Die Grundpfeiler traditioneller Wirtschaftsdynamik — Wachstum und technischer Fortschritt — werden heute von den Bürgern weitaus kritischer beurteilt als noch Ende der sechziger Jahre. Postmaterialisten (Wachstumskritiker) und Materialisten (Wachstumsanwälte) unterscheiden sich dabei in ihrem Bildungs-, Einkommens-und Berufsgruppenstatus kaum voneinander, deutlich jedoch in ihrem Alter und in ihren persönlichen Lebens-und Arbeitskonzepten. Die Postmaterialisten vertreten jene Einstellungen und Werte stärker, die auch in der Gesamtbevölkerung an Bedeutung gewonnen haben; Materialisten setzen sich dagegen eher für solche Prinzipien ein, deren Ausstrahlungskraft im Verlauf der siebziger Jahre verblaßt ist Dies spricht dafür, daß es sich bei dem postmateriellen Anspruch, ökonomische, soziale und ökologische Belange am Arbeitsplatz und in der Gesamtwirtschaft in Einklang zu bringen, nicht um eine Modeerscheinung handelt Der sich hier dokumentierende Werte-und Einstellungswandel ist weder schlüssig auf eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen zurückzuführen, noch kann er ausschließlich mit arbeits-und wirtschaftsfernen Einflüssen erklärt werden. Die demoskopischen Ergebnisse sind unseres Erachtens vielmehr als „evolutionäre Dissonanz“ zwischen Wirtschaftskultur und Wirtschaftsstruktur zu deuten: Massive Veränderungen der gesellschaftlichen Großwetterlage in den letzten 20 Jahren — Wohlstand, soziale Sicherung, mehr arbeitsfreie Zeit, kleinere Familien — gingen im Generationenwechsel einher mit einem Wandel der Ansprüche in der Gesamtbevölkerung. Die Strukturen in der Wirtschaft und Arbeitswelt sperren sich jedoch bisher zumeist gegen die Erfüllung dieser Ansprüche. Die gewandelten Einstellungen zu Wirtschaft und Arbeit zeigen sich auch in der, Beurteilung beschäftigungspolitischer Strategien. Die Bereitschaft, zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf reale Einkommenssteigerungen zu verzichten, ist bei der Mehrheit der Beschäftigten vorhanden. So schneidet das „industrielle Paradigma“ (Forcierter technischer Fortschritt und härterer Arbeitseinsatz zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, Kürzung der Arbeitslosengelder zur Stimulierung der Arbeitssuche) in der Bevölkerung schlechter ab als Arbeitszeitverkürzungen. Arbeitszeitverkürzungen verletzen aus der Sicht der Bürger weniger als das industrielle Paradigma andere persönliche und politische Werte. Sowohl Arbeitszeitverkürzungen als auch das industrielle Paradigma sehen sich allerdings mit dem grundlegenden Akzeptanzproblem konfrontiert, daß in den Augen der Bevölkerung bei ihrer Anwendung sicheren Einkommensverzichten höchst unsichere Beschäftigungseffekte gegenüberstehen.
I. Die Einstellungen der Bürger zu Technik und Wachstum
Wohl kein Staat hat in der jüngeren Geschichte sein Selbstbewußtsein so sehr aus wirtschaftlichem Erfolg bezogen wie die Bundesrepublik Deutschland. In der Nachkriegszeit, als Millionen hungerten und sich durch den Winter froren, Bombenruinen durch Wohnbauten zu ersetzen waren, kam die Steigerung des Sozialprodukts einer nationalen Aufgabe gleich. Bauern, Bergleute, Maurer und Bauarbeiter waren die Helden der ersten Stunde.
Abbildung 12
Abbildung 2: .. . und mit ihnen die Ansprüche an die Berufsarbeit
Abbildung 2: .. . und mit ihnen die Ansprüche an die Berufsarbeit
Heute produzieren Landwirte für Butterberge, Bergleute für Kohlenhalden; wir haben sogar Wohnungshalden und Neubauruinen. Dennoch wird nach fast vier Jahrzehnten historisch beispielloser Produktionssteigerung von Politikern und Wirtschaftsführern noch immer der Imperativ einer wachsenden Wirtschaft zur Voraussetzung einer funktionierenden Wirtschaft hochstilisiert. Die Forcierung von wirtschaftlichem Wachstum und technischem Fortschritt, verbunden mit Aufrufen zur Lohndisziplin an die Adresse der Beschäftigten und ihrer Interessenvertreter sind immer noch die Grundpfeiler der gängigen Beschäftigungspolitik.
Abbildung 13
Tabelle 4: Arbeitsethik im internationalen Vergleich Quelle: Auswertung der internationalen Umfrage Jobs in the 80s" 1982
Tabelle 4: Arbeitsethik im internationalen Vergleich Quelle: Auswertung der internationalen Umfrage Jobs in the 80s" 1982
Hinter diesem Modell steht eine einfache Logik: Technischer Fortschritt soll über Produktivitätssteigerungen und Produktinnovationen die internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern und damit eine der Voraussetzungen dafür liefern, daß der mit Produktivitätssteigerungen verbundene Freisetzungseffekt von Arbeitskraft durch die Output-Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums überkompensiert wird. Lohnerhöhungen, die unter dem Produktivitätsfortschritt bleiben, und Gewinne, die entsprechend darüber hinausgehen, sollen die nötige Finanzierungsquelle für unternehmerische Investitionen in den technischen Fortschritt sein.
Kann sich die Wirtschafts-und Beschäftigungspolitik aber noch auf eine problemlose Akzeptanz von Wachstum und technischem Fortschritt bei der Bevölkerung verlassen?
Abbildung 15
Abbildung 15
Abbildung 15
Seit Ende der sechziger Jahre zeigt die technische Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland das Bild einer sich öffnenden Schere zwischen verstärkter staatlicher Förderung und einer abnehmenden staatsbürgerlichen Legitimation.
Abbildung 16
Quelle: Auswertung der internationalen Umfrage Jobs in the 80s“, 1982 (Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland).
Quelle: Auswertung der internationalen Umfrage Jobs in the 80s“, 1982 (Ergebnisse für die Bundesrepublik Deutschland).
