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Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland | Deutsche Einheit | bpb.de

Deutsche Einheit Editorial Das vereinte Deutschland als zeithistorischer Forschungsgegenstand Der Osten als Problemzone? Eine Skizze zur ostdeutschen Soziopolitik Zum Ende der "alten" Bundesrepublik Integrationsbeitrag und Verteilungskonflikt. Geschichte und Perspektiven des Solidaritätszuschlags Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland Deutsch-deutsche Identitäten in der Nachwendegeneration Bilderstörung. Fehlwahrnehmungen im deutschen Verständigungsprozess am Beispiel der Kunst

Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland

Noa K. Ha

/ 13 Minuten zu lesen

Die Geschichte der Migration aus Vietnam nach Deutschland ist eine Geschichte des 20. Jahrhunderts und des Kalten Krieges. Der Kalte Krieg bestimmte die globale Ordnung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, und auf zwei höchst unterschiedlichen Wegen kamen Menschen aus Vietnam in die Bundesrepublik und in die DDR. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten hatte die Neuordnung der globalen Verhältnisse auch direkte Auswirkungen auf die Menschen in der Diaspora – auf ihren Arbeitsplatz, ihren Aufenthaltstitel und auf das Verhältnis der verschiedenen vietnamesischen Communities zueinander.

Die Geschichte der Migration aus Vietnam nach Deutschland, die sich scheinbar auf eine spezifische Personengruppe reduzieren lässt, verweist auf die Komplexität der historischen, sozialen, kulturellen und politischen Voraussetzungen von Migrant*innen. Denn "Migration" ist ein einfaches Wort für einen hochkomplexen Zusammenhang zwischen Arbeits-, Aufenthalts-, Asyl- und Staatsbürgerschaftsrecht, den Arbeits-, Wohnungs- und Bildungsmärkten sowie individuellen Erfahrungen. Im folgenden Rückblick auf die vietdeutsche Migrationsgeschichte bis in die heutige Zeit, in der die Deutsche Einheit sich zum 30. Mal jährt, werden daher ein paar Schlaglichter ausgewiesen, um die gesellschaftlichen Realitäten vietdeutscher Menschen zu umreißen. Wie war das gesellschaftliche Klima in jenen Zeiten? Welche Stimmung herrschte in Deutschland? Was hat sich verändert? Was ist nach wie vor präsent?

Von Vietnam nach Deutschland

Die vietdeutsche Migrationsgeschichte beginnt in einer Zeit, in der Migrations- und Fluchtregime unter einem ideologischen und konkurrierenden Paradigma formuliert und praktiziert wurden. Derzeit leben etwa 185.000 vietnamesische Staatsbürger*innen und Deutsche vietnamesischer Herkunft in Deutschland. Deren Wege nach Deutschland kann man bis 1989 grob in zwei unterscheiden: die Ankunft von Geflüchteten aus Vietnam, bekannt als "Boat People", in Westdeutschland zwischen 1975 und 1986 und die Ankunft der Vertragsarbeiter*innen in der DDR auf der Grundlage von Vertragsabkommen zwischen den sozialistischen "Bruderstaaten" von 1980 bis 1989. Neben der Flucht- und Arbeitsmigration gab es Formen der Bildungsmigration in beide deutsche Staaten. Bereits in den 1950er Jahren reisten über 300 vietnamesische Schüler*innen in die DDR. In den 1960er und 1970er Jahren kamen junge Menschen zum Studium sowohl in die Bundesrepublik (2055 Personen bis 1975) als auch in die DDR (42.000 Personen), die in der großen Mehrheit nach Vietnam zurückkehrten. Diese Migrationsbewegungen erzählen eine vielschichtige Geschichte des Verlassens, des Austauschs und der Ankunft über mehrere Generationen und Länder hinweg.

