Forschung als tiefreichend, anhaltend und normenbildend nachgewiesen sind. „Die Botschaft ist klar, heißt es in einer amerikanischen Forschungsbilanz zu über 2 500 Untersuchungen während der letzten zehn Jahre, „die Menschen lernen vom Fernsehen, und was sie lernen, hängt davon ab, was sie an beobachtbarem Verhalten zu sehen bekommen"

Der medienkritische Zorn „auf die böse Liebe des Volkes zu dem, was man ihm antut" empfiehlt angesichts einer solchen Situation das Madigmachen des Fernsehens und diagnostiziert den Sucht-Charakter des Mediums. Aber die Therapien bleiben aus, und die humanisierend-aufklärerischen Potentiale des Journalismus werden nicht erschlossen. Deshalb kann das Madigmachen keine sinnvolle Anweisung an die politische Bildung sein, sondern sie wird sich angestrengt damit auseinandersetzen müssen, was die Menschen vom Fernsehen lernen und wie die Bürger die propagierten Wertvorstellungen in ihren Lebensalltag aufnehmen. Die zahlreichen Ergebnisse der Wirkungsforschung aus der Wissenschaft müssen aufgenommen und für die Didaktik der politischen Bildung stärker brauchbar gemacht werden.

Die Vertrautheit mit den Sachen und Dingen, so sagten wir, muß der moralisch-politischen Urteilsbildung vorausgehen. Der Umgang mit dem Fernsehen will erlernt sein. Sonst wird das Medium als solches zur eigentlichen Gewalt, es ist die Botschaft, wie Marshall McLuhan uns eingeschärft hat, und wird zum Tyrannen über die Lebensgewohnheiten. Die Fähigkeit zur Selektivität steht im ABC des Umgangs mit dem Fernsehen an vorderster Stelle

Fernsehen ist eine neue Sprache, ein Medium der Verbindung und Verständigung unter den Menschen, mit dem wir erst seit wenigen Jahrzehnten vertraut sind. Das Buch und die Schriftkultur haben eine viel ältere Tradition.

Die Evolution der verschiedenen Kommunikationsformen läßt die anthropologischen und sozialpsychologischen Konstanten hervortreten. Das Fernsehen, Synonym für die Neuen Medien, wird durch die historische Perspektive relativiert So ist es ein wichtiges Bildungsziel, Einsichten zu vermitteln und Praktiken zu üben, wie der wechselseitigen Verweisungs-und Ergänzungsfunktion der verschiedenen Medien und Kommunikationsformen entsprochen werden kann. Die Kommunikationsgeschichte ist eine Geschichte der Medienkomplementarität

Nur stichwortartig lassen sich weitere Aufgaben skizzieren. Das Fernsehen bringt eine Tele-Realität hervor, deren Logik eine Tele-Logik ist und deren Kommunikation eine Tele-Kommunikation ist. Eine Lehre von der Fernsehwirklichkeit ist erforderlich. Ebenso ist es bisher kaum zur Ausprägung einer Fernsehästhetik gekommen. Ob die Technik die Kunst in ihrer metaphorischen Kraft einzuholen vermag, ist auch eine Anfrage an die Fernsehpublizistik. Das Ästhetische und das Ethische stehen in einem Wechselverhältnis. Kant schreibt in seiner Kritik der Urteilskraft: „Der Geschmack macht gleichsam den Über-gang vom Sinnenreiz zum habituellen moralischen Interesse ohne einen zu gewaltsamen Sprung möglich."

