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Hiroshima: Eine Chronik Von der Entdeckung des Uran bis zum Ende des Kalten Krieges

Sebastian Deterding

/ 10 Minuten zu lesen

Hiroshima und Nagasaki wurden zum Sinnbild nuklearen Schreckens. Der Abwurf der Atombomben auf Japan markierte das Ende des Zweiten Weltkriegs - und zugleich den Anfang einer Politik der atomaren Abschreckung. Wie kam es zum Abwurf der Bomben? Welche Folgen hatten er, in Japan und weltweit?

Die japanische Stadt Hiroshima nach dem Abwurf der ersten amerikanischen Atombombe am 6. August 1945. (© akg-images)

Vielleicht nirgends sonst in der Geschichte läßt sich der Anfangspunkt einer Epoche mit derart mathematischer Präzision angeben: 6. August 1945, 8 Uhr 16 Minuten 0 Sekunden Ortszeit, 132 Grad, 27 Minuten, 29 Sekunden Ost, 34 Grad, 23 Minuten, 29 Sekunden Nord, 580 Meter über Bodennull. Von diesem Moment an folgte die weltweite Wahrnehmung Hiroshimas der Fieberkurve des Kalten Krieges. Die Stadt wurde zum Symbol des Atomzeitalters und Abdruck eines möglichen atomaren Weltkrieges. Gemeinsam mit Auschwitz bildete sie einen zentralen Bezugspunkt aller Friedensbewegungen nach 1945.

Doch spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges nimmt das Kriegsende in Europa einen viel prominenteren Platz in der weltweiten Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg ein als Hiroshima und Nagasaki. Die Chronik hält die wichtigsten technischen, kulturellen und politischen Punkte auf dem Weg zum ersten Einsatz einer Atomwaffe gegen Menschen fest und verfolgt seine Nachwirkungen bis heute.

1789
Der Berliner Chemiker Martin Heinrich Klapproth entdeckt das Uran.

1898
Das polnisch-französische Forscherpaar Marie und Pierre Curie findet im Uranerz das Element Radium und prägt den Begriff "radioaktiv".

1902
Der neuseeländische Physiker Ernest Rutherford und sein Kollege Frederick Soddy erkennen in der Radioaktivität eine Form der Elementumwandlung.

1904
Rutherford bemerkt im Zusammenhang seiner Experimente, "ob nicht ein Narr in seinem Laboratorium unversehens damit die ganze Welt in die Luft jagen könnte".

1905
Albert Einstein stellt die Formel E=mc² auf.

24. Juni 1910
Japanische Truppen annektieren Südkorea; am 22. Juli wird Korea dem japanischen Reich eingegliedert.

1914
Inspiriert von Frederick Soddy, veröffentlicht H. G. Wells den Roman "The World Set Free", der einen nuklearen Weltkrieg imaginiert. Ein berühmter Leser ist der am Bau der ersten Atombombe beteiligte Physiker und spätere Pazifist Leo Szilard.

7. Juli 1937
Beginn des japanisch-chinesischen Krieges; Japan besetzt die Mandschurei.

Dezember 1937 bis Februar 1938
"Nanking-Massaker": Beim Strafkommando gegen die chinesische Hauptstadt Nanking töten japanische Soldaten etwa 300.000 Zivilisten. Japans Weigerung, seine Kriegsverbrechen gegen Chinesen und Koreaner im Zweiten Weltkrieg einzugestehen, führen bis in die jüngste Zeit zu diplomatischen Spannungen zwischen den Ländern.

2. September 1938
Max Born bittet Einstein in einem Brief, sich bei Franklin D. Roosevelt für die Entwicklung einer Atombombe als Druckmittel gegen die italienischen und deutschen Faschisten einzusetzen.

18. Dezember 1938
Otto Hahn und Fritz Straßmann gelingt in Berlin-Dahlem die erste Kernspaltung.

2. August 1939
In einem Brief an F. D. Roosevelt bitten die emigrierten Physiker Leo Szilard und Albert Einstein angesichts der möglichen Bedrohung durch die deutsche Atomforschung, ein amerikanisches Forschungsprogramm für Atomwaffen einzurichten.

1. September 1939
Mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen beginnt der Zweite Weltkrieg.

11. Septmeber 1939
Roosevelt erhält den Brief von Einstein und Szilard und beschließt die Gründung des Advisory Committee on Uranium; die amerikanische Atomforschung wird rasch ausgebaut.

