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Haben wir uns richtig verstanden? Die Literatur der Bundesrepublik -Erinnerungen aus der DDR | APuZ 13-14/1996 | bpb.de

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APuZ 13-14/1996 Haben wir uns richtig verstanden? Die Literatur der Bundesrepublik -Erinnerungen aus der DDR Rückblicke auf die Literatur der DDR Demokratie braucht Literatur. Vom deutschen Umgang mit erzählender Literatur Deutsche Identitäten. Gesellschaft und Kultur im vereinten Deutschland Deutsche PEN-Geschichten. Eine Akten-Lese

Haben wir uns richtig verstanden? Die Literatur der Bundesrepublik -Erinnerungen aus der DDR

Ursula Heukenkamp

/ 29 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

In diesem Beitrag wird nicht der offizielle, durch die Kulturpolitik der DDR reglementierte Umgang mit der Literatur aus der Bundesrepublik dargestellt, sondern eine andere Rezeption, die sich in einer „halb-privaten Öffentlichkeit“ vollzog und alternativ genannt werden kann. Dort ist diese Literatur als Botschaft aus einem anderen Lande aufgenommen worden. Ihre Anziehungskraft wurde dadurch groß, daß sie als eine wirklich „freie“, kritische Literatur erschien, die keine Rücksichten auf die offizielle Sprache oder gar Zensur zu nehmen hatte. Die Beispiele, an denen diese „Rezeption im Halbdunkel“ dargestellt wird, sollen zeigen, wie die Meinungsbildung in dieser „zweiten“ Öffentlichkeit vor sich gegangen ist. Es wurden Bücher ausgewählt, die für die Leser aus der DDR zu den wichtigen Leseerlebnissen gehörten. Sie sind zweifellos anders gelesen worden als in der Bundesrepublik. Immer wurde die Lektüre auf die Probleme, Erfahrungen und Krisen der DDR zurückbezogen. So bildete sich eine Praxis des Kontrastlesens aus, die auf die Auswahl der Lektüre einwirkte und auch die Ansichten und Lesarten formte. Literaturkritik und Literaturwissenschaft haben dabei so gut wie keine Rolle gespielt. Wie das Bild von der Literatur der Bundesrepublik sich ausbildete, wird an Autoren und Büchern dargestellt, die sehr lange und nachdrücklich in breiteren Leserkreisen gewirkt haben. Es handelt sich um eine Rezeptionsgeschichte, die bisher jedoch kaum beschrieben, geschweige denn untersucht worden ist.

I. Räumliche Trennung oder kulturelle Entfremdung?

Niemals ist ernstlich darüber nachgedacht worden, wie Literatur aus der Bundesrepublik in der DDR aufgenommen worden ist, welche Rolle sie für ihre Leser gespielt hat, welche Wirkungen sie hatte. Systematische Untersuchungen zum Leseverhalten fehlen völlig. Anders als in der Bundesrepublik, wo es eine öffentliche Verständigung über wichtige Autoren und Werke gab, hing es von vielen Zufällen ab, was wir zu lesen bekamen und ob sich dann irgendeine Art von Meinungsbildung herstellte. Diese Unsicherheit sticht sehr von den sonstigen Gepflogenheiten einer Gesellschaft ab, die im allgemeinen die politischen und kulturellen Diskurse aufs strengste kontrollierte und sogar festlegte, ob das Drama noch einen tödlichen Ausgang haben dürfe und wie die Landschaft im Naturgedicht auszusehen habe. Die Literatur aus der Bundesrepublik existierte in der DDR; sie wurde zu nicht geringen Teilen verlegt, aber nicht als ein Ganzes aufgefaßt, weil sie nicht als ein eigenständiger Bestandteil der deutschen Gegenwartsliteratur anerkannt war. Soweit die offiziellen Positionen.

Die offiziellen Positionen waren aber nur ein Faktor in der komplexen Kulturgeschichte der DDR. Bis zum Ende der fünfziger Jahre wurden, besonders in der Zeitschritt „Neue Deutsche Literatur“ (ndl), alle wichtigen Neuerscheinungen regelmäßig rezensiert. Dort ging man noch vom Bestand einer deutschen Literatur aus, obwohl das wahrscheinlich bereits eine Fiktion war. Später erfolgte die Kenntnisnahme sporadisch; nach 1961 begann sich die literarische Öffentlichkeit abzuschließen; die Literaturkritik verfuhr selektiv; sie war außerdem einer beschränkten Anzahl von Germanisten Vorbehalten. Über Jahrzehnte war es üblich, daß künftige Deutschlehrer in ihrer Ausbildung nicht mit Literatur aus der Bundesrepublik in Berührung kamen.

Die öffentlichen und offiziellen Äußerungen ergeben auch deshalb ein sehr diffuses Bild, weil die Strategien der Kultur-und Verlagspolitik häufig wechselten. Lange Zeit wurde zum Beispiel die „Literatur Westberlins“ völlig getrennt behandelt und auch ausgeschildert; ganz zu schweigen von den Meinungsumschwüngen der Obrigkeit gegenüber einzelnen Autoren, die meistens durch unerwünschte Äußerungen ausgelöst wurden. Immerhin wurde eine „Geschichte -der Literatur der Bundesrepublik Deutschland“ (1983) geschrieben Doch ist sie vor allem ein Dokument der politischen Beurteilungen, auch der ästhetischen Vorurteile, die sich aus dem normativen Literatur-verständnis herleiteten. Als Zeugnis für die Ansichten der Leser dagegen ist sie kaum zu gebrauchen, weil Leseerfahrungen gar nicht ins Spiel kommen. Deshalb werden die folgenden „Erinnerungen“ an die Literatur der Bundesrepublik eine „inoffizielle“ Rezeptionsgeschichte behandeln und sich dabei auf das Paradox einer „privaten Öffentlichkeit“ berufen müssen, die nur als in der Erfahrung gegebene Tatsache besteht.

Wie diese „Rezeption im Halbdunkel“ vor sich ging, wird hier an Beispielen dargestellt, die sich als besondere Ereignisse eingeprägt haben. Die Auswahl sollte außerdem verdeutlichen, daß die Lesebedürfnisse in beiden Teilen Deutschlands beträchtlich voneinander abwichen. Schließlich muß noch gesagt werden, daß aus der geringen Zahl der aufgeführten Beispiele keine Schlüsse über die Belesenheit des Publikums in der DDR gezogen werden können.

Um in einem fast grenzenlosen Gebiet wenigstens transitorische Grenzen zu ziehen, ist der Terminus „Literatur der Bundesrepublik“ wörtlich genommen worden. Das bedeutete den Verzicht auf Schriftsteller aus der Schweiz und Österreich, auch dann, wenn sie in der DDR eine große Rolle gespielt haben. Dies trifft für Autoren zu, deren Arbeiten ständig zum Lesekanon der Interessierten gehörten, und sogar für solche, von denen sich Leser und Schriftsteller in der DDR bewegen oder begeistern ließen, so daß sie auf die DDR-Literatur direkt einwirkten. Schließlich mußte man Texte von Ernst Jandl kennen, um mit denen von Bert Papenfuß umzugehen. Ingeborg Bachmann wurde zum Leitbild für die ganze Frauenliteratur in der DDR, und ihr Roman „Malina“ war, was man anderswo ein Kultbuch nennt.