Das Fernsehen hat nachweislich das politische Interesse gefördert, aber es hat auch gleichzeitig die Vorstellungen, was Politik ist und wer die Politiker sind, merklich verschoben. Irrational durch Information? „Verseucht“ das Fernsehen die Denkwelt mit Pseudo-Informationen? Wie gut, wie schlecht informiert es die Staatsbürger? Die Grenzen zwischen verstandener und unverstandener Welt sind fließend im Fernsehen, das „Eingeständnis bestehender Urteilsunfähigkeit" ist auch ein wichtiges Kapitel politischer Bildung und Information. 2. „Homo sapiens“

in der Computergesellschaft Mitte der fünfziger Jahre arbeitete ich als Universitätsdozent an einer Einrichtung, die man damals in den Vereinigten Staaten zu den „booming universities" zählte. Der Präsident war ein Unternehmertyp italienischer Abstammung und hatte diese Vorstadtuniversität unweit der Metropole New York buchstäblich aus dem Boden gestampft. Die Massenexplosion der Studentenzahlen war im Gange, überall fehlte es an Lehr-und Raum-kapazitäten; in dieser Not wußte der Präsident Abhilfe und ließ auf dem Campus mit einem geschlossenen Fernsehsystem experimentieren. Triumphierend verkündete er, fortan würden Vorlesungen und Seminare in die Hörsäle transportiert, ohne daß die „dreidimensionale“ Gegenwart einer Lehrperson erforderlich sei. Die ersten Erfahrungen belehrten uns schon bald eines Besseren. Das Videosystem konnte das Lehrer-Schüler-Verhältnis auch nicht nur annähernd ersetzen; die Neuerung erwies sich als kompletter Reinfall und wurde rasch wieder fallengelassen.

Was war falsch gelaufen? System und Person sind nicht restlos austauschbar. Das Mittel, das als „Medium" faszinierte, hatte sich verabsolutiert. Die Reaktionen der Studenten zeigten, daß „Instructional Television“ kein flächendeckendes Allheilmittel ist, sondern eine eigene Didaktik erforderlich macht und komplementären Charakter hat Die Methode bedarf eines eingeübten Nutzungsverhaltens im Zusammenspiel von Medium, Botschaft und Lernen. Wir sprechen von der erforderlichen Medienkompetenz. Die ungewollten Nebenwirkungen, die sich einstellten, waren auch nicht genügend durchdacht worden. Im ganzen neigte man in den Anfangsjahren des Fernsehens dazu, sein vermittelndes und bildendes Potential zu überschätzen.

In der „Mediatisierung des Geistes“ und des pädagogischen Prozesses sind die Grenzen sehr eng gezogen. Diese Erkenntnis zeigt sich auch, wenn heute der Einzug des Computers in die Schul-und Lernprogramme gefördert wird. Das Wissen, das der Computer geben kann, ist keines, das Zwecke, Ordnungen oder Sinnzusammenhänge zu setzen vermag; das kann nur der Mensch, wenn er bereits Bildung hat. Die Maschine antwortet nicht und verantwortet auch nichts. Damit soll nicht gesagt sein, daß der Computer oder die Neuen Medien als Unterrichtsgegenstände in den Lehrplänen unerwünscht sind. Die jungen Menschen müssen mit den Technologien vertraut gemacht und zum vernünftigen Medien-gebrauch angehalten werden. Die Pädagogik unter den Bedingungen der Breitbandkommunikation und angesichts der Entstehung neuer, individualisierbarer Informationssysteme wird „explizit oder zumindest reaktiv noch stärker Medienpädagogik"

Die Herausforderung geht aber noch weiter und ist von grundsätzlicher Art Die Neuen Medien sind nicht „irgendeine“ zusätzliche Komponente der informationeilen Umwelt des Menschen, sondern der Mensch wird an einem zentralen Punkt seines Selbstverständnisses berührt, wie Klaus Haefner es beschreibt: „Hat die elektro-mechanische Maschine viele Leistungen der menschlichen Motorik übernommen, so kann die Informationstechnik breite Flächen der kognitiven Leistungen des Menschen substituieren, verbessern, erweitern. Was aber bleibt dann als typisch menschlich?“

Die einschneidende Wende, die Haefner dem bestehenden Bildungssystem abverlangt, soll auf dem Weg der Entlastung vom „strengen Denken“ die Kräfte der Phantasie, Kreativität Menschlichkeit, Lebensfreude und des Menschsein-Wollens in der anzustrebenden „Homuter-Gesellschaft" (aus: Homo und Computer) freisetzen Haefner ist kein Technokrat, ihm geht es um eine fruchtbare Symbiose von Mensch und Informationstechnik. Aber Haefners Ansatz läßt die Frage offen, ob Denkanstrengungen und Wissenserwerb als einfachhin entbehrlich gelten können und sollen, ob sie hingegen nicht den schöpfen-sehen Prozeß befruchten, ja mit ihm und dem Menschsein überhaupt identisch sind. Berechnung ist eines, Wissen als ein persönliches und existentielles ein anderes, und hier gibt es nichts zu verrechnen.

