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Migration und Pflege | bpb.de

Die Bevölkerung Deutschlands altert. Dazu tragen niedrige Geburtenzahlen ebenso bei wie eine steigende Lebenserwartung. Jüngsten Externer Link: Prognosen des Statistischen Bundesamtes zufolge, werden 2060 mehr als 30 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre und älter sein. Besonders die Zahl der Hochbetagten, also derjenigen, die 80 Jahre und älter sind, nimmt zu. Sie wird von 4,4 Millionen (2013) auf ca. neun Millionen (2060) steigen. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung Deutschlands wird die Zahl der Interner Link: Pflegebedürftigen also in Zukunft deutlich steigen. Gleichzeitig sinkt die Zahl junger Menschen, die sich um die Pflege kümmern können. Eine steigende Kinderlosigkeit führt dazu, dass immer weniger Menschen die Unterstützung von Familienangehörigen in Anspruch nehmen können und damit auf professionelle Pflegedienste angewiesen sind. Bereits heute (2015) zeichnet sich aber ein Mangel an Pflegefachkräften ab, der sich aufgrund des demografischen Wandels in Zukunft noch verstärken wird. Die Bundesregierung hat daher bereits Programme ins Leben gerufen, um Pflegefachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Da die Inanspruchnahme von professionellen Pflegediensten aber mit hohen Kosten verbunden ist, Interner Link: greifen mehr und mehr Privathaushalte auf Migrantinnen und Migranten zurück, die sich um Pflegebedürftige kümmern – dies zumeist in einem irregulären Beschäftigungsverhältnis. Die meisten dieser ausländischen Pflegekräfte stammen derzeit aus Osteuropa. Da aber auch die Bevölkerungen der Länder Osteuropas demografisch altern, stellt sich die Frage, woher Pflegekräfte in Zukunft rekrutiert werden könnten. Manche Deutsche beschließen, selbst Interner Link: ins Ausland zu ziehen, um sich dort in einem Pflegeheim betreuen zu lassen.

Nicht nur die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund altert. Auch Zugewanderte und ihre Nachkommen, die zum Teil bereits seit Jahrzehnten ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, sind davon betroffen. 2014 hatten 16,4 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund und damit etwa 20,3 Prozent der Gesamtbevölkerung; Tendenz steigend. Ambulante Pflegedienste und Einrichtungen im stationären Bereich müssen sich auf eine zunehmende sprachliche und (sozio-)kulturelle Heterogenität ihrer Klienten einstellen. Andererseits müssen sich auch die Pflegebedürftigen auf die zunehmende Heterogenität des Pflegepersonals einlassen. Neue Ansätze wie Interner Link: kultursensible Pflege und Prozesse sogenannter Interkultureller Öffnung sollen dies ermöglichen und den verschiedenen individuellen Ansprüchen an die (Alten-)Pflege in der Migrationsgesellschaft Rechnung tragen. Das Kurzdossier beleuchtet diese und andere Facetten des Themenkomplexes "Migration und Pflege".

Erscheinungsdatum:

Migration und Pflege – eine Einführung

In Zukunft wird es aufgrund der Zunahme an älteren Menschen mehr Pflegebedürftige geben. Bei gegebener demografischer Entwicklung sind dann auch vermehrt Migrantinnen und Migranten von…

Martin Kohls

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Ausländische Pflegekräfte in deutschen Privathaushalten

Helma Lutz ist Professorin am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich in ihrer Forschung mit "neuen Dienstmädchen" –…

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