Boat People in Westdeutschland

Nach dem Ende des Vietnam-Krieges 1975 flohen viele Menschen aus Vietnam, weil das Land verwüstet war oder sie Repressalien unter der neuen Regierung fürchteten. Man schätzt, dass 1,3 Millionen Menschen aus Vietnam flohen, von denen vermutlich 400.000 bis 500.000 starben. Aufgrund ihres Fluchtweges über das Südchinesische Meer wurden sie als "Boat People" bekannt. Die Berichterstattung über die Seenotrettungsaktionen, die der Journalist Rupert Neudeck 1979 mit dem gemieteten Frachtschiff Cap Anamur startete, wurden in Westdeutschland intensiv verfolgt, und in den 1980er Jahren war die Bundesrepublik einer von 16 Staaten, die 38.000 Boat People als Kontingentflüchtlinge aufnahmen. Durch eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und die sofortige Arbeitserlaubnis sowie Eingliederungsmaßnahmen wie Sprachkurse, Beratung und Betreuung sollten die Geflüchteten die Möglichkeit erhalten, sich langfristig niederzulassen. Mit der Unterstützung von Wohlfahrtsverbänden kamen inklusive Familiennachzug 45.779 geflüchtete Menschen aus Vietnam bis in die 1990er Jahre hinein in der Bundesrepublik an.

Viele von ihnen richteten sich in Deutschland ein, und die Integration in die Arbeits-, Bildungs- und Wohnungsmärkte verweisen heute auf einen gelungenen Niederlassungsprozess. Jedoch liegen kaum Studien vor, die sich mit dem Alltag und dem Leben der Boat People und ihrer Nachfahren befassen. Die Geschichte der Boat People aus Vietnam wurde und wird häufig als erfolgreiche Integration einer vorbildlichen, weil fleißig, höflich und angepasst erscheinenden Minderheit dargestellt. Jedoch gilt es bei dieser Interpretation zweierlei zu beachten. Zum einen trafen die Boat People auf eine besondere gesellschaftliche Empathie, die auch auf den Kalten Krieg zurückzuführen ist. Denn sie flohen vor einem kommunistischen Regime und wurden vorrangig von westlichen Staaten aufgenommen. Die Niederlassung wurde ihnen großzügig erleichtert. Das stellt im Vergleich zu anderen geflüchteten Personengruppen eher eine Ausnahme dar. Zum anderen waren auch sie den Formen des Alltagsrassismus und der rassistischen Gewalt in Deutschland ausgesetzt und wurden mit dieser Differenzierung in Konkurrenz zu anderen migrantischen Gruppen gesetzt. Dieses Konkurrenzverhältnis, basierend auf einem Erfolgsnarrativ als "Model Minority", pauschalisiert verschiedene Gruppen zueinander und ignoriert sowohl die strukturellen Voraussetzungen als auch die diskriminierenden Verhältnisse durch eine Kulturalisierung von Unterschieden.

Vertragsarbeiter*innen in der DDR

Im Gegensatz zur Geschichte der Boat People kann die der vietnamesischen Vertragsarbeiter*innen in der DDR als eine des Aufbaus erzählt werden, die vorrangig auf den Interessen zweier sozialistischer Staaten basierte. Schon in den 1950er Jahren reisten vietnamesische Kinder nach Deutschland, die im Rahmen eines Solidaritätsprogramms zwischen der DDR und Nordvietnam aufgenommen und beschult wurden. Im sächsischen Moritzburg befand sich ein Kinderheim, in dem Waisenkinder aus China, Korea und Vietnam untergebracht wurden. Später studierten junge Menschen aus Nordvietnam an den Universitäten der DDR – manche von ihnen sollten später als Dolmetscher*innen für die Vertragsarbeiter*innen arbeiten. Zu dieser Zeit berichteten die vietnamesischen Studierenden, dass sie freundlich und offen aufgenommen wurden und gerne wieder in die DDR reisen wollten. In den 1980er Jahren trafen sie jedoch vermehrt auf eine feindselige Umgebung.