Die uralte Frage nach dem Menschen als «homo sapiens“ stellt sich heute in der Computergesellschaft in neuer Form. Im Maß der Freiheit, das wir anlegen, und im Bezug zum Unverfügbaren, das sich in der Menschenwürde artikuliert, gewinnen Mensch und Demokratie einen archimedischen Punkt, nicht den Versuchungen des Machbarkeitswahns zu erliegen.

In dieser Hinsicht sind die kommenden Entwicklungen als ambivalent einzustufen; mit dieser Ambivalenz der Neuen Medien können wir leben. Pädagogisch geht es um einen bejahend-kreativen Umgang mit den Medien-technologien als verantwortete Medienkompetenz. Den Mut zur Wahlfreiheit der Bürger müssen wir allerdings aufbringen, denn nur so können wir aus den Chancen der Neuen Medien etwas machen; die Akzeptanz legen wir in die Hand des Publikums. Wir müssen das Vertrauen, daß die Menschen in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden, immer schon voraussetzen, sonst ist alle Erziehung und Bildung auf persönliche und staatsbürgerliche Entscheidungs-und Verantwortungsfähigkeit hin vergebens. 3. Dialogisierung und Massenkonununikation Das Argument von der Entwicklung zu größerer Wechselseitigkeit der Kommunikationsbeziehungen durch die Neuen Medien wird häufig als spekulativ abgetan. Bis in die einschlägige Industrie ist „Dialogisierung“ zum Schlagwort geworden, und manche glauben den Begriff damit schon entwertet. Unsere gegenwärtige Massenkommunikation ist aber noch weit davon entfernt, wirkliche „Kommunikation" zu sein. Zutreffender müßten wir von Masseninformation sprechen; sie verläuft linear vom Sender zum Empfänger, und die Feedback-Chancen sind unterentwickelt und oft überhaupt nicht vorhanden. Das Beunruhigende ist, daß sich kaum jemand darüber beunruhigt fühlt und wir uns an den Journalismus der Einbahn-Kommunikation gewöhnt haben.

Dabei hat es niemals zuvor ein Zeitalter gegeben, das den Namen einer Kommunikationskultur so sehr verdient hätte wie das unsrige. Wir haben uns Medien von universaler Reichweite geschaffen; das Netzwerk ihrer Verbindungswege läßt den Erdball zum „globalen Dorf“ schrumpfen. Aber die Ergebnisse sind von paradoxer Natur. Wenn wir Kommunikation ein Beziehungsgeschehen unter Menschen nennen, „das auf Verständigung abzielt" dann ist zwar die moderne Welt in überreichem Maße in dieses Beziehungsgeschehen eingetreten, und es haben sich riesige Industrien gebildet, die mit nichts anderem als „Information" und „Kommunikation" handeln, aber das Geschehen ist zugleich und in globalem Ausmaß ein aporetisches geblieben. Das heißt, wir stehen vor derart großen Schwierigkeiten und Hindernissen, die technologische Effizienz in eine humane zu übertragen, daß sie uns fast unüberwindlich scheinen. . Journalismus und Orientierungsverlust" sind ein Synonym geworden. Ist das wie ein Schicksal hinzunehmen?

