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Editorial | Liberale Weltordnung | bpb.de

Liberale Weltordnung Editorial Liberale Demokratien unter Druck. Geoökonomische, geopolitische und innere Herausforderungen Trump 2.0 und die Abkehr von der Liberalen Internationalen Ordnung Demokratien unter Druck? Weltordnung und Geldordnung. Gegenwart und Zukunft des internationalen Währungssystems Zu einer echt-stabilen Weltordnung - Essay

Editorial

Sascha Kneip

/ 2 Minuten zu lesen

Dass mit der erneuten Amtsübernahme von US-Präsident Donald J. Trump alte Gewissheiten ihre Geltung zu verlieren drohen, zeigt sich besonders eindrücklich an jenem System von Werten, Verfahren und Interessen, das bislang unter dem Begriff „liberale Weltordnung“ bekannt war. Die Hoffnung auf die universelle Geltung demokratischer und rechtsstaatlicher Prinzipien, das Vertrauen in eine regelbasierte, friedliche Konfliktaustragung und der Glaube an die wohlstandsmehrende Kraft freier Handelsbeziehungen weichen mehr und mehr der Erkenntnis, dass unbeschränkte Machtpolitik eine Renaissance erlebt. Die alte Weltordnung scheint aus den Fugen, ohne dass schon etwas Neues an ihre Stelle getreten wäre.

Mitunter gerät über die Regressionserzählung in Vergessenheit, dass diese Weltordnung vor allem eine „westliche“ war. Nicht nur Autokratien, sondern auch viele Demokratien des Globalen Südens kritisieren seit Langem die selektive Anwendung der Regeln, ihre Ausnutzung zum eigenen Vorteil und die doppelten Standards, die „der Westen“ bisweilen für sich in Anspruch nimmt. Dass die Vereinigten Staaten, die über Jahrzehnte wie kein anderer Akteur von diesem maßgeblich von ihnen selbst initiierten und vorangetriebenen System profitiert haben, derzeit dabei sind, diese Ordnung zu zerstören, erscheint wie eine paradoxe Wendung der Geschichte. Manches wird vorerst aber wohl auch bestehen bleiben, etwa die Stellung des US-Dollars als globale Leitwährung.

Wenn die liberale Weltordnung alter Prägung tatsächlich an ihr Ende gelangt sein sollte: Was folgt dann auf sie? Fest steht, dass es auch weiterhin globale Probleme und Herausforderungen geben wird – Pandemien, kriegerische Auseinandersetzungen, Wirtschaftskrisen –, die internationale Zusammenarbeit erfordern. In welcher Formation diese gelingen kann, welche Rolle Europa und der Globale Süden dabei spielen werden und ob eine neue Weltordnung fairer sein wird als die alte, steht in den Sternen. Die in dieser Ausgabe versammelten Texte versuchen einen Ausblick. Sie sind eine Auswahl der Vorträge, die im Februar 2025 bei den 20. Bensberger Gesprächen gehalten wurden.