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Fallbeispiele und Best Practice | Open Data | bpb.de

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Fallbeispiele und Best Practice

Christiane Schulzki-Haddouti

/ 9 Minuten zu lesen

Die Spannweite von Open Data Anwendungen ist breit, sie reicht von der Kontrolle der Arbeit amerikanischer Kongreßabgeordneter bis zu Baustellenmeldungen in deutschen Kommunen. Zwölf Fallbeispiele stellen typische Anwendungen vor.

Parlament: Open Congress

http://www.opencongress.org/ (© http://www.opencongress.org/)

Die Website ermöglicht Bürgern jede Handlung eines Abgeordneten nachzuvollziehen: Wie hat er abgestimmt, was sagen andere über ihn? Nutzer können sich über Gesetzesvorhaben, Abstimmungen und Themen informieren und sich per RSS-Feed auf dem Laufenden halten. Nutzer können selbst über Gesetze abstimmen, Abgeordnete bewerten, in Foren kommentieren und Abgeordneten schreiben. Über eine eigene Profilseite können Nutzer sich ihre Themen mit den entsprechenden Informationen zusammenstellen. Jede Webseite kann über Social-Media-Tools weiterverbreitet werden. Ein Feature namens "The Money Trail" zeigt, welche Abgeordnete wie viel Spenden erhalten. Damit soll Korruption bzw. Stimmenkauf durch Lobbyisten verhindert werden. "Money Trail" bezieht die Daten von OpenSecrets.org, einem Projekt, das sich der Transparenz der Parteien- und Politikerfinanzierung verschrieben hat. Die 20007 ins Leben gerufene Website ist ein Projekt der Participatory Politics Foundation, unterstützt wird es von der Sunlight Foundation.
Externer Link: http://www.opencongress.org

Kommune: Frankfurt gestalten

http://www.frankfurt-gestalten.de/ (© http://www.frankfurt-gestalten.de/)

Frankfurt-gestalten.de will die Partizipationsmöglichkeiten von Bürgern in der kommunalen Politik unter dem Slogan "Verpass keine Entscheidung. Bring deine Ideen ein." erweitern. Der Politikwissenschaftler Christian Kreutz verwendet hierfür die Daten der Parlis-Datenbank der Stadt Frankfurt und reichert sie mit Schlagworten und Ortsdaten an. Damit können Nutzer Fragen nachgehen wie: Was entscheiden Politiker in meiner Nachbarschaft? Was passiert in meiner Straße? Diese Daten werden um Mitteilungen der Stadt Frankfurt, Polizeimeldungen, Baustellenmeldungen sowie lokale Nachrichten und Meldungen von zivilgesellschaftlichen Initiativen ergänzt. Angezeigt werden die Daten auf einer Karte des Projekts OpenStreet Map. Dabei können Nutzer die Daten nach verschiedenen Themen wie "Integration", "Kinder" oder "Gehwege" filtern. Über anstehende Termine können sich Bürger in einem fortlaufend aktualisierten Kalender informieren. Außerdem können Nutzer zu jedem Eintrag eine Diskussion im Forum starten. Mittlerweile nehmen auch Vertreter politischer Parteien an den Diskussionen teil.
Externer Link: http://www.frankfurt-gestalten.de

Lobbying: Lobbypedia

http://www.lobbypedia.de/index.php/Hauptseite (© http://www.lobbypedia.de/index.php/Hauptseite)

Das von der Organisation Lobbycontrol ins Leben gerufene Onlinelexikon zeichnet die Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik in Deutschland nach – und spürt dafür auch speziellen Themenkomplexen wie der "Bankenrettung" oder der Bau- und Immobilienlobby mit Schwerpunkt auf "Stuttgart 21" nach. Auch werden "Seitenwechsel" von Politikern dokumentiert, die nach ihrer aktiven Zeit in die Wirtschaft wechseln. Dokumentiert werden alle Fälle in Wiki-Software, doch anders als bei Wikipedia können Nutzer "aus Gründen der Qualitätssicherung" nichts direkt eintragen, jedoch über die Diskussion Vorschläge einbringen. Vorbild sind die US-amerikanische Lobby-Überwachung sourcewatch.org sowie das britische Projekt Powerbase.info.
Externer Link: http://www.lobbypedia.de

Haushalt: Offener Haushalt

http://bund.offenerhaushalt.de/ (© http://bund.offenerhaushalt.de/)