Zwischen 1969 und 1980 verdreifachten sich die finanziellen Aufwendungen des Staates für — hauptsächlich technologisch orientierte — Forschung und Entwicklung und von 1969 bis 1977 — in einer Zeit, in der die Gesamtzahl der Arbeitsplätze in der Bundesrepublik sank — stieg die Zahl der im öffentlichen Dienst mit Forschungs-und Entwicklungsaufgaben Beschäftigten um fast 70 % Trotz — oder wegen? — dieser staatlichen Anstrengungen wird die technische Entwicklung von der Bevölkerung heute weitaus skeptischer beurteilt als noch Mitte der sechziger Jahre. Damals gab es einen breiten, auch demoskopisch zu belegenden Konsens, daß die Technik alles in allem eher ein Segen für die Menschheit sei und daß sie das Leben leichter und angenehmer mache. Heute, Mitte der achtziger Jahre, ist dieser technologische Optimismus einer zwiespältigen Sicht der Technik gewichen. Nur noch eine Minderheit hält die Technik eher für einen Segen, und diejenigen, die der Meinung sind, daß das Leben durch die Technik immer schwerer wird, sind heute ebenso zahlreich wie diejenigen, die ein immer leichteres und angenehmeres Leben durch Technik erwarten. Unter den Jugendlichen identifizieren sich mehr mit der Äußerung: „Technischer Fortschritt zerstört unser Leben“, als mit der Meinung: „Technischer Fortschritt macht unser Leben lebenswert“ Bei den Jüngeren ist dabei der Anteil derjenigen, für die Technik das Leben immer einfacher macht, noch weitaus stärker zurückgegangen als bei den Älteren (vgl. Tabelle 2).
Abbildung 17
Tabelle 6: Bereitschaft zu Einkommensverzichten für Aufschwung und Arbeitsplätze Quelle: JfD Allensbach, Sekundärauswertung FSA, Bundesgebiet mit West-Berlin, Berufstätige.
Tabelle 6: Bereitschaft zu Einkommensverzichten für Aufschwung und Arbeitsplätze Quelle: JfD Allensbach, Sekundärauswertung FSA, Bundesgebiet mit West-Berlin, Berufstätige.
Auf den ersten Blick scheint wirtschaftliches Wachstum von der Bevölkerung eine bessere Zensur zu erhalten als der technische Fortschritt (rund 70 % der Bevölkerung bewerteten Anfang der achtziger Jahre wirtschaftliches Wachstum allgemein positiv). In einem Assoziationstest zu den Konsequenzen von wirtschaftlichem Wachstum für verschiedene gesellschaftliche Bereiche zeigt sich jedoch, daß in der Hauptsache negative Wachstums-folgen wie „Umweltverschmutzung", „Übermacht der Technik" und „Streß und Überanstrengung“ gesehen werden. Unter den weniger häufig genannten positiven Konsequenzen des Wachstums stehen „Neue Arbeitsplätze" im Vordergrund (vgl. Tabelle 3). Von ihren gesellschaftlichen Gefühlen her, den spontanen Assoziationen, die wirtschaftlichem Wachstum entgegengebracht werden, muß die Mehrheit der Bevölkerung demnach als dissonant eingestuft werden: Wachstum ist gut, hat aber hauptsächlich negative Konsequenzen. Ein Grundkonflikt, der dieser Dissonanz unterliegt, ist das Dilemma zwischen Wachstum und neuen Arbeitsplätzen auf der einen Seite und Umweltschutz auf der anderen Seite. Müssen die Befragten sich in bezug auf diese Konflikte entscheiden, so zeigen sich zwei Charakteristika der Wachstumsdissonanz: — Im Zielkonflikt „Umweltschutz gegen Arbeitsplätze" entscheidet sich die Mehrheit der Bevölkerung für den Vorrang von Arbeitsplätzen — Im Zielkonflikt „Konsumsteigerung gegen Umweltschutz" entscheidet sich eine Mehrheit für die Priorität von Umweltschutz. 51 % der Bevölkerung stimmen dem Argument zu: „Ich finde, uns geht es so gut, daß unsere Industrie nicht noch weiter wachsen muß. Jetzt sollten wir in erster Linie dafür sorgen, daß wir in einer gesunden und natürlichen Umwelt leben." Nur 35 % stimmen dem Gegenargument zu: „Da denke ich anders. Es gibt viele Menschen, denen es noch lange nicht so gut geht, deshalb muß unsere Industrie weiter wachsen, sonst können wir nicht helfen." Viele Bürger, so können diese Befunde gedeutet werden, befinden sich in ihren Rollen als Wirtschaftssubjekte, aber auch als Staatsbürger in einem Produzenten-Konsumenten-Dilemma, in einem Konflikt zwischen ihren Rollen als Erwerbstätige mit Sorgen um die Arbeitsplätze und als Verbraucher mit gesättigten Bedürfnissen und kritischen Sichtweisen der Uberflußgesellschaft.
Die Mehrheit der Bevölkerung pendelt in Sachen Wachstum und Technik zwischen umweltfreundlichen Gefühlen und technokratischen Argumenten ratlos hin und her. Ohne technischen Fortschritt sinkt schon heute die Wettbewerbsfähigkeit, ohne Wachstum steigt schon heute die Arbeitslosigkeit und bricht morgen vielleicht die Wirtschaft zusammen — mit Wachstum und technischem Fortschritt aber bricht übermorgen die Umwelt zusammen, und schon heute wird das Leben immer anstrengender, hektischer und unmenschlicher. In diesem Wirtschaftsbild vieler Menschen, in dem sich die vielen einzelnen wirtschaftlichen Güter nicht mehr zum gesamtwirtschaftlichen Guten fügen, sind sachzwanghaft zwei „tragische Primate" zu erkennen:
1. das Primat der Produktivität — wenn wir nicht wettbewerbsfähig bleiben, verlieren wir Arbeitsplätze und können unsere Energie und Rohstoffe nicht mehr bezahlen — und 2. das Primat der Akkumulation — wenn wir auf die Dauer kein Wachstum mehr haben, funktioniert unsere Wirtschaft nicht Tragisch sind beide Primate deshalb, weil sie aus der Sicht der Bürger nicht im Einklang mit sozialen und ökologischen Anforderungen verwirklicht werden können. Damit die Wirtschaft (kurz-und mittelfristig) funktioniert, wird der Mensch und seine natürliche Umwelt zur bloßen ökonomischen Funktion.
II. Die Entmythologisierung der Produktion
Abbildung 9
Tabelle 2: Fortschritt der Technik — für Menschen einfacher oder schwieriger? Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 2015, 3045, 4001, 4030, 4045
Tabelle 2: Fortschritt der Technik — für Menschen einfacher oder schwieriger? Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfragen 2015, 3045, 4001, 4030, 4045
Produktion ohne Charisma als Stein des Anstoßes — dies ist in der Landschaft gesellschaftlicher Auseinandersetzung etwas Neu-es. Beim traditionellen Klassenkonflikt, der in der Politik zwischen Linken und Rechten ausgetragen wurde, ging es stets um die Verteilung des Kuchens, nicht aber um seine Größe oder Herstellung. Wachstum und technischer Fortschritt wurden auch von Arbeitnehmer-seite eher als Chance denn als Bedrohung begriffen. Die stolze Losung „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“ plakatierte nicht ein Ziel, sondern ließ nur die Muskel spielen; sie sollte Stärke im Verteilungskampf demonstrieren.
Sind die dargesellten Einstellungen der Bürger zu Technik und Wachstum nun lediglich leichtgewichtige Medienhülsen, bunte Luftballons, die folgenlos in den wechselnden Winden der öffentlichen Meinungsmache hin-und herschweben, oder aber schlagen sie feste Wurzeln in den persönlichen Lebens-und Arbeitskonzepten der Menschen?