9. Oktober 1941
Roosevelt trifft die Entscheidung zum Bau der Atombombe.

7. Dezember 1941
Die japanische Luftwaffe bombardiert Pearl Harbor.

8. Dezember 1941
Die USA erklären Japan den Krieg.

August 1942
Gründung des Manhattan-Projekts; das Programm der US-Regierung zur Entwicklung der Atombombe umfasst 37 geheime Einrichtungen in 19 Staaten und geschieht in Zusammenarbeit mit Einrichtungen in England; die Gesamtkosten des Projekts werden am Ende über zwei Milliarden US-Dollar betragen.

Oktober 1942
Oppenheimer wählt "Site Y" nahe Los Alamos, New Mexico zum zentralen Sitz des Manhattan-Projekts.

2. Dezember 1942
Dem italienischen Physiker Enrico Fermi gelingt zusammen mit Leo Szilard in Chicago die erste Kettenreaktion.

4. Februar 1945
Auf der Konferenz von Jalta verpflichtet sich Russland in einem Geheimabkommen, spätestens 90 Tage nach der Kapitulation Deutschlands ein Bündnis mit China einzugehen und Japan den Krieg zu erklären.

10. März 1945
Das amerikanische Flächenbombardement von Tokio und die dadurch ausgelösten Brände kosten 80.000 Japanern das Leben.

12. April 1945
Tod Roosevelts.

16. April 1945
Amtsübernahme der US-amerikanischen Präsidentschaft durch Harry S. Truman.

25. April 1945
Kriegsminister Henry L. Stimson, Außenminister James F. Byrnes und der Leiter des Manhattan-Projekts, General Leslie R. Groves, informieren Truman über das "Projekt S1", den Bau der Atombombe.

8. Mai 1945
Kapitulation Deutschlands.

31. Mai 1945
Das Interim Committee aus Henry Stimson, seinem Stellvertreter George L. Harrison, James F. Byrnes, Ralph A. Bard und William Clayton sowie drei Wissenschaftlern tritt zusammen, um Truman eine Empfehlung zum Einsatz der Atombombe zu geben. Das zugehörige Scientific Panel aus Oppenheimer, Arthur Compton, Enrico Fermi und Edward O. Lawrence wird mit der Klärung der Frage beauftragt, wie und gegen welches Ziel die Bombe am besten eingesetzt werden sollte.

11. Juni 1945
Leo Szilard, der Chemie-Nobelpreisträger James Franck und fünf weitere Wissenschaftler der Universität Chicago stellen den "Franck-Report" an Kriegsminister Stimson fertig. Das Papier setzt sich für eine öffentliche Demonstration der Atombombe vor einem tatsächlichen Abwurf ein. Darüber hinaus warnt der Report vor einem möglichen internationalen Rüstungswettlauf. Am 16. Juni wird er im wissenschaftlichen Beirat des Interim Committees diskutiert, am 19. Juli zur Weiterleitung übergeben. Indes hat das Papier Truman vermutlich nie erreicht.

Juni 1945
Der deutsche Physiker Emil Julius Klaus Fuchs, als Mitglied der kommunistischen Partei Mitte der 1930er-Jahre aus Deutschland geflohen, übermittelt Aufrisszeichnungen der Atombombe sowie den Zündungstermin von Trinity an den sowjetischen Kurier "Raymond". Nach seiner Flucht war Fuchs war seit 1941 beim britischen Atomwaffenforschungsprojekt "Tube Alloys" in Birmingham sowie August 1944 in Los Alamos tätig gewesen. 1949 vom FBI enttarnt und ein Jahr später verurteilt, siedelt Fuchs nach neun von 14 Jahren Haftstrafe in die DDR über.

16. Juli 1945 um 05:29:45 Uhr, 60 Meilen nordwestlich von Alamogordo, New Mexico, findet der erste Atomwaffentest "Trinity" statt. Um 08:35 Uhr am selben Tag legt die USS Indianapolis mit den Bauteilen für die erste Atombombe "Little Boy" an Bord von Hunters Point, San Francisco Bay ab.

17. Juli 1945
Beginn der Potsdamer Konferenz in Schloss Cecilienhof zwischen den "Großen Drei". Winston Churchill, Josef Stalin und Harry S. Truman verhandeln die politische Aufteilung Europas und das weitere Vorgehen im Pazifik-Krieg.

26.Juli 1945
Die gemeinsame Erklärung der drei Mächte von Potsdam fordert weiterhin die "bedingungslose Kapitulation" Japans.

