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Multikultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust. Demokratie zwischen Werte-Beliebigkeit und pluralistischem Werte-Konsens | APuZ 52-53/1996 | bpb.de

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APuZ 52-53/1996 Wertewandel und Bürgergesellschaft Wertewandel und Politikwandel. Wertewandel als Ursache von Politikverdrossenheit und als Chance ihrer Überwindung Multikultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust. Demokratie zwischen Werte-Beliebigkeit und pluralistischem Werte-Konsens Die politische Gemeinschaft und ihre Kultur. Zum Gegensatz zwischen kulturellem Pluralismus und Multikulturalismus

Multikultureller Werte-Relativismus und Werte-Verlust. Demokratie zwischen Werte-Beliebigkeit und pluralistischem Werte-Konsens

Bassam Tibi

/ 25 Minuten zu lesen

Zusammenfassung

Der westliche Universalismus war historisch ein Anspruch auf eine universelle Geltung westlicher Werte. Mit der , Entwestlichung‘ der Welt -parallel zur zunehmenden Globalisierung -gehen zumal die Europäer, besonders aber die Deutschen, zum Gegenextrem über: Sie geben ihren Universalismus auf und führen an dessen Stelle den Kultur-Relativismus als einen Werte-Relativismus ein. Die Konsequenz ist das Fehlen von Werte-Verbindlichkeiten und eine Werte-Krise. Besonders wirkt diese Krise in Gesellschaften, in denen massive Zuwanderung stattfindet. Zu den westlichen Werten gehören vor allem Demokratie, Säkularität, Bürger-und Menschenrechte. Migranten aus vormodernen Kulturen weisen diese Werte ab und bekommen hierbei Zuspruch von europäischen, ihre eigenen Werte relativierenden oder verleugnenden Multikulturalisten. Solche überdehnte Toleranz, verbunden mit der Preisgabe eigener Überzeugungen, stößt nach aller Erfahrung bei den Migranten nicht auf Achtung, sondern auf Verachtung. In diesem Essay wird deutlich gemacht, daß die Kritik am Multikulturalismus sich nicht gegen eine verantwortungsvoll gesteuerte Migration, sondern gegen einen Werte-Verlust im Zeichen einer kulturellen Selbstverleugnung richtet. Mit anderen Worten: Es geht hier nicht um eine „Festung Europa“, sondern um den inneren Frieden auf diesem Kontinent. Es wird ein Kulturpluralismus befürwortet, in dessen Rahmen Einheimische und Migranten parallel zur Vielfalt jeweils eigener Werte einen Konsens über eine Leitkultur als Quelle von Werte-Verbindlichkeit anerkennen. Gelingt dies nicht, dann ist der innere Frieden in Gefahr. Ohne einen solchen Werte-Konsens sollte man sich in Europa auf ethnische Konflikte zwischen dem Werte-Neoabsolutismus der Zuwanderer aus vormodernen Kulturen und dem Werte-Relativismus der Aufnahmeländer einstellen. Aus der amerikanischen Diskussion über die Gefahren des „Disuniting of America“, vor allem der Ethnisierung sozialer Konflikte -und noch von vielem mehr -, könnten Europäer von den negativen Erfahrungen Amerikas lernen. Etwa ab welcher Quantität die Probleme der Zuwanderer zu einem -dann nicht mehr lösbaren -Problem von Staat und Gesellschaft werden.

Worum geht es?

Die europäische Expansion, die noch bis in unser Jahrhundert reichte, war nicht nur ein politischer und ökonomischer Prozeß; sie war auch in dem Sinne missionarisch, als sie von dem Glauben an die universelle Geltung der Weltanschauung der expandierenden europäisch-westlichen Zivilisation begleitet war Entsprechend steuerte diese Expansion auf eine weltweite Verwestlichung hin Mit anderen Worten: Der Universalismus war eines der Gesichter der westlichen europäischen Expansion. Die Europäer -bis auf einige Kultur-romantiker -haben bisher eher eine Geringschätzung für andere Zivilisationen gepflegt; sie wollen nicht gelten lassen, daß andere Zivilisationen ihre eigenen Weltanschauungen haben -z. B. in bezug auf Staat, Recht, Religion, Krieg und Frieden sowie auf die Bestimmung des Wissens

Von Europa ging also eine globale Standardisierung des europäischen Zivilisationsprozesses aus In unserer Gegenwart beginnt sich diese Europäisierung der Welt umzukehren; sie wird von einer Entwestlichung der Welt abgelöst Dem liegt folgender Prozeß zugrunde: Im Übergang zum dritten Jahrtausend befindet sich die westliche Zivilisation nach fünf Jahrhunderten europäischer Expansion in einer Krise, von der auch der Glaube an die universelle Geltung der westlichen Weltanschauung betroffen ist. Dies ist der globalhistorische Hintergrund der umfassenden Werte-Krise unserer Gegenwart, die alle westlichen Gesellschaften besonders hart trifft.

Die Problematik der Gefährdung der Werte im vereinten Deutschland ist Teil des beschriebenen gesamtwestlichen Phänomens. Eine Selbsthinterfragung in dieser krisenhaften Situation ist und könnte rational erfolgen, sie kann aber auch selbstzerstörerische Züge annehmen. Letzteres geschieht in Deutschland mit seiner spezifisch deutschen Spielart der westlichen Werte-Unsicherheit. Der große deutsche Denker Helmuth Pless-ner, der 1933 seine Heimat freiwillig verließ und, die Freiheit suchend, in die Emigration ging, hat in seinem überragenden Werk diese deutsche Eigenart als die der „verspäteten Nation“ beschrieben. Er befaßt sich in einem anderen Essay mit dem Vorwurf, „wir Deutschen verstünden in Dingen des öffentlichen Lebens kein rechtes Maß zu finden und verfielen immer wieder dem Zauber extremer . . . Vergötterung oder . . . Verneinung“

Plessners Erklärung für diese spezifisch deutsche gesinnungsethische Weitsicht ist der Hang der Deutschen zur Weltfrömmigkeit. Als Fremder unter den Deutschen kann ich dies nur bestätigen. Bezogen Westen allgemein auf das im verbreitete Phänomen der Werte-Krise ist die deutsche durch die von Plessner beschriebene „weltfromme“ Neigung der Deutschen zum Extremen gekennzeichnet: Nicht nur eine kritische Selbsthinterfragung, sondern auch Selbstverleugnung, ja sogar Selbst-haß kennzeichnet den deutschen Umgang mit der Werte-Krise. Dies mündet in eine pauschale Verdammung der Werte der eigenen Kultur und Geschichte sowie der eigenen nationalen Existenz. Widersprüchlich -aber wahr -ist, daß der deutsche Nationalismus, zumindest aber der historisch bekannte „deutsche Sonderweg“, dieses Mal mit entgegengesetzten politischen Vorzeichen, unter dieser Decke schwelt -eine eigenartige deutsche Nationalarroganz. Als ein seit 34 Jahren in Deutschland lebender muslimisch-arabischer Migrant komme ich mit meinen langjährigen Erfahrungen zu diesem Urteil und kann Plessners Worte nur unterstreichen

Eine Werte-Krise gibt es aber auch in nichtwestlichen Zivilisationen. Dort ist nicht Selbsthinterfragung, sondern der religiöse Fundamentalismus die Antwort In diesem Essay will ich die globale Werte-Diskussion allgemein aufnehmen, mich hierbei jedoch auf die westlichen Gesellschaften konzentrieren.

