FRIEDENFLECHTEN & Politik und Gesellschaft 30 Jahre Erfahrungen aus Südosteuropa
Zu Gast bei fünf Festivals erkunden wir die Rolle von Musik, Gesellschaft und Politik, Medien und Literatur, Theater und Film für Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
In Zusammenarbeit mit der Friedensstadt Münster laden wir Sie herzlich zur Abschlussveranstaltung der Veranstaltungsreihe „Friedenflechten“ im Rahmen der Friedenswochen Münster am 21. November 2025 ein.
Die Abendveranstaltung „Friedenflechten & Politik und Gesellschaft” beginnt um 18:00 Uhr im schönen Palais Erbdrostenhof in Münster.
Prof. Dubravka Stojanović, eine der wichtigsten zeitgenössischen Historiker/-innen Südosteuropas, beschrieb die in den 1980er Jahren in Jugoslawien aufgekommenen Überlegenheitsfantasien wie folgt:
„In Jugoslawien hörten wir Anfang der 1980er Jahre zum ersten Mal, dass unsere Nation besser sei als die Nachbarländer, dass unser Land älter sei, unser Alphabet perfekter, unsere Geschichte heldenhafter, unsere Opfer größer und unsere Fußballer die besten. Zunächst fanden wir diese Ansichten lustig. Mit der Zeit wurden sie peinlich und schließlich gefährlich. Dann begann der Krieg.“
Jugoslawien stand einst für antifaschistischen Widerstand, blockfreie Zusammenarbeit und multinationale Einigung. Als diese Vision scheiterte, gewann der Nationalismus die Kontrolle. Vielleicht war dies kein Rückschritt, sondern der Vorbote unserer Gegenwart.
In den letzten Jahren sind in Europa wieder ähnliche Töne hörbar: In Großbritannien führte dies zu Brexit-Parolen, in den USA zu Trumps Wahlsieg und in Russland zu einem Angriffskrieg auf die Ukraine. Daher stellt sich die Frage: Waren die Jugoslawienkriege wirklich das Ende des 20. Jahrhunderts – oder der Auftakt des 21.?
Wie hat sich die Wahrnehmung des Friedenskonzepts in Europa verändert? Aktuell fühlen wir uns als Individuen und Bürger manchmal machtlos und verletzlich. Welche Kontrollmechanismen können den Herausforderungen der Zeit begegnen, denen die liberale Demokratie und der Frieden in Europa heute gegenüberstehen?
Am 21. November 2025 diskutieren unsere renommierten Gäste – die Historikerin Prof. Dubravka Stojanović, der Politikwissenschaftler Dušan Reljić und der Autor Robert Menasse – ab 18:00 Uhr im Palais Erbdrostenhof in Münster über diese Fragen. Die Moderation übernimmt Dr. Klaus Schubert, Professor für Deutsche Politik und Politikfeldanalyse an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Die ukrainische Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwiischuk wird sich in einer Videobotschaft an das Publikum wenden.
Sie werfen einen kritischen Blick auf die Vergangenheit Südosteuropas und ziehen Parallelen zu aktuellen politischen Entwicklungen in Europa. Welche Lehren lassen sich aus den Krisen von gestern für die Herausforderungen von heute ziehen?
Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt durch Stücke von Franz Schubert und Fjodor Akimenko, vorgetragen von der Pianistin Senka Branković.
Die Veranstaltung findet auf Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung statt.
Prof. Dr. Dubravka Stojanović
Dubravka Stojanović ist eine renommierte Historikerin und Professorin an der Universität Belgrad. Sie befasst sich mit Themen wie Demokratisierungsprozessen in Serbien, Modernisierung, Europäisierung, Stadtgeschichte Belgrads und Geschichtsvermittlung. Stojanović engagiert sich stark für die multiperspektivische Geschichtsvermittlung im Balkanraum, unter anderem im „Joint History Project“ des Zentrums für Demokratie und Versöhnung in Südosteuropa (CDRSEE). Stojanović wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Belgrader Stadtpreis (2004), dem Friedenspreis des Belgrader Zentrums für Frieden und Demokratie (2011) sowie dem „Winning of Freedom“-Preis (2012). Im Jahr 2015 erhielt sie den französischen Orden „Ordre national du Mérite“.
Dušan Reljić
Dušan Reljić ist Experte für europäische Angelegenheiten und international anerkannter Analyst für Südosteuropa, EU-Erweiterung und Medien in Konfliktregionen. Von 1996 bis 2003 leitete Reljić das Programm „Medien und Demokratie“ am European Institute for the Media (EIM) in Düsseldorf. Er war außerdem im Radio Free Europe in München und dem Belgrader Magazin Vreme journalistisch tätig und an der Mitgründung der Nachrichtenagentur Beta beteiligt. Zwischen 2013 und 2023 leitete er das Brüsseler Büro der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Seine Forschungsschwerpunkte sind Internationales Krisenmanagement, Demokratieförderung, Medien in Konflikten sowie politische Kommunikation im postsozialistischen Raum.
Dr. Robert Menasse
Robert Menasse ist als Romancier, Essayist und Übersetzer in Wien und Amsterdam tätig. Er studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Wien, Salzburg und Messina und promovierte 1980 mit einer Arbeit über den Außenseiter im Literaturbetrieb. Bekannt wurde er mit seiner „Trilogie der Entgeisterung“ und später mit den EU-Romanen Die Hauptstadt (2017) und Die Erweiterung (2022). Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Buchpreis (2017), den Erich-Fried-Preis (2003) und den Bruno-Kreisky-Preis (2022). 2000 initiierte er den Jean-Améry-Preis für Essayistik. Sein Buch „Die Welt von morgen. Ein souveränes demokratisches Europa – und seine Feinde“ ist 2024 beim Suhrkamp erschienen.
Senka Branković
Senka Brankovic absolvierte ihre Studien am Mozarteum in Salzburg und an der Universität für Musik in Wien. Sie ist Preisträgerin mehrerer Wettbewerbe, u.a. des Bösendorfer Wettbewerbs in Wien und, mit Bariton Alexander Puhrer, des internationalen Wettbewerbs für Liedkunst in Stuttgart. Soloabende, sowie Kammermusik- und Liederabende führten die Pianistin bisher in führende Konzerthäuser weltweit, so z. B. Musikverein Wien, Konzerthaus Wien, Philharmonie Berlin, Opernhaus Kairo, Opernhaus Alexandria, sowie zu verschiedenen Musikfestivals in Europa und Japan. Senka Brankovic spielte fünf CD Aufnahmen ein. Senka Brankovic lehrt als Dozentin an der Musikhochschule Lübeck und an der Universität der Künste Berlin.
Hinweise zur Veranstaltung
Veranstaltungsadresse:
Palais Erbdrostenhof
Salzstraße 38
48143 Münster
Veranstalter:
Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der Stadt Münster
Zielgruppe:
Politisch Interessierte Personen
Anmeldung:
Teilnahmegebühr: Die Teilnahme ist kostenfrei.