28.Juli 1945
Der japanische Premier verliest bei einer Pressekonferenz als Antwort auf die Potsdamer Erklärung: "Die Regierung erachtet sie nicht als etwas von großem Wert; die Regierung wird sie einfach [mokusatsu] ignorieren". Fünf Jahre später bemerkt der japanische Autor Kazuo Kawai zur amerikanischen Übersetzung von "mokusatsu": "'Sich eines Kommentars enthalten' kommt seiner wahren Bedeutung wahrscheinlich am nächsten, es impliziert, dass etwas zurückgehalten wird, dass etwas Bedeutsames unmittelbar bevorsteht".

31. Juli 1945
Little Boy ist einsatzbereit montiert.

2. August 1945
Trumans Befehl zum Abwurf der Atombombe trifft in Tinian ein; schlechtes Wetter verzögert den Einsatz um mehrere Tage.

6. August 1945

  • 02:45 Uhr Vom amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Tinian starten sieben B-29-Bomber der 509. Composite Group: drei Wetterflugzeuge (darunter die "Straight Flush" mit dem Piloten Claude Eatherly), zwei Bomber mit Messgeräten und Fotokameras, ein Ersatzbomber sowie die "Enola Gay" mit der Uranbombe "Little Boy" an Bord; die Enola Gay wurde von ihrem Piloten Paul Tibbets, gleichzeitig Commander der 509. Abteilung, nach seiner Mutter benannt. Aufgrund unsicherer Wetterbedingungen werden drei alternative Ziele angeflogen: Hiroshima, Kokura und Nagasaki

  • 07:09 Uhr Die Straight Flush erreicht den anvisierten Zielpunkt über Hiroshima; Luftalarm des regionalen Hauptquartiers Hiroshima Chukogu

  • 07:25 Uhr Die Straight Flush funkt chiffriert an die B-29 "Enola Gay": "Wolkendecke weniger als 3/10 in allen Höhen. Rate: Primärziel bombardieren". Tibbets entscheidet sich daraufhin für Hiroshima als Ziel. Wenig später treffen die – ebenfalls positiven – Wettermeldungen der B-29 "Bocks Car" aus Kokura und Nagasaki ein

  • 07:31 Uhr Ende des Luftalarms

  • 08:13 Uhr Ein Späher der Chukogu-Regional-Armee meldet die Sichtung der Enola Gay und der zwei Begleit-Bomber Great Artiste und No. 91 an das Fernmeldezentrum Hiroshima. Ein weiterer Luftalarm wird vorbereitet.

  • 08:15:17 Uhr Abwurf der Bombe.

  • 08:15:50 Uhr Beginn des Luftalarms auf Radio Hiroshima.

  • 08:16 Uhr Detonation von Little Boy, ca. 580m über Bodennull, 132°27‘29‘‘ Ost, 34°23‘29‘‘ Nord.

8. August 1945
Russland erklärt Japan den Krieg; Einmarsch der Roten Armee in der Mandschurei.

9. August 1945

  • 09:25 Uhr Die B-29 "Bock‘s Car" mit der Plutoniumbombe "Fat Man" an Bord erreicht den Luftraum über Kokura. Wegen starker Bewölkung wird das zweite Ziel Nagasaki angeflogen.

  • 11:02 Uhr Abwurf der zweiten Atombombe über Nagasaki. Detonation 503m über Bodennull, 129°51‘56‘‘ Ost, 32°46‘16‘‘ Nord; bei den Explosionen der Bomben starben etwa 80.000 (Hiroshima) beziehungsweise 75.000 (Nagasaki) Menschen sofort, weitere 60.000 beziehungsweise 50.000 innerhalb weniger Wochen an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung. Unter den Opfern befanden sich auch Zehntausende koreanischer Zwangsarbeiter.

15. August 1945
Auf Radio Tokio gibt der japanische Kaiser Hirohito die Kapitulation bekannt.

19. August 1945
Die New York Times titelt mit der Schlagzeile: "Albert Einstein beklagt Abwurf der Atombombe". Bis dahin waren die ersten internationalen Reaktionen auf die Zerstörung Hiroshimas durchweg positiv. In Meinungsumfragen befürworten 85% aller Amerikaner den Abwurf der Atombombe, sie wird als Befreiung vom Krieg erlebt.

2. September 1945
Der japanische Außenminister Mamoru Shigemitsu und Generalstabschef Yoshigiro Umezu unterzeichnen auf dem Schlachtschiff USS Missouri die Kapitulationsurkunde. Hiermit endet der Zweite Weltkrieg.

18. September 1945
Die amerikanischen Besatzungstruppen geben einen Pressekodex heraus, der jede Äußerung verbietet, die die öffentliche Ruhe gefährde oder Kritik an den amerikanischen Streitkräften übe.

