Wie die
Die Galerie Oben
/ 3 Minuten zu lesen
Die Galerie Oben – 1973 als selbständige, auch finanziell autonome Einrichtung der Verkaufsgenossenschaft bildender Künstler gegründet – präsentierte bis 1989 nahezu alle wichtigen Protagonisten alternativer Kunstentwürfe.
Galerie Oben
Mittwochsveranstaltung am 13. Juni 1979: Georg Brühl im Gespräch mit Carlfriedrich Claus.
Ausstellung mit Arbeiten aus drei Jahrzehnten von Gerhard Altenbourg, Oktober/November 1981: Thomas Ranft, Dagmar Ranft-Schinke, Gregor-Torsten Kozik,
Gerhard Altenbourg.
Ausstellung von Gerhard Altenbourg: Lesung Erich Arendt, 28. Oktober 1981.
Ausstellung von Hartwig Ebersbach, Januar/Februar 1982.
Gruppe 37,2, Aktion „Kunst als Produktivkraft“ in der Ausstellung von Hartwig Ebersbach, 21. Januar 1982: Georg Brühl, Hartwig Ebersbach,
Hans-Joachim Schulze.
Ausstellung von Eberhard Göschel, April/Mai 1982: Georg Brühl im Gespräch mit Eberhard Göschel.
Ausstellung von Eberhard Göschel, April/Mai 1982: Georg Brühl im Gespräch mit Eberhard Göschel.
Das durch den Verkauf von Kunstwerken eingenommene Geld – meist auf den von ihm veranstalteten zwei bis drei Auktionen im Jahr – investierte der Galerist in Ausstellungen, Kataloge und die sogenannten "Mittwochsveranstaltungen“ mit Jazzkonzerten, Vorträgen über Kunst, Lesungen, Performances und Theateraufführungen, die der Galerie bald den Ruf eines Forums experimenteller Kunstformen vorauseilen ließen. Brühl sicherte in seiner Doppelrolle als Galerist und Informant der Staatssicherheit – wie nach 1989 offenbar wurde – mehrfach die Existenz des Unternehmens und schuf damit Freiräume, die sich das subkulturelle Milieu aneignen konnte.
Nach Brühls Ausscheiden aus dem Vorstand 1979 übernahm der Germanist Gunar Barthels die Leitung der Galerie. Michael Morgner und Thomas Ranft, die sich bereits seit ihrer Übersiedelung aus Leipzig beim Bezirksvorstand des Künstlerverbandes und in der Verkaufsgenossenschaft engagiert hatten, bestimmten inzwischen maßgeblich über das Profil und die Ausgaben des Hauses mit. Für die Künstler sicherte die Galerie Oben die Existenz, während die 1977 mit Carlfriedrich Claus, Ranfts Ehefrau Dagmar Ranft-Schinke und Gregor-Torsten Schade gegründete "Clara Mosch“ als Spielfeld ihrer eigenen experimentellen Interessen diente. Es lag nahe, dass beide Galerien miteinander kooperierten – bei den Ausstellungen von Gerhard Altenbourg und Carl Friedrich Claus zeigte die eine die Unikate, die andere die Druckgrafik.
In den Räumen der Klosterstraße stellten alle wichtigen Künstler aus, die sich in der nach Unabhängigkeit strebenden Kunstszene der DDR einen Namen gemacht hatten, darunter auch jene, deren Expositionen nach der Schließung von "Clara Mosch“ Ende 1982 nicht mehr realisiert werden konnten: Die Dresdner Max Uhlig, Strawalde (Jürgen Böttcher), Peter Graf und Peter Makolies, Eberhard Göschel – Mitbegründer der
Folgerichtig geriet auch die Galerie Oben ins Blickfeld der Staatssicherheit. Im Laufe der Jahre berichteten mehr als 100 Informanten über ihre Aktivitäten. Druckgenehmigungen wurden verweigert und einzelne Veranstaltungen verboten. 1983 kündigte der Stadtrat für Kultur Gunar Barthels die Stellung, musste ihn jedoch nach Protesten der Künstler im Vorstand bis zu dessen Ausreise nach Westberlin im Oktober 1987 weiter beschäftigen.
Die Galerie Oben besteht noch heute in einer Jugendstilvilla auf dem Chemnitzer Kaßberg und vertritt nach wie vor Michael Morgner und Thomas Ranft.
Weitere Inhalte
Geb. 1965, Kunsthistorikerin, arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin in Berlin.
Ihre Meinung zählt: Wie nutzen und beurteilen Sie die Angebote der bpb? Das Marktforschungsinstitut Info GmbH führt im Auftrag der bpb eine Umfrage zur Qualität unserer Produkte durch – natürlich vollkommen anonym (Befragungsdauer ca. 20-25 Minuten).
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!