Ein Breitbandnetz, über das gleichzeitig und parallel Dienste in nahezu unbegrenztem Umfang und bester Qualität abgewickelt werden können, ist im Entstehen. Rein technisch gesehen braucht die Sackgasse der Massenkommunikation nicht mehr beim Empfänger zu enden, dem letzten und schwächsten Glied in der Kette. Die Kabeltechnik und Breitbandkommunikation gewährt eine Vielzahl von Feedback-Chancen und einen sehr spezialisierten „Verteiler“ von Informationen.

Die Zielgruppenausrichtung der Produktionen wird zunehmen, die Nahraumkommunikation sich ausbreiten, und mit der Vermehrung der Rundfunkprogramme werden die Einschaltquoten der einzelnen Sender geringer ausfallen. Damit werden die Wirkungen entdramatisiert; insbesondere das Fernsehen mit seinem „Millionenpublikum" hat bisher auf viel zu hohem Podest gestanden. Die Videofilme auf dem häuslichen Bildschirm sind bereits zum vierten Programm geworden; viele weitere werden folgen. Öffnung, Mobilität der produzierenden Kräfte und ein verstärkter Wettbewerb sorgen dafür, sich anders als im Gewohnten einzurichten und immer wieder aufs neue jene lebendige Vielfalt herzustellen, deren Todfeind der Mangel an produktiven Einfällen ist, nämlich Langeweile und Einseitigkeit, das Pochen auf Besitzständen, ein Journalismus der „Herren", die das Sagen haben.

Zwanzig Kanäle sind immer „besser" als zwei oder drei, wenn wir das Daseinsgesetz von Zeitung, Film, Funk und Fernsehen in der Demokratie, das sich als Angebot der Vielfalt darstellt, ernst nehmen. Niemand verspricht sich paradiesische Zustände von der Breitbandkommunikation, wo nun jedermann mit Martin Buber oder Karl Jaspers in den existentiellen Dialog von „Ich und Du" auf die elektronische Art eintritt. Mehr Feedback ist aber schon gewonnen, wenn der einzelne Bürger sich mit seinen Naherfahrungen stärker einbezogen fühlen kann, wenn er mitberaten, selbst neue Kommunikation einleiten kann. Auch in kleinen Gruppen, wo nachbarschaftsoder gesinnungsbezogene Aspekte ausschlaggebend sind, hat der Bürger einen Anspruch auf Kommunikation. Je näher wir die Massenkommunikation an diejenigen heranbringen, die sich bisher als „Rezipienten“ eingestuft sahen, desto aussichtsreicher ist die Entmassung der Verbindungen und Beziehungen.

Dieser Zuwachs an Nähe, Perspektivität und Vielfalt, an Frage und Antwort, an Privatem und öffentlichem ist das Entscheidende. Ob etwa das Fernsehen bessere Programme bringt, ausgewogener oder nicht, „live" oder aus der Konserve, perfekt oder improvisiert ist nicht der wichtigste Punkt, solange nicht eine bessere Reziprozität zwischen Sender und Empfänger hergestellt wird und der Apparat nur eingeschaltet bleibt: die Signalwelt bleibt unverbesserlich anti-kommunikativ.

Wo immer die Technik uns heute die Mög• lichkeiten an die Hand gibt, das Gesprächs-modell in die Massenkommunikation einzuführen, da bleibt uns kaum eine Wahl, weil dieses Modell der Demokratie als ihr Maß dient. 4. Sag mir, welches Fernsehen du hast Simone Weil hat ein Buch mit dem Titel „Die Einwurzelung“ geschrieben und ihm den ebenso programmatischen Untertitel „Einführung in die Pflichten dem menschlichen Wesen gegenüber" gegeben Vernunft und Moralität sind die Grundpfeiler, auf denen das zerbrechliche Haus der Demokratie gegründet ist. Die Einwurzelung der Bürger in dieses Ethos der Demokratie und ihrer politischen Kultur, die der Verfasserin als „Einführung" in die Moralität dem menschlichen Wesen gegenüber vor Augen gestanden hat, gehört auf die Tagesordnung unserer heraufziehenden Informations-und Kommunikationsgesellschaft. Geht man dem Wortsinn des lateinischen „communicare" nach, trifft man neben den Bedeutungen von mitteilen, teilnehmen lassen, Anteil nehmen, auch: sich beraten und besprechen oder auch: einen Brief-und Gedankenwechsel führen. Person und Dialog sind die Eckdaten, und das Gesprächsmodell ist normativ.

