Grenzzäune und -mauern
Mehr als 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer erleben Sperranlagen zur Sicherung von Staatsgrenzen eine Renaissance. Sie stehen im starken Kontrast zu den Verheißungen einer globalisierten Welt, in der Grenzen an Bedeutung zu verlieren schienen. Die Motive zum Errichten von Grenzmauern und -zäunen sind vielfältig.
Die 1961 errichtete, 43 Kilometer lange Berliner Mauer ist bis heute das Symbol für das von 1945 bis 1990 geteilte Deutschland. Insgesamt war die mit
Sperranlangen samt Todesstreifen versehene innerdeutsche Grenze knapp 1.400 Kilometer lang. Mehr als 600 Menschen starben beim Versuch, aus der DDR in die BRD zu fliehen. Als die Berliner Mauer 1989 fiel, gab es weltweit etwa 15 Barrieren entlang von Staatsgrenzen. Heute sind es über 70 Stück – viele davon haben demokratische Staaten errichtet.
Die Grenze zwischen den USA und Mexiko ist rund 3.200 Kilometer lang. Auf mehr als 1.100 Kilometer ist sie durch Zäune und Absperrungen gesichert.
US-Präsident Donald Trump versprach im Wahlkampf den Bau einer soliden Grenzmauer. Je nach Schätzung werden für dieses Projekt Kosten zwischen 12 Milliarden und 70 Milliarden US-Dollar veranschlagt.
Die Türkei hat seit 2015 eine 556 Kilometer lange Mauer entlang der insgesamt rund 900 Kilometer langen Grenze zu Syrien errichtet. In Syrien tobt
seit Frühjahr 2011 ein Bürgerkrieg, vor dem bis April 2018 5,6 Millionen Menschen allein in den Nachbarländern Schutz suchten – die meisten davon (3,5 Millionen) in der Türkei. Diese will auch Teile ihrer Grenzen zu Iran und Irak durch Sperranlagen abriegeln.
Der Zaun an der Grenze von Ungarn und Serbien ist 175 Kilometer lang. Ungarn hat ihn 2015 als Reaktion auf die hohe Fluchtzuwanderung über die
sogenannte "Balkanroute" errichtet. Ähnliche Sperranlagen sichern inzwischen auch Teile der ungarischen Grenze zu Kroatien, Slowenien und Rumänien.
2015 errichtete Mazedonien einen 30 Kilometer langen Zaun an seiner Grenze zum Nachbarn Griechenland, von wo aus sich im Jahresverlauf Hunderttausende
Asylsuchende auf den Weg in andere EU-Staaten wie Österreich, Schweden und Deutschland machten. Als Reaktion auf die hohe Fluchtzuwanderung investierten auch andere europäische Staaten in Sperranlagen an ihren Landesgrenzen.
Eine hochgesicherte Grenzanlage trennt die auf dem afrikanischen Kontinent liegende spanische Enklave Melilla von Marokko. Obwohl die Zäune bis zu
sechs Meter hoch, mit Stacheldraht versehen und technisch überwacht sind, versuchen (Flucht-)Migranten aus Afrika regelmäßig, die Sperranlage zu überwinden. Sie hoffen, in der EU Schutz und ein besseres Leben zu finden.
Seit 1974 teilt die sogenannte "Grüne Linie" (Green Line) die Mittelmeerinsel in die international anerkannte Republik Zypern und die lediglich von
der Türkei anerkannte "Türkische Republik Nordzypern". Das militärische Sperrgebiet wird von den Vereinten Nationen überwacht.
Als "Israelische Sperranlage" werden die über 700 Kilometer langen Mauern und Zäune bezeichnet, die Israel seit 2002 als Reaktion auf Attentate und
Selbstmordanschläge im Zuge der Zweiten Intifada an der Grenze zum Westjordanland errichtete. Die Anlage verläuft teilweise im palästinensischen Autonomiegebiet, was der Internationale Gerichtshof in Den Haag 2004 verurteilte. Auch Israels Grenzen zum Gazastreifen, zu Ägypten und Jordanien sind durch Sperrzäune gesichert.
Soldaten des indischen Grenzschutzes patrouillieren an der Grenze zu Pakistan in der seit der Unabhängigkeit von Indien und Pakistan im Jahr 1947
umkämpften Region Kaschmir. An der umstrittenen Grenze kommt es immer wieder zu Feuergefechten, denen Personen aus der Zivilbevölkerung, aber auch aus den Reihen des Militärs, zum Opfer fallen.
Die Demilitarisierte Zone wurde nach dem Koreakrieg 1953 eingerichtet und teilt seitdem die koreanische Halbinsel. Die militärische Pufferzone ist
etwa 240 Kilometer lang und vier Kilometer breit. Nord- und Südkorea befinden sich völkerrechtlich immer noch im Kriegszustand. Im Frühjahr 2018 gibt es Zeichen der Entspannung: Die Staatschefs Nord- und Südkoreas treffen sich in der Demilitarisierten Zone und signalisieren Kooperationsbereitschaft. Gibt es Hoffnung auf eine stabile Friedensregelung?