Der "Offene Haushalt" der Open Knowledge Foundation Deutschland zeigt, wie die Regierung mit Steuergeldern umgeht. Jeder Haushaltsposten wird in Relation zu anderen Posten in einer Grafik angezeigt. Je größer der Posten, desto größer ist der farbige Kasten, in dem der Posten dargestellt ist. Auf den ersten Blick lässt sich damit sofort erkennen, dass die Bundesregierung am meisten in den Bereich Soziales investiert. Jeder Klick auf einen Haushaltsposten bringt eine weitere Aufschlüsselung der Gelder. Umgesetzt wurden auf diese Weise zunächst der Haushalt des deutschen Bundestags aus 1200 Seiten Papierinformationen mit rund 7000 Posten, die sich in weitere Unterposten gliedern. Die Zahlen werden zu jedem Posten auch auf einer Zeitleiste von 2003 bis 2010 dargestellt. Jeder einzelne Hauhaltsposten lässt sich zudem über eine eigene Internetadresse abrufen und kommentieren. Über ein eigenes Wiki können Informationen zu den jeweiligen Posten gesammelt und dokumentiert werden. In Planung ist die Darstellung der Haushalte von Bundesländern und Kommunen. Vorbild für den "Offenen Haushalt" ist die britische Website "Where does my money go?". Die Programmierer der beiden Projekte haben die Datenbankstrukturen für die Haushaltszahlen so vereinfacht, dass sie in ein weiteres Haushaltsprojekt namens "Open Spending" fließen konnten. "Open Spending" hat die Absicht, Haushaltsdaten aller Staaten zu zeigen und miteinander vergleichbar zu machen.
Externer Link: http://bund.offenerhaushalt.de/

Subventionen: Farmsubsidy

http://farmsubsidy.org/ (© http://farmsubsidy.org/)

Farmsubsidy.org ist eine Web-Datenbank für EU-Agrarsubventionen. Journalisten hatten bei der Europäischen Kommission Anträge auf Informationszugang gestellt. 2009 wurden die Daten von der Kommission freigegeben und auf einer Website veröffentlicht. Nils Mulvad, Jack Thurston und Brigitte Alfter bereiteten sie auf der Website Farmsubsidy.org für die gesamte EU auf. Brigitte Alfter berichtete für das Magazin Stern über die Subventionen. Parallel wertete auch das Datenteam der Nachrichtenagentur dpa-Regiodata die Daten für Deutschland aus. Mit Hilfe der Daten konnte nicht nur aufgezeigt werden, dass zu den größten Subventionsempfänger nicht Landwirte, sondern große Konzerne wie die Südzucker AG zählen. Auch die regionale Verteilung der Gelder lieferte interessante Aspekte für die Berichterstattung in den Tageszeitungen und anderen regionalen Medien. Einziger Wermutstropfen waren die fehlenden Daten aus Bayern, die erst viel später freigegeben wurden.
Externer Link: http://farmsubsidy.org/

Infrastrukturen: MaerkerBrandenburg

http://maerker.brandenburg.de/lis/list.php?page=maerker (© http://maerker.brandenburg.de/lis/list.php?page=maerker)

Das Land Brandenburg betreibt gemeinsam mit einer Reihe von Kommunen die Website Maerker.Brandenburg. Bürger können auf Abfall, Geruchsbelästigung, freilaufende Tiere oder Verkehrsgefährdungen wie Schlaglöcher per Text und Foto hinweisen. Dargestellt werden die Hinweise auf einer Landkarte, wenn die Redaktion sie freigegeben hat. Fotos beispielsweise, auf denen Personen zu erkennen sind, dürfen nicht veröffentlicht werden. Innerhalb von drei Tagen soll der Hinweis an die zuständige Behörde weitergeleitet werden. Bürger, die eine E-Mail angeben, erhalten eine Antwort. Per Ampelfarben informiert die Karte über den Bearbeitungsstand . "Rot" etwa bedeutet "gemeldet", "Grün" "erledigt". Damit soll die Verwaltung schneller über lokale Probleme auf dem Laufenden sein. Vorbild für den Maerker.Brandenburg ist der britische Dienst FixMyStreet.com von mySociety, der Eingaben auch per Handy zulässt. Für das "transparente Anliegenmanagement" wird bereits auch eine Software unter dem Namen Mark-a-spot vermarktet, die unter anderem von der Stadt Osnabrück eingesetzt wird.
Externer Link: http://maerker.brandenburg.de

Verkehr: Mapnificent

http://www.mapnificent.net/ (© http://www.mapnificent.net/)