Europäer könnten ihre Illusionen über die universelle Geltung der eigenen Werte dadurch korrigieren, daß sie den grenzenlosen Universalismus limitieren und auf einen Kernbereich -vor allem den der Demokratie und der Menschenrechte -einschränken. Im Westen wird jedoch unter den Bedingungen der Massenmigration der Ideologie des Multikulturalismus das Wort geredet. Daraus folgt, daß alle Werte nicht nur global, sondern auch im eigenen Haus, d. h. in den westlichen Gesellschaften selbst relativiert werden. Hierbei werden kulturelle Vielfalt und das Nebeneinander von Kulturghettos in sträflicher Weise verwechselt.

Kulturpluralismus und Multikulturalismus sind jedoch zweierlei. Es stellt sich hier die prinzipielle Frage, ob eine Gesellschaft ohne eine Werte-Orientierung bestehen kann. Der Kulturrelativismus von „Multi-Kulti" lehnt eine Leitkultur ab und läßt somit einen für alle verbindlichen Werte-Konsens nicht zu. Die Folge ist Werte-Beliebigkeit.

Vom Kulturpluralismus und dem ihm entgegengesetzten „Multi-Kulti" -Kommunitarismus

Das Herkunftsland der multikulturalistischen Ideologie sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Nordamerika ist ein Einwanderungskontinent, dennoch sind die USA noch keine multi-kulturelle Gesellschaft. Bisher hat die US-amerikanische, sich aus Migranten zusammensetzende Gesellschaft Menschen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft nicht nur eine Heimat, sondern auch eine gemeinsame, d. h. eine amerikanische Identität gewährt. Dadurch ist Amerika eine kulturpluralistische, aber -wie soeben argumentiert -keine multikulturelle Gesellschaft in dem hierzulande verbreiteten Sinne. Ganz im Gegenteil: Der Multikulturalismus wird als Bedrohung des amerikanischen Gemeinwesens empfunden, weil zu seinen Konsequenzen „The Disuniting of America“ gehört.

Wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Zivilisationen und Religionen in einem durch eine verbindliche Werte-Orientierung gekennzeichneten Gemeinwesen Zusammenleben, dann können wir nicht von einer „multikulturellen Gesellschaft“ sprechen, weil Werte gerade in einem solchen Gemeinwesen weder beliebig noch relativ, sondern verbindlich sind. Mit anderen Worten: Die Kritik an der multikulturellen Gesellschaft ist nicht -wie oft bewußt, d. h. in ideologisch verfemender Weise mißverstanden wird -ein Plädoyer für eine ethnisch homogene Gesellschaft. Als ein deutscher Wahlbürger semitisch-arabischer Herkunft finde ich nichts unsympathischer, ja für mich bedrohlicher, als die Vorstellung einer ethnisch völlig homogenen deutschen Gesellschaft.

Die hier formulierte Kritik geht also weder von einer prinzipiellen Ablehnung der Migration aus, noch schließt sie das Modell des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Zivilisationen aus. Die Kritik richtet sich vielmehr gegen die Relativierung der Werte und die Aufgabe einer Leitkultur. Werte-Beliebigkeit ist letztlich eine auf Geringschätzung und Gleichmacherei der Kulturen basierende Gesinnung, die übersieht, daß in einem Gemeinwesen eine dominierende Kultur konsensuell die Voraussetzung für den inneren Frieden darstellt.Von manchem „Multi-Kulti" -Vordenker wird das arabo-islamische Spanien als ein nachahmenswertes Beispiel für eine multikulturelle Gesellschaft angeführt. Bei der Suche nach einer Antwort auf die Frage, „ob eine heterogene Bürgergesellschaft ohne definitive Hegemonie eines einzigen kulturellen Vorbilds auskommt“ greift auch Claus Leggewie auf das „Alhambra-Modell“ des islamischen Spanien zurück, um seine multikulturellen Argumente zu untermauern. Er vermittelt damit dem , unwissenden'deutschen Leser den Eindruck, im islamischen Spanien des Mittelalters hätte das „Multi-Kulti“ -Modell funktioniert und es sei daher nun auch in Deutschland anzustreben. Leider ist ein derart . unbefangener'Umgang mit der Geschichte anderer Kulturkreise und ihren jeweils besonderen, kaum übertragbaren Traditionen typisch für diesen publizistisch sehr aktiven Personenkreis

Die Tatsachen sagen jedoch etwas anderes: In dem sogenannten „Alhambra-Modell“ gab es auf eine höchst verbindliche Weise eine Leitkultur -die islamischen Werte -vielleicht allzuviel davon! Zwar läßt der Islam kulturelle Vielfalt zu, schreibt aber zugleich absolut verbindliche Werte vor. In diesem Sinne war das arabische Spanien kulturell vielfältig; es herrschte dort jedoch eine aus der islamischen Zivilisation stammende Werte-Verbindlichkeit. Darin besteht gerade ihr Vorbild und ihre kulturelle Wirkung. Daher kann das Beispiel Spanien gegen jene, die es als Vorläufer der multi-kulturellen Gesellschaft sehen, vielmehr als Gegenbeweis gebracht werden: Nur im Rahmen einer Werte-Verbindlichkeit kann ein Gemeinwesen -zumal ein pluralistisches -den inneren Frieden aufrechterhalten. Und dieser innere Frieden reicht von der Kultur über den Gemeinsinn und das Funktionieren demokratischer Institutionen bis hin zur Verhinderung brutaler Gewalt.

Für unsere Gegenwart ist Nordamerika der wichtigste reale Bezugspunkt zu dieser Thematik. Vor der Verbreitung der Ideologie des Multikulturalismus und dessen Betonung ethnischer Wir-Kollektividentitäten besaß die US-amerikanische Gesellschaft ihren relativen inneren Frieden. Auch wenn es in Großstädten wie New York oder Boston ethnisch separat bewohnte Stadtteile immer gegeben hat, galt jeder Amerikaner bisher -unabhängig davon, welche Hautfarbe, Sprache oder Religion er/sie hatte -eben als „American“, der sich zu den verbindlichen Werten des amerikanischen Gemeinwesens bekannte. Mit der Ausbreitung der multikulturellen Ideologie und ihren Begleiterscheinungen der Werte-Beliebigkeit oder gar des Werte-Verlusts ist der bisherige Bürgerkonsens gefährdet: Neue Zuwanderer pflegen ihre ethnische Herkunft als Abgrenzung und konstruieren hierbei Kollektividentitäten, die an die Stelle des „American Citizen“ als Individuum treten. Im Falle dieser konstruierten „WirGruppen“ -Identitäten handelt es sich um Bezüge auf „invented traditions“ und „imagined communities“ So hat das reale Afrika mit dem Afrika-bild der „Afro-American“ wenig zu tun; ebenso ist der Islam der kommunitaristischen Bewegung „Nation of Islam-'von Louis Farrakhan eine Identität, in der die authentischen Muslime ihre Religion kaum wiedererkennen