Die Literatur aus der Bundesrepublik ist aus den literarischen Erfahrungen der DDR-Leser nicht wegzudenken, aber es handelte sich von früh an um „Außenansichten“. Als sonderbarer Umstand ist zu erwähnen, daß die Schriftsteller aus der DDR sehr wortkarg waren, was ihre Beziehungen zu dieser Literatur betraf. Sie verbargen geradezu, was sie von westdeutschen Kollegen hielten oder gar lernten. Im übrigen hing es immer von der „internen Kommunikation“ in der DDR ab, welche Resonanz ein Buch, Gedicht oder Stück hatte. Mit Michel Foucault ließe sich sagen, daß die jeweilige „diskursive Praxis“ eine spezielle Lektüre herausbildete, so daß dieselben Bücher in den beiden Deutschlands auf ändere Art gelesen worden sein müssen.

Zu den nie hinterfragten Selbstverständlichkeiten gehörte es, daß Bücher „aus dem Westen“ als Botschaften aus einem unbekannten Lande aufgenommen wurden. Mag sein, daß dieses Leseverhalten dazu beitrug, daß die deutsche Literatur zweifach zu existieren begann, und diese vorweggenommene Teilung unwillentlich politischen Interessen Vorschub leistete und von der Kulturpolitik, die immer auf Bindungsqualitäten von Literatur setzte, ausgenutzt werden konnte.

Aber welcher Gewinn ließ sich daraus ziehen, daß die andere deutsche Literatur als Alternative existierte! Sie mußte doppelt unabhängig erscheinen, weil sie nicht in dem Rahmen funktionierte, an den die eigene Literatur gebunden war, und weil andrerseits die Leser in der DDR nicht die Abhängigkeiten wahrnehmen konnten, die der Buchmarkt herstellt. So konnte sie als unbedingt freie Literatur die potentielle Ergänzung darstellen und Perspektiven eröffnen, die über den geistigen Raum der DDR hinausreichten. Diese Wirkungen der Differenzerfahrung will ich hervorheben, auch weil sie unwiderruflich dahin sind.

II. Literatur aus der Bundesrepublik als alternative Lektüre

Zu den großen Leseerlebnissen meiner Generation gehörte der frühe Böll, dessen Erzählungen und Romane in der DDR bis „Billard um halb-zehn“ (1959) veröffentlicht wurden. Diese Wirkung war nicht so sehr Funktion des Erzählten als der Erzählweise. Die Protagonisten der Kriegsgeneration, diese verwirrten, betrogenen und mit Schuld beladenen Soldatenfiguren, schlurften und schleppten sich auch durch die Prosa der DDR. Aber es wurde über sie von außen oder von oben herab, jedenfalls aus einer überschauenden Perspektive erzählt. Seit 1949 war die öffentliche Meinung durch ein abschließendes Wort in der Diskussion über Wolfgang Borchert darauf festgelegt, daß Mutlosigkeit und Orientierungsnot nicht der Generation gezeigt werden durften, von der die Zukunft abhing. Sie sollte vielmehr davon überzeugt werden, daß sie, die vom Hitlerfaschismus befreit war, sich optimistisch dem Neuaufbau zuwenden könne: „Er (d. i. Borchert) ist nicht typisch für die gesamte Heimkehrergeneration. Die dachte und empfand anders als er, und wenn sie wirklich so dachte, dann nur in der Zeit unmittelbar nach dem Kriege. Heute scheint das Nichts, die große Ausweglosigkeit überwunden.“

Böll mußte nicht das „Typische“ darstellen; bei ihm kann der Gefreite Andreas aus „Der Zug war pünktlich“ (1949) von seinem Verlorenheitsgefühl erzählen, und zwar aus einer Perspektive, die zwischen personalem Erzählen (aus der Perspektive einer Figur) und erlebter Rede (aus der Perspektive des erlebenden Bewußtseins) wechselt. Die Erlebniswelt der Figur, die den Tod fürchtet, aber viel zu müde ist, um sich zu wehren, ist beherrschend. Alle diese jungen Soldaten auf dem Transport an die Ostfront fühlen genauso, und nichts, auch nicht die Liebe des Mädchens Olina, wird die Hauptfigur retten, weil da ein Wissen ist, mit dem man nicht weiterleben kann. Die Erzählweise selbst ist hier programmatisch. Während beim überschauenden Erzählen gewöhnlich Distanz entsteht, wird hier eine Nähe zur Innenwelt der Figur hergestellt, die mitunter geradezu eine Sogwirkung auf die Leser ausüben kann. Darin drückt sich die Trauer des Autors über das Schicksal seiner Generation ganz unmittelbar aus. Beim jungen Böll war die Identifikation mit den Figuren, die zu Opfern werden, intuitiv und doch programmatisch. Dieses Mitgefühl gab es in den Kriegsbüchern aus der DDR nicht, obwohl auch deren Verfasser den Krieg am eigenen Leib erlebt hatten. Doch galt es als unstatthaft, über das untergegangene Deutschland zu trauern; Erinnerung wurde als die Aufgabe bestimmt, aus der Vergangenheit zu lernen. Der einzige zugelassene Affekt war das Schuldgefühl. Dafür gab es gute Gründe; aber es entstand auch eine gläserne Wand zwischen den Generationen.

Bölls Romane und Erzählungen nun legitimierten ausschließlich Mitgefühl mit den Schwachen, hilflos Geopferten. Außerdem waren sie immer immun gegen jede Anfechtung, einer Schuldabminderung oder einem Freispruch der Deutschen das Wort zu reden. Es gab nicht den leisesten Anschein einer emotionalen Vereinnähmung für eine „sterbende Jagd“ oder für andere Heldentaten dieser Jugend, wie sie reichlich in der westdeutschen Nachkriegsliteratur, nicht nur in Gerd Gaisers gleichnamigem Roman anzutreffen waren und die wir als äußerst unstatthaft empfanden. Warum gerade Böll als der Autor der Kriegsgeneration erschien, wo es doch neben ihm gleichwertige wie Wolfgang Borchert, Hans Werner Richter, Walter Kolbenhoff oder Alfred Andersch gab, läßt sich nur im nachhinein rekonstruieren. Im Falle Borcherts haben die erbitterten Angriffe, die der Aufführung im Hebbel-Theater folgten, zweifellos dazu geführt, daß er als „Nihilist“ verurteilt und dann weder aufgelegt noch gespielt wurde, so daß er längere Zeit beinahe vergessen war. Auch bei den anderen Autoren kam es zu einer Vermischung der offiziellen Vorbehalte gegen das westdeutsche Kriegsbuch mit Einstellungen der Leser. Obwohl Richters Roman „Die Geschlagenen“ (1949) sogar eine gewisse Öffentlichkeit hatte, blieb er in der DDR fremd» wohl infolge der „kaltschnäuzigen“ Figurensprache („Landserjargon“) im ersten Teil. Der existentialistische Denkansatz in den „Kirschen der Freiheit“ (1952) von Andersch ist in der SBZ und DDR nie wirksam geworden und hemmte insofern das Verständnis. In beiden Büchern vermißten wir aber auch den Defätismus hinsichtlich aller soldatischen Traditionen, aller Tugenden und Verhaltensweisen, den wir bei Böll fanden. Pazifistische Unbedingtheit wurde aber von der Alternative erwartet, als die wir die westdeutsche Literatur nahmen.