Die Frage, wie lange man braucht, um zu einem bestimmten Ort zu kommen, kann für viele Entscheidungen sehr wichtig sein - zum Beispiel für die, wo man leben möchte, wo man arbeiten oder wo man seinen Urlaub verbringen möchte. Aber sie lässt sich heute noch nicht ohne Weiteres beantworten. Freunde des öffentlichen Nahverkehrs müssen Bus- und Zugfahrpläne studieren, Autofahrer Routenplaner abfragen. Kaum weiterhelfen dürfte das jedoch, wenn man noch gar nicht weiß, wo man seinen Urlaub verbringen möchte, sondern nur einmal für wenige Tage mit einem bestimmten Aufwand verreisen möchte. Software-Entwickler Stefan Wehrmeyer setzt bei seinem Projekt Mapnificent auf Google Maps. Mapnificent ist bereits offen verwendbar und zählt damit zu den ersten frei verfügbaren Reisezeit-Karten. Das Projekt konzentriert sich auf den Öffentlichen Nahverkehr sowie die Einbindung interessanter Orte. Zwei Personen können dabei entscheiden, in welchem Café sie sich verabreden möchten, wenn sie jeweils maximal eine halbe Stunde Fahrtzeit aufwenden möchten. Die Cafés stammen aus der Google-Suche. Diese Abfrage klappt für 20 Städte weltweit, für Europa leider erst für Berlin, London, Rennes und Turin. Die meisten Städte liegen in den USA - was daran liegt, dass es fast ausschließlich US-Städte sind, die ihre Nahverkehrsdaten in dem Google-Format GTFS anbieten, das ein leichtes Einspielen der Daten in Google Maps ermöglicht.
Externer Link: http://www.mapnificent.net/

Innere Sicherheit: The Oxford Crime Map

http://www.bbc.co.uk/truthaboutcrime/crimemap/ (© http://www.bbc.co.uk/truthaboutcrime/crimemap/)

Die Oxford Crime Map der BBC zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Kriminalitätsmeldungen eines Jahres auf eine Woche komprimiert und auf einer Zeitleiste visualisiert. Damit lässt sich gut erkennen, dass sich die Meldungen je nach Wochentag und Uhrzeit in verschiedene Stadtteile verlagern: Es entstehen Kriminalitätsmuster. Typisch für das Wochenende und die Abendstunden sind etwa Meldungen über Straßengewalt in den Ausgehvierteln von Oxford. Diebstähle zeigen sich etwa vor allem nach Schulende gegen vier Uhr sowie am Abend, Diebstähle und Überfälle am Abend an Hauptverkehrsstraßen, wenn Menschen nach einem Besuch im Pub nach Hause gehen. Diese Karte kommt der Vision von Horst Herold nahe, der sich Karten vorstellte, die für beliebige Orte, Zeiträume und Zusammenhänge aktuelle Lagebilder zeigen, die wie Einsatzbefehle an die Polizei fungieren können bzw. neue gesellschaftliche Steuerungsmechanismen ermöglichen. Eine der ersten öffentlichen Crime Maps überhaupt war das GoogleMaps-Mashup ChicagoCrime.org, die Meldungen ortsbezogen anzeigte.
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Innere Sicherheit: ASBORrometer

http://www.asborometer.com/ (© http://www.asborometer.com/)

In Großbritannien ermöglicht die mobile Anwendung namens ASBOrometer Handynutzern das "Scannen" der Nachbarschaft in Hinblick auf "anti-soziales Verhalten". Das Kürzel ASBO steht für den 1998 eingeführten "Anti-Social Behaviour Order". Mit diesem Begriff bezeichnet man im britischen Rechtssystem einen zivilrechtlichen Bescheid, der Personen davon abhalten soll, sich anti-sozial zu verhalten. Als anti-soziales Verhalten gilt beispielsweise das Sprühen von Graffitis, Drogenhandel, Fluchen oder Trunkenheit in der Öffentlichkeit. Das ASBOrometer zieht verschiedene Datenbestände heran, welche die britische Regierung Ende Januar auf der Website data.gov.uk veröffentlicht hatte. Verwendet werden allerdings nicht die Daten über ASBO-Bescheide, sondern die Ergebnisse einer Studie namens "Place Based Survey", die Bürgern nach dem Grad des asozialen Verhaltens in ihrer Umgebung befragt hatte. Des Weiteren verwendet Gilfelt ASBO-Daten mit regionalen Zahlen über einstweilige Verfügungen und Räumungsbefehle, über die Schließung baufälliger und leer stehender Häuser oder Zahlen über vom Jugendamt betreute Familien.
Externer Link: http://www.asborometer.com

Gesundheit: Eatsure.ca

http://www.eatsure.ca/ (© http://www.eatsure.ca/)