Die erste zentrale These dieses Essays lautet, daß zum Wesen der Ideologie des Multikulturalismus der Kulturrelativismus gehört Demnach sind die Werte einer jeden Kultur -sei es die der Migranten aufnehmenden Gesellschaften oder die der Zuwanderer -relativ. Das Bestehen auf einer Leitkultur, aus der die verbindlichen Werte herrühren, sowie die Forderung nach einer Integration der Zuwanderer -bei Aufrechterhaltung der kulturellen Vielfalt, denn Integration ist nicht mit Assimilation gleichzusetzen -werden von Kulturrelativisten als „Rassismus“ verfemt. Damit wird der Rassismus-Begriff seines barbarischen Inhalts (jeder Rassismus ist Ausdruck der Barbarei) entleert und lediglich als polemisches Schlagwort -mit der Funktion der Beschimpfung Andersdenkender -verwendet. Ein Beispiel hierfür: Die Verfemung sozialdemokratischer Politiker wie Scharping und Lafontaine als „Rassisten“ durch den Grünen Jürgen Trittin ist nur ein besonders deutliches Spiegelbild für die gegenwärtige »politische Kultur'des Debattierens wie für den Verlust von Wertmaßstäben und Realitätssinn in unserer Republik. Dem „Rassismus“ -Vorwurf gegenüber dem Politiker Lafontaine liegt im übrigen nichts weiter als dessen Forderung zugrunde, die „Einwanderung rational zu steuern“ Sich in dieser Form gegen eine in jeder Hinsicht dringende Notwendigkeit zu äußern ist nicht nur polemisch, sondern auch verantwortungslos

Die zweite zentrale These dieses Essays lautet, daß der Kulturrelativismus der Multikulturalisten -bewußt oder ungewollt -in die Bejahung eines kommunitaristischen Neoabsolutismus der Zu-wanderer aus vormodernen Kulturen mündet. Der Kommunitarismus ist ein Ausdruck für das Nebeneinander von communities, als Parallel-Gesellschaften, die ohne eine Leitkultur nach ihren eigenen Normen und kulturellen Werten leben. Bei den Zuwanderer-Kulturen aus dem Mittelmeerraum und Afrika handelt es sich um vormoderne Kulturen.

Am Beispiel des Bestrebens einer Minderheit innerhalb der islamischen Gemeinde in Großbritannien, ein islamisches, nach der Schari'a-Vorstellung geformtes Ghetto zu bilden, kann exemplarisch gezeigt werden, wohin derartige Kollektivvorstellungen des Kommunitarismus bzw. sich nur noch ethnisch definierender Zuwanderergruppen führen Wenn Polemiker die begründete Kritik bzw. Abweisung vormoderner Werte zugunsten einer an einer demokratischen politischen Kultur orientierten Werte-Verbindlichkeit als „Rassismus“ diffamieren, dann muß wohl auch die kompromißlose Verteidigung der Demokratie gegen totalitäre Anschauungen als „Rassismus“ gelten. Die Demokratie richtet sich dann gegen sich selbst Die Folge ist, daß ein barbarischer Nazi-Verbrecher, der ja ein wahrer Rassist ist, mit einem Demokraten, der liberale Werte gegen totalitäre Weltanschauungen verteidigt, gleichgesetzt wird; der Demokrat wird mit dem modischen Begriff „Kulturrassist“ verfemt. Auf die Gefahr einer solchen Verkehrung von Werten in ihr Gegenteil wies der verstorbene jüdische Migrant Ernest Gellner in einer Diskussion mit dem Kulturrelativisten Clifford Geertz im Mai 1994 in Amsterdam hin. Wenn keine verbindlichen, allgemeingültigen Werte mehr zugelassen würden, wenn das Prinzip „anything goes“ absolut gesetzt werde -auf welcher moralischen Grundlage könne man dann noch, so fragte Gellner, die Nazi-Verbrechen verurteilen?

Die westliche Zivilisation bestimmt den Menschen auf der Basis der kulturellen Moderne als ein Individuum und definiert ihn politisch als Citoyen/Citizen, der in einer demokratisch aufgebauten Zivil-gesellschaft agiert. Islamische Fundamentalisten, die innerhalb der islamischen Zuwanderer-Gemeinde eine Minderheit bilden, lehnen diese Werte ab und fordern mit dem instrumentellen Rückgriff auf die Norm der Toleranz, eine kommunitäre Organisation der Muslime zu bilden sie meinen diesen Anspruch jedoch selber keineswegs relativistisch. Die für sich selbst beanspruchte und notfalls juristisch durchgesetzte Toleranz der pluralistischen Demokratie wird den anderen -auch denjenigen in den eigenen Reihen -von ihnen allerdings verweigert.

Ich möchte die daraus entstehenden Folgen am Beispiel Großbritanniens kurz illustrieren: In Großbritannien leben Vertreter aller islamischfundamentalistischen Bewegungen als Asylanten und dirigieren von dort aus ihre als „Islamische Internationale“ bekannten Untergrundaktivitäten. Mit Recht haben sich islamische Staatschefs auf dem Anti-Terrorgipfel in Scharm al-Scheikh vom März 1996 über westliche Politiker empört und sich ihrer Bestrebung widersetzt, den Begriff „islamischer Terrorismus“ in das Schluß-Kommunique einzufügen. Der ägyptische Präsident Mubarak wurde von allen islamischen Politikern unterstützt, als er die Verbindung von Islam und Terrorismus zurückwies und auf die „europäische Toleranz“ gegenüber Terroristen hinwies, die sich die Maske des Islam überziehen, um beispiels-weise in Großbritannien im Schutz der freiheitlichen Demokratie und sympathisierender europäischer „Menschenrechtsgruppen“ unbehelligt ihre Aktivitäten zu entfalten. Das führende arabische Nachrichtenmagazin al-Wasat (Ausgabe Nr. 223 vom 6. Mai 1996 und Nr. 241 vom 9. September 1996) hat enthüllt, daß „die Köpfe der arabischen Afghanen“ (Terroristen) vom europäischen Exil aus -z. T. legal -agieren. Islamische Staatsmänner haben mit Recht argumentiert: Europäer sollten den Terrorismus im eigenen Hause bekämpfen, ehe sie vom „islamischen Terrorismus“ sprechen! Liberale Muslime berufen sich auf ihre -islamischen -Wertvorstellungen, wenn sie einen islamisch verkleideten Terrorismus als unislamisch verurteilen. Ich habe in einem FAZ-Essay argumentiert: „Der islamische Terrorismus ist kein Dschihad“ Europäer scheinen ihre Wertevorstellungen bereitwillig aufzugeben, wenn sie im Namen der Demokratie, des Werte-Pluralismus und des Kampfes gegen eine angebliche Fremden-feindlichkeit antidemokratische Kräfte tolerieren.

