Wem nutzen offene Daten?
Kosten und Nutzen
Was kosten offene Daten? Bei der Erstellung und Pflege von Daten des Öffentlichen Sektors entstehen Kosten. Diese Kosten werden in der Regel durch Steuergelder finanziert. Behörden und andere Stellen des Öffentlichen Sektors erstellen und pflegen diese Daten ja weder als Selbstzweck, noch um finanziellen Gewinn mit ihnen zu machen, sondern weil sie diese Daten zur Erfüllung ihrer hoheitlichen staatlichen Aufgaben selbst brauchen. Sollten diese Daten dann nicht grundsätzlich ohne weitere Entgelte an Dritte weitergegeben werden? Neben den Kosten der Erstellung und Pflege können für die Bereitstellung von Daten, zum Beispiel über eine Schnittstelle oder in einem Datenkatalog weitere Kosten entstehen. Diese Kosten nennt man "Grenzkosten" (englisch marginal costs). Es gibt Argumente dafür, die Nutzer der Daten an diesen Grenzkosten zu beteiligen, sicherlich aber nicht an den bei der Erstellung und Pflege entstandenen Kosten. Wie kann eine Preisbildung für die Bereitstellung der Daten erfolgen?Preismodelle für Daten des öffentlichen Sektors
Es gibt leider nur sehr wenig empirisches Material über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von unterschiedlichen Preismodellen für Daten des Öffentlichen Sektors. Eine viel zitierte Studie der Universität Cambridge (PDF) von 2008 legt nahe, dass die zu erzielenden Gewinne, die aus den Gebühren für Daten des Öffentlichen Sektors erwirtschaftet werden können, wesentlich geringer ausfallen als der zu erwartende volkswirtschaftlichen Mehrwert, der aus der (auch kommerziellen) Nutzung dieser Daten entstehen kann. Ein gutes Beispiel ist der gesunde und innovative Wirtschaftszweig, der sich rund um die Geo- und Wetterdaten in den USA entwickelt hat. Diese Daten sind per Gesetz "gemeinfrei" und somit für jederman für jegliche Zwecke nutzbar. In Deutschland hingegen werden für die Daten aus diesen Sektoren teils hohe Entgelte gefordert. Das Resultat ist bekannt: Aufgrund der hohen Gebühren für die Nutzung und Weiterverarbeitung dieser Daten gibt es in Deutschland in diesem wirtschaftlichen Sektor wesentlich weniger Umsatz, Wachstum und Innovationen. Auch andere Studien wie der MERSI Report "Measuring European Public Sector Information Resources (PDF)", der MICUS Report "Assessment of the Re-use of Public Sector Information (PSI) in the Geographical Information, Meteorological Information and Legal Information Sectors (PDF)", der PIRA Report "Commercial Exploitation of Europe's Public Sector Information (PDF)" deuten in dieselbe Richtung: Preismodelle jenseits der Grenzkosten sind für die Daten des öffentlichen Sektors volkswirtschaftlich nicht sinnvoll.In Deutschland wird die Beschaffung, Nutzung und Weiterverwendung von Daten des öffentlichen Sektors durch die Vielfältigkeit von Preisstrukturen und -modellen in den Verwaltungeinheiten des Bundes, der Länder und der Kommunen unnötig kompliziert.
Bei einer digitalen Bereitstellung der Daten über Portale und Dienste fallen geringe Grenzkosten an, da sie keinen zusätzlichen Aufwand für die Verwaltung bedeutet bzw. der Mehraufwand zumindest nur minimal ist.