Die Website veröffentlicht die Prüfergebnisse von staatlichen Lebensmittelkontrollen in der kanadischen Stadt London Ontario, der Grafschaft Middlesex sowie der Stadt Vancouver. Die Daten über Restaurants, Lebensmittelhändler werden wöchentlich aktualisiert. Betrieben wird die Website von der Firma rtraction. Sie greift auf die automatische Schnittstelle der Behörde zu, die für die Kontrollen zuständig ist und stellt sie in einem Mashup mit GoogleMaps dar. Nutzer sollen so rascher einen Überblick über die Lebensmittelqualität in ihrer Nachbarschaft erlangen können. Die Behörde übernimmt jedoch ausdrücklich keine Garantie bzw. haftet nicht für die Richtigkeit der Angaben.
Externer Link: http://www.eatsure.ca/

Urbanes Leben: San Francisco

http://www.livinglabs-global.com/Award-About.aspx (© http://www.livinglabs-global.com/Award-About.aspx)

Die Stadt San Francisco suchte in einem Wettbewerb verschiedene Lösungen aus aller Welt, die auf offenen Infrastrukturen und Daten aufsetzen. Sie sollen öffentliche Dienstleistungen verbessern, die staatlichen Ausgaben senken und mehr Stakeholder einbeziehen. Ausgezeichnet wurde unter anderem die Open-Data-Plattform Socrata, die öffentliche Daten so strukturiert aufarbeitet, dass sie auf unterschiedlichen Wegen abgerufen und genutzt werden können: etwa als durchsuchbare Karte, als Bestandteil der städtischen Website oder als Datensatz, der über soziale Netzwerke mit anderen geteilt werden kann. Abgerufen werden können die Daten zudem über SMS und Spracheingabe. Eine andere Lösung namens Crowdmap benutzt Open-Source-Plattformen für Crowdsourcing wie Ushahidi, um Bürgermeldungen über Schlaglöcher und deren Bearbeitung durch die Behörden darzustellen. Melden können Bürger über SMS, twitter, E-Mail, Smartphone-Anwendungen und die Website selbst. Eine weitere ausgewählte Lösung für Bürgerbeteiligung stammt aus Island. In Reykjavik wurde die Software erfolgreich eingesetzt, um Projektvorschläge zu sammeln, über die Bürger abstimmen konnnten.
Externer Link: http://www.livinglabs-global.com/Award-Categories-San-Francisco.aspx

Entwicklung: "Mapping for Results" der Weltbank

http://maps.worldbank.org/ (© http://maps.worldbank.org/)

Die Weltbank stellt über 1.200 Indikatoren zur Entwicklung der Welt aus den Jahren 1960 bis 2008 aus 220 Ländern online zur Verfügung. Dabei handelt es sich um Daten beispielsweise zur Kindersterblichkeit, CO2-Emissionen, Pro-Kopf-Einkommen oder Staatsschulden. Mit Hilfe dieser Daten können auf der Website "Mapping for results" Webkarten individuell konfiguriert erschlossen werden. Ziel ist es strukturelle Lücken in der Entwicklungspolitik zu erkennen. So können beispielsweise Zusammenhänge zwischen Kindersterblichkeit und der Vergabe von Krediten für Wasserprojekte hergestellt und lokale bzw. regionale Förderlücken identifiziert werden. Die Karten lassen sich über Widgets auf anderen Websites und Blogs integrieren. Auch die Rohdaten selbst können abgerufen und für neue Zwecke verwendet werden. Die Daten können so als Grundlage für Apps dienen, mit denen freie Entwickler spezielle Fragestellungen lösen können. Im Wettbewerb "Apps for Development" wurde beispielsweise die Anwendung "StatPlanet World Bank" ausgezeichnet, die eine Auswertung der Weltbank-Datenbank über Karten und Schaubilder ermöglicht. Eine andere Anwendung zeigt, wieviel Wasser abhängig von der Fläche eines Hausdachs gesammelt und welche Mengen Frischwasser dadurch eingespart werden könnten. Es wurden auch eine Reihe von mobilen Smartphone-Anwendungen entwickelt. Außerdem veröffentlicht die Weltbank auch Mikrodaten aus Umfragen; sie stehen auf Englisch, Französisch, Spanisch, Chinesisch und Arabisch zur Verfügung.
Externer Link: http://maps.worldbank.org/

Weitere Inhalte

Christiane Schulzki-Haddouti, geb. 1967, arbeitet seit 1996 als freie IT- und Medienjournalistin. Seither hat sie in über 50 Tageszeitungen, Online-Medien, Fachzeitungen und -zeitschriften veröffentlicht. Ihre Berichterstattung befasst sich mit dem Leben in der Informationsgesellschaft und all seinen Chancen und Schwierigkeiten.