Die Erwartung des Westens, die Marktöffnung der Volksrepublik China würde Liberalisierung und Demokratisierung in Politik und Gesellschaft nach sich ziehen, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen ist der Staat seit dem Machtantritt Xi Jinpings 2012 innenpolitisch rigider und außenpolitisch ausgreifender geworden, verortet sich selbst in einer Systemkonkurrenz zum Westen und sieht sich auf der seidenen Gewinnerstraße.
In der Debatte, auf welchen Grundlagen eine strategische deutsche und europäische Chinapolitik aufbauen sollte, ist "Chinakompetenz" ein verbreitetes Schlagwort geworden. Dass es mehr davon braucht, darauf können sich viele einigen. Doch welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sind notwendig, um zu einem realistischen und differenzierten Bild des gegenwärtigen Chinas, Beijings Interessen und der chinesischen Gesellschaft zu kommen?
Lin Hierse
Hier könnte ein Satz über einen Drachen stehen - Essay
"Chinakompetenz" ist wegen Chinas Rolle in der Welt notwendig. Diese erfordert auch die Fähigkeit, nicht rassistisch zu sein, überholte und klischeebehaftete Chinabilder zu hinterfragen und die Vielfalt der Bilder und Stimmen über und aus China wahrzunehmen.
Christoph Müller-Hofstede
Zwischen Systemkonkurrenz und Dialogbereitschaft. China(kompetenz) in der politischen Bildung
Der Aufstieg Chinas und seine geopolitischen Ambitionen berühren essenzielle Fragen politischer Bildung in der Demokratie, nicht zuletzt, weil auch das Selbstverständnis des Westens herausgefordert wird. Was kann politische Bildung zu China leisten?
Marina Rudyak
Keine Orchidee. Über Chinakompetenz und Sinologie
Ein mangelndes Verständnis von chinesischen politischen Strategien schafft Risiken, insbesondere dann, wenn die chinesische Seite uns besser kennt als umgekehrt. Um die Wissensasymmetrie abzubauen, braucht es die Sinologinnen und Sinologen als Wissensbroker.
Andreas Fulda
Wissenschaftsautonomie wahren. China und die Wissenschaft in Großbritannien
Chinakompetenz ist kein Allheilmittel, wenn es um den Umgang mit Chinas Einflussnahme im Ausland geht. Der Einparteienstaat gefährdet mit seinem Agieren die Wissenschaftsfreiheit. Wie Universitäten reagieren können, wird am Beispiel Großbritannien beschrieben.
Andrea Frenzel, Nadine Godehardt
Mehr Chinakompetenz für eine strategische Chinapolitik. Ein systemischer Ansatz beginnt bereits in der Schule
Das Verständnis von "China", seinen Akteuren, ihrem Handeln und ihren Ideen, braucht eine breite gesellschaftliche Basis in Deutschland und in Europa. Die Bildung von Chinakompetenz – und Chinakompetenz durch Bildung – sollte daher Teil der europäischen Chinastrategie sein.
Ying Huang
Werte oder Interessen? Maximen deutscher und europäischer Chinapolitik
Der Balanceakt zwischen Werte- und Interessenpolitik ist die wichtigste Leitlinie der deutschen und europäischen Chinapolitik. Doch wie soll die Balance mit Blick auf die zunehmende wirtschaftliche und strategische Bedeutung Chinas auf der Weltbühne erreicht werden?
Jens Damm
Das "andere China"? Was wir über Taiwan wissen sollten
Für eine umfassende "Chinakompetenz" ist auch Wissen über Taiwans Geschichte und Gegenwart notwendig. Die Insel steht sowohl geopolitisch wegen der "Ein-China-Politik" im Fokus als auch wegen ihrer erfolgreichen Demokratisierung und Liberalisierung.