Multikultur als Ersatz für fehlende Werte und die Krise der Demokratie

Sind liberale Demokratie und Werte-Beliebigkeit vereinbar? Ich glaube: nein. Denn Demokratie, Toleranz und individuelle Menschenrechte sind Werte einer politischen Kultur, deren Geltung nur gesichert sein kann, wenn sie allgemein als verbindlich akzeptiert werden. Wie bisher argumentiert, ist es Mode geworden, diese Werte im Namen der Öffnung gegenüber anderen Kulturen zu relativieren; d. h. ihre Verbindlichkeit aufzugeben. Das Fremdwort hierfür heißt: Kulturrelativismus; sein Inhalt bedeutet die absolute Geltung der Ansicht, daß die Werte jeder Kultur relativ seien und somit keine allgemeine Verbindlichkeit beanspruchen können. Diese Relativierung der Werte resultiert in dem Verlust ihrer verbindlichen Geltung, und das heißt letztlich, in fehlenden Werten. Aus diesem Grunde sehe ich die Demokratie in einer „Multi-Kulti“ -Werte-Beliebigkeit gefährdet.

Im Zeitalter der Migration bleibt die Geltung der beschriebenen kulturrelativistischen Geisteshaltung nicht mehr auf den globalen Rahmen, d. h. hier auf Kulturen jenseits der eigenen Grenzen, beschränkt; sie erweitert sich auch und vor allem auf westliche Gesellschaften selbst. Die Stadt Frankfurt beispielsweise ist in diesem Rahmen zum Spiegelbild der UNO geworden, weil 30 Prozent der Stadtbewohner mittlerweile aus 165 verschiedenen Nationen kommen. Es ist bemerkenswert, hier auf die Tatsache hinzuweisen, daß in der Frankfurter „Multi-Kulti“ -Kultur noch nicht einmal die islamische Gemeinde ihre Einheit bewahrt. In Frankfurt ist der Islam ethnisch-sektiererisch fragmentiert, und das spiegelt sich in der Struktur der vorhandenen Moscheen wider; jeder Muslim betet in der Moschee seiner ethnischen Gemeinde. Der Islam kennt aber keine Ethnizität. Eine Moschee ist -im Gegensatz zur christlichen Kirche -ein Gebetshaus für alle Muslime, gleich welcher Religionsrichtung und welcher Ethnizität sie angehören. Das gilt aber leider nicht für das multikulturelle Frankfurt.

Wie können Menschen, die einer großen ethnischen und kulturellen Vielfalt entstammen, zusammen mit der ursprünglichen Bevölkerung in Frieden leben, ohne daß verbindliche Werte zur Regulierung dieses Zusammenlebens anerkannt werden? Mit „Werten“ meine ich nicht „Gesetze“; vielmehr beziehe ich mich auf die ethische Weit-sicht, die die Menschen jeweils als verbindliche Orientierung für ihr Leben anerkennen. In unserer Zeit haben ideologisch orientierte Vertreter der 68er-Generation nach dem Scheitern des „sozialistischen Projekts“ ihre einstigen utopischen Ziele einer klassenlosen Gesellschaft durch die Utopie der multikulturellen Gesellschaft ausgetauscht. Das ist die Fortsetzung ihres Kampfes gegen die westlichen Werte. Um es noch einmal zu betonen: Der Vorbehalt gegen Multikulturalität bezieht sich nicht auf die Vielfalt, sondern auf das Fehlen eines verbindlichen Werte-Konsenses. Eine Gesellschaft kann kulturell vielfältig sein und dennoch eine Werte-Orientierung haben. Das ist aber kein Multikulturalismus.

Ich möchte dies am bereits angesprochenen Beispiel des islamischen Spanien illustrieren und den Rassismus-Vorwurf aufnehmen: Im mittelalterlichen arabischen Spanien, das die deutschen „Multi-Kulti“ -Ideologen ohne tiefergehende Kenntnisse gern als beispielhafte multikulturelle Gesellschaft für die heutige Moderne anführen, galt in Wirklichkeit -wie erwähnt -der Islam als verbindliche Werte-Quelle. Dennoch waren Muslime, die diese verbindliche Werte-Orientierung und ihre Geltung durchsetzten, bekanntermaßen keine Rassisten. Warum wird dann die vergleichbare Auffassung, daß in westlichen Gesellschaftendie Werte der westlichen Zivilisation -wie etwa die islamischen Werte in der islamischen Zivilisation -gelten sollten, als Rassismus verfemt? „Multi-Kulti" ist kein Wert für sich, sondern ist der schlichte Tatbestand, daß Menschen aus verschiedenen Kulturen ohne Werte-Konsens Zusammenleben. Multikultur wird als Ersatz für Werte angeboten. Wie kann aber ein Gemeinwesen in Frieden zusammenleben ohne für alle gleichermaßen verbindliche Werte?

Wenn einige westliche Intellektuelle und „weltfromme Protestanten“ (Helmuth Plessner) sich selbst kulturrelativistisch verleugnen, dann heißt das noch nicht, daß Menschen aus anderen Ländern ähnlich verfahren. Ich möchte dies an einem Ereignis illustrieren, das ich in diesem Jahr in Gießen erlebte. Im Rahmen des Collegium Gissenum über Toleranz wurde von mir -als einem aufgeklärten Muslim -eine Vorlesung über Islam und Toleranz gehalten. Der Vortragende wollte zeigen, daß eine Synthese zwischen Islam und Toleranz im Sinne einer Freiheit, die auch für den Andersdenkenden gilt, möglich ist. Diese kann sowohl unter Bezugnahme auf die traditionelle islamische Lehre als auch durch Anleihen bei der europäischen Aufklärung eine Legitimation finden. Eine Minderheit dort anwesender islamischer Fundamentalisten bewies durch ihr Verhalten jedoch genau das Gegenteil, ohne daß die Mehrheit der deutschen Zuhörer dieses intolerante Verhalten beanstandet hätte. Nach islamischer Norm kann ein Muslim das Abendgebet jederzeit zwischen Sonnenuntergang und -aufgang verrichten. Im Namen der Toleranz wurde jedoch willkürlich verlangt, daß die Veranstaltung des Collegium Gissenum unterbrochen werde, damit die Minderheit der dort anwesenden Fundamentalisten zum Abendgebet gehen könne; die Mehrheit sollte also bis zum Ende des Gebets warten und erst dann mit der Veranstaltung fortfahren. Dieser Wunsch ist durch keine Vorschrift der islamischen Religion zu begründen. Die Abweisung eines solchen Wunsches mit dem Hinweis, für das Collegium Gissenum gälten die Werte einer säkularen Institution, wurde als Intoleranz und Rassismus verfemt.

