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Wem nutzen offene Daten?

Daniel Dietrich

/ 4 Minuten zu lesen

Was dürfen offene Daten den Anwender kosten? Welche Preismodelle soll die öffentliche Hand für die Herausgabe ihrer Datenbestände entwickeln?

Anders als viele Geo-Daten standen die Haushaltszahlen des Bundes kostenfrei zur Verfügung (© offenerhaushalt.de)

Anders als viele Geo-Daten standen die Haushaltszahlen des Bundes kostenfrei zur Verfügung (Screenshot: bund.offenerhaushalt.de) Zugang zu Informationen ist eine wesentliche Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, für Innovationen und wirtschaftliches Wachstum und eine nachhaltige Entwicklung der Wissensgesellschaft insgesamt. Entscheidunsgträger auf allen Ebenen, im Privatleben, in Politik, Verwaltung und Wirtschaft können ihre Entscheidungen immer nur auf Grundlage der Informationen treffen, die ihnen zu einem gegebenen Zeitpunkt zugänglich waren. Durch den verbesserten Zugang zu Informationen steigen die Chancen für qualifizierte Entscheidungen, für effizientes Verwaltungshandeln und für gute Regierungsführung (englisch "Good Governance").

Natürlich lässt sich der gesellschaftliche Nutzen von Kategorien wie "Transparenz, Vertrauen und Beteiligung" nicht quantifizieren. Die Frage nach dem konkreten Nutzen von guter Regierungsführung lässt sich nicht ökonomisch im Sinne eines "Return of Investment" (ROI) beantworten. Dennoch ist seit langem bekannt, dass sich gute Regierungsführung sehr konkret auf die politische, soziale und wirtschaftliche Lage eines Gemeinwesens auswirkt. Die Externer Link: Weltbank hat in einer internationalen Studie Indikatoren für gute Regierungsführung untersucht.

Zu den Indikatoren zählen: Verwaltungstransparenz und -effizienz, Partizipation, Verantwortlichkeit, Marktwirtschaft, Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Korruptionskontrolle. Ein gutes Ranking bei diesen Indikatoren wird in einen direkten Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung und Stabilität der Länder gebracht.

Das Potential für eine nachhaltige demokratische Entwicklung einerseits sowie für soziale und ökonomische Innovationen andererseits hört natürlich nicht beim Zugang zu großen Datenmengen aus öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft auf. Der Zugang zu diesen Daten bildet vielmehr die Voraussetzung für darauf aufbauende Innovationen, Prozessketten und Anwendungen. Dabei spielt die Digitalisierung von Informationen und der Einsatz von Web2.0-Technologien eine entscheidende Rolle. Der Zugang zu offenen Daten ist der erste Schritt. In weiteren Schritten können diese Daten nun analysiert und ausgewertet, in Anwendungen und Mashups aufgearbeitet und veredelt sowie durch Visualisierungen oder auf Karten dargestellt werden. Oft erfahren die Daten erst durch diese Weiterverarbeitung einen konkreten Nutzwert für Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft ebenso wie für die interne Verwendung durch Verwaltung und Regierung selbst. Hier liegt ein enormes Potential für die Öffnung der Verwaltungen nach innen und nach außen und für eine verstärkte Zusammenarbeit der Verwaltungen über Behördengrenzen hinweg.

Kosten und Nutzen

Was kosten offene Daten? Bei der Erstellung und Pflege von Daten des Öffentlichen Sektors entstehen Kosten. Diese Kosten werden in der Regel durch Steuergelder finanziert. Behörden und andere Stellen des Öffentlichen Sektors erstellen und pflegen diese Daten ja weder als Selbstzweck, noch um finanziellen Gewinn mit ihnen zu machen, sondern weil sie diese Daten zur Erfüllung ihrer hoheitlichen staatlichen Aufgaben selbst brauchen. Sollten diese Daten dann nicht grundsätzlich ohne weitere Entgelte an Dritte weitergegeben werden? Neben den Kosten der Erstellung und Pflege können für die Bereitstellung von Daten, zum Beispiel über eine Schnittstelle oder in einem Datenkatalog weitere Kosten entstehen. Diese Kosten nennt man "Grenzkosten" (englisch marginal costs). Es gibt Argumente dafür, die Nutzer der Daten an diesen Grenzkosten zu beteiligen, sicherlich aber nicht an den bei der Erstellung und Pflege entstandenen Kosten. Wie kann eine Preisbildung für die Bereitstellung der Daten erfolgen?

Preismodelle für Daten des öffentlichen Sektors

Es gibt leider nur sehr wenig empirisches Material über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von unterschiedlichen Preismodellen für Daten des Öffentlichen Sektors. Eine viel zitierte Externer Link: Studie der Universität Cambridge (PDF) von 2008 legt nahe, dass die zu erzielenden Gewinne, die aus den Gebühren für Daten des Öffentlichen Sektors erwirtschaftet werden können, wesentlich geringer ausfallen als der zu erwartende volkswirtschaftlichen Mehrwert, der aus der (auch kommerziellen) Nutzung dieser Daten entstehen kann. Ein gutes Beispiel ist der gesunde und innovative Wirtschaftszweig, der sich rund um die Geo- und Wetterdaten in den USA entwickelt hat. Diese Daten sind per Gesetz "gemeinfrei" und somit für jederman für jegliche Zwecke nutzbar. In Deutschland hingegen werden für die Daten aus diesen Sektoren teils hohe Entgelte gefordert. Das Resultat ist bekannt: Aufgrund der hohen Gebühren für die Nutzung und Weiterverarbeitung dieser Daten gibt es in Deutschland in diesem wirtschaftlichen Sektor wesentlich weniger Umsatz, Wachstum und Innovationen. Auch andere Studien wie der MERSI Report "Externer Link: Measuring European Public Sector Information Resources (PDF)", der MICUS Report "Externer Link: Assessment of the Re-use of Public Sector Information (PSI) in the Geographical Information, Meteorological Information and Legal Information Sectors (PDF)", der PIRA Report "Externer Link: Commercial Exploitation of Europe's Public Sector Information (PDF)" deuten in dieselbe Richtung: Preismodelle jenseits der Grenzkosten sind für die Daten des öffentlichen Sektors volkswirtschaftlich nicht sinnvoll.

In Deutschland wird die Beschaffung, Nutzung und Weiterverwendung von Daten des öffentlichen Sektors durch die Vielfältigkeit von Preisstrukturen und -modellen in den Verwaltungeinheiten des Bundes, der Länder und der Kommunen unnötig kompliziert.

Bei einer digitalen Bereitstellung der Daten über Portale und Dienste fallen geringe Grenzkosten an, da sie keinen zusätzlichen Aufwand für die Verwaltung bedeutet bzw. der Mehraufwand zumindest nur minimal ist.

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Daniel Dietrich, studierte Politikwissenschaft, visuelle Kommunikation und Produktdesign in Frankfurt und Berlin. Er ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin im Fachbereich Informatik und Gesellschaft tätig. Er ist offizieller Repräsentant der Open Knowledge Foundation in Deutschland. Für die Open Knowledge Foundation ist er Projektkoordinator der Open Definition und der Arbeitsgruppe zu Open Government Data. Er ist Mitgründer des Open Data Network.