Ein Westfälischer Frieden für den Nahen Osten?
"Die Lösungsuche des Konflikts in Syrien hat inzwischen Ausmaße angenommen, dass ein Vergleich mit dem Dreißigjährigen Krieg in Europa fast schon nicht mehr vermessen ist."[1] Diese Beobachtung von Bundeskanzlerin Angela Merkel teilen nicht wenige Betrachter des Syrien-Konfliktes, der nun schon über sieben Jahre andauert. Auch der Dreißigjährige Krieg zerstörte und verwüstete Städte und Landschaften – 1634 suchten allein in der 15.000-Einwohner-Stadt Ulm 8.000 Flüchtlinge Schutz. Das entspricht prozentual in etwa dem Anteil von Kriegsflüchtlingen im heutigen Libanon. Sieben Prozent der böhmischen und österreichischen Bevölkerung wurden 1620 vertrieben, nachdem die Rebellion niedergeschlagen war. Hungersnöte, Typhus-Epidemien und Plagen kosteten Millionen Menschen das Leben. Etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung, in manchen Gegenden sogar bis zu 60 Prozent, kam um. Millionen von Kindern und jungen Erwachsenen kannten nichts anderes als den Kriegsalltag.[2]
2018 jährt sich der Beginn des Dreißigjährigen Krieges zum 400. Mal, sein Ende – der Westfälische Frieden – zum 370. Mal. Lange galt der Krieg als die "Urkatastrophe der Deutschen", die Erinnerung an ihn war bis zum Ersten Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis fest verankert.[3] Heute hingegen spielt der Dreißigjährige Krieg in der politischen Debatte kaum noch eine Rolle. Dabei würde eine genaue Analyse seiner Ursprünge und Strukturen dabei helfen, die gegenwärtigen Konflikte im Nahen und Mittleren Osten, vor allem den Krieg in Syrien, besser zu verstehen.