Nach dem Vortrag gab es keine Gelegenheit zu einer fruchtbaren Diskussion; statt dessen wurden fundamentalistische Proklamationen verlesen -wiederum ohne Beanstandung durch die anwesende Mehrheit der Zuhörer. Lediglich ein die Diskussion leitender, für seine Liberalität bekannter Philosophieprofessor (der ehemalige Assistent Adornos, Prof. W. Becker) wagte zu sagen, daß es für die Führung einer akademischen Diskussion Werte und Normen gebe, und verlangte, daß dieselben eingehalten werden. Er wurde daraufhin mit dem Argument mundtot gemacht, daß sein Verhalten „ausländerfeindlich“ sei, woraufhin er es vorzog, zu schweigen.

Um nicht mißverstanden zu werden: Diese aggressiv demonstrierte Intoleranz einer Minderheit gegenüber der Mehrheit hat nichts mit der Religion des Islam, wohl aber mit der Ideologie des Fundamentalismus zu tun. Islam und Fundamentalismus sind zweierlei. Viele Deutsche wissen hier nicht zwischen beiden zu unterscheiden. Die folgenschwere Konsequenz ist, daß die Fundamentalisten im Namen der Toleranz gegenüber anderen Religionen toleriert werden. Die Kritik an Europäern von liberalen Muslimen wird dagegen überhört. Die beschriebene Erfahrung aus Gießen lehrt: In einer Multikultur gibt es keine verbindlichen Werte mehr, noch nicht einmal Spielregeln für Debatten und Diskussionen, und erst recht keine Orientierung für die Abweisung von Intoleranz.

Von kulturellen Unterschieden

In unserer Welt gibt es Tausende von Lokalkulturen, die sich zu Zivilisationen gruppieren. Jede Zivilisation hat ihre eigenen Anschauungen. Die Heterogenität der Zivilisationen spiegelt sich vor allem im weltanschaulichen Bereich wider. Menschen aus unterschiedlichen Zivilisationen hatten immer unterschiedliche Weltsichten. Das ist kein Novum; neu ist, daß diese Menschen durch Globalisierung und Massenzuwanderung näher zusammenrücken und unter dem Zwang stehen. Formen für ein friedliches Zusammenleben zu finden, wenn sie nicht gegeneinander kämpfen wollen.

Wer unter diesen Bedingungen in den Aufnahme-bzw. Einwanderungsgesellschaften seine eigenen Werte im Namen einer falsch verstandenen Toleranz „politisch korrekt“ verleugnet, übersieht zumeist, daß die Hinzukommenden dies nicht tun. Das Ergebnis ist dann ein sich verhängnisvoll auswirkendes Konglomerat von Kulturrelativismus, Wertelosigkeit und Neo-Absolutismus der Werte vormoderner Kulturen. Der fremde Absolutist oder Fundamentalist ist hierbei der Gewinner, der heimische wertelose Relativist der Verlierer.

Gegenüber dem problematischen Zusammenspiel von Kulturrelativismus und Kulturabsolutismusbietet sich eine „Politik der Vernunft“ der nüchternen Realitätssicht an. Diese Schlußfolgerung möchte ich am Beispiel der erwähnten Diskussion in der Erasmus Foundation in Amsterdam illustrieren. Hier hatte die italienische Multikulturalismus-Feministin Rosi Braidotti die Ansicht vertreten, daß ein „Bündnis zwischen dem Feminismus und dem politischen Islam auf dem Boden einer multikulturellen Gesellschaft“ zur Beendigung der „Vorherrschaft der Werte des weißen Mannes“ beitragen könne. Der inzwischen vestorbene Kulturanthropologe und Islam-Kenner Ernest Gellner entgegnete Frau Braidotti ironisch, er sei neugierig, von ihr zu erfahren, wie ein Bündnis zwischen europäischen Feministinnen und islamischen Fundamentalisten -die bekanntermaßen extrem patriarchalisch und autoritär orientiert seien -denn funktionieren könne. Die multikulturell orientierte Feministin konnte daraufhin nur die von ihr vertretene ideologische Überzeugung einer Synthese von Feminismus und Multikulturalismus als ihr festes Repertoire wiederholen; diese Vision werde die Menschheit von der „Vorherrschaft des weißen Mannes“ befreien. Die „richtige“ Gesinnung, die ideologische Überzeugung, nimmt einmal mehr den Platz der rationalen Analyse, der politischen Vernunft, ein. Der ohne genaue Kenntnis seiner Argumente von seinen Gegnern häufig kritisierte Harvard-Gelehrte Samuel P. Huntington hat in einer Replik auf seine Kritiker in bezug auf die USA gefragt: „... sollte Amerika eine wahrhaft multikulturelle Gesellschaft ... werden, kann Amerika dann als eine liberale Demokratie überleben?“

Werte-Verbindlichkeit zu bejahen entspricht einer demokratischen Integration, die nicht gleichzusetzen ist mit Assimilation, wie häufig unterstellt wird. Warum aber verwechseln deutsche Gesinnungsethiker demokratische Integration als Werte-Bejahung mit kultureller Assimilation als Aufgabe der eigenen kulturellen Identität? Noch einmal: Demokratische Integration und kulturelle Assimilation sind zweierlei, ebenso wie auch kulturelle Vielfalt und Multikultur zweierlei sind. Es geht um die Anerkennung einer Leitkultur als Quelle einer verbindlichen Werte-Orientierung, eines friedlichen Miteinanders und eines demokratischen, pluralistischen Interessenausgleichs.

Fehlender Werte-Konsens über Rechte und Pflichten führt zur ethnischen Aufsplitterung, zur Ethnisierung sozialer Konflikte

Im Verlaufe meiner Skizzierung der Problematik habe ich auf die in den USA zunehmende Befürchtung eines „Disuniting of America“ als Folge des Werte-Verlusts bzw.des Verlusts eines Werte-Konsenses hingewiesen. Alle Nordamerikaner sind faktisch Zuwanderer; sie verbindet nur der Konsens über die Bestimmung des „American Citizen“ sowie seiner Rechte und Pflichten. Das verbindende Element ist also der Werte-Konsens und nicht die Ethnizität. Geht dieser Konsens durch eine zunehmende ethnische Selbstbestimmung, vor allem der Neu-Zuwanderer, verloren, dann ist das gesamte „amerikanische Modell“ gefährdet. Besorgte Amerikaner sprechen deshalb von einer aus der Ethnisierung erwachsenden Gefahr der „Libanisierung Amerikas“

Ich möchte zwar meinen Blick in diesem vorletzten Abschnitt auf Europa richten und als ein kommunitaristisches Beispiel das „islamische Parlament“ in Großbritannien anführen Dennoch möchte ich meine diesbezüglichen Ausführungen mit einem Rückgriff auf das amerikanische Modell beginnen. Wohl wissend, daß Ethnizität in Amerika für alle Amerikaner (alle sind bzw. waren ja Migranten) gilt, bedeutet dort der Werte-Konsens-Verlust einen folgenreichen Prozeß des „Disuniting of America“. In Europa bezieht sich die Gefahr jedoch auf die Konfrontation von einheimischer Bevölkerung und Zuwanderern mit beängstigenden Folgen von Ausländerfeindlichkeit und Ghettoisierung. Wohlbemerkt -beide bedingen einander wechselseitig.

