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Urheberrecht und Digitalisierung | Themen | bpb.de

Urheberrecht und Digitalisierung Herausforderung und Reaktionen

Sebastian Deterding/Philipp Otto

/ 2 Minuten zu lesen

Nichts hat das Urheberrecht so aufgestört wie Computer, Internet und digitale Datenträger. Die Reaktion darauf ist gespalten – die einen fordern mehr digitale Kontrolle, die anderen mehr Offenheit.

Bild: dieSachbearbeiter.de, cc by-nc-nd/2.0/de (bpb, Bild: dieSachbearbeiter.de, cc by-nc-nd/2.0/de ) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Das heutige Urheberrecht ist das Kind einer Medienrevolution: des Buchdrucks. Heute stört eine neue Revolution sämtliche Gewissheiten unserer "Buchdruckkultur" auf: die digitalen Medien. Ob Filme, Bilder, Texte oder Musik – vor dem Siegeszug der Digitalmedien waren dem Kopieren und Mischen von Medien technische Grenzen gesetzt. Kopieren war zeitaufwändig und ging stets mit Qualitätsverlusten einher. Doch einmal digitalisiert, also in maschinenlesbare Bits, Nullen und Einsen übersetzt, lassen sich Medien heute verlustfrei, schnell und praktisch kostenlos auf digitalen Datenträgern vervielfältigen, per Software vermischen und verändern und über Computernetzwerke weltweit versenden.

Die Folge: Die Vermarktung von physischen Kopien – Büchern, Schallplatten, CDs, Videokassetten, DVDs – wird zunehmend problematisch. Denn ist nur eine einzige digitale Kopie in Umlauf, kann diese unter Freunden, Bekannten, Fremden im Grunde kostenfrei verbreitet werden.

Gleichzeitig werden mit den digitalen Medien völlig neue Formen der Kreativität und Zusammenarbeit möglich. Das Remixen und Samplen anderer Werke wird zur eigenen Kunstform, Menschen können quer über den Globus verstreut an ein und demselben Satz von Daten arbeiten, diesen kontinuierlich verändern und verbessern, wie das Beispiel der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia zeigt.

Wenn man ein wenig überspitzt und abstrahiert, kann man nun zwei unterschiedliche "Lager" der Reaktion auf diese neue Situation ausmachen: Auf der einen Seite stehen vor allem die alten Medienindustrien – Buch-, Film- und Musikverlage, aber auch Software- und Unterhaltungselektronik-Hersteller. Sie meinen, dass die digitalen Medien die Verlage und Urheber bedrohen, weil diese nun kein Geld mehr für (physische) Kopien ihrer Werke bekommen.

Sie versuchen daher, die neuen Möglichkeiten der digitalen Medien mit neuen Möglichkeiten der digitalen Kontrolle aufzufangen. Denn mit digitalen Daten und Abspielgeräten ist es genauso möglich, jeden einzelnen Nutzungsvorgang automatisch zu erfassen, für jeden Nutzungsvorgang einzelne Rechte und Schranken in die Daten und Geräte einzuprogrammieren (so genanntes Digitales Rechtemanagement) – und jeden Vorgang einzeln abzurechnen.

Die Gegenseite wird derzeit am lautstärksten von einigen sozialen Bewegungen um Software, Internet und neue Medien vertreten. Sie meinen, dass die digitalen Medien wertvolle neue Formen der Produktion und Kultur eröffnen, die vom alten, an die Bedingungen alter Technologien angepassten Urheberrecht blockiert zu werden drohen.

Statt also das alte Urheberrecht technisch zu kopieren und damit letztlich nur den Interessen der Verwerter zu dienen, wie es Digitales Rechtemanagement tue, solle man lieber neue Geschäftsmodelle entwickeln, die dafür sorgen, dass die Urheber angemessen entlohnt werden – ohne dass der freie digitale Fluss von Wissen und Kulturgütern dadurch unterbunden wird.