19. Oktober 1945
Die US-Besatzung untersagt alle Fotografien und Filmaufnahmen von Hiroshima. Selbst das Wort "Atombombe" wird eine Zeit lang verboten. Durch die lückenlose Zensur der US-Besatzung dringen kaum Informationen über die Verwüstungen in Hiroshima und Nagasaki an die Öffentlichkeit, auch in Japan.

1. und 25. Juli 1946
In der Operation Crossroads testen die USA weitere Atombomben auf dem Bikini-Atoll Eniwetok.

31. August 1946
Jack Herseys Reportage "Hiroshima" erscheint im New Yorker Magazine, das sofort ausverkauft ist. Sie macht das wirkliche Ausmaß der nuklearen Zerstörungen schlagartig in der westlichen Welt bekannt.

Februar 1947
Henry L. Stimson verteidigt in einem Artikel im Harper‘s Magazine die militärische Notwendigkeit der Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki; jede militärische Alternative hätte die USA "eine Million Tote und Verwundete" gekostet. Diese Formel hält sich in offiziellen Darstellungen der US-Regierung bis in die 1990er-Jahre.

12. März 1947
Bei einer Rede vor dem US-Kongress, in der er die wirtschaftliche Unterstützung Griechenlands und der Türkei im Kampf gegen den Kommunismus fordert, formuliert Truman die für den weiteren Verlauf des Kalten Krieges entscheidende Truman-Doktrin. Es sei Aufgabe der USA, "alle freien Völker zu unterstützen, die sich der Unterwerfung durch bewaffnete Minderheiten oder durch Druck von außen widersetzen".

6. August 1947
Erste internationale Friedensdeklaration beim Gedenktag in Hiroshima.

29. August 1949
Amerikanische Aufklärungsflugzeuge registrieren die Zündung der ersten russischen Atombombe.

30. Oktober 1949
Der Bericht des General Advisory Committee unter Leitung von Oppenheimer rät von einem Dringlichkeitsprogramm zum Bau einer Wasserstoffbombe ab. Ihre Zerstörungskraft sei prinzipiell unendlich und gefährde die gesamte Menschheit.

27. Januar 1950
Klaus Fuchs gesteht im englischen Kriegsministerium seine Spionagetätigkeit.

31. Januar 1950
Unter dem Eindruck des "Fall Fuchs" gibt Truman die Anweisung zur Entwicklung der Wasserstoffbombe.

18. April 1952
Ende der amerikanischen Besatzung Japans mit dem Friedensvertrag von San Francisco. Kurz darauf werden die zuvor beschlagnahmten Hiroshima-Filmaufnahmen der Nichiei-Wochenschau in Kinos quer über Japan gezeigt.

1. November 1952
Die USA zünden auf der Insel Elugelab im Eniwetok-Atoll die erste Wasserstoffbombe "Mike" mit einer Sprengkraft von 3 Megatonnen.

19. Juni 1953
Hinrichtung von Julius und Ethel Rosenberg in New York wegen Verschwörung und Atomspionage zu Gunsten der UdSSR. Der Gerichtsprozess gegen die mit Klaus Fuchs befreundeten osteuropäischen Immigranten erregt international großen Protest. Lange Zeit halten sich Vermutungen eines Schauprozesses. Diese werden mit der Kommunistenhysterie unter McCarthy und der Zündung der ersten russischen Atombombe 1949 begründet.

23. Dezember 1953
Oppenheimer wird zur Verteidigung gegen den Vorwurf kommunistischer Kontakte vor einen Loyalitätsausschuss berufen.

12. Januar 1954
US-Außenminister John Foster Dulles verkündet die neue Außenpolitik der "massiven Vergeltung".

1. März 1954
Die USA zünden auf Eniwetok die erste Wasserstoffbombe einer neuen Generation mit 18 bis 22 Megatonnen Sprengkraft. Die Zerstörung einer Stadt wie Moskau wäre damit noch bei einer Detonation 8 bis 10 Meilen vom Zielpunkt gewährleistet. Das Fischerboot Daigo Fukuryumaru ("Glücklicher Drache Nr. 5") gerät in einen sechsstündigen Regen verstrahlter Asche der Testzündung. Als das Schiff am 14. März Yaizu erreicht, sind alle 23 Besatzungsmitglieder strahlenkrank. Der verseuchte Thunfisch führte zu einer Untersuchung weiterer Fangmengen: 683 Fischerboote hatten verseuchten Fisch an Bord.