Ebenso läßt sich das lateinische „informare“ auf seine humanen Wurzeln zurückführen. Es bedeutet formen, gestalten, bilden, unterrichten, darstellen, durchaus auch mit der Möglichkeit spezifischer Kunstformen, die für die Neuen Medien noch ausfindig zu machen sind.

Die Grundfigur des Gesprächs und das Postulat eines verständigungsorientierten Handelns sind für die Demokratie und ihre Mediensysteme ein tragendes Fundament und zugleich deren sinnstiftende Kraft -Eine anti-kommunikative Medienwelt wäre mit dieser politischen Kultur unvereinbar. Die Massenmedien dürfen sich nicht zur „Gegengewalt" entwickeln oder aus dem Kontext der politischen Kultur, von der sie ein Teil sind, herauslösen.

Die Kulturanthropologie hat den Begriff der „political culture" an die Politikwissenschaft weitergegeben. Gabriel A. Almond hat ihn in seinem Buch „The Civic Culture" begründet Die Kulturanthropologie ist dem Neben-und Ineinander von Werthaltung, Lebensform, Glaubenssystem, Ideologie, Persönlichkeitsstruktur und politischem Stil in ihren Frage-ansätzen nachgegangen und konnte dabei vor allem in der Analyse der Primitivkulturen die sozio-kulturellen Integrationsmuster herausarbeiten. Die „cultural patterns" besitzen eine legitimierende und integrierende Kraft, die das Ganze zusammenhält und Einheit stiftet. So dienen die Wertmuster einer Fundamentierung des Systems sowohl im Rationalen als auch Irrationalen.

Der Begriff der politischen Kultur hat uns aufgeschlossen zu erkennen, wie sich Geistiges, Moralisches und Politisches im Demokratie-gedanken verbindet. Die Massenmedien prägen unsere politische Kultur in entscheidendem Maße, und sie werden das in Zukunft noch mehr tun. Sag mir, welches Fernsehen du hast, und ich sage dir, wer du bist... So verweisen uns die Fragen nach dem Wert-und Sinngehalt von Politik als einer „res publica" im Leben des einzelnen auf eine Theorie erfaßbarer politischer Symbole. Hier liegen entscheidende Schnittpunkte von Massenkommunikation und politischer Kultur, von Fernsehen und politischer Bildung, und zwar dort, wo nämlich das Kulturelle im Anthropologischen gründet und es auf den Austausch von Zeichen in ihrer Symbolhaftigkeit ankommt, um einen politischen Sinn zu übertragen und überhaupt am Zeitgespräch teilnehmen zu können.

Die Verhältnisse, in die wir uns mit den Apparaturen bringen, die wir geschaffen haben, sind ja nicht zwangsläufig. Fernsehen zum Beispiel kann auch ganz anders sein. Die Sinnfrage schlägt immer auf den Menschen zurück, der weltgestaltend tätig ist und Wirklichkeit schafft. Die Medien, die er sich konstruiert, sind seine Medien.

Zum Dialog, zur Anerkennung der Freiheit, meiner eigenen und der des anderen, gibt es keine Alternativen; sonst verflüchtigt sich aller Sinn. Das Wissen und die Kompetenz, die im einzelnen für einen „sinnvollen" Gebrauch der elektronischen Instrumente vermittelt werden können, brauchen diesen bestimmenden Rahmen, der sich für unsere politische Kultur als das Gesprächsmodell herausstellt. Die Einweg-Kommunikation durch Dekret, Kommando oder Bekanntmachung, hat der Theologe Harvey Cox bemerkt, wird von der Bibel nicht als der Stil von Propheten, sondern von Tyrannen und Unterdrückern betrachtet

Fussnoten

Fußnoten

  1. E. Fromm, Die Furcht vor der Freiheit, Frankfurt 1983, S. 203 (unter dem Titel „Escape from Freedom“ zuerst 1941 in New York erschienen).