Ich beginne mit dem Amerikaner Louis Wollcott, der seine Kündigung des Werte-Konsenses über den „American Citizen“ durch seinen Übertritt zum Islam und die Änderung seines Namens in Abdul Haleem Farrakhan vorgenommen hat. Die von ihm gegründete Bewegung „Nation of Islam“ verfolgt -wie Gilles Kepel in einer bemerkenswerten Studie über den Diaspora-Islam gezeigt hat -nicht nur das Ziel, die Afro-Amerikaner politisch zu ghettoisieren, sondern darüber hinaus einen Separatismus. Die willkürliche Islam-Deutung von Farrakhan ist rassistisch und antisemitisch; die Religion des Islam dagegen ist für alle Menschen bestimmt und keine „exklusiv-schwarze“, geschweige denn eine messianische Religion. Nach dem Historiker Bernard Lewis gelangte die jüdische Kultur in einer „Symbiose mit dem Islam“ zu ihrer höchsten Blüte.

Der Islam Farrakhans hat mit der Religion des Islam nichts zu tun, vielmehr ist er eine Erscheinung der amerikanischen Gesellschaft und hängt mit der „Infragestellung ... (der) Werte, in deren Namen sich eine Hierarchie der Rechte und Pflichten bildet“ zusammen. Dies folgt aus der „zunehmenden Aufsplitterung der amerikanischen Gesellschaft je nach Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen . .., die seitdem ihre Ansprüche geltend machen“ Mit anderen Worten: Hier geht es nicht um die Aufnahme einer weiteren Religion, des Islam, in ein funktionierendes Gemeinwesen, sondern um die Gefährdung des bestehenden Werte-Konsenses, um die Ethnisierung sozialer Konflikte im Interesse bestimmter militanter Gruppen

Ein Ausweg aus der multikulturellen Sackgasse?

Ich möchte meinen Versuch, diese Frage zu beantworten, mit einem konkreten Beispiel aus Westafrika einleiten. Oft sagen Deutsche -um weitläufig zu erscheinen -, man müsse über den Tellerrand schauen; man sollte dies jedoch nicht nur beteuern, sondern auch faktisch tun. Während eines Studienaufenthaltes im westafrikanischen Senegal freundete ich mich in Dakar mit einem „afro-amerikanischen“ Paar an, das mit großem Enthusiasmus seinen „Mutterkontinent“ besuchte und sich deshalb bewußt als „afro-amerikanisch“ verstand. Ich hatte das Privileg, die Lernprozesse der beiden „Afro-Amerikaner“ Stufe um Stufe zu beobachten. Senegal ist ein vorwiegend islamisches Land (85 Prozent Muslime), dessen Bevölkerung ethnisch in 13 Stämme unterteilt ist; die größten darunter sind die Wolof und die Tukolor. Die beiden „Afro-Amerikaner“, die sich auf der Basis ihrer „Hautfarbe“ mit Afrika identifizierten, wurden von den Einheimischen jedoch auf allen Ebenen auffällig als „Fremde“ behandelt, weil sie keiner der bestehenden ethnischen Gemeinschaften angehörten.

Diese Identitäten können nicht -wie die Citizenship -durch eine bewußte, freie Entscheidung erworben werden. Man kann einem Gemeinwesen, nicht aber einem Stamm, einer Ethnizität, beitreten; man muß in ihm geboren sein. Und so blieben die beiden Afro-Amerikaner „draußen“; sie verließen Westafrika schließlich nicht nur mit der Erfahrung einer enttäuschenden Abweisung als „Fremde“, sondern auch mit der produktiven, nicht-romantischen Erkenntnis, daß sie Amerikaner sind, darin ihre Identität haben, und daß die USA ihre Heimat ist.

Können die nach Europa -und hier besonders nach Deutschland -zugewanderten Ausländer in ähnlicher Weise Deutsche im Sinne von Bürger/Citoyen werden? Ich glaube, daß dies möglich ist, wenn beide Parteien, Deutsche und Ausländer, dies ehrlich wollen. Die Hindernisse kommen allerdings von zwei extremen Seiten, wie ich selbst erfahren habe: Ghetto-Muslime feinden mich an, weil ich mich integrieren will; deutsche Multikulturalisten grenzen mich aus, weil ich eine andere Meinung habe als sie. Erfolgt ein Umdenken nicht, dann sollte man sich auf grausame Konflikte in absehbarer Zukunft vorbereiten. Das ist keine Panikmache, sondern eine begründete Vorwarnung.

Meine türkischen Freunde, die Soziologen Sencer und Aiyse Ayata, die an der METU-Hochschule in Ankara lehren, sind der Auffassung -die ich mit ihnen teile -, daß die sogenannten „guten Deutschen“, die sich von den „ausländerfeindlichen“ Deutschen durch ihre „Multi-Kulti“ -Forderungen abzuheben glauben, im Grunde noch schlimmere Feinde von uns Fremden sind. Diese türkischen Soziologen sind überzeugt, daß mit Multikulturalismus durchaus auch das Ziel verfolgt werden könnte, die Ausländer draußen zu halten, also nicht zu integrieren. Die Türken, Araber, kurz: „die anderen“ sollen in ihrer Eigenschaft als Fremde verbleiben.

Über diese Auffassung -oder Unterstellung -mag mancher streiten; eine andere läßt sich nicht von der Hand weisen: Es handelt sich um die „guten Deutschen“, die mit ihrer „gutgemeinten“ Gegner-schäft zur Integration offenbar zugleich eine besondere Vorliebe für den sozialen Konflikt haben; es sind vor allem jene deutschen Linken und die ihnen nahestehende Publizistik, die es aus eigener Kraft nicht geschafft haben, ihr demokratisches Gesellschaftssystem zu destabilisieren. Nun sollen wohl die Ausländer -zumal die Hunderttausende von Zuwanderern und „Asylbewerbern“, die trotz anhaltender Massenarbeitslosigkeit, fehlender Wohnungen und leerer Sozialkassen, und damit auch objektiv ohne jede Möglichkeit zur Integration, ins Land gelassen werden -als nach Deutschland importiertes Ersatzproletariat diese Aufgabe übernehmen

Ich möchte diese Beobachtung ebenfalls an einem konkreten Beispiel illustrieren: An einer hessischen Universität wurde kürzlich eine Lehrveranstaltung über Multikulturalismus durchgeführt, bei der die Theorie von Charles Taylor über Anerkennungskämpfe zwischen Einheimischen und Migranten diskutiert wurde Die Dozentin predigte ihren Studenten und Studentinnen, daß hierfür das Muster von „Herr und Knecht“ bei Hegel gelte, das von Frantz Fanon auf die Beziehung von „Colon-Colonis/Kolonisator und Kolonisierten“ übertragen worden sei. Das ist ein vielsagendes Beispiel für die Intention der Multikulturalisten. Der Kenner weiß, für Fanon geht es bei den Anerkennungskämpfen um Leben und Tod, keineswegs um Integration und friedliches Zusammenleben Weil die Werte der eigenen, einheimischen Gesellschaft nicht gelten sollen, wird nicht nur ein Werte-Relativismus, sondern auch der Kampf der Migranten gegen die Einheimischen propagiert. Wohlgemerkt: Das tun Deutsche -nicht wir Ausländer, die die Integration und nicht den Kampf wollen!