Wir wollen dieser Frage sowohl aus der Längsschnittperspektive (Entwicklung von Umfrageindikatoren für die Gesamtbevölkerung bzw. die Berufstätigen im Zeitverlauf) als auch aus der Querschnittperspektive (Unterschiedliche Ausprägungen der Indikatoren zu einem bestimmten Zeitpunkt für Untergruppen der Bevölkerung) nachgehen.
Im Zeitverlauf zeigt sich, daß parallel zur gewachsenen Technikskepsis ein Wandel der Lebens-und Erziehungsprinzipien stattgefunden hat (vgl. Abbildung 1). Prinzipien der zwischenmenschlichen Kommunikation, der Selbstbestimmung und des Lebensgenusses haben an Bedeutung gewonnen; Werte der Anpassung, Unterordnung und der Leistungsorientierung haben dagegen an Wichtigkeit eingebüßt. Scheinbar eng darauf bezogen veränderten sich auch die Ansprüche an die Berufsarbeit (Abbildung 2). Auch hier ist eine Zunahme der Bedeutung zwischenmenschlicher Kommunikation zu verzeichnen, ferner traten Forderungen nach schöpferischer und interessanter Arbeit sowie nach kürzerer Arbeitszeit stärker in den Vordergrund. Eine Bedeutungsabnahme zeigt sich dagegen bei beruflichem Aufstieg und hohem Einkommen. Wir verzeichnen insgesamt einen Quanten-sprung an Ansprüchen, dem die Realität einschließlich aller Humanisierungsbemühungen bisher hilflos gegenübersteht. In der Tat ist dies eine Anspruchsrevolution, aber eine andere, als sie von den Kritikern des Sozialstaates immer wieder beschworen wird. Es geht nicht um Geld, sondern um interessante Arbeit, Erfüllung am Arbeitsplatz; Mitbestimmung eher in Form der Selbstbestimmung;
gute Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten; Gesundheit, die durch hohen Arbeitseinsatz gefährdet wird, und um Sinngehalt, Nutzen der Arbeit für die Gemeinschaft.
Die Arbeitsplätze sind den neuen Ansprüchen bis heute nur ungenügend gerecht geworden. Zwar verschlechterten sich die Arbeitsbedingungen in der Wahrnehmung der nicht-leitenden Berufstätigen per Saldo seit Mitte der sechziger Jahre nicht, aber sie verbesserten sich auch nicht während mit steigenden Einkommen, wachsender Bildung und kürzeren Jahresarbeitszeiten die Freizeit neue Gestaltungsräume eröffnete. Als Folge ist zu vermuten, daß die Erwerbsarbeit im relativen Vergleich mit der Freizeit immer schlechter abschnitt. Auf diese Weise könnten die folgenden Trends gedeutet werden: — In den letzten Jahrzehnten ist die Arbeitszufriedenheit unter den deutschen Berufstätigen gesunken; — die Freizeitorientierung hat sich verstärkt; — die wahrgenommene Entscheidungsfreiheit im Beruf ist zurückgegangen, und besondere Anstrengungen im Beruf werden von der Mehrheit der Erwerbstätigen als gesundheitsgefährdend betrachtet; — die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber ist in der Bundesrepublik niedriger als in anderen Industrieländern; — rund jeder vierte Vollzeiterwerbstätige wünscht eine — für den Arbeitgeber kosten-neutrale — Reduzierung der Arbeitszeit
Kritik upd Skepsis gegenüber der Berufsarbeit haben also zugenommen. Darüber hinaus ist die Distanzierung von der Erwerbsarbeit bei den Deutschen stärker ausgeprägt als bei anderen in den internationalen Vergleich einbezogenen Nationen. Besonders die Jüngeren intonieren lautstark dieses Thema, wie Tabelle 4 verdeutlicht.
Eine detaillierte Analyse von 20 qualitativen Interviews untersuchte, inwieweit verschiedene Orientierungen zu Wachstum und technischem Fortschritt zum einen mit unterschiedlichen Arbeitshaltungen und Lebens-konzepten, zum anderen mit unterscheidbaren Einstellungen zu den Ursachen und Maßnahmen in bezug auf die Arbeitslosigkeit verknüpft sind. In beiden Fällen stellte sich ein beträchtliches Maß an Konsistenz heraus Daraufhin wurde anhand von Dialogfragen zur Wachstumsproblematik ein „Postmaterialismus/Materialismus" -Index gebildet, um den genannten Zusammenhängen auch auf der Basis einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage nachgehen zu können. Der Index lieferte die in Tabelle 5 dargestellten Ergebnisse.
Zwischen den Postmaterialisten und den Materialisten zeigen sich kaum Unterschiede im Berufsgruppen-und Beschäftigungsstatus und im Einkommen. Die Postmaterialisten haben durchschnittlich ein leicht höheres Niveau in der Schulbildung, nicht aber in der beruflichen Ausbildung. Insgesamt können Bildungsunterschiede nur einen geringen Anteil der unterschiedlichen Standpunkte beider Gruppen erklären. Deutlicher ins Auge fallen dagegen die Altersunterschiede zwischen den jüngeren Postmaterialisten und den älteren Materialisten. Auch die an den zentralen persönlichen Werthaltungen abzulesenden Lebenskonzepte beider Gruppen zeigen deutliche Differenzen. Während die Materialisten Pflicht, Fleiß, beruflichen Erfolg und guten Verdienst stärker betonen, stehen bei den Postmaterialisten Selbstverwirklichung sowie ein interessantes und umweltbewußtes Leben mehr im Vordergrund. Sieht man die Längs-schnitt-und die Querschnittsbetrachtung im Zusammenhang, so betonen die Postmaterialisten stärker jene Lebenswerte, die in der Gesamtbevölkerung seit Ende der sechziger Jahre an Bedeutung gewonnen haben; von den Materialisten werden dagegen eher Prin zipien hervorgehoben, deren Wichtigkeit in diesem Zeitraum verblaßt ist.
Auch in der Einstellung zur Berufsarbeit zeigen sich klare Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Die Postmaterialisten äußern weniger uneingeschränkte Zufriedenheit mit ihrer Arbeit als die Materialisten. Als Grundmotiv ihrer Arbeit geben sie stärker an, daß sie sich als Person verwirklichen wollen, während die Materialisten hier häufiger Einkommen und Aufstieg nennen. Bei den Postmaterialisten hat der Beruf weniger als bei den Materialisten Priorität vor der Freizeit; sie sind weniger bereit, Opfer für ihn zu bringen und wünschen stärker für sich persönlich kürzere Arbeitszeiten auch bei entsprechender Einkommensanpassung. Bei der Beschreibung des eigenen Arbeitsplatzes anhand von 31 Merkmalen zeigen sich nur wenige Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Es fällt auf, daß die Postmaterialisten insbesondere bei den „klassischen" Arbeitsplatzmerkmalen wie hohes und gerechtes Einkommen, Sicherheit des Arbeitsplatzes, wenig körperliche Anstrengung sowie Hetze und Streß nicht schlechter als die Materialisten abschneiden. Bei den typisch post-materiellen Ansprüchen auf interessante und mitbestimmte Arbeit beklagen die Postmaterialisten allerdings größere Defizite als die Materialisten. Auch Chancen auf schnelle Karriere finden die Postmaterialisten an ihrem Arbeitsplatz weniger häufig als die Materialisten vor. Die geringere Bedeutung des Lebensziels „Beruflicher Erfolg" bei den Postmaterialisten läßt jedoch hier vermuten, daß diese Gruppe auf Karrieremöglichkeiten auch weniger Wert legt als die Materialisten, und daß dies auch schon Arbeitsplatzsuche beeinflußte.