27. März 1954
Die Stadtverordneten-Versammlung von Yaizu verabschiedet eine Resolution gegen "jede Nutzung der Kernenergie zu militärischen Zwecken". Fast alle japanischen Stadtverwaltungen folgen. Als Reaktion auf Eniwetok formiert sich der Dachverband der japanischen Friedensbewegungen. Eine Frauengruppe aus Suginami, Tokyo, verfasst einen Appell zur Ächtung aller Kernwaffen, den bis zum 6. August 1955 über 32 Millionen Japaner unterzeichnen.

23. September 1954
Der Funker des Fischerbootes Daigo Fukuryumaru, Aikichi Kuboyama, stirbt an der Strahlenkrankheit.

4. Oktober 1957
Sputnik-Schock: Die UdSSR setzt mit einer Trägerrakete den Satelliten Sputnik I in die Erdumlaufbahn. Der nur einen Monat später gestartete Sputnik II, Hündin Laika transportierend, wiegt 508 kg. Er beweist, dass die Trägerraketen der UdSSR Atomsprengköpfe an jeden beliebigen Punkt der Welt transportieren können.

28. September 1962
Kuba-Krise: Amerikanische Aufklärer fotografieren russische Frachter mit Düsenbombern, Kurs auf Kuba nehmend. Die russische Operation "Anadyr" sah die Stationierung von 24 SS4- und 16 SS5-Mittelstreckenraketen sowie 44.000 Mann auf Kuba vor.

20. Oktober 1962
Kennedy befiehlt die Seeblockade Kubas.

24. Oktober 1962
Sowjetische Schiffe nähern sich der amerikanischen Sperrzone, drehen schließlich ab.

28. Oktober 1962
Ende der Kubakrise.

1965
Mit seinem Buch "Atomic Diplomacy" löst der Autor Gar Alperovitz einen Historikerstreit in den USA aus. Seine These: Der Abwurf der Atombombe diente nicht zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs, sondern als Druckmittel für den kommenden Kalten Krieg gegen die UdSSR.

12. Dezember 1965
Das japanische Parlament verabschiedet das Gesetz zur medizinischen Versorgung der Atombombenopfer, "hibakusha" genannt. Bis dahin mussten diese für ihre Arztkosten selbst aufkommen. Mit ihren Keloiden, den die Gesichter und Körper für Jahrzehnte entstellenden und durch den Atomblitz verursachten Brandnarben, wurden sie in der shintoistischen Kultur Japans als "unrein" gemieden. Auch ihr Opferbewusstsein passte nicht in die Aufbruchstimmung der Wiederaufbaujahre und machte sie zu Außenseitern.

16. April 1970
Beginn der Strategic Arms Limitation Talks (SALT) in Wien. Dieses Verbot ballistischer Raketenabwehrsysteme sollte das "Gleichgewicht des Schreckens" stabilisieren und so die Gefahr eines nuklearen Krieges verringern.

12. Dezember 1979
Der "Nato-Doppelbeschluss" sieht die Stationierung von "Pershing 2"-Raketen und Cruise Missiles in Europa gegen das nukleare Übergewicht der UdSSR vor, sollten Verhandlungen nicht bis 1983 eine weitere Entspannung gebracht haben.

20. Januar 1981
Amtsantritt von US-Präsident Ronald Reagan. Unter Reagans Politik der "Größe und Stärke" wird der amerikanische Verteidigungshaushalt binnen fünf Jahren verdoppelt und die Strategic Defense Initiative (SDI) begründet. Im Weltraum stationierte Abwehrsysteme sollten den sowjetischen Zweitschlag abfangen und so einen Nuklearkrieg "gewinnbar" machen.

29. Juni 1982
Beginn der START-Verhandlungen in Genf über den Abbau strategischer Waffen. Die Verhandlungen werden im November 1983 abgebrochen, da die USA bereits weitere Atomwaffen in Europa stationierte.

11. März 1985
Michail Gorbatschow wird Generalsekretär der KPDSU.

8. Dezember 1987
Durch die Unterzeichnung des INF-Vertrages verpflichten sich USA und UdSSR zur Vernichtung sämtlicher nuklearer Mittelstreckenraketen.

9. November 1989
Fall der Berliner Mauer, welcher den Beginn des Endes des Kalten Kriegs markierte.

August 2005
60 Jahre nach dem Abwurf der ersten Atombombe auf Menschen sind schätzungsweise 238.000 Menschen an den direkten oder indirekten Folgen von "Little Boy" gestorben. Etwa 270.000 Hibakusha leben noch in Japan.

Fussnoten