Dasselbe gilt für Bölls Bücher, die in den Nachkriegsjahren spielen. Die eigene Literatur fühlte sich damals ganz dem Auftrag verpflichtet, die DDR-Gesellschaft, auch pauschal als „das Neue“ tituliert, zu bejahen, zu ihrer Konsolidierung beizutragen, Übereinstimmung zu befördern. Dagegen gehalten, erschienen literarische Kritik an der Gesellschaft, Verweigerung und genereller Protest als das schlechthin „Andere“, als exotisch und sehr anziehend. In der DDR traf „Haus ohne Hüter“ auf Erwin Strittmatters „Tinko“ (1954) und „Billard um halbzehn“ auf die Bildungsromane von Herbert Jobst und Jurij Brezan, auch auf Anna Seghers’ „Die Entscheidung“ (1959). Wenn bei diesen Büchern immer klar war, daß die Lösung aus der Vergangenheit nur synchron mit dem Bekenntnis zur neuen, d. h.der DDR-Gesellschaft verlaufen würde, war bei Böll alles offen, vor allem auch das Verhältnis zwischen den Generationen, das in der DDR praktisch nicht besprochen werden konnte. Durch den Richtungssinn, der ihnen zugrunde lag, waren auch die Erzählstrategien generell verschieden. Denn es hing nicht vom Stoff ab, daß die Erzählmuster so gegensätzlich waren, vielmehr äußerte sich darin jeweils eine grundsätzliche Stellungnahme zu den Orientierungsproblemen, die in beiden deutschen Nachkriegsgesellschaften zu bewältigen waren.

Man sollte wohl von einer komplementären Funktion sprechen, die der Literatur aus der Bundesrepublik zukam, solange in der DDR eine der ältesten Aufgaben von Literatur, die Kritik des Bestehenden, administrativ blockiert war. Zwar setzte sie sich nicht mit der DDR-Gesellschaft auseinander, aber sie richtete sich natürlich auf die Totale der Konflikte, indem sie der Selbstbehauptung gegen Konformitätsdruck und den zivilgesellschaftlichen Tugenden das Wort redete.

Aus der Erwartung von Alternativen ergaben sich jedoch auch Mißverständnisse, etwa im Falle von Wolfgang Koeppen. Obwohl bei ihm Mißtrauen gegen die Restauration und pazifistische Grundhaltung ebenso ausgeprägt waren, nimmt dieser Autor -hier, wo es um einen Rückblick geht -einen untergeordneten Platz ein. Zwar hat gerade er nach heutiger Überzeugung wesentlich dazu beigetragen, den verlorenen Anschluß an die Moderne wiederherzustellen. Jedoch wurde damals „Tod in Rom“ (1954) mit gemischten Gefühlen gelesen. Schien doch der Roman das offizielle Argumentationsmuster von einer restaurativen, ja sogar neofaschistischen Gesellschaft in der Bundesrepublik zu bestätigen. Daß Koeppen dem Einfühlungsbedürfnis weniger Nahrung bot und mit den erzählerischen Mitteln wirklich moderne Effekte erzielte, mag ein weiterer Grund gewesen sein. Der ironische Umgang mit Thomas Mann, der kalte Blick des Autors auf sämtliche Figuren, aber auch die gebrochene Dämonie eines Judejahns befremdeten. Anders gesagt, für die DDR-Leser war in jener Zeit nicht nachvollziehbar, daß ein Autor mit dem Land seiner Herkunft so zerfallen sein kann. Der Schock, den Koeppen auslöste, saß wahrscheinlich tiefer, als damals begriffen wurde. Er war selbst Symptom einer Verdrängung. Denn die Konflikte der vertriebenen und der zurückgekehrten jüdischen Intelligenz in der DDR sind nie öffentlich und schon gar nicht bis zur Polarisierung hin ausgebreitet worden.

III. Attraktivität poetischer Autonomie

Die Literatur aus der Bundesrepublik wurde aber nicht nur auf die Weise genutzt wie später das Fernsehen, das dazu diente, bestimmte Erfahrungen mit der DDR-Gesellschaft zu kompensieren. Vielmehr war der Impuls des Kontrastlesens sehr stark, besonders weil es in der DDR keine große Auswahl an geistigen Entwürfen gab. Was widersprüchlich erscheint, hegt durchaus an der alternativen Auswahl: Der Lyriker Benn wurde sehr geschätzt und bestimmte das Bild der Literatur der Bundesrepublik mit. Sogar Becher, wenn er ausgeklügelte Rechnungen aufmachte, wer von ihnen beiden den rechten Weg gegangen sei, konnte seine Bewunderung nie ganz verbergen. Denn die Unterwerfung der Poesie unter die Politik war sein Konflikt. Dagegen kam Benn, nachdem er einmal seine Integrität dem Drang nach Anerkennung geopfert hatte, ohne den Beifall aus, der mit Rang, offiziellen Ämtern und Auszeichnungen im literarischen Feld verbunden war.

Diese Benn-Lektüre hatte wenig mit Bedürfnissen nach Identifikation zu tun. Die DDR-Lyrik befand sich in einer Phase hochgradiger Deklamatorik und gab viele falsche Töne von sich. Die offizielle Redeweise bewegte sich zwischen Verkündungspathos und Feindbildern. All das mag ein intuitives Verständnis für Benn und Empfänglichkeit für eine Poesie, die sich selbst zum höchsten Zweck setzt, gefördert haben. Es waren nicht die Gedichte des Expressionisten, die den Sinnverlust herausstellten, sondern die späte Lyrik, die „Fragmente“ und „Destillationen“, Gedichte, in denen das Historische, das Klassische, das Affirmative schlechthin getilgt wird. Benns Diktion mit ihrer „Nonchalance“, der Ironie, den Parlandos (prosaische Diktion im Vers), mit Collagen (aus verschiedenen Materialien zusammengesetzte Texte) und Zitaten reinigte sich gleichsam selbst von der anmaßenden Haltung des Unfehlbaren. Diese Sprache übermittelte nicht nur den untergründigen Fortbestand der „geistigen Krise“, die in den fünfziger Jahre in den öffentlichen Diskursen einfach weggeredet wurde, sondern gestand auch eigene Brüche und Krisenerfahrungen ein und ging dabei gelegentlich bis zur Selbstverneinung: „Die Verse sind salopp, aber sie sollen es sein. Sie sollen die ganze Nonchalance ausdrücken selbst dem eigenen Werk gegenüber, gegen das eigene Ich, die Vergeßlichkeit selbst den sprachliche Strömen gegenüber, die einen vielleicht einst erfüllten.“ Nicht als geschichtsphilosophisches Bekenntnis, sondern als Resümee von Irrtümern und Niederlagen schien uns die Abneigung gegen Kontinuitäten und Entwicklung beim späten Benn durchaus nachvollziehbar.