Ein anderer Aspekt der Werte-Diskussion in kulturell vielfältigen Gesellschaften mit Migrantenströmen ist der gegenseitige Respekt. Wenn ich mit Deutschen öffentlich spreche und derartige Meinungen höre, die einem pathologischen Selbsthaß entstammen und -direkt oder indirekt -eine Zerstörung der demokratischen Gesellschaft zum Ziel haben, dann frage ich oft: „Wie kann ich Sie respektieren, wenn Sie es selbst nicht tun?“ Eine Antwort darauf erhalte ich zumeist nicht.

Ich möchte auch diese Frage wiederum an einem konkreten, im „Spiegel" veröffentlichten Fall aus Berlin illustrieren: Zwei syrische, in Deutschland geborene minderjährige Mädchen integrieren sich in ihrem Schüler-Milieu, gewinnen deutsche Freunde und werden somit fast einheimisch in Deutschland. Das mißfällt den nichtintegrierten Eltern, die mit Mitteln der Mißhandlung bis zur Entführung dagegen einschreiten. Es kommt zu einer Solidaritätsdemonstration der deutschen und ausländischen Schüler, aber die deutschen Behörden unternehmen nichts. Die Mädchen werden entführt. „Mitarbeiter des Berliner Jugendnotdienstes verweigern ihre Hilfe . .. Die städtischen Jugendbeamten begründen ihre Untätigkeit oft mit der Rücksichtnahme auf fremde Sitten. Einige fürchten gar, als Ausländerfeinde dazustehen, wenn sie sich allzu heftig in die Angelegenheiten ausländischer Familien einmischen.“ Obwohl sie es in bestimmten Fällen nach deutschem Recht tun müßten. So entstehen in Deutschland im Hinblick auf eine überdehnte Toleranz gegenüber Ausländern rechtsfreie Räume -mit außerordentlich problematischen Folgen für das Rechtsbewußtsein in der Gesellschaft wie für die Akzeptanz von Ausländern. Das ist ein anschaulicher Fall für die Verleugnung der eigenen Werte sowie der eigenen demokratischen Staatsordnung, in der Kindesmißhandlung, ja Entführung eigentlich gegen alle gültigen Normen und Werte verstößt -eigentlich insofern, da hier der Werte-Relativismus bereits obsiegt hat. Das ist das häßliche, das gefährliche Gesicht des Multikulturalismus.

Meine Schlußfolgerung ist sehr persönlich: Nach vierunddreißigjähriger Erfahrung in Deutschland und mit Deutschen bin ich als integrierter Ausländer der Auffassung, daß hinter der leider oft verlogen vorgetragenen, verordneten Fremdenliebe kein Wille zur Integration von Fremden besteht. Wie oft bin ich in meiner Eigenschaft als „Fremder“ abgewiesen worden. Das wird manchmal sogar mit sich liberal gebender Belustigung -etwa mit der Bemerkung einer bekannten, altgedienten liberalen Ministerin -geäußert: „Behalten Sie Ihre Identität.“ Meine Rationalität schützt mich davor, dieses auf Unverständnis und die darin enthaltene Ablehnung wie ein islamischer Fundamentalist zu reagieren, der den Haß gegen den Westen predigt und dabei sogar Zuspruch von sich selbst verleugnenden Europäern erhält. Die anderen derart subtil, aber zumeist noch krasser Abgewiesenen halten sich jedoch nicht in gleicher Weise zurück.

Ich jedoch möchte der Auffassung treu bleiben: Meine islamischen Vorfahren haben das Vernunftsdenken Aristoteles’ hoch geschätzt; und eben diese islamischen Rationalisten haben den Aristotelismus als eine auf der Vernunft basierende Werte-Orientierung am Vorabend der Renaissance an Europa weitergegeben Immer, wenn es Brücken zwischen Orient und Okzident gab. basierten deren Fundamente auf einer ge-meinsamen Sittlichkeit und Vernunftorientierung. Wenn es aber einen Krieg der Weltanschauungen -sei es der Dschihad oder ein Kreuzzug -gab, dann lag dem stets ein Werte-Dissens zugrunde. Wollen die Deutschen wirklich ein friedliches Zusammenleben mit Menschen aus anderen Kulturen und Zivilisationen, dann müssen sie einen Werte-Konsens anstreben, dabei aber nicht die eigenen grundlegenden Werte der Demokratie und Aufklärung aufgeben.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Dieser Essay entstand am Harvard’s Center for International Affairs im September 1996 in ständiger Diskussion mit Professor Herbert C. Kelman, Harvard’s Chair for Social Ethics. Kelman mußte 1939 aus Österreich emigrieren. Der Werte-Konsens ist für ihn die Basis jeder friedlichen „conflict resolution Vgl. Wolfgang Reinhard, Geschichte der europäischen Expansion, 4 Bde., Stuttgart 1983-1990.

  2. Vgl. Theodore H. von Laue, The World Revolution of Westernization, New York 1987, S. 27 ff., sowie Grete Klingenstein et al., Die Europäisierung der Erde, Wien 1980.

  3. Zu den weltanschaulichen Differenzen in diesen fünf Bereichen vgl. Bassam Tibi, Krieg der Zivilisationen. Politik und Religion zwischen Vernunft und Fundamentalismus, Hamburg 1995. Für eine Gesamtschau über die Zivilisationen vgl. Fernand Braudel, A History of Civilizations, London 1994.

  4. Vgl. Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation, 2 Bde., Frankfurt/M. 19796, hier Bd. 2, S. 424 ff. Vgl. auch die ausgezeichnete Monographie über Elias’ Werk von Stephen Mennell, Norbert Elias -an Introduction, Oxford 19922.

  5. Zur Entwestlichung vgl. B. Tibi (Anm. 3), S. 23 ff.

  6. Zum Unterschied von Welt-und Globalgeschichte vgl.den Beitrag von Wolf Schäfer, in: Bruce Mazlish/Ralph Buultjens (Hrsg.), Conceptualizing Global History, Boulder/Col. 1993, S. 47-69.

  7. Helmuth Plessner, Diesseits der Utopie, Frankfurt a. M. 1974, S. 9; vgl. auch ders.,. Die verspätete Nation, Frankfurt a. M.. 19742.

  8. Vgl. teilweise autobiographisch Bassam Tibi, Nicht über Bagdad, sondern direkt! Die Schwierigkeit, an der deutschen Universität heimisch zu sein, in: Namo Aziz (Hrsg.), Fremd in einem kalten Land. Ausländer in Deutschland, Freiburg/Br. 1992, S. 121-136.