Ein Vergleich der Einstellungen zum technischen Fortschritt zeigt bei den Postmaterialisten eine weitaus kritischere Sicht. Wie die Materialisten haben sie in ihrer persönlichen Arbeitserfahrung mit technischen Veränderungen jedoch überwiegend Positives zu berichten. Nur bei den postmateriellen Ansprüchen auf interessante und verantwortungsvolle Arbeit schlagen die technischen Veränderungen weniger günstig zu Buche, obwohl immerhin noch rund jeder zweite Postmaterialist angibt, seine Arbeit sei durch technische Veränderungen zumindest teilweise interessanter und verantwortungsvoller geworden. Auch in den Sichtweisen des Beschäftigungsproblems sind deutliche Unterschiede zwisehen beiden ideologischen Gruppen festzustellen. Auf die Frage, welche Ursachen der Arbeitslosigkeit gesehen werden, nennen die Postmaterialisten häufiger den technischen Fortschritt und das unternehmerische Gewinnstreben, die Materialisten dagegen öfter die Anwesenheit ausländischer Arbeitnehmer. Bei Vorschlägen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit votieren die Postmaterialisten häufiger für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung, für weniger Rationalisierungen und für eine Förderung alternativer Projekte. Die Materialisten plädieren dagegen stärker für eine schnellere Genehmigung von Kraftwerken und Industrieansiedlungen, für eine verstärkte Förderung des technischen Fortschrittes und für eine Rückführung ausländischer Arbeitnehmer.
Ziehen wir Bilanz: Auch die Analyse repräsentativer Umfragedaten zeigt: Die Einstellungen der Bürger zu Wachstum und Technik hängen nicht „in der Luft“. Sie sind deutlich verknüpft mit Sichtweisen der Arbeitslosigkeit, mit persönlichen Arbeits-und Lebens-konzepten sowie mit dem Alter. Weitaus geringere Zusammenhänge zeigen sich mit der eigenen Bildung und der konkreten Arbeitserfahrung incl. technischer Veränderungen am Arbeitsplatz sowie mit dem eigenen Einkommen und Berufsgruppenstatus. man Sieht nun die Längsschnitts-und Querschnittsbetrachtung im Zusammenhang, dann fallen besonders die persönlichen Arbeits-und Lebenskonzepte der Menschen ins Auge. Diese motivationalen Faktoren sind die einzigen Variablen, die sowohl in der Querschnitts-wie in der Längsschnittsbetrachtung einen Zusammenhang mit Sichtweisen der technisch-wirtschaftlichen. Dynamik aufweisen. Der sich hier ausdrückende Wertewandel verdient daher eine nähere Betrachtung.
III. „Evolutionäre Dissonanz" zwischen Wirtschaftskultur und Wirtschaftsstruktur
Abbildung 10
Tabelle 3: Die Einstellung zu wirtschaftlichem Wachstum Quelle: FSA/IfD Allensbach 1982. Quelle: IfD Allensbach 1981.
Tabelle 3: Die Einstellung zu wirtschaftlichem Wachstum Quelle: FSA/IfD Allensbach 1982. Quelle: IfD Allensbach 1981.
In der überaus lebhaften Diskussion um den arbeits-und wirtschaftsbezogenen Wertwandel stehen mehrere Thesen einander gegenüber, von denen hier nur zwei herausgestellt werden sollen:
1. die Entfremdungshypothese marxistischer Tradition, nach der sich die Qualität der Arbeitsplätze in der zentralisierten arbeitsteiligen Produktion verschlechtert hat; und 2. die Sozialisationshypothese, die eher der konservativen Kulturkritik nahesteht, nach der der Einfluß von Medien und Bildungsinstitutionen besonders dort Distanzierung vom Produktionssystem hervorruft, wo es an unmittelbarer Berührung und Erfahrung mit der „materiellen Produktion“ fehlt Diesen Hypothesen soll die Hypothese der . evolutionären Dissonanz“ zwischen gewandelten Werten und Träger sich ändernden Strukturen gegenübergestellt werden.
Nach der Entfremdungshypothese müßte die Stellung im Beruf oder zumindest die Erfahrung am Arbeitsplatz, etwa mit der Technik, die Wirtschaftsideologien prägen bzw. Unterschiede der Ausprägungen erklären helfen. Es müßten die Arbeiter sein, oder die Arbeitnehmer mit schlechten Erfahrungen am Arbeitsplatz, die am Produktionssystem besonders starke Kritik üben.
Umgekehrt würde die Sozialisationshypothese bei denjenigen besondere Aversionen, Skepsis und Kritik vermuten, die dem Produktionssystem fern stehen und besonders stark den Einflüssen des Bildungssystems und der Medien ausgesetzt sind: Jugendliche, Studenten, Lehrer.
Die Hypothese der „evolutionären Dissonanz“ zwischen Werten und Strukturen geht zunächst einmal von einer gewissen materiellen Sättigung aus. Wo Geld weniger wichtig wird, wiegt die produktive Effizienz der Wirtschaft leichter und der Preis dieses Erfolges, der in Beeinträchtigungen der physischen und sozialen Umwelt zu entrichten ist, desto schwerer. Nach dieser Hypothese beruht die post-materialistische Distanzierung gewissermaßen auf einer neuartigen Art der Realitätserkenntnis, sie ist als Reaktion auf den Massen-wohlstand sachlogisch.
Die erwähnten Umfragedaten zeigen: Ein unter den Jüngeren überrepräsentierter, aber unter den Erwachsenen recht gleichmäßig über das sozio-ökonomische Spektrum gestreuter Teil trägt an die eigene Arbeit und Lebenswelt und an die Wirtschaft einen Katalog von Ansprüchen und Zielen heran, der den traditionellen Verhaltensweisen, Funktionsgesetzen und Rollenvorgaben im Produktionssystem entgegensteht. Daß der Mißklang zwischen Mensch und Arbeit bei den unteren Berufsschichten am schrillsten ist und sich hier der Distanzierungsimpuls am deutlichsten zeigt, kann nicht auf die Folgen eines klassenspezifisch-kritischen Bewußtseins zurückgeführt werden, sondern vielmehr darauf, daß „unten“ die erweiterten Ansprüche besonders häufig und besonders schmerzlich unerfüllt bleiben.