Diese Benn-Rezeption in der DDR ist weitgehend unsichtbar geblieben, weil den Linien nie nachgegangen wurde, die von Peter Rühmkorfs Anerkennung für Benns sprachliche Widersetzlichkeit und Intellektualität hin zu Lyrikern der DDR, zu Karl Mickel, aber auch zu Günter Kunert, liefen. Der einschneidende Sprachwandel der Lyrik, den die Jüngeren Anfang der sechziger Jahre in Angriff nahmen, war zwar keine Nachahmung, aber ganz ohne die Rezeption der „artistischen Positionen eines Sitzriesen“ (Rühmkorf) dürften die unorganischen Kompositionen der Gedichte der soge-nannten sächsischen Dichterschule nicht denkbar sein. Selbstaussagen lassen sich jedoch nicht anführen, denn nie sprachen diese Lyriker darüber, ob es Benn war, der sie darauf brachte, die Faszination trivialer Genüsse, des Kinos, der Kneipe, des großstädtischen Verkehrs in ihre Gedichte zu nehmen. Doch ist zu vermuten, daß er sie zumindest angeregt hat, neusachliche Nüchternheit gezielt einzusetzen, um Schockwirkungen zu erzielen, und daß sie sich mit ihren Lesern darin einig waren, daß die Innerlichkeit des „schönen Gedichts“ anachronistisch geworden war.

Gottfried Benns Ausstrahlung war zeitlich begrenzt und endete mit der „Lyrikwelle“ Anfang der sechziger Jahre, als die jüngeren Autoren sich auch hier von den „Vätern“ abwendeten. Der erste Lyriker aus der neuen Generation, der danach breitere Wirkung hatte, war Hans Magnus Enzensberger, der „Naseweis und professionelle Zeterer“ Aus der Perspektive der Bundesrepublik mag der Schritt von Benn zu Enzensberger unverständlich sein; aber die offensichtlichen Gegensätze waren seinerzeit für uns marginal. Von 1961 an verfolgten die Leser aus der DDR schon infolge drastisch verringerter Informationsmöglichkeiten nicht mehr den literarischen Prozeß, also die Abläufe von Polemiken, den Aufstieg eines Autors und das Abrücken von ihm. Bis heute ist daher der schnelle Wechsel literarischer Moden für die ostdeutschen Leser nicht nachvollziehbar; die Selbstinszenierungen der Kritik bleiben ihnen fremd und erzeugen gar nicht selten eine gewisse Abneigung gegen das just gelobte literarische Ereignis.

Enzensbergers Gedichtbände „Verteidigung der Wölfe“ (1957) und „Landessprache“ (1960) sowie seine literaturkritischen Arbeiten wurden in jener merkwürdig ungreifbaren, trotzdem aber lebendigen Öffentlichkeit, die die Literatur der Bundesrepublik in der DDR hatte, als Verkörperung des Geistes des Widerspruchs verstanden. Sie standen in substantiellem Kontrast zu solchen Parolen wie der von der „prinzipiellen Lösbarkeit der Konflikte“, die in den sechziger Jahren proklamiert wurden. Die Lyriker seiner Generation haben ihrerseits Beziehungen zu Enzensberger in der Regel bestritten; aber auch sie werden nicht am „Museum der Modernen Poesie“ (1964) vorbeigegangen sein, obwohl die klassische Moderne, besonders in Gestalt der französischen und der slawischen Literatur, in der DDR schon früher mit entsprechenden Übersetzungen bekannt gemacht worden war.

Enzensbergers Wirkung als Lyriker beruhte wahrscheinlich darauf, daß seine Gedichte deutlich waren, ohne je simpel zu werden, wo uns, die wir mit „einfachen Wahrheiten“ überschüttet wurden, bis dahin nur die äußerste Kompliziertheit der Rede im zeitgenössischen Gedicht möglich schien. Als ein Autor der Moderne wurde er deshalb gar nicht aufgefaßt. Da er sich zur Brauchbarkeit von Gedichten bekannte und sogar die Wiederannäherung von Poesie und Politik proklamierte, wurde er ziemlich umstandslos der Brecht-Nachfolge zugeordnet. Aber er war es, der das Nötige tat und die unerläßliche Polemik gegen die Tradition begann, die in der DDR sehr mühsam in Gang kam und nur mit verstellter Stimme und gebremster Emotion geführt wurde. Besonders gewinnend muß das Unbedingte seiner kritischen Interventionen gewesen sein, mit dem er letztlich der Poesie doch wieder einen autonomen Status zusprach.

Dank seiner Verarbeitung der „lauen Umgangssprache“ (Enzensberger), dank der Poetik des Spielwerks einer „montierten Lyrik“ wirkten die Gedichte leicht und frei von Pathos und Sentimentalität; sie waren zeitbezogen und unbefangen im Umgang mit der gegenständlichen Sprache, schließlich waren sie von komischen Effekten durchwachsen, die aus der Brechung und Variation von rhetorischen Figuren, Wortspielen, Montage unangeglichener Sprachteile entstanden. Aber das Spielerische war doch nur an der Oberfläche. In der Tiefe waren die Gedichte schon in den sechziger Jahren, wie der Autor uns gezeigt hat aus einem philosophischen Geiste, und zwar aus dem der fundamentalen Ideologiekritik hervorgegangen. Mit der „negativen Form der Utopie“, mit „Kritik und Provokation als Ausdruck der Hoffnung“ konnte das Publikum, das an Heiner Müller geschult war, gut umgehen. Heute kommen mir Zweifel, ob eine solche Lesart, die Enzensberger, auch den Dramatiker, in die Nähe der Revolutionstheoretiker unter den DDR-Autoren rückte, angemessen war. „Mausoleum“ (1975) und „Untergang der Titanic“ (1978) hatten jedenfalls eine unangefochtene Stellung in der nicht-öffentlichen Öffentlichkeit der späten DDR. Beide erreichten uns mit Verzögerung. Damals mischten sich bereits nagender Zweifel selbst an einem Minimalprogramm der „anderen Gesellschaft“ mit allgemeinen Zukunftsängsten der Nachrüstungsphase.

Enzensbergers schwarze Prophetien hätten die Intelligenz in der DDR eigentlich brüskieren müssen. Denn ausschließlich unter Berufung auf Künftiges konnte sie noch versuchen, sich ein Selbstgefühl zu erhalten. Enzensberger aber verwarf nicht nur das utopische Denken in seinen historischen Formen, sondern auch den Entwicklungsgedanken, an dem wir hingen. Postmodernes Denken war in der DDR noch kein Begriff; wenn aber die Visionen von Abschied und Untergang trotzdem angenommen wurden, so lag es an der ausgeprägten Neigung zum Selbstzweifel und zur tragischen Beleuchtung, die in der gegebenen Situation die Oberhand gewann. Im Kontext der Untergangs-visionen, die in dieser Zeit in der DDR-Literatur verbreitet waren, erschienen Enzensbergers Bücher wie die Beglaubigung einer Stimmungslage und wurden als eines der Signale für das herannahende Ende aller Illusionen, also auch für das Ende der DDR, registriert.