  9. Vgl. Bassam Tibi, Der religiöse Fundamentalismus im Übergang zum 21. Jahrhundert, Mannheim 1995. Dieses Buch ist aus dem Fundamentalismus-Projekt der American Academy of Arts and Sciences hervorgegangen. Zu diesem Projekt vgl.ders., Die Welt durch Militanz erneuern. Das Fundamentalismus-Projekt der American Academy of Arts and Sciences, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Februar 1996/Geisteswissenschaften, S. N 6.

  10. A'rthur Schlesinger Jr., The Disuniting of America. Reflections on a Multicultural Society, New York 1992.

  11. Claus Leggewie, Alhambra -Der Islam im Westen, Reinbek 1993, S. 10. Vgl. auch ders., Multi-Kulti. Spielregeln für eine Vielvölkerrepublik, Berlin 1990.

  12. In einer Rezension von Susanne Gaschke urteilt die Verf. über den „Multi-Kulti“ -Denker Leggewie, seine Arbeit sei „unoriginell, dafür aber nicht unterhaltsam und vor allem Wischiwaschi“; vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. 5. 1995, S. 15.

  13. Zur Ethnizität der „Wir-Gruppen“ vgl. Daniel P. Moynihan, Pandaemonium. Ethnicity in International Politics, New York 1993; vgl. dazu Bassam Tibi, Gefährliches Wir-Gefühl, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. August 1993, S. 29. Die „Wir-Gruppe“ wird dann zu einer community (vgl. dazu Benedict Anderson, Imagined Communities, London 19912), und zwar mit einer konstruierten Tradition, deren Pflege zum „Grundrecht“ auf Kollektiv-Identität erhoben wird; vgl. Eric Hobsbawm/T. Ranger (Hrsg.), The Invention of Tradition, Cambridge 1983, sowie meine in Anm. 15 zitierte Arbeit, dort Kap. 6.

  14. Der Islam kennt weder Rassen noch Hautfarben, also keinen „Black Islam“; zu diesem vgl. Gilles Kepel, Allah im Westen. Die Demokratie und die islamische Herausforderung, München 1996, S. 71 ff.

  15. Zum „Multi-Kulti“ -Kulturrelativismus vgl. Bassam Tibi, Im Schatten Allahs. Der Islam und die Menschenrechte, München 19962, S. 158-183.

  16. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. 2. 1996 und dazu meinen Leserbrief ebenda vom 7. März 1996, S. 11.

  17. „Einwanderung rational steuern“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. März 1996.

  18. Vgl. hierzu das Interview von Michael Klonowsky mit dem Verf.: „Viele Wes. tler hassen sich selbst“, in: FOCUS, Nr. 37/1996 vom 9. September 1996, S. 64-67, hier S. 65.

  19. Zum kommunitaristischen Islam in Großbritannien vgl. G. Kepel (Anm. 14), S. 121 ff.

  20. Vgl. das Kapitel über den islamischen Fundamentalismus bei Jean-Franois Revel, Democracy against itself, New York 1993, S. 199 ff.

  21. Diese Gellner/Geertz-Debatte, an der der Autor mitgewirkt hat, ist enthalten in: Erasmus Foundation (Hrsg.), The Limits of Pluralism. Neo-Absolutism and Relativism, Amsterdam 1994, S. 163 ff., S. 167 ff.; vgl. dazu auch den Bericht des Verf.: Posthysterisch. Streit über Kulturrelativismus, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22. Juni 1994, S. N 5. Die anti-kulturrelativistische, sich an die Aufklärung haltende Position von Ernest Gellner ist in seinem Buch enthalten: Postmodernism, Reason, and Religion, London 19932, bes. S. 22 ff., und vor allem das Kapitel mit dem ironischen Titel „Relativism über Alles“, S. 40 ff.

  22. Vgl. G. Kepel (Anm. 14), S. 137 ff.

  23. Bassam Tibi, Ist der islamische Terrorismus ein Dschihad?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. März 1995, S. 8-9.

  24. Vgl. Bassam Tibi, Politik der Vernunft. Jenseits von Kulturrelativismus und Neoabsolutismus, in: Universitas, (1996) 3, S. 201-210.

  25. Samuel P. Huntington, If not Civilizations, what?, in: Foreign Affairs, (1993) 5, S. 186-194, hier S. 190.

  26. Der Begriff stammt von Graham Fuller, The Breaking of Nations, in: The National Interest. Nr. 26 (Winter 1991/92), S. 14-21; dazu Bassam Tibi, Wird Amerika libanisiert? Die öffentliche Diskussion über Migration in einem Einwanderungsland, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Mai 1992, S. 12.

  27. Vgl. „Ein muslimisches Parlament in London“, in: Neue Zürcher Zeitung vom 6. Januar 1992; eine Analyse dazu ist in: G. Kepel (Anm. 14), S. 202 f. enthalten.

  28. Bernard Lewis, Die Juden in der islamischen Welt, München 1987; dazu Bassam Tibi, Die Geschichte einer Symbiose, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. Mai 1989, S. 14.

  29. G. Kepel (Anm. 14), S. 90.

  30. Vgl. Bassam Tibi, Lukrative Belästigung. Der Kollaps der multikulturellen Politik in Amerika, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 29. August 1995, S. 29.

  31. Vgl. Bassam Tibi, Kein Ersatzproletariat der deutschen Linken. Zuwanderung von Ausländern den Möglichkeiten anpassen, in: FOCUS, Nr. 22/1996, S. 52.

  32. Vgl. Charles Taylor, und Politik Multikulturalismus die der Anerkennung, Frankfurt a. M. 1992.

  33. Zu dieser Herr-Knecht-Beziehung bei Hegel und Fanon vgl. Bassam Tibi, Fanons Gewalttheorie im Zusammenhang mit seiner Hegel-Rezeption, in: ders., Internationale Politik und Unterentwicklungsländer-Forschung, Frankfurt a. M. 1979, S. 156-162.

  34. Vgl.ders., „Viele Westler hassen sich selbst“, in: FOCUS, Nr. 37/1996, S. 65.

  35. „Wir machen die Hölle durch“, in: Der Spiegel, Nr. 15/1996, S. 62-68.

  36. Zum islamischen Rationalismus des Frühmittelalters vgl. Bassam Tibi, Der wahre Imam. Der Islam von Mohammed bis zur Gegenwart, Teil II, München 1996; zur Vernunfts-Orientierung als eine islamisch-okzidentale Brücke vgl.ders. (Anm. 3), S. 180-183.

Weitere Inhalte

Bassam Tibi, Dr. phil. habil., geb. 1944 in Damaskus; Professor für internationale Beziehungen in Göttingen und Research Affiliate in Harvard; Direktor des Euro-Islamischen Dialog-Forums an der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Mitglied des Fundamentalism Project der American Academy of Arts and Sciences. Veröffentlichungen u. a.: Die Verschwörung. Das Trauma arabischer Politik, Hamburg 1993 (Taschenbuchausgabe 1994); Conflict and war in the Middle East, 1967-1991: regional dynamic and the superpowers, London 1993; Im Schatten Allahs. Der Islam und die Menschenrechte, München 1994; Krieg der Zivilisationen, Hamburg 1995; Der wahre Imam. Der Islam von Mohammed bis zur Gegenwart, München 1996.