Nicht die am Arbeitsplatz erlebten Auswirkungen technischer Veränderungen oder die Berufsstellung bestimmten hierbei schlüssig die „Makro" -Vision der Wirtschaft; das Wirtschaftsbild ist vielmehr Bruchstück einer größeren Konfession, die durch das Materialismus/Postmaterialismus-Kontinuum angemessen repräsentiert zu sein scheint. Makroeinstellungen sind nicht beliebig; sie weisen eine gewisse Konsistenz auf und sind bis zu einem gewissen Grade nach übergeordneten Paradigmen strukturiert, die sich zu Wirtschaftsbildern verdichten.
Dies kann als Bestätigung der Hypothese der „evolutionären Dissonanz" angesehen werden: Durchgängige Veränderungen der Ansprüche der Gesamtbevölkerung, freilich gebunden an den Generationenwechsel, haben stattgefunden und treffen auf weitaus träger sich ändernde Strukturen in der Wirtschaft und in der Arbeitswelt. Die neuen Ansprüche stehen in engem Zusammenhang mit grundlegenden persönlichen Lebensprinzipien und Arbeitsmotivationen, die sich ebenfalls im Zeitverlauf gewandelt haben. Dies spricht dafür, daß es sich bei den neuen Anspruchsmustern nicht nur um eine Modeerscheinung handelt. Wir erleben vielmehr eine sich längerfristig anbahnende, „sachlogische" und sehr elementare Reaktion des Zeitgeistes auf eine nicht weniger radikale Veränderung und Umwälzung der Lebensbedingungen, eine Mutation fast. Und wer wollte behaupten, es handele sich hier um eine phylo-genetische Sackgas-, se?
Wenn nun die gewandelten Werte auch verdientermaßen der Aura des Exotischen, Irra tionalen und Unerklärlichen enthoben sind, so bedürfen doch die geänderten Umweltbedingungen, denen diese große Wirkung zuzuschreiben ist, einer kurzen Darstellung.
Uber einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren kann man zum einen eine Wohlstands-steigerung und ein beträchtliches Anwachsen der sozialen Sicherheit verzeichnen, zweitens einen massiven Ausbau der Institutionen des Bildungswesens und drittens eine Verkürzung der Arbeitszeit in Beruf und Haushalt All diese Trends, Veränderungen und Verschiebungen wurden begleitet von einer Verkleinerung der Kernfamilie und von einer Angleichung der Arbeitsrollen zwischen Männern und Frauen.
Die Realeinkommen der Bevölkerung haben sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt Der Durchschnittshaushalt hat in langen Jahren des Friedens eine beträchtliche Vermögens-position aufgebaut, und der Sozialstaat garantiert der großen Mehrheit der Bevölkerung das erste Mal in der Geschichte der Industriegesellschaft ein leidliches Auskommen im Alter und beim Eintreten existenzieller Risiken.
Die Bildungsrevolution, die sich in den USA bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg angekündigt hatte und nach dem Sputnikschock um 1960 ihren Höhepunkt erreichte, erfaßte zehn Jahre später auch Europa. Die späten sechziger Jahre brachten eine Explosion der Oberschüler-und Studentenzahlen. So hat sich zum Beispiel in der Bundesrepublik der Anteil der Oberschüler an den entsprechenden Jahrgängen zwischen 1960 und 1973 verdoppelt, der der Studenten an den Universitäten verdreifacht, der der weiblichen Studenten sogar verfünffacht.
Als Folge des entschlossenen Ausbaus der sozialen Sicherheit, der vor allem den Alten zugute kam, und des Bildungswesens, der den Jungen neue Möglichkeiten eröffnete, hat sich auch der Verhaltensradius dieser Bevölkerungssegmente enorm erweitert. Die Formen, in denen dies geschah, waren freilich für beide Gruppen verschieden. Die Alten hatten nun die Mittel in der Hand, ihre Lebensweise stärker nach eigenen Vorstellungen zu gestalten — eigene Wohnung, Reisen, Unterhaltung. Die Jungen, die länger im Bildungssystem verblieben, wurden vielleicht wirtschaftlich eher noch abhängiger.
Auf der anderen Seite wirkte jedoch die Sozialisation durch das Bildungssystem für das Bewußtsein emanzipierend. Lebensziele und Lebensstile befreiten sich von den Normen des Elternhauses. Insbesondere wurde hier ein Ferment zur Veränderung der sozialen Rolle der Frauen genährt Auch der Privathaushalt, seine Größe und Funktion, hat sich radikal geändert. Der Familienvater, der mit seinem Lohn als alleiniger Ernährer eine vielköpfige Familie durchbringen muß, ist heute am Arbeitsmarkt von der Regel zur Ausnahme geworden. Das Heiratsalter hat sich erhöht, die Kinderzahl vermindert Der Arbeitsmarkt ist beherrscht von alleinstehenden Erwachsenen oder berufstätigen Ehepaaren.
Historisch einmalige Produktivitätssteigerungen haben den Menschen nicht nur mehr Geld, sondern auch mehr Zeit beschert Die Vervielfachung des Volkseinkommens ist mit einem stark reduzierten gesamtwirtschaftlichen und persönlichen Aufwand an Arbeitsstunden erzielt worden. Verlängerter Urlaub, verkürzte Lebensarbeitszeit und ein um zwei bis drei Stunden gegenüber 1960 verkürzter Vollarbeitstag für den ganztägig beschäftigten Arbeitnehmer — das ist fürwahr Quantität die in Qualität umschlägt Nun ist die massive Produktivitätssteigerung nicht auf die Berufsarbeit beschränkt Auch die Hausarbeit wurde voll von der Rationalisierung und Technisierung erfaßt; auch hier wurden weniger Arbeitsstunden geleistet und mehr Effekte erzielt Die Freisetzung der Hausfrau ist eine der treibenden Kräfte des Anstiegs der Berufstätigkeit der verheirateten Frauen, die dem „Trend zur ökonomischen Abrüstung" entgegenzulaufen scheint — eine Deutung, die freilich stark relativiert wird, wenn man einen auf die Haushaltsproduktion erweiterten Begriff wirtschaftlicher Tätigkeit verwendet. Und entgegen mancher anders lautenden Interpretation hat die weibliche Erwerbsquote insgesamt nicht zugenommen. Freilich hat sich die Motivation geändert. Neben dem Erwerbsmotiv, das bei dem Gros der frühindustriellen weiblichen Berufstätigkeit in Fabrikhallen und Büros die Hauptrolle spielte, treten bei dem wirtschaftlich besser situierten Teil der Frauen „intrinsische" Motive — Abwechslung, Wunsch nach Nutzung der Ausbildung usw. — in den Vordergrund
Es wäre in der Tat verwunderlich, wenn die massiven Veränderungen der gesellschaftli-chen Großwetterlage — Wohlstand, soziale Sicherung, Bildungsrevolution, mehr arbeitsfreie Zeit, kleinere Familien — das Verhältnis zur Arbeit nicht gründlich verändert hätten. Man kann heute von einer Generation urbaner junger Menschen, die zehn bis zwanzig Jahre im Bildungssystem verbracht haben, nicht eine ähnliche Bereitschaft zur Unterordnung oder zur Verrichtung wenig angesehener und qualifizierter Arbeiten erwarten wie von der Erwerbsbevölkerung zu Zeiten des Nachkriegsbooms. Damals nämlich konnten die Arbeitgeber auf Arbeitskräfte zurückgreifen, die größtenteils als Flüchtlinge, etwa aus der Landwirtschaft oder dem Kleingewerbe, kamen und die in einer Vermutlich einzigartigen Kombination von Belastungstoleranz, Arbeitsvermögen und Leistungsmotivation Lohnarbeit im modernen Sektor verrichteten. Ebensowenig kann man von einem spätindustriellen Beschäftigungssystem, das nur noch einen Bruchteil Erwachsenenlebens der Menschen unter den Fittichen hat, deren Lebensstandard und materielle Sicherheit von mehreren Quellen gespeist werden, die gleiche Prägekraft erwarten wie von der Maloche des Frühindustrialismus, die der Preis für das Überleben war. Und es wäre merkwürdig, würden die Staatsbürger dem Produktionssystem und seiner Expansion mit der gleichen Loyalität und Opferbereitschaft gegenübertreten, wie in den Jahrzehnten des Wiederaufbaus. Es ist daher weder nötig noch hilfreich, die vorfindlichen Tendenzen der ökonomischen Abrüstung mit einem durch die Medien oder das Bildungssystem angeblich herbeigeführten Realitätsverlust zu erklären. Vielmehr haben wir eine gut begründbare Anspruchsevolution vor uns. Ihre Form und Ausgestaltung läßt freilich viele Fragen offen, die hier nur angedeutet werden können.