Da bis zur Errichtung der Berliner Mauer 1961 3,1 Millionen DDR-Bürger*innen das Land verlassen hatten, war der Arbeitskräftemangel in der DDR spürbar. Ab den 1960er Jahren schloss die DDR daher mehrere Abkommen über Vertragsarbeit ab: mit Polen (1963), Ungarn (1967), Algerien (1974), Kuba (1975), Mosambik (1979), Vietnam (1980) und Angola (1984) sowie in geringem Umfang mit der Mongolei (1982), China (1986) und Nordkorea (1986). Diese Abkommen legten maßgeblich die Dauer und die Form des Aufenthalts der Vertragsarbeiter*innen fest und umfassten Vereinbarungen zwischen den Staaten, die jedoch nicht der breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden.

Das Abkommen zur Vertragsarbeit zwischen der DDR und Vietnam wurde 1980 unterzeichnet und erlaubte der DDR die Anwerbung von rund 70.000 Vertragsarbeiter*innen. Diese reisten in zwei Phasen ein: In der ersten Phase von 1980 bis 1984 kamen vor allem qualifizierte Personen, die als Facharbeiter*innen in der DDR arbeiteten, während in der zweiten Phase von 1987 bis 1989 vorrangig Personen ohne Ausbildung und deutsche Sprachkenntnisse einreisten, um einfache Tätigkeiten zum Beispiel in der Textilindustrie zu übernehmen. Den einreisenden Männern und Frauen war es nicht gestattet, die Vertragsarbeit und eine Familiengründung in der DDR zu vereinbaren: Im Falle einer Schwangerschaft mussten vietnamesische Frauen die DDR verlassen. Kontakte zwischen den Vertragsarbeiter*innen und Kolleg*innen beziehungsweise der breiteren Gesellschaft waren nicht vorgesehen: Die Unterbringung und Freizeitgestaltung erfolgte segregiert, und eine Niederlassung beziehungsweise eine Integration in die DDR-Gesellschaft sollte tunlichst vermieden werden. Die umfängliche Versorgung und Überwachung der ausländischen Vertragsarbeiter*innen wurde in der DDR als "Fürsorgediktatur" bezeichnet, wobei die eigenen Bedürfnisse der Vertragsarbeiter*innen keine Rolle spielten.

Vietdeutsche Postwendezeit

Mit dem Ende der DDR prekarisierten sich die Zukunftsperspektiven der bisherigen Vertragsarbeiter*innen. Erst 1997 wurde eine rechtliche Grundlage für diejenigen ehemaligen Vertragsarbeiter*innen geschaffen, die noch in Deutschland lebten. Bis dahin waren die Aufenthalts- und Arbeitsbestimmungen derart erschwert worden, dass eine Niederlassung nur bei selbstständiger Arbeit möglich war, und es wurden Abfindungen bei einer Rückkehr nach Vietnam gezahlt. In den Städten machten sich viele ehemalige Vertragsarbeiter*innen mit Lebensmittelgeschäften, Imbissen und Blumenläden selbstständig. Die ökonomischen Netzwerke erstreckten sich von den neuen Bundesländern bis nach Polen, Tschechien und in die Slowakei, wo sich in größeren Städten Handelszentren ethnisierter Ökonomien etabliert hatten, bekannt als "Asia-Märkte", an denen sich beispielsweise die Eröffnung des Dong-Xuan-Center in Berlin-Lichtenberg 2005 orientierte. Manche ehemaligen Vertragsarbeiter*innen zogen auch nach Westdeutschland und richteten sich unter den gegebenen Umständen ein. Hier zeigte sich, dass die gesellschaftlichen Kodierungen von Süd- und Nordvietnames*innen fortwirkten. So spielte und spielt bis heute in der Bezugnahme beider Gruppen untereinander die Unterscheidung in Nord- und Südvietnam beziehungsweise eine (anti)kommunistische Orientierung weiterhin eine Rolle. In Westdeutschland gibt es nach wie vor viel mehr vietdeutsche Vereine und buddhistische Gemeinden als in Ostdeutschland, die vorrangig auf Aktivitäten ehemaliger Boat People zurückgehen, im wiedervereinigten Deutschland aber auch vermehrt von ehemaligen Vertragsarbeiter*innen besucht wurden.