IV. Neigung zum tragischen Geschichtsdenken

Die Empfänglichkeit für das Pathos des Tragischen, wie sie Heinz Bude den Ostdeutschen nachsagt bereitete lange vorher den Boden für das Werk von Peter Weiss. Die kritische Intention des Dokumentartheaters mußte einem mit Brechts Theater aufgewachsenen Publikum vertraut Vorkommen. Unsere Sehgewohnheiten waren an epischer Demonstration, an Parabel und Lehrstück, gebildet. Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ (1963) wurde wie überall als eine Sensation aufgenommen, über die auch öffentlich, zum Beispiel in der Zeitschrift „Theater der Zeit“, gesprochen wurde, hatte aber für das DDR-Publikum keinen Stachel. Die Stücke von Peter Weiss dagegen, schon seinerzeit an DDR-Theatern gespielt, kamen unseren Ansprüchen an den Typ des philosophischen Stücks entgegen. Sicher war die Rezeption des „Marat“ (1964) trotzdem vorwiegend und damit einseitig vom Interesse an der Revolutionsthematik, der Gewaltfrage und den Problemen ihres Endes bestimmt. Diese Fixierung auf einen in der DDR vorrangigen Diskurs bedeutete wahrscheinlich, daß der Figur des Marat zugehört wurde, nicht aber dem Marquis de Sade. „Trotzki im Exil“ (1970) wurde uns vorenthalten; „Hölderlin“ (1971) wahrscheinlich zu sentimental verstanden. Jedoch: Eine Lesung der „Ermittlung“ (1965) durch Mitglieder der Akademie der Künste hatte -obwohl vom Fernsehen der DDR übertragen und damit als „repräsentativ“ eingestuft -nichts von „ver-ordnetem Antifaschismus“, sondern wurde, gerade weil die Darbietung aus dem Bereich des professionellen Theaters herausgerückt war, als Handlung gegen die Rituale des Vergessens aufgefaßt. Überwältigend war die Begegnung mit der „Ästhetik des Widerstands“ (1975-1981). Sie wurde bei uns in der Suhrkamp-Ausgabe gelesen, denn die offizielle DDR hatte den Roman nie akzeptiert und ließ erst nach langen Kämpfen eine limitierte Auflage drucken, die in keiner Buchhandlung zu sehen war. Die große Spannung, die der Roman erzeugte, ging zuerst von der Darbietung eines erregenden Stoffes aus, da sämtliche Aussagen über die deutsche Geschichte seit 1918 in der DDR Reglementierungen unterlagen, die hier zu beschreiben nicht der Raum ist. Die „Ästhetik des Widerstands“ wurde tatsächlich zum Auslöser einer Kommunikation über die Geschichte auch zwischen den Generationen. Diese war lange unterblieben, nicht zuletzt weil den Älteren und der Nachkriegsgeneration die Worte fehlten und die Scheu vor Bilanzen sie schweigen ließ.

Der zweite wirksame Faktor war die emotionale Intensität des Ich-Erzählers, der allen seinen Figuren gleichermaßen Gerechtigkeit widerfahren läßt und ihre einander widersprechenden Entscheidungen als Varianten des zurückzulegenden Weges durch die Finsternis gelten läßt. Das kannten die Leser nicht. Sie waren an eine Parteilichkeit im Geschichtsdenken gewöhnt, deren Wurzel die Arroganz des Marxismus ist und die auch bei seinen reinsten, uneigennützigsten Theoretikern und bei den Dichtern auftritt. Immer bestanden scharf formulierte Antithesen, immer wurde geistige Auseinandersetzung als Kampf mit dem Gegner, häufiger noch mit anderen Auffassungen in den eigenen Reihen geführt, die dann ^Abweichungen“ hießen. Hier bekamen die Leser vielleicht zum ersten Mal eine Anschauung davon, wie die Aneignung von Geschichte im Sinne Walter Benjamins und auch im Sinne der Kräftigung von Solidarität und Vertrauen hätte vor sich gehen sollen. Dies war um so aufwühlender, als die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und ihrer Niederlage durch den Nationalsozialismus hochsymbolische Gegenstände waren, vorbewertet bis in die Einzelheiten hinein.

Auch kunsttheoretisch war die „Ästhetik des Widerstands“ eine Herausforderung. Bis dahin war der Gegensatz zwischen jener kulturellen Tradition, auf die der Arbeiterstaat sich berief, und dem epigonalen Traditionalismus, der den Begriff des „Erbes“ schließlich ausmachte, niemals konse-quent bedacht worden. Die Diskussion über Weiss beförderte Anfang der achtziger Jahre Neuansätze im ästhetischen Denken, zum Beispiel hinsichtlich der Einbeziehung von Alltagskultur. Gleichzeitig offenbarte sich dem erstaunten Leser, daß die DDR-Literatur selbst in der bürgerlichen Tradition stand und dieser mit dem Grundmuster der „Selbstverwirklichung“ auch beharrlich anhing.

Der Roman erfuhr auch kontroverse Lesarten. Die einzelnen Segmente der Kunstdiskussion, die vor dem Pergamon-Altar bzw. in Mutter Coppis Küche beginnt, stießen bei jüngeren Lesern auf Widerspruch, weil sie eine idyllische Auffassung der proletarischen Kunst unterstellten, in der sie eine Verklärung des Proletariats überhaupt vermuteten, der sie folglich mit Mißtrauen begegneten. Das war eines der Anzeichen einer Differenzierung zwischen den Generationen. Etwa gleichzeitig begannen auch die jüngeren Schriftsteller mit scharfen Schnitten ihre Trennung von der DDR-Literatur zu markieren. Der moralische Ernst von Peter Weiss, die Rückbindung der Ästhetik an existentielle Entscheidungen und deren Zuordnung zu den Revolutionen und Konterrevolutionen, die die erste Hälfte des Jahrhunderts erfüllten, das ganze Kunstmodell also konnte die Jüngeren nicht mehr überzeugen, nachdem der Sinn dieser Erinnerung selbst zu verblassen begann. Aus der Sicht einer nachwachsenden Generation fallen die Recherche über den Widerstand und das Bekenntnis zur Utopie, mit der der Roman schließt, auseinander; denn für sie ist diese Utopie undeutlich wie der Schatten eines Traums und wird zur geistigen Vergangenheit, falls nicht die Ereignisse in weiteren Wendungen der Geschichte wieder neuen Sinn bekommen.

Die Reihenfolge, die die Erinnerung produziert, weicht von der Chronologie der Literaturgeschichte ab. Sie setzt sich aus lebhaften Leseeindrücken, Gesprächen über Lektüre, Wahrnehmungen unbekannter Gedanken zusammen, kurz jenen Spuren, die Literatur hinterläßt, wenn sie in den Fundus gemeinsamen Wissens eingeht. Zu der Zeit, als das Geschichtsbild von Peter Weiss eine solche Wirkung ausübte, war die Beziehung zu den Romanen von Günter Grass noch nicht ausgebildet, obwohl sie alle ebenfalls von der deutschen Geschichte seit 1933 bis in die Nachkriegsjahre handeln. „Die Blechtrommel“ (1959) und „Hundejahre“ (1963) sind in der DDR nicht verlegt worden, so daß die Rezeption nicht annähernd gleichzeitig in Gang kam. Sie wurde auch dadurch verzögert, daß der Sinn für das Komische, soweit damit geschichtliche Figurationen zur Erscheinung gebracht werden, äußerst rudimentär und verkümmert war. Das steckt auch hinter dem folgenden Befund der erwähnten Literaturgeschichte, wo es heißt, Grass habe in der „Blechtrommel“ eine „durch Abnormität isolierte Erzählerfigur“ gewählt. Diese Meinung dürfte verbreitet gewesen sein, so daß der groteske Einschlag die Leser in der DDR verwirrte. Es ist gar nicht auszuschließen, daß sie, an eine Ästhetik der Humorlosigkeit gewöhnt, vielleicht unbewußt, das „Gesunde“ in der Literatur bevorzugten. Außerdem hatten sie gelernt, die Geschichte als einen objektiven Vorgang anzusehen, so daß sie wohl fanden, der deutsche Einmarsch in Polen von 1939 könne kein Gegenstand für eine Behandlung mit komischen Mitteln sein. Es darf nicht vergessen werden, daß die Ostdeutschen mit den Folgen des Krieges durch die unverhältnismäßig verschleppte Normalisierung des Alltags auf lange Zeit unmittelbar konfrontiert waren.