Ungeklärt bleibt zum einen, ob die geschilder-. ten Tendenzen bereits ihren Höhepunkt erreicht haben oder im Abklingen sind: Wird das manifeste Erfolgsdefizit dieses Wirtschaftssystems in bezug auf Beschäftigungsund Arbeitsplatzsicherheit eine Disziplinierung zur Folge haben, die über ein äußerliches Sich-Fügen hinausgeht? Wird der Anspruchswandel in zynischer Auslegung des Hegel-Wortes „Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“ wieder in die Loyalität der alten Pflichtethik zurückfallen? Denkbar ist freilich auch, daß der „lockere" Arbeitsmarkt — locker nur für Personalchefs, sehr rigide für die Arbeitnehmerseite — die Bemühungen zur Humanisierung der Arbeitswelt im Arbeitgeberkalkül in den Hintergrund drängt und damit den Mißklang zwischen Mensch und Arbeit noch akzentuiert.
Ein blick auf die Statistik zeigt, daß das wirtschaftliche Wachstum der Bundesrepublik seit 1971 nicht höher als das anderer großer Industrieländer war. Die Arbeitsproduktivität ist dagegen in Deutschland weit stärker gestiegen als anderswo; die Anzahl der Arbeitsplätze aber ist in den siebziger Jahren gefallen — die Bundesrepublik ist das einzige größere Industrieland, das auf den Zustrom der geburtenstarken Jahrgänge in den Arbeitsmarkt mit einer Verringerung der Arbeitsplätze reagiert hat. Während etwa die Vereinigten Staaten zwischen 1970 und 1979 ihre Beschäftigtenzahl um 29% erhöht haben, schrumpfte diese in der Bundesrepublik im gleichen Zeitraum um 4%. Es ist leicht, hohe Produktivität zu erzielen, wenn Arbeitsplätze mit niedriger Produktivität abgeschafft werden. Könnte es sein, daß die Produktivität der deutschen Industrie gerade deshalb hoch ist und überdurchschnittlich steigt, weil die deutschen Arbeitgeber Vorkehrungen treffen, um die Distanzierung der Arbeitnehmer von der Berufsarbeit zu konterkarieren: hohe Arbeitsbelastung, Ausschöpfung aller Möglichkeiten, Menschen durch Maschinen und Computer zu ersetzen, und Einstellungspraktiken, die Arbeitnehmer mit einer „Gleichgewichtsethik" in bezug auf Arbeit und Freizeit möglichst fernhalten?
Gewandelte Werte müßten nicht zur Konfrontation mit erstarrten Strukturen führen. Wertewandel bedeutet eher Vielfalt, ein Nebeneinander verschiedener Lebensstile, Arbeitsmotive und Weltanschauungen, ein Nebeneinander, das gleichermaßen Risiko und Chance birgt: das Risiko einer Wiederauflage des Klassenkampfes unter anderen Vorzeichen wie auch die Chance friedlicher Koexistenz.
Es steht einer fast einzigartig produktiven Industriegesellschaft wohl an, einen sozialen Kontrakt anzubieten zwischen zwei verschiedenen Lebensstilen, einem in bezug auf die Erwerbsarbeit engagierten und einem distanzierten. Dieser Kontrakt ist nicht so sehr über den Sozialstaat als vielmehr über die Öffnung von Optionen zu realisieren: Es gibt zwar keinerlei Anhaltspunkte, daß die Mehrheit der . Arbeitenden gesunde Erwachsene zu alimentieren bereit ist, wohl aber Belege dafür, daß sich in einer Wohlstandsgesellschaft Lebens- Stile gegenseitig tolerieren können, von denen einer auf voller, der andere auf reduzierter Teilnahme am arbeitsteiligen Wirtschaftssystem beruht, und zwar sowohl auf der In-put-Seite der Arbeitsleistung als auch auf der Output-Seite des Einkommens einschließlich des Renteneinkommens. Die Doktrin des Liberalismus wie auch der sozialen Marktwirtschaft hält sich soviel darauf zugute, Freiheit zu selbständigem und schöpferischem Tun in der Erwerbswirtschaft zu ermöglichen. Sie hat es bisher versäumt, ihren Freiheitsbegriff breit genug zu fassen, so daß er neben Freiheit in der Wirtschaft auch Freiheit von der Wirtschaft einschließt, Freiheit für mehr Eigenarbeit und Muße. Bei allen Veränderungen der Werte sind wir auf die Mobilisierung von Toleranz und Solidarität angewiesen, wie sie für die im Rückblick vielleicht verklärte Epoche des Aufbaus einer sozialverantwortlichen Marktwirtschaft durchaus charakteristisch war.
