Die Wissenschaften in der Klimadebatte - Essay
Wissenschaftler als Akteure
Die Rolle von Wissenschaftlern in der Klimadebatte ist seither immer wieder thematisiert worden. Je nach Fokus wurden beispielsweise Überzeugungen, Annahmen und Kommunikationsstrategien von Klimawissenschaftlern untersucht,[12] der Gebrauch von Metaphern[13] und das Engagement im öffentlichen Diskurs.[14] Die Aktivitäten der Klimawissenschaftler lassen sich in verschiedene Rollen aufgliedern: "Reine Wissenschaftler" kümmern sich wenig um öffentliche Debatten und politische Entscheidungen; "engagierte Wissenschaftler" treten als "Advokaten" oder "Aktivisten" für bestimmte politische Optionen in der Öffentlichkeit ein; und "ehrliche Makler" erweitern die Handlungsoptionen.[15]Dabei wird häufig eine Variante des engagierten Wissenschaftlers übersehen, der behauptet, ausschließlich wissenschaftliche Fakten darzustellen, aber versteckt parteilich handelt. Dies ermöglicht es, unter Berufung auf die Autorität und Objektivität der Wissenschaft gleichzeitig über den Dingen zu stehen, aber auch bestimmte politische Optionen zu befördern. Hier operieren Wissenschaftler in einer Grauzone, in der die Grenze zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft beziehungsweise in diesem Fall Politik unscharf wird. Der Begriff dafür lautet boundary work.[16]
Im 1988 gegründeten Weltklimarat wird diese Praxis institutionalisiert, daher wird das IPCC auch als boundary organization bezeichnet.[17] Die Architekten des IPCC zielten auf einen allgemeinen wissenschaftlichen Konsens, den sie für politische Entscheidungen als notwendig ansahen.[18] Die wichtigen Abschlussdokumente der drei Arbeitsgruppen des IPCC, die als Zusammenfassungen für politische Entscheidungsträger fungieren, werden von Wissenschaftlern gemeinsam mit Regierungsvertretern in einem langwierigen Verfahren abgesegnet.