Trotzdem habe ich das Lachen über Geschichte bei Günter Grass gelernt und war nicht allein damit. Die ersten Anregungen, die vom Feminismus ausgingen, waren in der DDR ausschließlich in der Literatur, und zwar in der „Frauenliteratur“ zu finden, als 1979 mit der Taschenbuch-Ausgabe des Romans „Der Butt“ das Angebot einer weiblichen Perspektive auf die Geschichte zu uns gelangte. Das war zu einer Zeit, als sich ganz Osteuropa einschließlich der DDR von einer Oligarchie alter Männer regiert sah. Der Überraschungseffekt des Romans war daher ungemein groß. Mit Vergnügen wurde nun auch schon in Seminaren und ähnlichen Gesprächsformen die provokante Kombinatorik durchgespielt, die sich aus der Behandlung der Geschlechterfrage als Kehrseite der sogenannten „Machtfrage“ ergab. Schließlich ließen sich entsprechende Autoritätsbeweise aus dem Marxismus herbeizitieren: Lenin hatte von der Köchin gesprochen, die den Staat regieren sollte, Marx davon, daß der Zustand der Gesellschaft immer an der Situation der Frau abzulesen sei. Der Roman von Grass ließ sich nicht mehr als bloße Kritik an Zuständen in der Bundesrepublik neutralisieren -zu offensichtlich ging es um das Prinzip jener Ordnung, die nur mit Hilfe von Kriegsrecht, atomarem Gleichgewicht und Drohgebärden einen Status quo aufrechtferhielt.

Grass hatte für die Verkehrtheit der Situation, die damals von den meisten für eine wirkliche Gefahr gehalten wurde, schöne großräumige Bilder zu bieten. Auch die Sinnlichkeit kam nicht zu kurz: die Körper, die Kochrezepte, Gewänder und Frauen-Schönheit, die Sensibilität fürs Detail, Episoden, die sich nacherzählen ließen, alles war da. Der ganze Grass, nun wiedergelesen oder von den Jüngeren nachgeholt, bekam seit dem Ende der siebziger Jahre eine im weitesten Sinne emanzipatorische Bedeutung in der DDR. Und das war wohl kein Mißverständnis.

Die große Traurigkeit, die sich vom „Butt“ her in der „Rättin“ (1986) fortsetzte und zuletzt in „Ein weites Feld“ (1995) ganz uferlos erscheint, ist bei den ostdeutschen Lesern als das begleitende Gefühl der gegenwärtigen Geschichtslosigkeit verstanden worden. Darum hat der jüngste Roman im Osten einen Erfolg, wie lange keine Neuerscheinung mehr, meßbar an Bestsellerlisten der neuen Bundesländer oder an ausverkauften Häusern, wann immer Lesungen stattfinden. Diese Meinungsbildung steht in keinem direkten Verhältnis zu dem, was die Medien äußern, und orientiert sich nicht an der Werbung oder der Literaturkritik. Die ostdeutsche Kommunikation über „Ein weites Feld“ ist ein interessantes Phänomen. Sie vollzieht sich in halbprivaten Sphären und in großer Distanz zu den öffentlichen Urteilen und Autoritäten. So war früher in der DDR über wichtige, aber nicht recht erwünschte Bücher immer gesprochen worden: unprofessionell und spontan.

V. Bücher der Generationen

Von Trauer sind auch andere Romane der letzten Jahre erfüllt, zum Beispiel Martin Walsers „Verteidigung der Kindheit“ (1991). Dieses Erzählen mit von der Zukunft abgewandtem Gesicht und gegen die fortschreitende Zeit wäre vor zehn Jahren den DDR-Lesern möglicherweise als ebenso unstatthaft erschienen wie der Facettenreichtum des Generationenkonfliktes unvorstellbar. Von Walser muß die Rede sein, weil seine Romane populär waren, übrigens auch zu großen Teilen in der DDR veröffentlicht wurden. Die „Halbzeit-Trilogie“ übte einen großen Reiz aus und ist vorwiegend der Anschauung und Information wegen gelesen worden. Diese Romane zeigten unserer Neugier die sozialen Gliederungen einer recht fremden Welt und bestätigten unsere Auffassung unüberbrückbarer Gegensätze zwischen den beiden deutschen Gesellschaften. Diese Mittelschichten waren uns unbekannt; ihr Statusbewußtsein und die Versorgungsansprüche der Gattinnen undenkbar; Karriere schließlich, bezogen auf den Arbeitsbereich, war ein Fremdwort. Anselm Kristleins Anstrengungen und sein Versagen weckten weder Mitleid noch Neid; sie führten einfach vor Augen, daß die reale Proletarisierung in der DDR andere Rollen vorgab und sich andere affektive Reaktionen einschliffen.

Mit den Romanen „Das fliehende Pferd“ (1977) und „Jenseits der Liebe“ (1978) stellte sich ein anderes Verhältnis zu Walser ein; auch weil inzwischen festgefahrene Lebensmuster und enttäuschte Erwartungen auch uns betrafen. Durch die andauernde Stagnation traten sie ins Bewußtsein der einzelnen, jenseits aller Ideologie, die damit auch abblätterte. Während nur wenige Autoren in der DDR es zu nüchtern-ironischen Auffassungen dieser Umstände brachten, wuchs beim Publikum das Verständnis, daß ein Autor Lebensjahre gegen gescheiterte Aufstiegspläne aufrechnete. Zudem veränderte sich Walsers Erzählweise: Ein milderer Erzähler präsentierte den Figurentyp, der -immer hoffend -immer scheitert, jetzt aber an der Marke der Lebensneige angelangt ist. Was wir früher für Geschichten von mittleren Angestellten hielten, gab sich nun als Schicksal einer ganzen Generation zu erkennen, die sich der Problematik des sozialen Abstiegs nicht mehr verschließen konnte. Das hat für gleichbleibenden Unterhaltungswert von Walsers Prosa gesorgt. Auch wenn die Konstellationen und Leseweisen sich geändert hatten, dürfte die Leserschaft dieselbe geblieben sein.

In den siebziger Jahren fächerten sich die Lesebedürfnisse der Generationen stärker auf. In der DDR hatte vorher so wenig wie irgendwo anders eine einheitliche Lesergemeinschalt bestanden. Doch allein schon die landesweite Festschreibung eines Lektürekanons für die Schulen begründete einen Sockel gemeinsamer Lektüre. Dazu kamen die Volks-und Werksbibliotheken, deren verhältnismäßig einheitliche Ausstattung und starke Nutzung eine entprechende Auswahl bedingten. So konnte der Eindruck entstehen, als wäre auch beim Bücherlesen ein kollektives „Wir“ zugange und alle Leute absolvierten dasselbe Lektüre-Pensum. Als es langsam in die DDR vordrang, daß Lektüre „fakultativ“ (Lotman) und ihre Auswahl ein kleiner Protest gegen das offizielle Kulturverständnis sein konnte, setzten sich die Interessen ausdrücklicher voneinander ab.

