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Stanislava Staša Zajović (geb. 1953) | Mapping Memories of Good Will | bpb.de

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Stanislava Staša Zajović (geb. 1953) Belgrad (Serbien)

Dubravka Stojanović

/ 3 Minuten zu lesen

1991 gründete Stanislava Staša Zajović die Antikriegsorganisation „Frauen in Schwarz“ in Belgrad. Sie protestierten gegen Kriegsverbrechen, setzten sich für Frieden und Gerechtigkeit ein und kämpften bis heute für die Aufarbeitung der Vergangenheit und von Kriegsverbrechen.

Stanislava Staša Zajović (© Superstudio Zagreb und Vedran Klemens)

Ereignis

Kurz nach dem Beginn des Krieges in Slowenien und Kroatien wurden in Belgrad Antikriegsorganisationen gegründet. Eine der ersten war „Frauen in Schwarz“, die Stanislava Staša Zajović nach dem Vorbild des gleichnamigen Netzwerks aus Israel ins Leben rief. Die „Frauen in Schwarz“ führten am 9. Oktober 1991 ihre erste Performance durch, indem sie mit Transparenten, auf denen Antikriegsbotschaften zu lesen waren, auf dem Hauptplatz von Belgrad standen. Während des ganzen Krieges führten sie jeden Mittwoch ihre Aktionen fort (bis heute etwa 2.500-mal), wobei sie nahezu immer verbal und körperlich angegriffen wurden. Ihre Proteste richteten sich zum einen gegen konkrete Ereignisse, über die die serbische Öffentlichkeit durch die staatlich kontrollierten Medien nicht informiert worden war oder von denen sie nichts wissen wollte. Zum anderen wandten sie sich ebenso gegen die Zwangsmobilisierung, die Verfolgung von Deserteuren, die Belagerung und Zerstörung von Vukovar, die Entführungen und Morde in Sjeverin und Štrpci sowie gegen den Genozid in Srebrenica. Zugleich setzten sie sich für den Schutz von serbischen Zivilistinnen und Zivilisten ein, die bei der militärischen Operation Oluja vertrieben worden waren. Ab 1997 wiesen sie auf die Verbrechen gegen die Albaner im Kosovo hin, sowohl während des schwelenden als auch während des später offenen bewaffneten Konflikts, wobei sie sich ständig Risiken aussetzten.

Neben den Protesten vernetzten sie während der heftigsten Kriegshandlungen Hunderte von lokalen Frauenorganisationen auf allen Seiten der Fronten. Dies war während des Krieges für die betroffenen Menschen äußerst wichtig, ebenso für die Wiederaufnahme der Kontakte nach Kriegsende. Sie gründeten das „Netzwerk der Frauen in Schwarz in Serbien“ und das „Internationale Netzwerk Frauen in Schwarz“. Während des gesamten Krieges arbeiteten sie mit Frauen aus dem Kosovo zusammen und gründeten mit Igbale Rogova die „Frauen-Friedenskoalition“. Zudem initiierten sie die „Regionale Frauenlobby für Frieden, Sicherheit und Gerechtigkeit in Südosteuropa“ sowie den „Frauengerichtshof“. Jedes Jahr reisen sie zu Gedenkfeiern für die Opfer von Verbrechen, die von serbischen Einheiten begangen wurden. Seit dem Ende der Kriege kämpfen sie für die Vergangenheitsarbeit, für Gerichtsverhandlungen gegen die Kriegsverbrecher und das Gedenken an die Opfer. Diese Themen rufen heute noch starken Widerstand in der Gesellschaft hervor und führen zu fortwährenden Angriffen auf die „Frauen in Schwarz“ und ihre Räume.

Biografie

Stanislava Staša Zajović wurde 1953 in Nikšić (Montenegro) geboren. Nach ihrem Studium an der Philologischen Fakultät der Universität in Belgrad arbeitete sie als Übersetzerin aus den romanischen Sprachen. Gleich nach der Gründung der ersten unabhängigen Institutionen im sozialistischen Jugoslawien wurde sie Aktivistin und war eine der ersten, die 1984 wegen der Teilnahme an der „Offenen Universität“ verhaftet wurde. Schon im nächsten Jahr wurde sie Mitglied der feministischen Gruppe „Frauen und Gesellschaft“, bald darauf war sie Gründungsmitglied der SOS-Telefonhotline für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder. Vor dem Ausbruch der Kriege war sie Mitglied der Belgrader Frauenlobby, des Belgrader Frauenparlaments und der Zivilen Widerstandsbewegung. Gleich nach Kriegsbeginn schloss sie sich dem Zentrum für Antikriegsaktion in Belgrad an; bald darauf, im Herbst 1991, gründete sie die feministisch-pazifistische Gruppe „Frauen in Schwarz“. Gemeinsam mit Frauen aus allen am Krieg beteiligten Volksgruppen initiierte sie eine Reihe von Organisationen; eine der bekanntesten ist die regionale Initiative „Der Frauengerichtshof“ aus dem Jahr 2010. Das Ziel dieser Organisation ist die Entwicklung eines feministischen Modells für Frieden, Gerechtigkeit und Verantwortung. Zu ihren Aktivitäten gehört der Aufbau eines solidarischen Netzwerks aus Zeuginnen, Aktivistinnen, Therapeutinnen, Theoretikerinnen und Künstlerinnen.

Auszeichnungen

Mehrere Dutzende internationale Preise, ebenso Preise in Serbien und anderen Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens, darunter:

  • 2001: Millennium Peace Prize (2001): Verliehen von UNIFEM (United Nations Development Fund for Women) für ihren herausragenden Beitrag zum Friedensaktivismus.

  • 2001, 2003, 2005: Nominierung für den Friedensnobelpreis

  • 2013: Charlotte Bunch Award for Women’s Human Rights: Diese Auszeichnung wird vom Global Fund for Women vergeben und würdigt außergewöhnliche Leistungen im Bereich der Frauenrechte.

  • 2019: Friedenspreis der spanischen Region Navarra für ihren unermüdlichen Einsatz für Frieden, gegen Militarismus und für die Förderung von Frauenrechten.

Links

Erinnerungsspuren

Fussnoten

Weitere Inhalte

Dubravka Stojanović ist Professorin für Geschichte an der Universität Belgrad. Ihre Forschungsinteressen umfassen Modernisierungs- und Europäisierungsprozesse in Südosteuropa, Ideengeschichte, Demokratisierungsprozesse in Serbien sowie das Verhältnis von Geschichte und Erinnerung. Sie ist auch an der Geschichtsdarstellung in Schulbüchern beteiligt. Stojanović ist Mitglied vieler international renommierter Ausschüsse und Forschungsinstitutionen und wurde mit dem französischen Verdienstorden Chevalier de l'Ordre national du Mérite ausgezeichnet.