Propaganda, Desinformation, Falschbehauptung, Fake News, alternative Fakten – viele Schlagworte prägen derzeit die öffentliche Debatte, in der die Grenzen zwischen Information, Manipulation und Meinung ausgelotet werden. Häufig werden sie synonym verwendet, doch im Detail meinen die Begriffe unterschiedliche Phänomene: von gezielter Irreführung über strategische Kommunikationskampagnen bis hin zu polemischer Zuspitzung oder schlichtem Irrtum ohne Täuschungsabsicht. Ihnen allen ist das Unbehagen gemein, das sie auslösen: die vage Ahnung, dass unser Vertrauen in das, was wir als „wahr“ betrachten, ins Wanken geraten könnte.
Manipulation und Einflussnahme sind keine Erfindungen der Gegenwart. So reicht beispielsweise das Konzept der Propaganda mindestens bis zu den Anfängen der Schrift zurück und diente stets der Erlangung, Ausweitung und Sicherung von Macht. Während der Begriff ursprünglich schlicht für die Verbreitung von Ideen stand – etwa in religiösem oder politischem Kontext –, erhielt er im 20. Jahrhundert, insbesondere durch den Nationalsozialismus, eine stark negative Konnotation. Heute bezeichnet man mit ihm gemeinhin die von autoritären Regimen lancierte Kommunikation, die – unter anderem auch durch Desinformation, also bewusste Falschmeldungen – darauf abzielt, die eigene Bevölkerung zu manipulieren oder andere Länder zu schwächen. Die derzeit größte Bedrohung in dieser Hinsicht geht von Russland aus, das mit immer ausgefeilteren technischen Mitteln versucht, liberale Demokratien zu destabilisieren.
Wie kann sich die offene Gesellschaft davor schützen? Die zentrale Herausforderung besteht darin, Wege zu finden, um gezielte Irreführung einzudämmen, ohne die Meinungsfreiheit zu beschneiden und somit den eigenen freiheitlichen Charakter zu gefährden. Da sich das Verbreiten von Unwahrheiten kaum verhindern lässt, bleibt oft nur die Stärkung der individuellen Urteilskraft der Rezipienten. Zugleich besteht die Gefahr, dass kontroverse Äußerungen unter den Generalverdacht der „Desinformation“ und „Propaganda“ gestellt werden. Das wäre nicht nur schädlich für die politische Streitkultur – es könnte auch dazu führen, dass die Begriffe an Aussagekraft verlieren und die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge weiter verschwimmt.