  2. Vgl. E. Biser, Provokationen der Freiheit. Antriebe und Ziele des emanzipierten Bewußtseins, Salzburg 1974.

  3. Vgl. Die Chronik der Neuen Medien, in: Neue Medien. Das Branchen-Magazin für Kabel-und Satelliten-TV, Produktion, Werbung und Btx, (Juni 1984) 1, S. 10-25.

  4. Kommission für den Ausbau des technischen Kommunikationssystems (KtK), Telekommunikationsbericht. Bonn 1976.

  5. D. Ratzke, Handbuch der Neuen Medien, Stuttgart 1982, S. 14.

  6. F. U. Fack, Die Angst flaut ab, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 18. 7. 1984.

  7. O. Ulrich, Computer, Wertewandel und Demo kratie, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 25/1984 v. 23. 6. 1984, S. 14 ff.

  8. R Frenkel, Verkabelt und verkauft? Das Fernsehmonopol ist am Ende, in: Die Zeit vom 15. 7 1983.

  9. W. Darschin/B. Frank, Tendenzen im Zuschauer-verhalten. Teleskopie-Ergebnisse zur Fernsehnut-zung im Jahre 1983, in: Media Perspektiven, 984) 4, S. 279ff.

  10. Ygl. PZ — Politische Zeitung, (Juni 1984) 37,

  11. M. Schöneberger, Kultur und Kabel. Die Neuen Medien als Auftrag für die Politik, in: Die politische Meinung, (März/April 1984) S. 36.

  12. K. Lüscher, Massenmedien und die Evolution der menschlichen Kommunikation, in: Neue Zürcher Zeitung vom 5. 7. 1984.

  13. J. Mander, Four Arguments for the Elimination of Television, New York 1978, S. 347, S. 356.

  14. J. Naisbitt, Megatrends, Ten New Directions Transforming Our Lives, New York 1982, S. 11 ff.

  15. A. Gehlen, Die gewaltsame Lenkung, in: O. Schatz (Hrsg.), Die elektronische Revolution, Graz 1975, S. 49.

  16. C. Geerts, Drei Wochen Fernsehen. Eine international vergleichende Studie für Belgien, Bulgarien, Kanada, Frankreich, Ungarn, Italien und Japan, in: Media Perspektiven, (1983) 9, S. 658.

  17. Vgl. H. Boventer, Die journalistische Gegengesellschaft, in: Die Neue Ordnung, (Juni 1984) 3, S. 207. . .

  18. H. M. Enzensberger, Der Triumph der Bild-Zeitung oder Die Katastrophe der Pressefreiheit, in Merkur, (1983) 9, S. 651. . .

  19. H. Oberreuter, Übermacht der Medien. Ersti die demokratische Kommunikation?, Zürich 1984 S. 95.

  20. Vgl, hierzu auch die pessimistische Prognose Von H. Pross, Neue Medien — alte Zwänge, in: Merkur, (1983) 4, S. 422.

  21. de Sola Pool, Technologies of Freedom, Cambridge (Mass.) 1983, S. 24.

  22. Eine weitgehende Zurücknahme der im Rundfunkbereich reglementierenden Kompetenzen ist vor einigen Jahren von der Federal Communications Commission (FCC) selbst ausgegangen. Ihr „Chairman" Mark Fowler nannte viele der alten FCC-Bestimmungen „as anachronistic as the vacuum radio tube". Das Stichwort „De-Regulation" bezeichnet den vorherrschenden Trend in der US-Medienlandschaft der letzten Jahre.

  23. Vgl. H. Boventer, Ethik und System im Journalismus. Der Steuerungsbedarf moderner Mediensvsteme, in: Publizistik, (1984) 1-2, S. 34ff.

