Flüchtlingszahlen weltweit: Kein Rückgang in Sicht
Deutschland und andere Mitgliedstaaten der Europäischen Union werden auch im nächsten Jahr eine hohe Fluchtzuwanderung erleben. Angesichts der politischen Entwicklungen in vielen Ländern der Welt ist mit einem Rückgang der Zahl der Menschen, die weltweit vor Krieg, Not und Verfolgung fliehen, derzeit nicht zu rechnen.
Weltweit sind nach Angaben des UNHCR im Jahr 2015 60 Millionen Menschen auf der Flucht. 19,5 Millionen davon haben als sogenannte "internationale Flüchtlinge" ihre Heimat verlassen und Schutz in einem anderen Land gesucht. Hinzu kommen 1,8 Millionen Menschen, die sich noch im Asylverfahren befinden, bei denen also noch nicht feststeht, ob sie humanitären Schutz erhalten (vgl. Abbildung 5). Blickt man auf die aktuellen Entwicklungen in den Hauptherkunftsländern internationaler Flüchtlinge – unter anderem Syrien, Afghanistan, Somalia – so scheint ein Rückgang der weltweiten Fluchtbewegungen in naher Zukunft nicht in Sicht, auch wenn sich die internationale Gemeinschaft verstärkt die Bekämpfung der "Fluchtursachen", auch mit militärischen Mitteln, auf die Fahnen schreibt. Erst seit der syrische Bürgerkrieg Millionen Menschen dazu bewegt hat, sich auf den Weg nach Europa zu machen, erst seit der Terrorismus des radikalen sogenannten "Islamischen Staates" (IS) in Form der brutalen Anschläge von Paris im Herzen des "alten Kontinents" angekommen ist, suchen auch die EU-Mitgliedstaaten mit Nachdruck nach Strategien zur Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen in Syrien, insbesondere zur Bekämpfung der extremistischen Terrormiliz IS. Anfang September 2014 hatte sich unter Führung der USA eine Anti-IS-Koalition gegründet, die inzwischen rund 60 Länder umfasst, darunter auch Deutschland. Beschränkte sich die deutsche Mission zunächst auf die Belieferung der kurdischen Peschmerga mit Waffen und die Ausbildung dieser Kämpfer, so beschloss der Bundestag Anfang Dezember, bis zu 1.200 deutsche Soldaten in den Kampfeinsatz nach Syrien zu schicken. Ist der Einsatz laut Mandat zunächst auf ein Jahr beschränkt, so geht der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, bereits davon aus, dass der Kampf gegen den IS weit über zehn Jahre andauern könnte[1]. Als problematisch sehen Beobachter dabei, dass die Mitglieder der Anti-IS-Koalition alle sehr unterschiedliche Ziele und Interessen in Syrien verfolgen. Allein das Beispiel Syrien zeigt somit, dass die globalen Fluchtbewegungen andauern werden.
Ausblick

Dies sind keine Fragen, auf die es einfache Antworten gibt. Und es sind große Errungenschaften wie das Schengen-Abkommen und Menschenrechte, die von den Antworten auf diese Fragen abhängen. Auch wenn Deutschland (und andere EU-Staaten) zahlreiche nationale Ad-hoc-Maßnahmen ins Leben gerufen haben, so ist die Flüchtlingsfrage doch eine globale Frage, auf die auch nur globale Antworten gefunden werden können.
Dieser Text ist Teil des Kurzdossiers Jahresrückblick Migration 2015.