IV. Beschäftigungspolitik und Einkommenssolidarität
Abbildung 11
Abbildung 1: Die Werte der Menschen haben sich gewandelt
Abbildung 1: Die Werte der Menschen haben sich gewandelt
Welche Konsequenzen ergeben sich aus den geschilderten Tendenzen zu postmaterialistischen Lebens-und Arbeitskonzepten sowie Wirtschaftsbildern für das Vorhandensein beschäftigungspolitischer Solidaritätspotentiale? Gibt es hier eine Einkommenssolidarität der Beschäftigten zugunsten der Arbeitslosen? Wenn ja —-ist diese Einkommenssolidarität als eine Generalvollmacht für die Entscheidungsträger der Beschäftigungspolitik zu verstehen oder ergeben sich aus den Umfragedaten bestimmte Kriterien, an die eine erfolgreiche Nutzung vorhandener Potentiale an Einkommenssolidarität durch die Politik zu knüpfen wäre? Wie werden diese Kriterien von verschiedenen Beschäftigungsstrategien erfüllt?
Einerseits ist die Arbeitslosigkeit heute für die Bürger zum wichtigsten gesellschaftlichen Problem überhaupt geworden andererseits zeigen sich deutliche materielle Sättigungstendenzen beim Durchschnittsverdiener Beides bildet den Hintergrund dafür, daß Potentiale an Einkommmenssolidarität der Beschäftigten zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vorhanden sind. So spricht sich eine große Mehrheit in allen Berufsgruppen zumindest für Zuwachsverzichte beim verfügbaren Realeinkommen aus — Zuwächse, auf die ja allgemein bei weiteren Produktivitätssteigerungen unter der Norm einer verteilungsneutralen, produktivitätsorientierten Lohnpolitik ein Anspruch der abhängig Beschäftigten besteht (vgl. Tabelle 6).
Auch die Bereitschaft zu weitergehenden Bestandsverzichten beim Realeinkommen ist von 1975 bis 1983 angestiegen, obwohl die verfügbaren Realeinkommen seit Beginn der achtziger Jahre stagnieren. Allerdings ist dieser Anstieg nur bei den Angestellten und nicht bei den Arbeitern zu verzeichnen (vgl. Tabelle 6). Da selbst heute immerhin nur jeder vierte Beschäftigte zu Reallohnverzichten bereit ist, dürften weitere allgemeine Einkommensrückgänge zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nicht mehrheitsfähig sein Auch Steuererhöhungen zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen werden von einer Mehrheit abgelehnt Eine für den Bürger akzeptable Nutzung der vorhandenen Potentiale an Einkommenssolidarität durch die Beschäftigungspolitik ist — so unsere These — an die Bewältigung von drei Problemen gebunden. a) Das Valenzproblem Die Beschäftigungspolitik kann zwar von der hohen Wertigkeit (Valenz) der politischen Forderung, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, ausgehen, aber sie muß auch andere Valenzen der Bürger — persönliche wie politische, positive wie negative — berücksichtigen, die durch Maßnahmen der Beschäftigungspolitik tangiert werden (z. B. Gesund-heits-und Umweltschutz, Technikskepsis, Freizeitinteresse). b) Das Instrumentalitätsproblem Hier geht es einmal um die beschäftigungspolitische Wirksamkeit einkommenssolidarischer Maßnahmen aus Bürgersicht, zum ande-ren um die wahrgenommenen Auswirkungen dieser Maßnahmen für andere Valenzen. c) Das Distributionsproblem Einkommenssolidarische Beschäftigungspolitik tangiert populäre Verteilungsnormen in zweierlei Hinsicht: Wer soll in welchem Umfang Verzichtsbeiträge leisten (Beitragsgerechtigkeit), und wer ist berechtigt, Empfänger dieser Beiträge zu sein (Empfangsgerechtigkeit)? Anhand der demoskopischen Datenlage sollen im folgenden zwei gesamtwirtschaftliche Beschäftigungsstrategien, die Einkommenssolidarität für sich beanspruchen müssen, daraufhin überprüft werden, wie sie das Valenz-, das Instrumentalitäts-und das Distributionsproblem aus der Sicht der Bürger lösen. Zum einen handelt es sich um kollektive Arbeitszeitverkürzung, zum anderen um ein Strategiebündel, das wir „Industrielles Paradigma" nennen:
— Stimulierung des technischen Fortschritts, unternehmerischer Investitionen sowie eines härteren Arbeitseinsatzes, um das Wachstum und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken;
— Kürzung des Arbeitslosengeldes, um die Arbeitslosen zu verstärkter Arbeitssuche — einhergehend mit erhöhter regionaler und qualifikatorischer Mobilität — zu motivieren. 1. Das Valenzproblem Neben der gestiegenen Sorge um die Arbeitsplätze sind es vor allem die zum Teil gewandelten persönlichen und gesellschaftlichen Wertigkeiten, die von den beiden Beschäftigungsstrategien tangiert werden: a) Technischer Fortschritt Technischer Fortschritt hat in den siebziger Jahren an Charisma verloren. Nur noch eine Minderheit bewertet ihn eindeutig positiv, die Mehrheit der Bevölkerung sieht ihn „teils als Segen, teils als Fluch“ an (vgl. Abschnitt I). b) Umweltschutz Umweltschutz gehört seit Beginn der achtziger Jahre zu den wichtigsten politischen Forderungen der Bürger Umweltschutz und neue Energietechniken zählen auch zu jenen Posten im Staatshaushalt, für die die Bürger bereit sind, durchschnittlich die größten Abstriche in ihrem verfügbaren Einkommen hinzunehmen c) Freizeitinteresse Seit Ende der sechziger Jahre ist das Interesse an mehr Freizeit bei jeweils gegebenen Stundenverdiensten angewachsen. Damals überwog die Zahl derer, die den Wunsch nach Mehrarbeit äußerten, die Zahl jener, die sich kürzere Arbeitszeiten wünschten, heute ist es umgekehrt d) Gesundheit „Gesund leben" liegt als wichtiger Lebenswert in der bekundeten Häufigkeit bei den Bundesbürgern vor „beruflichem Erfolg", „Fleiß“ und „gut verdienen" Eine Mehrheit spricht sich auch dafür aus, im öffentlichen Dienst mehr Arbeitsplätze in der Gesundheitsvorsorge einzurichten 2. Das Instrumentalitätsproblem Sowohl allgemeine Arbeitszeitverkürzungen als auch das industrielle Paradigma schneiden hinsichtlich des Vertrauens, das die Bevölkerung in ihre Beschäftigungseffekte setzt, schlecht ab. Bei Arbeitszeitverkürzung sind es deutlich weniger als die Hälfte der Gesamtbevölkerung und auch der Beschäftigten, die, allgemein gefragt, der Meinung sind, Arbeitszeitverkürzung könne einen nennenswerten Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit leisten Im Falle des über verstärkte unternehmerische Investitionen zu fördernden technischen Fortschrittes assoziiert die Mehrheit der Bürger Arbeitsplatzvernichtung und nur eine Minderheit neue Arbeitsplätze Nach den Ursachen von Arbeitslosigkeit befragt, steht der Ersatz von Arbeitskraft durch Maschinen an der Spitze der genannten Gründe, und eine Mehrheit spricht sich für weniger Rationalisierung aus