Von den Autoren, die mehrfach und immer von jungen Generationen für sich entdeckt wurden, sei hier als einziges Beispiel Arno Schmidt angeführt. Verlegt wurde in der DDR nur „Aus dem Leben eines Fauns“ (1953). Aber die kleine Lesergemeinde, überzeugte Einzelgänger, die auf keine Empfehlung angewiesen waren, wuchs ständig. Über zwei Jahrzehnte war es eine Art Erkennungszeichen, wenn man ein originales Schmidt-Zitat in ein Gespräch einblendete. Seine Anhängerschaft war, wie selbstverständlich bei diesem Autor, ausschließlich männlich. Die materiellen Bedingungen brachten es mit sich, daß meistens nur die frühe Prosa Schmidts etwa bis zu „KAFF auch Mare Crisium“ (1960) bekannt war. Dafür ging die Leidenschaft teilweise so weit, daß man über Fouque arbeitete oder Heinrich Albert Oppermanns „Zeit-und Lebensbilder aus drei Generationen“ (9 Bände!) las, weil Arno Schmidt die Verfasser gerühmt hatte

Diese Leser sogen die subversive Denkungsart förmlich ein, die der Autor in jedem Zeichen, das er niederschrieb, demonstriert hatte. In einem kulturellen Kontext, der von egalitären Zügen und dem Hang zu Versöhnlichkeit überformt war, bereitete es ästhetischen wie moralischen Genuß, das Elitäre rühmen zu hören, um so mehr, wenn sich das mit strikter Verachtung des sozialen Aufstiegs verband. Durch ein Überangebot an „Wahrem, Gutem, Schönem“, kurz, durch die moralisierende Schwülstigkeit des Literaturunterrichts sorgte besonders die Schule selbst dafür, daß Schmidts tiefgründige Kritik der Innerlichkeit auf fruchtbaren Boden fiel. Seine Sprachbehandlung regte dazu an, sie der eigenen Sprache einzuverleiben. Diese Empfänglichkeit für den sprachlichen Duktus eines anderen zeigte sich häufig in der DDR, war bezeichnend für den Überdruß an der offiziellen Redeweise. Erinnert sei an Ulrich Plenzdorf, dessen Edgar Wibeau versucht, sich mit Hilfe der Sprache Werthers vom Einerlei toter Reden zu befreien und sich Gehör zu verschaffen. Diese Mischung der Sprachen war freilich nur eine kleine Herausforderung im Vergleich zu der sehr viel agressiveren von Arno Schmidt. Schmidt-Imitatoren konnten sich des Lachens gewiß sein, weil sie damit Aufsässigkeit gegen Autoritätsbeweise ausdrückten und zugleich ihre geistige Überlegenheit über die Konformen betonten, die sie sonst nicht zeigen durften. Auch die Berührung mit Sigmund Freud, der aus der Öffentlichkeit der DDR mit anhaltender Wirkung verbannt war, dürfte Schmidts kurze Romane zu einer Fundgrube gemacht haben. Vor allem war es aber das humoristische Erzählen, das in der deutschen Literatur nicht eben häufig ist.

Meine Erinnerung fördert aber auch Defizite zutage, die aus Borniertheit, Ignoranz oder Berührungsangst herrührten. Die mündliche Übermittlung hat nicht zuverlässig dafür sorgen können, daß alle wichtigen Bücher bekannt wurden. Die Liste derjenigen Verzögerungen ist lang, durch die der Horizont der Leser empfindlich eingeschränkt wurde. Das soll zum Schluß an einem spektakulären Fall erörtert werden.

Die Wirkungsgeschichte Uwe Johnsons in der DDR muß ein Fiasko genannt werden, das die Kompetenz der „inoffiziellen Öffentlichkeit“ doch sehr in Frage stellt. Bezeichnend ist, daß es nur eine einzige Veröffentlichung zu Johnsons Werk in der DDR gegeben hat, und zwar 1986 in „Sinn und Form“ *Die Ursachen dafür liegen nicht auf der Hand. Im Gegenteil! Johnsons Romane befassen sich mit Themen, die uns. beschäftigten. Daß sie politisch ausgegrenzt waren, besagt nicht viel, denn das waren andere auch, die trotzdem gelesen wurden. In diesem Falle müssen aber die Umstände, die sonst nur einen Vorwand für ein Verbot abgegeben hätten, auch jenen Teil des Publikums irritiert haben, der sich zu seiner Bindung an die DDR noch immer bekannte. Man wollte nicht wahrhaben, was da erzählt wurde, daß nämlich die Stasi in allen Romanen eine unheilvolle Rolle spielt, daß Figuren „die Republik verlassen“, ohne daß die poetische Gerechtigkeit sie ereilt, und vor allem daß der Staat sich seinen Bürgern gegenüber auf eine feindselige Weise verhält. Diese Verweigerung vor nötigen Einsichten habe ich an mir selbst beobachtet. Anfang der siebziger Jahre las ich „Mutmassungen über Jakob“ mit dem Gefühl, daß das Schweigen der Figuren über ihre Bewandtnis „abstoßend“ sei, ohne der Frage nach der Bedeutung dieser Sprachlosigkeit auch nur nachzugehen.

Warum dieselben Leser, die auf eine verbesserte oder reformierbare DDR hofften, die identischen Bestrebungen in Johnsons „Mutmassungen über Jakob“ (1959) nicht erkannten, ist wohl nicht anders als aus einer unbewußten Abwehrhaltung zu erklären. Jakob zum Beispiel, der junge Mann, der mit Geheimdiensten nichts zu tun haben will und durch sie in den Tod getrieben wird, ist bis zum Schluß bereit, von dieser imaginären „anderen“ DDR zu glauben, sie könnte seine zweite Heimat werden. Das hätte die Leser betroffen machen müssen, besonders da der Eisenbahner, der Umsiedler, der Aufrichtige und Getreue eine Arbeiterfigur ist, für die die Herzen von Intellektuellen sonst immer schlagen, sobald diese graden und unbeirrbaren Gestalten in einem Buch auftauchen. Noch in den „Jahrestagen“ hält sich in den Erinnerungen von Gesine Cresspahl, der Heimatlosen, wenn sie an Jakob denkt, ein Stück jener romantischen Verklärung des Arbeiters, die ein Erbe aus der DDR ist. Dazu kommt, daß die erzählte Welt der ersten Romane vertraute Züge aufweist, wie etwa die minutiöse Schilderung der Arbeitsvorgänge in der „Dispatcherzentrale“ eines großen Bahnhofs oder bekannte Figurationen wie die der schweigsamen Umsiedlerin, hier Frau Abs. Als Erzähler hatte Johnson zwar die Bannmeile der DDR verlassen und war entschieden modern, fast ohne direkte Vorbilder, wenn man von Marcel Proust absieht, aber er hatte doch auch von der Ästhetik des Realismus gelernt, den er „genau in dem Maß nutzt, wie er’s verdient“ (Enzensberger) „Mutmassungen über Jakob“ wurde zum Schlüsseltext. Wer sich hier abwendete, konnte nur auf Umwegen und viel zu spät an die „Jahrestage“ gelangen. Da es sich nicht um unmündige Leser handelte, die sich vom offiziellen Diskurs hätten vorschreiben lassen, worüber sie nachdenken wollten, bleibt nur der Schluß, daß sie sich blind oder taub gestellt haben, um einen wichtigen deutschen Dichter und einen großen Roman über die deutsche Geschichte nicht kennenzulernen.