Im Kontext der Verunsicherung der ökonomischen Lebensgrundlagen in einer Gesellschaft, die sich scheinbar in Auflösung befand, waren die ehemaligen Vertragsarbeiter*innen auch mit einer gesellschaftlichen Atmosphäre konfrontiert, in der sie sich körperlich bedroht sahen. Die Transformationserfahrung stellte sie nicht in eine solidarische Gemeinschaft zu den anderen ostdeutschen Bevölkerungsgruppen. Vielmehr wurde ihre Anwesenheit als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen, wie es schon in den letzten Jahren der DDR immer stärker artikuliert worden war, und ihnen schlug offene Feindseligkeit entgegen. Insofern müsste vor allem aus einer viet-ostdeutschen Perspektive von einer verdichteten Transformationserfahrung gesprochen oder zumindest die Verschränkung von Transformation und Migration hervorgehoben werden. Die Beschreibungen der Transformationserfahrung und der Transformationsgesellschaft im Zuge der Deutschen Einheit beziehen sich in den diskursiven Setzungen zur Postwendezeit jedoch hauptsächlich auf jene (weiß)deutsche Bevölkerungsgruppe, die nach 1990 in den neuen Bundesländern blieben.

Die frühen Jahre der Deutschen Einheit waren spürbar davon geprägt, dass die einen sich wiedervereinigten und die anderen zu Anderen wurden. Parallel zur Frage nach der nationalen Identität des nunmehr vereinigten Deutschland entspann sich eine politische Debatte um die Asylgesetzgebung. Anlass war der Anstieg der Zahl der Asylsuchenden seit den 1980er Jahren, der in der globalen Umbruchsituation mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zerfall Jugoslawiens nochmals stark an Tempo gewonnen hatte. Die starke emotionale Aufladung der Debatte schlug sich auch in Gewalt gegen gesellschaftlich konstruierte Andere nieder und kulminierte in den Ausschreitungen von Hoyerswerda vom 17. bis zum 23. September 1991 und Rostock-Lichtenhagen vom 22. bis zum 26. August 1992, als Rechtsextreme vor johlenden Menschenmengen Wohnheime für ehemalige Vertragsarbeiter*innen aus Vietnam und Asylbewerber*innen angriffen und die Polizei über mehrere Tage nicht effektiv einschritt. Während hier wie durch ein Wunder keine Menschen starben, wurden in Mölln am 23. November 1992 und in Solingen am 29. Mai 1993 bei Brandanschlägen auf Häuser, in denen Menschen türkischer Herkunft wohnten, 8 Menschen getötet und 26 zum Teil schwer verletzt. Zwischen 1990 und der Verabschiedung des "Asylkompromiss" im Mai 1993, mit dem sich die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP mit der oppositionellen SPD auf eine das Asylrecht verschärfende Grundgesetzänderung einigten, wurden 27 Menschen aufgrund von rassistischer Gewalt getötet.

Jedoch nahm die rassistische Gewalt nicht erst mit der Wiedervereinigung zu, sondern war bereits vorher sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland eine Gefahr gewesen. Allein mit Blick auf vietnamesische Opfer sind seit 1980 fünf Fälle bekannt, bei denen Menschen ermordet wurden oder an den Folgen eines rassistisch motivierten Angriffs starben.

Vietnamesische Diaspora in Deutschland heute

"Vietdeutsche", "Vietnamesische Deutsche", "Vossis", "Deutsch-Vietnamesen" – diese Begriffe verweisen auf wandelbare und fluide kontextbezogene Selbstbezeichnungen, um sich begrifflich in Deutschland einzurichten und die Erfahrungen der Diaspora zum Sprechen zu bringen. Dazu tragen viele Menschen an vielen Orten bei, und es sind vor allem die jungen Frauen der zweiten Generation mit vietdeutschen Bezügen, die sich offen und aktiv mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen. Sie suchen den Dialog untereinander und reflektieren die Diversität ihrer Migrationsgeschichte sowie die Homogenität rassistischer Stereotype, denen sie begegnen.

