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Editorial | Kulturpolitik | bpb.de

Kulturpolitik Editorial Kulturrepublik Deutschland - Essay Kulturpolitik in der Bundesrepublik Kulturelle Teilhabe im Wandel. Menschenrecht, Privileg, Garant für Demokratiefähigkeit Kulturpolitik in ländlichen Räumen. Diverses Akteursfeld, vielfältige Strategien Kaperung und Korrektur. Zum neurechten Kulturkampf mit literarischen Kanones Staatliche Kulturpolitik und Kunstfreiheit Auswärtige Kulturpolitik zwischen Austausch, Wertevermittlung und Einflussnahme

Editorial

Sascha Kneip

/ 2 Minuten zu lesen

Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Was wir im Großen und Kleinen tun, welche Ideen wir diskutieren und artikulieren, welche Dinge wir hervorbringen – all das ist von unserer kulturellen Umgebung beeinflusst und prägt sie zugleich mit. Kultur als „Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften“, wie es in der Erklärung der UNESCO-Weltkulturkonferenz von 1982 heißt, umfasst nicht nur Kunst, Musik und Literatur, sondern auch unsere Art des Zusammenlebens, unsere Wertesysteme, Traditionen und Überzeugungen. Für die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages, die 2007 ihren umfangreichen Abschlussbericht vorlegte, ist sie schlicht das „Fundament, auf dem unsere Gesellschaft steht und auf das sie baut.“

Über die Stabilität dieses Fundaments wird von Zeit zu Zeit leidenschaftlich gestritten. Dabei geht es etwa um Fragen der öffentlichen Finanzierung von Kultur in Zeiten knapper Kassen, um eine mögliche Neuausrichtung der Kulturförderung oder um die Ausgestaltung und Verbesserung kultureller Teilhabe und Bildung. Hitzig wird es meist bei Fragen von Geschichte und Identität: Wie soll mit nationalsozialistischer, sozialistischer und kolonialer Vergangenheit umgegangen werden? Wo liegen die Grenzen der Meinungs- und Kunstfreiheit im Rahmen kultureller Tätigkeiten und Veranstaltungen? Welche Rolle soll der Staat bei der gesellschaftlichen Verhandlung dieser Fragen spielen, und wie autoritativ darf er dabei sein?

Wie auch immer man sich inhaltlich zu den einzelnen Fragen positioniert: Ihre konstruktive Beantwortung ist wichtig für die kulturelle Identität einer demokratischen Gesellschaft. Wenn allenthalben von „Kulturkämpfen“ die Rede ist, sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass das Streiten und Ringen um Haltungen und Handlungen zum Kern der liberalen Demokratie gehört. Die Positionen anderer nicht vorschnell als illegitim zu diskreditieren und die eigene Ansicht gelegentlich zu hinterfragen, ist eine kulturelle Leistung, die pluralistischen Gesellschaften zwar mitunter viel abverlangt, letztlich aber Teil ihrer Stärke ist.