Johnson hatte nicht nur das Staatswesen DDR, sondern auch die Hoffnung auf ein „besseres Land“ aufgegeben. Das war schwer zu ertragen und muß auch für die Autoren der DDR-Literatur so etwas wie eine Kränkung gewesen sein. Diese Literatur wies zwar das Leiden einer Christa T. an der DDR (Christa Wolf) auf und später die Zerstörung einer Liebe durch die Stasi in einer „Unvollendeten Geschichte“ (Volker Braun). Aber Johnson bezweifelte auch den Sinn solchen Leidens; er hatte sich eben wirklich entfernt. Seine Figur Jakob glaubte noch, sich für die DDR entscheiden zu müssen, und wird verletzbar und darin gründlich getäuscht. Der Autor aber entschied sich, das Land zu verneinen. Wenn in den „Jahrestagen“ Erinnerungen an Heimatliches aufkommt, so ist die Rede von Mecklenburg, das in einem Staat mit archaischen Gebräuchen liegt. Was in diesem Landstrich nach 1945 geschieht, ist nicht neu, sondern fortgesetzte deutsche Geschichte. In Johnsons Jerichow breitet sich wenigstens seit 1933 unaufhaltsam eine Enfremdung aus, die bis tief in die Herzen reicht und sich wie Mehltau auf alles legt, was noch begonnen wird. Über den Sozialismus wird im Roman aus der Perspektive des Jahres 1968, als der Reformversuch in der Tschechoslowakei unterdrückt worden war, das abschließende Urteil gesprochen.

Das Versäumnis im Umgang mit Johnson ist immerhin lehrreich. In den Jahren nach der Befreiung sang man im Osten Deutschlands gerne das Volkslied, das mit den Versen beginnt: „Die Gedanken sind frei.“ Lange haben wir gemeint, daß das auch auf das Leben zutreffe. Freilich garantieren Bücher einen Spielraum sozialer Phantasie. Aber diese Freiheit ist dann nicht viel wert, wenn man sie zum Rückzug nutzt, um die Augen vor der Realität zu verschließen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Gemeint ist die „alte“ Bundesrepublik. In diesem „historischen“ Sinne wird auch das Adjektiv „westdeutsch“ verwendet; es wurde seinerzeit in kulturellen Zusammenhängen gebraucht, und zwar völlig wertneutral.

  2. Vgl. Autorenkollektiv (Ltg. Hans-Joachim Bernhardt), Geschichte der Literatur der Bundesrepublik Deutschland, Berlin 1983.

  3. H. J. H., Borcherts Gesamtwerk, in: Sonntag, 4 (1949) 43, S. 8.

  4. Gerd Gaiser, Die sterbende Jagd 1954.

  5. Gottfried Benn, Brief an Geize vom 15. 12. 1946, in: Briefe an F. W. Geize, hrsg. von Harald Steinhagen und Jürgen Schröder, 3 Bde., Frankfurt/M. 1982. Bd. 2, S. 54.

  6. So nannte sich die Gruppe der Lyriker gerne, die sich Anfang der sechziger Jahre um Georg Maurer gesammelt hatte, den sie als ihren Mentor ansahen. Dazu gehörten Heinz Czechowski, Adolf Endler, Sarah und Rainer Kirsch sowie Karl Mickel.

  7. Günther Blocker in einer Besprechung von Gottfried Benn „Gesammelte Werke“ in der FAZ vom 18.

  8. 1962, zit. nach Peter-Uwe Hohendahl, Benn -Wirkung wider Willen, Frankfurt/M. 1971, S. 377. 8 Vgl. Hans Magnus Enzensberger, Scherenschleifer und Poeten, in: ders., Erinnerung an die Zukunft. Poesie und Poetik, Leipzig 1988, S. 212-217.

  9. Reinhold Grimm, Montierte Lyrik, in: Germanisch-romanische Monatsschrift, Neue Folge, 8 (1958) 6, S. 178-192.

  10. Vgl. Hans Magnus Enzensberger, Die Entstehung eines Gedichts, in: ders., Erinnerung an die Zukunft (Anm. 8), S. 243-261.

  11. Dorothea Dornhof, Nachwort, in: H. M. Enzensberger, Erinnerung an die Zukunft (Anm. 8), S. 306-321.

  12. Vgl. Heinz Bude, Das Altem einer Generation. Die Jahrgänge 1938-1948, Frankfurt/M. 1995, S. 21 f.

  13. Peter Weiss, Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marals, dargestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade, Uraufführung 29. April 1964 am Schiller-Theater, Berlin.

  14. Ders., Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen, Frankfurt/M. 1965.

  15. Autorenkollektiv, Geschichte der Literatur der Bundesrepublik (Anm. 2), S. 193.

  16. Martin Walser, Halbzeit (1960), Das Einhorn (1966), Der Sturz (1973).

  17. Vgl. Arno Schmidt, Hundert Jahre. Einem Mann zum Gedenken, in: Nachrichten über Bücher und Menschen, Frankfurt/M. 1971, S. 137-186.

  18. Ulrich Plenzdorf, Die neuen Leiden des jungen W. (1972), Erstdruck in: Sinn und Form, 24 (1972) 2, S. 254-310. Auch veröffentlicht: Rostock 1973.

  19. Eine Ausnahme macht die erwähnte Literaturgeschichte, die Johnsons Werk jedoch sehr abfällig behandelt und wenig Informationen gibt.

  20. Jürgen Grambow, Heimat im Vergangenen, in: Sinn und Form, 38 (1986) 1, S. 134-157.

  21. Hans Magnus Enzensberger, Die große Ausnahme, in: ders., Erinnerung an die Zukunft (Anm. 8), S. 191.

  22. Christa Wolf, Nachdenken über Christa T„ Halle 1969.

  23. Volker Braun, Unvollendete Geschichte, Erst-veröffentlichung in: Sinn und Form, 27 (1975) 5, S. 941-979. Der Text konnte als Buch in der DDR nicht publiziert werden.

  24. Deutsche Volkslieder, Leipzig 1981, S. 48; Wort und Weise vor 1800, möglicherweise durch die Französische Revolution angeregt.

Weitere Inhalte

Ursula Heukenkamp, Dr. phil., geb. 1938; Studium der Germanistik an der Humboldt-Universität, Berlin; dort Professorin für deutsche Literatur. Veröffentlichungen u. a.: Die Sprache der schönen Natur. Studien zur deutschen Naturlyrik, Berlin-Weimar 1983; (Hrsg.) Unerwünschte Erfahrung. Kriegsliteratur und Zensur in der DDR, Berlin 1990; (Hrsg.) Unterm Notdach. Nachkriegsliteratur in Berlin, Berlin 1996.