Auch die wichtigen Anliegen Gesundheitsund Umweltschutz werden von den meisten Bürgern mit dem industriellen Paradigma im Konflikt gesehen. Umweltbelastung wird von einer Mehrheit sowohl mit technischem Fort-schritt als auch mit wirtschaftlichem Wachstum in Verbindung gebracht Dafür, daß technischer Fortschritt und Umweltschutz in den Einstellungen der Bevölkerung nicht immer im Konflikt miteinander standen, sprechen die Zustimmungsquoten aus den sechziger Jahren zu folgender Äußerung: „Durch den technischen Fortschritt ist erreicht, daß Wasser und Luft reingehalten werden." Dieser Zukunftsprognose stimmten 1962 noch 61% der Bevölkerung zu, 1969 immerhin noch 48%, 1981 dagegen nur noch 29%
Die Forderung nach härterem Arbeitseinsatz zur Sicherung von internationaler Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätzen findet keine Mehrheit; sieben von zehn Berufstätigen sind dagegen der Meinung, daß viel Leistung und Anstrengung in ihrem Beruf der Gesundheit schadet
Sowohl allgemeinen Arbeitszeitverkürzungen wie auch dem industriellen Paradigma wird also Mißtrauen in bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen entgegengebracht. Darüber hinaus verletzt das industrielle Paradigma aus der Sicht der Bürger die wichtigen Anliegen Gesundheits-und Umweltschutz. Arbeitszeitverkürzung, solange sie nur mit Zuwachs-und nicht mit Bestandsverzichten beim Realeinkommen einhergeht, hat dagegen den Vorteil, daß sie die mehrheitliche Priorität von Freizeit-gegenüber Lohnzuwächsen verwirklicht. 3. Das Distributionsproblem a) Empfangsgerechtigkeit Eine weithin in der Bevölkerung gebilligte Verteilungsnorm beinhaltet, daß von den arbeitsfähigen Arbeitslosen nur die Arbeitswilligen Anspruch auf Unterstützung durch die Beschäftigten haben. Sind die meisten Arbeitslosen in der populären Einschätzung arbeitswillig? Seit diese Frage zum ersten Mal 1975 gefragt wurde, verneinte dies die Mehrheit der Bevölkerung bis zum Jahre 1982. Seitdem aber hat sich ein Wandel vollzogen, und heute ist die Mehrheit der Meinung, die Arbeitsunwilligen unter den Arbeitslosen seien nur Einzelfälle Die Unterstützung der meisten Arbeitslosen ist verteilungspolitisch akzeptiert, was sich auch darin äußert, daß eine Mehrheit der Bürger gegen eine Kürzung der Arbeitslosenunterstützung vo-tiert, wenn die Arbeitslosenzahlen weiter steigen sollten b) Beitragsgerechtigkeit Zur Zeit befinden wir uns in einer verteilungspolitischen Situation mit gestiegenen Gewinnen und gesunkenen Reallöhnen, wie sie vom industriellen Paradigma zur Schaffung von Arbeitsplätzen gefordert wird: Kostenentlastungen durch Lohnsteigerungen, die hinter dem Produktivitätsfortschritt Zurückbleiben. Steigende Gewinne sollen die Finanzierungs-und Motivationsquelle für arbeitsplatzschaffende Investitionen darstellen. Aus der Sicht der Bevölkerung jedoch ist eine solche Verteilungssituation nicht akzeptabel — höhere Gewinne der Unternehmer werden nur von einer Minderheit gebilligt Für Arbeitszeitverkürzungen zeigen mehrere Umfragen, daß zu ihrer Finanzierung ein Verfahren des „sozial gestaffelten Lohnausgleichs" — Reallohnverzichte nur für die Besserverdienenden — noch bei den Besserverdienenden selbst mehrheitsfähig ist, wenn die Art der Fragestellung konkrete Arbeitsplatzeffekte erwarten läßt
Zusammenfassend ergibt sich für den Vergleich der beiden Beschäftigungsstrategien: Bei der Bewältigung des Distributionsproblems und des Instrumentalitätsproblems, insoweit es allgemeine, über das Beschäftigungsproblem hinausgehende Wertschätzungen der Bürger betrifft, schneidet Arbeitszeit-verkürzung besser ab. Sie verletzt aus der Sicht der Bürger bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit weniger als das industrielle Paradigma andere politische und persönliche Valenzen wie Gesundheits-und Umweltschutz und kommt der mehrheitlichen Präferenz von Freizeit-gegenüber Lohnzuwächsen entgegen. Gleichzeitig erscheint Arbeitszeit-verkürzung verteilungspolitisch akzeptabler, da zum einen Lohnverzichte hier nicht gleichzeitige Gewinnsteigerungen zur Arbeitsplatz-beschaffung erfordern, wie beim industriellen Paradigma, und zum anderen die Einkommensverzichte der durchschnittlich und unterdurchschnittlich Verdienenden durch anteilig höhere Belastungen der Höherverdie-nenden in Grenzen gehalten werden könnten. Bestandsverzichte beim Realeinkommen für die Besserverdienenden sind für die Betroffenen jedoch nur dann mehrheitlich akzeptabel, wenn sie den damit finanzierten Strategien wirksame Beschäftigungseffekte zubilligen; in bezug auf Instrumentalität zeigen aus der Sicht der Bevölkerung sowohl allgemeine Arbeitszeitverkürzungen als auch das industrielle Paradigma große Schwächen. Beide Strategien einkommenssolidarischer Beschäftigungspolitik sehen sich mit dem Grundproblem konfrontiert, daß sicheren Einkommens-verzichten der Beschäftigten unsichere Beschäftigungseffekte gegenüberstehen.
Michael von Klipstein, Dipl. Volksw. sozialw. Richtung, geb. 1952; wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Sozialökonomik der Arbeit (FSA) an der Freien Universität Berlin; Forschungsschwerpunkte: Arbeits-und wirtschaftsbezogener Wertewandel, Arbeit und Identität, Arbeitszeitpolitik. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit B. Strümpei) Der Überdruß am Überfluß. Die Deutschen nach dem Wirtschaftswunder, München 1984; (zus. mit B. Strümpei [Hrsg.), Gewandelte Werte — Erstarrte Strukturen. Wie die Bürger Arbeit und Wirtschaft erleben, Bonn 1985. Burkhard Strümpei, Prof. Dr., geb. 1935, Leiter der Forschungsstelle Sozialökonomik der Arbeit (FSA) an der Freien Universität zusammen mit Prof. Dr. Michael Bolle; Forschungsschwerpunkte: ökonomische Verhaltensforschung, Verbraucherpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Umwelt und Energie. Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit M. v. Klipstein) Der Überdruß am Überfluß. Die deutschen nach dem Wirtschaftswunder, München 1984; (zus. mit E. Noelle-Neumann) Macht Arbeit krank? — Macht Arbeit glücklich? Eine aktuelle Kontroverse, München 1984; (zus. mit M. v. Klipstein) Gewandelte Werte — Erstarrte Strukturen. Wie die Bürger Arbeit und Wirtschaft erleben, Bonn 1985.
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