2012 gab der Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha den Band "Asiatische Deutsche – Vietnamesische Diaspora and Beyond" heraus, der einen neuen Gesprächsraum für die Artikulierung asiatisch-diasporischer Erfahrungen in Deutschland über nationale Zugehörigkeiten hinweg ermöglichte und eine Verbreitung vietnamesisch-deutscher Perspektiven auf die eigene Geschichte in Deutschland, die gemeinsamen Erfahrungen mit anderen asiatisch gelesenen Menschen und anderen rassifizierten Communities ermöglichte. Der Hamburger Theaterregisseur Dan Thy Nguyen hat das Pogrom von Rostock-Lichtenhagen entlang von Interviews in dem Theaterstück und Hörspiel "Sonnenblumenhaus" inszeniert. Vanessa Vu, eine der "Top 30 unter 30"-Journalist*innen des "Medium-Magazins" 2018, schreibt unter anderem für die "Zeit" über Rassismus, Diskriminierung und die Geschichten der Vietnames*innen in der deutschen Diaspora. Sie produziert mit der Hörfunkjournalistin Minh Thu Tran den 2019 für den Grimme Online Award nominierten Podcast und das Community-Projekt "Rice and Shine" über vietdeutsche Diaspora-Geschichten. Die Journalistin Nhi Le führt ihren eigenen Blog, in dem sie sowohl über ihren Alltag in der Diaspora und in Ostdeutschland als auch über ihre feministischen Analysen zu Popkultur schreibt. Die Menschenrechtsaktivistin Thuy Nonnemann setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte und Interessen von Geflüchteten und Migrant_innen ein und wurde 2013 mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet. Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thy Nguyen erreichte mit ihrem Video "Corona geht gerade erst los" auf Youtube sechs Millionen Ansichten. Marcel Nguyen ist ein erfolgreicher Kunstturner, und Minh-Khai Phan-Thi eine bekannte Schauspielerin, Moderatorin und Regisseurin.

Sie alle und viele weitere Menschen mit vietnamesischen Herkünften und Bezügen zeugen von der Vielfalt im vereinten Deutschland. Zugleich verweisen sie darauf, dass 30 Jahre Deutsche Einheit nicht nur eine Geschichte der Pluralisierung ist, sondern auch eine der Kontinuität rassistischer Diskriminierung im post-nationalsozialistischen Deutschland.

Epilog

Ich schreibe hier als asiatisch-deutsche Person, die keinen eigenen explizit vietdeutschen Familienhintergrund hat, also über eine Geschichte der Migration, die nicht meine ist. Jedoch teile ich gerade in Zeiten der Corona-Pandemie eine gemeinsame Erfahrung mit anderen vietnamesisch-, japanisch-, koreanisch-, chinesisch-deutschen und asiatischen Menschen in Deutschland: den alltäglichen Rassismus in Form von kleinen Bemerkungen, Beschimpfungen, Verallgemeinerungen und offenen Anfeindungen auf der Straße. Diese Erfahrung verweist auf eine rassistische Stereotypisierung, unabhängig von den persönlichen Migrationsgeschichten und geografischen Bezügen, und kann Menschen treffen, die in der dritten Generation in Deutschland leben, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die Folge sind Ausschlüsse, die auch nach der Migration, der Ankunft und der Integration in Bildungsinstitutionen, in Arbeits- und Wohnungsmärkte, weiterhin bestehen und anhalten – und im Zuge der Corona-Pandemie offen stattfinden.

Mein Dank geht an all diejenigen, ohne deren Arbeiten und deren Wissen und deren Engagement dieser Artikel nicht möglich wäre.

ist Mitglied des Leitungsstabs des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin, Referentin Community Engagement und Nachwuchsförderung. E-Mail Link: ha@dezim-institut.de