  24. J. Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, Frankfurt 1982, S.

  25. 3) H. Jonas, Das Prinzip Verantwortung. Versuch einer Ethik für die technologische Zivilisation, Frankfurt 1980, S. 7.

  26. S. Weischenberg. Journalismus in der Computergesellschaft, München 1982, S. 219.

  27. Vereidigung von Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker, Bulletin des Presse-und Informationsamtes der Bundesregierung, 3. 7. 1984, S. 715.

  28. B. Heck, Eröffnungsrede zum Fachkongreß „Neue Medien“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin 3i. 8. /2.

  29. 9. 1983, Manuskript. . 29) I. Kant, Werke, Akademie-Textausgabe, Bd. VIII. Berlin 1912, S. 115.

  30. K. -O. Apel, Die Situation des Menschen als ethisches Problem, in: Der Mensch und die Wissen-1982 sn hrsg-von G. Frey/J. Zeiger, Innsbruck

  31. G. Orwell, 1984, hrsg. von H. W. Franke, Frankfurt 1984, S. 73.

  32. M. Weber, Politik als Beruf, in: Gesammelte politische Schriften, Frankfurt 19582, S. 493.

  33. R. Spaemann, Wer hat wofür Verantwortung? Kritische Überlegungen zur Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik, in: Jahrbuch 1982 der Thomas-Morus-Gesellschaft, hrsg. von H. Boventer, Düsseldorf 1983, 55ff.

  34. H. Jonas (Anm. 25), S. 172ff.

  35. National Institute of Mental Health, Television and Behavior. Ten Years of Seientific Progress and Implications for the Eightees, Washington 1982.

  36. Th. W. Adorno/M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, Amsterdam 1968, S. 159.

  37. Vgl. W. Wunden, Medienpädagogik. Führerschein fürs Fernsehen?, Stuttgart 1984. Ebenfalls: Immer dieses Fernsehen. Handbuch für den Umgang mit den Medien, hrsg. von Chr. Doelker u. a., Wien 1983.

  38. I. Kant, Kritik der Urteilskraft, A 260.

  39. Vgl. G. Schmidtchen, Irrational durch Information. Paradoxe Folgen politischer Massenkommunikation, in: H. und H. Reimann (Hrsg.), Information, München 1977, S. 56.

  40. Vgl. B. Wember, Wie informiert das Fernsehen?, München 1976, S. 11.

  41. Vgl. H. Lübbe, Information und Ohnmacht, in: O. Schatz (Hrsg.), Die Elektronische Revolution, Graz 1975, S. 65.

  42. H. von Hentig, Tafel oder Video? über die Schrecken einer Mediatisierung des Geistes, in: Die Zeit vom 18. 5. 1984. Vgl. auch G. Kleinschmidt, Mikroelektronik und Erziehung. Neue Medien in der Schule, in: Südwestfunk „Die Aula", 10. 7. 1983.

  43. U. Saxer, Bildung und Pädagogik zwischen alten und neuen Medien, in: Media Perspektiven, (1983) 1, S. 22.

  44. K. Haefner, Die neue Bildungskrise. Herausforderung der Informationstechnik an Bildung und Ausbildung, Basel 1982, S. 59.

  45. Ebd., S. 242f.

  46. O. Höffe (Hrsg.), Lexikon der Ethik, München 19802, S. 128.

  47. M. Gottschlich, Journalismus und Orientierungsverlust. Grundprobleme öffentlich-kommunikativen Handelns, Wien 1980, S. 13ff.

  48. S. Weil, Die Einwurzelung. Ein Vermächtnis. Einführung in die Pflichten dem menschlichen Wesen gegenüber, München 1956.

  49. Vgl. H. Boventer, Fernsehen und politische Kultur. Ein Beitrag zur Ethik des kommunikativen Handelns, in: ibw-Journal, Informationsdienst des Deutschen Instituts für Bildung und Wissen, (März 1984) S. 33 ff.

  50. G. A. Almond/S. Verba, The Civic Culture, Princeton 1963.

  51. ) H. Cox, Verführung des Geistes, Stuttgart 1974, S. 308.

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